überarbeitet von Gert Redlich ab Feb. 2014 - Eigentlich sprechen wir von einer Gazette - Es sind gigantische Textmengen (Buchstaben-Wüsten), die die Autoren der "FI" in den 58 Jahren zusammen getragen haben. Damit das überhaupt vernünftig zu lesen ist, haben wir die Inhalte in jährliche Themengebiete aufgeteilt, die aber nicht in jedem Jahr gleich sind. - Sehr wichtig ist, es wurden alle Informationen, die Texte und die Erkenntnisse genau in der jeweils benannten Woche aufgeschrieben und nicht später ergänzt oder korrigiert.
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FI-1951 / 2. Feb.-Ausgabe - AUSLAND - Frankreich
Eine Pariser Kundgebung zur Television
Das Fernsehen als Kultur- und Wirtschaftsfaktor. - Interessante Debatten über aktuelle Fernsehprobleme. - Von unserem Pariser Mitarbeiter.
Auf Initiative des in Frankreich sehr einflußreichen Rundfunkhörerverbandes (Association des Auditeurs de la Radiodiffusion) hatte vor einigen Wochen von Paris aus eine fünfzigköpfige aus Parlamentariern, Journalisten, Autoren, Reklamefachleuten, Vertretern der Filmbranchen, der Elektroindustrie und des Apparatebaues bestehende Delegation zu Studien- und Informationszwecken die Fernseheinrichtungen Englands besucht.
In einer öffentlichen Kundgebung in einem grossen Pariser Konzertraum sprachen nun am 7. Februar die einzelnen offiziellen Vertreter der an der Television interessierten französischen Verbände vor den zahlreich erschienenen Mitgliedern des Rundfunkhörerverbandes und etwa 80 Parlamentariern über ihre Eindrücke und über die für die Television in Frankreich ihrer Meinung nach sich ergebenden Schlussfolgerungen.
Alle waren sich darüber einig .....
Alle waren sich darüber einig, dass der Fernsehfunk dazu berufen sei, eines der bedeutendsten und wichtigsten Mittel zur Verbreitung der französischen Kultur zu werden. Jedoch seien vor allem erst noch die unerlässlichen gesetzlichen Grundlagen zu schaffen und dem augenblicklichen Zustand allgemeiner Konfusion und Unsicherheit raschestens ein Ende zu bereiten.
Obwohl in Frankreich das Fernsehen bereits seit 1931 bestehe und die Techniker fraglos Überragendes leisten, befinde man sich immer noch in einem unmöglichen Anfangs Stadium mit einer Empfängerzahl von 20-30.000 gegenüber bald einer Million in England, ganz zu schweigen von Amerika.
Der Vertreter des Autorenverbandes ....
Der Vertreter des Autorenverbandes, selbst ein enthusiastischer Anhänger der Television, knüpfte für die Autoren die grössten Hoffnungen an den Ausbau dieses neuen Kulturinstrumentes. Durch das entgegenkommende Einräumen niedriger Tantiemen-Verträge bemühe man sich zu helfen und zu fördern, aber man müsse nunmehr unbedingt bei loyaler gegenseitiger Verständigung zu einer legalen Vereinbarung gelangen.
Der Vertreter der Filmbranche .....
Der Vertreter der Filmbranche berührte die Rivalität und Gegnerschaft zwischen Kino und Television. Bestimmte Garantien und systematischer Schutz der Interessen der Filmindustrie seien Voraussetzung für eine Zusammenarbeit. Nur mindestens 5 Jahre alte Filme bei einer festzusetzenden Mindestmiete dürften von der Television gesendet werden. Die Produktion besonderer Televisionsfilme dürfe sich zu keiner schädigenden Konkurrenz für die allgemeine Filmproduktion auswachsen. Über Reklame- und Wochenschaureportagen müsste eine Einigung erzielt werden. Ebenso müsse eine Steuerbevorzugung der Filme sendenden Televisionsdienste gegenüber den schwer steuerbelasteten Filmtheatern verhindert werden. Direkte Klagen wurden erhoben betreffs der Situation im Bereich des Liller Senders.
Die Entwicklung in Frankreich gehe viel zu langsam ....
Sehr aufschlussreich waren die Ausführungen des Präsidenten der Radio- und Elektroindustrie (Syndicat de l'Industrie Radio-Elektrique), Monsieur Damelet. Die Industrie sei lebhaft beunruhigt und liege völlig darnieder. Die Entwicklung in Frankreich gehe viel zu langsam und sei zu sprunghaft. Das bisher bewilligte Budget zum Ausbau des Netzes sei unzureichend. Die technischen Erfindungen und Erfolge seien wohl hervorragend, aber es fehle der durchdachte Wirtschaftsplan, der vor allem den aktuellen Problemen der Gegenwart Rechnung zu tragen habe.
30.000 Verkaufsstellen warten .....
30.000 Verkaufsstellen stehen für den Vertrieb von Empfangsapparaten in Frankreich zur Verfügung, über die jeder einfache Gehaltsempfänger und Arbeiter die Möglichkeit haben müsse, zu erschwinglichen Preisen bei erleichterten Zahlungsbedingungen - so wie in England - sich einen Empfangsapparat erwerben zu können. Mit einem rationellen Verkaufssystem, unter Berücksichtigung der realen Kaufkraft, sei der Totalität der Bevölkerung Rechnung zu tragen. In England sei der starke Rückgang der Ehescheidungen nicht zuletzt dem zunehmenden Ausbau und dem steigenden Einfluss der Television zuzuschreiben. -
Viele falsche Argumente im Umlauf .....
Auch die Luxusautomobile ändern nicht jedes Jahr ihren Motor und ebenso müsse der Befürchtung des raschen Überalterns der Fernsehgeräte entgegengetreten werden. Der Streit um die Definition (441 und 819 Zeilen) sei müssig. Es gehe darum, für Frankreich raschestens ein ausgezeichnetes Programm für Schwarz-Weiß-Sendungen zu schaffen und handliche Apparate mit guten Bildwiedergaben auf den Markt zu bringen, die hinsichtlich der technischen Qualität und den wirtschaftlichen Möglichkeiten den Ansprüchen gerecht werden. Zwei Grundgedanken seien zu beachten: der technische Fortschritt dürfe nicht als Markt-Bremse wirken und es müsse ein schrittweises und planmässiges Vorgehen garantiert werden, um Verwirrungen zu vermeiden.
Farbentelevision verfrüht
Für die Farbentelevision sei der Zeitpunkt noch entschieden verfrüht. Sie stecke noch zu sehr im Versuchsstadium und komme noch viel zu teuer, um der grossen Masse erreichbar zu sein. Bei guten und interessanten Programmen, einer durchdachten Industrie- und Verkaufsplanung und -Organisation sei ein Empfängerkreis von 200.000 in Frankreich in kürzester Frist erreichbar. Aber man müsse praktische Lösungen im Auge haben, nur bewährtes Material bringen und vor allem Improvisationen vermeiden.
