Dies sind so ziemlich die letzten Prospekte der Nizo Kameras
Mai 2023 - von Gert Redlich - Bei der Frankfurter BRAUN AG waren schon seit Jahren die Amerikaner von Gillette in der Geschäftsführung und im Hifi-Museum lesen Sie ganz viel über den Übergang der deutschen Geschäftsleitung von den beiden Brüdern Artur und Erwin Braun an die Amerikaner. Sie lesen dort auch über den Chef von Gillette, einen amerikanischen Giganten, ein 500 Millionen US Dollar Konzern. Der wichtige Mann dort hieß Vincent Ziegler und der sprach perfekt Deutsch, er hatte nämlich eine deutsche Mutter aus Düsseldorf und der Vater war ein hoher Offizier in der US-Armee.
Jedenfalls hatten die Amerikaner in der oberen Geschäftsleitung von Gillette nach 1945 immer wieder festgestellt, daß Europa den USA so etwa 5 Jahre hinterherhinkt oder läuft, daß also eine Entwicklung in den USA spätestens in 5 Jahren auch Europa erreicht. So wurde zum Beispiel in 1971 die Entwicklung und Produktion des bekannten BRAUN Spulen- Bandgerätes TG 1000 bei BRAUN eingestellt und die letzten kleinen Serien des TG 1020 bei UHER in München in Auftrag gegeben.
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Die Amerikaner hatten es gerochen, der 8mm Film wird in Kürze von den Camcordern überholt und ist damit tot - mausetot.
Sicher hatten die Amerikaner den Versuch von Philips und Grundig mit den Consumer Video-Recordern aus der Ferne beobachtet, wie sich diese beiden großen Firmen mit den Videorecordern schwer getan hatten. Auch eine Auflage von insgesamt 120.000 VCR Recordern konnte dem nicht abhelfen. Man sah die erfolgshungrigen Japaner mit Macht kommen und das VHS Video-System weltweit gegen die Europäer positionieren.
Und man sah auch, die Japaner wollten schon beim Einstieg in diesen voraussichtlich lukrativen Markt über 40 Milionen Recorder produzieren, für die ganze Welt. Die Amerikaner sahen auch mit gemischten Gefühlen, wie die Japaner den Markt für mobile Consumer-Kameras und Consumer-Recorder einnahmen. Selbst die große RCA und GE hatten dem nichts entgegenzusetzen.
Die kluge Entscheidung war:
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BRAUN "MUß" die Filmsparte schnellstens loswerden
Ob das "Geschäft" hinter den Kulissen angeleiert wurde oder als absehbares Verlustgeschäft eingeplant wude, die Nizo Sparte wurde an die BOSCH-Tochter EUGEN BAUER in Stuttgart (die mit den 35mm Kinomaschinen) "übergeben". Doch auch dort konnte die schwerreiche BOSCH Mutter den Gang der Dinge nicht aufhalten. Bolex und Eumig mußten auch aufgeben. Selbst die Japaner mit ihren 8mm Kameras wie Yashica und andere hat es hart getroffen.
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Diese 1976/1977er BRAUN Prospekte hatten wir in 2022 mit vielen Panasonic Camcordern geerbt
Sie zeigen ganz deutlich das letzte Aufbäumen in einem verlorenen Markt. Die 8mm Tonfilm-Kamera konnte es nicht retten. Auch die Stereo-Tonfilm-Kamera konnte es nicht, obwohl die ersten mobilen VHS Camcorder gerade mal Mono konnten und mit einer miserablen Bildqualität "glänzten".
Doch diese Entwicklung war nicht mehr aufzuhalten. Der ganze Hickhack mit dem Entwickeln und dann Schneiden und dann (eventuell noch) Vertonen, das war alles hinfällig. Auch die Super-8 Tonfilm-Kamera konnte daran nicht mehr viel ändern.
Erstaunlich ist nur, daß man das bei EUGEN BAUER in Stuttgart nicht hatte sehen wollen, daß dieser Markt im steilen Abwärtsgang lief. Es dauert nur knapp 2 Jahre, dann war der Wandel vollzogen. Gleiches passierte auch mit den Dia-Projektoren von Kodak, den berühmten Karoussell-Projektoren mit den runden Magazinen - als die ersten Beamer kamen. Ganz schnell waren die Dias out und die Projektoren waren tot.
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Inzwischen in 2022 und 2023 haben wir erstaunlich viele Hightech Consumer- und Semi-Profi- Camcorder bekommen, 3 kleine sogar mit HD Qualität und Stereoton. Aus den digitalen Bandlaufwerken wurden Memory-Chips, die mehrere Stunden in HD aufzeichnen können. Es ist fast schon bewundernswert, wie sich diese Technik entwickelt hatte.
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