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(C) Fernsehberufe aus der Nähe betrachtet ......
(wir sind im Jahr 1964)

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In Wirklichkeit sind mehr viel Personen/Mitarbeiter dabei.
Wer gehört zum Studiostab?

Eigentlich ist es unverständlich, daß während der vielen, vielen Quizsendungen des Fernsehens noch keiner auf die Idee gekommen ist, eine Quizfrage zu stellen, die eigentlich so nahe liegt :
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  • Wie viele Personen sind direkt an einer Fernsehsendung beteiligt, außer dem einen, der auf dem Bildschirm sichtbar ist?

    Hierzu ein Blick auf die vielen Seiten von Günter Bartosch
    , der den "Goldenen Schuß organisiert und produziert hatte.

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Wenn man diese Frage zum Beispiel im Familienkreise aufwirft, bleiben die Schätzungen sicherlich weit hinter der Wirklichkeit zurück. Kein Mensch glaubt auf Anhieb die wirkliche Zahl der unsichtbar Mitwirkenden, allein im engeren Bereich des Studios.

Wir wollen die fragliche Zahl deswegen auch nicht einfach verraten, sondern selbst nachzählen und bei unseren Beobachtungen mitrechnen; dabei gehen wir nicht einmal von einem Fernsehspiel aus oder von einer anderen Sendung mit überdurchschnittlichen Schwierigkeiten, sondern von einer einfachen Sendeform, wie sie für ein Rundgespräch am Tisch oder für eine Bastelanleitung erforderlich ist.

Bühnenbildner und Bühnenarbeiter

Wenn ein Zuschauer daheim vor seinem Gerät sitzt, sieht er - außer den handelnden Personen - eine Dekoration. Dekoration, das heißt eine gemütliche Sitzecke, den Hintergrund für eine kleine Spielszene oder eine Kücheneinrichtung. Alle diese Bauten werden vom Bühnenbildner (1) entworfen und von den Bühnenarbeitern (2, 3, 4) gebaut.

Kameramänner und Helfer

Damit man aber auf dem Bildschirm überhaupt etwas sieht, gibt es Kameras. Normalerweise sind es drei, weil der Zuschauer in raschem Wechsel verschiedene Bildausschnitte zu sehen bekommen soll.

Zu jeder Kamera gehört ein Kameramann (5, 6, 7). Die Kameras haben Räder und müssen gefahren werden, und dafür braucht jeder Kameramann einen Helfer (8, 9, 10), der ihm auch sonst zur Hand geht, wenn es nötig ist.

Der Chefkameramann

Die Hauptverantwortung für die Arbeit der Kameras und vor allem für die richtige Beleuchtung von Dekoration und Darstellern trägt der Chefkameramann (11).

Die Beleuchter

Weil er unmöglich alle Scheinwerfer selbst bedienen und montieren kann, gibt es zwei Beleuchter (12,13).

Der Bildingenieur und die Kamerakontrolle

Für die Qualität der Bilder auf dem Schirm, für ihre elektrische Aussteuerung sind wieder andere verantwortlich, nämlich der Bildingenieur (14) und die drei Technikerinnen von der Kamerakontrolle (15, 16, 17).

Der Bildingenieur beobachtet das Bild, das ,über Luft' geschickt, das heißt: gesendet wird. Er gibt seinen Damen Anweisungen, nach denen sie jeweils das Bild der ihnen zugeordneten Kamera mit Hilfe eines Spezialgerätes korrigieren. Das Oszillogramm, eine leuchtende Linie auf ihrem Kontrollgerät, die wie eine Fieberkurve steigt und fällt, läßt jeden Mangel des Bildes sofort erkennen und macht jede Verbesserung der elektrischen Qualität sichtbar.

Der Bildtechniker

Falls größere Störungen auftreten, muß der Bildtechniker (18) eingreifen, um technischen Geräten mit Schraubenzieher und Lötkolben zu Leibe zu rücken oder eine Reservekamera einzusetzen.

Die Bildmischerin

Damit der richtige Bildausschnitt dem Zuschauer zur rechten Zeit geboten wird, damit Filme rechtzeitig eingeblendet werden, sitzt die Bildmischerin (19) am Mischpult.

Der (Film-) Vorführer

Das Abfahren der Filme im Filmabtaster kann sie freilich nicht selbst übernehmen. Das besorgt ein Vorführer (20), der samt seinen Geräten in einem Nebenraum untergebracht ist.

Tontechniker und Fahrer

Nun will man zu Hause aber nicht nur Bilder sehen, sondern auch etwas hören. Man braucht also Mikrofone im Studio und zwei Mann Bedienung dazu (21, 22). Das mag erstaunlich klingen, denn Mikrofone werden normalerweise nicht bedient. Im Fernsehstudio aber benötigt man ein bewegliches Mikrofon, das einem Darsteller beim Gang von einer Dekoration in die andere folgen kann, denn jeder möchte hören, was der Sprecher unterdessen sagt. Dafür wurde ein Instrument entwickelt, das den wenig freundlichen Namen ,Galgen' trägt. Auf einem fahrbaren Untersatz ist ein Rohrsystem montiert, an dessen vorderem Ende sich ein schwenkbares Mikrofon befindet. Damit kann der Tontechniker durch Ausfahren und Einfahren der Rohre und durch Drehung des Mikrofons jeder Bewegung eines Sprechenden folgen. Das Kunststück ist nur, daß sein ,Mikro' nie ins Bild gerät, und für seinen Fahrer besteht die Kunst darin, geschickt und schnell zwischen dem Gewirr von Kameras, Kamerakabeln und Bauten Slalom zu fahren.

Der Toningenieur

Der Ton, der im Studio eingefangen wird, kommt auf den Regietisch des Toningenieurs (23). Er muß die Lautstärke und Tonqualität aussteuern, zur rechten Zeit etwa eingebaute Zusatzmikrofone schalten und vom Tonband Musik oder Geräusche abspielen.