Endlich sei das seit drei Jahren bereits geforderte beratende Comite zu konstituieren. Die Fernseh-Industrie werde die Industrie von morgen sein und als ein Element der Basis ein fundamentaler Faktor der Wirtschaft und der Gesellschaft werden ....
Auch Reklamefachverbände warten ....
Auch der Vertreter der Reklamefachverbände sieht in der Television eine überaus wichtige Waffe. Aber er verlangt die Zulassung der Privat-Reklame und Aufgabe des bisher ablehnenden Standpunktes. Bei 10-Minuten-Programmen könnten die Belange des kulturellen und erzieherischen Charakters nicht beeinträchtigt werden. Neben einer rationellen Lösung dürfte die kommerzielle nicht vernachlässigt werden. Der Einfluss der Television in England wie auch in Amerika sei unvorstellbar. Aber ohne zusätzliche Einnahmen aus Reklame sei es unmöglich, bei den hohen Ausgaben ein befriedigendes Programmniveau einzuhalten.
Er erläuterte an treffenden Beispielen aus Amerika, besonders an dem starken Erfolg, den gewisse Firmen in Amerika durch das Demonstrieren und Erklären ihrer Verkaufsgegenstände und Apparate im Fernsehfunk erzielen. Sofort nach der Sendung setzen die telefonischen Bestellungen ein, die die aufgewandten Kosten bei weitem wieder einbringen. Auch Radio Luxemburg und Monte Carlo verschmähen den Reklamefunk nicht und sind dadurch der finanziellen Sorgen enthoben. Ausserdem seien Reklamesendungen das beste Gegengewicht gegen totalitäre, dirigierte Propaganda.
Empfangsapparate in Frankreich bis 50% zu teuer
Zum Schluss sprach der Vertreter der Rundfunkhörer zugleich im Interesse des Steuerzahlers. Er forderte eine vernünftige Senkung der Verkaufspreise der Empfangsapparate, die zur Zeit in Frankreich noch um 4o bis 50 Prozent teurer seien als in England; ferner einen den wirklichen Bedürfnissen entsprechenden Ausbau des Fernsehnetzes nach einem klaren Plan, wie seinerzeit bei Einführung und Ausbau des Rundfunk's in Frankreich.
Die Delegation sei völlig überrascht gewesen von der Vielzahl von Fernseh-Antennen, die in England auf Privatgebäuden zu sehen seien. 800.000 Empfangsapparate seien dort zur Zeit in Benützung und für 1951 sehe die Produktion weitere 500.000 vor. Das Publikum sei der einzige wahrhafte Schiedsrichter und die mit origineller Programmgestaltung vernünftig gehandhabte Television könne dem Publikum die grössten Dienste erweisen.
P.E.
FI-1951 / 2. Feb.-Ausgabe - AUSLAND
Streit um die "Definitionen" in Frankreich beendet?
Während in den zur Zeit für den Televisionsempfang besonders begünstigten Gegenden am Kanal - hauptsächlich im Gebiet von Calais - ehrgeizige Bastler sich Empfänger gebaut haben für die englische (4O5) und die französische (819) Zeilennorm und möglichst auch noch bestrebt sind, die auf der 625-Zeilenbasis gesendeten holländischen Fernsehdarbietungen einzufangen, sodass ein einfaches Drehen des Schaltknopfes wie beim Radioapparat den Sender zu wählen oder zu wechseln erlaubt, kommt aus Paris eine Meldung, die den gesamten Diskussionen in Frankreich eine neue Richtung gibt.
Streit um die 2 französischen Systeme .....
In Paris schlug der Definitions-Streit besonders hohe Wogen. Hier wird bekanntlich nach zwei Systemen gesendet: 819 Zeilen, die hohe Definition, laut Dekret 18.11.1948, und 441 Zeilen, die alte niedrige Definition, die noch bis 1958 beibehalten werden soll.
Die dadurch geschaffene Verwirrung schuf den Nährboden für heftige Auseinandersetzungen. Die beiden gleichzeitig gesendeten Definitionen belasten das Budgetganz ausserordentlich und wirken hemmend auf den Verkauf von Empfangsapparaten.
Französische Techniker entwicklen Ausweg ....
Die französischen Techniker stellten nun in den letzten Wochen bei Versuchen fest, dass die Modulation der 819 Zeilen-Bilder sich mit vollem Erfolg auch auf 441 Zeilen anwenden lässt. Einige Empfangsapparate geben ohne weiteres zufriedenstellende Bilder. Andere Apparatetypen verdoppeln das Bild in der Breite; es bedarf in diesem Ealle einer einfachen Reduktion auf die Hälfte zum Empfang eines normalen Bildes. Bei wieder anderen Typen genügt eine kleine Modifikation, um sie der hohen Definition anzupassen.
Wenn auch die Direktion der französischen Television sich bisher hierzu noch nicht offiziell geäussert hat, so ist doch anzunehmen, dass mit einer kurzen Übergangszeit sehr bald mit 819 Zeilen als einheitlicher Definition gesendet werden dürfte, von der dann nicht mehr abgegangen werden soll im Hinblick auf die grossen Vorzüge, die nach Meinung der französischen Techniker gerade das 819-Zeilensystem der weiteren Entwicklung der Television gewährleiste.
P.E.
FI-1951 / 2. Feb.-Ausgabe - AUSLAND - Schweden
Schwedisches Schulwesen bereitet sich auf das Fernsehen vor.
Kommission von Pädagogen soll die Möglichkeiten des "Fernseh-Schulfunks" prüfen.
Von unserem Stockholmer Mitarbeiter .
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Wie die "Fernseh-Informationen" bereits berichteten, ist kürzlich in Stockholm eine staatliche Kommission gebildet worden, der die Vorbereitungen für die Einführung des Fernsehens in Schweden übertragen wurde. Angesichts der kulturellen Bedeutung des Fernsehens und seines grossen Einflusses auf die allgemeine Volksbildung hat sich nun auch die oberste schwedische Schulbehörde entschlossen, sich schon jetzt eingehend mit den Fernsehfragen zu beschäftigen.
Dieser Tage wurde eine siebenköpfige Fernseh-Schulkommission gebildet, die den Auftrag hat, die Probleme des Fernsehens zu studieren und seine Anwendbarkeit im Unterrichtswesen zu prüfen. Die Kommission soll der obersten Schuldirektion darüber Bericht erstatten, welche Fächer des Schulunterrichts sich durch das Fernsehen besonders bereichern und in welcher Form sich Fernseh- Demonstrationen für Schulzwecke durchführen lassen.
Schulfernsehen noch nicht akut ....
