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Hintergrundinformationen über das Umfed um die "Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche" aus 1987

Zur Blütezeit des deutschen Films waren mal der UFA-Palast am Zoo (in der Hardenbergstrasse) und der UFA / Gloria-Palast schräg gegenüber um die Ecke (am Kurfürstendamm) die wichtigsten Premiere-Kinos des deutschen Reiches. Und weil hier auch die Entstehung der beiden UFA-Paläste besonders erwähnt wird, der gesamt Artikel über diese bedeutende Kirche.
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Historische Einordnung

Das Gebiet um den heutigen Breitscheidplatz, dem früheren Auguste-Viktoria-Platz (Anmerkung : Das ist der Platz, auf dem die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche steht - zwischen dem Kurfürstendamm und der Hardenbergstrasse), ist in den über vierzig Jahren seit Kriegsende 1945 zum Mittelpunkt der City von Berlin (West) avanciert.

Der verbliebene Turmstumpf der alten zerbombten Kaiser-Wilhelm- Gedächtnis-Kirche inmitten des Platzes, humorvoll von den Berlinern „hohler Zahn" genannt, ist heute städtebaulicher Akzent dieses Bereichs.

In ihrer stadtbildprägenden Funktion verweist die Kirche auf eine lange Tradition; denn schon kurz nach ihrer Erbauung im Jahre 1895 ist sie das Zentrum des expandierenden „Neuen Westens" Berlins.
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Nach dem Willen des Kaisers Wilhelm II.

Der letzte deutsche Kaiser, Wilhelm II, ist persönlich an der Entstehung dieses weithin über die Grenzen Berlins bekannten Kirchenbaues beteiligt. Mit diesem Bauwerk will Wilhelm IL nicht nur ein repräsentatives Gotteshaus schaffen, sondern es geht ihm vor allem um ein Denkmal für Wilhelm I, dem ersten deutschen Kaiser und Begründer des Zweiten Deutschen Kaiserreichs.

Damit offenbaren sich deutlich die Vorstellungen der wilhelminischen Zeit, die der Religion neben ihrer seelsorgerischen Tätigkeit auch eine staatstragende Funktion zuweisen. In diesem Kontext erscheint die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche um die Jahrhundertwende als Zentrum sakraler und religiös-nationaler Feierlichkeiten im vornehmen Westen Berlins.

Die Vorstellungen von der „erzieherischen Wirkung" der Kunst

Wilhelm II zeigt von Beginn seiner Regierungszeit an eine besondere „Fürsorge" für die aktuelle Kunst- und Architekturentwicklung. Seine Vorstellungen von der „erzieherischen Wirkung" der Kunst für das Volk veranlassen den Kaiser, auf repräsentative Bauobjekte entscheidenden Einfluß zu nehmen. Aber nicht nur die Ideen und die Ideale der Kunst will Wilhelm II bestimmen, er ist vor allem bestrebt, durch die architektonische Anknüpfung an historisch bedeutsame Epochen des Mittelalters seine Legitimation als deutscher Kaiser herauszustellen.

Als Stilvorbild dienen ihm dafür besonders die Bauten der rheinischen Romanik aus der Glanzzeit des Ersten Deutschen Kaiserreichs. Die Vorstellungen Wilhelms II von einem „germanischen" Baustil sind letztendlich ausschlaggebend für die architektonisch-stilistische Gestaltung der Kirche und ihrer nachfolgenden Bauten auf dem Auguste-Viktoria-Platz.

Planungs- und Baugeschichte

Unter dem Protektorat der Gemahlin Wilhelms IL, Ihrer Majestät der Kaiserin Auguste Viktoria, schreibt der Vorstand des Evangelischen Kirchenbauvereins in Berlin am 28. Juni 1890 einen beschränkten Wettbewerb zur Errichtung der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche aus. In dieser Konkurrenz geht der Architekt Franz Heinrich Schwechten (1841 -1924) als Sieger hervor.

