überarbeitet von Gert Redlich ab Feb. 2014 - Eigentlich sprechen wir von einer Gazette - Es sind gigantische Textmengen (Buchstaben-Wüsten), die die Autoren der "FI" in den 58 Jahren zusammen getragen haben. Damit das überhaupt vernünftig zu lesen ist, haben wir die Inhalte in jährliche Themengebiete aufgeteilt, die aber nicht in jedem Jahr gleich sind. - Sehr wichtig ist, es wurden alle Informationen, die Texte und die Erkenntnisse genau in der jeweils benannten Woche aufgeschrieben und nicht später ergänzt oder korrigiert.
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Eine neue Grossmacht im Entstehen.
Kritische Anmerkungen zum neuen Start des deutschen Fernsehens.
In Hamburg fiel am 25. September 1950 der Startschuss für eine neue Entwicklung des Fernsehens in Deutschland, nachdem die Television in USA in der letzten Zeit einen aufsehenerregenden Siegeszug angetreten hat und auch in anderen Ländern Europas das Fernsehen in den Vordergrund des Interesses tritt.
Nach langen Vorbereitungen war es nun so weit, daß der Nordwestdeutsche Rundfunk vor 300 Vertretern des öffentlichen Lebens und der Presse eine öffentliche Probesendung bringen konnte. Sie "enthüllte" den gegenwärtigen Stand der deutschen Fernsehtechnik, die einmal, in der denkwürdigen Aera des Senderpaares Berlin-Witzleben vor dem Kriege, an der Weltspitze gelegen hat. Um es vorweg zu sagen, das Wesentliche dieser Technik ist aus dem Zusammenbruch hinübergerettet und viel dazugelernt worden. Die deutsche Fernsehtechnik braucht den Vergleich mit dem in wirtschaftlicher und organisatorischer Beziehung zum Teil weit fortgeschritteneren Ausland nicht zu scheuen. Die Bildschärfe bei den "Direktsendungen" war verblüffend und der Ton besser als bei den USA-Fernsehsendungen im Sommer dieses Jahres.
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(1950) Der Vorhang geht auf!
Die Techniker der Fernsehabteilung des NWDR und die alten, hier zum grossen Teil zusammengezogenen "Fernseh-Hasen" von 1936 haben aus einem Lagerraum im Hochbunker auf dem Heiligen Geist-Feld in Hamburg ein Studio für Fernseh- Versuche geschaffen. Mit der Einrichtung dieses Studios kann der neue Fernsehsender des NWDR, der vorerst nur mit einer Stärke von 100 Watt arbeitet und einen Ausstrahlungskreis von vorerst 10 Umkreiskilometern besitzt, für seinen Probebetrieb bereits viele Möglichkeiten ausschöpfen.
Er ist bis jetzt ausgerüstet mit einer Apparatur zur Sendung von Filmen (Filmabtaster), einer Apparatur zur Sehdung von Diapositiven und einer weiteren Apparatur zur Aufnahme und Übertragung von Originaldarbietungen (Direktsendungen), einem sogenannten Super-Ikonoskop.
Den Sender lieferte Siemens, die Apparatur für die Aufnahmetechnik die Fernseh-GmbH in Darmstadt (die in aller Stille ihre Spezialkräfte nach dem Zusammenbruch erst in Taufkirchen (Oberbayern}, dann in Darmstadt sammelte und mit finanzieller Hilfe der Robert Bosch-GmbH, wertvollste Vorbereitungs- und Entwicklungsarbeit geleistet hat). Die ersten Empfangsgeräte, kamen von der Elektro-Institut GmbH in Bredeneek bei Preetz in Holstein, die sich ebenfalls um die einschlägige Entwicklungsarbeit verdient gemacht hat.
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(1950) Ein Menschheitstraum erfüllt sich.
Das erste in Hamburg gesendete vollständige Fernseh-Programm der Nachkriegszeit brachte die neueste deutsche Wochenschau, Teile aus dem Real-Spielfilm "Schicksal aus zweiter Hand", Ausschnitte aus dem Curt Oertel-Kulturfilm "Michelangelo" und schliesslich, als besondere Überraschung, eine "Direktübertragung", die Pressekonferenz selbst.
Die Teilnehmer erlebten vor den sechs modernen Fernseh-Empfängern alles noch einmal, was sie wenige Stunden vorher in der Konferenz gesehen hatten, - auch sich selbst. Die anwesenden Journalisten spürten bei der Übertragung der Wochenschau, insbesondere einer aktuellen Nachrichtensendung vom Kriegsschauplatz in Korea, wohl zum ersten Mal, welch ein Rivale das Fernsehen für Presse, Rundfunk und Film werden kann, da es das allgemein interessierende Ereignis unmittelbar im Wort, Ton und lebendigem Bild vermittelt.
Deutlich wurde hier, dass sich einer der ältesten Sehnsuchtsträume der Menschheit zu erfüllen beginnt, dass man sich zur gleichen Zeit an mehreren Orten befindet! Siebenmeilenstiefel und Tarnkappe zugleich. Klar wurde den deutschen Journalisten hier auch, warum die Presse in USA sich sehr schnell bei der Bildung von Sende-Gesellschaften eingeschaltet hat.