Vorsitzender der schwedischen Fernseh-Schulkommission ist der Konsulent für allgemeine Volksbildung bei der obersten Schuldirektion, Artur Olsson. Mitglieder sind der Leiter des Schulfunks beim schwedischen Rundfunk, Gustaf Ögren, und fünf erfahrene Pädagogen aus verschiedenen Teilen des Landes. Als Generaldirektor Rosfen kürzlich die Mitglieder der neugebildeten Kommission mit ihren künftigen Aufgaben vertraut machte, erklärte er in einer Ansprache, dass zwar noch einige Zeit vergehen werde, bis die Frage des Fernsehens im Schulunterricht für Schweden akut werde.
Unbedingt Erfahrungen aus den Ausland nutzen
Er halte es aber für wichtig, dass diese sich später ergebenden Fragen und Aufgaben frühzeitig erkannt und vom pädagogischen Standpunkt aus geprüft werden. Es sei wesentlich, dass man sich in Schweden Zeit genug lasse, um in Anlehnung an die im Ausland bereits gemachten Erfahrungen ein Bild darüber zu gewinnen, in welcher Weise das Fernsehen für Unterrichtszwecke zu verwenden sei und dass seitens der schwedischen Erzieher schon jetzt im Interesse der allgemeinen Volksbildung Anregungen gegeben würden, wie ein künftiges Fernsehprogramm in Schweden gestaltet werden solle.
In Anbetracht der Wichtigkeit dieser Aufgaben sei die Schaffung eines speziellen Organs in Form der Fernseh-Schulkommission durchaus gerechtfertigt. Mit besonderem Nachdruck erklärte Generaldirektor Rosin, dass es der schwedischen Lehrerschaft nicht nur allein darum gehen müsse, das Fernsehen als Hilfsmittel des Unterrichts in den verschiedenen Stadien der Schule einzusetzen, sondern dass sie in gleicher Weise daran interessiert sei, dass aus dem Fernsehen in Schweden ein wirksames Instrument für die allgemeine Volksbildung gemacht werde. - Wie die oberste Schuldirektion noch mitteilte, sollen gegebenenfalls auch Fernseh-Experten und andere Fachleute in die neugebildete Kommission mit einbezogen werden.
Ing. E. K.
FI-1951 / 2. Feb.-Ausgabe - AUSLAND - Österreich
Ein Fernsehsender für Wien
Wien wird in wenigen Wochen den ersten Fernsehsender Österreichs erhalten. Dieser Fernsehsender wird jedoch vorerst nur für die Schulung von Fernsehtechnikern verwendet werden, da Österreich vorläufig noch nicht senden und keine Fernsehgeräte bauen darf. Das Philips-Gerät zum Senden und zur Aufnahme wird in den nächsten Wochen in Wien eintreffen. Mit dieser Einrichtung wird schon jetzt die Möglichkeit geschaffen, Nachwuchskräfte für die Fernsehtechnik und -Gestaltung in Österreich heranzubilden.
FI-1951 / 2. Feb.-Ausgabe - AUSLAND - Dänemark
Der neue Fernseh-Versuchssender
Der neue Fernseh-Versuchssender wird zunächst an 4 Tagen der Woche (Montag, Mittwoch, Freitag und Sonnabend) regelmässige Sendungen bringen und nach dem 625-Zeilen-System senden. (62,5 MHz - 100 Watt für Bild und 67,75 MEz - 50 Watt für Ton).
FI-1951 / 1.März-Ausgabe
Weitere Televisionspläne in Frankreich (Teil 1)
Ein interessanter französischer Besuch in Hamburg
(Von unserem Hamburger Korrespondenten) - Hamburg, Anfang März
Direktor Stephane Mallein, Frankreichs Repräsentant für technische Fernsehfragen auf internationalem Gebiet, besuchte mit dem Justitiar des französischen Fernsehrundfunks, Jean-Louis Habarre, den NWDR-Hamburg, um Fragen der technischen Normen, des Programmaustausches und des Urheberrechts zu besprechen.
Direktor Mallein kennt die deutsche Fernsehentwicklung seit dem frühesten Stadium; er hat schon vor dem Krieg die 180-Zeilen-Sendung in Berlin gesehen, später auch den Programmdienst auf der 441-Zeilen-Norm. In einem Kurzinterview im Fernsehsender erklärte er, dass ihn die technische Güte unserer 625-Zeilen-Bilder sehr beeindruckt hätte. Er hoffe, dass auch der Generaldirektor des französischen Rundfunks, der im März dem NWDR einen Besuch abstatten werde, sich dabei vom Stand des NWDR-Fernsehdienstes eingehend überzeugen würde.
Gegenwärtig drei Fernsehsender in Frankreich
In einer Unterredung erklärte Direktor Mallein unserem Mitarbeiter Dr. Wagenführ, dass in Frankreich zurzeit drei Fernsehsender arbeiten. Davon senden in Paris einer mit 819 Zeilen, ein zweiter mit 445 Zeilen, der dritte Sender in Lille verbreitet gleichfalls Programm auf 445 Zeilen. Es wird geschätzt, dass die 819-Zeilen-Bilder von rund 5.000 Empfängern aufgenommen werden, die 445-Zeilen Programme von etwa 25.000 Teilnehmern. Wenn auch die 445-Norm noch für eine ganze Reihe von Jahren gültig sein wird, so werden doch die neuen Empfangsgeräte alle für 819 Zeilen gebaut. Die Produktion liegt zwischen 3.000 bis 4.000 Stück im Monat, der Preis für den einfachsten Empfänger beträgt 85.000 frcs (rd. 1000.- DM] für einen Empfänger mit grösserer Bildfläche 120.000 frcs (gleich 1.400.-DM). Die Jahresgebühr beträgt 3.00.- frcs (für den Rundfunk 1.000,- frcs).
Fernsehsender für Lyon, Strassburg und Nizza
Sehr interessant waren die Ausführungen von Direktor Mallein über die kommenden Pläne. Der nächste Sender ist für Lyon vorgesehen; wenn es die Etatsmittel erlauben, soll er noch in diesem Jahr in Betrieb genommen werden. Dann sind Fernsehsender für Strassburg und Nizza geplant. Wir stellen dazu fest, dass mit einem solchen Ausbau Frankreich einmal eine Nord-Süd-Verbindung von Lille bis Nizza schafft, die quer durch das ganze Land geht und später wahrscheinlich über Marseille, Toulouse nach Bordeaux erweitert wird. Zum andern scheint es uns bemerkenswert, dass nach dem Zentrum Paris die Hauptaufmerksamkeit auf Grenzlandsender gerichtet wird, also auf Lille, Strassburg und Nizza, eine Planung, die auf internationalen Austausch von Fernsehsendungen abzielt.
Fernsehsender auch für die Eingeborenen in Afrika
Direktor Mallein hob noch hervor, das in diesem Bauprogramm auch ein Sender für Algier vorgesehen sei, wodurch der erste Fernsehsender auf afrikanischem Boden enstehen würde. Es wird angenommen, dass in Algier ein grosses Interesse für einen Fernsehdienst bestellt, und zwar nieht nur bei der weissen Bevölkerung, sondern auch bei den Eingeborenen, die vielleicht über den Gemeinschaftsempfang erfasst werden können. Frankreich legt Wert darauf, auch das Fernsehen als modernsten Träger eines Kulturaustausches zwischen dem Mutterland und den naheliegenden gebieten Afrikas frühzeitig einzusetzen.