Maskenbildner, Garderobiere und Requisiteur

Nun fehlen aber noch einige wichtige Leute. Zunächst das Trio: Maskenbildner, Garderobiere und Requisiteur (24, 25, 26). Der erste sorgt für das Frisieren und Schminken, die zweite für die notwendigen Kostüme und der dritte für das, was an kleineren Gegenständen gebraucht wird. Wehe, wenn da etwas nicht klappt. Es wäre nicht weniger verhängnisvoll, als wenn ein Kameramann ,Böcke' schießen würde. Nasen dürfen nicht glänzen, Nähte dürfen nicht platzen, und vom Benzinfeuerzeug bis zur Patentbratpfanne muß alles im rechten Moment zur Stelle und intakt sein.

Der Regisseur

So wichtig alle bisher genannten Mitarbeiter sind, und so sehr es auf die zuverlässige Arbeit jedes einzelnen ankommt, erster Mann im Studio ist der Regisseur (27). Von den ersten Proben bis zur Sendung, von den Entwürfen, die der Bühnenbildner mit ihm bespricht, bis zu Blitzentscheidungen bei technischen Pannen muß er wissen, was er will.

Der (die) Produktionsassistent(in)

Seine rechte Hand bei den vielfältigen Vorbereitungen für eine Produktion ist der Produktionsassistent oder die Produktionsassistentin (28).

Der Aufnahmeleiter

Sein verlängerter Arm im Studio ist der Aufnahmeleiter (29). Er sorgt für geordnete Abläufe, wenn der Regisseur neben der Bildmischerin im Regieraum sitzt und auf das Geschehen im Studio keinen direkten Einfluß mehr ausüben kann. Damit er aber auch dann für den Regisseur erreichbar ist, trägt er ein kleines drahtloses Kommandogerät, über das er jederzeit Anweisungen entgegennehmen kann.

Der Leiter der Sendung

Nun fehlt nur noch einer. Seine Hauptarbeit ist am Tag der Sendung eigentlich schon getan. Es ist der Leiter der Sendung (30), meist der Abteilungsleiter oder ein beauftragter Redakteur. Er hat schon Wochen vorher das Programm geplant, die Mitwirkenden bestellt und tausend Entscheidungen am Schreibtisch getroffen. Er hat die letzte Verantwortung für das, was gesendet wird. Aber er kann seine Gedanken nur Gestalt werden lassen, wenn ihn die übrigen 29, vom Regisseur bis zum Bühnenarbeiter, nicht im Stich lassen.

Das Mädchen für alles mit Nerven wie Draht
Ein Aufnahmeleiter erzählt

Fünf Minuten vor der Sendung wimmelt es im Studio wie in einem Ameisenhaufen. Die Kameraleute üben noch einmal ihre wichtigsten Fahrten und Einstellungen. Der Tontechniker bastelt noch an seinem Mikrofon, die Beleuchter haben gerade die letzten Lichtkorrekturen beendet, und die Mitwirkenden der Sendung versuchen mit gezwungenem Lächeln ihres Lampenfiebers Herr zu werden.

Im Regieraum wird noch einmal der Ablauf der Sendung durchgesprochen, und über die Gegensprechanlage vergewissert sich der Regisseur, daß Filmabtaster und Magnetaufzeichnung für die Zuspielung bereit sind. Im Studio steckt sich ein junger Mann eine Kunststoffkapsel mit anhängender Schnur ins Ohr. Er ist nicht etwa schwerhörig. Der kleine Apparat von der Größe einer Zigarettenschachtel, in dem die Ohrleitung endet, ist auch kein Transistorempfänger, mit dem man während einer langweiligen Sendung Radiomusik hören könnte. Nein, das kleine Ding heißt "Kommandogerät". Es übermittelt drahtlos Wünsche und Hinweisedes Regisseurs aus der Regiekabine ins Studio. Und der Mann, der die Kommandos empfängt, ist der Aufnahmeleiter.

Wenn der Regisseur geht, ist nur noch er da

Wenn nämlich die Proben vorüber sind, wenn es ernst wird, und die Sendung steigt, dann verläßt der Regisseur das Studio und nimmt in der Regiekabine Platz, neben der Bildmischerin, dem Bildingenieur und dem Chefkameramann. Von nun an hat er keinen direkten Einfluß mehr auf das, was im Studio vor sich geht. Jetzt kann er nur noch über den Aufnahmeleiter wirken, der gewissermaßen sein verlängerter Arm ist.

Die Aufgaben des Aufnahmeleiters

Bei den Proben haben die beiden schon genau ausgemacht, was der Aufnahmeleiter während der Sendung alles zu tun und worauf er zu achten hat. Jeder Gegenstand muß im rechten Augenblick am rechten Platz liegen; bei Schrifteinblendungen muß das Insertpult (= Pult, auf das die einzelnen Schrifttafeln gestellt werden) zur Hand sein und wieder aus dem Weg geräumt werden; Mitwirkende müssen das Zeichen zu ihrem Auftritt erhalten, und wenn einer, der vor der Kamera etwas erzählt, kein Ende findet, ist es der Aufnahmeleiter, der den Arm hochhebt und unmißverständlich auf die Armbanduhr zeigt.

Er muß den Bühnenarbeitern ein Zeichen geben, wenn von oben künstlicher Schnee herunterkommen soll, und er muß auch beispringen, wenn sich bei den Puppenspielern ein Marionettenfaden verheddert hat. Freilich, so etwas ist nicht programmgemäß, aber gerade dann kommt es auf den Aufnahmeleiter an, auf seine guten Nerven, auf das berühmte "schnelle Schalten" und auf die ruhige Hand.

Ein Aufnahmeleiter erzählt - der Papagei

Aber lassen wir einen Aufnahmeleiter selber erzählen: "Bei einer Tiersendung ist es einmal vorgekommen, daß der Mitarbeiter, der ein paar Vögel mitgebracht hatte, beim Vorzeigen eines hübschen Papageis vergaß, den Käfig wieder zu schließen. Die vielen Scheinwerfer und die herumfahrenden Kameras mußten der guten Lora wohl zuviel geworden sein. Sie, die sonst so zahm und brav war, schlüpfte unbemerkt aus dem offenen Käfig, drehte eine Runde zu unseren Häupten und ließ sich dann schimpfend auf einer Scheinwerferverstrebung nieder. Nun, das Ausrücken allein wäre nicht so schlimm gewesen.

