Vorbemerkungen zu dem "Blick nach Drüben" vom Juni 1951
Von Gert Redlich im Dezember 2018 bearbeitet - Der "Blick nach Drüben" ist ein Blick in die sowjetisch besetzte Zone vom Sommer 1951, die sich seit Ende 1948 ganz stolz "DDR" - "Deutsche Demokratische Republik" - nennt. - Doch das mit der Demokratie war ein Flop und das mit der Republik auch.
Der Vater das Autors hatte 1938 bei der UFA als gelernter Elektrotechniker angefangen - leider nur kurze 3 Monate bis zur Einberufung zum "freiwilligen" Arbeitsdienst - und hatte dann erst wieder nach dem Krieg in einem kleinsten Kaff Sülzhayn im Harz wieder in einem Dorfkino Filme vorgeführt.
Dieses Kino wurde 1947 von den russischen Behörden über Nacht geschlossen bzw. enteignet. Der Eigentümer und Betreiber Kurt Forst - sein Ex-Chef von der UFA-Handel in Berlin - hatte sich nämlich nächtens in den Westen nach Frankfurt abgesetzt.
Das Kino wurde also nicht "gepachtet", wie weiter unten propagiert. Es wurde schlichtweg konfisziert. Lesen Sie dazu auch die Geschichte des Kinobesitzers Max Adler aus Wiesbaden.
Mein Vater hatte für die UFA von 1949 bis 1961 in den Westzonen Kinos gebaut, viele recht große Kinos in den Großstädten (am Rhein) und auch ganz kleine Dorfkinos in den kleinsten Käffern (an der Mosel) gebaut. Aufgrund dieses Erlebens im Westen Deutschlands und dieser erlebten Informationen kann ich mir schon einen Vergleich der nachfolgenden Propaganda- Broschüre der Sovexport-Film GmbH aus dem Ostteil Berlins von Mitte 1951 erlauben.
In der Blütezeit des Kinos von 1947 bis etwa 1956 gab es in Westdeutschland (das waren damals die 3 Westzonen - oder auch die spätere "Trizone") am Ende ca. 6.500 Film- Spiel-Stätten, also vom großen bombastischen Filmpalast bis zur primitiv umgebauten Turnhalle mit Holzstühlen. Ich schätze, daß man von diesen 6.500 Spielstätten nur etwa 5.000 als richtige Kinos einstufen konnte. Wenn man jedoch diese Zahlen vergleicht mit den Angaben weiter unten, hängt da einiges schief.
Von unseren Verwandten aus dem kleinen Ellrich im Harz weiß ich, daß die nicht nach Nordhausen oder gar Erfurt gefahren (gereist) waren, um sich einen dieser unten genannten russischen Propagandafilme (auch Bild rechts) anzuschaun.
Damals waren in der SBZ - wie auch in den Westzonen - politikneutrale Liebesschmöker und Heimatfilme angesagt, also diese trivialen und teils blöden Gurken und Schmarren, die im 3. Reich zuhauf gedreht und auch gespielt wurden. Wie mein Vater mir erzählte, war bei den ostzonalen wöchentlichen Pflichtvorführungen - das waren synchronisierte Filme aus sowjetischer Produktion - der Saal fast immer leer.
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Es beginnt mit einem einleitenden Vorwort von Lenin -
und dann von WILHELM PIECK und OTTO GROTEWOHL
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"Das Filmtheater als Kulturstätte"
WILHELM PIECK
Präsident der Deutschen Demokratischen Republik
„Der Sowjetfilm ist einer der stärksten Mittler der sowjetischen Kultur. Er zeigt uns, welcher schöpferischen Leistungen die Völker fähig sind, wenn sie das Joch der kapitalistischen Ausbeutung und Knechtschaft abgeschüttelt haben.
Jeder neue Sowjetfilm wird zu einem starken Erlebnis. Die große Bedeutung solcher Filme wie: "Der Schwur", "Das Lied von Sibirien", "Die russische Frage", "Begegnung an der Elbe", "Die Unbeugsamen", "Die Welt soll blühen", "Die steinerne Blume" liegt in der überzeugenden Darstellung der gewaltigen Entwicklung in der Sowjetunion.
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Viele Filme schildern uns das Leben der Menschen, das sie sich bewußt als ein glückliches, friedliches Dasein der gegenseitigen Achtung und der Gleichberechtigung aller schaffenden Menschen gestalten.
