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Artikel, Zitate und Infos stammen aus der Funk-Technik, der Funkschau, den RTMs, Kameramann, der FKT, den Schriften von Philips und Zeiss Ikon und Anderen. Mehr über die verfälschten historischen Informationen ab 1933 über 1945 bis weit in die 1980er Jahre.

aus der FUNK-TECHNIK Nr. 10/1950 (2. Mai Heft)
Das Editorial

Nr. 10/1950 - 5. JAHRGANG - CHEFREDAKTEUR CURT RINT

Holländische Impressionen von KARL TETZNER

Reisenotizen unseres westdeutschen Redakteurs KARL TETZNER

Holland ist Philips . . . .

Die gewaltigen Philips-Fabrikpaläste aus Beton und Glas bieten dem Reisenden, der am Abend nach Eindhoven einfährt, einen feenhaften Anblick. Als gleißender Zeigefinger strahlt der große Turm der Glühlampenfabrik in die Nacht, grell erleuchtet von den Lampen, die hier pausenlos in Dauerver­suchen geprüft werden.

Wir brauchten ein Taxi. .. und unser holländischer Begleiter ruft den Wagen per Telefon herbei. Nichts Besonderes, aber interessant wurde es, als wir eine Minute nach diesem Telefonanruf aus dem Bahnhof traten und fast zur gleichen Zeit das Taxi amerikanischen Formats mit wippender Antenne vor uns hält.

Geschwindigkeit ist keine Hexerei - mit Hilfe des Philips-Mobile-Radio (ähnlich dem CD-Funk) hat die Taxi-Zentrale alle Wagen in Sekundenschnelle „an der Strippe" und dirigiert das nächste freie Auto zum gewünschten Ort.

Eindhoven ist ganz und gar die Philips-Stadt. Wir wunderten uns daher nicht besonders, als wir im gemütlichen Gastzimmer vom „Silbernen Seepferd" neben dem Waschbecken den elek­trischen Philips-Rasierapparat entdeckten. Die fünfsprachige Bedienungsanweisung war beigefügt.
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Der lange Weg
(Über die Geschichte von Philips)

1891 wurde die NV. Philips Gloeilampenfabrieken von einem damals herzlich unbekannten Herrn Philips gegründet. Seine erste Werkstatt steht noch heute neben dem achtstöckigen Verwaltungsgebäude, dessen fast „totale" Kriegsschäden nicht mehr zu sehen sind. Drei Jahre später trat der Bruder des Inhabers, der heutige Vorsitzende des Aufsichtsrates, Dr. Anton F. Philips, als Teilhaber in die Firma ein und trug seinen Teil zur Entwicklung des Unternehmens zu einer bedeutenden Glühlampenfabrik bei.

Anfangs ging es weniger glatt - drei Jahre nach der Gründung wurde ernsthaft erwogen, das junge Unternehmen wieder zu schließen, da weder Fabrikation noch Absatz zufriedenstellend verliefen. Betrug doch die ganze Jahresproduktion 1895 eben 100.000 Glühlampen! 1903 hatte man das Tal durchschritten und sich internationale Geltung verschafft, so daß zusammen mit der AEG, Siemens und Tungsram das Europäische Kohlefadenlampen-Kartell ge­gründet werden konnte. Im gleichen Jahr wurden fast 5 Mil­lionen Lampen von den Philips-Gloeilampen- fabrieken hergestellt.
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Philips und die Radioröhre

Der erste Weltkrieg brachte den Kontakt mit der Radioröhre, die sich in jener grauen Vorzeit des Rundfunks nur wenig von der Glühlampe unterschied. 1918 wurde mit der fabrikatorischen Auswertung der ersten Laborerfahrungen begonnen, und bald traten alle Zweige der Elektronik in den Bannkreis des 1914 geschaffenen Laboratoriums.