(1950) Interessantes Experiment - Wichtige Lehren
Allgemein war jedoch die Feststellung, dass sich normale Spielfilme weniger zur Übertragung eignen. Ungenügende Ausleuchtung der Bilder, die den Hintergrund nicht genügend deutlich werden lässt, ein Zuviel an Handlung, die der kleine Bildschirm verschluckt. Ein neuer Fernseh-Stil muss entwickelt werden! Das ist den Fachleuten klar. Darüber wird noch viel zu sagen sein. Statt der untauglichen Industrie-Spielfilme müssen besondere Fernseh-Filme gedreht werden. Dabei sind Weitaufnahmen möglichst zu unterlassen, weil die Bildfläche zu klein ist.
Ferner muss man für das Fernsehen in der Farbenauswahl besonders vorsichtig sein. Das Fernsehen braucht Zeitraffung und muss mit ganz anderen künstlerischen Mitteln als der Film arbeiten. Eine sehr grosse Verantwortung hat auch der Bühnenbildner, er muss ausschliesslich mit plastischer Ausstattung arbeiten.
Fernsehfilme sind neben den Direktsendungen für das Fernsehen von grosser Bedeutung. Sie sind das, was beim Rundfunk in der Praxis Schallplatten und Magnetophonband sind. Der NWDR hatte sich die Film-Panne bei der ersten Versuchssendung ersparen können, wenn er auch für dieses Spezialgebiet einen erfahrenen Fachmann herangezogen hätte. Nun, Experimente sind dazu da, daß man aus ihnen lernt.
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(1950) Auch "Fernsehkonserve" bringt Überraschung
Wenn ein Teil der Filmpresse aus Anlass der unzulänglichen Wiedergabe von
Spielfilmen auf dem Bildschirm der Fernsehempfänger mit hörbarem Aufatmen die Auffassung vertritt, dass das Fernsehen noch in Jahren keine Konkurrenz für den Film und die Lichtspieltheater darstellen wird, so halten wir diese Auffassung, gelinde gesagt, für recht voreilig.
Wir brauchen gar nicht einmal auf das Beispiel der USA zu verweisen, sondern wir sind, nachdem wir die ersten brauchbaren Fernsehfilme in Deutschland an anderer Stelle gesehen haben, der Überzeugung, dass sich bei uns bereits eine Fernseh-Film-Produktion entwickelt, die auch auf dem Gebiet der "Fernsehkonserve" Überraschungen bringen wird. In einigen Ländern, namentlich auch in der Schweiz, ist bereits eine Grossbildprojektion entwickelt und technisch abgeschlossen worden, sodass die Zeit nahe ist, in der ähnlich wie in den USA, auch bei uns Fernseh-Lichtspieltheater entstehen werden.
(1950) Das Fernsehen nicht mehr aufzuhalten!
Es hat wohl kaum einen Teilnehmer an der ersten öffentlichen Versuchs-Sendung des NWDR gegeben, dem nicht wenigstens eine Ahnung davon aufging, dass mit dem Fernsehen eine neue publizistische Grossmacht entsteht, die die Elemente des Rundfunks, des Films und der Presse in sich vereinigt und darüber hinaus ein Neuland heute noch kaum übersehbarer Wirksamkeiten eröffnet.
Hier ist ein echtes Wunderkind der Technik entstanden, das jetzt sehr viel schneller heranwächst, als es die unsterblichen "Weber" und auch bestimmte Interessenkreise wahrhaben wollen. Wir stimmen dem Ausspruch des englischen Generalpostmeisters Hess Edwards und auch des Generaldirektors des NWDR Dr. Grimme zu, dass die Entwicklung des Fernsehens nicht mehr aufzuhalten ist! ...
Wir haben auch gute Gründe für die Ansicht, dass auch bei uns der Aufbau eines Fernsehnetzes schneller vor sich gehen wird, als es die bisher genannten Daten vermuten lassen - trotz der unbestreitbar hohen Kosten und anderer Schwierigkeiten.
Es gibt auch auf dem Gebiet des Fernsehens kein Monopol, von dem aus Produktion und Markt "nach Termin" reguliert werden könnten. Wenn es heute noch Rundfunkgesellschaften in der Bundesrepublik gibt, die glauben, "einstweilen dem Fernsehen gegenüber noch eine gewisse Zurückhaltung bewahren zu sollen oder wollen", bis die gewiss sehr notwendige europäische Einigung auch auf dem Fernsehgebiet erzielt ist, die sich sozusagen die Angelegenheit noch "überschlafen" möchten, so kann es leicht dazu kommen, um mit Lichtenberg zu sprechen, dass der Schläfer mitsamt seiner Bettlade gefangen wird.
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(1950) Überfremdung oder Finanzierungsquelle?
Wir haben einigen Grund zu der Annahme, dass auch in den USA recht weit gediehene Pläne vorhanden sind, sich in das europäische, vor allem in das westdeutsche Fernseh-Interessengebiet einzuschalten, und dass hierfür sogar ausserordentliche Mittel mobilisiert werden könnten, gegebenenfalls unter Einschluss bestimmter europäischer Interessentengruppen.
Da sind einmal die Pläne des Senators Mundt, die "Stimme Amerikas" durch das "Bild Amerikas" in Europa zu ergänzen. Die Verlegung grosser amerikanischer Truppeneinheiten nach Westdeutschland hat zusätzliche Fragen der Truppenbetreuung aufgeworfen und man ist sich an maßgebenden amerikanischen Stellen darüber im Klaren, dass der aus den USA kommende GI in seiner Freiheit auch hier das "Video" nicht missen möchte.