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So wird der Sowjetfilm zum Erzieher und Lehrmeister für unser Volk und insbesondere für unsere Jugend, den Weg des wirtschaftlichen Aufbaus und des Friedens durch das Volk und für das Volk zu gehen."
Entnommen der Broschüre: Sowjetische Filme, die Weltprämien erhielten
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OTTO GROTEWOHL
Ministerpräsident der Deutschen Demokratischen Republik
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Der Film ist in den wenigen Jahrzehnten seiner Entwicklung zu einer entscheidenden Großmacht der Propaganda und Volksbildung geworden. Seit den Filmen "Die Mutter" und "Panzerkreuzer Potemkin" nimmt die sowjetische Filmproduktion einen ehrenvollen und führenden Platz im Filmschaffen der ganzen Welt ein. Der in der Sowjetunion von kapitalistischer Profitsucht befreite Film ist in seinen Spitzenleistungen beispielhaft für das künstlerische Streben und den Kulturwillen der Sowjetunion".
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Entnommen der Broschüre: Sowjetische Filme, die Weltprämien erhielten
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- Anmerkung : Das ist natürlich auch nur die halbe Wahrheit. Es gab zwar in Stalins Russland keine direkte monitäre (Profit-) Absicht bei der Filmproduktion, aber dafür eine essentielle politische Absicht und Einflußnahme auf Themen, Titel, Regisseure, Schauspieler und natürlich die Kinos, solche Filme spielen "zu müssen".
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Was will unsere Ausstellung ? (eine Ausstellungsbroschüre)
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Die Sovexportfilm hat sich mit der Wanderaus- stellung „Das Filmtheater als Kulturstätte" die Aufgabe gestellt, den Filmtheaterbesuchern in der Deutschen Demokratischen Republik über ihre bisherige Tätigkeit Aufklärung zu geben.
Diese Ausstellung beweist aber zugleich, daß die Bevölkerung der Deutschen Demokratischen Republik in steigendem Maße den Wert der sowjetischen Filme erkannt hat. Hinzu kommt, daß zum ersten Male in sehr eindrucksvoller Weise die wertvolle Aufbauarbeit der Sovexportfllm gezeigt wird.
Allein das Leitmotiv eines Teiles dieser Ausstellung: "Sovexportfllm verschönt die Kulturstätten der Werktätigen" unterstreicht, daß die Sowjetunion bereit ist, auch auf dem Gebiet des Kulturschaffens den Werktätigen der Deutschen Demokratischen Republik zu helfen.
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Außerdem wird jedem Besucher der Ausstellung klar, daß das Filmtheater nicht hinter der Leinwand aufhört, sondern daß der sowjetische Film mithilft, das Verständnis der Völker für den notwendigen Kampf um den Frieden und den Fortschritt zu wecken.
- Anmerkung : Nach den ersten 5 Jahren des Zusammenlebens unter der russischen Militär- verwaltung und den aus Moskau importierten deutschen Vasallen haben sich sehr sehr viele Bewohner eine eigene (und vor allem andere) Meinung darüber gebildet und sind in den bösen kapitalistischen Westen abgehaun. Man nannte das dann da drüben "Republik-Flucht" und der Versuch - wenn man gekascht wurde - wurde sehr hart bestraft. Ich bin übrigens mit 3 Monaten im Herbst 1949 "geflüchtet worden", im Körbchen unter dem Arm meiner mutigen Mutter.
Zielsicher und entschlossen hat die Sovexportfilm die von ihr gepachteten Filmtheater umgebaut, verschönt und sie nach den neuesten Gesichtspunkten der Architektur zu wirklichen Kulturstätten des schaffenden Volkes gemacht.
- Anmerkung : Das ist natürlich ein Schmarren, denn die Sowjets, also die russischen Militär- behörden, haben die noch leidlich intakten Filmtheater vorher genauso "requiriert" bzw. enteignet (oder von den ostzonalen Behörden beschlagnahmen lassen) wie auch die englischen, französischen und amerikanischen Besatzer hier im Westen die intakten Kinos beschlagnahmt hatten. Mit dem Unterschied, daß um 1954/55 die meisten der beschlagnahmten westdeutschen Kinos wieder an die ehemaligen Besitzer (leicht verschlissen) zurückgegeben wurden, so zum Beispiel auch der UFA Palast in Wiesbaden.