Heute ist diese Abteilung Stützpfeiler Nummer eins des großen Philips-Unter­nehmens - 700 qualifizierte Fachleute, darunter viele von internationalem Ruf, arbeiten in den Forschungsstätten Eind­hovens, weitere 2.000 sind an anderen Orten Hollands in der Entwicklung tätig.
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Vitamin-D und das Philips-Miller-Tonband

Diese oft sehr unorthodox geführten Arbeiten zeitigten auf einigen Gebieten überraschende Ergeb­nisse. Die Zweigfabrik „Duphar" in Wees/Holland z. B. stellt das Vitamin D her, gewissermaßen als Endprodukt einer bei­nahe zufälligen Entwicklung. Das Anti-Grippe-Serum ist das letzte Glied dieser anfangs nicht gewollten Kette von Unter­suchungen.

Oder auf einem anderen Gebiet: man suchte ein billiges fotografisches Material zum Kopieren des Philips-Miller-Tonbandes - und fand ein lichtempfindliches Zello­phan, das kornlos ist und daher für die Mikrofotografie große Bedeutung erlangte.
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In Eindhoven kennt man keine Arbeitlosen

25.000 Menschen werden jeden Morgen von den vielstöckigen Fabrikbauten in Eindhoven verschlungen. Die Stadt und ihre Umgebung kennen keine Arbeitslosen - im Gegenteil: täglich müssen Hunderte von Arbeitskräften aus Belgien per Omnibus herangefahren werden. Facharbeiter sind knapp, und es bleibt nichts anderes übrig, als Abteilungen nach anderen holländischen Orten zu verlegen, wo jetzt weitere 10.000 Arbeiter tätig sind.

Zur Zeit wird die Umlagerung der gesamten Röhrenfertigung von Eindhoven nach einem anderen Ort vor­bereitet, wo bessere Möglichkeiten zur Gewinnung von Arbeits­kräften bestehen.
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Obenan steht der Mensch ! ...

Wenn man fragt, welches mein stärkster Eindruck in Eind­hoven war, so erwarten Sie bitte nicht die Antwort „das Fernsehen" oder die „Laboratorien" oder „Stereofonische Ton­wiedergabe" . . . nein, zwei Kleinigkeiten am Rande waren es, die besonders haften blieben.

Da war ein freundlicher Fahrstuhl in einem der Fabrik­gebäude, aus dem uns flotte Rundfunkmusik entgegenklang. Ein Empfänger stand nett und sauber auf einem Deckchen. Er schien der ganze Stolz des Fahrstuhlführers zu sein, der sich in einem Lastenaufzug von 3 x 4m im Flügel Y seine eigene kleine Welt aufgebaut hatte.

Und dann sahen wir inmitten der Werkzeugmacher, umgeben von Drehbänken, Hobelmaschinen und Schraubstöcken ein Aquarium, das sich die Arbeiter hingesetzt hatten. Es war nicht klein, sondern eine beachtliche Anlage mit Lüftung, Heizung und Innenbeleuchtung und verriet viel Fachkenntnis und noch mehr Liebe der Arbeitsgruppe, die alle Hände über ihr Werk hielt. Oder soll ich vom Fehlerteufelchen „Cruc" erzählen, das, einem Kobold gleich, durch alle Fehlerstatistiken und Kurven geistert ?

Ein mustergültiges Sozialsystem

Ich habe kaum jemals eine Fabrik gesehen, in der das Sozialwerk so ausgebaut war wie in Eind­hoven. Hier ist kaum der Ort, alle sozialpolitischen Maß­nahmen des Werkes zu schildern. Da ist die Alterspension, die ab 60. bzw. 65. Lebensjahr das Ausscheiden aus dem Arbeits­prozeß ohne Sorgen um die Zukunft ermöglicht und für die der Arbeiter 3%, das Werk aber 9% der Brutto-Lohnsumme einzahlt.