Das Thema "Programm" wurde auch angesprochen und steht hier.
FI-1951 / 1.März-Ausgabe - AUSLAND - Belgien
Belgien für kontinental-europäische Fernsehverständigung
(Von unserem -ac- Mitarbeiter) Brüssel, Anfang März
Die Fernsehnormung in Belgien stößt auf Schwierigkeiten, da im wallonischen Landesteil der französische Standard, im flämischen Landesteil der kontinental-europäische Standard verfochten wird. Der Ministerrat hat sich deshalb mit diesem Problem befaßt. Über das Ergebnis der Beratungen gab Verkehrsminister Segers am 3.Februar 1951 ein Communique, das in der Hauptsache folgendes besagt:
Zwischen den Anhängern des französischen Systems und dem von den offiziellen Technikern der anderen europäischen Kontinental-Länder vertretenen System konnte bisher keine Annäherung erzielt werden. Belgien wurde sich glücklich schätzen, wenn Kontinental-Europa eine einheitliche Lösung treffen könnte. Ein Kompromiss erscheint nicht ausgeschlossen, in Anbetracht der Resolution des Europarates in Strassburg, der sich für eine einheitliche technische Stellungnahme auf dem Gebiet des Fernsehens ausgesprochen hat. Auch wird die Frage der Wellenverteilung, die auf einer nächsten internationalen Konferenz erfolgen soll, jedes Land zu einer definitiven Stellungnahme zwingen.
Eigentlich hat Belgien kein Geld
Obgleich die gegenwärtige Lage Belgiens die finanziellen Aufwendungen für die Einführung des Fernsehens erschwert, so ist es doch von Nutzen, nicht mehr zuzuwarten, um die notwendigen technischen und kulturellen Kader zu schaffen, damit man im gegebenen Augenblick einen experimentellen oder öffentlichen Fernsehdienst beginnen kann.
Der Ministerrat stimmt daher
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- 1. dem Beschluss des Verwaltungsrats des INR zu, ohne Präjudiz für das System oder die Bilddefinition Versuche für den Betrieb von Fernsehgeräten zu unternehmen.
- 2. Er knüpft jedoch an die Zustimmung die Bildung einer Kommission, die enthalten muss: 4 Universitäts-Professoren, 2 technische Vertreter des INE, 2 kulturelle Vertreter des INR, 2 Vertreter der "Association belge des Constructeurs de mat'eriel radio'electrique", 2 Vertreter der Kommission Harmel, 2 Vertreter des Verkehrsministeriums.
- 3. Er schlägt die Aufhebung der Verfügung vom 30.April 1945 vor über die Schaffung einer Kommission zum Studium der Fernsehprobleme.
- 4. Er beauftragt den Verkehrsminister, dem Prinzregenten die notwendigen Verfügungen zu diesem Zweck zu unterbreiten.
- 5. Er legt wie folgt den Arbeitskreis der neuen Kommission fest:
a) Den Einfluss der neueren Entwicklungen auf die Wahl der Fernsehnormen zu studieren.
b) Die Thesen vorzubereiten, die von den belgischen Delegierten bei der nächsten Wellenverteilungs-Konferenz für das Fernsehen verfochten werden sollen.
c) Auf Verlangen des Verkehrsministers jeden Rat zu erteilen oder jede Frage zu studieren.
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FI-1951 / 1.März-Ausgabe
AUSLANDSÜBERBLICK und ANREGUNGEN - England
"Picture Page" ist das Fernsehprogramm der BBC, das bisher den Rekord an Laufdauer hält. Es begann 1936, wurde vom Herbst 1939 bis Mitte 1946 unterbrochen, dann wieder aufgenommen und erscheint heute noch jeden Sonnabend abend im Fernsehempfänger. Keine andere Sendung auf der Welt hat sich so viele Jahre halten können, ohne an Interesse zu verlieren. Wenn es neuerdings kritisiert wird, dann ist der Grund wahrscheinlich in der ungenügenden Finanzierung dieser Sendung zu suchen.
Die BBC macht eine historische Fernsehausstellung
Während des diesjährigen "Festival of Britain" wird die BBC eine historische Fernsehausstellung zeigen. Es sollen die ersten Bildversuche mit kleinsten Zeilenzahlen vorgeführt werden, desgleichen werden die alten, primitiven Senderäume naturgetreu nachgebildet, in denen schon 1932 experimentiert wurde.
FI-1951 / 1.März-Ausgabe
Frankreich
Der italienische Postminister Spataro stattete dieser Tage Paris einen Besuch ab, um sich auch über den Stand des Fernsehfunks in Frankreich durch eigenen Augenschein zu informieren. Er wurde vom Direktor des französischen Radio und der Television Mr. Porche geführt. Auf einem Empfang beim französischen Informationsminister Mr. Gazier wurde auch die Frage der Definitionen erörtert.
FI-1951 / 1.März-Ausgabe
Dänemark
Dänemark hat, wie wir bereits berichteten, mit einem Fernsehsender im Radiohuset in Kopenhagen, der mit 500 Watt für Bild und 100 Watt für Ton ausstrahlt, regelmässige Versuchssendungen aufgenommen. Von allen Ländern der Welt, die mit Fernseh-Versuchssendungen begonnen haben, hat Dänemark das kleinste Fernsehbudget. Dieser Fernseh-Etat von Lilliputformat sieht vorerst für die Durchführung des Fernsehdienstes ganze 37.000 dKr. monatlich vor, das sind rd. 22.000 DM!
Für die technischen Anschaffungen wurde ein einmaliger Zuschuss von 90.000 dKr. bewilligt. Die Sendekosten werden wie folgt berechnet: technische Ausgaben monatlich 12.000 dKr., Personalkosten für den Programmstab 9.300 dKr., Programmkosten 11.700 dKr., technische Aussendungen für die Fernsehempfänger bauende Radioindustrie 4.00 dKr. Die Kosten für eine Programmstunde werden mit dem erstaunlichen Satz von 900 dKr., das sind 9 DM (!!) für die Sendeminute, angenommen. Begründet wurde diese drastische Budgetsparsamkeit damit, dass man im Hinblick auf die allgemeinen finanziellen Schwierigkeiten nur schrittweise vorgehen könne. Auch einer gleichzeitigen Einführung des Fernsehens in ganz Dänemark ständen vor allem geldliche Beengungen im Wege.