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Stunden der Freude und der Erholung (Ist das eine Glosse ?)
In diesen Filmtheatern kann jeder Mensch Stunden der Freude und der Erholung finden. Das zahlreiche Fotomaterial unserer Ausstellung zeigt sehr deutlich, in welchem Zustand sich die meisten der übernommenen Filmtheater befanden. Viele unserer Theater sind zum großen Teil in ihrer alten verbauten Art den Besuchern der Ausstellung noch in Erinnerung.
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Planmäßig ging die Bauabteilung der Sovexportfilm daran, alle Theater entsprechend den Bedürfnissen der Werktätigen herzurichten. Aber nicht nur im Zuschauerraum wurden grundlegende Veränderungen vorgenommen, sondern auch auf kinotechnischem Gebiet wurden Erneuerungen durchgeführt.
Während früher das Bestreben dahin ging, möglichst viele Sitzplätze aus einem Filmtheater herauszuwirtschaften, hat die Sovexportfilm durch den Umbau der Theater mit Rücksicht auf die im Theater beschäftigten Werktätigen insbesondere auch darauf Wert gelegt, ihnen ihre Arbeitsstätte ebenfalls zu einem angenehmen Aufenthalt zu machen.
So wurden Personalaufenthalts- und Büroräume sowie Foyers nach und nach umgestaltet, verbessert oder neu angelegt. Die Durchführung dieser Arbeiten bedeutete die Investierung von vielen Millionen (Ost-)Mark. Ein Beweis mehr, daß die von der Sovexportfilm gepachteten Filmtheater nicht nach kapitalistischen Gesichtspunkten ausgenutzt, sondern einzig und allein im Interesse der gesamten deutschen Bevölkerung verwaltet werden.
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87 "gepachtete" Filmtheater
Von den 87 gepachteten Filmtheatern wurden bis Ende 1950 bereits 45 zu wirklichen Kulturstätten umgebaut, und jeder Besucher unserer Ausstellung wird durch die Gegenüberstellung ALT-NEU die auf diesem Gebiet geleistete Arbeit anerkennen müssen.
Die Sovexportfilm wird den eingeschlagenen Weg weiterschreiten und nennt heute nur einige der Filmtheater, die im Verlaufe des Jahres 1951 umgebaut werden bzw. schon umgebaut sind:
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- Capitol-Lichtspiele in Berlin-Karlshorst,
- Palast-Theater in Hennigsdorf,
- Schauburg in Parchim,
- Capitol in Altenburg,
- Scala-Lichtspiele in Magdeburg,
- Filmburg in Meißen und
- Europa-Lichtspiele in Chemnitz.
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Das große Ziel ist, in den nächsten zwei Jahren alle erforderlichen Bauarbeiten sowie die notwendige Verbesserung der Technik für Bild und Ton in den gepachteten Filmtheatern zu beenden, so daß jeder Besucher sagen kann:
"Das sind vorbildliche und allen Ansprüchen gerecht werdende Kulturstätten!"
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Ein Gang durch die Ausstellung
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„Sovexportfilm verschönt die Kulturstätten der Werktätigen" steht als Leitmotiv über dem ersten Teil unserer Ausstellung, die allen Besuchern sehr deutlich die in den vergangenen Jahren vollbrachten Leistungen zeigt.
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Auf drei Tafeln
Auf drei Tafeln wird ein Überblick über den baulichen Zustand eines Teiles der von der Sovexportfilm übernommenen Filmtheater gegeben. Im Mittelpunkt dieser Dreiergruppe ist der Beschluß der sowjetischen Geschäftsleitung, die übernommenen Theater zu wirklichen Kulturstätten der Werktätigen der Deutschen Demokratischen Republik zu machen, wiedergegeben.
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Auf zehn Tafeln
Auf zehn Tafeln wird in Gegenüberstellung ALT- NEU der Zustand vor, während und nach dem Umbau folgender Theater gezeigt:
- Kammerlichtspiele, Cottbus,
- Casino-Lichtspiele, Meiningen,
- Capitol-Lichtspiele, Klingenthal,
- Passage-Theater, Falkenstein (wo?),
- Capitol, Görlitz,
- Central-Theater, Bautzen,
- Schauburg, Dresden,
- Union-Theater, Weißenfels,
- Passage-Theater, Zittau,
- Kristall-Palast, Apolda.