Es gibt einen ausgedehnten Krankendienst mit einem Heer eigener Ärzte, die auch für die Familienmitglieder zuständig sind, eine eigene Apotheke und eine Krankengeld­regelung, derzufolge jedermann im Krankheitsfalle zwischen 80 und 100 v. H. seines letzten Lohnes ein volles Jahr hindurch erhält und im zweiten Jahr auch noch mit größeren Zu­wendungen rechnen kann. Oder nehmen wir den Erholungs­fonds, sinnig „Entspannungsfonds" genannt, der bereits 1916 gestiftet wurde und jedes Jahr große Zuweisungen erhält.

In der Nähe jeder Philips-Fabrik stehen „Entspannungshäuser", Clubhäuser der Arbeiter und Angestellten, die hier jede Art Sport und Erholung pflegen können. Bibliotheken, Kinos, ein Theatersaal... in Eindhoven hat schon Yehudi Menuhin vor den Philips-Arbeitern gespielt. Die Tasse Kaffee kostet 5c und die Flasche Bier 8c (= 9 Pfennig) - kein Wunder, daß im letzten Jahr für den genannten Fonds 0,6 Millionen Gulden seitens der Firma zugezahlt werden mußten.

Dr. Fritz Philips, einer der geschäftsführenden Direktoren, lebte während des letzten Krieges in den USA und brachte von dort jene Methoden für Führung und Ausbildung der Be­legschaft mit, die unter der Abkürzung TWI („training within the industry") segeln und ein inneres Verhältnis zwischen Arbeiter und ihrem täglichen Werk zustande bringen sollen.
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Telecommunication

Hilversum, die freundliche Gartenstadt un­weit der Zuidersee mit ihren bekannten Rundfunkstudios, ist das Zentrum der Phi­lips-Abteilung „Telecommunication": Sender vom Walkie-Talkie bis zur 150kW-Großstation, Militärgeräte, Fischereianlagen, kommer­zielle Empfänger, Flugzeuganlagen, Fern­sprechgeräte vom Handapparat bis zum Trägerfrequenzgerät mit 48 Kanälen, Pupinspulen, Verstärker und schließlich automatische Zentralen werden hier von 3.500 Män­nern und Frauen in hellen, luftigen Sälen gefertigt.

Es ist schon interessant, durch die Hallen zu streifen und die laufenden Bänder zu sehen, das Großsender-Prüffeld mit seinen wasser­gekühlten künstlichen Antennen und schließ­lich das wunderhübsche Modell des 100kW-Kurzwellensenders für den Vatikan, dessen Original soeben zusammengesetzt wurde.

Tauglichkeits- und Alterungsprüfungen

Aber den stärksten Eindruck bekommt man doch bei einer Besichtigung jener raffinierten Folterkammern der Technik, die den zu prü­fenden Geräten das Letzte abverlangen. Im Tropenraum herrschen Luftfeuchtigkeit und Temperaturen wie in äquatorialen Gegenden, die nächtliche Abkühlung ist nicht vergessen. Daneben steht die Wüstenkammer. In einem kleinen Raum wurde ein Mobile-Radio einige Tage hindurch einem pausenlosen Sandsturm ausgesetzt; hinterher soll es noch funktio­nieren! Im Salzwasserraum wird ein Marine­funkgerät wochenlang mit Salzwasserlösung überstäubt. Dick besetzt mit Schimmelpilzen aller Art sind Einzelteile, die schon länger als zwei Jahre in der Schimmelkammer liegen.

Nahezu hundert verschiedene Schimmelarten werden im Tropenklima gezüchtet, und ihr teilweise verheerender Einfluß auf die Isoliermaterialien untersucht. Mit dicken Rauhreifbärten behangen, liegt in dem Kälte­raum eine Senderendstufe, die abwechselnd auf -42°C abgekühlt und binnen einer halben Stunde wieder auf +60°C erwärmt wird. Wenn sie das überstanden hat, muß sie in die Unterdruckkammer und beweisen, daß sie auch in 12km Höhe (Luftdruck 203 Millibar = 14,5cm Quecksilbersäule) nicht versagen wird. Den Schluß bilden Rütteltische und -bänke mit Schüttelfrequenzen von 5 ... 80Hz und maximal 3,5mm Amplitude.

