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Die Fernseh A.G. von 1929 bis 1939
(Eine Zusammenfassung aus dem Jahr 1939)
(Aus den) Hausmitteilungen 1939 aus Forschung und Betrieb der Fernseh Aktiengesellschaft, Berlin
Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Rolf Möller und Dr. Georg Schubert - 1.Band - Heft 4 - Juli 1939.
Anmerkung der Redaktion aus 2008
Diese Zeitschriften kamen 1938/39 in der Hoch-Zeit der kriegs- vorbereitenden NS-Propaganda heraus und um überhaupt gedruckt werden zu dürfen, wurde einiges verdreht bzw. glorifiziert. Alles in Allem haben sich Dr. Görz und seine Mitstreiter doch sehr zurückgehalten.
1939 - Ein Rückblick 1929 - 1939 von Dr. Ing. Paul Goerz
Dr. Goerz schreibt 1939 :
Die Fernseh A.G. wurde am 11. Juni 1929 von den Firmen Robert Bosch AG, Stuttgart, Radio AG D.S. Löwe, Berlin, Zeiss Ikon AG. Dresden und Baird Television Limited in London gegründet und am 3. Juli 1929 im Handelsregister eingetragen.
Gegenstand des Unternehmens ist ,,der Erwerb und die Verwertung von Schutzrechten auf dem Gebiete des Fernsehens sowie die Herstellung und der Vertrieb von Fernsehgeräten aller Art".
Das Stammkapital betrug bei Gründung RM 100.000.-.
Die Leitung der Gesellschaft wurde Herrn Dr. Ing. Paul Goerz übertragen, in den Vorstand wurden später als stellvertretende Vorstandsmitglieder die Herren Dr. Ing. Georg Schubert und Dr. Rolf Möller berufen.
Die Anteile der Gesellschaft befinden sich heute (Anmerkung: der Artikel wurde 1938 geschrieben!!!) ausschließlich in den Händen der Firmen Robert Bosch GmbH, Stuttgart und Zeiss Ikon A.G. Dresden.
Weitere Anmerkung der Redaktion: Die beiden anderen Gesellschafter (jüdisch und englisch) waren "nicht mehr erwünscht" und wurden von den Nazis und den reichsdeutschenTeilhabern (gesponsert durch gezielte Kapitalerhöhungen) unfair und trickreich aus der Gesellschaft heraus gedrängt.
Die erstere ist im Aufsichtsrat durch die Herren Direktor Dr. E. C. Rassbach als Vorsitzer und Direktor Karl Martell Wild, die letztere durch die Herren Direktor Alexander Ernemann und Direktor Alfred Simader vertreten.
Die Arbeiten begannen zunächst in drei kleinen Räumen im obersten Stockwerk des Goerz-Werkes der Zeiss Ikon A.G. in Berlin-Zehlendorf.
Die Fernsehtechnik selber steckte zu diesem Zeitpunkt völlig in den Kinderschuhen und beschränkte sich darauf, ein mit Hilfe einer mechanischen Spirallochscheibe zerlegtes 30-Zeilen Bild in einem ebenfalls mit einer Spirallochscheibe arbeitenden Empfänger mit 127 Bildwechseln zur Wiedergabe zu bringen.
Trotz aller Schwierigkeiten gelang es der noch jungen Gesellschaft, die zu diesem Zeitpunkt nur drei Mitarbeiter zählte, bereits im August 1929 auf der Großen Berliner Funkausstellung mit Fernsehvorführungen hervorzutreten. Der weitere Weg der Firma ist gekennzeichnet durch harte Arbeit.
Trotz der schweren Jahre der Depression wurden auf Grund der erzielten Erfolge immer wieder Mittel zur Durchführung der notwendigen Forschungsarbeiten bereitgestellt.
Schon im Jahr 1931 wurde der erste Lichtstrahlabtaster für die Versuchssendungen in Königswusterhausen an die Deutsche Reichspost geliefert.
Die Entwicklung der Gesellschaft, die besonders seit dem Jahre 1933 sprunghaft einsetzte, wird am besten durch die Steigerung der Arbeiter von 1 auf 180 und der Angestellten von 3 auf 140 gekennzeichnet.
Die Vertiefung der Forschungsarbeit trug ihre Früchte in einer mehr und mehr steigenden Lieferung von Sende- und Empfangsgeräten, da sich auch der Herr Reichspostminister ganz besonders für die Entwicklung des deutschen Fernsehens einsetzte.
So wurde die Gesellschaft an den Lieferungen für die gesamten Fernsehsende- und -Empfangseinrichtungen sowie für den Fernseh-Sprechdienst der Deutschen Reichspost maßgeblich beteiligt.
Im Jahre 1931 konnte die erste größere Auslandslieferung durchgeführt werden - ein gutes Zeichen für das wachsende Ansehen, dessen sich das junge Unternehmen erfreute.
Schritt für Schritt in zäher Arbeit immer neuen Boden gewinnend, ist so im Verlaufe von 10 Jahren aus zunächst reinen Laboratoriumsversuchen eine vielseitige Technik entstanden, die auf dem besten Wege ist, sich ähnlich dem Rundfunk das öffentliche Leben zu erdobern und vielen Menschen eine Quelle der Bildung, Belehrung und Unterhaltung zu werden.
Dem Rundfunk ist die lang ersehnte und notwendige Ergänzung, das lebende Bild, nunmehr geschaffen worden.
Zehn Jahre Entwicklungsarbeit stellen in der Technik im allgemeinen nichts außergewöhnliches dar, in der Entwicklung der Fernsehtechnik hingegen bedeuten sie sehr viel. Sie berechtigen daher dazu, einen Augenblick Atem zu schöpfen und zurückzuschauen.
Viel ist erreicht worden, noch mehr aber bleibt zur völligen Beherrschung des publikumsreifen Fernsehens zu leisten.
Die vorliegende Sondernummer unserer Hausmitteilungen soll in erster Linie eine Übersicht über die in diesem Zeitraum auf den interessantesten Gebieten der Fernsehtechnik geleistete Arbeit verschaffen, die im gleichen Zeitraum erzielten Erfolge mögen ein Ansporn sein, den weiteren Weg mit noch verstärkter Zähigkeit weiterzugehen.
Allen Mitarbeitern aber sei für ihre stete Einsatzbereitschaft und zielbewußte Arbeit gedankt; ihr schönster Lohn mag sein, daß die Früchte ihrer Arbeit schon in allernächster Zukunft der Allgemeinheit zugute kommen werden.
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