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Der Kommentar zum Buch und dem Abriss von Gert Redlich

von Gert Redlich im Sept. 2019 - Um meine Einschätzung ein wenig nachvollziehen zu können, ein Blick in das Wiesbaden von 1962.

Die Redlichs sind 1960 von einem fernen Vorort Wiesbadens direkt in das Zentrum umgezogen und unser Vater Gerhard Redlich war damals noch Kinotechniker bei der UFA Handel in Frankfurt, aber angestellt bei der Nachkriegszentrale der UFA in Düsseldorf.

Wir bekamen also den Niedergang der Kinos in der Region fast täglich mit.
In 1964 durfte ich auf Vermittlung unseres Vaters tief in eines unserer Wiesbadener Kinos reinschaun.
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Der UFA-Palast in Wiesbaden (heute Caligari Filmbühne)

In Wiesbaden gab es nämlich (also "selbstverständlich") auch einen UFA-Palast, einen ehemals pompösen Kino-Palast direkt an der edlen Wilhemstraße. Dort sei angeblich der Kaiser Wilhelm einmal im Jahr vorbei kutschiert. Soviel nur zu den Selbstpreisungen der Wiesbadener Stadtväter, was Wiesbaden doch für eine tolle Kaiserstadt gewesen sein mag.
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Nachdem die Amerikaner das Kino etwa 1952 wieder frei gegeben hatten, wurde es von "UFA-Palast" in "UFA-im-Park" umbenannt und damals nach ca. 15 Jahren wieder renoviert und dazu mit modernster (Nachkriegs-) Technik ausgestattet.

Der Vorführer (Gerhard Steiner) wurde von unserem Vater gebeten, mich unter seine Fittiche zu nehmen und mir ein wenig von der Kino-Technik zu zeigen. Bei uns im Gymnasium war fast immer Mittags um 13.oo Schluß und nach dem Mittagessen bin ich sehr oft zu dem Kino spaziert um dort im Vorführraum mitzuhelfen ud Vorführen zu lernen.

Dort oben im 3.Stock im Vorführraum standen zwei (damals) hypermoderne Zeiss Ikon Ernemann X Projektoren, aber noch mit Kohle-Bogenlampen. Anfänglich "durfte" ich die Filme (also die Akte - so nannte man jeweils eine Rolle) zurückrollen, später sogar den jeweiligen Akt in den freien Projektor einlegen. Das wurde dann kontrolliert und der Vorführer führte die Überblendungen durch.
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Die private Lehrzeit im Kino als Hobby

Anfänglich wurden die Renner gezeigt, das war "Spiel mir das Lied vom Tod" und "Weites Land" und "Das war der wilde Westen", alles Filme in "2.55:1" Cinemascope Super-Breitbild Format und sogar mit 4-Kanal Magnetton - und alle diese Filme liefen länger als die normalen 1 Stunde 30 Minuten.

Und diese (Monumental-) Filme hatten am Anfang Erfolg. Das bedeutete, von den etwas über 500 Plätzen waren 70 oder 80% verkauft. Das war damals so richtig toll, denn der Vorführer war stolz auf jede Menge einwandfreier Überblendungen.

Zu der Zeit durfte ich dadurch auch in die anderen Wiesbadener Kinos rein (Walhalla, Bambi, Thalia und Scala), die zu diesem Theater-Verbund gehörten. Dort sah ich jede Menge an "vergeigten" Überblendungen (wenn der Vorführer gepennt hate) und das stachelte natürlich meinen Ehrgeiz an, es im UFA Kino so gut wie möglich bzw. besser zu machen. Das durfte ich dann dort lernen und ausprobieren.

Nach etwas über 2 Jahren, ich war inzwischen 16 geworden, durfte ich ganze Nachmittage und Abende alleine vorführen. Das war zwar nicht gesetzeskonform, aber ich war lernfähig und neugierieg und offensichtlich auch geschickt und kannte inzwischen die gesamte Kino-Technik samt Notbeleuchtung usw. von der Pike auf.
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Die dramatischen Veränderungen in ganz wenigen Jahren

Zurück zu den beiden oben genannten Titeln. Das "Lied vom Tod" lief ganze 28 Wochen und bis zu 3 mal am Tag. Hatten wir anfänglich oft ein fast volles Haus (ohne den Rang mit über 120 Plätzen, der war schon zu), so flaute es dramatisch ab und in den letzten Wochen spielten wir vor 10 bis 20 !! Besuchern.

Auch der Cinemascope-Film "Das war der wilde Westen" (ca. 2 1/2 Stunden) lief so um 1965/66 viele viele Wochen und ich hatte immer noch etwas (an Tonsignal) drauf auf den Magnetton Streifen. Auch hier hatten wir anfänglich ein fast volles Haus, insbesondere Abends. Das flaute genauso dramatisch ab wie die anderen Filme. Als dann eines Nachmittags gar keiner mehr kam, wurde der Fim abgesetzt.

Der eigentliche Theaterleiter war fast nie mehr zugegen und ich rief den Vorführer an, ob ich überhaupt anfangen sollte. Außer dem Vorführer gab es noch eine Kassiererin und eine Platzanweiserin. Selbst Abends, wenn 400 Leute rein wollten, spielten wir die Filme mit 3 Mitarbeitern (ich zählte ja nicht mit). Von 60 oder mehr Kollegen wie im Gloria-Palast in Berlin zu den Glanzzeiten konnten wir in Wiesbaden nur träumen.

Wenn in den anderen Kinos jemand ausfiel, wurde kreuz und quer Personal getauscht. So kam ich auch in den Genuss, an zwei Bauer B8 Projektoren bei uns im etwas größeren Thalia (über 800 Plätze) mal auszuhelfen. Diese beiden "Dinger" von Bauer waren für mich von der völlig anderen Bedienung her richtig vorsintflutlich, aber zu der Zeit wurde schon nichts mehr investiert.
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Ins kuturelle Abseits abgedriftet

Zum Ende meiner Kinozeit dort im UFA, am Ende hieß es nur noch "Im Park", weil die "UFA" aufgelöst werden mußte und die UFA Embleme abgehängt werden mußten, begannen die Oswald Kolle Filme und es kamen nur noch alte Männer in die Vorstellungen, oft Nachmittags mehr als am Abend.

