überarbeitet von Gert Redlich ab Feb. 2014 - Eigentlich sprechen wir von einer Gazette - Es sind gigantische Textmengen (Buchstaben-Wüsten), die die Autoren der "FI" in den 58 Jahren zusammen getragen haben. Damit das überhaupt vernünftig zu lesen ist, haben wir die Inhalte in jährliche Themengebiete aufgeteilt, die aber nicht in jedem Jahr gleich sind. - Sehr wichtig ist, es wurden alle Informationen, die Texte und die Erkenntnisse genau in der jeweils benannten Woche aufgeschrieben und nicht später ergänzt oder korrigiert.
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FI-1951 / 1.Juni-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
Über die Kreditrestriktionen der Rundfunkwirtschaft
Vizekanzler und ERP-Minister Dr.Blücher, der aus Anlass der Eröffnung der deutschen Handwerksmesse 1951 in München sprach, wurde von einem Redaktionsmitglied der "Fernseh-Informationen" auf die schwerwiegenden Auswirkungen der Kreditrestriktionen auf die Rundfunkwirtschaft und auf die sich bildende junge deutsche Fernsehwirtschaft hingewiesen.
Dr.Blücher erklärte, dass diese Kreditrestriktionen, im Hinblick auf die im Februar sichtbar gewordenen Entwicklungen zum Schutz der Währung absolut notwendig wurden. Erleichterungen könnten jedoch jetzt durch eine induviduelle Auflockerung der Restriktionen erreicht werden.
FI-1951 / 1.Juni-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
Noch eine "Arbeitsgemeinschaft Fernsehen"
Ähnlich wie in Hamburg (siehe Artikel "Der Aufbau des Fernsehgerätemarktes" in der vorliegenden Ausgabe der "Fernseh-Informationen") ist auch die Gründung einer "Arbeitsgemeinschaft Fernsehen" in Nordrhein-Westfalen beabsichtigt. Diese Arbeitsgemeinschaft soll vor allem die Fernsehinteressenten aus Rundfunkhandel und Rundfunkindustrie im weiteren Ruhr gebiet - zwischen Köln und Bielefeld - zusammenfassen.
Für den Berliner Rundfunkeinzelhandel werden bereits Kurse veranstaltet, um die Händler mit dem Fernsehen vertraut zu machen. Auch für das gesamte oberhessische Gebiet sind solche Ausbildungskurse unter Leitung von Gewerbeoberlehrer Marx - Frankfurt am Main in Vorbereitung.
FI-1951 / 1.Juli-Ausgabe - Deutschland
STREIFLICHTER AUF DIE PRODUKTION
Grundig-Werke zeigten ihren ersten Fernsehempfänger.
Fernsehtruhe mit 15 Röhren. - Reehteckbildröhre - Eingebaute Antenne.
Die Grundig-Radiowerke in Fürth, die im Herbst einen Fernsehempfänger auf den Markt bringen, führten anlässlich des "Neuheiten-Termins" der westdeutschen Radioindustrie den Journalisten ihren ersten Fernsehempfänger vor. Das Gerät ist eine von Künstlerhand gestaltete Edelholztruhe und berücksichtigt nach den Angaben der Werkleitung "nicht nur die letzten Erfahrungen der Fernsehtechnik, sondern eilt der weiteren Entwicklung schon voraus".
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Grundig hat Drucktasten !
Die Drucktastenumschaltung gestattet es, alle sechs für Europa vorgesehenen Fernsehkanäle zu wählen. Allen Möglichkeiten der Frequenzverteilung auf die einzelnen zukünftigen Fernsehsender wurde also bereits Rechnung getragen. Eine Rechteckbildröhre liefert auf einem Bildschirm von 22 x 30cm helle, kontrastreiche und scharfe Bilder, die eine Auflösung bis in die feinsten Bildeinzelheiten zulassen.
Durch besondere Schaltungsmassnahmen ist die Störanfälligkeit auf ein bisher unbekanntes Minimum herabgedrückt, sodaß unter normalen Bedingungen Bildstörungen nicht auftreten und selbst bei schwierigsten Empfangsverhältnissen bei kleinstem Eingangspegel und starken Netzspannungsschwankungen Gleichlaufstörungen oder Helligkeitsschwankungen des Bildes vermieden werden.
Empfang mit eingebauter Antenne
Die Empfindlichkeit ist so groß, daß in vielen Fällen die eingebaute Antenne zum Empfang ausreicht. Die Bedienung des Empfängers ist weitgehend vereinfacht und durch die wenigen Einstellknöpfe "kinderleicht".