Es wird sich zeigen, ob mit einem solchen Schmalbudget, das nur einen sehr begrenzten technischen Apparat und ein Minimum an personellem Einsatz gestattet, ein Primitivkult des Fernsehens mit negativer Werbewirkung erzielt wird, oder ob sich hier "Meister aus der Beschränkung" entwickeln, die ein Beispiel dafür liefern, dass man auch mit geringsten finanziellen Mitteln nicht nur ein brauchbares Fernsehprogramm für den nationalen Bereich gestalten, sondern auch einen spezifisch dänischen Beitrag für den einmal kommenden europäischen Programmaustausch leisten kann. Die Entwicklung des dänischen Experiments im Fernsehen verdient jedenfalls Aufmerksamkeit.
Die zeitweilig erwogene Finanzierung des dänischen Fernsehens durch Firmenreklame steht jetzt nicht mehr zur Debatte . Dagegen hofft man, durch Einnahmen aus Teilnehmergebühren, die auf 50 dKr. jährlich festgesetzt wurden, in absehbarer Zeit Etatausweitungen vornehmen zu können. Die "British Broadcasting Corp." hat sich erboten, für die dänischen Fernseh-Sendungen Fernseh-Filme aus eigener Produktion zur Verfügung zu stellen ...
Der dänische Radiohandel, der sich von der Einführung des Fernsehens in Dänemark nicht nur einen Ausgleich für schrumpfende Radiogeräte-Umsätze, sondern auch eine darüber hinausgehende Erweiterung seines Geschäftsbereiches verspricht, macht der dänischen Industrie Vorwürfe, daß sie noch nicht in der Lage sei, die benötigten Fernseh-Empfänger zu liefern, obgleich sie im August vorigen Jahres auf der Kopenhagener Radio-Ausstellung bereits Modelle gezeigt habe.
Notwendig sei vor allem die Qualität der Fernseh-Empfänger so zu gestalten, dass von dieser Seite her keine unliebsamen Rückschläge eintreten.
Die Industrie verweist demgegenüber darauf, daß es gegenwärtig noch schwierig sei, auch kleine Serien zu annehmbarem Preis herauszubringen, weil Spezialzubehör für Fernsehgeräte importiert werden müsse und die Einfuhrgenehmigungen im Hinblick auf die schwierige Devisenlage nur unzureichend erteilt würden. Der Ausbau der Labors und der Fabrikation sei erschwert, da auch die sehr teueren Mess- und Kontroll- , Instrumente aus dem Auslande bezogen werden müssten. Auch der große Mangel an Fernseh-Technikern, der sich auch überall im Ausland zeige, bereite Hemmungen. Wenn sich die Einfuhrengpässe lockern sollten, würden in wenigen Monaten die ersten FS-Empfänger auf den Markt kommen.
Ein Plan für zentrale Fernsehempfänger-Service-Stellen
Wie vom Fachverband des dänischen Radio-Einzelhandels (RATEKSA) mitgeteilt wurde, hat der Verband einen Plan ausgearbeitet, in Dänemark zentrale Fernsehempfänger-Service-Stellen einzurichten, die vom Handel finanziert werden und eine rationelle Zusammenfassung der finanziellen und technischen Mittel ermöglichen, um die Kosten der Fernsehempfänger-Reparaturen auf erträglicher Höhe zu halten. Ein gut organisierter und mit ausreichend geschulten Fachkräften versehener Service sei schon deshalb dringend erforderlich, weil ein Fernseh-Empfänger etwa 4mal so störanfällig wie ein Rundfunkgerät sei. Die Hauptschwierigkeit für die Einrichtung eines solchen Service sei der Mangel an Reparatur-Fachleuten für Fernsehgeräte.
Auch aus anderen Ländern, wie USA und England, wird über einen empfindlichen Mangel an Reparatur-Fachleuten für Fernsehgeräte geklagt und darauf hingewiesen, daß gut ausgebildete Spezial-Fachleute zu den bestbezahlten Fachkräften gehörten.
FI-1951 / 1.März-Ausgabe
Schweden
In Tages- und Fachzeitungen war mitgeteilt worden, daß Schweden bei der Einführung des Fernsehens sich entschlossen habe, die britische 405-Zeilen-Norm zu verwenden. Wie uns unter dem 6.März 1951 telegraphisch aus Stockholm mitgeteilt wurde, sind diese Pressemeldungen unzutreffend. Für das schwedische Fernsehen ist die 625-Zeilen-Norm vorgesehen.
FI-1951 / 2.März-Ausgabe
Eindrücke der deutschen Fernsehkommission in England
Dr.Werner Nestel über den Besuch bei der BBC - Wgf. Hamburg
Die Mitglieder des Fernseh-Ausschusses der westdeutschen Rundfunkgesellschaften - Dir. Dr. Nestel (NWDR), Intendant E. Beckmann (Hessischer Rundfunk) und Justitiar Dr. C. Haensel (SWF) - haben nach einem Besuch in Paris nun auch mehrere Tage das englische Fernsehen besichtigt. Dr. Werner Nestel betonte in einer Unterredung, dass die BBC in einem Drei-Jahres-Plan den Aufbau von 10 Fernsehsendern vorgesehen habe, mit denen über 80 Prozent der Gesamtbevölkerung erfasst werden könnten.
Neue höchstempfindliche Kamera
Es sei jedoch nicht zu erwarten, dass in den nächsten Jahren in England das Farbfernsehen eingeführt wurde. Ausserordentlich beeindruckt war er von neuen höchstempfindlichen Kamera, bei denen zur Ausleuchtung einer Szene eine einzige Kerze genüge. Das führe dazu, dass die Darsteller nicht mehr durch die starken Scheinwerfer geblendet würden und dadurch entspannte Gesichtszüge beim Spiel oder bei Diskussionen zeigten. So entstünden Bilder von einer frappanten Natürlichkeit und größter Tiefenschärfe. Auch für Freiluftreportagen, - besonders an trüben oder dunklen Tagen bezw. in den Abendstunden - seien diese Kameras ausgezeichnet zu gebrauchen.
Zwei neue kleine Übertragungswagen der BBC
Er lobte auch zwei neue kleine Übertragungswagen der BBC, die recht beweglich neben den schon sehr alten vier grossen Ü-Wagen eingesetzt würden. In den Rank-Ateliers in Lime Grove sind schon zwei sehr gute Studios in Betrieb genommen, drei weitere werden ausgebaut. Diese Arbeiten müssen bald beendet sein, denn 1952 läuft der Vertrag zwischen der BBC und dem Alexandra-Palace ab, in dem zur Zeit zwei Senderäume in Betrieb sind. Im Laufe des Fernsehhaus-Baues wird jedes der jetzt bestehenden Provinz-Studios der BBC einen Fernseh-Übertragungswagen erhalten und ausserdem einen Raum zum Interview-Studio umbauen, um so ein Netz von "Aussen- und Zubringerstellen" für den Fernsehdienst einzurichten.
Wgf-.