In meinem jugendlichen Alter war mir ziemlich unklar, was die an den Filmen so gut fanden. Denn gezeigt wurde fast nichts. Da wurde in den relevanten Szenen immer vorher ab- oder ausgeblendet, also ziemlich blöd gelaufen gegenüber 10 Jahren später.
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Aus heutiger Sicht hatte das damals mit Kultur so gut wie nichts mehr zu tun. Das ehemals prächtige Kino mit der Marmorkasse kam innen wie außen völlig herunter und nach meiner Zeit in den 1970er Jahren gab es nur noch den Vorführer und eine "Dame" (also ein junges Fräulein) an der Kasse, weiter niemanden. In Wiesbaden spielten fast alle noch betriebenen kleineren Kinos nur noch Pornofilme.
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Wiesbaden "erklärte" sich frühzeitig zur Großstadt

Das Kultur-Kino Filmstudio dämmerte vor sich hin

Doch es muß immer noch einen Unterschied zwischen Berlin (West) und der hessischen Provinz gegeben haben. Denn laut Herrn Frick spielten die Filme im Gloria-Palast und im ganz nahe gegenüberliegenden Zoo-Palast noch ganz oft vor ausverkauften Häusern. Irgendwie kann ich mir das nicht vorstellen und es könnte vielleicht die "verklärte Wahrheit der Erinnerung" sein. Herr Frick war damals bereits 10 Jahre im Unruhestand.

In Wiesbaden war langfristig bald kein Kino mehr kostendeckend zu betreiben und so schlossen sie nach und nach. Eine Familie (Ewert) übernahm die restlichen Kinos und überbrückte mit vielen Einschränkungen so manche Durststrecke. Auf Kultur wie im damaligen "Filmstudio in der Wilhelmstraße" direkt neben dem "UFA im Park" wurde gepfiffen, denn mit Kultur konnte man nicht mal mehr den Strom bezahlen.

Wenn die Stadt Wiesbaden (das Kultur-Amt) dieses Kino nicht schon vor langer Zeit übernommen hätte (es heißt heute Caligari), wäre es auch schon längst verschwunden und einer kommerziellen Verwendung gewichen. Heute steht dort oben auch ein lichtstarker Kino-Beamer und nur noch ein 35mm Projektor.
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So weit mein Einblick in die Kino-Landschaft von Wiesbaden

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Jetzt zu den Kommentaren und Tränen über den Abriss des Gloria-Palastes in Berlin 2017/2018

Wie gesagt kann ich mir nicht vorstellen, daß es in Berlin (West) völlig anders gewesen ist. Die Bevölkerung lebte zwar wieder deutlich besser als in der kurzen Nachkriegszeit und in der Zeit der russischen Blockade. Doch die Träume und Wünsche und Bedürfnisse und Vorlieben änderten sich mit Sicherheit gleichermaßen wie bei uns in Wiesbaden.

Von meinem Vater habe ich im Nachlass das dicke Kino- Adressbuch von 1957 (Stand Dez. 1956) erhalten. Dort ist das spätere völlig absurde Über-Angebot an verfügbaren Sitzplätzen (in ganz Deutschland) anschaulich dokumentiert.

Dort steht für 1957: Berlin mit 2,2 Millionen Einwohnern hat insgesamt 263 Kinos mit 126.000 Plätzen.
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Hier folgen jetzt Artikel und Kommentare aus den unterschied- lichsten politischen und gesellschaftlichen Richtungen

Die Artikel sind nicht immer zeitlich chronologisch geordnet.

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Ein Artikel aus dem Kudamm Kurier - (Menschen und Medien) Berlin, Januar 2018

Westliche Traditionen im linken Berliner Senat ...... erhalten und plegen? Weit gefehlt: Wieder eine Kinohinrichtung - Der Gloria-Palast am Kurfürstendamm mußte unter das Fallbeil.
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Erneute Kino-Hinrichtung am Kurfürstendamm: Gloria-Palast fiel dem Fallbeil des linken Kultursenators zum Opfer

Von Armin Arents

Tempora mutantur ...... Daß Berlin einmal von der Partei regiert wird, die diese besondere Stadt einst gewaltvoll geteilt hatte, es klingt so unglaublich, wie wahr es leider ist. Und daß diese Partei (SED-PDS-LINKE) kein besonderes Faible für West-Berlin hat, ist kein Geheimnis.

Sogar beim jugendlich wirkenden neuen Kultursenator Klaus Lederer (SED-PDS-LINKE) ist dies ersichtlich, obwohl er doch das Ostberlin bzw. die DDR vor der Wende nur bis zu seinem 15. Lebensjahr erlebt hat. Nur? Eher müßte man sagen: Immerhin 15 Jahre, denn diese Zeit prägt und dazu das soziale Umfeld bis heute auch noch.

Vorbei die Zeit, daß ein Kultursenator in Schlips und Kragen rumrennen mußte, Klaus Lederer liebt es leger, das Sakkotragen mußte er lernen, aber zum Hemd entschließt er sich nach wie vor nicht, das schwarze T-Shirt muß herhalten. Ikonen der einstigen Berliner Kultur wie Prof. Joachim Tiburtius würden sich über manche heutigen Senatoren wundern. Aber was sind nur Äußerlichkeiten? An ihren Taten sollt ihr sie messen...