Eine besondere Fernsteuereinrichtung ermöglicht die Regelung von jedem beliebigen Betrachtungsort aus.
Technische Daten:
Das Gerät ist für die europäische Norm (625 Zeilen) eingerichtet. Frequenzbereichs alle sechs Fernsehkanäle von 174 bis 216 MHz, durch Drucktasten umsehaltbar.
Bildteil: 15 Röhren (sowie Selengleiehrichter), automatische Schwundregelung zur Konstanthaltung der Bildhelligkeit und des Kontrastes, automatische Bandbreiteregelung, mehrfache Störbegrenzung zur Verhinderung von Gleichlaufstörungen, rauscharme Eingangsschaltung. Rechteckbildröhre mit großem Bildfenster, Eingebaute Antenne, Fernbedienung.
Tonteil: 6 Röhren sowie Selengleichrichter. UKW-Begrenzer zur Unterdrückung von Störungen. Große Leistungsreserve durch PL82 (6W Endpentode). Beste Klangwiedergabe durch Mehrfachgegenkoppelung.
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Eigener Werkssender
Um den Eindruck bei der Besichtigung dieses ersten Fernsehempfängers der Grundig-Werke zu erhöhen, wurde die Probeübertragung eines Testbildes von dem etwa 200m entfernt auf dem Industriegelände stehenden Versuchssender auf den Fernsehempfänger vorgeführt. Der neue Empfänger soll vorerst in einer Kleinserie gebaut werden. Direktor Sieweck erklärte, daß diese Fernsehempfänger-Truhe der Grundigwerke voraussichtlieh 1.500 DM kosten werde.
Der Grundig-Industriesender ist jedoch, wie wir hören, noch keinesfalls in Betrieb genommen worden. Dies wird erst in etwa 5 bis 6 Wochen der Fall sein.
FI-1951 / 1.Juli-Ausgabe - Deutschland
STREIFLICHTER AUF DIE PRODUKTION
Loewe-Opta Werke in Kronach
Die Fernsehempfänger-Produktion der Loewe-Opta Werke in Kronach.
Die Loewe Opta A.G., deren Stammwerk in Berlin-Steglitz rd. 1.000 Arbeiter beschäftigt, hat nach dem letzten Krieg in Kronach in Oberfranken ein Zweigwerk errichtet, das gegenwärtig 980 Beschäftigte verzeichnet. Ein weiteres Zweigwerk befindet sich in Düsseldorf.
Die Loewe Opta A.G. hat sich bereits seit 1925 intensiv auf dem Fernsehgebiet beschäftigt und hier wesentliche Pionierarbeit geleistet. Nach der großen Zwangspause, die die Forsehungs- und Entwicklungsarbeit auf dem Fernsehgebiet in Deutschland unterband, hat auch dieses Unternehmen sich mit großer Intensität wieder seinem alten Spezialgebiet zugewandt.
Die Loewe-Opta Werke werden nach umfangreichen Vorbereitungsarbeiten, für die auch grössere Erweiterungsbauten im Werk Kronach notwendig waren, im Herbst dieses Jahres wieder mit serienmässig erzeugten Fernsehempfängern am Markt erscheinen.
Zur Durchführung der Versuche wurde ein eigener Industriesender entwickelt, der kürzlich Vertretern des bayerischen Wirtschaftsministeriums vorgeführt wurde. Auf das in einem Nebenraum befindliche Empfängermodell wurden Ausschnitte aus einem Greta Garbo-Film übertragen, wobei ein ausgezeichneter Empfang, sowohl was Bildschärfe und Kontrast als auch den Ton betrifft, erzielt wurde.
Bei dem Empfänger handelt es sich um eine Truhe, an deren Vorderseite 2 Türen angebracht sind, die beim Öffnen den Bildschirm und vier Bedienungsknöpfe freigeben. Daten für den neuen Loewe-Opta Fernsehempfänger liegen noch nicht vor. Der Versuchssender in Kronach hat eine Sendestärke von 4 bis 5 Watt und einen Aktionsradius von 3 bis 5km.
FI-1951 / 1.Juli-Ausgabe - Deutschland
STREIFLICHTER AUF DIE PRODUKTION
Te-Ka-De wieder in der Fernsehproduktion.