FI-1951 / 2.März-Ausgabe - AUSLAND
SCHWEIZ
Schweiz eröffnet Fernsehen
Aufnahme von Television-Versuchssendungen in Lausanne - Zürich, 20. März
In Anwesenheit von Bundesrat Escher, Ständerat Fouquex, Nationalrat Henri Cottier, Generaldirektor Bezenpon von der Schweizerischen Rundspruchgesellschaft, Vertretern der Generaldirektion der PTT und Generaldirektor Favre von den Schweizerischen Bundesbahnen wurden am 19. März (1951) die von der Stadt Lausanne organisierten versuchsweisen Television-Sendungen aufgenommen.
Für den technischen Teil arbeitet die Polytechnische Fakultät der Universität Lausanne mit, während für die Programmgestaltung die Gesellschaft der Radiodiffusion und Radio Lausanne ihre Mithilfe gewähren. Der Versuchssendebetrieb, der mit dem 625-Zeilen-Bild arbeitet, ist nach langwierigen Debatten vor allem auch durch die Initiative der Industrie ermöglicht worden.
Ein Sender für wenige öffentliche Empfänger
Die Firma Philips hat in Lausanne die praktische Einführung des Fernsehens in der Schweiz gestartet. Es handelt sich um einen älteren Sender, der schon vorher an anderer Steile aufgebaut war und der nun dreimal wöchentlich mit einem Versuchsprogramm betrieben wird. Die Kostenfrage ist noch ungeklärt. Es wird vorerst nur in sehr bescheidenem Rahmen gearbeitet und ein Betrag von 50.000 Schweizer Franken ist zunächst für die ersten Kosten beantragt worden. Der Sender arbeitet auf der Frequenz 62,25 MHz mit einer Energie von 200 Watt. In der Stadt sind mehrere Empfänger an öffentlichen Plätzen aufgestellt, sodaß gleich ein größerer Kreis von Interessenten die Vorführungen sehen kann. Neben diesem Sender arbeitet schon seit November letzten Jahres der offizielle Versuchssender auf dem Uetliberg bei Zürich, der Testbilder ohne Ton für Meßzwecke aussendet. Eine Fernseh-Industrie beginnt sich in der Schweiz langsam zu entwickeln. Eine schweizer Firma in Genf befaßt sich mit der Herstellung von Aufnahmekameras und Abtastern.
FI-1951 / 2.März-Ausgabe
AUSLANDSÜBERBLICK und ANREGUNGEN
England - der "View-Master"
Wie uns die Whiteley Electrical Radio Co. Ltd. in Mansfield (England) mitteilt, wurde unter der "Patenschaft" von acht führenden britischen Fernseh-Bestandteile-Herstellerfirmen von dem Mitglied der Television-Society W.T.Flak ein Fernseh-Empfänger "View-Master" konstruiert, der in zwei Modellen (A für das Gebiet London, B für das Gebiet Sutton Coldfield) hergestellt werden kann. Das Neuartige ist, daß sämtliche Bestandteile für den "View Master" im Baukastensystem hergestellt sind, so daß sich Fernseh-Bastler mit ihrer Hilfe den kompletten Fernseh-Empfänger selbst herstellen können. Eine genaue technische Anleitung und acht große Zeichnungen geben ein völlig klares abgerundetes Bild, wie man Schritt für Schritt diesen Fernseh-Empfänger herstellen kann. Die Whiteley Electrical Radio Co. stellt die für den "View Master" erforderlichen Einzelteile her.
FI-1951 / 2.März-Ausgabe
AUSLANDSÜBERBLICK und ANREGUNGEN
England
In Hampstead Heath, einem Parkgelände im Norden von London, finden am 31. März Wettbewerbe im Skispringen statt, die von den Fernseh-Kameras der BBC aufgenommen werden. Die Zuschauer der Fernseh-Sendung werden beobachten können, wie das für das Skispringen vorgesehene Gelände mit Schnee bedeckt wird, der eigens aus Norwegen herübergebracht wurde. Außerdem wird ein Interview mit den Arbeitern, die das Gerüst für die etwa 25 Meter hohe Sprungschanze bauen, gesendet. Eine Fernseh-Kamera wird an der Absprungstelle der Schanze Aufnahmen machen, sodaß die Zuschauer der Fernseh-Sendung in ihrem Heim die gesamte Sprungstrecke ebenso wie die Skispringer selbst überblicken können. 30 bekannte norwegische Skispringer sind eigens nach London gekommen, um an dem Wettbewerb um den "Londoner Pokal" teilzunehmen.
FI-1951 / 2.März-Ausgabe
AUSLANDSÜBERBLICK und ANREGUNGEN
Österreich
Auf Einladung des österreichischen Gewerbevereins hielt der Chefkonstrukteur der elektrotechnischen Werke Kapsch & Söhne, Ing. Josef. Sliskovic, in Wien einen Vortrag über allgemeine Fernsehfragen und über die Aussichten einer Einführung des Fernsehens in Österreich. Kennzeichnend für das große Interesse, das auch in Österreich dem Fernsehen entgegengebracht wird, war die Tatsache, daß der Vortragssaal wegen Überfüllung polizeilich gesperrt werden musste. Ing. Sliskovic erklärte u.a., daß nicht nur das aus unerfindlichen Gründen bisher noch aufrecht erhaltene Verbot der Besatzungsmächte einer baldigen Einführung des Fernsehens in Österreich im Wege stehe, sondern dass auch die Kosten für Fernseh-Sender-Bauten und Programmgestaltung von einem so kleinen und armen Land wie Österreich kaum getragen werden könnten.
Die Kosten für eine Sendeminute müssten mit 5.000 Schilling (!) veranschlagt werden, sodaß ein tägliches Programm von nur 4 Stunden Dauer mehr als eine Million Schilling erfordern würde. Österreich könne erst dann an einen eigenen Fernsehbetrieb denken, wenn ein regelmässiger Programmaustausch mit den Nachbarländern Deutschland, Schweiz und Italien, und damit eine erhebliche Verbilligung der Programmkosten möglich sei.
Die Besatzungsmächte wollen noch kein Fernsehen
Vermutlich würden noch einige Jahre vergehen, ehe Österreich noch einen kleinen Sendebetrieb aufnehmen könne. In Bezug auf die technische Apparatur habe Österreich den großen Vorteil, dass es die weitgehenden Entwicklungen und Erfahrungen der anderen Länder übernehmen könne. Die Fernsehnorm von 625 Zeilen sei sehr zweckmässig.
