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Die Firma VALVO war ein Philips Unternehmen (heute NXP)

Sehr bekannte Röhren
Röntgen Müller 1921
Welterfolg Plumbicon

Für uns im Fernsehmuseum ist die Firma VALVO aus Hamburg deshalb so interessant und wichtig, weil sie in Hamburg die Fernsehaufnahmeröhren hergestellt hatte. Das waren die ersten "sogenannten" Bildfänger, mit denen man bewegte Bilder über den elektronischen Weg auf einen Bildschreiber bringen / transportieren konnte.

Es gab in Europa nicht viele Röhren-Labors, in denen geforscht wurde. Das für uns Fernsehleute wichtigste Labor neben der Fernseh GmbH in Darmstadt war das Philips Fernseh-Labor in Breda (Anmerkung: Ein Kommentator sagt - Breda war ursprünglich Heimstätte der Ela-Technik, dort wurden z.B. Mikrofone gebaut. Später kamen TV-Studiogeräte dazu, aber von Röhren wusste er bisher nichts.).

Dort wurde nach unserer Kenntnis Grundlagenforschung bei den Röhren im Fernsehbereich betrieben. Philips hatte damals aber auch noch drei weitere größere Labors in Deutschland, teilweise mit bis zu 400 Mitarbeitern.

Das erste Labor in Hamburg gab es schon lange - das Applikationslabor von Valvo. Später wurde ein weiteres Forschungslabor in Aachen gegründet und kurz danach ein weiteres in Hamburg neben dem Valvo-Applikationslabor. Es gab damit in Deutschland zwei Grundlagen-Forschungslabors und ein Anwendungslabor.
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Philips hatte 1927 den englischen Röhrenhersteller Mullard und 1932 den deutschen Röhrenhersteller Valvo gekauft. Beide Tochter- Unternehmen behielten weiterhin ihren Namen. VALVO war die alte in Fachkreisen sehr bekannte Firma C.H.F. Müller in Hamburg, bekannt wurde Müller aber mehr als Röntgen Müller.

Im Detail war es so: Der Glasbläser Carl Heinrich Florenz Müller hat 1862 begonnen, Glühlampen zu fertigen. Ab 1896 stellte er auch Röntgenröhren her und nannte seine Firma Roentgenmüller. Ab 1924 stellte er auch Radioröhren her, für die er den Markennamen Valvo erfand. Valvo ist also eine Marke von CHF Müller.

Ein Großonkel vom Autor gr - Hermann Raffelsieper - hatte dort
von etwa 1912 bis 1921 als Glasbläser gearbeitet und war dann zu Osram nach Berlin abgewandert, bis er schließlich bei den Brüdern Löwe der erste Mitarbeiter wurde.
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VALVO, ein Kunstwort für Valve, die Röhre.

Valvo hatte die deutsche Produktion der Verstärkerröhren im Philips Konzern inne.  Weitere Röhren wurden bei Philips in Holland bei Mullard (die englische Philips) gebaut. Philips hatte in Holland eine eigene Röhrenfertigung Marke Miniwatt (rot lackiert) mit eigenen, nicht kompatiblen Typen. Mullard in England hatte ebenfalls eigene Typen. Im größten Röhrenmarkt Deutschland wurden unter Federführung von Telefunken Einheitstypen eingeführt, die nach und nach von allen Herstellern gebaut wurden (Beispiel: AL 4, EL 34 etc.), auch von Philips-Valvo. Die Einheitstypen waren international verbreitet und austauschbar. Es war auch so, dass einzelne Typen von einem Hersteller gefertigt und von anderen geliefert wurden. Wenn also eine Röhre mit Valvo gestempelt ist, kann sie bei Telefunken oder Siemens gefertigt worden sein. Die Kennzeichen wissen nur Insider.

Aus Hamburg und nur aus Hamburg kamen ab etwa 1964 die berühmten Plumbicon Aufnahmeröhren für mehrere Generationen der Studio-Farbkameras auf Röhrenbasis. Die Vorläufer des Plumbicon, das Orticon kam von Philips in Holland, aus England, von der Fernseh GmbH und aus USA von RCA und GE. Etwa 1987 wurde die Aufnahmeröhre durch den Halbleiter-Chip abgelöst.

Nachtrag :Valvo Hamburg hatte die Kompetenz für Spezial- und Senderöhren, Bereiche, die sich am längsten gehalten haben, als die Produktion von Verstärkerröhren bereits eingestellt worden war. Die Fabrik nannte sich dann Röhren- und Halbleiterwerke und hatte in Hamburg zwei Standorte. Später wurden hauptsächlich integrierte Schaltungen hergestellt, Spezial-ICs und Mikroprozessoren in Intel-Lizenz. Am Ende hat Philips mit dem Ausverkauf der Komponenten-Fertigung auch Valvo verkauft. Valvo-RHW heißt heute NXP.