Die Wanderausstellung „Das Filmtheater als Kulturstätte" wird in vielen Städten der DDR und im demokratischen Sektor von Berlin zu sehen sein.
Wieviel Baumaterial für den bisherigen Bauabschnitt verbraucht wurde, zeigt eine Tafel: etwa 6.000 Tonnen.
Dieses Material wurde aus Sonderkontingenten der SKK zur Verfügung gestellt, brauchte also nicht von den Kontingenten für Wohnhäuserbau usw. abgezweigt zu werden.
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- Anmerkung zu Görlitz und Zittau : Diese beiden Städte direkt dicht an der Grenze zu Polen und zu Tschechien waren in Westdeutschland vor der Wende gänzlich unbekannt.
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- Eine weitere Anmerkung : Diese drei Zeichnungen gaukelten der damaligen Ostzonen- Bevölkerung eine völlig unrealistische Darstellung von Vision und Wirklichkeit im Sozialismus wieder. Überall vor den drei großen Kinopalästen, also den "Kulturstätten des Sozialismus", stehen die dicken russischen Kutschen der Sowjet-Offiziere demonstrativ davor, die sich der normale Mensch in der neuen "demokratischen Republik" DDR überhaupt nicht leisten oder gar kaufen konnte. - Wie wir wissen, haben die allermeisten DDR-Bürger noch 1988 auf ihren Traum-Trabbi gewartet, vorab bezahlt und dann zum Teil über 10 Jahre lang gewartet - und dann kam 1989 die Wende. Und der Trabbi war ein primitives Fortbewegungsmittel oder auch Auto genannt (jedenfalls drüben), in das wir Wohlstandsbürger aus dem Westen uns nicht mal reingesetzt hätten.
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Eine Tafel über die Kinotechnik
Eine weitere Tafel zeigt jedem Besucher der Ausstellung, daß auch die technischen Einrichtungen unserer Filmtheater laufend verbessert werden.
Auf einer Großfläche spiegelt sich der bauliche Zustand unserer Theater bei der Übernahme und in den Jahren 1948 und 1950 wieder. Gleichzeitig zeigt uns die Darstellung, wie diese Theater im Jahre 1952 aussehen werden.
Die Erfolge unserer Theaterabteilung
Während der bisher beschriebene Teil der Ausstellung die Leistungen unserer Bauabteilung unterstreicht, umreißt der zweite Teil das Arbeitsgebiet und die bisherigen Erfolge unserer Theaterabteilung.
Auf einer Tafel wird der wachsende Theaterbestand und die damit gleichzeitig verbundene Steigerung der Sitzplätze gezeigt:
Bestand an Theatern
1946 ................... | 51 Theater |
1947 ................... | 53 Theater |
1948 ................... | 79 Theater |
1949 ................... | 84 Theater |
1950 ................... | 87 Theater |
Sitzplatzanzahl
1946 ................. | 35845 Plätze |
1947 ................. | 37286 Plätze |
1948 ................. | 55827 Plätze |
1949 ................. | 59325 Plätze |
1950 ................. | 61535 Plätze |
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In diesem Zusammenhang ist es notwendig, festzustellen, daß die Filmtheater von der Sovexportfilm nicht gekauft, sondern durch juristisch einwandfreie Pachtverträge für einen genau begrenzten Zeitabschnitt gepachtet worden sind.
Das Ziel der Sovexportfilm, den Kinobesuch immer breiteren Bevölkerungsschichten möglich zu machen, wird auf einer weiteren Tafel durch die Senkung der Durchschnittspreise verdeutlicht.
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Durchschnittspreise aller Theater (natürlich in Ost-Mark)
1946 ....................................... | DM 1,21 |
1947 ....................................... | DM 1,29 |
1948 ....................................... | DM 1,30 |
1949 ....................................... | DM 1,04 |
1950 ....................................... | DM 0,89 |
Eine Tafel spiegelt die Zahlen der Gesamtbesucher und der Gesamteinnahmen wieder.
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Besucher | |
1946 ...................... | 100,0% |
1947 ...................... | 102,6% |
1948 ...................... | 135,5% |
1949 ...................... | 171,1% |
1950 ...................... | 207,2% |
Einnahmen | |
1946 ...................... | 100,0% |
1947...................... | 103,9% |
1948 ...................... | 140,3% |
1949 ...................... | 145,5% |
1950 ...................... | 151,5% |
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Für das Jahr 1946 haben wir die Zahl der Gesamtbesucher und die Höhe der Gesamteinnahmen mit 100% bezeichnet.
