Die Zeiss Ikon Zeitschrift "Bild und Ton" ab 1952
In den Anfängen nach 1945 galt es, den Vorführern und auch den Kinobesitzern möglichst viel Wissen zu vermitteln. Das reduzierte die Problemfälle und Serviece-Einsätze. Vor allem mußte es leicht verständlich sein, denn die allermeisten der angesprochenen Kunden waren keine oder nur angelernte Fachleute. Auch die Chefs hatten anfänglich wenig Ahnung. Wir haben diese Zeitschrift bis Ausgabe 65 vorliegen. Die dann folgenden Ausgaben (ab 1962 und folgende) suchen wir noch.
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Heft 26 - 1952 Zwei neue ZEISS IKON Bogenlampen
1. MAGNASOL IV
Innerhalb des früheren Bogenlampenprogramms unserer Firma wurde die Spiegelbogenlampe MAGNASOL II wegen ihrer vielseitigen Verwendbarkeit, Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit im In- und Ausland besonders geschätzt. Mit der Konstruktion der MAGNASOL IV wurde die Tradition dieser bewährten Lampe wieder aufgenommen.
Die MAGNASOL IV hat wie die MAGNASOL II waagerechte Kohlenstellung und einen asphärischen Spiegel von 356 mm Durchmesser. Beiden Lampen gemeinsam sind ferner die Arbeitsbereiche, die alle Kohlenzusammenstellungen und Belastungen umfassen, welche sich nach dem heutigen Stande der Technik mit waagerechter Kohlenstellung ausnutzen lassen: Reinkohlen bis 45 A, Beckkohlen bis 80 A. Aufbau und Aussehen der MAGNASOL IV weichen jedoch grundlegend von der MAGNASOL II ab und sollen nachstehend näher beschrieben werden.
2. DAS LAMPENHAUS DER MAGASOL IV
Bei dem Entwurf des Lampenhauses wurde besonderer Wert auf Schönheit der Linienführung und Bequemlichkeit der Bedienung gelegt.
Die ausgereiften Proportionen dieses Lampenhauses werden in geschlossenem wie in geöffnetem Zustand durch keine vorstehenden Teile beeinträchtigt.
Anmerkung: Wen haben jemals die eleganten Geräte im Bildwerferraum interessiert ?
Die Kino-Besucher hatten sich für die Schönheit eines Lampengehäuses auf keinen Fall interessiert. Man erkennt hier in der Zeitschrift schon die etwas merkwürdien Schwerpunkte der Werbesprüche, als es aktuell mal nichts Wichtiges zu berichten gab, (bis 1953 die Xenonlampe kam).
Weiter geht es im Prospekt-Text:
Die störenden Anbauten der MAGNASOL II fehlen bei der MAGNASOL IV. Jedem Vorführer wird ferner die Schiebetür, die keinen Schwenkraum nach außen benötigt, gefallen; sie läßt sich spielend leicht öffnen, wobei sich die Innenbeleuchtung automatisch einschaltet. Die Schiebetür trägt auch den Krater-Reflektor. Große Abdeckbleche im Lampenhaus schützen alle empfindlichen Teile der Lampe gegen Verbrennungsrückstände und die Wärmestrahlung des Bogens und erleichtern die Reinigung.
Hier steht etwas mehr über die grundsätzliche Funktion einer Lichtbogenlampe.
Auch in der Anordnung der Bedienungsknöpfe wurden neue Wege beschritten. Während die Bedienungsknöpfe unserer früheren Lampen auf die Rückseite und die Bedienungsseite des Lampenhauses verteilt waren, sind sie bei der MAGNASOL IV auf einer Leiste unter der Schiebetür zusammengefaßt. Diese Übersichtlichkeit wird noch durch die Verwendung von Doppelknöpfen für die Handverstellung der Kohlen sowie für die Seiten- und Höhenverstellung des Spiegelhalters und des negativen Kohlenhalters erhöht.
Die Vorteile einer solchen Zusammenfassung aller Bedienungselemente liegen für jeden Praktiker auf der Hand. Der Vorführer kann jeden Knopf bequem von seinem Platz aus erreichen und - z. B. zur Einstellung des Spiegels - das Bildfenster des Projektors oder die Bildwand im Auge behalten.
Die Entlüftung des Lampenhauses wurde in sorgfältiger Laborarbeit durchgebildet. Alle Teile sind doppelwandig und werden durch eine wirkungsvolle Luftführung gekühlt, so daß auch bei höchster Lampenbelastung an keiner Stelle des Lampenhauses gefährliche Außentemperaturen auftreten.
Zünd- und Lichtabdeckklappe werden gemeinsam durch einen Hebel bewegt. Erstere besteht aus einem hochwärmefesten keramischen Material, wodurch sich zugleich eine Isolierung dieses Teiles erübrigt. Die Vorderseite des Lampenhauses ist so geformt, daß es auch an Projektoren mit hinter dem Projektorkopf liegendem Tongerät verwendet werden kann. Gleichzeitig ist das Lampenhaus für die Aufnahme und Justierung des Wabenkondensors eingerichtet.
