Die US-Firma "Anton Bauer" ist nur wenigen bekannt .....
von Gert Redlich im März 2023 - "Anton Bauer" ( besser Anton & Bauer) ist (war) eine wirklich rein amerikanische Firma in einem ganz speziellen Stromversorgungsbereich für die professionelle EB-Kamera-Technik.
Gegründet wurde die Firma laut der eigenen Firmen-Historie etwa 1970 von Anton Wilson (einem Kamermann bei ABC) and seinem Freund und Kommilitonen, dem Elektro-Ingenieur George Bauer.
Inzwischen hat eine englische Investment-Gruppe Namens Vivendum eine Reihe von ehemals eigenständigen bekannten Namen (sogenannte Brands) aufgekauft, so auch Anton/Bauer, Vinten, Sachtler, Manfrotto und andere. Vorher hatte sich Vinten europaweit fast alle Stativ-Hersteller einverleibt.
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Wie es begann .......
In den Anfängen der professionellen Videotechnik hingen die großen EB-Kameras entweder an eigenen Akkus bzw. Batterien oder an der Versorgung des notwendigen und zugehörigen Recorders.
Als dann die ersten professionellen Camcorder auf den Markt kamen, taten sich die japanischen Hersteller mit einer einheitlichen Batterie sehr schwer. Der Wildwuchs der Bajonet-Anschlüsse der Optiken war ein weiteres Beispiel, wie man einen lukrativen Markt verwirren oder gar zerstören konnte.
Diesen Wildwuchs hatten die Ingenieure von Anton Bauer im Blick, als sie dedizierte spezielle Adapter für viele marktgängige EB-Kameras konstruierten, an die immer die gleichen Anton Bauer Akkus dran paßten.
Und natürlich entwickelten sie auch praxisgerechte Anton Bauer Ladegeräte, die die Kamerateams draußen im Feld komfortabel nutzen konnten.
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Am Anfang waren das die schweren Ni-Cd Akkus ...
Die Blei-Gel Akkus (aus unseren Notstromanlagen) waren nach dem Erforschen der Ni-Cd Akku-Technik ganz schnell out, weil sie viel zu schwer und auch viel zu groß und zu unhandlich waren. Doch auch diese Ni-Cd Akus hatten es in sich.
Und auch bei Anton Bauer war man am Anfang sicher froh, daß es überhaupt funktionierte. Die EB-Kameras wurden überwiegend mit 12 Volt Gleichspannung betrieben und diese 12V mußten während der Betriebszeit stabil verfügbar sein. Es war also opportun, Akkus mit Zellen zusammen als 15 Volt zu bestücken und die Spannung am Ausgang zubegrenzen. Eine gewisse Laufzeit von ca. 60 Minuten war auch unumgänglich, also wurden die Ni-Cd- Akkus immer noch recht schwer.
Ein Kamerateam hatte also 4 oder mehr solcher Akku-Packs im Rucksack und oft auch das Ladegerät und tragen bzw. schleppen mußte das der Kamera-Assistent.
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Die Crux war die Ladetechnik der damaligen Akkus
Bei den modernen Li-Po Akkus wissen wir, daß man die notwendigen Einzelzellen nicht einfach zusammen in eine Reihe hängen kann und so laden und entladen darf. Jede Lipo-Zelle braucht eine eigene Lade-Intelligenz, sonst funktioniert das mit dem Aufladen nicht. Bei den Ni-Cd und auch bei den Ni-Mh Akkus war das anfänglch ein Problem, denn es gab diese mineaturisierten Chips mit einem kleinen Microcontroller noch nicht, die inzwischen an jeder einzelnen Zelle "dran kleben".
Weiterhin hatten die alten Ni-Cd Akkus einen schleichenden Kapazitätsverlust, wenn sie nicht ganz extrem "geschickt" mit einer Impulsladung aufgeladen wurden. Die aber war patentiert.
Bei den uns hier vorliegenden "Gold Mount"- Anton Bauer Akkus sind die Zellen alle zu einer Kette oder in Reihe verdrahtet. Und wenn dann eine Zelle in dieser Kette den Geist aufgibt - also "End of Life" ist, ist diese ganze Kette unbrauchbar. Sie kann nicht mehr (normal) geladen werden.
Das gilt übrigens für alle in Reihe geschalteten Akkumulatoren, ob Blei oder Nickel. Das ist mit ein Grund warum so viele Akkus weggeworfen oder entsorgt werden (müssen ?), weil sie nicht mehr auzuladen sind. Auf die Idee, die einzelnen Akku-Zellen einzeln zu überprüfen und evtl. neu (alos mit einer intakten Zelle) zu verbinden, kam der Laie nicht. Gleiches gilt auch für hunderttausende von DECT-Telefonen, bei denen sehr sehr oft auch nur eine der beiden 1,2 Volt Zellen überaltert oder defekt ist.