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- Anmerkung : Das sind natürlich Statistiken ohne echte Aussage, denn der Vergleich mit dem deutschen Westen fehlte damals völlig. Diese Zahlen bekamen die Kinobesitzer im Westen auch erst 1 bis 2 Jahre später vorgesetzt. Weiterhin sind alle diese Zahlen mit großer Skepsis zu betrachten, weil auch nach Aussagen von sehr alten Berliner Zeitzeugen die Ostberliner Kinos sich keiner so großen Beliebtheit erfreuten. Die Ossis gingen bis etwa 1961 (Bau der Mauer) lieber nach Westberlin und schauten sich rund um den Kudamm die überbunten amerikanischen Cinemascope- "Protz"filme der Amerikaner aus Hollywood an. Sie durften damals den Eintritt mit ihrer Ost-Währung 1:1 mit den DM West-Preisen begleichen.
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Eine Tafel zeigt die Besucherzahlen
Aus der obigen Skala ersieht man deutlich, wie durch die Arbeit der Theaterverwaltung und der Theater, die in der Verwaltung von Sovexportfilm stehen, die Entwicklung in einer ununterbrochenen Linie nach oben gegangen ist. Am wertvollsten dabei ist die große Entwicklung der Gesamtbesucherzahlen, die auch mit der Senkung der Eintrittspreise im Jahre 1949 und 1950 begründet ist.
Eine Tafel zeigt die Besucherzahlen der Filme „Der Fall von Berlin" und „In geheimer Mission" in unseren 87 Filmtheatern.
„Fall von Berlin" : I. und II. Teil, vom 23.6. bis 31.12.1950 = 1.267.099 Besucher
„In geheimer Mission" : vom 10.10. bis 31.12.1950 = 664.214 Besucher.
Filme für Schulen, Parteien und Behörden und Großbetriebe
Die Steigerung der Vorstellungen im Durchschnitt je Theater, die durch die intensive Zusammenarbeit mit den Schulen, Parteien, der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft, den Behörden, den Großbetrieben usw. erreicht werden konnte, beweist die Tafel:
Die Übererfüllung der gesteckten Ziele
Durch die Übererfüllung der in unserem Finanz- und Auswertungsplan gesteckten Ziele war es möglich, an insgesamt 2.208 Betriebsangehörige (der Kinos) eine zusätzliche Summe von 367.000 DM (Ost-Mark !!) an Prämien auszuzahlen. Damit erhielten viele Angestellte neben ihren festen Gehältern zwei- bis dreimal im Jahr zusätzliche Prämien ausgezahlt.
Auf einer weiteren Tafel wird die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und damit der sozialen Verhältnisse der Kollegen in unseren Theatern dargestellt.
Allein im Jahre 1950 gelangten an diese folgende Bekleidungsgegenstände zur Verteilung:
715 Kleider, 266 Anzüge, 1235 Kittel, 1200 Paar Strümpfe, 1342 Paar Schuhe.
Diese Aktion vereinheitlichte die Einkleidung unseres Theaterpersonals und bedeutete auf dem Gebiet der sozialen Betreuung einen wesentlichen Fortschritt.
- Anmerkung : Hier steht versteckt zwischen den Zeilen, so haben es die Zeitzeugen aus Ostberlin glaubhaft interpretiert, daß es immer noch immense Engpässe bei der Versorgung der Ost-Bevölkerung in der gesamten Zone mit ganz normaler Kleidung und insbesondere mit Schuhen gab, und das sogar noch in 1950.
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Die Wandlung des Bestimmungszweckes der Theater
Eine andere Tafel dokumentiert die Wandlung des Bestimmungszweckes der Theater. Wenn in der früheren Zeit das Theater dem reinen finanziellen Erfolge diente, so ist es die vornehmste Aufgabe der Sovexportfilm, ihre Lichtspielhäuser den Parteien und Massenorganisationen zur Verfügung zu stellen. Ohne Rücksicht auf finanzielle Verluste wurden in den Filmtheatern der Sovexportfilm eine Vielzahl geschlossener Schulveranstaltungen zu außerordentlich niedrigen Eintrittspreisen durchgeführt.