Nach der Sendung hätten wir Lora schon wieder einfangen können. Dumm war nur, daß sie zum Schluß der Sendung noch einmal höchst persönlich auftreten sollte. Also nahm ich mir eine Leiter, und während Loras Herrchen die Nerven hatte, unten weiter zu erzählen, als sei nichts geschehen, fing ich nach mehreren Anläufen mit List und Tücke den Papagei wieder ein. Ich wurde mehr als einmal gebissen, ehe ich bei einer passenden Kameraeinstellung, in der der Käfig nicht zu sehen war, das Tier in sein Häuschen zurücksetzen konnte. Ich war in Schweiß gebadet. Aber die Sendung und vor allem der vorgesehene Schluß waren gerettet.

Oder die Geschichte von der Mohrrübe!

Sendung für die Frau. Frau Agathe zeigt Mixcreme und Mixgetränke: ",... und nun stecken wir eine Mohrrübe in den Mixer und lassen ihn etwa eine halbe Minute laufen." Die Mohrrübe steckt, Kamera II fährt auf die Hand am Schalter zu, um sie in Großaufnahme zu zeigen. Der Schalter rastet ein, aber der Motor läuft nicht. Frau Agathe drehte noch einmal - nichts! Was konnte da los sein?

Ich hechtete, für die Zuschauer unsichtbar, unter den Arbeitstisch, um Steckdose und Kabelanschluß zu prüfen. Alles in Ordnung. Die Kameras blieben halbnah auf Frau Agathe. Sie nahm die Möhre noch einmal heraus. Kein Erfolg. Ein Beleuchter traute meinen elektrotechnischen Fachkenntnissen nicht und legte sich auch noch einmal unter den Tisch, aber der Mixer rührte sich nicht. Wicklung durchgebrannt! Trotz aller Proben hatte Frau Agathe die Rübe in das Gerät gesteckt, ehe es lief, und das soll man bekanntlich nicht tun.

Aber die Sendung mußte ja weitergehen. Ein zweites Gerät war nicht so schnell zu beschaffen, also erzählte Frau Agathe hübsch der Reihe nach: "Jetzt würden wir also ... und dann hätten wir ... wir könnten damit ..." Und ich stand neben der Kamera und nickte begeistert der Sprecherin zu, als würde sie mir die tollsten Neuigkeiten erzählen. Ich mußte sie ja bei Stimmung halten und ihr ein wenig Sicherheit geben, daß es so richtig war, sonst hätte sie am Ende aufgegeben, und die Sendung wäre geplatzt gewesen. Eine Panne erfordert in jeder Beziehung ,Schnelles Schalten'.

Viele Pannen hinter den Kulissen

So sieht es manchmal hinter den Kulissen aus. Und so schachmatt unsere gute Mitarbeiterin nach der Sendung auf ihrem Stuhl saß, und so leid sie uns allen tat, irgendwie ist es auch tröstlich, daß es solche Pannen gibt. Zu Hause geht ja auch nicht alles wie am Schnürchen. Vielleicht hat sogar irgend eine Hausfrau vor dem Bildschirm befreitgelächelt, weil ihrdasauch einmal passiert ist.

Und wenn man ganz gescheit daherreden wollte, könnte man sagen: Nichts Menschliches ist uns fremd; ob es das Lampenfieber der bekanntesten Künstler vor ihrer Sendung ist, oder das Zittern derer, die man nur mit gutem Zureden bewegen kann, daß sie auf ihr Stichwort zum ersten Male vor die Kameras treten.

Man könnte noch stundenlang erzählen von unvorhergesehenen Pannen und aufregenden Sekunden. Jedenfalls wäre es ein großer Irrtum, zu meinen, jede Fernsehsendung liefe ab wie eine Schallplatte. Auch im Fernsehstudio wird - wie überall - mit Wasser gekocht. Es kommt nur darauf an, daß man nie die Übersicht verliert, daß man ein wenig Geistesgegenwart mitbringt, um schnell und richtig reagieren zu können. Das weiß niemand besser, als ,das Mädchen für alles', der Aufnahmeleiter."

Wer kümmert sich um Bild und Ton?
Bild- und Toningenieur beim Fernsehen

,Fernsehen' ist eigentlich ein falsches Wort für das Fernsehen. Wenn man es genau nehmen wollte, müßte man ,Fernhören und -sehen' sagen. Aber, daß der Ton zum Bild gehört, daran hat man sich längst gewöhnt, das hält man für selbstverständlich. Wir leben ja schließlich nicht mehr in der Stummfilmzeit!

Wenn aber Bilder und Töne zum Fernsehen gehören, so ist es auch verständlich, daß außer dem Regisseur und der Bildmischerin zwei Ingenieure im Regieraum ihren Platz haben, die für den technischen Ablauf einer Sendung zuständig sind: einer für das Bild und einer für den Ton.

Der Toningenieur

Beginnen wir mit dem Toningenieur. Man kennt diesen Beruf seit Jahren vom Rundfunk her, aber er hat beim Fernsehen neue Aufgaben hinzubekommen. Sein Arbeitsplatz ist die Tonregie, ein Raum, der unmittelbar hinter der Bildregie liegt, nur durch eine Glasscheibe von ihr getrennt. Auf seinem Tisch gibt es eine Reihe von Reglern, mit denen er während der Sendung Mikrofone regeln und aufeinander abstimmen muß.

Ist es beim Rundfunk schon schwer genug, ein Konzert oder ein Hörspiel klanglich so vollkommen wie nur möglich aufzunehmen, so wird es bei einem Fernsehspiel um Grade komplizierter. Die Mikrofone sollen nicht sichtbar sein, die Tonqualität aber muß höchsten Anforderungen entsprechen.
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  • Anmerkung : Das war um 1965 ein Faible der Ingenieure, so wurde das damals von den Zuschauern überhaupt nicht verlangt und auch nicht beachtet. Die allermeisten Fernseh-Geräte konnten diese maximale Rundfunkqualität überhaupt nicht wiedergeben.

