Hier stehen die Messe- bzw. Veranstalter "Informationen".
Im Unterschied zu unseren überwiegend selbst formulierten Artikeln und Kommentaren sind das die vorauseilenden Lobeshymnen der Redakteure und Pressemenschen sowie der Messe-Ausrichter, der Messegesellschaften und der Veranstalter. Allermeist basieren die auf den vorab verteilten Presse- Informationen der Hersteller oder der Vertriebsfirmen. Nur die wenigsten dieser Lobeshymnen waren "wahr" bzw. hatten sich wirklich erfüllt.
Die Fachblätter und Magazine waren meist (finanziell) darauf angewiesen, solche Artikel unkommentiert zu veröffentlichen, weil da allermeist auch sogenannte "flankierende Anzeigen" (hinzu) geschaltet wurden. Über diese selbstverständlich erfundenen nebulösen ("das gabs doch gar nicht") Zusammenhänge gibt es ausführliche Seiten im Hifi-Museum, weil es dort ganz besonders offensichtlich wurde, wie "das Spiel" funktioniert.
Und: wir sollten unterscheiden zwischen "Zeilen" und "Linien"
Es fällt immer wieder auf, daß selbst gestandene Fach-Redakteure und Fach-Autoren diese beiden Begriffe allzuoft verwechseln, vertauschen oder ungeschickt benutzen. Viele PAL- Kameras konnten trotz nomineller 625 Zeilen nur echte 450 Linien aufnehmen und auch darstellen. Gleiches gilt für Videorecorder, Monitoren und Fernseher aller Hersteller. In den gesamten englisch sprachigen Publikationen sind es die verwechselbaren "lines" (und ab und zu die TV-lines) und man muß Nachsicht walten lassen. "Sie" unterscheiden das ganz selten.
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Berichterstattung IBC '92 - (Amsterdam) Teil 3
aus FERNSEH- UND KINO-TECHNIK - Nr. 11/1992 von R. Bücken
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Convention mit Kontroversen
Schluß wn FKT 10/92 S. 709
Die "International Broadcasting Convention" ist vor allem eine riesige Konferenz - mit einer angeschlossenen Ausstellung. Nur ist eines nicht möglich - beides gleich intensiv mitzuverfolgen.
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Doch in diesem Jahr ........
Doch in diesem Jahr war die technische Konferenz in einem Punkt besonders spannend: Es ging - einmal mehr - um den richtigen Weg in die Fernsehzukunft. Dieses Mal standen jedoch nicht nur Zukunfts-Konzepte zur Diskussion, sondern reale Systeme und Einführungsstrategien. Die waren - zumindest was Europa anging - in bester Perfektion aufgebaut.
Da war zunächst Eureka 95.
Dort hieß in der West-Hall das Thema "HDTV on the Air" und wurde mit einem zweigeteilten Stand dokumentiert (Bild 1). Vorne offen für jedermann, hinten nur für Experten. Wobei gesagt werden muß, daß es eh' keine "Normalbesucher" gab - wer zur IBC kommt, kennt sich aus in der Materie der Fernsehtechnik, wie dick die Bretter auch immer sein mögen, die das Wissen tragen.
Doch darum geht es nicht, es geht - wieder einmal - um "Geheimhaltung" und um "Photographierverbote", die äußerst subtil ausgesprochen werden.
Offenheit, Transparenz und Ehrlichkeit - das fehlt den Eurekanianern wohl noch immer, und das ist ein großes Handikap beim Image.
Da wird nicht gesagt, das ist unser Stand und demnächst planen wir die Implementation von Phase X und Y, nein, nach außen die perfekte Schau, und dann stümperhafte Erklärungen, warum dieses und jenes wieder einmal nicht so recht funktionierte ...
Diesmal funktionierte alles vorbildlich
Dabei haben sich dieses Mal - zumindest was die Präsentationen vor den Kulissen anging - Wissenschaftler und Techniker größte Mühe gegeben, und alles funktionierte vorbildlich. Den Bildern in der Großprojektion konnte kaum jemand ansehen, ob es sich um HD-MAC- oder HDTV-Bilder handelte.
Es war - wie ein technischer Beweis eindeutig klärte - HD-MAC, Dabei handelte es sich um eine in jeder Beziehung optimierte Variante, und der Bildqualität konnte das nur dienlich sein.
Was jedoch dabei deutlich wurde ist die enorme technische Potenz des Verfahrens, die bislang aus präsentations- und organtsationstechnischen Gründen immer wieder nur ansatzweise zu sehen war.
Wimbledon mußte als Zugnummer herhalten
Nun gab es während der Zeit der IBC noch keine Olympiade, doch gesportet wird irgendwo immer und so wählte man dieses Mal Wimbledon, auf dem sich die Tenniscracks dieser Welt erneut wieder ein Stelldichein gaben.
Die jeweiligen Spiele wurden - sofern eine Liveübertragung über den französischen Telecom-2-Satelliten anstand - angekündigt und führten bei Eureka immer zu einem vollen Stand.
Dieses Mal wurde das Verfahren sogar verschärft und HD-MAC verschlüsselt nach dem Euro-Crypt-Verfahren übertragen. Wenn die schlagenden Athleten zeitweilig ihre Tennisschläger aus der Hand legten, wurde auf MAZ-Betrieb umgeschaltet, und dann gab es MAZ-Bilder von der Winter-Olympiade. Auch in ausgezeichneter Qualität.
Der HDTV Großbildprojektor von Seleco
Vorgeführt wurde mit dem Großbildprojektor von Seleco in einem "Mini-Theater", das jedoch recht ausgewachsen schien. Außerdem wurden diverse Monitoren unterschiedlicher Hersteller versorgt, ebenfalls wurde die "Kompatibilität" zu D2-MAC gezeigt. Und hier hat das System noch immer Schwächen.
Schließlich hatte man auch professionelle Anwendungen, sprich also "Non-broadcast applications", auf dem Stand versammelt.
So war eine HD-Photo-CD-Anwendung zu sehen auch ein HD-Laser-Disc-System. Auf großes Interesse stieß eine HD-VideoWall, die über eine ict-Splitmachine gesteuert wurde.
Als Signalquelle diente eine HDTV-MAZ, und es wurden eine Vielzahl von Effekten vorgeführt: Spiegelungen, Verzerrungen, Freeze, Farbverfremdungen usw. Die jeweiligen Tricks wurden über einen Computer gesteuert. Während alle Eingangssinnale genutzt werden können, stehen am Ausgang der ict-Splitmachine das PAL- oder NTSC-Signal mit Standard- oder doppelter Frequenz zur Verfügung.
Der Eureka-95 Stand hatte eine "Privatabteilung"
In der "Privatabteilung" des Eureka-95- Standes gab es gerätetechnische Neu- bzw. Weiterentwicklungen für die Phase III, gewissermaßen zum Abschluß der Entwicklung, bevor EU 95 ab 1994 mit HD-MAC in die Luft, oder besser, über Satellit und ins Kabel geht.
Die Finanzierung der Entwicklungsaktivitäten für das EU-95-Projekt wurde am 23. Juni 1992 erstmal für den Zeitraum bis zum 31. Dezember 1994 gesichert.
So wurde die Möglichkeit gezeigt, vier D2-MAC-Kanäle in einem HD-MAC-Kanal zu übertragen, eine Verbesserung der D2-MAC-Wiedergabe von HD-MAC-Signalen sowie ein HD-MAC-codierter Suround-Ton mit fünf Kanälen (rechts, Mitte, links und zwei Surround-Kanäle hinten), wobei mit einer Kombination aus Musicam- und Hidden-Channel- Codiertechniken gearbeitet wird.