In der amerikanischen Fernsehindustrie sieht man solche Tendenzen nicht ungern, denn ihre Verwirklichung würde den amerikanischen Fernseh-Geräte-Typen den Weg zum europäischen Markt ebnen.
Wir würden es sehr viel lieber sehen, wenn wir rechtzeitig deutsche Sender haben und die verschiedenen amerikanischen "Gross-Sponsors" für das "Bild Amerikas", für die "Freiheit Europas", für Truppen- und Jugendbetreuung bei den deutschen Fernsehsendern "Sendestunden" kaufen, wobei für das deutlich abzusetzende "deutsche Programm" und für die Entwicklung eines "deutschen Fernsehstils" die überwiegende Sendezeit zur Verfügung stehen würde.
Dann würde die Überfremdungsgefahr im Fernsehen wesentlich geringer und das Kostenproblem für den deutschen Sendebetrieb einfacher werden. Wir glauben, dass die deutsche Rundfunkindustrie, die heute mit der Entwicklung ihrer Fernsehgeräte-Typen schon weit fortgeschritten ist, und die sich hier marktbehindert sieht, weil der Senderbau stark nachhinkt, solchen Gedankengängen gegenüber aufgeschlossener ist, als einige Rundfunkgesellschaften, die entweder die Bedeutung des Fernsehens mangels unzulänglicher Unterrichtung nicht erkennen, oder die in der merkwürdigen Vorstellung leben, dass ihnen die "Television" nicht fortlaufen könnte.
(1950) Kostenproblematik der Fernsehsendungen.
Der Generaldirektor des NWDR, Dr.h.c. Adolf Grimme sprach vor den Pressevertretern darüber, dass der Aufbau des Fernsehens sehr viel Geld koste. Bisher habe man etwa 750.000 DM in den Entwicklungsarbeiten des Fernsehens investiert. Dr. Grimme betonte, dass der NWDR eine Pionierarbeit für den gesamten westdeutschen Rundfunk geleistet habe und dass künftig weitere grosse Aufwendungen erforderlich seien, die der NWDR nicht allein auf seine Schultern nehmen könne.
Wir wollen die Finanzkraft des NWDR, des grössten westdeutschen Regional-Senders, der über das weitaus grösste Einzugsgebiet aller deutschen Sender verfügt, durchaus nicht unterschätzen. Wir verstehen aber, dass er sich nach finanziellen Hilfsstellungen in den Kreisen umsieht, die einmal Nutzniesser dieser Pionierarbeit werden könnten.
Vermutlich wird hierüber auch eine deutliche Aussprache bei der für den Dezember vorgesehenen Zusammenkunft der westdeutschen Rundfunkintendanten in Hamburg erfolgen. Dr. Grimme meinte, "gut Ding will Weile haben", und man wolle nichts überstürzen.
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Auf dem technischen Gebiet sei man fertig. Der Schwerpunkt seiner Ausführungen gegenüber der Presse lag auf der Betonung der gewaltig hohen Kosten des Aufbaues eines Fernsehnetzes und des Sendebetriebes. Er machte mit diesen Argumenten, bei deren Anwendung es ihm vor allem darauf anzukommen schien, den plötzlichen Ausbruch einer "Fernseh-Psychose" in der Öffentlichkeit zu vermeiden, auf die Pressevertreter sichtlichen Eindruck.
Dr. Grimme dachte wohl daran, dass eine solche, durch allzu optimistische Presseveröffent- lichungen entstehende plötzliche Fernseh-Psychose nicht nur das ihm besonders am Herzen liegende UKW-Programm beeinträchtige, sondern auch dem Rundfunkgerätemarkt im gegenwärtigen Zeitpunkt abträglich sein könnte und unerwünschte Rückschlaggefahren in sich berge.
Dr. Grimme erwies sich zweifellos mit seinem "Kostenschreck" als umsichtiger Diplomat. Das Presse-Echo zu seinen Ausführungen zeigte, dass die Presse auf diese ihr nahegelegte "Bremslinie" im allgemeinen eingeschwenkt ist.
(1950) Müssen Kalkulationen so sein ?
In Fachkreisen sind dagegen die Kosten-Prognosen Dr.Grimmes kritischer und skeptischer aufgenommen worden. Da ist einmal seine Mitteilung, dass die Kosten für eine einzige Sende-Minute beim Fernsehen sich auf etwa 500 DM, bei einer täglichen Sendung von 2 Stunden auf 60.000 DM belaufen.
Fachleute vertreten die Auffassung, dass es sich hierbei um eine sehr "optimale" Schätzung handele, die ein sehr erhebliches Kalkulationspolster enthalten müsse. Einige verweisen auf die finanziellen Aufwendungen des seinerzeitigen Berliner Sendebetriebes, die nur einen sehr kleinen Teil der Summen, die Dr. Grimme angenommen habe, erforderten.
Wenn wir auch nicht der Auffassung sind, dass ein Vergleich von damals und heute der richtige Masstab ist, so glauben wir doch, dass im Interesse einer gesunden und schnellen Entwicklung des Fernsehens Kostenprognosen vermieden werden sollten, die das Kopfschütteln der Fachleute hervorrufen. Da es sich hier um grundsätzliche Fragen handelt, wird die Kritik an den 500 DM je Sende-Minute solange nicht verstummen, bis sich der NWDR entschliesst, eine Aufgliederung der Kostenelemente bekanntzugeben, die ihn zu dieser Schätzung veranlasst haben.