Die Te-Ka-De (Süddeutsehe Telefon-Apparate-Kabel- und Draht-Werke A.G. in Nürnberg), die sich bereits vor 20 Jahren mit der Entwicklung von Fernsehempfängern beschäftigten, und vor dem letzten Krieg ebenso wie eine Reihe anderer bekannter Unternehmen Fernsehempfänger mit Kathodenstrahlröhre herstellten, haben sich seit einiger Zeit wieder in die Fernsehentwicklung eingeschaltet und die Konstruktion moderner Fernsehempfänger-Typen erfolgreich aufgenommen.
Die ersten von der Te-Ka-De neu entwickelten Geräte wurden im Versuchsbetrieb beim Fernsehsender des NWDR in Hamburg überprüft. Inzwischen konnte die Weiterentwicklung und Fertigung mit einem von Philips gelieferten Testbild-Laborsender fortgeführt werden. Auch die Te-Ka-De wird im Herbst dieses Jahres ihren neuen Fernsehempfänger auf den Markt bringen.
FI-1951 / 1.Juli-Ausgabe - Deutschland
STREIFLICHTER AUF DIE PRODUKTION
Der Wiederaufbau von Telefunken.
Bei einem Presse-Empfang der Telefunken G.m.b.H., Hannover, wurde über die Entwicklung des Unternehmens mitgeteilt, daß das Jahr 1945 das Ende all dessen brachte, was vorher durch "rastlose" (?) Forschung geschaffen worden war. Durch das Zusammenfinden alter Telefunken-Leute wurde jedoch sofort wieder damit begonnen, den Grundstein für neue Fabrikationsmöglichkeiten zu legen und damit dem alten Namen wieder zu neuer Geltung zu verhelfen. 1946 waren es bereits 2.900 Menschen, die im Westen und in Berlin tätig waren, und heute in 1951 besitzt Telefunken wieder 10.000 Arbeitskräfte in den Werken Hannover, Berlin und Ulm.
Über das Prinzip der Fernseh-Technik habe man sich geeinigt, und zwar nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern auch im gesamteuropäischen Raum, mit Ausnahme von Frankreich und England. Die Planung der Industrie für die Herstellung von Fernseh-Empfängern sei noch sehr vorsichtig, es sei jedoch zu erwarten, daß die Industrie eine Nachfrage nach Fernsehempfängern in verhältnismässig kurzer Zeit erfüllen kann, zumal sämtliche führenden Firmen der Rundfunkindustrie Fernsehempfänger entwickeln.
FI-1951 / 1.Juli-Ausgabe - Deutschland
STREIFLICHTER AUF DIE PRODUKTION
Krefft A.G. Gevelsberg baut Fernsehempfänger.
Die Firma Krefft in Gevelsberg, die vor allem durch ihre Produktion von Herden, Öfen und Kühlschränken bekannt ist, stellt seit 1948 auch Radioapparate her. Gegenwärtig beträgt die Produktion von Radioapparaten 400 Stück täglich. Seit etwa einem halben Jahr entwickeln die Techniker der Firma, die in Gevelsberg unter erschwerten Arbeitsbedingungen tätig sind, auch Fernsehempfänger, die erstmals der Öffentlichkeit auf der Deutschen Industriemesse in Berlin am 6.Oktober gezeigt werden sollen.
FI-1951 / 1.Juli-Ausgabe - Deutschland
STREIFLICHTER AUF DIE PRODUKTION
Die Fernsehproduktion der Blaupunkt-Werke.
Aus Anlass des Beginns der Rundfunksaison 1951/52 veranstalteten die Blaupunktwerke - Darmstadt - eine Presse-Besichtigung ihrer neuesten Modelle, wobei mitgeteilt wurde, daß die Rundfunkindustrie, soweit sie sich mit der Herstellung von Fernsehempfängern befasse, kurz vor der Aufnahme der Serienfabrikation stehe. So werde Blaupunkt schon im August dieses Jahres die ersten Muster, von denen bereits eines zu besichtigen sei, herausbringen, und im Oktober eine Serie am Band laufen lassen.
FI-1951 / 1.Juli-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
1000 Vormerkungen für Siemens Fernseher
Wie auf einer Pressekonferenz von Siemens&Halske mitgeteilt wurde, haben sich bereits jetzt in Hannover etwa 1.OOO Interessenten für die Abnahme von Fernsehempfängern vormerken lassen.
Siemens gehört zu den nun 16 Fabriken, die Fernsehgeräte entwickeln. Über den neuen Siemens-Fernsehempfänger, der im nächsten Frühjahr herauskommen soll, wurden noch keine Mitteilungen gemacht.