3. AUFBAU UND EIGENSCHAFTEN DER LAMPE
Bei der MAGNASOL IV bilden Nachschubgetriebe und Lampe im Gegensatz zur MAGNASOL II eine Einheit. Das Lampenhaus wird dadurch von allen Anbauten befreit. Die Anordnung wurde so sorgfältig durchgearbeitet, daß trotz Verlegung der Nachschubeinrichtung in das Innere des Lampenhauses die gute Zugänglichkeit aller Teile und die unbedingte Betriebssicherheit gewährleistet sind.
Das Nachschubgetriebe ist in einem kräftigen Gußgehäuse untergebracht, in welchem der Nachschubmotor und die Führungsstangen für die Kohlenhalter gelagert sind. Der Getriebekasten trägt zugleich den Spiegelhalter mit dem Blasmagneten. Der vordere Teil des Gehäusedeckels läßt sich nach Herausziehen des Bodenabdeckbleches zur Wartung des Getriebes abnehmen.
Die Drehzahl des dauernd laufenden Nachschubmotors wird durch die Bogenspannung beeinflußt. Dadurch werden kleinere Schwankungen der Abbrandgeschwindigkeit selbsttätig ausgeglichen. Die Drehzahl dieses Motors wird durch einen Handregler auf die Abbrandgeschwindigkeit der negativen Kohle abgestimmt.
Die Nachschubgeschwindigkeit der positiven Kohle wird an einem zweiten Regler eingestellt, welcher das Übersetzungsverhältnis zwischen den Nachschubgeschwindigkeiten beider Kohlen zwischen den Werten 1:0,5 und 1:4,5 stufenlos verändert. Kohlenpaarung und -belastung lassen sich infolgedessen für Reinkohlen wie für Beckkohlen beliebig wählen. An beiden Reglern erleichtern übersichtliche Skalen die Einstellung.
Diese in ähnlicher Form bereits bei der MAGNASOL II bewährte Regeleinrichtung gestattet Korrekturen der Nachschubgeschwindigkeit der positiven Kohle, ohne daß die Nachschubgeschwindigkeit der negativen Kohle beeinflußt wird. Dieser Umstand ist wichtig, weil die Abbrandgeschwindigkeit der positiven Kohle stärker schwankt als die der negativen Kohle.
Die vorerwähnten Einrichtungen gewährleisten einen gleichmäßigen Nachschub und damit eine einwandfreie Lichtruhe. Der Nachschubmotor wird nach dem Zünden der Lampe durch einen Druckknopfschalter eingeschaltet. Beim Abschalten des Lampenstromes wird der Motorstromkreis automatisch durch ein Relais unterbrochen. Motor und Relais sind so reichlich dimensioniert, daß sie keinen Schaden erleiden, falls sie einmal - z. B. durch Abreißen des Lichtbogens - für einige Zeit die volle Gleichrichterspannung erhalten.
Die Handverstellung der Kohlenhalter ist in ihrer Übersetzung so abgestimmt, daß sie zwar ein feinfühliges Nachstellen der Kohlen erlaubt, zugleich aber für ein schnelles Rückführen der Kohlenhalter in ihre Ausgangsstellung sowie für das rasche Zurückziehen der negativen Kohle nach dem Zünden geeignet ist. Ein besonderer Zündhebel wird dadurch überflüssig.
Der Doppelknopf für die Handverstellung ist so ausgebildet, daß man bequem jede Kohle einzeln bewegen kann, ebensogut aber auch beide gemeinsam zum Nachstellen der Schnittweite. Dabei braucht keine Kupplung oder Sperre gelöst zu werden. Diese Anordnung hat sich als großer Vorzug gegenüber der MAGNASOL II erwiesen, bei der die Handräder durch ständigen Druck ausgekuppelt werden mußten.
Die positive Kohle wird von der Seite in ihren Halter eingelegt und durch einen bequem zugänglichen Hebel geklemmt. Der Kopf der Kohlenstütze besteht aus dem gleichen keramischen Material wie die Zündklappe. Die negative Kohle wird von hinten durch ein mit einer Fallklappe abgedecktes Loch in der Rückwand des Lampenhauses eingeführt. Der negative Kohlenhalter hält die Kohle in einer langen Prismenführung, welche eine stets einwandfreie Kohlenlage gewährleistet. Die Abdeckbleche im Innern der Lampe tragen Skalen zur Kennzeichnung der Abbrandlängen.
Für die schnelle Umstellung der Lampe von Reinkohlen- auf HI-Betrieb und umgekehrt werden Einlagewinkel für die Kohlenhalter sowie ein Zwischenstück für die Kohlenstütze geliefert. Dadurch erübrigt sich ein Umjustieren der Kohlenhalter. Außerdem muß beim Wechsel der Kohlenart ein Schalter im Lampenhaus umgelegt werden.