Am 14. Juli 1891 beginnen die ersten Ausschachtungsarbeiten für die Kirche. Der Architekt verpflichtet sich, bis zur geplanten Einweihung am Sedantag, dem 1. September 1895, das Bauwerk fertigzustellen. Mit einem glanzvollen Fest wird an diesem Jahrestag der „Schlacht von Sedan", im Beisein der Kaiserlichen Majestäten die Kirche geweiht.

Die Kosten explodierten auf das 6fache

Die anfänglich disponierten Kosten werden bei weitem überzogen. Durch die aufwendige innere wie äußere Gestaltung steigen sie bis zum Zeitpunkt der Einweihung von ursprünglich 650.000 Reichs Mark auf annähernd 3,5 Mill. RM. Insgesamt verschlingt der Bau nach Vollendung der inneren Ausstattung nahezu 6,5 Mill. RM.

Die Bereitstellung dieser hohen Bausumme ist nur durch Spenden aus dem gesamten Reich möglich. Dazu wird vom Kaiser und vom Oberhofmeister von Mirbach bei gesellschaftlichen Anlässen vorrangig auf die nationale Bedeutung der Kirche verwiesen. Das zeigt sich baulich auch in der Disposition der Kirche, denn genau über der Vorhalle, der Gedächtnisstätte für Wilhelm I., erhebt sich als Blickpunkt und Dominante des Baukörpers der monumentale Hauptturm mit einer Höhe von insgesamt 113m.

Mit der erfolgten Regulierung des Platzes durch Vergrößerung der Abstandsflächen der Kirche zu den umliegenden Grundstücken und durch die allansichtige Stellung der Kirche zu den einmündenden Straßen wird städtebaulich der Denkmalscharakter des Bauwerks hervorgehoben.

Grundriß- und Fassadengestaltung

Schwechten konzipiert eine fünftürmige Anlage, die mit den beiden 51,85m hohen Westtürmen und 61,60m hohen Chortürmen, sowie mit den Apsiden der Vorhalle und des Chores einen malerischen, mittelalterlichen Eindruck vermittelt. In der architektonischen Gestaltung bezieht sich Schwechten auf Motive romanischer Kirchen in Andernach, Maria Laach, Köln, Bonn, Sinzig und Limburg.

Der dreibogige Hauptzugang im Westen führt zunächst in die als Gedächtnisstätte angelegte Vorhalle, von der drei Durchgänge in den aus Langhaus und Querschiff bestehenden Predigtraum weiterleiten. Seitlich angeordnete Treppen führen in das Emporengeschoß. Die zentralisierende Wirkung des Grundrisses resultiert aus den stark verkürzten Seitenarmen und der abgeschrägten Vierung. Sie deutet in dieser Konzeption auf die Bestrebungen des Kirchenbaues nach dem Wiesbadener Programm von 1891 hin.

Städtebauliche Entwicklung des „Romanischen Forums"

Die weitere Bebauung des Areals am Auguste-Viktoria-Platz wird entscheidend durch die Architektur der Kirche geprägt.

Ausschlaggebend dafür ist die Intention Wilhelms II., in der Nähe des sakralen Hohenzollerndenkmals keine „entwürdigende" Bebauung, zum Beispiel ein Kaufhaus, entstehen zu lassen.

Somit entwirft Schwechten 1893 in Absprache mit dem Kaiser das erste „Romanische Haus" gegenüber der Westfront der Kirche auf dem Eckgrundstück zwischen Kurfürstendamm und Kantstraße.

Die Fassadenarchitektur des 1896 fertiggestellten Hauses ist in ihren Formelementen ganz auf die Stilistik des Sakralbaues abgestimmt. Die Ausbildung der Ecktürme erinnert an die romanische Abteikirche des Benediktinerklosters Maria Laach.

Es sollte ein Hotel werden, wurde aber ein "Kino"

Als repräsentatives großbürgerliches Wohnhaus ausgeführt, umfaßt es Untergeschoß, Erdgeschoß und drei Obergeschosse.

Ein projektierter Umbau des Hauses zu einem Hotel kann 1910 nicht realisiert werden, so daß erst in den Zwanziger Jahren durch den Einbau eines Kinotheaters, dem späteren Gloria-Palast, die innere Struktur des Hauses verändert wird.