- Anmerkung : Das stimmte in den 12 Jahren der NS Diktatur überhaupt nicht. Das Kino war wegen der lebendigen Bilder - noch vor dem Volksempfänger - der wichtigste Teil der NS Massen-Indoktrination.
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Das Filmtheater im Kampf zur Erhaltung des Friedens
Das Filmtheater im Kampf zur Erhaltung des Friedens wird auf einer Tafel gezeigt, auf der die in den Vorräumen unserer Lichtspieltheater aufgebauten Friedensecken sichtbar sind.
Unzählige Kinobesucher wurden dadurch für den Gedanken des Friedens gewonnen, und eine große Anzahl von Unterschriften zur Ächtung der Atombombe konnte in unseren Theatern gesammelt werden.
- Anmerkung : Das galt im sowieso schon begonnenen "Kalten Krieg" auch nur so lange, wie die Sowjets keine eigene Atombombe hatten, danach war dieser retorische Spuk vorbei.
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Eigenwerbung mit wenigen Protzbauten
Prägnant - die Zahlensprache,
eindringlich - das Fotomaterial . . . .
(aus der „Nationalzeitung vom 6. April 1951")
Wie die Filmtheater 1952 aussehen werden - eine interessante Perspektive ...
(„sagt ein Ausstellungsbesucher")
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Der dritte Teil unserer Ausstellung
Der dritte Teil unserer Ausstellung zeigt den sowjetischen Film in seinen verschiedensten Formen und im besonderen seine Methoden im Kampf gegen die dem Fortschritt feindlich gegenüberstehenden Kräfte.
„Lenin und Stalin über den Film und im Film" steht über einer dreiteiligen Tafel, auf der die Schöpfer der großen Sowjetunion, die so oft im Film verkörpert wurden, gewürdigt werden.
Die Werktätigen als Helden sowjetischer Filme sind auf zwei weiteren Tafeln dargestellt.
Die wichtigste Aufgabe des sowjetischen Filmes ist der Kampf um die Erhaltung des Friedens und um die Entlarvung der Kriegsbrandstifter. So werden auf zwei Tafeln Bildmontagen aus Filmen gezeigt, die sich dieser großen Aufgabe gewidmet haben.
„Der sowjetische Film und die deutsch-sowjetische Freundschaft" ist das Leitmotiv einer anderen Tafel. Der Film „Demokratisches Deutschland" als Gemeinschaftsproduktion deutscher und sowjetischer Filmschaffender ist der beste Beweis dafür, daß die Menschen der Sowjetunion gewillt sind, in wahrer Freundschaft mit dem deutschen Volk auch auf dem Gebiete der Kunst zusammenzuarbeiten.
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Die sowjetischen Kurzfilme und insbesondere die populär-wissenschaftlichen Filme haben sich Weltbedeutung verschafft. Auf zwei Tafeln werden in eindrucksvoller Weise Bildmontagen aus solchen Filmen wiedergegeben.
Die Jugend zu fördern, ihr Lehrmeister zu sein und ihr Freude zu bringen, ist eine der vornehmsten Aufgaben der sowjetischen Filmkunst. Einen kleinen Einblick in das umfangreiche Gebiet der Märchen-, Kinder- und Zeichentrickfilme gewährt uns eine Tafel, die uns mit den neuen Erziehungsmethoden in der Sowjetunion bekannt macht.
Einblick in Arbeitsgebiet und Arbeitsmethoden
Die Wanderausstellung der Sovexportfilm erhebt keineswegs den Anspruch auf Vollständigkeit. Sie bietet lediglich erstmalig einen Einblick in das umfangreiche Arbeitsgebiet und die Arbeitsmethoden der Sovexportfilm.
Unsere Ausstellung wird unzweifelhaft mit dazu beitragen, daß die Millionen Besucher unserer Filmtheater in der Deutschen Demokratischen Republik und im demokratischen Sektor von Berlin erkennen, welche neuen Werte geschaffen wurden. Sie werden mit anderen Augen als bisher die umgestalteten Sovexportfilmtheater betrachten. Sie werden erkennen, daß die Arbeit der Werktätigen der Sovexportfilm ein wertvoller Beitrag ist für den Kampf um den Frieden, für die Festigung der Freundschaft zwischen dem deutschen Volk und den Völkern der Sowjetunion.