Es wurden auch Überspielungen von Film-to-tape- Übertragungen und umgekehrt vorgeführt. Da dabei die Bildfrequenz beibehalten wird, gibt es auch keine Probleme mit zusätzlichen Bewegungsartefakten, was zweifellos ein Vorteil des Systems ist.
Ob die Bewegungsauflösung mit 24/25 Vollbildern bzw. 50 Halbbildern bei alledem ausreichend ist, sei dahingestellt. Auch wurde außer einem 56"-HD-MAC-Rückprojektor von Philips noch kein weiteres HD-MAC-Wiedergabegerät mit 100-Hz-Technik gezeigt.
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Der Tape-to-Film-Transfer
Der Tape-to-Film-Transfer erfolgte auf einem durch Thomson Broadcast und ExMachina entwickelten System, wobei entweder zwei oder vier D1-Maschinen für das Eingangssignal genutzt werden. Auch die analoge und digitale HDTV-MAZ von BTS ist zu nutzen, wobei die Übertragung auf die Methode 4xD1 durch Vision 1250 vorgenommen wird.
Als Zwischenspeicher dient ein digitales Bildplatten- Speicher-System, von dem die jeweiligen Farbkomponenten Rot, Grün und Blau zu einem Filmrecorder auf 35mm-Negativfilm mit einer Auflösung von 1152 x 2048 Bildpunkten übertragen werden.
! Monat Belichtugszeit für 90 Minuten HD Film
Für die Übertragung einer 90-Minuten- HDTV-Aufzeichnung werde derzeit noch ein Monat benötigt, war zu hören.
Auch BTS stellte das zusammen mit Cinema-L entwickelte TFT-System (Tape-to-Film-Transfer) vor, die erste Überspielung erfolgte am 22. Mai und nutzte die HDTV-MAZ BCH 1000 und den Diskrecorder HDDR 8000 sowie das "Beam Absorption Process Image Transfer System" BAPITS von Cinema-L.
Ein Bild ist in 1,9 Sekunden übertragen, für 30 Minuten werden 24 Stunden benötigt. Die Auflösung wird mit 1152 * 1440 Bildpunkte (20 MHz) angegeben.
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Der HDP-Ansatz - HDTV progressiv
Ganz aus der Diskussion scheint der HDP-Ansatz zu sein - mit HD-Progressiv. Dieser Ansatz ist bislang theoretischer Natur, der Zeilensprung ist noch immer die praktische Realität.
Schließlich demonstrierte Thomson einen Transcoder für die Übertragung von 1250/50/2:1 nach dem - möglicherweise - künftigen nordamerikanischen Standard 1050/ 59,94/2:1 (Bild 2).
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Schlumberger Industries taucht auf
Schlumberger Industries und Thomson-CSF/LER zeigten einen experimenteilen digitalen HDTV-Recorder mit Bitratenreduktion.
Der experimentelle Datenrecorder entspricht äußerlich in etwa einer D1-Maschine und kann Datenraten von 10 bis 240 Mbit/s aufzeichnen, wobei Kopftrommel und Bandtransport mit variablen Geschwindigkeiten laufen können; eine große D1-Kassette ermöglicht eine Spielzeit von 2 Stunden.
Die Datenreduktion basiert auf dem Codec für 140-Mbit/s-Übertragung. Es wird eine Hybrid DCT (diskrete Cosinus Transformation) mit variabler Längen-Codiertechnik und Bewegungskompensation genutzt.
Der Codier- und Decodierprozeß ist selbst für die meisten kritischen Bilder transparent, so daß auch nach kaskadierten Codier-und Decodierprozessen keine wesentliche Qualitätsverschlechterung eintritt.
Damit wären dann Nachbearbeitungen und Chromakeying möglich, wobei auch Zeitlupenwiedergabe realisiert ist. Für künftige Entwicklungen sei jedoch eine Maschine mit höherer Datenkapazität erforderlich, hieß es.
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300 Stunden HDTV-Programmaterial von Eureka
Derzeit kann Eureka auf über 300 Stunden HDTV-Programmaterial zurückgreifen, vom Medium 35mm-Film ganz zu schweigen.
Vision 1250 stellt seinen Mitgliedern kostenlos technische Geräte, Support und Training - und das gegen eine jährliche Mitgliedsgebühr von 40.000 ECUs.
Kleinere Produktionsgeseilschaften sollten sich zusammenschließen, um dann gemeinsam bei Vision 1250 mitzuwirken. Bei größeren Produktionen behalten die Programmhersteller die vollen Urheberrechte, müssen jedoch eine erste Kopie an Vision 1250 für Promotionzwecke abgeben.
Ein riesiger Aufwand bei Vision 1250
Über 25 Fahrzeuge und 70 technische Mitarbeiter stehen inzwischen für Vision 1250 zur Verfügung.
Dazu Walther Fitz vom ORF, assoziiertes Mitglied bei Vision 1250: "Wir arbeiten mit HDTV-Equipment, ohne es kaufen zu müssen. Außerdem können unsere Leute mit der neuen Produktionstechnik Erfahrung sammeln, und wir erhalten schon jetzt gute Programme, die wir jederzeit nutzen können."
Michel Oudin, Generaldirektor von Vision 1250, wies noch einmal darauf hin, welche Anstrengungen in diesem Jahr unternommen wurden, um das europäische HDTV-System weiter zu kommerzialisieren.
"Wir hatten die Winter-Olympiade und bereiten uns zur Zeit auf die Sommer-Olympiade vor, wir waren bei den Fußball-Europameisterschaften und auch in Wimbledon. Dann präsentierten wir uns bei den großen Ausstellungen wie NAB, MIP TV und sind jetzt hier auf der IBC. Wir begleiten die Expo in Sevilla und produzierten auch viele kulturelle Programme, so den Ring der Nibelungen, Gala Sevillana usw. - wir sind in diesem Jahr jedenfalls einen enormen Schritt weitergekommen! Damit sollte es allen Beteiligten von Vision 1250 und den Unterzeichnern des MOU = "Memorandum of Understandig" möglich sein, sich mit Zuversicht an der weiteren Entwicklung von HDTV-Programmen zu beteiligen. In Kürze soll als dritter Pfeiler ein 'Action Plan' nach der Direktive und dem MOU für die Einführungsstrategie von hochauflösendem Fernsehen bekanntgegeben werden."
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Das MOU = "Memorandum of Understandig"
Am 15. Juni 1992 hatten unter anderem A2, Canal+ , RAI, Thames, RTl, BBC, France Telecom, Deutsche Bundespost, Philips, Thomson das MOU unterzeichnet, nachdem sich am 5. Juni 1992 die Telekommunikationsminister der EG-Staaten auf einen Aktions-Plan für die Jahre 1993 bis 1997 verständigt hatten.
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Die terrestrische Übertragung von HDTV ?????
Bei Eureka 95 geht ein Punkt immer wieder unter - die terrestrische Übertragung von D2- bzw. HD-MAC. Thomson-LGT zeigte - etwas versteckt auf der Rückseite des Standes - diese Technik, und zwar sowohl unter realen Bedingungen als auch in einer Simulation.
Das Übertragungssystem war im PTT-Telecom-Tower in Amsterdam untergebracht. Sowohl das Tennis-Turnier aus Wimbledon wurde übertragen als auch HDTV-Programme aus dem Vision-Centre von France Telecom.
Die Programme wurden zunächst über den 3. Repeater des französischen Telecom-2-Satelliten übertragen. In Amsterdam wurde das Signal mit einem 2-Meter-Spiegel empfangen und dann im UHF-Bereich mit einem HD-Transmitter ausgestrahlt.
