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aus der FUNK-TECHNIK Nr. 11/1949

VON KARL TETZNER

FERNSEHEN 1949 Teil 4 (Schluß)

(Fortsetzung aus FUNKTECHNIK, Bd. 4 [1949] )
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Streiflichter zur Produktion

Ohne Zweifel ist für amerikanische Radioapparatefabriken die Produktion von Fernseh- empfängern „das" Geschäft der Gegenwart und Zukunft. Die Preise dafür sind noch nicht heruntergewirtschaftet, wie es diejenigen für Rundfunkempfänger auf Grund der Überproduktion langsam wieder werden. Etwa vierzig Betriebe beschäftigen sich mit der Herstellung von Fernsehgeräten oder Baukästen. Die größten sind DuMont, Philco, RCA, General Electric und US. Television. Es werden eine Unzahl Modelle produziert, vom kleinsten „Reisegerät" (!) für 99,50 Dollar über den Baukasten, Tischgerät, Konsole und schließlich zum kombinierten Fernseh-Radio-Grammofon.

Folgende Produktionszahlen (für Fernsehgräte) werden genannt:

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  • 1946 - 5.367 Stück
  • 1947 - 175.000 Stück
  • 1948 - 600.000 Stück (geschätzt)

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Die Voraussagen amerikanischer Fachkreise
hinsichtlich einer weiteren Produktion gehen stark auseinander und sind teilweise von einem gesunden Optimismus getragen. Der Vorsitzende des Amtes für Nachrichtenübermittlung, Vane Coy, erklärte kürzlich, daß im Jahre 1949 über 2 Millionen und schließlich 1953 mehr als 5 Millionen Empfänger hergestellt werden würden. Für 1955 rechnet er mit 17 Millionen Fernsehteilnehmern und 700 bis 800 Sendern!

Expandieren um (fast) jeden Preis

Die großen Firmen legen einen großen Teil ihrer gewiß nicht kleinen Gewinne aus dem allgemeinen Rundfunk- und Nachrichtenmittelgeschäft in neuen Fabriken für Fernsehempfänger, Röhren usw. an. Beispielsweise erreicht die Tagesproduktion der RCA an Röhren aller Typen bereits die 1/4 Million! Spezialfirmen haben andererseits auch Schwierigkeiten bei der Ausdehnung ihrer Werke zu überwinden. So gab die Farnsworth Television Co., 3,1 Mill. Dollar Verlust für die Zeit vom 1. Mai bis 31. Oktober 1948 bekannt.

Die augenblicklichen Bemühungen zielen
auf Überwindung des Engpasses hin, der bei der Herstellung von Bildröhren eingetreten ist. Erst im Sommer vergangenen Jahres gelang es der RCA, auch größere Röhren in Reihenfertigung herzustellen. In Lancester erbaute die gleiche Gesellschaft eine neue Fabrik für Elektronenstrahlröhren, die als Neuentwicklung eine Bildröhre aus Metall mit völlig ebenen Schirm von 15 Zoll Durchmesser (= 38 cm) herausbringt. Man hofft damit die bisherige 10-Zoll-Röhre (= 25 cm 0) ablösen zu können, die jetzt in 70% aller Fernsehempfänger eingesetzt ist, und deren Bildgröße nicht befriedigen kann. Die Aussichten dafür sind gut, da die neue Metall-Bildröhre zu nahezu dem gleichen Preis wie die bisherige 10-Zoll-Glasröhre auf dem Markt erscheinen wird.

Einzelhandel mit Fernsehempfängern

Da inzwischen sechsunddreißig der größten amerikanischen Städte Fernsehsender besitzen, ist ein sehr großer und wohl der kaufkräftigste Teil der amerikanischen Bevölkerung „reif für das Fernsehen". Die Preise der Empfänger sind noch immer sehr hoch und liegen vergleichsmäßig über den englischen; sie sind auch sehr hoch im Vergleich mit den Summen, die in den Vereinigten Staaten für Rundfunkempfänger gefordert werden.

Ein Tischmodell mit 7-Zoll-Röhre, das ein auf die Dauer als zu klein empfundenes Bild liefert, kostet im Durchschnitt 170 Dollar, mit 10-Zoll-Röhre etwa 250 Dollar, mit 12-Zoll-Röhre je nach Ausstattung 270 bis 600 Dollar. Die Projektionsempfänger mit großer Bildfläche werden meist mit Rundfunk- und Fonoteil zusammen geliefert und kosten dann, wiederum je nach Ausführung der Geräte und des Möbelstückes, zwischen 700 bis 2000 Dollar. Manche Firmen liefern die Fernsehempfänger in sogenannten „custom-built"- Möbeln, genau dem Wohnzimmer angepaßt, und das neueste sind „Office-Telesets", d. h. Fernsehempfänger für das Büro des Geschäftsmannes, wobei die Bildröhre in der Wand eingebaut ist, während im Schreibtisch sich ein Fernbedienungsgerät befindet.