Im einem kleinen Kreis wurde gelobt, daß der ehrgeizige Dr. Klaus Lederer den Fortbestand wenigstens eines der berühmten Kudamm-Bühnen (bisher: die Wölffer-Bühnen "Komödie" und "Theater am Kurfürstendamm") gerettet hätte. Aber wie soll diese Rettung aussehen? Ein modernes stilloses Kellertheater ohne die geschichtsträchtige Ausstattung von Oskar Kaufmann und Max Reinhard. Das soll eine Rettung sein?
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Das Kinosterben am Kurfürstendamm . . . . .

Noch dramatischer ergeht es dem legendären Gloria-Palast. Er wird die Tage im Winter 2017/ 2018 geradezu hingerichtet. Pünktlich zur Berlinale 2018, der vorletzten mit Dieter Kosslick, ist das Baudenkmal verschwunden.

Daß die Qualität der heutigen Kinofilme nicht mehr ganze Familien hinterm Ofen vorlockt, ist ersichtlich. Mehr die Jugend geht ins Kino, das Mittelalter wenig und die älteren Herrschaften erst gar nicht.

Das Kinosterben am Kurfürstendamm ist erschreckend: Das Astor-Kino schloß, das Haus Wien mit der Filmbühne Wien, das Marmorhaus, das Hollywood und das MGM ebenfalls, aber daß ein Baudenkmal so mir nichts dir nichts abgerissen wird, ist schon etwas besonderes.
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Die 1970er Jahre: Es wurde gerne zerstört

Schauen wir uns das berühmte „MGM Fenster zur Welt“ an: Es wurde 1956 von Gerhard Fritsche erbaut, hatte seine Eröffnung am 7.12.1956 und den besonderen Charme der 1950er Jahre und wurde schließlich in den unrühmlichen 1970ern abgerissen, im Jahr 1977.

Damals war der Senat auch schon „links“, heute versteht man unter links die PDS-Nachfolgepartei "Die Linke", damals war es die SPD. Der einst „Größten Leinwand der Welt“, dem Royalpalast ging es auch so, er wurde 1965 von Helmut Hentrich, Hubert Petschnigg und Klaus Heese erbaut, die Berliner erinnern sich, wie „Star Wars - Krieg der Sterne“ im Frühjahr 1978 dort über die Riesenleinwand flimmerte im 70mm-Format.

Im Royal-Palast war selbst „Ben Hur“ persönlich Charlton Heston Stargast. Auch er wurde abgerissen und schmerzlich finden wir dort einen Saturn-Laden. Kino-Schließungen und diese Abrisse sind legitim, wenn auch extrem schmerzlich. Was Klaus Lederer nun aber zuließ, ist unverzeihlich und rechtlich fragwürdig.

Ebenso ging es zur ähnlichen Zeit dem Hauptgebäude des legendären Ballhaus Resi, Wasserspiele an der Kreuzberger Hasenheide. Berlinbesucher fragen noch heute, wo denn das Resi geblieben sei. Wenigsten einen der Tanzsäle des Resi-Ensembles konnte Kreuzberg noch retten.

Die Abriß-Ära des Klaus Wowereit

Die Charlottenburger Baustadträte Marc Schulte (SPD) und Oliver Schruoffeneger (Grüne) hatten kein Interesse am Erhalt des denkmalgeschützten Gloria-Palast. Auch stellt sich die zurückhaltende Senatsbaudirektorin Regula Lüscher immer wieder in ein zweifelhaftes Licht. Zu einem Zeitpunkt, als der vielen Berlinern in mancher Entscheidung als zwielichtig erscheinende Klaus Wowereit Berlin im Hauruckverfahren zu ruinieren versuchte, stand sie den Baudenkmälern nicht rettend zur Seite.

Regula Lüscher würde immer ihr Interesse für das historische Berlin bekunden, als der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, erstaunlicherweise ein gebürtiger Berliner, dann einige Jahre in Berlin wütete, sorgte er gleich für mehrere Bauskandale: Man denke an die Schließung der „Mutter aller Flughäfen“ des Zentralflughafens Tempelhof, ein Opfer für den niemals fertiggestellten BER Flughafen im fernen aus der City schlecht zu erreichenden Flughafen in Schönefeld/Brandenburg.
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Die unter Denkmalschutz gestandene Deutschlandhalle

Ein Skandal war der Abriß der ebenfalls unter Denkmalschutz gestandenen Deutschlandhalle, der seinerzeit größten Mehrzweckhalle der Welt. Stadtrat Groehler untersagte kurzerhand den Abriß, stritt sich mit der Messe-Berlin, der einstigen AMK, die dem Bürgermeister Wowereit aufs Wort hörte. Klaus-Dieter Groehler wollte sich nur im Notfall auf den Kompromiß einlassen, daß wenigstens die Fassade mit dem legendären Schriftzug stehen bleibt und das Innenleben umgebaut wird.

Der gerne Traditionen pflegende Berlin-Kolumnist Gunnar Schupelius startete eine Aktion, um die Deutschlandhalle zu retten, der Musik-Veranstalter Peter Schwenkow, dem wir u.a. den Wintergarten an der Potsdamer Str. in Schöneberg zu verdanken hatten, wollte die Deutschlandhalle übernehmen.

Aber ein Wowereit bleibt kompromißlos und radikal, entgegen linker Gedanken. Er wollte die Deutschlandhalle weghaben, um den unsäglichen CityCube bauen zu lassen, eine zu groß geratene Turnhalle, an Häßlichkeit nicht zu überbieten, an deren Decken die Kabel und Rohre wie auf einer Dauerbaustelle hängen.

Wofür sich der Vorgänger im Bezirk Klaus-Dieter Groehler, harter Kämpfer für alte Berliner Bausubstanz und historischer Gebäude, Jahre lang eingesetzt hatte, ließen Schulte, Schruoffeneger, Regula Lüscher und als oberster Dienstherr Klaus Lederer nun fallen, wie eine heiße Kartoffel. Vielleicht waren sie alle nie im Gloria-Palast, einen Film ansehen oder sie haben nicht das richtige Berlingefühl.