Für HD-MAC werden 12MHz-Kanäle benötigt, und deshalb nutzten die Thomson-Experten zwei UHF-Kanäle, nämlich 33 und 34, über die mit 200 Watt das HD-MAC-Signal abgestrahlt wurde (Bild 3).
Zu Nachbarkanalstörungen soll es nicht kommen, hieß es. Die gezeigten Bilder waren durchaus akzeptabel. Das Signal läßt sich auch als AM-VSB (Vestigial Side-band; Restseitenbandmodulation) im Kabel übertragen.
In Frankreich wird dies seit dem 13. Januar 1992 in Nemours, einem kleinen Städtchen etwa 100km südöstlich von Paris gelegen, praktiziert. Im Jahre 1585 machte das Örtchen schon einmal Geschichte, als König Heinrich III von Frankreich mit der Heiligen Liga eine Übereinkunft gegen die Hugenotten schloß.
Jetzt geht es jedoch nicht gegen etwas, sondern für etwas, nämlich für den Beweis, daß sich D2-MAC auch terrestrisch übertragen läßt. Es laufen derzeit noch zwei 10W-Sender, einer im Kanal 31 und einer auf 53. Zu beiden gibt es Nachbarkanäle, und so wird untersucht, ob es nicht zu Störungen kommt.
Zwei öffentlich zugängliche "Viewing-Sides" sind in den Hotels Nemours und Ecu de France untergebracht. Im Kongreßteil gab es jedoch keinen Platz, um über das terrestrische Experiment zu berichten.
Das HHI-Projekt des BMFT
Bereits im vergangenen Jahr 1991 entstand auf Initiative des BMFT das HHI-Projekt "Digitale Terrestrische HDTV-Übertragung - Definittonsphase", das vom 1. April 1991 bis 31. März 1992 mit den Partnern Deutsche Thomson-Brandt (DTB), Grundig, ITT-Intermetall und ARGE DETECON/DLR durchgeführt wurde.
Haupterkenntnis der Arbeit: Digitales HDTV ist grundsätzlich machbar, doch gibt es noch eine Vielzahl von ungelösten Problemen. Bis Anfang 1995 soll eine Demonstrations-Übertragungsstrecke stehen, wobei folgende Partner am Verbundprojekt teilnehmen;
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- - Bosch-Forschungsinstitut,
- - DAB-Plattform,
- - DBP-Telekom (FI/FTZ),
- - DLR/Institut für Nachrichtentechnik, Oberpfaffenhofen,
- - Deutsche Thomson-Brandt,
- - Grundig EMV,
- - Heinrich-Hertz-Institut für Nach-' '*-tentechnik (HHI), ^>
- - Institut für Rundfunktechnik (tRT),
- - ITT-Intermetall.
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Neben der Working Group eine Launching Group
Neben der "Working Group Digital Terrestrial Broadcasting" (WGDTB) gibt es eine Launching Group, die alle Arbeiten auch politisch einordnet. Doch diese Projekte stehen nicht allein.
So gibt es u.a. die Eureka-Projekte 625 (VADIS) und Eureka-256, ferner das RACE-Projekt dTTb (digital Terrestrical TV broadcasting), was nicht unbedingt HDTV enthält. In die VADIS-Arbeiten werden die Ergebnisse der Moving Picture Experts Group 1/2 integriert.
Die UHF-Kanäle 61 bis 69 könnten für digitale terrestrische Übertragung genutzt werden - wenn man sie von der jetzigen Nutzung durch das Militär frei bekäme.
Unter der Bezeichnung SPEC-TRE (Special Purpose Extra Channels for Terrestrial Radiocommunication Enhancements) läuft in Großbritannien ein Feldversuch, bei dem ein mit DCT-Technik von 216 Mbit/s auf 12 Mbit/s datenkomprimiertes TV-Signal von Stocktand Hill nach Beacon Hill im UHF-Bereich übertragen wird, STERNE (Systeme de television en radiodiffusion numerique) heißt das von der CCETT entwickelte System. Daneben gibt es noch die Projekte HIVI-TIS und Flash TV.
Über HD-Divine durfte während des Kongresses nicht geredet werden. Nur ein Fachbeitrag über einen 25-Mbitys-HDTV-Codec ist in den Technical Papers abgedruckt - für ein Referat blieb keine Zeit.
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HD-Divine - Digitaltechnik aus dem hohen Norden
Während an vielen Stellen in Europa recht publicityscheu an digitalen HDTV-Systemen gearbeitet wird - schließlich könnte es zu Irritationen mit der HD-MAC-Gruppe kommen -, wollten die Skandinavier nicht schweigen.
Da ihnen das Podium der IBC verschlossen blieb (warum ??), suchten sie in einem Innenstadthotel den Kontakt zum Fachpublikum und der Fachpresse.
"One Big Step for Television" hieß denn auch die Botschaft und sollte heißen, daß viele kleine analoge Schritte nicht nur unnötig, sondern vor allem falsch seien. Dabei ist die Ausgangsposition für die skandinavischen Länder etwas anders als im übrigen Europa. Satellitenempfang ist im Norden wegen des flachen Einfallswinkels problematisch, und Kabelanlagen gibt es nur in wenigen Großstädten.
Der terrestrische Empfang ist die Basis der Rundfunkversorgung. Um hier zu deutlichen Empfangsverbesserungen zu kommen, bedarf es eines "großen digitalen Sprungs", so Sven-Olof Ekholm, Technischer Direktor des schwedischen Fernsehens Sveriges Television.
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HD-Divine
Dieser Sprung sollte mit HD-Divine passieren, und dieses Kürzel steht für "Digital Video Narrow-band Emission". Entwickelt vor allem von schwedischen, dänischen und norwegischen Wissenschaftlern und Ingenieuren, soll HD-Divine die in den USA populäre Idee von digitalem HDTV auch nach Europa bringen.
Die Skandinavier wollen nämlich wie in den USA das hochauflösende Fernsehen über normale terrestrische Sendernetze zu den Zuschauern bringen. Mit einem wesentlichen Unterschied: Während in den USA nur sechs Megahertz breite Übertragungskanäle zur Verfügung stehen, könnten in Europa zwei Megahertz mehr spendiert werden. Der Bildqualität kann das nur zugute kommen.
Bei der Umsetzung der Idee stand vor allem das DigiCipher-System von General Instrument Pate. Seit Anfang des Jahres 1991 wird am Divine-Projekt gearbeitet - jetzt ist nahezu die komplette Hardware bereits realisiert.
Dabei arbeiteten noch nicht einmal 50 Leute daran, insgesamt wurden 200 Mann- bzw. Frau-Jahre und 20 Millionen Kronen, etwa vier Millionen Dollar, spendiert.
Noch läuft HD-Divine nicht ganz rund
Den Besuchern wurde erklärt, daß alle Komponenten voll funktionstüchtig wären, die Experten freilich erfuhren, daß es mit Modulator und Demodulator noch Probleme gab (Bilder 4 und 5). Und auch beim Codec erkannten die Spezialisten noch Artefakte.
Doch das vorgestellte System ist selbst für die Skandinavier nicht der Weisheit letzter Schluß.
Folgende Partner arbeiten an HD-Divine:
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- - Teracom, eine eigenständige Forschungsabteilung des schwedischen Radios;
- - Telia Research, das Forschungsinstitut der schwedischen Telecom;
- - Swedish Television (SVT);
- - Swedish Broadcasting Corporation (SR);
- - Norwegian Telecom;
- - Telecom Denmark;
- - Digital Vision Sweden (Stockholm, Codec-Hersteller) und
- - Sintef Delab Norway (Trontheim, Modem-Hersteller).