(1950) Künftiger Erfolg des Fernsehens nicht zweifelhaft !
Abschliessend unterstreichen wir die Feststellungen des alten
"Fernseh-Hasen" Hans S. von Heisters :
"Die Zukunft des Fernsehens ist jetzt nicht ungewiss mehr wie einst. Die Technik hat einen bestimmten Grad der Vollkommenheit erreicht. Auch die Fragen wirtschaftlicher und organisatorischer Art bieten keine unlösbaren Probleme mehr. Wir wissen, dass der künftige Erfolg des Fernsehens nicht zweifelhaft sein wird, wenn wir die Dinge mit dem Elan, mit der Beweglichkeit und Aufgeschlossenheit anfassen, die hier unbedingt erforderlich sind."
(1950) Die zukünftige Empfänger-Fertigung.
Zu dieser Frage machte Dr. Werner Nestel, der technische Direktor des NWDR auf dem Presseempfang in Hamburg folgende, vorsichtig gehaltenen Mitteilungen:
Die deutsche Rundfunkindustrie hat bereits Überlegungen für eine künftige Empfänger-Fertigung angestellt. Bis zur Eröffnung des betriebsmässigen Fernseh-Rundfunks werden Fernsehempfänger für den ersten Bedarf zur Verfügung stehen. Es wird geschätzt, dass die einfacheren Typen zunächst 800 bis 1.000 DM kosten werden. Es wird das Bestreben sein, das Fernsehen möglichst bald breiten Kreisen zur Verfügung zu stellen, sodass die Preise dann noch weiter sinken können.
Geht das Publikum mit ?
(1950) Rundfragen hatten überraschende Ergebnisse.
Im Hinblick auf die gegenwärtige Streitfrage, ob der UKW-Funk oder das Fernsehen sehnlicher vom Publikum erwünscht wird, ist das Ergebnis einer Stichproben-Umfrage sehr bemerkenswert. Allein in Hamburg ergab eine persönliche Befragung der Rundfunkeinzelhändler, dass sich 5.000 Personen sofort einen Fernsehapparat in der Preisklasse bis 4.000 DM zulegen würden.
Eine Umfrage bei Hamburger Gaststätten ergab, dass 18% der Gaststätteninhaber sich sofort einen Fernseh-Empfänger zu den gegenwärtigen Preisen für ihr Lokal beschaffen wollen, 28% wollten eine Verbilligung der Geräte abwarten. Der Rest der befragten war unentschlossen oder glaubt, dass die Einrichtung einer Fernseh-Empfangsanlage zu teuer kommen würde.
Wann wird der Fernsehempfänger zum Massenartikel ?
Dass der Fernsehempfänger, solange er 2.000 DM kostet - für die Versuchs-Sendungen kostete er sogar 3.000 DM - , kein Massenartikel ist, leuchtet ein. Immerhin gibt es auch zu diesem Preis, wie die Umfragen gezeigt haben, eine überraschend grosse Schicht der Fernsehempfangs-Avantgardisten.
Zum Gebrauchsgerät breiterer Schichten wird der Fernseh-Empfänger werden, wenn die Industrie durch Serienerzeugung in der Lage ist, den Preis bis auf 600 DM herabzudrücken. In den USA ist der Durchschnittspreis im letzten halben Jahr durch Produktionsvereinfachungen und Serienherstellung von 325 $ auf 125 $ zurückgegangen. Eine grosse Industriefirma bringt jetzt Empfangsgeräte für 98 $ auf den Markt.
Die im Aufbau befindliche deutsche Fernseh-Greräte-Industrie, hinter der, wie wir wissen, sehr leistungsfähige Produktionsfirmen stehen, wird sich trotzt der noch fehlenden Sendekapazität heute schon mit einer sorgfältigen psychologischen Marktvorbereitung beschäftigen müssen, denn die Entwicklung des Fernsehens wird nicht nur durch "Lenkung von oben", sondern auch durch die Verbraucherwünsche "von unten" vorwärts getrieben. Das kann durchaus fruchtbare Wechselwirkungen ergeben.
FI-1950 / 2.Nov-Ausgabe
STREIFLICHTER AUF DIE PRODUKTION
Schaub bereitet Serienproduktion vor
Auf dem Gebiet des Fernsehens arbeiten in Deutschland zur Zeit auch die Standard Elektrizitäts-AG. mit den Tochtergesellschaften Lorenz AG und Schaub in Pforzheim.
Aus Anlass des 25jährigen Jubiläums der G.Schaub Apparatebau GmbH erklärte jetzt der Direktor der Schaub-Werke, Kurt Hertenstein, dass die künftige Aufgabe der Schaub-Werke vor allem darin bestehe, Vorkehrungen für die Serienproduktion von Fernseh-Geräten zu treffen. Der Vorsitzende des AR der Standard Elektrizitäts-Gesellschaft, Dr. Karl W. Hauss, sowie der Präsident der International Telegraph Corp. New York, Gordon Kern, überbrachten Glückwünsche zum Jubiläum der Schaubwerke und besichtigten auch die hier vorbereiteten Fernseh-Geräte-Modelle.