Die Behandlung der Kostenfrage fehlte
Der im übrigen gut fundierte Vortrag hatte einen bedenklichen Schönheitsfehler; die Behandlung der Kostenfrage. Die diesbezüglichen Ausführungen von Ing. Sliskovic erinnern an die vor einem halben Jahr beim NWDR in Hamburg abgegebenen Erklärungen, daß die Kosten für einen deutschen Fernsehbetrieb sich voraussichtlich auf 500 DM je Sendeminute belaufen würden. Von dieser Schätzung ist man jedoch sehr bald abgekommen, und heute rechnet man auch beim NWDR mit einem erheblich niedrigeren Aufwand je Sendeminute, um ein brauchbares Fernseh-Programm gestalten zu können. Auch in Österreich dürfte es möglich sein, einen Fernseh-Betrieb mit 1/5 bis l/l0 des von Ing. Sliskovic veranschlagten Betrages zu finanzieren. Mit einem Aufwand von 5.000 Schilling je Sendeminute würde Österreich wohl, wenn man von Spitzenaufwendungen der USA absieht, einen der teuersten Fernseh-Betriebe der Welt aufziehen.
FI-1951 / 2.März-Ausgabe
In der 2.Februar-Ausgabe der "Fernsehinformationen" berichteten wir bereits, daß die österreichische Bundespost in Wien einen ersten Fernsehsender für die Schulung von Fernseh-Technikern errichten wird. Dieser Versuchssender, dessen Darbietungen mit Kabel in ein Nebenzimmer übertragen werden, soll im kommenden Monat in Wien in Betrieb genommen werden. Gegenwärtig befinden sich zwei österreichische Techniker bei den Philips-Werken in Eindhoven (Holland), um für die Aufstellung des Senders in Wien geschult zu werden.
FI-1951 / 2.März-Ausgabe
AUSLANDSÜBERBLICK und ANREGUNGEN
Schweden
Wie Zivilingenieur Berglund von der Telegrafstyrelsen unserem Stockholmer Korrespondenten mitteilte, hat Schweden die zeitweilig erwogene Einführung der 405-Zeilennorm entgültig abgelehnt und sich für die 625-Zeilennorm entschieden, um nicht von vorn herein die Unabhängigkeit der schwedischen Television in Frage zu stellen.
FI-1951 / 1.April-Ausgabe - AUSLAND
Schweiz
Weitere Fortschritte im schweizer Fernsehen
Großer Erfolg der Lausanner Versuchssendungen. - Im Herbst Versuchssendungen in Basel. - Ausstrahlung auf das badische Grenzgebiet. (Von unserem Schweizer Mitarbeiter) Bern: 10. April
Es scheint, als ob man in Deutschland der Resolution der Radiogenossenschaft Bern, die sich gegen die Einführung des Fernsehens stellte, eine zu große Bedeutung beigelegt hat. Die Radiogenossenschaft Bern ist nur eine der sieben Radiogesellschaften, die in der Schweiz bestehen und die gemeinsam die Schweizer Rundspruchgesellschaft bilden.
Einführung des Fernsehens Mitte 1952
Der Zentralvorstand der Schweizerischen Rundspruchgesellschaft hat sieh unmissverständlich für die Einführung des Fernsehens und die Schaffung eines Versuchsbetriebes ausgesprochen, der Mitte 1952 in Zürich seine Tätigkeit aufnehmen soll. Die Schweizer Fernsehkommission, unter dem Vorsitz des Generaldirektors der PTT-Verwaltung, hat die Pläne für diesen Versuchsbetrieb bereits ausgearbeitet, und sie wurden auch vom Bundesrat genehmigt. Die Finanzierung ist allerdings noch nicht endgültig geklärt, da ein Bundesbeitrag vorgesehen ist, der von den Eidgenössischen Räten bewilligt werden muss.
Unterdessen sind noch weitere Schritte auf dem Gebiet des Fernsehens in der Schweiz zu verzeichnen. Der Vorstand der Radiogenossenschaft Basel besuchte Lausanne, um den dort stattfindenden Fernsehversuchen beizuwohnen, die sich eines großen Erfolges erfreuen.
Eine Resolution
Er faßte eine Resolution, die auch von der Generalversammlung der Radiogenossenschaft Basel angenommen wurde und folgenden Wortlaut hat:
- 1. Die Verwaltung von Radio-Basel begrüßt lebhaft und mit großem Interesse die von der Stadt Lausanne ergriffene Initiative, durch allgemein zugängliche Versuchssendungen die Probleme des Fernsehens weiter abzuklären.
- 2. Sie erwartet, daß die Schweizer Rundspruchgesellschaft zusammen mit den daran interessierten regionalen Radiogesellschaften alle Maßnahmen trifft, um die Einführung und Weiterentwicklung des Fernsehens in unserem Land in technischer, finanzieller und insbesondere in programmlich-kultureller Hinsicht nach gesunden schweizerischen Grundsätzen behandelt zu wissen.
- 3. Sie setzt sich dafür ein, daß, in Zusammenarbeit mit den Regierungen der Kantone Baselstadt, Baselland, sobald wie möglich auch in Basel für beschränkte Zeit ein Versuchsbetrieb eingeführt wird. Auf diesem Wege soll der Bevölkerung auf breiter Basis die Gelegenheit geboten werden, das Fernsehen kennen zu lernen und sich damit auseinander zu setzen.
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Stadt und Kanton Basel bringen diesen Bestrebungen reges Interesse entgegen. Voraussichtlich werden schon im kommenden Herbst die gegenwärtig in Lausanne aufgestellten Versuchsanlagen der Firma Philips nach Basel verlegt werden, um dort während weniger Monate einen Fernsehbetrieb zu ermöglichen. Da die Sendungen mit der gleichen Norm erfolgen wie die Versuchsprogramme in Deutschland, wird man demnach auch jenseits der schweizer Grenze auf badischem Gebiet die Basler Fernsehsendungen empfangen können. - Bc -
FI-1951 / 1.April-Ausgabe - AUSLAND
England :
Fernsehen für Wissenschaft und Technik
Auch die englische Industrie ist jetzt dazu übergegangen Fernseh-Aufnahmegeräte und -Empfänger für wissenschaftliche und technische Zwecke herzustellen. Diese Geräte bestehen aus einer kleinen montierbaren Kamera, die durch Kabel mit einem oder mehreren Empfängern verbunden ist. Sie ermöglichen die Beobachtung von technischen oder chemischen Vorgängen aus der Nähe, deren direkte Betrachtung vielleicht mit Gefahr verbunden oder überhaupt unmöglich wäre. Mit Hilfe eingebauter Fernsehkameras kann man z.B. jederzeit einen Blick in einen Hochdruckkessel tun oder Schmelzvorgänge beobachten.
Als erstes Land der Welt stellt England auch komplette Fernseh-Ausrüstungen für Operationssäle her, mit deren Hilfe eine große, praktisch unbegrenzte Zahl von Studenten bei einer Lehroperation dem operierenden Arzt "über die Schulter schauen" kann. In einigen der großen Krankenhäuser in London haben sich diese Geräte bereits bewährt. Es werden zwei verschiedene Modelle hergestellte. Eine stationäre Anlage, bei der die Kamera waagrecht an Schienen hängt und von einem schräggestellten Spiegel das Bild der Operation abnimmt und eine transportable Anlage, die in kurzer Zeit in jedem Operationssaal aufgebaut werden kann. Da das Schwarz-Weiß-Fernsehen für wissenschaftlich-medizinische Zwecke nicht befriedigend ist, wird hier das Farbfernsehen angewandt. Man kann sich vorstellen, daß sich diese Art des Fernsehens auch noch viele andere Anwendungsgebiete erschliessen wird. Ein besonders wirksames technisches Hilfsmittel dürfte sie für die Werbung darstellen, da sie ermöglicht, in bewegten bunten Bildern im Schaufenster darzustellen, was es im Innern eines Geschäftes gibt.
