Aus dem kleinen "Flyer" der FERNSEH GmbH Darmstadt vom Dezember 1972 (Eigenwerbung) :
Die XX. Olympischen Spiele in München waren für die Robert Bosch FERNSEH Heraus- forderung und Bestätigung zugleich: Noch nie war der Aufwand zur weltweiten Über- tragung der Spiele so groß, der Ablauf so reibungslos. Die Geräte der Robert Bosch Fernsehanlagen GmbH haben erneut ihre außergewöhnliche Leistungsfähigkeit bewiesen.
Sport und Spiele haben seit jeher ihre Faszination. Wettkämpfe begeistern Beteiligte wie Zuschauer. Wohl kaum hatte ein Ereignis ein größeres Auditorium: eine Million Besucher waren zu den Spielen der XX. Olympiade 1972 nach München und Kiel gekommen.
Eine Milliarde Zuschauer
erlebten weltweit die Wettkämpfe am Bildschirm mit -live-, als säßen sie in den Stadien. Die Voraussetzungen dazu hat die moderne Fernseh-Aufnahme- und Übertragungstechnik geschaffen.
Ein beispielloser Einsatz an video-und tontechnischem Gerät hat es ermöglicht, die Ereignisse der Olympischen Spiele einzufangen und in beliebiger Auswahl wiederzugeben.
Die Robert Bosch Fernsehanlagen GmbH ist stolz, dabei gewesen zu sein. Dabeisein hieß für sie, die Münchner „Olympiade der Fernsehtechnik" mit zu planen und den Großteil der videotechnischen Geräte bereit zu stellen.
So war überall, wo das Fernsehen bei den Olympischen Spielen eingesetzt war, auch die FERNSEH dabei, ihr Namenszug war auf den meisten Geräten zu finden.
120 Kameras vom Typ KCU
Kernstück der für das Fernsehen notwendigen Einrichtungen war die Fernseh-Kamera: mit 150 modernen Farbkameras fingen erfahrene Kameramänner das Geschehen an den interessantesten Plätzen ein, über 120 dieser Kameras waren FERNSEH Erzeugnisse vom Typ KCU.
Die für die Planung und den technischen Betrieb Verantwortlichen wissen, warum sie dieser erfolgreichen Kamera den Vorzug gaben: farbgetreue Wiedergabe, außergewöhnliche Schärfe und Brillanz sowie unübertroffene Lichtempfindlichkeit bei problemloser Bedienung (Stabilität und Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Umweltbedingungen) zeichneten die KCU gegenüber allen vergleichbaren Kameras aus.
Ihren ersten Einsatz erlebten in München die neuen tragbaren Reporterkameras KCR der FERNSEH. Mit ihr konnte sich der Kameramann „unters Volk mischen", Personen und Ereignisse für den Bildschirm hautnah einfangen. Aktuelle Berichterstattung heißt aber auch, ortsungebunden und mobil zu sein.
Fünfundzwanzig Farbkamera-Übertragungswagen und sieben MAZ-Wagen, die die FERNSEH lieferte, erfüllten diese Forderung. Sie wurden an nahezu allen olympischen Wettkampfstätten eingesetzt.
Die Weltregie der Fese (FERNSEH)
Ausgangspunkt der weltweiten Fernsehinformation war die Zentrale in der Hochschul-Sportanlage auf dem Oberwiesenfeld. Hier befand sich die „Weltregie" mit einer umfangreichen Schalt-und Verteilereinrichtung. Dazu gehörten neunzig FERNSEH-Monitoren, an denen ein aktuelles Olympiaprogramm von allen Wettkampf statten in München und Kiel ausgewählt werden konnte. Rund um die Uhr. Es wurde allen Fernsehorganisationen der Welt angeboten.
Den Fernsehanstalten, die eine eigene, individuelle Berichterstattung vorzogen, standen zwölf von der FERNSEH gelieferte Fernsehstudios mit kompletter Regieeinrichtung zur Verfügung, in denen eigene Sendungen - z. B. Interviews und Zusammenfassungen - produziert werden konnten. Insgesamt wurden 1.200 Stunden Sportgeschehen aufgezeichnet, von denen 230 Stunden in alle Welt übertragen wurden, ein olympischer Rekord.
Jede TV-Anstalt konnte ihr Programm frei auswählen und zusammenstellen. Da alle Wettkämpfe, auch wenn sie zum gleichen Zeitpunkt stattfanden, auf Magnetbandanlagen gespeichert wurden, konnte jedes Land aus der Fülle der angebotenen Sportereignisse Übertragungen zusammenstellen und Schwerpunkte bilden, wie es im Interesse seiner Fernsehzuschauer jeweils wünschenswert war.