Ergänzungen zu Philips und der Forschung:

(Ergänzungen von C.-F.  A. im Jahr 2014)

Die Deutsche Philips wurde 1926 in Berlin gegründet. 1986 wurde 60 Jahre Philips in Deutschland groß gefeiert. Alle Mitarbeiter bekamen u. a. eine Schallplatte in Sonderpressung und eine Festschrift. Nach dem Krieg wurde der Hauptsitz von Philips nach Hamburg verlagert, wo sich bereits die zwei großen Fabriken CHF Müller und Valvo befanden. In Berlin verblieb u. a. die Rasiererfertigung, andere Fabriken befanden sich schon immer in Westdeutschland, z. B. die Apparatefabrik Aachen für Radios (später dort auch Bildröhren, Glühlampen, Glasfabrik u. a. m.), die Apparatefabrik Krefeld für Fernseher und die Apparatefabrik Wetzlar für Autoradios, um nur einige zu nennen. Durch Zukauf kamen Fabriken dazu, z. B. Withof in Kassel für Regelungstechnik, Siemag in Siegen für Bürorechner, Felten & Guillaume für Kabel, Te-Ka-De in Nürnberg für Telefontechnik, Gerhard für Wickeltechnik und Monitore usw.

Zu diesem Zeitpunkt betrieb Philips weltweit 8 Grundlagenforschungslabors. Zentrum war das "Natuurkundig Laboratorium" in Eindhoven, dazu eins in Redhill, England, eins in Brüssel, Belgien, eins in Paris, Frankreich, eins in Briarcliff und eins in Sunnyvale, USA, sowie eins in Aachen und eins in Hamburg, Deutschland.

Im Jahr 2005 wurde 50 Jahre Forschung in Deutschland gefeiert. Im Jahr 1955 war das Forschungslabor Aachen gegründet worden.

Rückblick auf die Zeit vor 1945

In Hamburg gab es schon vor dem Krieg eine von Valvo betriebene Forschungsstätte, die sich „Studiengesellschaft für Elektronengeräte“ nannte. Dort hat mein Vater an seiner Promotion gearbeitet. Auf dem großen Gelände befanden sich nur ein paar unauffällige Baracken. Nach dem Krieg entstand dort das zweite Forschungslabor von Philips, das 1957 eingeweiht wurde.

Der Valvo-Anteil bestand aus einem separaten Gebäude und hatte außer der gemeinsamen Kantine nichts mit dem Forschungslabor zu tun. Seine Aufgabe war es, den Valvo-Kunden die Anwendung von Valvo-Produkten zu erleichtern. Dort entstand z. B. die Technik von Videotext oder das elektronische Bordnetz CAN-Bus für Autos.

Im Forschungslabor entwickelten junge Wissenschaftler Konzepte für neue Produkte, die dann von einer der Philips-Fabriken übernommen oder an Dritte verkauft wurden. Oft sind dann die Forscher ebenfalls in die Fabriken gewechselt, andere haben ein Hochschullaufbahn begonnen und wieder andere haben sich mit ihren Ideen selbständig gemacht.

Als frühes Beispiel sei Albert Hiller genannt, der sich mit seinem Kollegen Paul Buro in 1947 selbständig gemacht hat. Zunächst haben die beiden die „Neumann-Flaschen“ für den NWDR repariert, dann haben sie begonnen, eigene Kondensator-Mikrofone zu bauen. Diese Mikrofone enthielten natürlich Röhren, und auf P. Buro ging es zurück, dass er besonders kling- und rauscharme Subminiaturröhren bauen konnte. Als die Firma Hiller unterging, kam P. Buro zurück ins Forschungslabor. Ich nenne dieses Beispiel, weil die beiden Studienkollegen meines Vaters bei Prof. H. G. Möller waren, ebenso wie der Direktor des Hamburger Labors Prof. K. J. Schmidt-Tiedemann.

Ergänzungen allgemeiner Art - ein Blick auf Prof. Heimann

Soviel zu Philips. Wir wollen aber nicht vergessen, dass es noch andere Marken im Bereich Fernsehen gab. Ich nenne hier die PTW, Physikalisch-Technische Werkstätten von Prof. Dr. W. Heimann in Wiesbaden-Dotzheim. PTW hat allerlei Hochvakuum-Technik betrieben, so auch Röntgen-Technik, Blitzröhren und TV-Aufnahmeröhren. Heute ist die Firma bekannt für Gepäckröntgen auf Flughäfen, ich glaube, sie nennt sich jetzt nur noch Heimann.

(Nachtrag : Das Unternehmen Heimann wurde erst an Siemens verkauft, später halbiert und teilweise an die amerikanische Perkin Elmer und an die Smiths Corp. abgegeben - der Name Heimann ist in 2013 beendet worden - heute steht nur noch SMITHs dran.)

PTW hat TV-Aufnahmeröhren unter dem Namen „Resistron“ gebaut, die im Prinzip Vidikons waren. Der Name wurde gewählt, weil das Vidion auf der Änderung von Widerständen unter Lichteinfluss beruht (vgl. Resistor). Die frühen Resistrons hatten die Eigenheit, dass sich der Pumpstutzen nicht in Sockelmitte, sondern seitlich am Kolben in der Nähe des Targets befand. Das führte dazu, dass Resistrons nicht in übliche Ablenkeinheiten gesteckt werden konnten, weil der Pumpstutzen im Weg war.

Lediglich die Ablenkeinheiten der Firma W. Gerhard KG aus dem Odenwald hatten Ausnehmungen für die Stutzen der Resistrons. Ich habe noch eine alte TeKaDe-Kamera mit Gerhard-Ablenkeinheit sowie ein 1“-Resistron von PTW. Später hat Philips auch die Trafo- und Spulenwickelei Gerhard übernommen und eine Zeit deren TV-Monitore geliefert.
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