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Nicht vertreten ist der finnische Multi Nokia. Doch als "A"-Teilnehmer bei Eureka 95 würde es sich nicht gut machen, gleichzeitig bei Divine eine Hauptrolle zu spielen.
Die Nordlichter waren begeistert
Die Vorführung des Systems auf der IBC war durchaus überzeugend, auch wenn die für die nächsten Wochen versprochene terrestrische Übertragung weiter verschoben werden muß. Die internationale Resonanz stimmte die Divine-Initatoren froh: J.C. MAcKinney, Vorsitzender des ATSC (Advanced Television Systems Committee) plädierte für einen großen Schritt bei der Verbesserung des Fernseh Systems - und nicht für viele kleine.
Auch George T. Waters, Technischer Direktor der EBU, gab sich zuversichtlich: "Hiermit könnte ein Meilenstein in der Geschichte der künftigen Fernsehtechnik gesetzt worden sein."
Und die Skandinavier selbst? "Wir sind gegen HD-MAC, weil das ein altes System ist, es entspricht dem japanischen Hi-Vision, das ebenfalls technisch überholt ist", erklärte Valdemar Persson, Managing Director von "Svensk Rundradio".
Anmerkung : Das war übrigens auch Professor Hausdörfers Meinung von Aanfang an und er eckte damit bei Herrn Ziemer vom ZDF kräftig an. Sie wurden auch nie Freunde.
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Mit PAL haben die "Nordlichter" ebenfalls nichts im Sinn
Mit einer Verbesserung des PAL-Systems haben die "Nordlichter" ebenfalls nichts im Sinn. "Das System hat 25 Jahre gut gearbeitet, doch jetzt ist es an der Zeit, ein neues Verfahren europaweit einzuführen, das wirklich eine deutlich bessere Auflösung ermöglicht", so Persson.
Der Kampf an zwei Fronten - einerseits gegen Eurekas HD-MAC und andererseits gegen PAL plus - macht es schwierig, Mitstreiter zu finden. Einzig die europäischen Rundfunkanstalten zeigen sich offen.
So Ulrich Reimers, Technischer Direktor des NDR: "Das Verfahren ist interessant. Wir müssen aber noch intensiver zusammenarbeiten."
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Kompresson mit DPCM Techniken
Technisch beginnt das System im Studio mit der europäischen HDTV-Technik, sprich mit 1250/50/2:1. Durch Vorfilterung wird das Studiosignal auf etwa 900 Mbit/s reduziert, im Coder dann weiter auf 24 Mbit/s. Dabei werden unter anderem DPCM- (Differential Pulse Code Modulation) und Transform-Coding-Techniken genutzt.
Insgesamt bedeutet das eine Reduktion um den Faktor 40. Zusammen mit Ton und Fehlerschutz kommt es zu einer Übertragungsrate von 27 Mbit/s. Hier mußte ein Kompromiß angestrebt werden: Je höher einerseits die Datenrate, desto besser die "Bild"-qualität, und andererseits je geringer die Datenrate, desto besser die "Übertragungs"-qualität.
Im Modulator wird der Datenstrom in ein 8-MHz-UHF-Signal gewandelt. Nach der Übertragung wird im Demodulator wieder der digitale Datenstrom generiert, es folgen Fehler-Korrektur und Decoder, und im Empfänger sollte dann wieder das Bild entstehen, das im Studio produziert wurde.
Oder zumindest ein sehr ähnliches. Mehrwege-Empfang darf bei alledem nicht zu Reflexionen führen, und auch die bisherigen analogen Ausstrahlungen dürfen nicht gestört werden.
Die Lösung der Frequenzfrage indes bedeutet auch für HD-Divine die Nagelprobe. Bis eine neue Frequenzzuweisung erfolgt, dürften - zumindest in Mitteleuropa - Jahrzehnte vergehen.
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ist das der HD-MAC Todesstoß ?
Skandinavien hat da weniger Probleme. Eines scheint klar zu sein - ein terrestrisch funktionierendes digitales HDTV-Übertragungssystem könnte das Ende von HD-MAC sein. Auch für PALplus könnte die Luft dann dünn werden.
Die Skandinavier tangieren mit ihren Ideen keine einheimischen Märkte, und so können sie offensiv und industriepolitische Aspekten unberücksichtigend operieren.
So wird HD-Divine derzeit nur ein Systemansatz von vielen sein - und wenn damit in der Öffentlichkeit nur deutlich wird, daß an digitalen terrestrischen Systemen gearbeitet wird.
Erst wenn die ersten HD-Divine-Feldversuche laufen und es dann zu keinen Störungen von PAL- und Secam-Kanälen kommt, dürfte nicht nur den Nordlichtern ein neues Licht aufgegangen sein.
Die USA wollen HD früher einführen
"Das wird ein sehr interessantes Experiment, das auch für unsere Untersuchungen sehr wichtig ist", erklärte Peter M. Fannon, Geschäftsführer des Advanced Television Test Centers in Alexandria, in dem bislang alle Kandidaten für ein US-amerikanisches digitales HDTV-System getestet wurden.
Während in den USA theoretisch in drei Jahren (1995) ein digitales HDTV-System auf Sendung gehen wird, denken die Skandinavier in ähnlichen Dimensionen: Von 1996 bis 1998 könnte das Verfahren eingeführt werden - wenn sich alle europäischen Broadcaster, Telecoms und die einschlägigen Industrieunternehmen einigen könnten und die Frequenzfragen geklärt sind.
Als isolierte skandinavische Lösung steht HD-Divine nicht zur Verfügung, eher wird das System wohl selbst von den Skandinaviern auf dem Altar des technischen Fortschritts geopfert. Schließlich konnte bislang noch immer kein komplett funktionstüchtiges System präsentiert werden,
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2. PALplus - eine saubere Demonstration
Die komplette Hardware-Kette, vor allem die neuen Coder und Decoder, zeigte das PALplus-Konsortium. Die Bildqualität war überaus beeindruckend, zumindest in den Kategorien des PAL-Systems. Auch die Kompatibilität zu 4:3-Empfängern war durchaus zufriedenstellend (Bilder 6 und! 7),
Die beiden Ecksteine für PALplus sind das vertikale "Helpersignal" und eine bewegungsadaptive Y/C-Trennung, um Cross-Color und Cross-Luminance-Effekte zu reduzieren.
Schließlich wurde inzwischen auch ein Film-Modus eingeführt, durch den die Endgeschwindigkeit von 25 Bildern pro Sekunde optimal ausgenutzt werden kann. Ferner kann das 16:9-Format von Programm zu Programm gesteuert werden.
Im kommenden Jahr würden weitere terrestrische Übertragungen stattfinden, war auf einer PALplus-Pressekonferenz zu erfahren. Man sei auf die Einführung des Systems im Jahre 1995 vorbereitet, und zur Jahrtausendwende könnten die PALplus-Geräte unter 2000 DM liegen. Decoder würden anfangs etwa 500 DM kosten, wurde gesagt. Erst wenn es ein funktionierendes digitales terrestrisches System gibt, dürfte PALplus überflüssig werden, stellte Prof. Reimers fest.
3. In Nordamerika ist alles anders
Daß der europäische und der nordamerikanische Weg nicht gleich ist, machte James C. McKinney, seit 1989 Vorsitzender des "Advanced Television Systems Committee" in den USA, deutlich.
Doch ließ er im Eröffnungsreferat des Kongreßteils kein gutes Haar an der ach so kompatiblen D2-/HD-MAC-Strategie. Und auch nicht an PALplus.
