Die Zeiss Ikon Zeitschrift "Bild und Ton" ab 1952
In den Anfängen nach 1945 galt es, den Vorführern und auch den Kinobesitzern möglichst viel Wissen zu vermitteln. Das reduzierte die Problemfälle und Serviece-Einsätze. Vor allem mußte es leicht verständlich sein, denn die allermeisten der angesprochenen Kunden waren keine oder nur angelernte Fachleute. Auch die Chefs hatten anfänglich wenig Ahnung. Wir haben diese Zeitschrift bis Ausgabe 65 vorliegen. Die dann folgenden Ausgaben (ab 1962 und folgende) suchen wir noch.
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1952 - Wärmestrahlung und Farbfilm
Farbfilme besitzen die Eigenschaft, langwellige Strahlen besser durchzulassen als kurzwellige. Darin unterscheiden sie sich von den Schwarz-Weiß-Filmen, deren Silberpartikelchen auch die langwellige Strahlung absorbieren. Der Farbfilm läßt also die rote Strahlung und die Wärme fast ungehindert hindurchtreten.
Bei farbigen Tonspuren wirkt sich das so aus, daß vorwiegend der blaue Strahlungs-Anteil des Abtastspaltes moduliert wird. Man muß daher eine Fotozelle verwenden, die für diese Strahlung empfänglich ist, nämlich die Blauzelle. Eine Rotzelle würde den Ton schwächer oder im Verhältnis dazu das Grundgeräusch stärker wiedergeben. Bei chromatisch nicht korrigierten Tonobjektiven ist es außerdem noch erforderlich, das blaue Spaltbild auf der Tonspur scharf abzubilden. ("Bild und Ton" Nr. 26.)
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Die Wärmestrahlung bei der Projektion
Bei der Projektion des Bildes ist außer der Rotstrahlung noch Wärmestrahlung - oftmals in sehr starkem Maße - vorhanden, welche vom Krater des Lichtbogens ausgesandt wird. Diese Wärmestrahlung wird von den Farben viel weniger absorbiert als vom Silber.
Der Farbfilm bleibt also - bei gleicher Stromstärke - kühler als der Schwarz-Weiß-Film.
Dafür gelangt aber mehr Wärme in das Objektiv und wird dort absorbiert. Dies kann dazu führen, daß die Temperatur desselben sehr stark zunimmt und bei hochbelasteten Objektiven der Kitt zwischen den Linsen schmilzt oder diese platzen. Besonders groß ist diese Gefahr bei Maschinen mit Vorderblende.
Die Vorführung von Farbfilmen, welche meist gegenüber Schwarz-Weiß-Film eine höhere Stromstärke erfordert, sollte daher nur mit Maschinen erfolgen, die Hinterblende besitzen.
Wasserkühlung wie bei der ERNEMANN X wirkt sich bei Stromstärken über 50 Ampere günstig aus. Man beachte, daß zwar die Strahlung, die das Farbfilmbildchen durchtritt, ihren Wärmeinhalt in der Schicht nur zu einem geringen Teil abgibt und deshalb mit zum Objektiv führt, daß aber die "Sonne", das Umfeld, größer als das Filmbildchen ist, wodurch die Metallteile der Filmführung absolut und relativ stärker erhitzt werden als bei der Projektion vom Schwarz-Weiß-Film.
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Lichtfarbe und Farbtemperatur
In kinotechnischen Aufsätzen, die sich mit den Eigenschaften von Projektionslichtquellen befassen, findet man gelegentlich die Bezeichnung Farbtemperatur einer Lichtquelle. Da dieser Begriff vor allem für die Aufnahme und Wiedergabe von Farbfilmen steigende Bedeutung besitzt und vielen Lesern fremd sein wird, soll er im folgenden erklärt werden.