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Der Tontechniker

Die Schauspieler bewegen sich in der Szene, aber was sie sprechen, soll gleichmäßig zu hören sein. Um das zu ermöglichen, muß das Mikrofon den Darstellern folgen. Deshalb hat der Toningenieur einen Helfer, den Tontechniker, der mit seinem ,Galgen' das bewegliche Mikrofon im Studio führt. Er folgt den Darstellern mit dem Mikrofon, so nahe wie möglich und so weit wie nötig. Über Kopfhörer erhält er Anweisungen aus der Tonregie, und mit Hilfe eines kleinen Bildschirms auf seinem Mikrofonwagen kann er selber prüfen, ob das Mikrofon auch weit genug vom Gesicht des Schauspielers entfernt ist und nicht etwa plötzlich im Bild auftaucht.

Die Kunststücke des Ingenieurs

Oft aber müssen mehrere Mikrofone eingebaut werden, wenn der Galgen nicht überallhin folgen kann. Dann gehört es zu den schwierigsten ,Kunststücken' des Ingenieurs, den Wechsel von einem Mikrofon zum anderen geschickt zu meistern. Außerdem aber gibt es noch ein Spezialproblem: Es ist ein Unterschied, ob die Unterhaltung einer Gruppe von Personen in der Totalen gezeigt wird, oder ob die Sprecher der gleichen Gruppe in Großaufnahme auf dem Bildschirm erscheinen.

Der Ton darf dabei nicht derselbe sein. Wenn ich einen Sprechenden ganz nahe vor mir sehe, muß auch das, was er spricht, unmittelbar an mein Ohr dringen. Sehe ich denselben Sprecher aber inmitten anderer -lso aus einiger Entfernung - muß ich den Raum mithören, darf seine Stimme nicht zu eindringlich nahe zu hören sein.

Ton und Bild sollen stimmig sein

Mit anderen Worten: Der Toningenieur muß dafür Sorge tragen, daß der Eindruck des Tones mit dem des Bildes übereinstimmt. Jetzt versteht man auch, warum er nur durch eine Glasscheibe von der Bildregie getrennt ist: Er muß jederzeit mit seinen Reglern auf das zu sendende Bild reagieren können.

Wollte man die wesentlichen Vorgänge, denen der Toningenieur durch seine Kenntnisse dient, in knapper Form technisch darstellen, so würde etwa folgender Satz herauskommen: Töne werden durch ein Mikrofon aufgenommen, in elektrisehe Impulse umgewandelt, auf Ultrakurzwellen übertragen und im Empfänger wiederum in Töne zurückverwandelt.

Ein Bild einfangen

Entsprechend könnte man für das Bild sagen: Ein Bild wird durch die Optik der Fernsehkamera eingefangen, in zeitlich nacheinander ablaufende elektrische Impulse verwandelt, auf Ultrakurzwellen übertragen und im Empfänger wiederum in ein sichtbares Bild umgesetzt.
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  • Anmerkung : Die ersten elektronischen Kameras hießen ja auch "Bildfänger"

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Der Bildingenieur

Das in elektrische Impulse aufgelöste Bild betreut, sobald es die Kamera ,verlassen' hat, der Bildingenieur. Die Kameraleute sind ,nur' für die optische Qualität, für Schärfe und Bildausschnitt zuständig. Dem Ingenieur geht es um die sachgerechte Behandlung und Weiterleitung der Impulse, deren Abfolge man in der Fachsprache auch ,das Signal' nennt.

Entscheidend dabei ist die Arbeit am Kamerakontrollgerät. Am Oszillographen dieses Gerätes überwacht der Bildingenieur die technische Qualität des zum Sender abgehenden Bildes.

Bildtechniker und Bildtechnikerinnen

Außer ihm aber gibt es Bildtechnikerinnen. Jede von ihnen hat ein Kontrollgerät, das einer bestimmten Kamera zugeordnet ist. Diese Technikerinnen arbeiten nach den Anweisungen, die ihnen der Ingenieur über Sprechverbindung gibt. Sie überwachen das Bild ,ihrer' Kamera und steuern es auf beste Bildgüte aus.

Ihre Tätigkeit beginnt allerdings - wie die des Bildingenieurs - lange vor Beginn der Sendung. Sie haben die komplizierte Apparatur - Kameras und alle Ergänzungsgeräte - instand zu halten und vor jedem Einsatz genau zu prüfen und einzustellen. Vor allem muß der Ingenieur ein gehöriges Maß an physikalischem Wissen und technischem Können besitzen, um bei dem kleinsten Defekt - etwa an einer Kamera - den Schaden so schnell wie möglich beheben zu können.

Der Bildingenieur als Berater für techn. Tricks

Im übrigen aber berät der Ingenieur den Chefkameramann beim Einleuchten im Studio und unterstützt dessen besondere Wünsche, indem er alle Möglichkeiten ausschöpft, die ihm seine elektronischen Instrumente bieten: Künstliche Nachteffekte, Bildumkehrung vom Positiv ins Negativ, elektronisch erzeugte Gewitterblitze usw.

Ton- und Bild-Kooperation bei Außenübertragungen

Fernsehen aber ist nicht nur auf den Studioraum beschränkt. Demgemäß haben der Bildingenieur wie der Toningenieur besondere Aufgaben zu lösen, wenn es um Außenübertragungen mit dem großen Ü-Wagen geht. Der Toningenieur muß sich mit seinen Mikrofonen und ihrer Aufstellung den äußeren Bedingungen so geschickt anpassen, daß alles akustisch eingefangen wird, was für die Sendung von Bedeutung ist. Bei einem Skirennen muß z. B. der Berichterstatter zu hören sein, aber auch das Geräusch, das die Stahlkanten der Skier auf der harten Piste verursachen, und nicht zuletzt die anfeuernden Rufe der Zuschauer.

Für seinen Kollegen, den Bildingenieur, stellen die verschiedenen Wetterbedingungen und die wechselnden Lichtverhältnisse immer wieder neue Probleme dar, die er zusammen mit den Kameraleuten lösen muß.