FI-1950 / 2.Nov-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
Versuchssendungen noch vor Weihnachten
Auf der Pressekonferenz des NWDR am 25. September 1950 wurde erklärt, dass der NWDR hoffe, noch vor Weihnachten mit den öffentlichen Versuchssendungen in Hamburg beginnen zu können. Nun verlautet, dass erst im Januar die hierfür in Aussicht genommene erweiterte Apparatur für die Aufnahmetechnik zur Verfügung stehen werde und dass erst dann mit regelmässigen Versuchssendungen zu rechnen sei.
Die zuständigen Stellen des NWDR haben leider bis heute zu diesen Gerüchten noch nicht Stellung genommen, sodass noch Unklarheit über den genauen Zeitpunkt der Aufnahme der regelmässigen VersuchsSendungen besteht. Es wäre sehr erwünscht, wenn jetzt der HWDR eine Klarstellung des Termins für den Beginn der regelmässigen Versuchssendungen vornehmen würde. Für die Aufnahme der öffentlichen Fernseh-Versuchssendungen des NWDR zeigt sich, wie wir zahlreichen Zuschriften aus Kreisen der Fernseh-Freunde entnehmen, größtes Interesse.
FI-1950 / 2.Nov-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
Vorschlag für Fernseh-Empfangsräume in Hamburg
Es wird angeregt, dass die FS-Empfänger herstellende Industrie bereits mit Beginn dieser Sendungen in Hamburg Fernseh-Empfangsräume einrichtet, in denen das Publikum und der einschlägige Handel Gelegenheit haben, sich von der Leistungsfähigkeit der neuen deutschen FS-Empfangsgeräte zu überzeugen.
Solche "Empfangsräume" mit sachkundigem Personal könnten gegebenenfalls bei geeigneten Radio-Einzelhandelsfirmen installiert werden. In Hamburg wurde auch die Bildung einer speziellen Verkaufs G.m.b.H. für Fernseh-Geräte diskutiert, die in repräsentativen Räumen Geräte aller verfügbaren Systeme vorführen und verkaufen soll.
Die letztere Form würde in gewisser Hinsicht eine Trennung von Radio-Handel und FS-Empfangsgeräte-Handel bedeuten und dem Letzteren eine selbstständige Stellung zuweisen. Unbedingt nötig erscheint es, dass die FS-Empfangsgeräte-Industrie mit Beginn der VersuchsSendungen in Hamburg den Fernseh Interessenten bekannt gibt, wo ihre für den Markt bestimmten Typen in Betrieb genommen werden und zu welchen Zeiten Programmsendungen in öffentlichem Rahmen übertragen werden.
Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Fernsehens
In München ist gegenwärtig eine Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Fernsehens in Bildung begriffen, die Wissenschaftler, Techniker, Industrielle, an der Programmgestaltung interessierte Persönlichkeiten und Publizisten umfassen wird.
Den technischen Bereich dieser Arbeitsgemeinschaft werden namentlich auch die Arbeiten des Rundfunktechnischen Instituts in Nürnberg auf dem Fernsehgebiet zur Verfügung stehen. Durch Vorträge von Sachverständigen soll breiteren interessierten Kreisen ein Überblick über die wichtigsten Probleme der Fernseh-Entwicklung vermittelt und in ihm ein grösseres Verständnis für Aufgaben und Möglichkeiten des Fernsehens geweckt werden. Die Arbeitsgemeinschaft wird auch dazu beitragen, dass die Fachmitarbeiter der Presse, insbesondere Süd- und Südwestdeutschlands, eingehender mit allen Fernsehfragen vertraut gemacht werden.
FI-1950 / 2.Nov-Ausgabe - Magnetton-System verbilligt Film
Eine ausserordentlich bedeutsame Neuerung wendet das Filmstudio Tempelhof in Berlin erstmals in Europa an. Das neue Magnetton-Aufnahmeverfahren garantiert bestmögliche Übereinstimmung zwischen Ton und Bild, praktisch unbegrenzte Abspieldauer und gegenüber dem bisher üblichen Lichtton-Verfahren in der Herstellung eine Verbilligung um 30%.
FI-1950 / Dez-Ausgabe - DEUTSCHLAND - Fernsehen jetzt im praktischen Entwicklungsstadium in Westdeutschland - In Hamburg haben die öffentlichen Versuchssendungen begonnen.
Der wichtigste Fortschritt in der Neuentwicklung des Fernsehens in Westdeutschland in der Berichtszeit ist die nunmehr erfolgte Aufnahme der öffentlichen Fernseh-Versuchssendungen des NWDR in Hamburg.
Am Montag, den 27. November 1950 begann der NWDR mit der Sendung eines Fernseh-Versuchsprogramms. Diese Sendungen, die jetzt regelmässig fortgeführt werden, erfolgen zunächst dreimal wöchentlich, und zwar Montags, Mittwochs und Freitags von 20 bis 22 Uhr. Vorerst beschränkt sich das Sendeprogramm auf die Wiedergabe von Filmen.
An den drei Abenden der ersten Fernseh-Programm-Woche wurden ausser den beiden Kulturfilmen "Wasser für Millionen" und "Eiszirkus" der Puppenspielfilm "Phantasien am Schreibtisch", die Spielfilme "Gefährliche Gäste", "Schicksal aus zweiter Hand" und "Käthchen für Alles" gesendet.