  • Anmerkung : In 1910 wurde der Autor der Biografie "Mein Gloria-Palst" geboren.

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Das zweite „Romanische Haus"

Als Pendant dazu entsteht in stilistisch ähnlicher Haltung in den Jahren von 1899 bis 1901 das zweite „Romanische Haus" gegenüber dem Chor der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche auf dem Eckgrundstück des ehemaligen Munkschen Hauses zwischen Budapester Straße und Tauentzienstraße.

Mit diesem ebenfalls repräsentativen Wohn- und Geschäftshaus schafft Schwechten einen weiteren städtebaulichen Akzent, der in seiner „romanischen" Formensprache diesem Platz sein Ambiente verleiht. Aufwendiger plastischer Schmuck, Friese und figürliche Darstellungen erhöhen den monumentalen Eindruck der Fassadenarchitektur. Die Berühmtheit dieses zweiten „Romanischen Hauses" bezieht sich vor allem auf das „Schanklokal" im Erdgeschoß. Als das „Romanische Cafe" wird es in den Zwanziger Jahren zum Stammlokal arrivierter und avantgardistischer Künstler und Literaten.

Das „Romanische Forum"

Beginnend mit der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche entsteht so unter der Obhut des deutschen Kaisers ab 1891 ein „Romanisches Forum", das sich in seinem stilistisch nahezu geschlossenen städtebaulichen Ausdruck deutlich von anderen Plätzen Berlins unterscheidet.

Mit den Ausstellungshallen, nach dem Entwurf des Architekten Carl Gause 1905 bis 1907 errichtet, findet das „Romanische Forum" an der nordwestlichen Seite seine letzte Ergänzung. Nur selten als Ausstellungshalle genutzt, wird 1912 der westliche Teil des ebenfalls in „romanischen" Formen gestalteten Komplexes in ein Filmtheater umgebaut.

1912 wurde dort der spätere "Ufa-Palast am Zoo" gebaut

Mit dieser neuen Nutzung ist eine Entwicklung vorgegeben, die mit den großen Filmereignissen der Zwanziger und Dreißiger Jahre ihren Höhepunkt findet. Der spätere "Ufa-Palast am Zoo" wird zum Mittelpunkt deutscher Filmgeschichte.

Berühmte Regisseure wie Ernst Lubitsch, Fritz Lang oder Paul Wegener präsentieren hier erstmalig ihre Filme. Mit dem Gloria-Palast im benachbarten „Romanischen Haus" und mit dem „Romanischen Cafe" schräg gegenüber entwickelt sich die Gegend um die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in der Zeit der Weimarer Republik zu einem bevorzugten Treffpunkt für Filmschaffende, Schauspieler, Maler, Literaten, aber auch für Bohemiens und kulturinteressierte Bürger.

Die moderne Zeit brach an

Als wilhelminischer Repräsentationsbau rückt die Kirche in dieser Zeit weitgehend in den Hintergrund. Von den 35.000 Autos und 4.000 Radfahrern, die sie täglich umkreisen (wir sind in 1936 angekommen), wird sie häufig nur noch als Verkehrshindernis empfunden. Das weitere bauliche Schicksal der Gebäude am Auguste-Viktoria-Platz ist weitgehend durch die Kriegsereignisse bestimmt.

Am 22. November 1943 zerstört eine Luftmine den mittleren Teil des Kirchenschiffs. Auch die umliegenden Bauten werden bei den Kämpfen um Berlin stark in Mitleidenschaft gezogen.

Nach 1945 - der Neubau der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche

Nach dem Krieg steht die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche im Mittelpunkt der Neuaufbauplanungen „Rund um den Zoo". In dem Architektenwettbewerb 1948 plädieren die meisten Experten für den Abriß der teilzerstörten Kirche. Selbst die Berliner Tagespresse nimmt mit der Bevölkerung regen Anteil an der kontrovers geführten Diskussion über den Erhalt oder Abriß der Kirche.