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Wir haben 2 Ni-Cd Ladegeräte - aus 1985 und ca. 2000
An den Ladegeräten läßt sich die Entwicklung der damaligen Technik sehen. Das Quad Ladegerät hat einen Ringkerntrafo mit etwa 200 Watt (VA) Leistung und eine aufwendige Ladeelektronik vom Stand der Technik aus 1980. An dem Ladegerät können bis zu 4 Ni-Cd Akkus gleichzeitig geladen werden. Der große Lamellen- Kühlkörper an der Rückseite spricht Bände über die Verlustleistung der vier Ladekanäle. Nirgendwo haben wir in 2023 erklärende Unterlagen gefunden, wieviel Kapazität in welcher Zeit in die Akkus geladen werden konnte.
Nach dem sichtbaren Aufwand an bauteilen und ICs auf der Elektronik- Platine könnte es schon die modernere Impulsladung gewesen sein, die die Lebensdauer solcher Ni-Cd- Akus erheblich verlängert hatte.
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Der Aufwand an diskreter ELektronik für diese Ladetechnik war damals groß. Inzwischen sind in neueren Geräten die ganzen logischen Funktionen von der Schnelladung bis zur Erhaltungsladung in einem Chip integriert worden. Auch erkennen diese Chips, welche Art von AKku dran hängt.
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Das modernere Ladegerät für die Gold-Mount Serien
Das mit dem "Gold Mount" hat mit golden oder gülden nichts zu tun. Da ist kein Gold drinnen oder draußen dran. Die drei Halte-Bolzen zum Einrasten in die Befestigungs- Öffnungen des Kamera-Adapters oder des Ladegerätes sind robuste Alu-Scheibchen oder Hütchen in goldener Farbe (gold eloxiert). Der Rest ist geschicktes Marketing-Gewäsch, damit der Begriff "GOLD" irgendwie irgenwo vorkommt und sich das Produkt besser verkaufen läßt.
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Das hier vorhandene Schaltnetzteil- Ladegerät (TItan Charger/Power Supply) kann nur einen einzigen solchen schweren Ni-Cd- Akku aufladen und rangiert in der 80 Watt Klasse.
Sehr geschickt ist aber gemacht, daß das Ladegerät mit seiner Rückseite direkt an den Kamera-Adapter angekoppelt werden kann und so die Kamera aus dem 110 bis 230V Netz mit versorgt, auch während der Akku geladen wird.
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Wir haben ein solches Ladegerät und 3 Akkupacks
Alle 3 Akkupacks haben ihre Eigenarten. Zwei Akkus wurden offensichtlich von Panasonic für deren EB-Kameras mitvertrieben und haben auch die Bezeichnung "Digital Trimpac 14" und weitere Aufschriften wie "Logic Series" und "Inter Active". Wichtiger ist der Aufdruck der Spannung von 14,4 Volt und 40 Watt-Stunden. Also der Panasonic DVC200 Camcorder könnte damit 1 Stunde laufen.
Die beiden Akku-Pacs mit Panasonic Label haben kleine LCD Displays, die den Ladezustand anzeigen (bzw. sollen). Das 3. TRIMPAC14 Akkupack hat keine solche Anzeige, dafür in der Aussparung einen Schalter.
Eines der beiden Akkupacs mit Display läßt sich nicht mehr aufladen - mit dem Fehler "EOD" (vermutlich "End OF Display" oder so ähnlich).
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Ein Einblick in diese (historische) "Anton Bauer" Akku-Technik
Den "Digital Trimpac 14" Akku mit dem Display, der sich nicht mehr laden läßt, haben wir geöffnet. Die Garantie ist nach 20 Jahren sowieso vorbei.
In dem Akku finden wir 4 blau verhüllte Reihen a 3 Einzelzellen. EIne Akkuzelle hat in der Regel 1,2 Volt Nennspannung, das wären dann (12 x 1,2) diese 14,4 Volt, die draußen aufgedruckt sind.
Alle 12 Zellen sind in Reihe geschaltet und damit ist genau das eingetreten, das wir oben angemerkt hatten. Wenn nur eine Zelle vorzeitig abschlafft oder defekt wird, ist der ganze Akku im Eimer. Also werden die vier Schrumpfschläuche aufgetrennt und die einzelnen Zellen nochmal untersucht. - Die verbindenen Anschlüsse an den 12 einzelnen Zellen des Akkus sind mit einem Metallband punktgeschweißt. Einfach wird es nicht, die Akkus einzeln zu testen.
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Da wir noch solch einen Panasonic Camcorder haben ......
versuchen wir, diese Akkus zu retten, also mal sehen. Hier geht es zu dem Camcorder DVC200E.
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