Anmerkung in 2014 : Der freudige Hinweis auf jetzt bereits 16 Hersteller von Fernsehapparaten wird mal ein fürchterlicher Bumerang werden.
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FI-1951 / 1.Juli-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
Krefft A.G. in Gevelsberg baut sechsstöckiges Fabrikgebäude
Die Firma Krefft A.G. in Gevelsberg hat für ihre Rundfunk- und Fernsehgeräteproduktion ein sechsstöckiges Fabrikgebäude mit den erforderlichen Laboratorien und Werkstätten errichtet. Ausserdem werden die eigenen Werkshallen der hochfreqruenz-technischen Fabrik in Köln weiter ausgebaut. In Dr. Massenberg, dem Gesamtleiter der Hoch- und niederfrequenztechnischen Abteilung, hat die Krefft A.G. eine in der Rundfunk-Wissenschaft und -Wirtschaft bekannte Persönlichkeit gewonnen.
FI-1951 / 1.Juli-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
Prof. W. Heimann in Wiesbaden entwickelt Iconoscope
Die unter Leitung von Prof. W. Heimann stehenden Physikalisch-Technischen Werkstätten in Wiesbaden, die sich mit der Herstellung von Fotozellen und Elektronenröhren einen Hamen gemacht haben, haben sich auch auf die Herstellung von Iconoscopen (Bildaufnahmeröhren) konzentriert. Die Iconoscope sind für die Kameras der Fernsehsender-Studios und Übertragungswagen bestimmt. Für Versuchszwecke verfügen die Physikalisch-Technischen Werkstätten in Wiesbaden über eine komplette Sende- und Empfangsanlage.
FI-1951 / 1.Juli-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
Telefunken liefert nach Brasilien und Finnland
Die Telefunken-Gesellschaft Berlin erhielt von Radio Nacional (Brasilien) einen 50kW KW-Rundfunksender für Rio de Janeiro in Auftrag. "Yleisradio Oy" (Helsinki, Finnland) bestellte bei der gleichen Gesellschaft einen kompletten 250W UKW-Rundfunksender mit mehreren Empfangsanlagen.
FI-1951 / 2.Juli-Ausgabe - WIE SAHEN UND HÖRTEN
Fernseher im Schaufenster - getürkt
Ein Rundfunkhändler in der Ringstraße in Kiel hat sich Gedanken gemacht, wie man wirksam für das Fernsehen werben könntet er stellte in sein Schaufenster einen Fernsehempfänger, aus dem er die Bildröhre entfernte. Statt ihrer setzte er eine Mattscheibe als Bildschirm ein. Auf diesen projizierte er - Filme, kleine Märchenfilme usw., und betonte, dass so einmal ein Fernsehempfang aussehen würde. Erfolg: Die Leute stauen sich vor seinem Schaufenster und bekommen so eine eindrucksvolle Demonstration vom Fernsehrundfunk, wie es sonst kaum möglich ist. Eine gute Idee für eine gute Sache! Gleichzeitig hat der findige Kieler Rundfunkhändler auch die gegenwärtig wirksamste Werbeform für sein eigenes Geschäft gefunden.
Neue Fernsehempfänger-Truhe der Grundig Radio-Werke
Die auf der Elektromesse in München ausgestellte Fernsehempfänger-Truhe der Grundig Radio-Werke erregte grosses Publikumsinteresse. Auch Ministerpräsident Dr.Ehard und Landtagspräsident Dr.Hundhammer sowie 80 Landtagsabgeordnete und 20 Senatoren besichtigten diesen FS-Empfänger.
FI-1951 / 2.Juli-Ausgabe - DEUTSCHLAND
Fernseh-Wirtschaft im Aufbau.
Handel und Handwerk bereiten sieh auf das Fernseh-Geschäft vor. (Von unserem Hamburger Mitarbeiter) - Wgf., Hamburg, im Juli 1951
Auf der ersteh Sitzung der Fernseharbeitsgemeinschaft Handel-Handwerk in Hamburg, die von über 80 Mitgliedern besucht war, hielt der Vorsitzende des Verbandes des Rundfunkeinzelhandels e.V., Ing. Hans Röglin, einen fast dreistündigen Vortrag über den Stand des Fernsehens in der Welt und über die kaufmännischen Grundlagen des Fernsehgeschäfts.