FI-1950 / Dez-Ausgabe - DEUTSCHLAND
Was tut nun die Empfänger-Industrie?
Während im Rahmen dieser öffentlichen Versuchs-Sendungen wertvolle Erfahrungen für den internen Gebrauch der Programmgestaltung, der Aufnahme- und der Sende-Technik gesammelt werden können, ergibt sich für die Empfangsgeräte-Industrie die Möglichkeit, ihre in mehrjährigen Labor- und Werkstättenversuchen konstruierten Geräte praktisch zu erproben.
Der Handel und die privaten Fernseh-Interessenten, von denen es heute in Westdeutschland eine bereits verhältnismässig sehr grosse Zahl gibt, hoffen nun die Möglichkeit erhalten zu haben, die ersten Typen der neu entwickelten deutschen Empfangs-Geräte in praktischer Vorführung zu sehen. Skeptiker befürchten, dass bei einigen Industriefirmen auch jetzt die auf der letzten Düsseldorfer RundfunkausStellung zutagegetretene "Geheimniskrämerei" noch nicht ganz überwunden ist.
Nach noch nicht bestätigten Meldungen verlautet jedoch, dass die deutsche Fernsehgeräte-Industrie die Absicht hat, vorerst in Hamburg 40 FS-Empfangsgeräte aufzustellen. Es erscheint nun notwendig, dass die Industrie bekannt gibt, wo ihre Empfänger-Typen aufgestellt, und ob sie auch dem Handel und einem breiteren Publikum im Betrieb gezeigt werden.
FI-1950 / Dez-Ausgabe
Aktivität für eine europäische Fernseh-Verständigung
Wir berichteten bereits in unserer zweiten November-Ausgabe 1950, dass auf der letzten Tagung der westdeutschen Rundfunk-Intendanten in Frankfurt eine deutsche Fernseh-Kommission gebildet wurde, die die Fernseh-Probleme für alle Sende-Gesellschaften der Bundesrepublik lenken soll.
Eine der Hauptaufgaben dieser Fernseh-Kommission, der der Intendant des Hessischen Rundfunks Dr. Beckmann - Frankfurt, der stellvertretende Intendant des NWDR Dr. Nestel - Hamburg und Dr. Hensel vom Südwestfunk - Baden-Baden angehören, ist der Versuch, eine europäische Fernseh-Verständigung herbeizuführen, die einmal eine Klarheit über die bisher noch ungelösten Prägen technischer Vereinheitlichungen, insbesondere auch über eine allgemeine Normierung der Bildzeilenzahl, sowie eine Verständigung über einen umfassenden europäischen Programmaustausch bringen soll.
Diese Kommission hat nun mit erfrischender Schnelligkeit ihre praktische Arbeit aufgenommen. Am 7.Dezember 1950 tagte sie in Hamburg, erörterte die zunächst in Angriff zu nehmenden Aufgaben und besuchte den Fernseh-Bunker am Heiligen Geistfeld, um einen Einblick in den ersten Ablauf der öffentlichen Fernseh-Versuchssendungen zu nehmen.
Auf Einladung des Generaldirektors der Radiodiffusion Paris Vladimir Proche und des Direktors für Television Louis Merlin besuchte anschliessend die deutsche Fernseh-Kommission den französischen Rundfunk und die französischen Fernseh-Ateliers in Paris.
Diese Fühlungnahme dürfte die Einleitung zu weiteren Gesprächen über eine europäische Zusammenarbeit in der Entwicklung des Fernsehens bilden. Ende November hat auch eine weitere anglo-französische Television-Konferenz in Paris stattgefunden, wobei zwischen britischen und französischen Vertretern vor allem juristische und administrative Probleme des Programmaustausches erörtert wurden.
Es wird nun erwartet, dass die deutsche Fernseh-Kommission in Kürze auch Besprechungen mit der BBC in London über die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit führen wird, und dass diese Besprechungen schliesslich in eine europäische Fernseh-Konferenz einmünden werden. Wie es heisst, wird von belgischer Seite die Initiative zur Einberufung einer solchen Konferenz erwogen.
Die Probleme, Schwierigkeiten und Hintergründe dieser für die Weiterentwicklung des europäischen Fernsehens ausserordentlich bedeutsamen Konferenz beleuchtet der Aufsatz "Probleme der internationalen Fernsehnormung" des schweizerischen Fernseh-Experten Paul Bellac, den wir in dieser Ausgabe, Seite 8 , veröffentlichen.
FI-1950 / Dez-Ausgabe -
STREIFLICHTER AUF DIE PRODUKTION
1951 - "Come back" der deutschen Empfängerindustrie
Aus Kreisen der westdeutschen Fernseh-Empfänger-Industrie verlautet, dass man mit Beginn des neuen Jahres die ersten brauchbaren FS-Empfänger zu "tragbaren Preisen" werde liefern können. Über die Neukonstruktionen wird aus Konkurrenzgründen begreiflicherweise noch Schweigen bewahrt, doch soll es hier bei den verschiedenen Typen eine Anzahl von Überraschungen geben.
Die Preisverbilligungen sollen vor allem durch Massenherstellung der Braunschen Röhren und der Geräte ermöglicht werden. Während vorerst nur FS-Gerätelieferungen für die Hamburger öffentlichen Versuchssendungen in Betracht kommen, würde die Düsseldorfer Funkschau 1951 die "offizielle" Eröffnung des deutschen Marktes für Fernsehgeräte bringen.