Es sind zwei reizvolle Berufe, die eine gründliche theoretische Ausbildung voraussetzen, aber auch einer langen Erfahrung bedürfen. Nur wenn sie Wissen mit Erfahrung verbinden, können die Ingenieure dem Fernsehzuschauer daheim einen einwandfreien Empfang von Bild und Ton vermitteln.

(D) Auch Zuschauer gehören zum Fernsehen

Von offenen und geheimen Zuschauerwünschen

Die siebenjährige Inge reibt sich die Augen, rollt gemächlich aus dem väterlichen Clubsessel und schleicht zur Mutter in die Küche.
„Na, war sie schön, die Sendung mit Pitt und seinem Wildpferd?" fragt die Mutter.
„Ach, - wunderschön! Wenn ich nur wüßte ...?" „Wenn du nur was wüßtest?"
„Wie man es anstellen muß, daß man bei so einer Sendung mal mitspielen kann. Weißt du, so richtig auf diesem Bauernhof leben, Pitt zum Freund haben und auf Pferden oder wenigstens Ponys reiten und dann..."
„... und dann von allen gesehen werden, nicht wahr! Von Hildegard und Hannelore, von Ute und Peter und von der Frau Lehrerin!"

Die Mutter hat ihre Inge genau durchschaut. Sie verübelt ihr nicht die Sehnsucht, einmal auf dem Lande zu wohnen, statt im 5. Stock eines Mietshauses und statt mit Stofftieren einmal mit lebendigen Vierbeinern umgehen zu wollen. Und schließlich kann man auch verstehen, wenn ein kleines Mädchen einmal von andern bewundert werden möchte. Übrigens, was solche Wünsche angeht, so steht Inge keineswegs allein. Alle ihre Altersgenossinnen - und die Buben nicht weniger - gehen häufig genug mit solchen Traumvorstellungen um.

Wahrheit oder Dichtung oder Story

Aber bleiben wir bei Inges Vorstellungen von einer Mitwirkung in der Kinderstunde und - weil er ihr so gut gefällt - bei dem Film, von dem gerade die Rede war.

Ob die gute Inge noch nicht erfahren hat, daß es im Fernsehen auch erfundene Geschichten zu sehen gibt?

Was sie zum Beispiel heute sah, ist so wenig wahr, wie manche Geschichten, die sich ein Schriftsteller ausdenkt und in einem Jugendbuch aufschreibt. Der Bauernhof existiert nicht in Wirklichkeit, sondern ist nur zum Filmen aufgebaut worden. Und alle, die auf diesem Hof zu tun haben, sind Schauspieler, die für das Filmen dort zusammenkommen und genauso ihre Rollen spielen, wie Inge es bei der Aufführung des Weihnachtsspiels in der Schule getan hat. Wenn man das weiß, braucht man deswegen die Freude an Filmen und Fernsehsendungen nicht gleich zu verlieren.

Dabei sein wäre alles

Nun wäre es immerhin denkbar, daß Inge trotz dieser ernüchternden Erklärung gerne einmal bei Dreharbeiten zu einem solchen Film dabei wäre.

Ob sie sich vorstellen kann, daß Dreharbeiten Arbeiten sind, bei denen alles langsam und genauestens, Szene für Szene, in kleinsten Abschnitten aufgenommen wird? Eine bescheidene Begebenheit, wie etwa das Begrüßen eines Gastes, der auf den Hof kommt, wird wieder und wieder geprobt und viele Male wiederholt.

In der Realität ist es Mühsam

An dem Film, der vor unseren Augen in 25 Minuten abrollt, muß in Wirklichkeit wochenlang gearbeitet werden. Wenn man ehrlich ist, muß man Film-Kinder, die gut spielen, aufrichtig bewundern, sowohl wegen der Leistung, als auch wegen der Mühe, die dahintersteckt.

Soll man Film-Kinder beneiden ? Nein

Ob sie deshalb aber zu beneiden sind? Während andere in ihren Ferien zum Schwimmen gehen oder wandern, stehen sie vor der Kamera, müssen Texte lernen, proben und immer wieder proben. Und längst nicht alle Filmkinder haben den Traum ihres Lebens verwirklicht, große Schauspieler zu werden. Bei vielen stellte sich ihr Können als Naturbegabung heraus, die in dem Augenblick verschwand, als sie erwachsen wurden.

Was wir bis jetzt von Filmkindern gesagt haben, das trifft in gleicher Weise auch auf Kinder zu, die in Fernsehspielen auftreten und sich der mühsamen Arbeit im Studio zwischen Kameras und Mikrofonen, Scheinwerfern und Kulissen unterziehen.

Der größte Teil aller Kinder aber wird nur durch Zufall in ein Fernsehstudio oder vor die Filmkamera eines Reportageteams kommen, mit einem Hobby oder zu einem kleinen Interview. Dann sollte man sich freuen und seine Sache so gut machen wie nur möglich. Aber man darf solche Gelegenheiten nicht für die Chance seines Lebens halten und meinen, man hätte damit einen Blick in den siebten Himmel getan. Solche Himmel gibt es nämlich im Fernsehen nicht.

Launen, Stress und Streit - das gehört auch dazu

Alle, die dort arbeiten, sind Menschen, die ihre Schwächen haben, die einmal gut und einmal schlecht gelaunt sind, die sich vertragen und zuweilen auch streiten. Das sollten auch alle älteren Leute wissen, die sich unwiderstehlich zum Fernsehen hingezogen fühlen.

Für die 68jährige Oma, die selber gerne Märchen im Fernsehen erzählen würde, gilt der gleiche Rat wie für die Siebzehnjährigen, die zeigen wollen, daß sie so gut singen wie Conny Froboess und Peter Kraus: Das, was man in seiner Freizeit tut, soll man pflegen, weil es Freude macht und nicht deshalb, weil man öffentliche Anerkennung erreichen will.

Das anonyme Fernsehen ist extrem kritisch

Viele Leistungen, die vor einem wohlwollenden Publikum von Bekannten beifällige Aufnahme finden, werden kritischer aufgenommen, sobald man sie über die Bildschirme einem völlig fremden Millionen-Publikum darbietet.

