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Mit dem Fernsehempfänger auf Du und Du
Keine Angst vor Knöpfen

Fernseh-Schau 1954
viele Knöpfe am Fernseher

Für den Realisten ist der Fernsehempfänger ein Gehäuse mit Knöpfen, mit der Bildfläche und irgendwo einer Öffnung, aus der der Ton herauskommt. Er hat recht, mehr ist es für ihn nicht, und das komplizierte Innenleben dieses technischen Wunders aus Widerständen, runden Kondensatoren, matt leuchtenden Röhren, aus Drähten, Bandkabel und einem trichterförmigen Etwas, Bildröhre genannt, flößt dem normalen Sterblichen ein gelindes Grauen ein.

Ein Antenne wird gebraucht

Und doch hat der Realist Unrecht. Unser Empfänger ist ein geheimnisvolles Lebewesen mit vernehmlicher Stimme und einem gläsernen, sozusagen überdimensionierten Auge. Viele Knöpfe und Schrauben erwecken ihn zum Leben, sobald man ihm seine Nahrung in Form einer soliden Netzspannung aus der Steckdose und etwas Senderenergie, Feldstärke nennt es der Fachmann, über die Antennenleitung zuführt.

Tatsächlich, jetzt lebt er auf: er produziert klangreine Töne und zieht den Schleier von der grauen Bildscheibe hinweg - und siehe da, das bunte Leben dahinter wird sichtbar.

Viele Knöpfe ? Es ist nicht schwer.

Die verschiedenen Knöpfe und Schräubchen, die Bedienungsorgane, sind recht interessant. Ihre Funktionen zu verstehen, ist nicht schwer, wenn man nur zuerst einmal weiß, wie ein Fernsehempfänger aufgebaut ist.

Zwei in einem Gehäuse

Was er wiedergibt, ist offensichtlich, nämlich Ton und Bild. Also, so schließt man messerscharf daraus, muß er zwei Empfänger enthalten. Das ist richtig, denn auch der Fernsehsender besteht aus zwei Sendern, einem für die Bildsignale und einem genauso starken für Sprache und Musik. Beide Stationen arbeiten gemeinsam auf eine Antenne und sind auch in einem gemeinsamen Schrank untergebracht; sie halten ihren Abstand zueinander sehr genau ein.

Fragen wir den Techniker: die Trägerfrequenzen beider Sender (die Ton- und Bildsignal tragen) liegen genau 5,5 Megahertz auseinander, das heißt, der Unterschied beträgt 5.500.000 Schwingungen. Insgesamt benötigt unser Fernsehsender aus dem großen Frequenzspektrum sieben Millionen Schwingungen oder - technisch ausgedrückt - 7 Megahertz (MHz).

Dieser Frequenzbereich wird „Kanal" genannt. Man teilte dem Fernsehen in Europa insgesamt 11 Kanäle im Ultrakurzwellenbereich zu. Sie sind in zwei Bänder zusammengefaßt: Kanal 1 bis 4 bilden Band I (41 bis 68 MHz) und Kanal 5 bis 11 Band III (174 bis 223 MHz).

Dazwischen sind die UKW Radio Frequenzen

Halt, da fehlt Band II! Dieses Band II ist im allgemeinen der „Ultrakurzwellenbereich" jedes modernen Rundfunkempfängers und reicht von 87,5 bis 100 MHz. Man benutzt es für gewöhnlich nicht für Fernsehzwecke, sondern bringt hier die UKW-Rundfunksender unter, von denen es in Deutschland bereits rd. 100 gibt.

Der Kanalwähl-Schalter

Doch zurück zu unsern Knöpfen. Wer sich seinen Empfänger genau anschaut, findet einen großen Schalter, mit dessen Hilfe man die soeben erwähnten Kanäle 1 bis 11 einrasten kann. Dabei ist Kanal 1 meistens unbelegt, weil er vorerst für das Fernsehen nicht benutzt werden soll. Das „Rasten" ist die Grobabstimmung: jetzt hat man die beiden (!) Empfängerteile unseres Fernsehgerätes bereits derart abgestimmt, daß der im eingestellten Kanal evtl. arbeitende Fernsehsender so ungefähr „da" ist. Auf dem großen Schalter, sitzt meistens noch ein kleiner Knopf, der leicht gedreht werden kann. Das ist die Feinabstimmung; man muß sie manchmal zur genauen Einregelung des Tones oder der Bildqualität benutzen.