Welche Tradition: Das 1. Haus am Kurfürstendamm (?)

Gepunktet hätte der Ost-Senator bei den West-Bürgern, wenn er sich strikt dagegen gestellt hätte und öffentlich hinterfragt hätte: „Was ist den eigentlich mit dem Denkmalschutz?“. „Welche Tradition hat dieses Haus?“
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  • Anmerkung : In den letzten Absätzen ist dem Autor die Neutralität eines Berichtes etwas entrückt. Es ist hier mehr eine Kolumne. Nach meinem Dafürhalten ist der schräg gegenüberliegende und deutlich größere UFA-Zoo-Palast (ehemals ca. 2100 Sitzplätze) das erste Haus am Platz geworden. Nach den Ausführungen von Heinz Frick ist der Gloria-Palst erst 1964 mit einer Cinemascope Grossbildwand ausgerüstet worden. Wenn das stimmt, war das mit der bis dahin recht kleinen Bildwand schon ein bedeutender Wettbewerbsnachteil.

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Die beiden Gloria-Bauten standen am Kurfürstendamm 10-13 und zwar als 1. Haus am Kurfürstendamm, denn die Nummern 1-9 waren der Gedächtniskirche reserviert. 1924 ist das Haus von Ernst Lessing und Max Bremer gebaut worden, 1930 feierten Marlene Dietrich und Emil Jannings eine fulminante Premiere im Gloria, mit keinem geringeren Film als „Der Blaue Engel“, einem der ersten Tonfilme. Ebenfalls hatte der als allererster Tonfilm geltende The Jazz Singer von 1927 mit Al Jolson im Gloria-Palast am Kurfürstendamm die Europa-Premiere.

Heinz Rühmann, Hans Albers, O.W. Fischer, Jean Marais, Gina Lollobrigida und eine Liste unzähliger großer deutscher und Weltstars waren im Gloria Premierengäste und wohnten meist nebenan im Hotel am Zoo. Nach dem Wiederaufbau 1953 erhielt das Haus die Nummern: Kurfürstendamm 12-15 mit dem Gloriapalast und dem neuen kleineren Gloriette. Dann hießen die neueren Stars Terence Hill, Horst Wendland, Otto Waalkes und Loriot, die u. a. dort auf der Premierenbühne Hof hielten.

Aufgrund der historischen Gewichtung wurde sogar der Wiederaufbau unter Denkmalschutz gestellt. Aber wir sehen: Denkmalschutz ist kein Schutz des Denkmals: Wie lernt man noch in der Schule? „Der Denkmalschutz kann nur aufgehoben werden, wenn es gewichtige Gründe zum Nutzen der Allgemeinheit gibt“.

Kultursenator Klaus Lederer ließ dann aus seinem Hause vermelden: „Die Auswertung der Gutachten ergab, dass der Erhalt der denkmalbestimmenden Substanz durch die erforderliche Sanierung nicht möglich ist. Ohnehin ist durch in der Vergangenheit erfolgte Umbaumaßnahmen die Denkmalauthentizität bereits erheblich beeinträchtigt“.
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Was bedeutet "Denkmalschutz" heute unter einem solchen Senat?

Nun kam der Investor Centrum Holding/Group GmbH mit dem Architektur-Büro Ortner & Ortner und wieder tritt die Senatsbaudirektorin Regula Lüscher in Erscheinung, mit Peter Knopf wird ein Geschäftshaus konzipiert an DER besonders ausgewiesenen Adresse des alten (und neuen) West-Berlins.

In der ganzen Welt ist man sich seiner Traditionen bewußt, kaum noch werden Baudenkmäler abgerissen, schon gar nicht für unbedeutende und unbekannte Geschäftshäuser, wie sie überall stehen, alle paar Jahre den Besitzer wechseln und sich nicht wesentlich unterscheiden. Was das mit einem „Nutzen für die Allgemeinheit“ zu tun haben soll, ist unbegreiflich.

Genauso „unfaßbar“ sah es der Bauhistoriker Dietrich Worbs, der fast satte 20 Jahre im Landesdenkmalamt arbeitete, er hob auch hervor, daß der Gloria-Palast eines der ersten Kinos am Kurfürstendamm war und später zu den ersten Berlinale-Festspieltheatern gehörte.

Hier hat sich Berlins Kultursenator nicht mit Ruhm bekleckert. Volkes Stimme, die sagt: ein Senator, der aus der SED-PDS-Linke – Linie stamme, würde sich in keiner Weise um die Geschichte des alten Westens kümmern, ist vielleicht etwas vermessen. Dennoch: Senatsgrößen wie Joachim Tiburtius würden sich im Grabe umdrehen und auch einer der letzten Kultursenatoren, die sich wirklich für ein historisches Denken (West-)Berlins eingesetzt hatten, Volker Hassemer, wird ein Entsetzen quälen.

2017/18 hielt nicht nur mit dieser Entscheidung die DDR Einzug in Westberlin. Einigermaßen versöhnlich kann man den Berliner nur stimmen, wenn der Neubau viele Elemente des Berliner Gloria-Palastes mit einarbeitet, das Original-Namensschild wieder angebracht wird, die Freitreppe einsetzt und das neue Gebäude dem eigentlichen Gloria-Palast sehr ähnelt: was sollen die geretteten Bauteile in Museen? Das neue Stadtschloß hat es uns vorgemacht. Nur dann verliert dieser Artikel seinen Schrecken. (A.A.)
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E.A.M.-Berlin, Januar 2018
Literatur: Heinz Frick: Mein Gloria-Palast, München 1986

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Abriss am Kudamm (ein Artikel aus 2017)

Die Oberste Denkmalschutzbehörde hat verfügt: Die letzten Reste des ehemaligen Kinos am Kudamm 12 dürfen abgerissen werden.