Das heißt auf deutsch: Die gleiche Aufführung von ,Wilhelm Teil', die in der Schule einen großen Erfolg darstellte, würde im Fernsehen durchfallen. Wer die Darsteller nicht kennt, hat kein Interesse daran, die verständlichen Mängel einer Laienaufführung zu entschuldigen, sondern mißt sie ohne böse Absicht mit den Maßstäben, die er im Spielfilm und durch das Fernsehspiel gewonnen hat. Man erweist also vielen lobenswerten Leistungen von Jugendlichen und Erwachsenen keinen Dienst, wenn man sie der Öffentlichkeit vorsetzt.

und die Anforderungen sind hoch

Wer aber je die Absicht hegen sollte, einen Beruf zu ergreifen, der mit dem Fernsehen zu tun hat, wer also Redakteur, Bildmischerin, Regisseur, Kameramann oder Cutterin werden will, der darf eines mit Sicherheit annehmen: Für alle diese Berufe muß man viel können und deswegen manches gelernt haben; am allerwenigsten aber braucht man den Nachweis, daß man bereits in früher Jugend seinen Kopf mit Erfolg vor eine Fernseh-Kamera gehalten hat.

Wem schreib' ich, wenn es nötig ist?
Vom Programm und der Zusammenarbeit der Sender

Ein großer Teil des Postverkehrs zwischen den einzelnen Rundfunkanstalten des Bundesgebietes besteht aus Briefen, die an die falsche Adresse gegangen sind.

Ein Beispiel: Da hat ein Handwerker im Nachmittagsprogramm gezeigt, wie man sich einen alten Sessel ,auf neu' herrichten kann. Obwohl vor und nach der Sendung aus der Ansage ersichtlich war, daß die Sendung weder aus Köln, noch aus München oder Frankfurt, sondern aus Hamburg kam, gehen tags darauf Anfragen und Bitten um Anleitungen in allen Funkhäusern ein.

Warum?

Weil zum Beispiel viele Stuttgarter meinen, für sie wäre nur der Süddeutsche Rundfunk zuständig, und in gleicherweise nehmen manche Bewohner von Hessen an, daß für sie allein der Hessische Rundfunk das Fernsehprogramm gestalte.

Nun, wenn jemand genau wissen will, welche Rundfunkanstalt für eine Sendung verantwortlich ist, dann läßt sich das sogar nachträglich aus Rundfunk- und Fernseh-Zeitschriften ersehen. Dort heißt es in der Regel: Um 17 Uhr vom Südwestfunk ... oder: Um 20.15 Uhr vom Bayerischen Rundfunk ...

Wieso werden innerhalb des Deutschen Fernsehens einzelne Rundfunkanstalten genannt? Das hat einen einfachen Grund: Neun Rundfunkanstalten haben sich zusammengeschlossen. Jede von ihnen ist berechtigt, aber auch verpflichtet, etwas zum Programm des Deutschen Fernsehens beizutragen. Damit aber nicht der eine alles und der andere kaum etwas liefert, damit kein Streit entstehen kann, wer die meisten Stunden füllen muß, ist der Anteil jeder einzelnen Rundfunkanstalt genau festgelegt. Er richtet sich nach der Größe und Leistungsfähigkeit der betreffenden Anstalt. Jede Sendung des Deutschen Fernsehens, die auf dem Bildschirm erscheint, ist also von einem dieser Sender produziert worden, von wenigen Ausnahmen, in der alle gemeinsam für eine Sendung verantwortlich sind, abgesehen.

Die Sender-"Landschaft" von 1964

Unsere Karte zeigt die Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland und Westberlins (ARD) (Anmerkung : vom Stand 1964 !!), die gemeinsam das DEUTSCHE FERNSEHEN bestreiten, sowie das ZWEITE DEUTSCHE FERNSEHEN mit Sitz in Mainz.

Zur Vielfalt des Programms, wie es sich in den verschiedenen Themen zwischen politischem Kommentar und Kinderstunde darstellt, gesellt sich die Buntheit, die von den neun unabhängigen Rundfunkanstalten herrührt, deren jede eine ganz bestimmte deutsche Landschaft vertritt.

Unterhaltungssendungen des Norddeutschen Rundfunks und solche des Bayerischen Rundfunks sind - um nur ein Beispiel zu nennen - nicht zu verwechseln.

Neu : Das Zweite Deutsche Fernsehen

Das Zweite Deutsche Fernsehen kennt keine Sorgen um das mühsame Erarbeiten eines Programms aus Beiträgen von verschiedenen Rundfunkanstalten. Das Zweite Deutsche Fernsehen ist eine Anstalt, die aus ihrem Haus ein geschlossenes Programm hervorbringt. Sie unterhält lediglich in verschiedenen Bundesländern Landesbüros, die vor allem für die aktuelle Berichterstattung Zubringerdienste leisten. Die Möglichkeit einer geschlossenen Programmgestaltung stellt gegenüber den oft langwierigen und schwierigen Programmsitzungen des Deutschen Fernsehens einen großen Vorteil dar.

Ob es sich aber um das sogenannte Erste oder Zweite Programm handelt, oder um weitere Programme einzelner Rundfunkanstalten, immer ist es das Ziel jeder Programmgestaltung, die Zuschauer zufriedenzustellen. Eine Hilfe dabei bieten Programmgerüste oder Schemata, die der gerechten Berücksichtigung verschiedenartiger Interessen dienen.

Machen die eigentlich, was sie wollen ?

Im gleichen Zusammenhang ist eine andere Überlegung nicht minder wichtig: Machen die Fernsehleute eigentlich was sie wollen, oder sind sie jemandem verantwortlich? Und ein anderer könnte fragen: "Dürfen die dort oben eigentlich denken, sagen und zeigen, was sie wollen, oder sind sie nicht vom Staat und von den Parteien abhängig?"

Die Postkarte eines Zuschauers erreicht in jedem Falle eine unabhängige Anstalt und einen Mitarbeiter dieser Anstalt. Dieser Redakteur kann nach gemeinsamer Überlegung und Vorbereitung mit Kollegen und Vorgesetzten, aus freiem Entschluß Themen und Gegenstände von Sendungen auswählen und gestalten.