Farbtemperatur einer Lichtquelle
Veranlassung für die Einführung dieses Begriffes war die Einsicht, daß es zur Kennzeichnung einer Lichtquelle nicht genügt, nur ihre Lichtstärke oder ihre Leuchtdichte, d. h. die Lichtstärke je cm² der strahlenden Oberfläche, anzugeben, sondern daß man darüber hinaus für viele Anwendungszwecke auch ihre Lichtfarbe kennen muß. Da die in der Farbmeßtechnik üblichen Bezeichnungen für Farben, z. B. durch drei sogenannte Farbkoordinaten, umständlich zu ermitteln und außerdem wenig anschaulich sind, suchte man nach einer einfacheren Bezeichnungsmöglichkeit. Eine solche fand man in dem Begriff der Farbtemperatur.
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Die Strahlungseigenschaften hocherhitzter fester Körper
Zur Erläuterung müssen wir kurz auf die Strahlungseigenschaften hocherhitzter fester Körper eingehen, wie sie z. B. in Form der Leuchtdrähte von Glühlampen oder des Kraters der positiven Kohle im Lichtbogen häufig als Projektionslichtquellen verwendet werden.
Es hat sich gezeigt, daß zwischen der Temperatur eines erhitzten Körpers und der Farbe des von ihm ausgesandten Lichtes ein eindeutiger Zusammenhang besteht: Oberhalb von etwa 600° C beginnt er mit dunkelroter Farbe schwach zu glühen. Steigert man die Temperatur weiter, so wird die Lichtstrahlung immer heller, und die Lichtfarbe durchläuft dabei die Farbtöne Hellrot, Gelbweiß, Reinweiß und geht schließlich über Bläulichweiß in ein intensives Blau über.
Dabei senden jedoch nicht alle Körper bei der gleichen Temperatur auch Licht der gleichen Intensität und Farbe aus. Man vergleicht ihr Licht deshalb mit der Strahlung eines Körpers mit genau festgelegten Eigenschaften, welche sich jederzeit berechnen und einwandfrei messen lassen.
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Die schwarze oder Planck'sche Strahlung
Dieser Vergleichskörper ist dadurch gekennzeichnet, daß er bei irgendeiner Temperatur das größte überhaupt mögliche Ausstrahlungsvermögen besitzt. Da ein solcher Körper zugleich alle auf ihn treffende Strahlung absorbiert, in kaltem Zustand also vollkommen schwarz aussieht, bezeichnet man ihn als schwarzen Körper und seine Strahlung als schwarze oder Planck'sche Strahlung nach dem deutschen Physiker Max Planck, der als Erster im Jahre 1900 die richtigen Formeln für ihre Berechnung angab.
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Ein solcher schwarzer Körper, der an sich als Stoff in der Natur nicht vorkommt, läßt sich verwirklichen durch einen geheizten Hohlraum, in dem eine feine Öffnung als Lichtquelle dient.
Man bezeichnet nun als Farbtemperatur einer Lichtquelle (oder auch einer beleuchteten Fläche, z. B. einer Bildwand) diejenige Temperatur des schwarzen Körpers, bei der seine Lichtfarbe der Farbe des betrachteten Lichtes möglichst genau gleichkommt (die Lichtintensität bleibt dabei außer Betracht).
Voraussetzung für die Feststellung einer Farbtemperatur ist allerdings, daß die Farbe der betrachteten Lichtquelle beim schwarzen Körper bei irgendeiner Temperatur vorkommt. Dieses ist bei Temperaturstrahlern, wie z. B. den vorerwähnten Glühlampen und dem Reinkohlebogen sowie dem Becklichtbogen der Fall. Ausgesprochen farbigen Lichtquellen, wie Natrium- oder Quecksilberdampflampen oder den roten und grünen Signallichtern der Verkehrsmittel, läßt sich dagegen keine Farbtemperatur zuordnen.