 

Frühes Autotelefon

Wir ließen es uns nicht nehmen, mit einem Auto durch die Stadt zu streifen und dabei telefonische Verbindung mit dem Werk zu halten. "Mobile Radio" beginnt ein Geschäft zu werden. Die Reichweite der Fabrikanlage mit ihrer sehr hohen Antenne wurde uns mit 50 km angegeben. Die fahrbare Anlage be­steht aus einem FM-Sender von etwa 20 Watt Leistung, der auf zwei quarzkontrollierte Wellen im 3 ... 4m-Band abgestimmt ist (Lei­stungsaufnahme 160 Watt), und einem Doppelsuperhet als Empfänger mit einer Empfindlichkeit von 1uV und 12 Röhren. Beide Teile sind zu einem Gerät von 25kg Gewicht zusammengefaßt und haben im Kofferraum eines Personenwagens bequem Platz. Wir fuhren nicht weit genug, so daß wir Empfindlichkeit und Reichweite nicht prüfen konnten - aber wir waren doch in der Lage, Störfreiheit und Sprechverständlichkeit zu kontrollieren. In einer Eisenbahnunterführung stehenbleibend, war die Verständigung auf beiden Frequenzkanälen ungetrübt.

Seit eini­ger Zeit bedienen sich einige holländische Taxi-Unternehmen der FM-Telefonie zum Dirigieren ihrer Wagen, außerdem ist in Südholland ein Fernsprechnetz für Autotele­fon im Werden. Es besteht aus einigen Fest­stationen und Relaisempfängern und wird vorzugsweise von Landärzten benutzt, die viel Geld und Zeit sparen, da sie unterwegs jederzeit von der Praxis aus, wo die An­forderungen eingehen, erreichbar sind.

Wirtschaft und Statistik

Die Statistik zuerst: 25.000 Beschäftigte in Eindhoven, 35.000 in ganz Holland, 85.000 in der ganzen Welt . . . Fabriken in 25 Ländern, 11 ... 13% Anteil am holländischen Industrie­export, der so gewichtige Faktoren wie Kunstseide und Margarine (Unilever!) auf­weist. Das holländische Stammhaus bilanzierte 1948 mit total 425 Millionen Gulden, und im gleichen Jahr erreichte der Reingewinn bei hohen Rückstellungen und Reserven über 13 Millionen Gulden. Dabei werden beacht­liche, natürlich nicht bekanntgegebene Sum­men in die Grundlagen- und Spezialforschung gesteckt. Wir erwähnten bereits die wichtige Stellung des wissenschaftlich- naturkundlichen Labors der Philips-Werke, das pausenlos An­regungen, durchkonstruierte Neuheiten und Weiterentwicklungen an die Produktions­abteilungen des Werkes abgibt.

In der wissenschaftlich- technischen Welt sind die Veröffentlichungen wie die Philips-Buchreihe, die „Philips Technische Rundschau", „Commuhication News" und „Philips Research Reports" bestens bekannt. Ein kurzer Besuch im Empfängerwerk ließ schlagartig den Umfang des Exportes des Stammhauses erkennen. Ohne Unterbrechung fließt ein Strom von Empfängern von den sieben Montagebändern und wird nur zum kleineren Teil von Holland aufgenommen. Singapure, Caracas, Brüssel, Hongkong, Da­maskus, Ankara . . ., nur um einige der Be­stimmungsorte zu nennen, die wir in wenigen Minuten auf Hunderten von Kartons mit Rundfunkgeräten entdeckten. Der Export von Rundfunkempfängern scheint also doch noch möglich zu sein . . .

Einzelteile

In der Einzelteileherstellung hätte man acht Tage verbringen mögen. Die Produktion von Lautsprechern mit eigenem Ticonal-Stahl, eigenen Membranen, eigenen Metailkörben und selbst in eigenen Pappkartons verpackt, lief auf höchsten Touren. Zerhacker wurden nach einem besonderen System geprüft: die Kurvenform des erzeugten Wechselstromes war auf dem Schirm einer Katodenstrahlröhre zu sehen, und das Spiel der Zungen mittels Stroboskop zum Stillstand gebracht, sodaß jede Feinheit - und jeder Fehler! - beob­achtet werden konnte.