"Enhanced wide screen in Europe - why?" war seine Frage, und er hatte eine knappe Antwort parat: "Wir in den USA haben kein Interesse an Enhanced TV", so McKinney.
Und weiter: "Auch wir haben mit der Idee eines verbesserten Standard-Fernsehens vor drei oder mehr Jahren geflirtet. Damals glaubten die meisten von uns, daß die HDTV-Zukunft analog sein würde."
Mehr als 23 Vorschläge für HDTV in USA
Immerhin gab es ursprünglich 23 Vorschläge auf analoger Basis, auch MUSE-Systeme waren dabei. Dem vorgesehenen Enhanced-TV-System fehlte zu einem echten HDTV-System nur die erhöhte Auflösung.
Am meisten waren jedoch die großen Networks gegen ein verbessertes NTSC-System, sie wollen mit nur einem Schritt in die Fernsehzukunft kommen.
Doch auch damit sind die TV-Stationen zögerlich, denn sie haben keine Möglichkeiten, ihre Defizite mit Gewinnen aus anderen Unternehmen zu stopfen, wie das einst Sarnoff mit NBC und RCA noch konnte.
Wenn (damals bei RCA) in einem Unternehmen rote Zahlen geschrieben wurden, konnten sie durch Gewinne aus dem anderen Bereich ausgeglichen werden. Die heutigen US-Networks ABC, CBS, NBC, PBS und einige andere Gesellschaften diskutierten 1989, ob der Weg zu HDTV über ein Enhanced-TV-System führen oder ob ein direkter Weg gewählt werden soll. Die Entscheidung war klar; der direkte Weg ist - nicht nur mathematisch - der kürzeste.
Der analoge HDTV Weg in der Sackgasse
Bis auf NHK (die Japaner) gaben schließlich alle den analogen Weg auf. So hat sich die Federal Communications Commission (FCC) 1990 für den einen Schritt entschieden. Erst wenn der HDTV-Standard verabschiedet ist, könne über einen EDTV-Standard nachgedacht werden, hieß es. Damit war jedoch das Ende von EDTV eingeläutet.
Sollten erst HDTV-Geräte im Handel sein, wird sich wohl kaum jemand für ein qualitativ schlechteres Bild interessieren, auch wenn die Geräte dann billiger sein sollten.
"Es ist unfair, das Publikum zu bitten, mehrfach TV-Empfänger zu kaufen, um die Industrie zu unterstützen", erklärte McKinney. Für ihn bedeutet der analoge Weg eine alte Technologie, digital ist der Weg der Zukunft.
Die Erklärung ist ganz simpel: "Wie viele analoge Computer werden heute genutzt?" Und fragend warnend wandte er sich an die Technologierepräsentanten der alten Welt: "Warum entscheiden sie sich für eine alte Technik, wenn sie die Möglichkeit haben, die Technologie des 21. Jahrhunderts zu nutzen?"
Mehr noch - er verglich Japan und Europa. "Die sitzen im gleichen Boot - und rudern auch in die gleiche Richtung, allerdings gegen den Strom."
Ein digitales System wird das Rennen machen
Da digitale Übertragungstechniken sowohl bei "General Instrument" als auch bei "Zenith" bereits terrestrisch erprobt wurden, ist für McKinney die Konsequenz klar - ein digitales System wird das Rennen machen.
Da die USA keine Consumer-Elektronik-Industrie mehr habe, wie McKinney betonte - was so gesehen auch nicht stimmt - können wir jedenfalls keine falschen TV-Empfänger mehr bauen.
Dafür wies er aber auf die Aktivitäten des schwedischen Fernsehens mit HD-Divine hin, und so wurde dieses Verfahren dann doch noch aufs Podium gebracht. "Wir sollten den Übergang zu HDTV so schmerzlos wie möglich für den TV-Consumer machen, und HD-Divine kann das erreichen."
Auch bei der Studiotechnik will McKinney nur einen Schritt. "Die Broadcaster haben kein Geld und keine Zeit, zweimal hintereinander ihr Equipment zu ersetzen." Diese Worte dürften den anwesenden Kongreßteilnehmern sicherlich angenehm in den Ohren geklungen haben.
Die Gründe für die heftige Kritik an Eureka
Daß aus den USA das Eureka-Projekt so heftig kritisiert wird, hat Gründe. "Wir in den USA haben keine UE-Industrie mehr, wir haben nur eine Firma, die noch TV-Empfänger herstellt, das ist Zenith. Und alle ihre Geräte kommen aus Mexiko.
Dann haben wir noch andere Fabriken, doch die gehören alle Europäern oder japanischen Firmen. Amerikaner würden gerne ihre TV-Geräte von den gleichen Firmen kaufen, die ihre letzten Geräte geliefert haben, doch dazu müßte die Industrie wiederbelebt werden."
Für McKinney steht fest, daß "wir bald alle digitales Fernsehen erleben, und das in einem breiten Format und mit einer hohen Auflösung. Wir erreichen den Weg so schnell und so schmerzlos wie möglich."
Dabei lehnte er sich an eine japanische Produktionsmentalität an: "Wir sollten es schnell machen, einmal und richtig und das bereits beim ersten Mal."
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Dann kam Pieter Groenenboom, auch unter anderem Vorsitzender des Philips HDTV-Steering-Committees und in Branchenkreisen Mr. MAC genannt, zum Zuge. Inzwischen hat sich Groenenboom jedoch vom MAC-Tagesgeschäft zurückgezogen und berät den Philips-Präsidenten.
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4. 16:9 - das Format ist entscheidend
Für Groenenboom gibt es nur einen, der im Brennpunkt seiner Überlegungen steht: der Consumer (der Endkunde). Und natürlich dessen Wohlbefinden.
"Wir können sagen, daß die Consumer alle neuen Entwicklungen haben wollen - mehr Programme, bessere Bilder, und alles zu einem akzeptierbaren Preis." Die Meinung der Broadcaster über neue Techniken ist europaweit einheitlich - nämlich abwartend.
Wer seine Programme bereits terrestrisch anbietet, möchte möglichst nicht auf weitere Konkurrenz stoßen. Ob die Anbieter wirklich Interesse daran haben, bessere Bilder anzubieten, wie Groenenboom das sieht, scheint fraglich, zumal sich die Nachfrage der Konsumenten nach besserer Bild- und Tonqualität in Grenzen hält.
Auch neue Programmanbieter sind mit der gleichen Situation konfrontiert - sie müssen ihr Geld in die Programme stecken, die technische Entwicklung bleibt da zumeist auf der Strecke.
Die Sorgen der Industrie - das 16:9 Format
Die Industrie hat derweil andere Sorgen. Sie will den Marktdruck von unten organisieren - und das geht nur mit Geräten, die bereits optisch anders sind als konventionelle Geräte. Und das bedeutet Wide Screen. Das breite Bild ist keine europäische, sondern - so Groenenboom - "eine globale Entwicklung, und überall sehen wir, daß 16:9 das Format für die Zukunft ist.
Auch wir sind überrascht durch die Akzeptanz des neuen Formats. Obwohl es noch Probleme mit der Ausstrahlung entsprechender Programme gibt, wird das Format sehr populär, und das haben wir nicht vorhergesehen."
Die Anbieter von Satelliten-Programmen würden das neue Format wegen des Wettbewerbs bevorzugen. Schließlich seien auch die Eigner von Filmrechten wegen des Potentials von Breitwand-Filmen für private Nutzung über Videokassette oder Bildplatte daran interessiert.