Das große Ziel der Sovexportfilm - ein kurzer Rückblick
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Das große Ziel der Sovexportfilm ist es, die von ihr gepachteten Filmtheater den Werktätigen der Deutschen Demokratischen Republik als vorbildliche Kulturstätten zur Verfügung zu stellen.
Einige wenige Zahlen zeugen von dem Erfolg ihrer Arbeit: Während im Jahre 1948 bereits 24.041.970 Menschen die Filmtheater der Sovexportfilm besuchten, steigerte sich die Zahl im Jahre 1950 auf 36.770.721. Diese nüchternen Zahlen zeigen sehr klar, daß die Behauptung, sowjetische Filme würden nur sehr schlecht besucht, eine Zwecklüge reaktionärer Kräfte ist.
In dem gleichen Maße, wie sich die Besucherzahl erhöhte, senkte sich der Durchschnitt der Eintrittspreise. Während im Jahre 1948 der durchschnittliche Eintrittspreis noch 1,30 DM (Ost-Mark) betrug, konnte er im Jahre 1950 bereits bis auf 0,89 DM gesenkt werden.
Durch wohlüberlegte Planung in der Beschaffung der unserer Zeit entsprechenden Filme war es, wie sich aus der steigenden Besucherzahl ergibt, möglich, nicht nur den erwachsenen Filmbesuchern, sondern gerade auch unserer Jugend fortschrittlich unterrichtende Filme vorzuführen.
Die immer mehr ansteigende Zahl der geschlossenen Schulveranstaltungen ist hierfür ein besonderer Beweis. Der Durchschnitt von über 1.000 Vorstellungen im Jahr je Theater unterstreicht die enge Zusammenarbeit zwischen unseren Filmtheatern und Schulen, Parteiorganisationen, Großbetrieben sowie der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft.
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Organisator des filmischen Gedankenaustausches
Die Sovexportfilm wurde Organisator des filmischen Gedankenaustausches zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der ihr befreundeten großen Sowjetunion. Ihre Arbeit entwickelte sich damit zu einem entscheidenden Fundament für die Pflege der deutsch-sowjetischen Freundschaft.
Während in den vergangenen Zeiten (Anmerkung : Gemeint ist hier die letzte Phase des 3. Reiches im 2.Weltkrieg) der Film als Mittel zur Ablenkung der Menschen von ihren Zielen und Problemen benutzt wurde, hat Sovexportfilm sich bemüht, durch die Auswahl volksnaher Themen, die gerade in den Drehbüchern der sowjetischen Filme so vielfältige Verwendung finden, die antifaschistisch-demokratische Erziehung unseres Volkes zu unterstützen.
Ein wichtiger Faktor des Filmes ist sein volksverbindender Aufklärungswert, der uns mit den Lebensgewohnheiten, mit den Sitten und Gebräuchen anderer Völker vertraut macht. Nicht zuletzt wird gerade durch die Erfüllung dieses Punktes die Freundschaft zwischen den Völkern vertieft und damit zu einem Grundstein für die Erhaltung des Friedens.
In den vergangenen fünf Jahren sind große Leistungen vollbracht worden, deren Bedeutung insbesondere für den Kampf um den Frieden gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Damit wurde unsere Arbeit zu einem entscheidenden Träger der Brücke, die zur Verständigung der Völker untereinander führt.
Der Vorführraum - das „Herz" eines jeden Filmtheaters
Das „Herz" eines jeden Filmtheaters ist der Vorführraum. Dar Vorführer trägt durch seine Arbeit, über die sich der Besucher eines Filmtheaters in den seltensten Fällen Gedanken macht, einen entscheidenden Anteil der Verantwortung für das Gelingen einer Filmveranstaltung. Es lohnt sich daher, einen kurzen Blick in den Vorführraum zu werfen, um so das Aufgabengebiet des Filmvorführers kennenzulernen.
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Die Tatsache, daß der Film (Anmerkung : der Vorkrieges-Nitro-Film) aus höchst feuergefährlichem Material hergestellt und durch die Bogenlampe einer sehr starken Wärmeeinwirkung ausgesetzt ist, überträgt dem Vorführer ein hohes Maß an Verantwortung für die Sicherheit des Publikums.
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Die Kompliziertheit der Filmvorführapparate verlangt vom Vorführer ein umfangreiches Fachwissen, denn er ist es, der eintretende Störungen sofort beheben muß, ohne daß die Filmveranstaltung gestört wird. Er weiß, daß die kleinste Unsauberkeit, daß Staub und Öl arge Feinde des Zelluloid-Streifens sind. Der kleinste Fehler kann zur Zerstörung des ihm anvertrauten Filmes führen.