Die einschlägige deutsche Industrie bereitet für die kommende Funkschau eine umfassende Ausstellung der ersten deutschen FS-Empfangsgeräte der Nachkriegszeit vor.
FI-1950 / Dez-Ausgabe -
Telefunken GmbH.: Fernseh-Arbeiten im Kriege
Während mit Kriegsausbruch in Deutschland die Weiterentwicklung des Fernsehens für den "zivilen Bedarf" eingestellt werden musste, erbrachte doch der intensive Ausbau des Fernsehens zu einer "Kriegswaffe" eine Reihe technischer Fortschritte, die heute dem Wiederaufbau des deutschen Fernsehens zugute kommen.
Die Telefunken-Werke beispielsweise, die bei Kriegsausbruch ihre Arbeiten an einem Fernseh-System nach dem 1.000- Zeilen-Verfahren einstellten, entwickelten verschiedene Arten von Speicherröhren mit Kaliumchloridschirm, mit deren Hilfe eine Reihe von Geräten geschaffen wurde, die nicht nur für die Nachrichtenübertragung durch Kurzimpulse und für die Anzeige bei Reflektionsmessungen, sondern auch für Fernsehempfänger geeignet sind.
Zur Übertragung von schriftlichen oder bildlichen Nachrichten vom Flugzeug zur Erde oder zwischen den Flugzeugen entstand ein Gerät mit Leuchtschirmabtaster, das die Nachricht auf dem Leuchtschirm der Braunschen Röhre des Empfängers unmittelbar sichtbar machte. Zum Einsatz auf Dezimeter-Richtverbindungsstrecken wurden Leuchtschirmabtaströhren und Nachleuchtschirmröhren entwickelt, die dank elektronenoptischer Verbesserungen Bilder mit 200 Zeilen und vorzüglicher Geometrie zu übertragen erlauben. Für die Mehrkanalübertragung mit Impulsphasenmodulation wurden Katodenstrahlschalter mit Sekundäremissionsausnutzung für acht und 32 Kanäle entwickelt.
In Zusammenarbeit mit anderen Laboratorien brachte die Telefunken G.m.b.H. schliesslich neue Formen von Ikonoscopen, Superikonoscopen sowie Braunsche Röhren mit verbessertem Leuchtschirm heraus.
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FI-1950 / Dez-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
"Sollen wir fernsehen?"
In der Sendereihe "Gedanken zur Zeit"1 des Nordwestdeutschen Rundfunks sprach kürzlich der Vorsitzende des Verwaltungsrats des NWDR Prof. Dr. Dovifat über die Frage: "Sollen wir fernsehen?" Er betonte, dass das Fernsehen eine gesamtdeutsche Angelegenheit sei, nicht im engen Sinn einer sturen Zentralisierung, sondern im Sichtbarwerden der vielseitigen Kulturgüter des deutschen Lebens.
FI-1950 / Dez-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
Fernsehen in der Ostzone soll beginnen
Nachdem kürzlich der Planungsminister der Ostzone, Rau, mitgeteilt hat, dass die Vorarbeiten für die Einführung des Fernsehens in Kürze zum Abschluss gebracht werden, verlautet jetzt, dass bereits in den ersten Monaten des nächsten Jahres Fernseh-Versuchssendungen in Ostberlin aufgenommen werden sollen. Diese Versuchs-Sendungen werden in einem provisorischen Studio vorbereitet, das in dem neuen Rundfunk- und Fernseh-Technischen Institut in Adlershorst eingerichtet worden ist.
FI-1950 / Dez-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
Notizen
Der Kulturausschuss der beratenden Versammlung des Europa-Rates beschäftigte sich mit der Bedeutung der Entwicklung des Fernsehens für die Förderung der politischen und kulturellen Beziehungen. Er gelangte zu der Auffassung, dass das Fernsehen einen hervorragenden Beitrag für die europäische Völkerverständigung zu leisten im Stande ist. Es wurde beschlossen, die Regierungen der Mitgliedstaaten aufzufordern, schnellstens das Fernsehwesen zu vereinheitlichen.
Nach einem belgischen Antrag soll in Kürze eine Konferenz europäischer Fernseh-Experten einberufen werden, die sich vor allem über eine Normung der europäischen Bildzeilenzahl einigen soll.
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FI-1950 / Dez-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
Fernsehtechniker braucht das Land
Die Rundfunkmechaniker-Innung in Essen hat eine vorbildliche Einrichtung getroffen, um eine moderne Ausbildung und Weiterbildung der Rundfunk-Mechaniker auch im Hinblick auf die neuen Erfordernisse des Ultrakurzwellen-Funks und des Fernsehens zu ermöglichen. In der Berufsschule Essen-West wurde der erste derartige Lehrgang in Deutschland nach dem Kriege eröffnet. Der Obermeister der Rundfunkmechaniker-Innung und Vorsitzende des Provinzial-Innungsverbandes Nordrhein-Westfalen, Marquardt, wies darauf hin, dass im kommenden Jahr auch in Westdeutschland die ersten Fernsehempfänger auf dem Markt erscheinen werden, nachdem drei Fernsehsender in Nord- und Westdeutschland geplant sind. Ultrakurzwellen-Funk und Fernsehen erfordern neue technische Kenntnisse, die die Kurse vermitteln sollen. Damit soll ein gut ausgebildeter Stamm von Fernseh-"Mechanikern" für die Fernseh-Geräte-Reparatur und für die Fernseh-Empfangs-Installationen entwickelt werden.
