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Historisches Wissen aus Heften, Zeitschriften, Magazinen

Artikel, Zitate und Infos stammen aus der Funk-Technik, der Funkschau, den RTMs, Kameramann, der FKT, den Schriften von Philips und Zeiss Ikon und Anderen. Mehr über die verfälschten historischen Informationen ab 1933 über 1945 bis weit in die 1980er Jahre.

aus der FUNK-TECHNIK Nr. 24/1950 (2. Dez. Heft)
Das Editorial

BERLIN . FRANKFURT/M. • Nr. 24/1950/5.JAHRGANG

FUNK­TECHNIK CHEFREDAKTEUR ist CURT RINT

Karl Tetzner ist immer noch ein freier Mitarbeiter, auch wenn viele Editorials von ihm kommen.

Die Funk-Technik hatte fast immer 24 Ausgaben pro Jahr, auch wenn es oft recht dünne Ausgaben waren.
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Rückblick 1950 - Ein ereignisreiches Jahr

Wenn die Kerzen der Weihnachtsbäume brennen, ist das Hauptgeschäft des Funkgerätehandels vorüber. Das ist eine alte Weisheit aus normalen Zeiten. Bevor die erfahrungsgemäß mageren Monate beginnen, die auch die Industrie zu verspüren pflegt, lohnt es sich vielleicht, die Bilanz zu ziehen, die Bilanz eines Jahres, das in mehr als einer Beziehung ereignisreich genannt werden darf.

Wir alle erinnern uns: 1950 begann unter den drohenden Wolken des Kopenhagener Wellenplanes. Gegen seine befürch­teten Auswirkungen gab es zunächst nur die Zauberformel „UKW". Dahinter verbargen sich aber erst Pläne, ein be­scheidener Versuchsbetrieb und praktisch noch so gut wie kein marktfähiger Empfänger. Aber nur neun Monate später, auf der Deutschen Funkausstellung in Düsseldorf, stellte sich der UKW-Empfänger einem bereits recht ansehnlichen Sender­netz als erwachsenes, wenn auch noch nicht ausgewachsenes Kind der Radioindustrie vor. Man halte das nicht für so selbstverständlich wie es klingt und miterlebt wurde, denn die raschlebige Zeit unserer Tage läßt allzu leicht vergessen, welche Summe von Fleiß, Können und Wagnis hinter einer solchen schnellen Entwicklung steckt.

Sorgenkind UKW

Und trotzdem war UKW ein rechtes Sorgenkind. Einmal des­wegen, weil mit der Ungewißheit behaftet, ob die Öffentlich­keit sich von den Vorteilen des neuen Dienstes würde überzeugen lassen, zumal dieser doch im Grunde genommen noch nicht allzuviel zu bieten vermochte. Dann aber auch deshalb, weil die Sommermonate zunächst die volle Auswirkung des neuen Wellenplanes verschleierten. Heute, am Ende der Saison, steht allerdings fest: das Interesse am UKW-Gerät beginnt zu wachsen, die Notwendigkeit der UKW-Einführung ist durch den winterlichen Wellenwirrwarr bestätigt und der weitere Ausbau des Sendernetzes verspricht neue Impulse, neue Käufer, neue Entwicklungen.

Aber genug von dem soviel erörterten Wort UKW, wenn es auch zweifellos dem abgelaufenen Funkjahr bei uns das Ge­präge gab und der europäischen Umwelt ein erstaunliches Schauspiel vom Unternehmungsgeist einer eben erst wieder zum Leben erwachten Technik und Wirtschaft bot.

Und das Fernsehen ?

Die fortschreitende Entwicklung und Anwendung der Funk­technik setzten noch andere Marksteine: einen neuen Fernseh­beginn, die Einführung der Funktelefonie in den Verkehr und den Einbruch neuer Tonaufzeichnungsverfahren.

Davon ist die praktische Wiederaufnahme der Fernseh­versuche durch den NWDR wohl das wichtigste, weil einen ganz neuen Abschnitt des Rundfunks einleitendes Ereignis. Denn diesmal wird es tatsächlich ernst mit dem Fernsehen. An seiner (zweiten) Wiege standen aber — der Chronist hat die Pflicht auch dies zu verzeichnen - keineswegs nur Gratulanten und freudige Gesichter. Die durch die UKW-Einführung noch mit mancherlei Sorgen belastete Funkindustrie hätte mit dem neuen Start wohl gern noch etwas gewartet. Dinge von so großem Format gewinnen aber schnell ihr eigenes Bewegungsgesetz.