Auch in den USA ist Sachkenntnis gefragt

Die schwierige Materie und die verhältnismäßig hohen Anschaffungskosten verlangen vom Fernsehverkäufer große Sachkenntnisse und schließlich erhebliches Kapital. In größeren Städten befassen sich damit neben den Warenhäusern wie Wanamakers vorwiegend Geschäfte, die sich nur auf den Verkauf von Fernsehempfängern spezialisieren und entsprechende Werbung treiben. Als typisches Beispiel sei „Porterfield Television" in Yonkers bei New York erwähnt. Dieses neueröffnete Spezialgeschäft vertreibt die Geräte der vier größten Firmen, darunter DuMont, Philco und RCA. Man beschäftigt 15 Verkäufer, die sämtlich nur auf Provisionsbasis arbeiten. Im Geschäftslokal der Firma ist ein „Fernsehtheater" eingerichtet, in dem täglich mehrere Vorstellungen stattfinden. Die fünf New-Yorker Fernsehsender liefern die Programme dazu. In den beiden benachbarten Kinos laufen vor der Vorstellung kurze Werbefilme von „Porterfields", außerdem stehen in den Vorhallen der Lichtspieltheater zwei Fernsehgeräte, die vor und nach der Kinovorstellung in vollem Betrieb sind.

1949 - Amerikaner kaufen jetzt schon auf Pump

Der größte Teil aller Fernsehempfänger wird gegen Teilzahlung verkauft, meist verlangt der Händler 10 % Anzahlung, der Rest folgt in frei vereinbarten Monatsraten. Käufer sind neben Besitzern von Restaurants, Bars usw. vorzugsweise Angehörige der Mittelklassen; daneben beteiligen sich die Bezieher von geringerem Einkommen überraschend hoch. Ein besonderes Kapitel bilden die Kosten für das Aufstellen der Fernsehempfänger und der Aufbau einer Antenne mit angepaßter Doppeldraht-Niederführung. Je nach Lage der oder des nächsten Fernsehsenders müssen Dipolantennen mit Reflektorstäben, manchmal auch Doppeldipole usw. benutzt werden. Der Antennenbau kostet im Durchschnitt nochmals 80 Dollar. — Einige Firmen, darunter Philco, geben ein Jahr Garantie auf ihre Geräte zu den üblichen, auch bei uns bekannten Bedingungen, d. h. bei Fabrikationsfehlern usw.

Bislang wenige Sender in einem großen Land

Obgleich die meisten Fernsehempfänger infolge der eingebauten HF-Vorstufe und der mehrstufigen Bildzwischenfrequenz über eine ausreichende Empfindlichkeit verfügen, treten manchmal Schwierigkeiten auf, da immer mehr Fernsehempfänger auch in Gebieten aufgestellt werden, in denen die Feldstärken der Sender schon recht schwach sind.

Die Industrie liefert daher handliche Vorverstärker, die alle 12 Kanäle einschließlich des dazwischenliegenden FM-Rund-funkbandes (88 ... 108 MHz) zweistufig verstärken („TV-FM-Booster"). Diese Geräte werden zwischen Antenne und Empfänger geschaltet und besitzen einen Stufenschalter sowie eine besondere Feinabstimmung zur genauen Einstellung auf jedes Band. Der Preis dafür beträgt 35 ... 40 Dollar. Zusammen mit einer vorschriftsmäßig aufgebauten Dipolantenne mit Reflektor kann ein Fernsehempfang je nach örtlichen Verhältnissen über Entfernungen von 80 bis 150 km erzielt werden.

Beste Aussichten für 1950 und danach

Die Aussichten für das Fernsehgeschäft in den USA sind die allerbesten und veranlassen immer mehr Fachhändler, sich dem neuen Geschäftszweig verstärkt zuzuwenden. Bisher gelang es der Produktion von Empfängern noch nicht ganz, mit der Nachfrage Schritt zu halten, das gilt besonders für einige beliebte Modelle. Wenn der Fachhändler über genügend Investitionskapital verfügt, hat er Aussichten auf gute bis ausgezeichnete Verdienste und ist dann nicht mehr so sehr auf das stagnierende und viel weniger Gewinn abwerfende Geschäft mit Rundfunkempfängern angewiesen. Die meisten Geschäftsleute sind daher bemüht, sich die notwendigen Spezialkenntnisse anzueignen, und die Unzahl der Schulen für Fernunterricht haben gute Zeiten.


Ende der US Fernseh Artikelserie von 1949

Erfreulich, daß Sie es bis hierhin geschafft haben. Weitere historische Artikel aus den Jahren ab 1946 kommen auf diesen Seiten Zug um Zug.

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