Der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Dr. Lamers, betonte, dass kaum ein Gebiet der Technik von der Zeit so rasch überrundet werde, wie der Rundfunk und dass sich die Rundfunk-Mechaniker den neuen Entwicklungen rechtzeitig anpassen müssten.
FI-1951 / 1. Jan.-Ausgabe - WIR SAHEN UND HÖRTEN
Gutes Fernsehen = europäisches Fernsehen
Bei der Erörterung der Zukunftsmöglichkeiten des Fernsehens in der letzten Pressekonferenz in Hamburg vertrat Programmdirektor Dr. Pleister nachdrücklich die Auffassung, "dass gutes Fernsehen europäisches Fernsehen sein müsse". Aus diesem Grunde seien bereits Fühlungnahmen mit den europäischen Fernseh-Gesellschaften eingeleitet worden, die den Austausch von Bildbändern ??? (vielleicht Filmen ?) zum Ziel haben.
Die Programm-Fachleute der Fernseh-Abteilung des NWDR beabsichtigen in diesen Tagen eine Reise nach England und USA zu unternehmen, um die Programmgestaltung der dortigen Fernseh-Sendegesellschaften zu studieren.
FI-1951 / 2. Jan.-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
RFI Hamburg - RTI Nürnberg
Auf Grund eines Beschlusses der Konferenz der Intendanten der westdeutschen Rundfunkanstalten wurde eine wissenschaftlich-technische Arbeitsteilung für die Weiterentwicklung des Fernsehens zwischen dem Rundfunk- und Fernsehtechnischen Institut Hamburg und dem Rundfunktechnischen Institut Nürnberg vorgenommen. Danach bleibt die Erforschung der Entwicklungsmöglichkeiten der Sende- und Aufnahmetechnik dem Hamburger Institut vorbehalten, während das RTI Nürnberg sich mit den Ausbreitungs- und Interferenzproblemen in der Bundesrepublik und den damit in Zusammenhang stehenden Planungsaufgaben befassen wird.
FI-1951 / 2. Jan.-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
Gesamt-europäscher Wellenplan
Das Rundfunktechnische Institut in Nürnberg, dessen Leiter Dipl. Ing. Schlechtweg ist, hat vom Bundespostministerium den Auftrag erhalten, einen gesamteuropäischen Wellenplan für das Fernsehen zu erstellen und die Ausbreitungsverhältnisse der einzelnen in Betrieb befindlichen, im Bau begriffenen und geplanten Fernsehsender zu fixieren. Diese Erarbeitungen sollen vor allem den deutschen Sachverständigen bei eventuellen späteren internationalen Konferenzen als Grundlagen dienen.
Dipl. Ing. Schlechtweg schätzt die endliche Zahl der insgesamt in Europa zur Aufstellung kommenden Fernsehsender auf etwa 150, wovon gegenwärtig 40 Sender vorgesehen sind. (Wir verweisen in diesem Zusammenhang auf die Aufsätze von Dipl. Ing. W. Schlechtweg in den "Fernseh-Informationen" -
"Die Fernsehprobleme Süddeutschlands", l. Nov. Ausgabe 1950 und "Ausbreitungsprobleme beim Fernsehen", Dezember-Ausgabe 1950).
FI-1951 / 2. Jan.-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
Eine öffentliche Fernsehstube in Hamburg
Die "Rundfunk-Fernseh-GesellSchaft" in Hamburg hat in Zusammenarbeit mit "Die Radio-Illustrierte" und mit "Böhner-Film, Fritz Böhner" im Atelier von "Böhner-Film" in Hamburg im Hochhaus 1, Eingang C (Feldstraße) eine öffentliche Fernsehstube eingerichtet.
Jeden Montag, Mittwoch und Freitag zwischen 20 und 22 Uhr werden hier Fernseh-Vorführungen veranstaltet, die für alle Interessenten kostenlos sind. Anmeldungen sind an die "Rundfunk-Fernseh-Gesellschaft", Hamburg 4, Hochhaus 1 zu richten.
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FI-1951 / 2. Jan.-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
Allgemeine Radio-Bund Deutschland e.V. (ARBD)
Der 1947 als Nachfolger des im Jahr 1933 aufgelösten Arbeiter-Radio-Bundes Deutschland e.V. gegründete Allgemeine Radio-Bund Deutschland e.V. (ARBD) hat sich die Aufgabe gestellt, alle an radiotechnischen Bastelarbeiten interessierten Bevölkerungsschichten, Amateure sowie Rundfunk-Mechaniker und Händler, zusammenzufassen.
Der Bund, der heute bereits in Westdeutschland über einen ausserordentlich grossen Mitgliederbestand in zahlreichen Ortsvereinen verfügt, unterstützt nicht nur die Gründung von örtlichen Versuchsgruppen für Ultrakurzwellen, sondern will auch in der weiteren Entwicklung die Bildung von Fernseh-Versuchsgruppen zum Zusammenstellen und Erproben von Fernsehgeräten fördern.
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