Ein großer Fortschritt

Auch an vielen Einzelheiten minderer Bedeutung ließe sich nachweisen, daß es an Fortschritten technischer Art nicht gefehlt hat. Vergleicht man diese mit dem in anderen Ländern sichtbaren Stand, so darf man mit gesundem Selbstvertrauen feststellen, daß auf den meisten Gebieten der Hochfrequenz­technik der internationale Standard wieder erreicht ist. Das darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Wieder­erholung nicht möglich gewesen wäre, wenn nicht von früher her eine wertvolle Substanz an wissenschaftlicher Leistung, Betriebserfahrung und Fachkräften vorhanden gewesen wäre. Den Standard für die Zukunft aufrechtzuerhalten wird aber, solange die augenblicklich noch durchaus unbefriedigende Situation der wissenschaftlichen Forschung sich nicht ändert, einigermaßen schwierig sein.

1950 das erste wirkliche „Friedensjahr" der Funktechnik und -Wirtschaft seit 1938

Einstweilen mag man sich mit der Feststellung begnügen, daß 1950 das erste wirkliche „Friedensjahr" der Funktechnik und -Wirtschaft seit 1938 war. Das gilt sowohl in Bezug auf Roh­stoffbeschaffung, die Qualität der Erzeugnisse als auch für den Umfang der Produktion.

War es auch ein wirtschaftlich erfolgreiches Jahr ? Die Beantwortung dieser Frage können erst die Abschlüsse der einzelnen Unternehmen der Industrie und des Handels geben. Wie aber auch immer das Ergebnis ausfallen wird, man sollte dabei nicht vergessen, es auch vom Standpunkt der jüngsten Nachkriegszeit aus zu betrachten.

Vor drei Jahren, als Mangel und Engpässe noch jede Aussicht auf eine Aufwärtsentwicklung versperrten, waren sowohl UKW-Rundfunk und Fernsehen als auch die Fülle schöner Empfänger, die heute die Schaufenster bereichern, ein Wunsch­traum. Was sich seitdem geändert hat, ist nicht allein in Zahlen einer Gewinn- und Verlustrechnung auszudrücken.

Das größte Wunder bei allem ist die Tatsache, daß die Preise für Rundfunkempfänger gesenkt werden konnten, trotz höhe­rer Rohstoffkosten, gesteigerter Qualität und mancher tech­nischen Verbesserung bis merklich unter die Vorkriegspreise! Das ist eine Erscheinung, die bei industriellen Verbrauchs­gütern wohl einmalig ist, und eine Leistung, die nur die Funk­industrie zustande gebracht hat.

Eine gute Perspektive für 1951

Für die Entwicklung des Absatzes, insbesondere für den Erfolg der Düsseldorfer Ausstellung, war das Halten des Preisstandards von 1939 sicher auschlaggebend und deshalb auch berechtigt. Aber niemand, der über etwas wirtschaftliche Einsicht verfügt, wird den Her­stellern verübeln, wenn sie im kommenden Jahr wenigstens die letzte, aus der politischen Weltlage herrührende Welle der Preissteigerungen für Rohstoffe durch eine Neuordnung der Gerätepreise ausgleichen müssen. Gerade der Handel sollte dafür volles Verständnis aufbringen.

Der mit den Verhältnissen Vertraute hätte überhaupt der Industrie seit der Währungsreform gern höhere Erlöse ge­gönnt. Die kommenden Aufgaben, vor allem das Fernsehen, erfordern einen beträchtlichen Kapitalaufwand für neue Be­triebsausrüstungen und Entwicklungsarbeiten. Wie dieser von einer Industrie aufgebracht werden soll, die ihre alten Kapital­reserven verloren hat und neue noch nicht bilden konnte, ist ein Problem für sich; vielleicht löst es das Jahr, das vor uns liegt, in einer allen genügenden Form.

W. R. S.

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