Ein Kino ist das „Gloria“ am Kudamm schon lange nicht mehr.

Immerhin die Fassade war erhalten geblieben und kündete denkmalgeschützt von der großen Zeit der Kudamm-Kinos. Doch auch die soll nun fallen. Die Oberste Denkmalschutzbehörde hat dem Abriss zugestimmt. Ihre Begründung: „Die Auswertung der Gutachten ergab, dass der Erhalt der denkmalbestimmenden Substanz durch die erforderliche Sanierung nicht möglich ist. Ohnehin ist durch in der Vergangenheit erfolgte Umbaumaßnahmen die Denkmalauthentizität bereits erheblich beeinträchtigt.“

Um die Häuser Kurfürstendamm 12–15 am Fuß des Upper West wird seit mehr als einem Jahr zwischen Bezirk und Bauherren gerungen. Die beiden Eigentümergesellschaften, die Centrum Holding aus Düsseldorf und die Firma RFR aus Frankfurt am Main, denen auch der Hochhaus-Turm Upper West gehört, wollen die Häuserzeile abreißen lassen und einen Neubau errichten. Denen steht das „Gloria“, das 1952–1953 nach Plänen der Architekten Siegfried Fehr und Gerhard Jäckel erbaut wurde, nun nicht mehr im Weg. Von dem ehemaligen Kino waren das restaurierte Foyer mit dem Kassenhäuschen und der Wendeltreppe sowie die Leuchtreklame an der Fassade erhalten geblieben.

„Der Bezirk hat sich anhand von 20 technischen Gutachten, die alle zu dem Ergebnis kommen, diese alte denkmalgeschützte Fassade ist so nicht mehr zu retten, überzeugen lassen“,

sagte Charlottenburg-Wilmersdorfs Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne). Das Landesdenkmalamt war nicht dieser Ansicht, weshalb die Angelegenheit von der Obersten Denkmalschutzbehörde im Hause von Kultursenator Klaus Lederer (Linke) entschieden wurde.
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Vermutung: Rendite gegen Denkmalschutz

Für den Bauhistoriker Dietrich Worbs, der 1985 bis 2004 beim Landesdenkmalamt in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung arbeitete, ist die Entscheidung „unfassbar“. Er selbst habe sich dafür eingesetzt, dass das Gebäude unter Schutz gestellt wurde. Das Kino sei einer der ersten Neubauten nach dem Krieg am Kurfürstendamm gewesen. „Hier gingen Leute wie Ernst Reuter ein und aus. Es war eines der ersten Berlinale-Kinos“, so Worbs.

Auch Gabriele Timper, SPD-Bezirksverordnete und Mitglied im Denkmalbeirat des Bezirks, bedauert die Entscheidung der Obersten Denkmalschutzbehörde: „Natürlich wäre eine Sanierung finanziell aufwendig gewesen, aber in dieser Toplage am Kudamm sind ja auch die Rendite-Aussichten vielversprechend. Es verwundert schon, dass sich der Stadtrat nicht mehr für den Erhalt eingesetzt hat.“
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  • Anmerkung : Als Nicht-Berliner aber langjähriger Film und Kino Freund kann ich manche hier gebrachten Argumente nicht nachvollziehen, denn die langweilige Fassade hatte nichts mehr mit der monumentalen Fassade von 1928 zu tun und war ein doch recht unscheinbarer Bau aus den 1950er Jahren. Und daß eine solche fast nur aus Fenstern bestehende Fassade aus den 1950er Jahren statisch ganz mutterseelen alleine noch stabil stehen bleiben würde, das würde sogar ich bezweifeln.

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Der Gloria-Palst ist weg (Mai 2018)

Außer dem Namen erinnert bei den beiden Neubauten am Kudamm 12-14 nichts mehr an die historische Bebauung. Nur das Mampe-Haus bleibt. 04.05.2018 - ein Artikel von Carolin Brühl
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Die Menschen, die hier leben . . . .

Berlin. Lange wurde im Bezirk und im Baukollegium um die Gestaltung der neuen Häuser am Kurfürstendamm 12-15 gerungen. „Es war ein Prozess, der für den Bezirk mit Schmerzen verbunden war“, sagt Charlottenburg-Wilmersdorfs Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne). Schließlich musste sich der Bezirk Gutachten beugen, die Fassade des denkmalgeschützten Gloria-Palastes als unsanierbar erklärten. „Wir stehen hier immer wieder vor dem Zwiespalt, dass die Wirtschaft und Investoren schnell vorangehen wollen, die Menschen, die hier leben aber Angst haben, ihre Identität zu verlieren“, sagt der Stadrat.

Trotz des langen Ringens bieten die Neubauten nichts, was neue Identität stiften könnte. Auch wenn Architekt Florian Matzker von Ortner & Ortner Baukunst leidenschaftlich für sein Werk wirbt. Er habe „architektonische Elemente aus der Geschichte des Kudamms aufgenommen“, sagt er. Die „Maßstäblichkeit der historischen Stadtpalais“ will er in den Neubauten verarbeitet haben. Auch von „Opulenz und Tiefe“ spricht er. Wer die Bebauung vor dem Abriss kennt, wundert sich. Nichts mehr erinnert an den Gloria-Palast, kein noch so leiser Versuch beispielsweise der Andeutung eines geschwungenen Vordachs über den Eingängen oder vielleicht die Inte­gration der alte Leuchtreklame als Reminiszenz an das alte Kudamm-Kino werde erwogen. Nur der Namen „Gloria Berlin“ bleibt als Erinnerung.

  • Anmerkung : Bei meinen Besuchen in Berlin 2007 und 2012 und 2013 habe ich den Kurfürstendamm und die Hardenbergstraße mehrfach besucht, am Nachmittag und auch Abends. Der Zoo-Palast wurde damals gerade umgebaut und von der hier lebenden Bevölkerung war nicht viel zu sehen. Die Fenster in den allermeisten Gebäuden oberhalb des Straßengeschosses waren abends fast vollständig dunkel, also waren das Büros und Geschäfte. Wo waren denn die Bewohner, die ihre Identität verlieren würden ?