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Die Farbtemperatur in Kelvin-Graden (°K)
Die Farbtemperatur wird nicht in °C angegeben, sondern in absoluten oder Kelvin-Graden (°K, bezeichnet nach einem bedeutenden englischen Physiker des 19. Jahrhunderts: Lord Kelvin). Da der absolute Nullpunkt der Temperatur bei -273° C liegt, lassen sich irgendwelche in °K gegebenen Temperaturen in °C umrechnen, indem man von "Kelvin" 273° abzieht. Eine Temperatur von 3000° K ist also gleichbedeutend mit 2727° C. In der folgenden Tabelle sind einige Beispiele für Farbtemperaturen zusammengestellt :
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Tabelle
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Die Zahlenwerte dieser Tabelle bestätigen die jedem Vorführer bekannte Tatsache, daß Projektionsglühlampen und Reinkohlelampen ein gelbliches Licht liefern im Unterschied zum reinweißen, tageslichtähnlichen Beck-Licht.
In der Praxis ist zu beachten, daß das Licht auf seinem Wege zum Bildschirm mannigfache Veränderungen erleiden kann, falls die Projektionseinrichtungen nicht in Ordnung sind.
Falscher Kraterabstand zum Spiegel, stark gealterte Spiegel, Kabinenfensterscheiben aus ungeeignetem, grün gefärbtem Glas, sowie vergilbte oder verschmutzte Bildwände können die Lichtfarbe merklich beeinflussen und damit die Bildwirkung stark beeinträchtigen. Der blau oder blauviolett erscheinende Antireflexbelag auf den Oberflächen vergüteter Objektive und Kabinenfensterscheiben hat dagegen keinen Einfluß auf die Lichtfarbe.
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bei Schwarz-Weiß-Filmen
Die Lichtfarbe spielt für die Projektion von Schwarz-Weiß-Filmen eine wesentlich geringere Rolle als für die Farbfilmprojektion. Vorausgesetzt, daß die Bildwandhelligkeit ausreicht, stellt sich das Auge nach kurzer Zeit auf die Farbe des jeweiligen Projektionslichtes ein und empfindet dieses als weiß. Zwischen dem Glüh- bzw. Reinkohlelicht einerseits und dem Beck-Licht andererseits bleibt allerdings auch bei gleicher Bildwandhelligkeit der Unterschied bestehen, daß die Schwarz-Weiß-Bilder bei Beck-Licht kontrastreicher und damit brillanter aussehen.
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bei Farbfilmen
Wesentlich anders sind die Verhältnisse bei Farbfilmen. Schon bei der Aufnahme liegt eine Hauptschwierigkeit für die Erzielung natürlich erscheinender Farben darin, daß die Farbfilmemulsionen eine ganz bestimmte Zusammensetzung des Aufnahmelichtes erfordern. Ähnliches gilt auch für die Wiedergabe. Die Farben der Vorführkopien werden in der Kopieranstalt z. B. so abgestimmt, daß sie bei der Farbtemperatur des Beck-Lichtes möglichst natürlich wirken. Wird eine solche Kopie mit Glüh- oder Reinkohlelicht, d. h. also mit zu geringer Farbtemperatur vorgeführt, so werden alle Farben gelbstichig.
Ähnliche Farbverfälschungen können auch bei Beck-Licht beobachtet werden, falls die Ausleuchtung des Bildschirmes schlecht ist. Starker Lichtabfall zum Bildrand oder braune bzw. blaue Flecken in den Bildecken beeinträchtigen zwangsläufig auch die Farbwiedergabe in den seitlichen Bildteilen. Dieser Mangel läßt sich jedoch durch die Verwendung von ZEISS IKON- Wabenkondensoren vermeiden, welche bei allen Stromstärken über etwa 25 Ampere ein einwandfrei ausgeleuchtetes Bild liefern und damit auch kleinen Filmtheatern die naturwahre Vorführung von Farbfilmen mit Beck-Licht ermöglichen. (Siehe "Bild und Ton" Nr. 27)
ULFFERS