Es hapert zur Zeit am Preis
Noch ist der Preis für 16:9 deutlich höher als für 4:3, aber die technische und marktwirtschaftliche Entwicklung dürfte den Preis weiter nach unten drücken. "Für ein 36"-Gerät brauchen Sie weniger Teile ihres Einkommen als für ein Farbfernsehgerät im Jahre 1967 auszugeben", erklärte der Philips-Mann.
Bei kleineren Bildröhren haben sich schon jetzt die Preise deutlich nach unten bewegt, "Die Preise treiben den Markt, und die Satelliten- Programmanbieter werden schnell nachziehen und Programme liefern", ist Groenenboom sicher.
Dennoch - die Geschwindigkeit der Einführung von 16:9 muß erhöht werden, um Fakten für die Einführung von HD-MAC zu schaffen.
So gibt es neben dem MOU = "Memorandum of Understanding" von der EG einen detaillierten Aktionsplan, der auch Broadcastern Zugang zu Finanzspritzen verschafft. "Das CEC-Proposal soll die Broadcaster für den Zeitraum von 1992 bis 1995 mit insgesamt etwa 850 Mill. ECU unterstützen, wobei 3/4 des Geldes für die terrestrische und satellitengebundene Verteilung der Programme vorgesehen sind und etwa 1/4 für die Programm-Herstellung."
Ob das aber greift, sei dahingestellt.
Der europäische Ansatz für 16:9-Geräte enthält nach Groeneboom "zwei kompatible Technologien, nämlich D2-MAC mit einer guten Zwischenqualität und HDTV mit HD-MAC. Das 16:9-D2-MAC-System gibt es bereits, und ist sehr vorteilhaft. Jetzt sind wir im letzten Stadium der HD-MAC-Vorbereitung, und mit diesem Systemen werden wir den Best dieser Dekade gut überstehen."
Inzwischen haben die MAC-Protagonisten auch die Aktivitäten des PALplus-Lagers positiv zu nutzen verstanden. Für die Industrie ist es wichtig, daß sich das Segment 16:9 gut entwickelt, und da spielt das Übertragungsverfahren keine Rolle.
Hauptsache 16:9 kommt noch 1995 über alle Kanäle zum Zuschauer. Auch die AV-Medien Kassetten und Bildplatten erhalten große Bedeutung. Ob die Videotheken aber wirklich im großen Maßstab neben Programmen in 4:3 parallel auch solche für 16:9 vorhalten werden, bleibt abzuwarten. Die ersten Versuche gibt es immerhin schon.
Der Kommentar zur japanischen Situation
Auch zur japanischen Situation nahm Groenenboom Stellung.
"Japan war der Treiber für HDTV und startete mit den Forschungsarbeiten in den 1970er Jahren. 1982 entwickelte NHK ein Übertragungs-System hierfür, um einen neuen Satelliten-Service aufnehmen zu können. Das öffentliche HDTV startete vor einem Jahr mit 8 Stunden täglich."
MUSE-Geräte kosteten anfangs 30.000 Dollar, verständlich, daß sich die Nachfrage in Grenzen hielt. Jetzt gibt es die Geräte ab 10.000 Dollar, und hier wird abzuwarten sein, wie sich das Kaufinteresse entwickelt (Bild 8).
Groenenboom rechnet damit, daß die Hersteller in Japan zwar weiterhin das MUSE-System unterstützen, aber eine größere Zukunft im 16:9-Enhanced-TV, bekannt als EDTV-II, sähen.
Diese Technik sei ähnlich wie bei PALplus, und könnte ebenfalls um 1995 in den Markt kommen. Heute sind in Japan drei Satellitenprogramme über BS 2 und BS 3 zu empfangen, in der Regel alle in NTSC, von der achtstündigen Hi-Vision-Ausnahme abgesehen.
Für 1997 ist wohl ein neuer BS 4 für acht DBS-Kanäle geplant, sechs davon sollen wohl für NTSC bzw. EDTV genutzt werden. Außerdem wird es noch drei Fernmeldesatelliten geben, über die ebenfalls Fernsehprogramme zu empfangen sind, allerdings nicht von der gleichen Position aus.
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Der Kommentar zur amerikanischen Situation
Die Situation in den USA stellte Groenenboom als nicht minder kompliziert dar. Nachdem es nicht zu einem NTSC-kompatiblen System gekommen ist, steht ein digitales terrestrisches HDTV-System auf dem Prüfstand, an dem auch Philips beteiligt ist - zusammen mit Thomson, Sarnoff (RCA) und NBC. Simulcasting heißt das Verfahren, nachdem sowohl die NTSC- als auch HDTV-Programme ausgestrahlt werden sollen. Die erforderlichen zusätzlichen Frequenzen sind in den Taboo-Kanälen vorhanden. Erst 1998 könnte laut Philips in den USA das digitale HCTV-Zeitalter beginnen.
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In USA dücken die Kabelfirmen
Neben der terrestrischen HDTV-Perspektive gibt es ein wachsendes Interesse von Kabelfirmen, digitale Übertragung von Standard-Programmen vorzunehmen, wobei die Signale für die Übertragung stark komprimiert werden.
Damit können mehr Programme zum Teilnehmer gebracht werden als mit der heutigen analogen Technik. Anders in Europa. Hier gibt es große Transponder-Kapazitäten, die auch bezahlbar sind.
Entscheidend für die Einführung neuer Systeme seien die ersten fünf Jahre, bevor eine 5%-Sättigung erreicht sei. Das dürfte auch für die amerikanische Situation gelten. Ist dort die Entscheidung für ein digitales HDTV-System gefallen, müßten zunächst Empfänger entwickelt und dann produziert werden, bevor die Broadcaster mit ihrem 2. Kanal "on air" gehen könnten.
Und schließlich - so der Philips-Manager weiter - müsse erst noch die notwendige Infrastruktur für Broadcasting gelegt werden. All das brauche bis 1998, also noch mindestens sechs Jahre.
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8 Jahre Entwicklungszeit veranschlagt
Die Entwicklungszeit für ein neues System veranschlagt Groenenboom mit acht Jahren. So sei das HD-MAC-System für Europa bereits 1986 vorgeschlagen worden und könnte 1994 starten. Die USA begannen ihre HDTV-Entwicklung 1987, erste Programme werden 1995/96 erwartet, also auch hier acht Jahre.
Zur Kernfrage bezog der Philips-Manager ebenfalls Stellung: "Was ist mit Digital-TV in Europa?" Philips sei an vielen Entwicklungslinien digitaler Techniken beteiligt, wobei der Konzern vor allem den Consumer-Markt im Blickpunkt habe.
Doch da würden Fragen bleiben:
Werden die digitalen Systeme besser und billiger sein als D2-MAC oder HD-MAC? Gibt es Kompatibilität mit existierendem Equipment im Heim? Wollen Broadcaster es und werden sie sich dafür einsetzen? Kann die Industrie das nötige Equipment zur richtigen Zeit liefern? Was ist mit erschwinglichen und kompatiblen Consumer-VCRs? Wie paßt die Entwicklung mit der internationalen Standardisierung, beispielsweise MPEG, zusammen?
Und vor allem: Wie geht es weiter?
Dazu Groenenboom: "Digitales HDTV ist in Europa vermutlich noch lange weg, trotzdem werden wir unsere Forschung fortsetzen und uns weiterhin in den USA kräftig engagieren."
Die Schlußworte waren eindringlich: "Europa hat für Satelliten- und Kabelübertragung D2-MAC und HD-MAC sowie für terrestrische Übertragung PALplus. Nichts ist besser für diese Dekade."