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Es würden „mehreren 100 Millionen Euro“ investiert

Die (neuen ?) Fassaden sind von Glas geprägt, glatt und klar gegliedert und mit hellem Naturstein verkleidet. Die Sockelgeschosse erstrecken sich über zwei Stockwerke. Ob die Häuser aber am Kudamm oder in der Fußgängerzone von Detmold stehen, dürfte für ein Wiedererkennen keine Rolle spielen. Selbst der inzwichen auch abgerissene, nur etwa 20 Jahre alte Eingangsbau zur ehemaligen Gloria-Passage setzte mit seiner goldenen Gloria-Figur auf der Giebelspitze eine Landmarke im Häusermeer.

Das Projekt soll ein Verbindung zwischen geschichtsträchtiger Gründerzeit und zeitgenössischer Moderne darstellen, versichert indes Peter Knopf, Geschäftsführer der Centrum Projektentwicklung und freut sich sichtlich, dass nach Jahren des Stillstands nun an diesem Donnerstag mit den Tiefbauarbeiten zwischen Upper West und Kudamm begonnen werden kann. Immerhin das denkmalgeschützte „Mampe-Haus“ am Kurfürstendamm 15 bleibt stehen und soll in seiner ganzen gründerzeitlichen Pracht saniert werden. Verantwortlich dafür zeichnet Architektin Petra Kahlfeldt, die von neobarocken Formen, üppigen Verzierungen, wiederentdeckten Deckenmalereien und Kachelöfen schwärmt.

Doch wohnen wird auch in diesem Haus, das 1889 erbaut wurde und Wohnungen für großbürgerliche Ansprüche bot, niemand mehr. Wie auch die neuen Nachbarhäuser wird das Mampe-Haus zum Büro- und Geschäftshaus. Einen Hoffnungsschimmer, dass in „Mampes guter Stube“, in der schon Schriftsteller wie Josef Roth Weltliteratur schrieben, wieder Gastronomie einzieht, gibt es noch. Projektleiter Knopf will zumindest nicht ausschließen, dass das Erdgeschoss, das zuletzt eine McDonalds-Filiale beherbergte, wieder gastronomisch genutzt würde. Erste Mieter sollen im Frühjahr 2020 einziehen

Die Neubauten verfügen über jeweils fünf oberirdische Etagen sowie ein Staffelgeschoss. Gloria Berlin wird insgesamt über 19.800 Quadratmeter Nutzfläche verfügen. Vom ersten Unterschoss bis ins zweite Obergeschoss entstehen Geschäfte und Boutiquen mit 11.000 Quadratmetern Nutzfläche. Darüber werden Büros eingerichtet. „Alles nach höchsten Ökostandards“, sagt Knopf. Dem Projektleiter zufolge sollen sich die ersten Mieter im Frühjahr 2020 einrichten können. Wer diese sein werden, will der Centrum-Manager noch nicht verraten. Die gesamte Investitionssumme benennt Knopf mit „mehreren 100 Millionen Euro“.

Ein Kommentar geschrieben im März 2017 von unbekannt

Der GLORIA-PALAST

Der GLORIA-PALAST war der bedeutsamste Kinobau nicht im uns bekannten Zustand (sondern 1926 der prunkvollste Europas): und lag schon 1943 in Bombentrümmern. Der Neubau von 1953 war schlichter Nachkriegsstandard, offenbar ähnlich dem ALHAMBRA im Norden Berlins aus Notaufbaumitteln nach dem Krieg zusammengeschustert.

Bauherr war Max Knapp, der in der UFA im Filmtheaterwesen aufstrebte und nach dem Krieg mit seiner Norden, Knapp & Co/Max Knapp-Kommanditgesellschaft ausserdem Grenzkinos wie das ATLANTIC in Wedding errichtete (und sie in den 1970ern allesamt zugunsten seiner CIty-West-Kinos schloss), dafür aber 1956 auch den ZOO PALAST errichten ließ.

"Königin Luise" mit Ruth Leuwerick war einer der frühen Erfolge im GLORIA-PALAST, der eine betuchte bürgeliche Klientel bis zuletzt bediente. Einer der ersten Vorführer soll sich aufgrund einer Panne bei einer Premiere das Leben genommen haben. Ein Zweitkino, die GLORIETTE, situiert im Keller, gesellte sich Anfang der 1970er Jahre hinzu: einer der Langläufer war Ingmar Bergmanns "Die Zauberflöte". (1953 wurde der Gloria-Palst mit "Im weissen Rössl" eröffnet - nicht "Königin Luise")
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Offensichtlich war der Autor nicht ganz zufrieden

Anfang der 1980er Jahre hatte ich die "Gnade", dort erstmals auf Steuerkarte im Leben arbeiten zu dürfen. Trotz Tarifvertrag eine nach meinem Geschmack eher biedere, unkollegiale Arbeitsatmosphäre.

Die BWR-(Bildwerfer-Raum) Ausstattung: Zwei Ernemann X nach wievor, modernisiert mit liegenden Xenonblöcken, weiterhin mit Ernostar- Projektionsobjektiven, Zeiss-Anamorphoten und Zeiss-Ikon Ikovox-Lautsprechern - der Dia-Projektor lief mit Reinkohle.

Ton: Dolby CP50 mit passablem Dolby-Stereo-ComOpt-Ton (mit Dynacord-Endstufen), aber topfigem Monoton. Bei 35mm-Wiederaufführungen von "2001: Odyssee im Weltraum" oder "Superman" Anfang der 1980er musste ich mir die Ohren zuhalten.