Lautstärke und "Tonfarbe"

Dann ist ein weiterer Doppelknopf vorgesehen. Die eine Hälfte regelt die Lautstärke, dazu den Netzschalter, die andere die Tonfarbe. Ihre Bedienung ist vom Rundfunkempfänger her genügend bekannt.

„Kontrast" und „Helligkeit"

Wichtig und für das Bild ausschlaggebend sind die Knöpfe fünf und sechs. Hier und da sind sie verdeckt unter einer Klappe oder Leiste angebracht, manchmal aber auch offen zugänglich. Der erste dieser beiden Regler steuert den „Kontrast". Dieser Begriff spricht eigentlich für sich selbst: mit diesem Knopf wird der Unterschied zwischen schwarz und weiß eingestellt, d. h. das „Schwarze" wird je nach Wunsch und Laune zwischen grau und tiefschwarz geregelt, so daß das „Weiße" mehr oder minder grell wirkt.

Der Fernsehteilnehmer kann sich also sein Bild „hart" (= großer Kontrast) oder „weich" (= geringer Kontrast) einstellen. Warum das nicht der Sender von sich aus regelt?

Das ist einfach zu erklären: einmal ist der Geschmack auch in dieser Hinsicht verschieden, und dann "zeichnen" die Fernsehkameras im Studio zeitweilig sehr unterschiedlich. Die eine liefert ein sehr hartes Bild mit wenig Zwischenstufen weiß und schwarz, die andere hat sanfte Übergänge.

Werden Filme übertragen, dann ist man vollends von den Grauabstufungen des Filmbandes abhängig. Kurzum, der Kontrastregler ist zwar selten zu bedienen (und daher oft hinter einer Klappe verborgen), aber hier und da muß man doch einmal an ihm drehen.

Der zweite der zuletzt genannten Regler steuert die „Grundhelligkeit". Ebenso wie sich eine Landschaft je nach den Lichtverhältnissen in verschiedener Helligkeit darbietet, ist auch der Gesamteindruck eines Fernsehbildes u. a. von der allgemeinen Helligkeit abhängig. Diese wird auch von der Raumbeleuchtung beeinflußt, denn ein Fernsehbild, das im abgedunkelten Raum hell genug wirkt, verblaßt bei Tageslicht, so daß in diesem Falle die Grundhelligkeit zu erhöhen ist.

„Kontrast" und „Helligkeit" stehen in einem gewissen Verhältnis zueinander. Je heller das Bild eingestellt ist, desto mehr muß der „Kontrast" aufgedreht werden, denn sonst stehen den strahlenden Lichtern zu matte Schatten gegenüber. Das klingt jedoch weitaus komplizierter als es ist; schon am ersten Abend hat der Fernsehteilnehmer die Zusammenhänge erkannt und weiß, wo, wie und wann er zu drehen hat.

Es ist halb so schlimm

Wem es gelungen ist, bis hierher aufmerksam zu folgen, der wird bemerkt haben: mit den vielen Knöpfen ist es halb so schlimm. Der dicke Kanalwähler bleibt sowieso stehen, denn er wird nur einmal auf den örtlich zuständigen Fernsehsender eingestellt. Seine Feinabstimmung braucht höchst selten nachgestellt zu werden, über Kontrast und Helligkeit sprachen wir soeben; entweder braucht man sie nicht zu bedienen, oder wenn das doch der Fall sein sollte, dann sind ihre Funktionen eindeutig, übrig bleiben Lautstärke, Tonblende und Netzschalter, die jedermann seit Jahr und Tag am Rundfunkgerät bedient.

Wir kennen Fernsehteilnehmer, die am Abend lediglich den Netzschalter auf „Ein" stellen, die Lautstärke regeln und ansonsten befriedigt in ihren Sessel fallen.



Die Aufsätze „Wie stellt man einen Fernsehempfänger im Heim auf" und „Mit dem Fernsehempfänger auf Du und Du" sind mit frdl. Genehmigung des Franzis-Verlages, München dem reizenden Fernseh-Brevier „Fernsehen ohne Geheimnisse" von Karl Tetzner und Gerhard Eckert, das in die Hand jedes Fernseh-Freundes gehört, entnommen.

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