"Anstalten" des öffentlichen Rechts

Alle Rundfunkanstalten und das Zweite Deutsche Fernsehen in Mainz sind Anstalten des öffentlichen Rechts. Sie sind nicht staatlich gelenkt. Der Gesetzgeber hat ihnen vielmehr die Freiheit gegeben, in eigener Verantwortung ihre publizistischen und künstlerischen Aufgaben zu erfüllen. (Anmerkung : Das war jeenfalls der here Grundsatz um 1964, als das ZDF gerade mal 1 Jahr alt war.)

Freiheit heißt aber nicht Bindungslosigkeit. Weder ein Fernseh-Redakteur, noch ein Intendant, ist ein ,Fernseh-Gewaltiger', wie man da und dort lesen kann. Vielmehr stehen sie alle unter der Aufsicht eines Rundfunkrates, dessen Mitglieder die Interessen der Hörer und Zuschauer vertreten. Vom Rundfunkrat werden mit sorgfältiger Kritik alle Programme verfolgt, die aus dem Lautsprecher klingen oder auf dem Bildschirm erscheinen.

Briefe an die Fernsehleute

Die Redaktionen aller Funkhäuser können aber auch ein Lied singen von Brief- und Kartenschreibern, die nichts anderes zu tun haben, als ihr mangelndes Selbstbewußtsein dadurch zu steigern, daß sie versuchen, eifrigen Briefwechsel mit Fernsehleuten zu unterhalten.

Daneben aber gibt es die geringe Zahl ernsthafter und ernst zu nehmender Menschen, die wissen, daß zu Zeiten ein kritisches Wort und öfter noch ein ermutigendes Wort der Anerkennung notwendig ist. Sie, die sachlich und begründet ihre Meinung darlegen, dürfen sicher sein, daß ihre Zeilen gelesen und registriert werden, auch wenn eine ausführliche Antwort nicht in jedem Falle möglich ist.

Daß es in allen Redaktionen eine Sammlung besonders rüpelhafter, beleidigender und im Druck nicht wiederzugebender Zuschriften gibt, sei nur der Vollständigkeit halber angemerkt.

Die Anstalt gehört uns ...... theoretisch jedenfalls

Es wäre sicher übertrieben, zu glauben, Postkarten an Funkhäuser seien Stimmzettel. Aber man sollte andererseits ruhig wissen, daß - vereinfacht ausgedrückt - eine Anstalt des öffentlichen Rechts uns allen gehört. Was liegt also näher, als daß der Teilnehmer sich um das Programm seines Fernsehens kümmert und eine eigene Meinung hat.

Gebrauchsanweisung fürs Fenster zur Welt
Ratschläge für Anfänger und Fortgeschrittene

Zu allem, das man heutzutage kauft, erhält man Gebrauchsanweisungen. Das gilt für Brotschneidemaschinen wie für Gasherde und Modellbaukästen. Wer immer solche Anweisungen erteilt, wünscht dadurch, dem Benutzer des jeweiligen Instruments den Erfolg zu sichern.

Nichts anderes ist mit den folgenden Ratschlägen beabsichtigt, bei denen es um die Berücksichtigung technischer Feinheiten unseres elektronischen Guckkastens geht.

1. Zeichnungen

1. Zeichnungen, die außerhalb der Programmzeiten auf dem Bildschirm zu sehen sind, haben nichts mit moderner Kunst zu tun. Sie stellen Testbilder (Prüfbilder) dar, an denen man die Einstellung des Gerätes, vor allem aber die des Kontrastknopfes kontrollieren kann. Das Testbild muß alle Werte von Weiß bis zum tiefen Schwarz zeigen, dann ist der Kontrast richtig eingestellt. Man vermeidet auf diese Weise ,Scherenschnittbilder' oder helle ,Milchsuppe'. Beides ist für die Augen nicht erfreulich.

2. Der Kreis im Testbild

2. Hat der Kreis des Testbildes eiförmige Gestalt angenommen, so muß das Gerät Justiert' (nachgestellt) werden. Die Schrauben dafür liegen im Innern des Gehäuses. Daran drehen sollte aber nur der Fachmann.

3. Doppelte Umrisse

3. Wenn trotz aller Bemühungen die Bildqualität zu wünschen übrig läßt, wenn beispielsweise Umrisse doppelt erscheinen, so liegt das vermutlich an der Antenne oder an der Antennenaufstellung. Die Empfangsbedingungen können in ein und demselben Ort je nach der Nachbarschaft sehr verschieden sein (hohe Bäume, Fabrikschlote, Hochhäuser).

4. Abstand vom Bildschirm

4. Wer nahe genug vor dem Bildschirm sitzt, erkennt, daß das Fernsehbild aus Zeilen besteht. Je weiter man abrückt, desto mehr verschwinden die Zeilen, desto geschlossener und ruhiger bieten sich die Bilder dar.

Gemäß einer Faustregel gilt als beste Entfernung vom Gerät das Fünffache des Bildschirmformates. Das heißt also bei einem Gerät mit 59er Bildschirm etwa 3m Abstand.
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Anmerkung : Ein 59er Bild war 1964 bereits sehr groß. Grundig bewarb 1963 die ersten 65cm Bildröhren, er hatte aber geschummelt, er hatte nämlich nur eine einzige aus USA mitgebracht.
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5. Die Umgebungs-Helligkeit

5. Trotz der Helligkeit, die von einem Fernsehgerät ausgeht, ersetzt es weder Deckenleuchte noch Leselampe. In jedem Falle empfiehlt es sich, beim Fern-Sehen eine weitere Lichtquelle einzuschalten. Sie soll so aufgestellt sein, daß sie sich nicht im Bildschirm spiegelt. Ideal ist die Lösung, eine Lampe hinter dem Apparat aufzustellen. Auf diese Weise ist der Bildschirm immer von einer gleichmäßigen Helligkeit umgeben.

6. Nicht auf dem Schrank aufstellen

6. Es ist nicht gleichgültig, in welcher Höhe das Fernsehgerät aufgestellt wird. Es soll Menschen geben, die mit rätselhaften Beschwerden in Knochenbau und Muskulatur zum Arzt kamen und ihr Leiden auf verblüffend einfache Weise heilen konnten: Sie hoben ihr Fernsehgerät vom Kleiderschrank herunter und stellten es in Augenhöhe auf.