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- Anmerkung : Die Technik für die Vorführräume der Kinos in der Zone kam fast überwiegend aus den Zeiss Ikon Ernemann Werken aus Dresden, soweit die überhaupt wieder produzieren konnten. Wenige Kinos wurden mit sowjetischer Technik ausgestattet. Die Kinomaschine, die überhaupt nach dem Krieg dort wieder produziert wurde, war die berühmte Vorkriegsmaschine Ernemann 7B, die auch für große Kinos geeignnet war.
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Spezialkräfte in eigener Werkstatt
In seiner verantwortungsvollen Arbeit wird der Filmvorführer von der Abteilung Technik der Sovexportfilm unterstützt. Sie ist es, die mit Spezialkräften in eigener Werkstatt notwendige Reparaturen durchführt und den elektrischen Teil der kinotechnischen Anlagen in den Filmtheatern überwacht.
Der Werkstatt ist ein technisches Lager angeschlossen, durch das jederzeit die vorhandenen Kinomaschinen durch den Einbau von Originalersatzteilen und durch die sachgemäße Montage wieder hergerichtet werden können. Nur in Sonderfällen werden die notwendigen Ersatzteile in der Werkstatt selbst angefertigt.
Außerdem untersteht dieser Abteilung ein Montagetrupp, welcher je nach den gegebenen Möglichkeiten sofort an Ort und Stelle Störungen an den Kinovorführapparaten behebt. Gleichzeitig werden von ihr die Verstärkeranlagen der der Sovexportfilm unterstehenden Filmtheater betreut.
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Die Vorführapparate in unseren Filmtheatern
Durch die Vereinheitlichung der in unseren Filmtheatern vorhandenen Vorführapparate wird nicht nur die Betriebs- sicherheit vergrößert, sondern zugleich auch eine Vereinfachung der Lagerhaltung von Ersatz- und Betriebsmaterial erreicht.
Die Abteilung Technik der Sovexportfilm hat es sich zum Ziel gesetzt, die von ihr betreuten Filmtheater in einen vorbildlichen technischen Zustand zu versetzen. Gerade von ihrer Arbeit hängt es ab, daß der Ton und das Bild so wiedergegeben werden können, daß der Besuch eines Filmtheaters zu einem hochwertigen kulturellen Erlebnis wird.
Die Werktätigen der Sovexportfilm haben erkannt, daß ihre erfolgreiche Arbeit dazu beiträgt, den Film zu einer Brücke der Verständigung zwischen den friedliebenden Völkern und das Filmtheater zu einer wahren Stätte des Lernens, der Freude und der Entspannung zu machen.
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- Anmerkung : Wie wir 40 Jahre später gemerkt haben, hatte das nie funktioniert, denn es waren überall Menschen mit dabei und die hatten mehr im Sinn als arbeiten arbeiten arbeiten . . . . nur für den Sozialismus der Mitglieder des Zentralkommitess in Wandlitz.
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Das Impressum von 1951
Herausgegeben von der Presse- und Werbeabteilung der Sovexport-Film GmbH., Berlin N 58, Milastr. 2, unter Mitarbeit von Heinz Zierholz, Berlin - Fotos: Archiv Presseabteilung Sovexportfilm - Grafische Gestaltung: Kurt Geffers, Berlin. - Die Entwürfe der Tafeln sind von Karl Pohl, Berlin, und Kurt Geffers
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SOVEXPORTFILM G. M. B. H. BERLIN N 58, MILASTRASSE 2 - RUF 440121
(Rufen Sie bitte nicht mehr an, es ist keiner mehr da ........)
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Anschriften der Außenstellen :
- BERLIN-BRANDENBURG
Berlin-Karlshorst, Treskowallee 96 - Ruf 50 26 34 - DRESDEN
Dresden N 6, Straße der Befreiung 30 - Ruf 5 4759 - ERFURT
Erfurt, Espachstraße 1 - Ruf 49 89 - HALLE
Halle (Saale), Neuwerk 20 - Ruf 28733 - LEIPZIG
Leipzig C 1, Mozartstraße 3 - Ruf 3 02 88 - SCHWERIN
Schwerin, Lübecker Straße 126 - Ruf 3372
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