FI-1951 / 1.April-Ausgabe - AUSLAND
England :
Englisches Fernseh-Mosaik
(Yon unserem uvw-Mitarbeiter) - London, Anfang April 1951
Die englische Zeitschrift "Television Weekly" stellt fest, dass der Ausbau des Fernsehens in Gross-Britannien, wie ihn der Beveridge-Plan vorsieht, das Land nicht voll erschließen würde. Die benachteiligten Provinzen haben bereits ein Memorandum ausgearbeitet, das dem Parlament als Unterlage für die kommenden Diskussionen über den Beveridge-Bericht dienen soll. Darin wird festgestellt, daß über 50 Städte mit 1.666.000 Einwohnern in Zonen liegen, die nicht durch die geplanten Fernsehsender erfasst werden können. Schottland kommt besonders schlecht weg: Etwa 700.000 Menschen werden nicht fernsehen können; in Wales sind es etwa 300.000, im übrigen England rund 500.000.
FI-1951 / 1.April-Ausgabe - AUSLAND
Frankreich:
Ein französischer Fernsehsender in Marokko.
Eine private Gesellschaft erhielt die Konzession (Von unserem Pariser Mitarbeiter) - Paris, Anfang April 1951
Die Generalresidenz in Marokko hat beschlossen, die Konzession zur Errichtung eines Televisionssenders in Marokko an eine private Gesellschaft zu erteilen, die "Societe Marocaine de la Television". Die Konzession erstreckt sich auf das gesamte französische Territorium und das Reich des Scherif, bedarf jedoch der Genehmigung des Sultans.
Die neue Gesellschaft wurde mit einem Kapital von 500 Mill. fFranc gegründet, das die "Compagnie pour la Fabrication des compteurs'et materiels d'usines Graz" in Montrouge zur Verfügung stellt. Diese Gesellschaft zählt mit zu den wichtigsten Pionieren auf dem Gebiet des Fernsehens in Frankreich.
Es wird ein Sender mit den dazugehörigen Studioräumen in Casablanca und ein weiterer in Rabat errichtet werden, der mit dem Sender in Casablanca durch Hertz-Relais verbunden sein wird. Im Verlauf von 10 Jahren nach Inbetriebnahme des Senders Casablanca sollen weitere Sender in Meknes und Fes errichtet werden, die gleichfalls durch Hertz-Relais mit Casablanca verbunden werden.
Es ist eine Mindestprogrammdauer von 20 Stunden wöchentlich vorgesehen. Die Sender benützen die Definition von 819 Zeilen, Die Vertragsdauer wurde auf 50 Jahre festgesetzt. -PE-
FI-1951 / 1.April-Ausgabe
AUSLANDSÜBERBLICK und ANREGUNGEN
England
13 Mill. Engländer mit nur einem FS-Sender
Der im Bau befindliche Fernsehsender der BBC in Holme Moss bei Huddersfield soll mit einer Leistung von 40 kW für Bild und 12 kW für Ton einer der stärksten Fernsehsender der Welt werden. Das von ihm mit Fernsehsendungen versorgte Gebiet wird einen Durchmesser von run 250km haben. Etwa 13 Mill. Engländern wird durch den Sender Holme Moss der Fernsehempfang ermöglicht. Die Antennenanlage, die die Sendeenergien für Bild und Ton kombiniert ausstrahlt, befindet sich an der Spitze eines 230 Meter hohen Stahlgittermastes, der auf einer 500 Meter über den Meeresspiegel hinausragenden Anhöhe steht.
Das britische General Post Office will bis Ende 1952 die Dezimeterbrücken soweit ausgebaut haben, dass sie die Voraussetzungen für die Versorgung von 75% der englischen Bevölkerung mit Fernsehsendungen bilden. Gegenwärtig ist der Übertragungsweg von London nach Birmingham in Betrieb, der 1949 als erste Einrichtung dieser Art in der Welt in Betrieb genommen wurde. Zwischen diesen beiden Städten besteht ausserdem eine Kabelverbindung. Das General Post Office hat jetzt den Bau einer Dezi-Brücke zwischen Manchester und Schottland in Auftrag gegeben.
Für die Stadt Cloucester, die über 80 Kilometer vom nächsten Fernsehsender entfernt liegt und infolgedessen einen ungünstigen Empfang hat, wurde eine zentrale Empfangsstation an einem hochgelegenen Punkt ihrer Aussenbezirke errichtet. Der "Gemeinschaftsempfang" ist ein Unternehmen auf kaufmännischer Grundlage. Die Fernsehteilnehmer haben an die Gesellschaft wöchentlich einen kleinen Beitrag zu leisten und erhalten dafür die von der Station empfangenen und verstärkten Sendeimpulse durch eine Kabel-Verbindung auf ihre Apparate geleitet.
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FI-1951 / 1.April-Ausgabe
AUSLANDSÜBERBLICK und ANREGUNGEN - England Regieanweisungen über Funk
In den Fernseh-Studios der BBC ist man dazu übergegangen, die Studio-Manager und Regieassistenten mit Miniatur-Rundfunkempfängern auszurüsten, die ihnen die drahtlos gegebenen Anweisungen aus dem Regieraum übermitteln. Es hatte sich bisher immer als sehr störend erwiesen, dass die Studio-Manager, die ja von Bühne zu Bühne eilen und den Darstellern ihre Einsätze geben müssen, durch die Kabelverbindung mit dem Kontrollraum in ihrer Beweglichkeit beeinträchtigt waren. Kameraleute, Beleuchtungstechniker und Ton- und Bildingenieure sind auch bei der BBC weiterhin durch Kopfhörer und Sprechkabel mit dem Regisseur verbunden.
Fernsehkamera mit drahtloser Verbindung
Zur Fernsehübertragung der kürzlich stattgefundenen traditionellen Ruderregatta zwischen den Universitäten Oxford und Cambridge hatte die BBC an beiden Flussufern eine Anzahl Fernsehkameras aufgebaut, die sich das Bild gegenseitig "zureichten" und ihre Aufnahmen durch Kabel zu einem Regieraum leiteten. Eine weitere Kamera, die drahtlose Verbindung mit dem Regieraum hatte, folgte auf einem Motorboot den beiden Rennbooten, sodass die englischen Fernsehteilnehmer das Rennen von Anfang bis Ende miterleben und besser verfolgen konnten, als es den zahlreichen Zuschauern auf beiden Ufern der Themse möglich war.