Nach einem Überblick über die Lage auf der Sendeseite besonders in den USA, Frankreich und England, und über die allgemeinen Auswirkungen des Programmdienstes erläuterte er vornehmlich an englischen Statistiken und Erfahrungen die Aufgaben, die sich in Zukunft für den Handel mit Fernsehgeräten ergeben werden.
Röglin erklärte, es sei eine irrige Ansicht, daß sich nur die wohlbegüterten Kreise Fernsehempfänger kaufen würden. Er betonte, daß es notwendig sei, der Entstörung von Autozündkerzen und vornehmlich von Neonröhrenbeleuchtung eine sehr grosse Aufmerksamkeit zu widmen. Im zweiten Fall sei die Entstörung besonders schwierig; alle Möglichkeiten würden aber bereits intensiv untersucht.
Der Verkauf von FS-Empfängern (in England)
Es sei in England ungewöhnlich, Empfänger zunächst versuchsweise im Haus aufzustellen. 98% aller Fernsehempfänger werden im Laden verkauft, und zwar bei abendlichen Programmsendungen, zu denen ein Kreis von Interessenten eingeladen werde. Vom Umtauschrecht würde sehr wenig Gebrauch gemacht; es kann in einem Zeitraum von 3 Monaten ausgeübt werden, ohne daß der dann zurückgegebene Empfänger als gebrauchtes Gerät gilt.
Jeder Empfänger wird dem Käufer durch einen "Instruktor" ausgeliefert, der in etwa zwei Stunden einen Bedienungsunterricht erteilt. Die Empfänger kosten in England: Tischempfänger 45£, die meistverkauften Modelle 65£, noch gut verkaufte Empfänger bis zu 8o£ und Luxusgeräte bis zu 3oo£. Die Luxussteuer auf Fernsehempfänger betrug bis Mitte 1951 3o%, neuerdings ist sie auf 60% erhöht worden. (Sie muss übrigens schon vom Händler in dem Augenblick entrichtet werden, wenn er das Gerät auf Lager nimmt).
In der City von London werden 75% aller Käufe in bar bezahlt, 25% sind innerhalb von 3o Tagen abgewickelt. In den anderen Gegenden zahlen Käufer mit Einkommen von 350-650£ rund 45% in bar, 55% in Teilzahlungen. Die Anzahlung liegt zwischen l0-15£, die Raten sind auf 6-12 Monate verteilt (dazu wird ein besonderer Wartungsvertrag abgeschlossen). Auf jeden der 35o Händler in London kamen 1949 durchschnittlich im Januar 5 Verkäufe, im Juni 4, im September 8, im November 11 und im Dezember 13 Verkäufe. Im Jahre 1950 erfolgten in London und im Bereich des inzwischen neu hinzugekommenen zweiten Senders folgende Verkäufe je Händler (also etwa 7oo Händler): Januar 9,9, Februar 7,7, März 7,32, April 5,18, Mai 6,32, Juli 3,88, August 4,51, September 6,77, Oktober 11,77, November lo,75 und Dezember 12 Verkäufe.
Händler-Rabatt und Garantie (in England)
Die Händler erhalten einen Rabatt von rd. 30%. Auf die Geräte wird eine Garantie gegeben, die für die Bildröhre 6 Monate, für andere Röhren 3 Monate und für Fernseheinzelteile 12 Monate beträgt. (Auch bei Barzahlung wird wegen dieser Garantie ein schriftlicher Kaufvertrag abgeschlossen). Während dieser Frist erhält der Käufer Einzelteile ersetzt, er muss jedoch den Arbeitslohn bei Reparaturen bezahlen. Gewisse "Modeströmungen" in der Farbe des Bildes erfordern eine doppelte Lagerhaltung von Bildröhren, einmal in den Farbkombinationen Schwarz-Grau-Grün und zweitens in Schwarz-Gelblich-Beige. Dabei ist es nicht immer einfach, bei Auswechselungen der Bildröhre die Farbtöne wiederzutreffen, an die sich das Auge gewöhnt hat.
Der Aufbau des Fernseh-Service (in England)
Nach der Garantiezeit werden Wartungsverträge abgeschlossen, die für das
erste Jahr 2 1/2£ betragen, für das zweite Jahr 5£; über diesen Zeitraum hinaus werden keine weiteren Abkommen getroffen. Für Ausfälle an Material kann jedoch dann eine besondere Versicherung abgeschlossen werden, z.B. für kleine Bildröhren in Höhe von 8-10£, für größere bis zu 14£.