Erst mit dem nächsten System für das nächste Jahrzehnt sei ein "Quantensprung" (Anmerkung : völliger Unsinn das mit dem Begriff "Quantensprung" zu artikulieren!!!) in Darstellung und Preis zu erwarten, wobei idealerweise ein Weltsystem angestrebt werden müsse. Auf der WARC '92 wurde das 21-GHz-Band für eine neue Satelliten-Generation und für neue Satellitenübertragungssysteme festgeklopft. Auch wenn die Forschung jetzt startet, so können Ergebnisse erst in einigen Jahren vorliegen. Auf keinen Fall dürfe schon jetzt ein System standardisiert werden.
Mit dem 16:9-Szenario von D2- und HD-MAC sowie PALplus könnten die Broadcaster die Gewißheit haben, daß ihre Programme auch gesehen würden. Und so könnten sie ihre Technik einführen.
"Daher sind wir in Europa allen anderen einige Jahre voraus und sollten das nicht wegwerfen" , schloß Groenenboom seinen Beitrag.
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5. Mit PALplus auf der richtigen Spur
Albrecht Ziemer, seit 1984 Technischer Direktor des ZDF und Vorsitzender des Stearing-Committees von PALplus, gab einen interessanten Statusbericht von PALplus.
Vor drei Jahren wurde das Projekt auf die Schienen gesetzt und ist gut vorangekommen. Nicht zuletzt hängt das mit der konzertierten Aktion von Broadcastern aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Großbritannien sowie den Geräteherstellern Grundig, Nokia, Philips und Thomson zusammen.
Keine Alternative zu PALplus ?
Ziemer machte deutlich, daß es zu PALplus keine Alternative gäbe. Seit Mitte der 1980er Jahre kamen zur terrestrischen Fernsehausstrahlung in 7-MHz- und 8-MHz-Kanälen viele Satelliten- und Kabelprogramme.
Inzwischen seien über 50% der Haushalte ans Kabel angeschlossen und 2,5 der 32 Millionen Haushalte hätten eine eigene Satellitenschüssel. Jetzt wären über 20 Programme zu empfangen, und noch sei kein Ende in Sicht.
Mit dem MAC-System ging Ziemer ziemlich zärtlich um - er beließ es bei einer Aufzählung der theoretischen Möglichkeiten: - bessere horizontale Auflösung - keine Cross-Colour- und Crass-Luminance-Störungen - 16:9-Bilder als Schlüsselelement für HDTV-Dienste.
"Jetzt sind die Broadcaster damit konfrontiert, daß die Empfänger besser werden als die eigene Signalqualität. Um eine gute Position zu halten, muß das PAL-System weiterentwickelt werden, und zwar abwärtskompatibel. PALplus kann von allen Empfängern gesehen werden, es ist ein Basis-PAL mit zusätzlichen Helfern", erläuterte Ziemer.
Jederzeit könne von 4:3 auf 16:9 umgeschaltet werden. Auch Übersprech-Störungen würden beseitigt, und später käme auch der bessere Digitalton hinzu sowie die Unterdrückung von Geisterbildem.
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Die Kompatibilität zu schwarzweiß war damals zwingend
Für das Farbfernsehen war die Kompatibilität zu schwarzweiß zwingend - beim neuen Bildformat sei die Situation ähnlich. So gäbe es kein Szenario, wonach es sich zu einem bestimmten Zeitpunkt einfach von 4:3 auf 16:9 umschalten ließe.
So räumt Ziemer dem Formatwechsel einen langen Übergangszeitraum ein, wobei die existierenden Programmquellen zu berücksichtigen sind und sowohl eine 4:3- als auch 16:9-Übertragung ermöglichen.
Für ein PALplus-Studio stehen drei verschiedene Programmquellen zur Verfügung, nämlich 625 interlaced, 625 progressiv und HDTV-Signale. Durch die Signalverarbeitung in Form einer vertikalen Filterung erfolgt eine Reduktion der aktiven Zeilen von 575 auf 432 (Achtung : wir sind hier wirklich bei den Zeilen, nicht bei den Linien!!). Und die werden - zusammen mit dem bearbeiteten Helpersignal - in den Übertragungskanal gegeben.
Im Klartext, die Bild-Qualität wird schlechter
In einem PALplus-Empfänger wird das Bild aus dem 432-Zeilen-Signal zusammen mit dem Helpersignal voll rekonstruiert zu einem formatfüllenden 16:9-Bild, während die 4:3-Empfänger das Bild als ein Letterbox-Bild mit 432 Zeilen zeigen. Der normale PAL-Standard bleibt also erhalten, die Auflösung geht jedoch etwas verloren.
Die verschiedenen Modi sind bereits mit den heutigen 16:9-Emp-fängern möglich, wobei eben nur der PAL-Decoder fehlt. Die nächsten Schritte von PALplus werden die Reduzierung von Übersprecheffekten und die Erhöhung der Auflösung sein, ferner wird durch einen bewegungsadaptiven Prozeß zwischen der Farbcodierung im Halb- und Vollbild unterscheiden.
Längerfristig wird es auch den digitalen Ton geben, doch müssen hier noch einige Probleme mit der Kompatibilität gelöst werden. Insgesamt liegt die PALplus-Arbeit gut in der Zeit, die ersten Prototypen konnten zur IFA 1991 demonstriert werden. Die Systemdefinition ist abgeschlossen. Auch die Abwärtskompatibiliät zu vorhandenen Empfängern und Heim-VCRs ist im Prinzip gelöst. Die ersten flächendeckenden Tests über ZDF-Sender fanden unbemerkt von der Öffentlichkeit im März statt, und das Geschäft mit 16:9-Empfängern beginnt.
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PALplus passe in den Übergang von analog nach digital
Dabei zeichnet sich eine digitale Übertragungstechnik ab, und es schien Ziemer die Frage wert, ob PALplus dann noch
zeitgemäß sei, wenn es erst 1994/95 eingeführt werden könne?
"Für die Einführung von neuen Produkten in der Unterhaltungselektronik gibt es eine eiserne Regel: In den ersten vier Jahren wird eine Sättigung von maximal 5% erreicht, denn anfangs kaufen nur die technischen Freaks, und so ist das auch bei 16:9." Ab 1995 dürften die 5% erreicht sein - und dann könnte der Massenmarkt beginnen. So gesehen ist PALplus ist auf der richtigen Spur.
PALplus paßt nach Auffassung des ZDF-Manns voll in den derzeitigen Übergang von analog nach digital. Doch PALplus sei kein neuer Standard, sondern "nur" ein verbessertes PAL-System und bedeute daher auch keine Revolution, weder im Studio, auf der Übertragungsstrecke noch beim Empfänger.
Keiner werde zu PALplus genötigt, und daher werde es auch nicht zu einer analogen Revolution in der Abenddämmerung der analogen Systeme kommen. "PALplus wird die Brücke von heute in die digitale Zukunft schlagen, wobei das 16:9-Format die Basis ist!"
Den Übergang zu digitalem HDTV wünscht sich Ziemer ebenfalls in einem Schritt, wobei PALplus diesen Weg sehr komfortabel vorbereite. Und abschließend stellte Ziemer fest: "Ohne PALplus wird es keine Öffnung des Massenmarktes für 16:9-Geräte geben!"
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6. 1992 - Jahr des Übergangs
E. Lalor von der Europäischen Gemeinschaft gab sich - wen wunderts - ganz optimistisch. 1992 sei bereits ein Jahr des Übergangs. So hätte es in diesem Jahr bereits die ersten HDTV-Übertragungen gegeben, nämlich während der Olympischen Spiele in Albertville und Barcelona sowie zur Weltausstellung in Sevilla.
Damit werde der Appetit von Zuschauern angeregt, und das HD-MAC-System könnte weiterentwickelt werden, um es für den Marktstart in 1994 vorzubereiten.