"Ghostbusters" einer von vielen Langlauftiteln, nur übertrumpft von Formans "Amadeus", dessen Kopie 36 Wochen in den Knapp-Kinos hin und her rotierte: über GLORIA; GLORIETTE, ATELIER AM ZOO, wieder GLORIA - wobei im GLORIA-PALAST der Film jedes mal während des laufenden Betriebs "entkoppelt" wurde, sprich: der Film kam vom ST200-Teller in die Ernemann und lief dort in der letzten Vorstellung auf eine 600-Meter-Spule, wobei an jeder Koppelstelle im laufenden Betrieb grob mit der Schere getrennt wurde, hernach der nachkommende Film ein paar Meter auf den Boden lief und dann "geschickt" (auf der neu eingelegten Leerspule) aufgefangen wurde.

Für einen jungen, übersensibilisierten Cineasten fast der Schock für's Leben. Die Kopie erreichte dann zerfleddert die offenbar unterprivilegierten Nachspieler in den Bezirken.

Der Kommentar zu den Kollegen

Der dortige Chefvorführer (Herr Frick beschreibt ihn gänzlich anders) war einer der letzten Hauptamtlichen aus der Nitrofilm-Zeit, nach Auffassung seines Chefs Knapp seit jeher sowieso der beste Berlins, aus meiner Sicht ein intellektuell geschulter Anhänger des grossdeutschen Wertesystems der 1930er/1940er Jahre und weder als Kollege noch Gesprächspartner sonderlich aufgeschlossen gegenüber konkurrierenden Technologien oder anderen Kinos der Branche.

Er überlebte auch noch den Abriss des 1950er-Jahre Saals 1987 und setzte seine Tätigkeit ab 1988 bis 1998 im von Grund auf neu gebauten und um 180 Grad gedrehten Saal fort. Die Atmosphäre glich einem grösseren Konferenzuraum, das Hochfahren der Klimaanlage stelle einen Rekord dar. Die Cinemascope-Bildwand vergrössterte sich von zuvor 11 Metern auf etwa 14 Meter, Bild- und Tonqualität besserten sich dramatisch.

BWR-Technik: Telleranlage ST270E, Sound-Prozessor CP200, Projektor DP75 (wieder mit altem Zeiss-Anamorphot). Eröffnungsfilm des neuen GLORIA PALAST war "Die Farbe des Geldes", der Voreröffnungsfilm war "2001: Odyssee im Weltraum" - nun auch in 70mm.

Weil doch die Technik ein Gott ist (und weniger die Filmkopie), war sie für den jahrzehntelang dienenden Chefvorführer vermutlich eine Gelegenheit herauszufinden, ob man auf dem Filmteller ST270 einen 70mm-Filmkopie von einer Tellerebene auf die andere im Highspeed-Verfahren "umrollen" könnte.

Nunmehr der zweite Kulturschock, frage ich mich noch heute, ob der Erfinder der Telleranlagen, Willy Burth, solches jemals im Sinn gehabt hätte? In 70mm lief dort auch ohne grossem Werbeaufwand "Indiana Jones und der letzten Kreuzzug". Der seinerzeit vertretende Theaterleiter verwaltet noch heute ASTOR FILMLOUNGE am Kurfürstendamm. Und einige Vorführer der GLORIA wechselten ins selbige Lounge-Milieu.

Wenn der Mitarbeiter innerlich gekündigt hatte .....

Späterhin reüssierte, um 1992, die erste Berliner Dolby-Digitaltonvorführuing mit "Stalingrad": der bis dato lauteste, aber im Surround auch dynamischste Ton, den ich gehört hatte: offenbar von Hubert Henle betreut.

Während des Siechtums des "Diktators" Knapp, der sich oft blind stellte, offenbar, um seine Mitarbeiter besser auspionieren zu können, "vererbte" dieser sein kleines City-West-Kinoimperium an Achim Flebbe, der zuvor die beiden LUPE-Programmkinos aufgab, jedoch mit FILMPALAST BERLIN und ASTOR Luxus-Niveau für die betuchte Charlottenburger Klientel, aber auch für Action-Fans mittels eines THX-Soundssystems einzuführen trachtete (seit 2008 folgte mit ASTOR FILMLOUNGE ein Relounge).

Dieser hielt das Knapp-Miniimperium inklusive ZOO PALAST für nur zwei Jahre, zwischen 1991 und 1993, bis Knapp ihm in den Rücken fiel und den ZOO PALAST ab 1993, kurz vor seinem Tode, der englischen Konzerngesellschaft UCI Kinowelt vermachte.

Flebbe behielt die weniger lukrativen Knapp-Kinos GLORIA und GLORIETTE. In 70mm kamen dort noch in der Matinee "Flying Clipper" und in einer Langen Nacht "Stirb langsam" und "Stirb langsam 2" zum Einsatz.

1999 gab Flebbe GLORIA PALAST und GLORIETTE auf. Die Presse wurde gar nicht erst informiert, das Personal mit falschen Hoffnungen hingehalten. Tatsächlich engagierte sich für den Erhalt eine kleine Protestkundgebung oder Bürgerinitiative, währendessen MARMORHAUS, FILMBÜHNE WIEN, HOLLYWOOD, ROYAL PALAST und CITY im Europacenter sang- und klanglos untergingen.

Flebbe konnte mit seinem zeitgleich eröffneten CINEMAXX AM POTSDAMER PLATZ im dortigen Kino 3 den Verleihern die gleiche Sitzplatzanzahl wie im GLORIA offerieren, wie mir verschmitzt die letzte Vorführerin des GLORIA einträuftelte: die sich fortan im CINEMAXX zum Krüppel abarbeitete.

Fazit: zumindest ich weine solchen Betrieben keine Träne nach. Da mein Ausschnitt der Historie nur äusserst begrenzt ist, überlasse ich es Anderen, die Ruhmestaten der Betreiber und solcher Häuser zu verkünden.