Die Händler unterhalten einen ausgezeichneten Service, das heißt für alle Reparaturmöglichkeiten gut ausgerüstete Wagen, die auf Anforderung die Gerätebesitzer im Heim aufsuchen. Dadurch wird ein Transport der Empfänger zur Werkstatt vermieden und Zeit gespart. Auf rund 2oo Geräte kommt ein Service-Techniker, deren Stundenlohn mit 15£ angesetzt ist (reine Arbeitszeit, Wegezusohlag wird nicht erhoben). Die Löhne für das Personal (Verkäufer und Techniker) sind festgesetzt und zwar wöchentlich mindestens für :
Techniker - A-Klasse (3 Jahre Lehre) = 5/1o/6 £
Techniker - B-Klasse (2-3 Jahre Lehre und Technikum) = 6/18/6 £
Techniker - TV-Klasse (B-Techniker und Fernsehlehrgänge) = l0-15 £
Tatsächlich aber werden Löhne gezahlt, die im allgemeinen - wegen des Mangels an Fachkräften - doppelt so hoch liegen! Die Arbeitszeit beträgt 46 Wochenstunden; bei Überstunden - gleichgültig wieviele - wird der Tageslohn um 50% erhöht. Ausserdem sind z.B. Spitzenverkäufer mit 1/4 - 1/2 % am Umsatz beteiligt.
Der Antennenbau (in England)
Der Antennenbau wird von Spezialfirmen vorgenommen, die in England für einen Antenentest (bei Festlegung des Aufstellungsplatzes) eine besondere Gebühr von 30 shilling erheben. Eine Aussenantenne kostet 7 bis 10£, Antennen auf größeren Masten 20 bis 25£. Sehr schwer ist gerade bei der 1,5 m-Welle die Frage der Gemeinschaftsantennen zu lösen. Von l00 Antennen sind 80 Aussenantennen.
Fernseh-Service-Kursus (in England)
Unter Berücksichtigung der besonderen Verhältnisse in Deutschland wird ein ähnlicher Service auch bei uns möglich sein. Es gilt nur - wie Hans Röglin betonte - ihn sorgsam vorzubereiten. In Hamburg beginnen die ersten Kurse im August, und zwar soll die Ausbildung personell und nach Sachgebieten auf breitester Grundlage vorgenommen werden.
Das ist notwendig, denn man schätzt, daß in Deutschland im Jahre 1952 etwa 5o.ooo Geräte auf den Markt kommen könnten und daß in vielleicht 7 Jahren mit einer Teilnehmerschaft von 2 Millionen gerechnet werden kann.
FI-1951 / 2.Juli-Ausgabe - WIE SAHEN UND HÖRTEN
Neuer Magnet-Werkstoff angekündigt
Der Mangel an Nickel und Kobalt auf dem Weltmarkt bildet eine der Schwierigkeiten bei der Produktion von Rundfunk- und Fernsehempfängern. Diese Ne-(Nicht-Eisen)-Metalle werden u.a. zur Herstellung von Lautsprecher-Magneten benötigt. Das Philips Forschungslaboratorium, in dem auch der heute in der ganzen Welt verbreitete "Ticonal"-Magnetstahl entwickelt wurde, kündigt jetzt die Erfindung eines neuen Werkstoffes an, der sich besonders zur Herstellung von Dauermagneten eignet, und für den die erforderlichen Rohstoffe leichter als die spärlichen und teueren Metalle Nickel und Kobalt beschafft werden können. Der neue Werkstoff ist bereits in das Fabrikationsprogramm der Philips-Werke aufgenommen worden. Lieferungen in größerem Umfange werden allerdings erst für das nächste Jahr angekündigt.
Loewe-Opta zeigt 3 Fernsehempfänger
Loewe-Opta, Berlin-Steglitz, veranstaltete aus Anlass einer Pressebesichtigung ihres Werkes eine mehrstündige Fernsehübertragung einer Sondersendung aus dem früheren Reichspost-Zentralamt in Berlin-Tempelhof. Dabei wurden mit 3 von Loewe-Opta hergestellten Fernsehempfängern Direktaufnahmen, Filme und Standbilder gezeigt.
Elektro-Institut Bredeneek ist "übernommen" worden
Die Deutschen Werke, Apparatebau, Kiel haben das Elektro-Institut Bredeneek übernommen. Es werden elektronische Messgeräte, Fernseh-Sende- und Empfangsanlagen in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Kroebel-Kiel hergestellt.