"Grundlagen der Fernsehtechnik"
ein Buch aus den Anfängen der "DDR von 1956"
Die Luftbrücke ist vorbei, der Volksaufstand erfolgreich niedergeschlagen und sie wandern aus, die "DDR"-Bürger, nach dortigen Gesetzen illegal und dennoch - ohne Walter oder Erich zu fragen.
Dann kommt ein Buch heraus über die Fernsehtechnik, aus dem Russischen übersetzt vom "Leiter der Farbfernsehentwicklung" der DDR. Aber bitte beachten Sie, es ist Herbst 1956, die ehemalige SBZ, jetzt umbenannt in DDR, bei uns in Westdeutschland immer noch als "Ostzone" bekannt und benannt, hat immer noch oder schon wieder ganz schlimme Versorgungsengpässe und jetzt reden "die" da drüben sogar vom Farbfernsehen.
Darum haben wir uns dieses Buch "zur Brust" genommen, um mal etwas mehr über die Zeiten damals zu erfahren. Wieviel Politik kann man in die Technik einpacken oder einhüllen ?
Der Text stammt aus Herbst 1956 : In dem Buch werden kurz die grundlegenden Zusammenhänge beim Fernsehen sowie die Physik und Technik des Fernsehempfangs beschrieben. Alle wesentlichen Kreise in einem Fernsehempfänger sowie ihre Zweckbestimmung, ihr Aufbau, ihre Schaltung und Arbeitsweise werden behandelt. Es wird auf die grundlegenden formelmäßigen Zusammenhänge eingegangen, die eine selbständige Berechnung der Schaltelemente dieser Kreise gestatten.
Anmerkung der Redaktion: Das Geleitwort dieser russischen Übersetzung stammt von Manfred von Ardenne.
Wie wir wissen, wurden bereits ab April 1945 Adelige und Grundbesitzer und Großbauern von den russischen Kommunisten bzw. dem russischen Militär sofort "entsorgt" ( = nach Sibiren verfrachtet) oder sogar vollständig "elemeniert" (= erschossen). Doch "Manfred von Ardenne" blieb verschont.
Obwohl seine Existenz bzw. Historie im Dritten Reich mehrere große ungeklärte Lücken aufweist, wurde da nicht weiter gefragt und er bekam seine goldene Insel bzw. sein "exterritoriales" Forschungsinstitut in der Nähe von Dresden. Darum hier sein Geleitwort zur Fernsehtechnik zur "ganz besonderen" Beachtung.
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Geleitwort
Beim Werden und Wachsen spezieller Zweige von Wissenschaft oder Technik lassen sich meist deutlich zwei typische Stadien unterscheiden: eine Art Jugend-Stadium, d. h. ein relativ kurzes Zeitintervall stürmischer Entwicklung, wo (= in der) fast jeder Monat neue Entdeckungen, Erfindungen, Konstruktionen, Verfahren und Ergebnisse bringt, und das Stadium der Reife, d. h. ein Dauerzustand, wo (= in der) eine Klärung über die einzuschlagenden Wege erfolgt und die Forschung zu einem gewissen Abschluß gelangt ist.
Das Jugendstadium der Fernsehtechnik umspannt etwa die Jahre zwischen 1925 und 1933. Es war dies die Zeit, da J.L. Baird in England (1926) und D. von Mihdly in Deutschland (1928) mit Nipkowscheibe und Flächenglimmlampe zum ersten Male praktisch Fernsehbildübertragungen zeigten, da der Verfasser dieser Zeilen (Anmerkung: also M.v.A.) die Entwicklung des Breitbandverstärkers einleitete (1925), da A. Karolus in Deutschland sein System mit Kerrzelle und dem Weillerschen Spiegelrad entwickelte (1928) und da der Österreicher F. Aigner (1925) und Fritz Schröter (1929) in Deutschland die theoretischen Grundlagen des Fernsehens erarbeiteten.
Es war die Zeit, da der Ungar F. von Okolicaanyi (1930) seine Spiegelschraube als Bildzerleger vorführte, da der Verfasser (1928) die Entwicklung der Braunschen Röhre zur Fernsehröhre begann und mit dem Leuchtschirmabtaster (1930) eine Fernsehbild- Übertragung auf rein elektronischer Grundlage praktisch realisierte und schließlich da V.K. Zworykin in Amerika seine grundlegende Konzeption des Ikonoskops (1932) in die Praxis übertrug.
Anmerkung: Entweder war der Name Thilo Farnsworth mit seiner bahnbrechenden Entwicklung der Sondenröhre in Russland nicht bekannt oder es war eben kein Amerikaner "mit russischem Namen" und/oder "russischem Ursprung".