  • Anmerkung : Ein solch grosser Kinofan schien der obige Autor nun doch nicht gewesen zu sein, denn er hatte nicht die geringste Ahnung von kommerziellen Gegebenheiten wie Umsatz und Kosten und Rentabilität eines Kinos.

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Eine Antwort auf diese Ausführungen kam postwendend

Geschrieben 15. März 2017
Ich finde es traurig, dass Du es nicht einmal in einer historischen Abhandlung (die an sich gut und informativ zu lesen ist) schaffst, uns hier mit Deinen mich langsam nervenden Tiraden gegen Herrn Flebbe und seine Unternehmungen zu verschonen, zumal diese ganz allein Deine Eindrücke und Sichtweisen hierzu widerspiegeln und Du nicht einmal die Hauch einer Neutralität zulässt. Schade. Es gibt Profis, die bei solchen Sachen helfen können.

Replik :
Ganz so einfach ist es auch nicht.

Flebbe hat sich mit seiner CmxX AG immer auf Innenstadtflächen (häufig ehem. Güterverkehrsflächen der Bahn, die frei wurden) gesetzt, in der Nähe der Bestandskinos. Während UCI und Village roadshow neue Klientel in den EKZ der Außenbezirke zu erschließen suchten. UCI hat Innenstadtkinos nur durch Zufall bekommen, und siehe Zoo, nicht von sich aus abgewickelt.

Achim Flebbe hat, so geisterte es damals herum, auch eine gute "Abfindung" für die Schließung des Gloria vom Investor erhalten. Hilfreich, und das darf nicht vergessen werden, trotz aller erheblichen staatlichen Bauzuschüsse zum Potsdammen Platz (und Hohenschönhausen, usw), gegenüber den nicht staatlichen Finanzierern.

Die Dinge im Hintergrund sind facettenreich, und eigentlich von Außenstehenden nie durchschaubar. Erst unter Zusammenfügung vieler kleiner Mosaikstücke kann man vielleicht etwas erahnen.
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Weitere Kommentare inklusive Kino-Informationen

Es ist aber auch die Presse, namentlich die Filmkritiker-Branche, die sich gleichgültig verhält.

Ein Beispiel aus diesem Monat: Filmreihe im Zeughaus-Kino zu Westberlin, in der der Filmhistorilker Jean Paul Goergen das seit 1965 so volldenkmalgeschützte Europacenter anpreist. Kein Wort zum abgerissenen, ebenfalls dem Unterschutz unterstellten Royal Palast und dem City im Europacenter, die scheinbar die Nomenklatura der Filmintelligenz nie bemerkte.

Das zwar hässliche Kudamm-Eck hatte immerhin vollstes Leben vor seinem Abriss: Panoptikum, Pornokinos, Kinos Oscar und Camera, Kino Smoky im UG, endlose Rolltreppen. Abends gut besucht. Heute ein steriler Modetempfel mit zugegeben imposanter Fassade und hohlem Inhalt. Warscheinlich auch schon "denkmalgeschützt".

Übrigens: die von Max Reinhardt (und nach dem Krieg kurz von Karl Heinz Pepper) betriebenen Theaterbühnen Komödie und Theater am Kurfürstendamm, erbaut von Oskar Kaufmann, werden abgerissen.

Die heutige und künftig Betreiberfamilie Wölfer so wie der Investor des Kudammkarree feiern einen Neubau. Rolf Hochhuth hielt im Abgeordnetenhaus (?) eine Rede dagegen, ihm wurde das Wort entzogen. Flugs nannte er Denkmalkonservator Haspel "eine Flasche". Das sind wenige Rufer in der Wüste, die nirgendwo Gehör finden. Der Kinofriedhof in der City-West war nicht Ursache rückständiger Betreiber, sondern klar Folge des Verdrängungswettbewerbs der inflationär bewilligten, von jedem Bezirksregierung stolz präsentierten Multiplexansiedlungen.

Jeder ahnte es, aber keiner wollte sich investitionsfeindlich schimpfen lassen, d.h. "Infrastrukturverbesserungen" im eigenen Bezirk zu torpedieren. Das Zauberwort von CDU bis Linke heisst schliesslich, "Investoren anlocken" und mit den Trophäen die Wahlen gewinnen. Was schert Politiker, was ihre Nachfolger in 20 Jahren auszubaden haben?
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Geschrieben Januar 2018

Insofern kann man bezüglich der Hochwertigkeit von Filmtheaterbauten am Beispiel des Gloria-Palastes sagen: ab 1926 ging's bergab. Der Erstbau prunkvoll neobarock, aber auch stark ornamental verzuckert - weniger mutig - funktional als der spätere Titania-Palast, das Universum oder die Lichtburg.

Der Neubau von 1953 (in den Fotos auch mit späterem Umbau auf CinemaScope-Bühne zu sehen) dem Nierentisch-Kitsch der Adenauer-Epoche huldigend, schon Anfang der 1980er Jahre muffig anmutend, kaum besser als gehobene Bezirkskinos der 1950er Jahre. Die festliche Fassade von 1953 wurde schon 1971 simplifiziert, passend zum Anbau der Gloriette. Das 1950er Jahre Foyer und der Treppenaufgang aber blieben bis zum Abriss erhalten.

Der letzte Saalneubau von 1988 wie ein steriler Konferenzraum: helle Decke, aber verbesserte Projektionstechnik. Premieren fanden statt, aber eine metropolitane Aura hat sich mir nie erschlossen.

Das sind kontroverse Meinungen, nicht immer kompetent

Im Vergleich zu Frankfurt, Mainz und Wiesbaden einschließlich Darmstadt war auch in Berlin das Bereinigen von unglaublich vielen Zuschauerplätzen zwangsläufig. Und die Optimierng der unglaublich gestiegenen Personalkosten war in jeder Branche einschließlich der Kaufhäuser (über-) lebensnotwendig.

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