Über die interessante Neuheit „Drahtkonden­sator" werden wir gesondert berichten. Es ist also doch richtig, die Kapazität nach Zentimetern zu messen, denn vier Zentimeter des 0,7mm „Drahtes" haben genau 115 pF!

Utrechter Messe

Das war wirklich eine Verkaufsmesse! Keine Überflüssige Repräsentation und kein un­nützer Aufwand lenkten von der ureigensten Tätigkeit auf einer Messe ab: vom Schauen, Prüfen und Order erteilen. Möglicherweise wird es dem durch die Messen in Leipzig, Hannover und Frankfurt verwöhnten deut­schen Besucher nicht immer gefallen, von Koje zu Koje zu gehen und die dort ohne jeden Aufwand für das Auge gestapelten Geräte, Waren und Schaustücke erst einmal zu sortieren, bis er das Richtige findet.

Man muß sich erst daran gewöhnen, daß ein großer Teil der Aussteller nicht als Fabrik in Erscheinung trat, sondern vertreten war durch einen Großhändler aus Amsterdam oder Ouderkerk oder sonst einer Stadt, der daneben aber noch zwei Dutzend andere Fir­men aus sieben Ländern repräsentiert. Solch ein Stand im Messepalast Vredenburg mußte erst durchgekämmt werden!

Leider sind durch derartige Gepflogenheiten manche Er­zeugnisse bedeutender - auch deutscher Fir­men - ein wenig zu sehr an die Wand gedrückt worden. Auf dem Gelände der technischen Messe in „Croeselaan" fanden sich die deutschen Aus­steller in einer Gemeinschaftsausstellung zu­sammen, in der Maschinen und Fahrzeuge das Feld beherrschten. Die Tagespresse hat inzwischen ausführlich über die günstigen Abschlüsse der 600 deutschen Firmen auf der Utrechter Messe berichtet - allerdings dürften die wenigen radiotechnischen Er­zeugnisse aus Deutschland weniger gut abge­schnitten haben.

Ganz viele Hersteller

Die gezeigten Radiogeräte, besonders der holländischen und belgischen Fertigung, waren dem holländischen Ge­schmack weit besser angepaßt. Sie sind be­schwingter in der Form und manchmal kühn in der Farbenzusammenstellung. Ihre innere Qualität versteht sich von selbst. Bizarr und ein wenig aufdringlich kamen uns die „Fridor"-Empfänger vor, Erzeugnisse einer Fabrik im Haag, deren Gehäusezusam­menstellung zumindest ungewöhnlich war. Farbige Lichtsignale zeigten den eingestellten Wellenbereich an, und reiche Goldleisten (die leider in der beigegebenen Abbildung nicht herauskommen) schinden Eindruck.

„Radiofil" heißt eine belgische Anlage, be­stehend aus einem 5-Röhren-Super und einem Drahtaufnahmegerät, das mittels Fuß­schalter auch zum Diktiergerät erweitert werden kann. Die Stenotypistin hat nämlich auf diese Weise bei der Niederschrift die Hände frei, da mittels Fußschalter alle Funk­tionen wie Start, Stop und schließlich Zurückschalten, um ein kurzes Stück (wenn ein Wort nicht verstanden wurde) ausgelöst werden konnten. - Auf Herrn H. J. Küchenmeister, Berlin, bezog sich eine belgische Fabrik, die einen Empfänger mit stereofonischer Wieder­gabe vorführte.