Sechzig "Fernsehanstalten"
übertrugen die Olympischen Spiele 1972 in 98 Länder. Bis zu dreizehn verschiedene Farbfernsehprogramme sind gleichzeitig gesendet worden. Da nicht alle Länder die gleiche Zeilennorm und das gleiche Farbübertragungssystem benutzen, wurde die weltweite simultane Übertragung der XX. Olympischen Spiele nur durch den Einsatz der FERNSEH- Farbnormwandler und FERNSEH- Transcoder möglich.
So arbeiteten in der Erdefunkstelle Raisting zwei Normwandler, die das 625-Zeilen-PAL-Bild der Aufnahmen in ein 525-Zeilen-NTSC-Bild für die USA wandelten. Weitere Normwandler standen in Italien, Spanien, Frankreich und Brasilien bereit. Die Transcoder dienten der Versorgung der SECAM-Länder, FERNSEH-Transcoder arbeiteten für die OIRT-Länder in Berlin und Prag.
Für die europäischen Länder wurden die Programme über die Eurovision und Intervision weitergeleitet. Auch diesen Verteilerzentralen stand ein umfangreicher Gerätepark der FERNSEH zur Verfügung.
Die FERNSEH-Ausrüstung des Deutschen Olympia-Zentrums (DOZ) wurde ergänzt durch Geräte, die vorübergehend von den Deutschen Fernsehanstalten zur Olympia-Übertragung bereit gestellt wurden und die ebenfalls nahezu ausschließlich von der Robert Bosch Fernsehanlagen GmbH stammen.
So waren beispielsweise fast alle zur Veranschaulichung und Ergänzung der Live-Übertragung notwendigen Geräte, wie Film-und Dia-Abtaster, FERNSEH- Erzeugnisse.
Bisher einmalig, die größte video- technische Anlage dieser Zeit
Die videotechnische Anlage zur Übertragung der Münchner Spiele zählte zu den größten jemals zusammengeschlossenen Systemen.
Um diese einzigartige Aufgabe zu lösen, hatte sich das Deutsche Olympia-Zentrum die weltweite Erfahrung der Robert Bosch Fernsehanlagen GmbH gesichert.
So wurde die Videoplanung in enger Zusammenarbeit mit der System-Planungs- und Projektierungsabteilung der FERNSEH durchgeführt.
Die Olympischen Spiele in München war nicht die erste Olympiade der FERNSEH: schon 1936 in Berlin wurden für Live-Aufnahmen die ersten elektronischen Kameras der damaligen Fernseh AG und ein Übertragungswagen eingesetzt, der nach dem Zwischenfilmverfahren arbeitete.
Durch Installation von Fernseh-Empfängern mit 50 cm Bildröhren aus den Labors der Fernseh AG wurde in den „Fernsehstuben" Berlins dafür gesorgt, daß viele sportbegeisterte Zuschauer die olympischen Ereignisse auch außerhalb der Stadien miterleben konnten.
Für die Wettkämpfe 1972 haben sich die besten Sportler der Welt qualifiziert. FERNSEH-Geräte starteten in allen videotechnischen Disziplinen in München.
Die Wahl unserer Erzeugnisse für diesen Einsatz war Beweis für das Vertrauen in Qualität und Zuverlässigkeit.
Wir haben es gerechtfertigt.
Anmerkung und Nachtrag:
Wie gesagt, das sind Texte und Bilder aus dem kleinen "Flyer" der FERNSEH GmbH.
Auch wenn das alles recht (marketingmäßig) euphorisch klingt, die Technik der Fese war auch im Nachhinein nicht nur recht ordentlich, sie war für die damilge Zeit hervorragend. Wenn wir Deutschen 1972/73 nachträglich von den Amis gelobt werden, ist das schon ein gutes Zeichen. Daß uns die Franzosen (und Russen) nicht loben (dürfen), ist eine Erbschaft aus dem für Frankreich verlorenen PAL-Secam Krieg.
Daß sie ihn dann fast 30 Jahre später doch gewonnen haben (Thomson hatte alles an holländischen und deutschen größeren Fernsehfirmen aufgekauft), mag eine späte Freude sein, doch PAL und Secam und NTSC sind in Kürze sowieso tot.
Und jetzt in 2010 kommt das dicke Ende für Thomson noch nach. Das zusammengekaufte halbstaatliche Kongklumerat an Philosophien ist nach EU Vorgaben fiskalisch pleite, die Standorte werden geschlossen und vor allem - wegen der verschiedensten Mentalitäten zerfällt bzw. zerbricht alles - also das ganze Konklumerat bzw. Gebäude - wieder. Thomson Broadcast wird aufgeteilt (man nennt das auch geschlachtet) wird stückchenweise wieder verkauft.
.