Die leidenschaftlich vorgetragenen Meinungen scheinen unüberbrückbar. Sogar der Vorschlag, die Kirche an einer völlig anderen Stelle der Stadt aufzubauen, wird ernsthaft diskutiert.

Entwurf 1

Aus dieser ungeklärten Situation heraus erteilt das Kuratorium der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche 1954 eine direkte Beauftragung an den Berliner Architekten Werner March zur Fertigung eines Entwurfs, der weitgehend noch die vorhandene Bausubstanz berücksichtigt. March sieht eine Glaskirche innerhalb des alten Baukörpers vor, die unter dem Aspekt des Denkmalwertes der Kirche Altes mit Neuem vereinen soll. Doch das Echo auf diesen Entwurf ist sehr unterschiedlich.

Entwurf 2

Daraufhin wird 1956 ein beschränkter Wettbewerb unter neun deutschen Architekten ausgeschrieben, aus dem in zweiter Stufe des Verfahrens am 20. März 1957 der Entwurf des Architekten Egon Eiermann aus Karlsruhe zur Ausführung bestimmt wird. Eiermann sieht in seinem Wettbewerbsentwurf den totalen Abriß der Kirche vor, obwohl schon Anfang der fünfziger Jahre wieder erste Konzerte und Gottesdienste in der teilzerstörten Kirche stattfinden.

Aufgrund der Proteste der Berliner Bevölkerung gegen das Eiermann-Konzept spricht sich das Kuratorium der Kirche am 25. März 1957 für den Erhalt des beschädigten Hauptturmes aus. Eiermann muß entsprechend dieser Maßgabe sein Konzept überarbeiten.

Eine weitere Nachbesserung

Die geänderte Fassung sieht auf einem leichten Unterbau fünf Baukörper vor, die in abgewogener Massenabstimmung und in ihrer städtebaulichen Wirkung auf die Turmruine bezogen sind.

Eiermann placiert den Hauptbau, einen achteckigen, aus farbig verglasten Betonwaben, doppelschaligen Stahlskelettbau, um 180° zur Kirchenachse gedreht, westlich der Turmruine. Ein anschließendes rechteckiges Foyergebäude begrenzt den Komplex nach Westen hin. Im Osten schließt der zum alten Turm etwas
niedriger gehaltene 53,50m hohe Campanile mit einer freistehenden Kapelle die Anlage ab.

Architektonischer Mittelpunkt der Gebäudegruppe ist der verbliebene freistehende Turmstumpf, der als ein an den Krieg mahnendes Denkmal in den Neubaukomplex integriert ist.

Damals mußte schon an Schallschutz gedacht werden

Um den Straßenlärm vom Predigtraum fernzuhalten, besitzen die Doppelwände des Hauptbaues einen 2,70m breiten, schallisolierenden Hohlraum, in dem innenliegende Quecksilberdampflampen die farbigen Scheiben der Wände beleuchten.

Die Scheiben dieser wabenartigen Fensterstruktur sind nach dem Entwurf Gabriel Loires aus Chartres gestaltet. In ähnlicher Weise ist auch die Fassade des neuen Turms behandelt, der im oberen Teil ein aus sechs Glocken bestehendes Geläut erhält. An die einstige hohenzollerische Tradition der Kaiser-Wilhelm- Gedächtnis-Kirche erinnert neben der verbliebenen Gedenkhalle nur noch das Glockenspiel des alten Turms; das eine von dem Ur-Urenkel Kaiser Wilhelms I., Prinz Louis Ferdinand, komponierte Melodie erklingen läßt.
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Die Einweihung 1961 nach der Berliner Mauer

Am 9. Mai 1959 erfolgt die Grundsteinlegung. Zwei Jahre später am 17. Dezember 1961 wird schließlich die neue Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche eingeweiht. Ab 1977 müssen für die Turmruine umfangreiche Sanierungsarbeiten vorgenommen werden. In den folgenden Jahren zeigen sich auch Schäden am Neubau, so daß eine umfassende Renovierung des gesamten Komplexes notwendig wird.
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