Man entsinnt sich: Ultraphon baute seinerzeit eine Schallplattenapparatur mit zwei Schalldosen, die die Musik um ein Geringes zeitlich versetzt zweimal wieder­gaben, wodurch die „Raumtonwiedergabe" erzielt werden sollte. Bei dem belgischen Crystalphone-Empfänger wird mit Hilfe einer elektrischen, angeblich von der Standard Electric entwickelten Schaltung eine zeitliche Verzögerung der Wiedergabe erzielt - d. h. einer der beiden Lautsprecher gibt die Musik normal wieder, der andere um den Bruchteil einer Sekunde verzögert. Wir haben es ange­hört, und der Stereofonische Eindruck (wir hatten ihn von der vorangegangenen Philips-Vorführung noch etwas im Ohr) war unver­kennbar. Leider ließ man uns nicht in das Innere des Gerätes sehen und auch keinen Blick in die Schaltung werfen.

Bausätze für Fernsehgeräte

Starline Radio NV, Den Haag, verkaufte Bau­sätze für Fernsehgeräte, bestehend aus allen Einzelteilen für das HF-, ZF- und Netzteil, aber ohne Widerstände, Kondensatoren und Röhren. Alles war auf 625 Zeilen umgebaut worden und kostet 188 Gulden. NOVAK aus Belgien, AGA und Centrum aus Stockholm, Schneider freres aus Paris und Radione aus Wien gaben das internationale Kolorit, nicht zu vergessen Ducal-Radio aus Luxemburg mit fünf zum Teil nicht sehr verlockend klingenden Modellen, dann Romac (Birmingham), Sondyna und Autophon aus der Schweiz. Sicherlich haben wir einige Firmen nicht gefunden, weil es unmöglich war, die vielen hundert Kabinen einzeln zu durchforschen.

Braun-Radio war über einen Vertreter zu haben, desgleichen das DIMAFON (für 1025 Gulden), dann Telefunken „Operette" zu 380 hfl und „Opus" zu 465 hfl. Rohde & Schwarz und Metrawatt stellten durch Ver­treterfirmen in Croeselaan aus. Wie gesagt, diese Messe in Utrecht war ein wenig unübersichtlich - sich durch das Frei­gelände in Croeselaan hindurchzufinden er­forderte die Fähigkeit eines Pfadfinders -, aber der Katalog half. Er war nicht sehr attraktiv, aber dafür stimmte er . . . irgend­wie erschien das als ein Wunder.

Fernsehen schwarz-weiß . . .

Das holländische Fernsehen ist aus dem Ex­perimentierstadium heraus und rüstet sich zum kommerziellen Start. Unter Leitung der holländischen Postverwaltung hat sich ein Fernsehkomitee gebildet, das die Aufbau­arbeiten kräftig vorantreibt. Wir besichtigten in Hilversum den neuen 5kW-Bildsender, der dort gerade seine Prüfstandzeit ab­solvierte. In der Endstufe ist er mit einer RCA 8D21 bestückt und sein Träger liegt auf 62MHz. Die Zeilenzahl wird 625 be­tragen - ein Sieg des gesunden Menschen­verstandes, wie wir allenthalben hörten. Der Begleitton läuft über den 3kW-Tonteil und wird frequenzmoduliert verbreitet - mit beachtlicher Qualität übrigens, wie wir an Hand eines Prüfempfängers feststellen konnten. Die Debatten um den Aufstellungsort des Senders hatten dramatische Formen angenommen.

Holland ist flach, ohne Berge und natürliche Erhebungen, so daß man einen wenigstens 200Meter hohen Mast benutzen muß, der naturgemäß günstig zu den Groß­städten Amsterdam und Rotterdam stehen soll.

Schwierigkeit Nummer eins: der inter­nationale Flughafen Schiphol bei Amsterdam verbot die Aufstellung in seiner Nähe. Man durfte aber auch nicht zu nahe an die Kanal­küste heranrücken, da man Störungen des Fernsehbetriebes in Südengland befürchtet. Das war alles ein bißchen schwierig, aber nun kommt der Antennenmast endgültig halb­wegs zwischen Utrecht und Amsterdam, so daß es von hier bis zu den Zentren genannter Städte etwa 15km ist, während die Entfer­nung nach Rotterdam 45km betragen wird. Die nächsten zwei Jahre sollen die Experi­mentierzeit sein, in welcher Empfängerkauf nur „auf eigene Gefahr" gestattet wird.