Die Bedeutung von HDTV schätzt Lalor für die verschiedenen Gruppen sehr hoch ein, so für die Hersteller, die viel Geld in die Entwicklung des Systems gesteckt und - so der EG-Mann - das höchstentwickelte System der Welt entwickelt hätten.
"Wenn das neue System erfolgreich eingeführt ist, wird die europäische Industrie mit der neuen Geräte-Generation im Weltmarkt wettbewerbsfähig sein"
Auch bei Narrowcast-Anwendungen werde HDTV sehr wichtig. Für Zuschauer würde HDTV ein neues Seherlebnis bedeuten, wie im Kino eben. Lalor gab eine ganz neue Definition von Kompatibilität, denn sie bedeute, daß Consumer künftig billigere Geräte in D2-MAC-Technik oder teurere HD-MAC-Empfänger kaufen könnten. So seien die Systeme zu den jeweiligen Quellen skalierbar.
Harmonische Standards seien gefordert
Notwendig seien jedoch harmonische Standards, und da wirke die EG sehr intensiv mit. Gemeinsame Standards würden hohe Stückzahlen und für Broadcaster eine hohe Flächendeckung bedeuten. Damit seien erschwingliche Kosten für jedermann verbunden, für Produzenten und Consumer gleichermaßen.
"Der Wettbewerb soll bei Programmen liegen - und nicht in den verschiedenen Standards", erklärte Lalor, Keine Regierungsentscheidung oder eine andere öffentliche Intervention würde jedoch die neuen Dienste erfolgreich einführen können, vielmehr müßten solche Entwicklungen marktgeführt sein.
Trotzdem seien EG-Fördermittel nötig, um ein sicheres Umfeld zu schaffen. So hätten vor allem die Programmanbieter große finanzielle Schwierigkeiten mit neuen Techniken, könnten die hohen Kosten kaum aufbringen. Daher bedürfe es besonderer Starthilfen. So setzten die EG-Administratoren drei politische Pfeiler, um den Übergang zu einem Advanced-TV-Service zu beschleunigen. Und das sind die Pfeiler: Direktive, MOU und ein Aktionsplan.
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Die Direktive ist bereits Gesetz geworden
Nachdem Ende 1991 der Ministerrat des europäischen Parlaments der Direktive zustimmte, wurde sie am 11. Mai 1992 Gesetz.
Dabei soll nur HD-MAC als Übertragungsverfahren für HDTV-Programme genutzt werden, sofern es sich nicht um ein volldigitales System handelt; nur D2-MAC ist für nicht-volldigitale 625-TV-Übertragungen über Satellit in 16:9 zu nutzen; alle 16:9-Empfänger müssen über einen D2-MAC-Decoder verfügen und alle anderen zumindest einen Anschluß dafür; D2-MAC wird auch für 4:3-Dienste, die nach Januar 1995 starten, zur Vorschrift.
Die Direktive erlaube es dem Markt, frei zu arbeiten, stellte Lalor fest. Zur gleichen Zeit gäbe es keine Bremse der technischen Entwicklung, denn komplett digitale Systeme seien von dieser Direktive nicht tangiert. Doch die beste Direktive nutzt nichts, wenn die aktiven Marktpartner nicht mitspielen.
Daher hätten lange Gespräche mit allen Akteuren zum Memorandum of Understanding geführt, dem MOU, das am 15. Juni 1992 griff.
Damit der Übergang von 4:3-PAL auf 16.9-D2-MAC auch gelingen kann, müssen alle Bremsen gelockert werden. Daher der Aktionsplan, durch den die Kosten für den Start gemeinsam getragen werden. Am 19. November soll der durch die Telekommunikationsminister bereits beschlossene Plan verabschiedet werden.
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Zukufts-Planspiele
"Die Consumer investieren ins Ergebnis, in den Service", stellte Lalor fest und folgerte: "Daher haben die Broadcaster das große Risiko für die Programme zu tragen."
Die kritische Masse mit 16:9-D2-MAC- oder -HD-MAC-Diensten ist wohl das größte Problem. Europaweit solle es bis Ende 1996 etwa 30 Dienste, sprich TV-Programme, geben.
So solle der Aktionsplan ein Teil der zusätzlichen Kosten der Startphase der neuen Dienste übernehmen, nämlich für Inhouse-Produktionen im Studio, um möglichst frühzeitig auf das digitale Komponentenformat als beste Voraussetzungen für D2-MAC umzusteigen. Auch sei der direkte Übergang von Fernsehstudios zum HDTV-Standard möglich.
Für kommerzielle Zwecke würden einige Broadcaster zweigleisig, also mit Simulcast, fahren wollen, also den neuen und existierenden Standard zur gleichen Zeit übertragen. Das bedürfe einer zweiten Satellitenstrecke und würde weitere Kosten für die Codierung und bei Pay-TV bedeuten.
Auch die Kabelgeselfschaften müßten kräftig investieren. Schließlich sei die Programm-Produktion und -Umsetzung durch den Aktionsplan überdeckt. Die Studios könnten langsam aufsteigen, und auch die Produktionshäuser, die Broadcaster beliefern, würden für ihre Programme ebenfalls finanziell gefördert.
Keine zusätzlichen Finanzmittel sollen jedoch die Gerätehersteller erhalten. "Consumer-Geräte zu fertigen ist eine Sache für den Markt, und die Hersteller müssen attraktive Produkte so günstig wie möglich anbieten, um eine Nachfrage zu stimulieren", erklärte Lalor.
Ein Kriterien-Katalog
Ein aufwendiger Kriterien-Katalog soll verhindern, daß die Gelder in falsche Kanäle fließen. Es würden nur Teile der Kosten während des Starts übernommen, und dabei die Zuschüsse jedes Jahr weiter reduziert. "Wer spät einsteigt, wird weniger bekommen als jemand, der mitmacht, wenn das Risiko am höchsten ist", machte Lalor deutlich. So würden die Pioniere gefördert.
Insgesamt seien für die Jahre 1992 bis 1996 stolze 850 Mill. ECUs veranschlagt, wobei 85% des Geldes für die Programmproduktion an Broadcaster gehen werde und 15% für die Kabelbetreiber zur Verfügung stünden.
Ken Barratt von SONY ist anderer Meinung
Ken Barratt, Technischer Direktor von Sony Broadcast, äußerte da so seine Zweifel, ob ein solches Vorgehen richtig sei. Er beschwor noch einmal den weltweit einheitlichen Produktionsstandard, um den man auch beim Film jahrelang gerungen habe. Jedenfalls sei es für ihn schwer vorsteflbar, daß eine Simulcast-Produktion überhaupt möglich sei.
"Wenn wir einerseits dafür sorgen, daß die Bilder in 16:9 auf den Schirm kommen, scheint es kaum vorstellbar, daß die dann auch für 4:3 gut sind." Doch auch hier müsse der Zuschauer entscheiden und zahlen - für bessere Programme und bessere Geräte.
Die kontroversen Vorstellungen konnten nicht eingeebnet werden - Industrie und Broadcaster haben - zumindest im MAC-Bereich - wieder einmal unterschiedliche Strategien.
Solange das Geld fließt ....
Während die Broadcaster bei PALplus sehr aktiv sind, nutzen sie offenbar die MAC-Schiene nur als Milchkuh. Und solange es Geld gibt, wird sie nicht geschlachtet. Auf der anderen Seite wäre auch hier etwas mehr Fairneß angezeigt: Ohne die HD-MAC-Entwicklung gäbe es kein PALplus. Mit MAC wurde viel gelernt, doch sollte überlegt werden, es auch dabei zu belassen.
Rainer Bücken
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