Die elektrische Schaltung für den Kohlennachschub ist als geschlossene Baugruppe in der doppelten Rückwand des Lampenhauses untergebracht und nach Abnehmen des hinteren Abschlußdeckels bequem zugänglich. Die Lichtleistungen der Lampe sollen in einem anschließenden Bericht behandelt werden.
4. IKOSOL II
Während die MAGNASOL IV vor allem für mittlere und hohe Stromstärken und damit für den Projektor ERNEMANN X bestimmt ist, wurde mit der IKOSOL II eine Lampe für kleinere Stromstärken, in erster Linie also für den Projektor ERNEMANN IX, geschaffen. Auch diese Lampe setzt die Tradition einer früheren ZEISSIKON IKOSOL-Lampe fort, welche im Jahre 1939 auf den Markt kam. Die IKOSOL II ist jedoch in gleicher Weise wie die MAGNASOL IV eine Neukonstruktion großer Leistungsfähigkeit in mechanisch sehr stabiler Ausführung.
Auch die IKOSOL II kann wahlweise mit Rein- oder Beckkohlen verwendet werden. Reinkohlenbetrieb ist bis 35 A, Beckbetrieb bis 50 A vorgesehen. Die Lampe besitzt einen Ellipsenspiegel von 300 mm Durchmesser, welcher durch ein Spritzschutzglas besonderer Form gegen Kupferspritzer geschützt ist. Die IKOSOL II ist ganz besonders auf die Verwendung des Wabenkondensors abgestimmt. Dieses Zusatzgerät, welches in einem späteren Bericht beschrieben werden soll, ermöglicht auch in solchen Fällen eine hervorragend gleichmäßige Ausleuchtung der Bildwand, in denen bisher eine einwandfreie Projektion nicht möglich war, z. B. bei Beckbetrieb mit Stromstärken unter 35 A sowie bei Objektiven sehr kurzer Brennweite.
Infolge der Beschränkung auf geringere Stromstärken konnte das Lampenhaus der IKOSOL II einfacher gehalten werden als das der MAGNASOL IV. Trotzdem ist auch das Lampenhaus der IKOSOL II vorbildlich in Formgebung und Ausstattung. Die für den Vorführer so angenehme Schiebetür, welche keinen Schwenkraum nach außen benötigt, wurde in etwas geänderter Ausführung beibehalten. Ebenso ist ein Kraterreflektor vorhanden. Der Bedienungskomfort konnte bei dieser einfachen Lampe naturgemäß nicht ganz so weit getrieben werden wie bei der MAGNASOL IV. Infolgedessen befindet sich ein Teil der Einstellorgane (Regler für die Nachschubgeschwindigkeit beider Kohlen, Bedienungsknöpfe für die Höhen- und Seitenverstellung des negativen Kohlenhalters, Schalter für den Kohlennachschub) auf der Rückseite des Lampenhauses.
Die Bedienungsseite trägt die Knöpfe für die Handverstellung beider Kohlenhalter, welche mit diesen mitlaufen und sich über Skalen auf der Außenseite des Lampenhauses bewegen. Der Vorführer kann also die jeweils noch zur Verfügung stehende Fahrlänge auch bei geschlossenem Lampenhaus ablesen. Lampe und Nachschubwerk sind auch bei der IKOSOL II zu einer Einheit zusammengefaßt. Jeder Kohlenhalter wird durch einen eigenen Motor bewegt, welcher sich unabhängig vom anderen regeln läßt. Die Regelbereiche sind so gewählt, daß Rein- und Beckkohlen ohne Umschalten verwendet werden können.
5. DIA ZUSATZLAMPENHÄUSER ZUR MAGNASOl IV und II
Für beide neuen Lampen kann ein Zusatzlampenhaus geliefert werden, falls ein selbständiger Dia-Projektor, z. B. aus räumlichen Gründen, nicht in Frage kommt. Abbildung 5 zeigt als Beispiel das Zusatzlampenhaus zur IKOSOL II, welches eine formschöne Einheit mit dem Lampenhaus bildet. Für die schattenlose Überblendung ist ein Bildwechsler vorgesehen. Das Zusatzlampenhaus besitzt eine eigene Lichtquelle, die bis etwa 50 A belastete Panzerlampe. Diese ergibt zusammen mit dem lichtstarken Dreifachkondensor helle und gut ausgeleuchtete Schirmbilder.
Abschließend kann gesagt werden, daß sich mit den beiden neuen Lampen nahezu jede im Kinobetrieb vorkommende Beleuchtungsaufgabe einwandfrei
und wirtschaftlich lösen läßt und daß beide Lampen darüber hinaus eine Zierde für jeden Vorführraum darstellen.
Ulffers