Fertige Sendeanlagen in Bausteinform

Man hat den Eindruck, daß Philips mit der Entwicklung eines gebrauchsfähigen Fern­sehsystems fertig ist. Für Studioeinrich­tungen gibt es ein interessantes „1-2-3-System".

  • Stufe 1: Experimentieren (zwei 100-Watt-Sender, 1 Kamera, 1 Filmgeber, Impulsgenerator mit Überwachungseinrich­tung);
  • Stufe 2: Programm-Vorversuche (Geräte wie Stufe 1, jedoch zusätzlich 1 Kamera, Ton­einrichtung,. Mischpult und stärkere Sender);
  • Stufe 3: Fernseh-Rundfunk: (2 Filmgeber, zwei komplette Studios mit Ton- und Be­leuchtungseinrichtung, Kontrollraum und 5/3-kW-Bild/Ton-Sender).


Man sieht, wie sich jede Stufe auf der vorhergehenden aufbaut. Dänemark hat zur Zeit eine Anlage nach Stufe 1 in Betrieb und bereitet Stufe 2 vor. Die Zeilenzahl ist bei Philips von unterge­ordneter Bedeutung. Die Zweigfabriken der Firma bauen in England Empfänger für 405 Zeilen, in Amerika für 525 und in Frank­reich für 441 und 819 Zeilen - aber man ist der Überzeugung, daß 625 Zeilen eine glück­liche Wahl ist.

Man führte uns in Hilversum "Kurzschlußbilder" (Anmerkung : Eine Direktverbindung von Kamera und Monitor) mit 625 Zeilen im Labor vor - sie übertrugen nur den Fabrikhof und die Pförtnerloge, weil nichts anderes da war - und zeigten ein ungewöhnlich sauberes Raster, keine Verzerrungen und Überstrah­lungen. Kurz gesagt, das Bild war technisch einwandfrei und vermittelte einen Eindruck von den Möglichkeiten des 625-Zeilen-Bildes.

Der kommerzielle Start des Fernsehens in Holland dürfte sich ohne Schwierigkeiten vollziehen, wenn nur die finanzielle Grundlage gegeben ist. Alle technischen Einrichtungen von der Kamera bis zur Dezi-Strecke sind vorhanden, und außerdem haben mehrjährige Programmsendungen in Eindhoven genügend Erfahrungen verschafft, so daß man in Hol­land über die Grundlagen des Sendebetriebes und seine technisch-künstlerischen Möglich­keiten und Grenzen durchaus im Bilde ist.

Fernsehen farbig . . . 1950 !!

Während meiner Anwesenheit in Hilversum führte die englische Firma PYE Ltd., Cam­bridge Anmerkung : Pye war bereits eine Philips-Tochterfirma), in Verbindung mit der holländischen Rundfunkgesellschaft A.V.R.O. im Hotel „Hof van Holland" erstmalig Farbfernsehen auf dem Kontinent vor.

Das PYE-System arbeitet nach der CBS-Methode mit rotieren­den Farbfiltern im Empfänger. Täglich sahen gegen 800 fernsehbegeisterte Holländer die Demonstrationen, in deren Verlauf man ihnen Direktübertragungen von Menschen, Blumen, exotischen Fischen und Puppenspielen vor­führte.

Um es kurz zu machen: sobald reine Farben - also ein sattes Grün, ein leuchter des Rot usw. - übertragen wurden, konnte die Wiedergabe befriedigen. Allerdings mußte man etwa vier Meter vom Bildschirm entfernt bleiben - näher ließ man uns auch nicht heran, eifrige Herren achteten sehr darauf. Großaufnahmen von Gesichtern wirkten da­gegen unnatürlich, die Schatten um Mund und Nase wurden bläulich und die Konturen waren verwischt.
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