7. die bösen Schwarzseher

7. Wer ein Fernsehgerät gekauft hat, muß umgehend den Briefträger unterrichten, damit er rechtzeitig die Genehmigung (Lizenz) der Bundespost für den Empfang von Fernsehsendungen erhält. Wer das nicht tut, ist ein Schwarzseher, und ein Schwarzseher ist nicht viel besser als ein Dieb: Er nimmt etwas, ohne dafür zu bezahlen.
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  • (Anmerkung : Das war die Denke von 1964. Das wurde später erheblich verändert und aufgeweicht und in 2014 zur Pflicht auch für diejenigen, die gar nicht fernsehen wollen oder können.)

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Es gibt auch noch etwas anderes
Man muß auch einmal abschalten können

Wer jetzt noch glaubt, Fernsehleute seien Übermenschen, müßte einige Seiten dieses Buches überschlagen haben. Fernsehleute sind genauso gebaut wie andere Menschen. Weder das Gehirn noch die Intelligenz sind größer als bei Vertretern vergleichbarer Berufe. Sie leben nicht auf rosaroten Wölkchen, und ihre Arbeit ist keine Zauberei. Sie schwitzen über Plänen und sind glücklich, wenn eine Sendung besonders gut gelungen ist. Sie freuen sich über jeden, der ihre Arbeit schätzt und die Schwierigkeiten ihres Berufes anerkennt. Aber sie kochen wie alle Bewohner dieser Erde mit Wasser.

Viel sehen zu viel "Fern"

Sie rechnen nicht damit, daß man bei ihrem Anblick in Ehrfurcht erstarrt, und sie bilden sich auch nicht ein, daß jede Sendung von allen Zuschauern gesehen werden müßte. Im Gegenteil! Das Programm würde nicht so verschiedenartige Dinge umfassen, wie modernes Theater und klassische Musik, Jugendsendungen und aktuelle Nachrichten, wenn man nicht annähme, daß sich verschiedene Menschen für verschiedene Dinge interessieren.

Es gibt niemand, der alles sehen würde, aber es gibt viele, die fast alles sehen. Sie sehen so viel, daß sie glauben, über alle Wissensgebiete zwischen Sternkunde und Leichtathletik Bescheid zu wissen. In allen Erdteilen kennen sie sich aus und nennen im Schlaf die Vornamen sämtlicher Ansagerinnen. Es gibt kein Thema, über das sie nicht mitreden würden, denn von allem haben sie ja schon einmal etwas gesehen. Das einzige, was ihnen verborgen geblieben ist, ist die Erkenntnis, daß sie ein oberflächliches Wissen haben: Wer aus jedem Sack drei Körnlein gekostet hat, darf deswegen noch nicht meinen, er hätte ein ganzes Lagerhaus leergegessen.

Das Beispiel mit der Sonnenfinsternis

Vor ein paar Jahren wurde nach der Wetterkarte auf eine Sonnenfinsternis hingewiesen, die am nächsten Mittag zu beobachten sein würde. Ein Fachmann zeigte Fotos einer früheren Sonnenfinsternis und erklärte, wie man Glasscheiben rußig macht, damit man ohne Gefährdung der Augen das seltene Ereignis mitverfolgen kann.

Am nächsten Mittag stand eine Familie vor dem Haus. Vater, Mutter und die drei Kinder hatten ihre fachgerecht geschwärzten Gläser in der Hand, als die 15jährige Tochter des Nachbarn vorbeikam. „Brigitte, willst du auch mal? Wir gucken gerade die Sonnenfinsternis an", sagte der älteste Bub.

Brigitte aber wehrte höflich ab: „Danke, das habe ich schon gestern abend im Fernsehen gesehen." Sprach's und ging ins Haus. Das Thema .Sonnenfinsternis' war für sie erledigt. Das fertig gelieferte Bild war ihr genug, obwohl sie mit eigenen Augen ein seltenes Naturschauspiel hätte erleben können. Leider liegt der Verdacht nahe, daß Brigitte kein Einzelfall ist.
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Die frische Luft vorm Fernseher

Es dürfte noch einige mehr geben, die das ,Leben aus zweiter Hand' wichtiger nehmen als die eigene Erfahrung. Ein Bauer, der auf die gekalkte Wand seines Kuhstalls Farbdias von Bergmatten und Hochweiden projizieren würde, um seinen Kühen etwas Gutes zu tun, würde umgehend für verrückt erklärt werden. Aber wie viele glauben, durch Naturfilme ihren Bedarf an frischer Luft befriedigen zu können. Soviel man über falsches Verhalten gegenüber dem Fernsehen schmunzeln kann, an einem Punkt kommt man über ein Gefühl der Traurigkeit nicht hinweg: Wenn eine Sendung über Ostasien berichtet, überläuft viele unserer Zeitgenossen ein gelinder Schauer angesichts der Bilder von armen und alten Menschen, von kranken Kindern, von Sorge und Leid in den Augen der Mütter. Man ist erschüttert, daß es so etwas im 20. Jahrhundert noch gibt.

Wenn Bilder die Not verstellen

Zur gleichen Zeit aber verstellen die Bilder ,aus zweiter Hand' den Blick für die Not, die es vielleicht nur ein paar Häuser weiter gibt: Eine alte Frau, die kaum noch auf die Straße kann und dankbar wäre, wenn ihr jemand ein paar Besorgungen machen würde, oder eine Mutter, die niemanden hat, der einmal mit ihren größeren Kindern spazierenginge, während sie sich um den Haushalt und ihr vier Wochen altes Baby kümmern muß. Es gibt noch etwas anderes als das Fernsehen, und die Abstelltaste ist nicht die schlechteste Erfindung an diesem Gerät. Sie verschafft einem die Zeit, selber eine Wanderung zu machen, ein Hobby zu pflegen, ein Buch zu lesen oder sich mit den jüngeren Geschwistern zu befassen. Man sollte das wirkliche Leben hinter seinem schwarz-weißen Abbild nicht zu kurz kommen lassen!

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