Heute liegt diese Zeitspanne fast ein Vierteljahrhundert zurück, und die Menschen sind selten geworden, die aus eigenem Erleben heraus von dem Werden dieser Dinge und von dem Personenkreis dieser Epoche sprechen können. Heute ist die Fernsehtechnik schon seit langem im Stadium der Reife, und auch für den Seitenzweig des Farbfernsehens ist das Stadium der stürmischen Entwicklung schon vorüber.
Die zuvor definierten beiden Stadien lassen sich auch in den ihnen zugeordneten Buchveröffentlichungen unterscheiden. So gibt es Bücher, ja sogar Lehrbücher, die während des Jugendstadiums geschrieben werden, und Bücher, in denen das Stadium der Ausgereiftheit seinen Niederschlag findet. Beide Arten von Büchern haben völlig verschiedene Charaktere.
Die Bücher der Frühzeit, und zu diesen müssen wir in der Fernsehtechnik beispielsweise das ausgezeichnete „Handbuch der Bildtelegraphie des Fernsehens" von Fritz Schröter aus dem Jahre 1932 rechnen, spiegeln, oft auch nur zwischen den Zeilen, den leidenschaftlichen Kampf um bessere Methoden, um neue Erkenntnisse usw. wider; sie veralten schnell, geraten daher später auch leicht in Vergessenheit, aber sie üben einen hervorragenden Einfluß auf die Entwicklung aus.
Einen ganz anderen Charakter haben die im zweiten Stadium geschriebenen Bücher. Aus Gründen der Denkökonomie ist bei ihnen alles fortgelassen, was schließlich doch nicht eine dauernde Verwendung in der betreffenden Fachsparte gefunden hat; dafür aber sind die ausgereiften Theorien, Verfahren und Lösungen und die wohl endgültig wichtigen Tatsachen gründlich und übersichtlich dargestellt.
Zu den Büchern der letzteren Art gehört das vorliegende Fernseh-Fachbuch von A.J. Klopow. Der Leiter der Farbfernsehentwicklung in der Deutschen Demokratischen Republik, Dr. Ing. P. Neidkardt, hat dieses Buch aus dem Russischen ins Deutsche übersetzt und durch Abfassung von drei zusätzlichen Kapiteln über neuere Erkenntnisse der Farbfernsehtechnik, der theoretischen Fernsehtechnik und über die Fernsehempfänger der Deutschen Demokratischen Republik nützlich ergänzt. Das vorliegende Buch von Klopow-Neidhardt ist geeignet, eine Lücke in unserer Fachliteratur auszufüllen, denn auch in unserer Fernsehtechnik hat die Tragik des deutschen Schicksals tiefgreifende Spuren hinterlassen, und die geschlagenen Wunden beginnen erst langsam auszuheilen.
Dresden-Weißer Hirsch, im Herbst 1955 Forschungsinstitut M. v. A.
Vorwort zur deutschen Ausgabe
Es gibt nur wenige Gebiete der Nachrichtentechnik, die in letzter Zeit so unmittelbar in den Brennpunkt des Interesses gerückt sind wie das Fernsehen. Dieses interessante Fachgebiet verlangt aber neben der Beherrschung der Hochfrequenz- und UKW-Technik auch die Kenntnis der Elektronenoptik und neuerdings auch noch der Farbenlehre und Farbenmetrik.
Die Übersetzung des sowjetischen Fachbuchs „Grundlagen der Fernsehtechnik" und seine Ergänzung durch einige zusätzliche Kapitel soll der immer größer werdenden Anzahl von Technikern und Ingenieuren, die sich mit der Fernsehtechnik befassen, aber auch den Studenten der Hoch- und Fachschulen, ein auf den Grundlagen aufbauendes Lehrbuch geben, das auch die wichtigsten neuen Ergebnisse auf dem Gebiet des Farbfernsehens und der Anwendung der Informationstheorie in der Fernsehtechnik enthält.
Nützlich erschien ferner eine Beschreibung einiger Fernsehempfänger der Deutschen Demokratischen Republik, weil diese bisher nirgends existiert. Bei der Anfertigung der Übersetzung und dem Verfassen der ergänzenden Kapitel leistete "Frl." Ingeborg Koch wichtige unterstützende Arbeit. Ihr sei an dieser Stelle dafür besonders gedankt. Der Verlag Technik tat das Mögliche, um dem Buch eine gute Ausstattung zu geben. Der Unterzeichnete hält es deshalb für seine Pflicht, auch dem Lektorat Elektrotechnik im Verlag Technik seinen Dank auszusprechen.
Berlin, im Herbst 1955 - Leiter der Farbfernsehentwicklung der DDR