überarbeitet von Gert Redlich ab Feb. 2014 - Eigentlich sprechen wir von einer Gazette - Es sind gigantische Textmengen (Buchstaben-Wüsten), die die Autoren der "FI" in den 58 Jahren zusammen getragen haben. Damit das überhaupt vernünftig zu lesen ist, haben wir die Inhalte in jährliche Themengebiete aufgeteilt, die aber nicht in jedem Jahr gleich sind. - Sehr wichtig ist, es wurden alle Informationen, die Texte und die Erkenntnisse genau in der jeweils benannten Woche aufgeschrieben und nicht später ergänzt oder korrigiert.
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FI-1951 / 2.April-Ausgabe - AUSLAND England
Fortschritte im britischen Fernsehen.
1,5 Millionen Pfund für Fernsehsendungen - von G. S. London, Mitte April 1951
Der bedeutendste technische Fortschritt, mit dem man dieses Jahr rechnet, ist die Eröffnung eines dritten Fernsehsenders im Holme Moss bei Huddersfield, der im Juli 1951 Versuchssendungen (mit reduziertem Aufwand) beginnen und im September regelmässige Sendungen aufnehmen dürfte. Durch diesen Sender werden die Fernsehprogramme weiteren 11 Millionen Menschen zugänglich gemacht, die zu den 18 Millionen hinzukommen, die bereits durch die Sender im Londoner Alexandra Palast und in Birmingham (Sutton Ooldfield) bedient werden.
Vollendet wird das britische Fernsehsendenetz mit der Eröffnung eines schottischen Senders in Kirk O'Shotts zu Beginn und eines walisischen Senders in Wenvoe bei Cardiff gegen Ende des kommenden (1952) Jahres. Damit werden die Fernsehsendungen etwa 75% der britischen Bevölkerung zugänglich sein.
Die verfügbaren Senderäume wurden durch Einrichtungen eines zweiten Studios (in Lime Grove, ehemals ein Gebäude der Rank-Filmorganisation) bedeutend vergrössert.
Die fünf neuen Senderäume werden allmählich für Fernsehzwecke umgebaut; die beiden, die bereits verwendet werden, sind zwei- bzw. dreimal grösser als die zwei Senderäume im Alexandra-Palast. Diese Vermehrung der Sendemöglichkeiten hat dazu geführt, dass mehr Zeit für Proben zur Verfügung steht, wodurch sich das Niveau der Darbietungen entsprechend verbessert.
Der englische Telefilm-Prozess zum Aufnehmen von Sendungen
Der von den Technikern der BBC entwickelte Telefilm-Prozess, ein für die Verwendung im Fernsehdienst ausgearbeitetes Filmverfahren, ist in letzter Zeit häufiger verwendet worden, um besonders interessante Sendungen zu wiederholen. Das gilt zur Zeit hauptsächlich für Sendungen ausserhalb der Funkräume, aber gelegentlich werden auch Darbietungen im Senderaum - wie z.B. Funkgespräche über aktuelle Themen - nach diesem Verfahren verfilmt und wiederholt.
FI-1951 / 2.April-Ausgabe - AUSLAND Frankreich
Funk und Fernsehen vor dem französischen Parlament.
(von unserem Pariser Mitarbeiter) Paris, Mitte April
Die Budgetdebatte über den Funk- und Fernseh-Etat in der französischen Kammer gab einen, offiziellen, durch einzelne Anfragen noch detaillierten Überblick über den augenblicklichen finanziellen Stand von Radio und Television in Frankreich.
Der Gesamt-Rundfunk-Etat, einschliesslich Television, beläuft sich auf 8.521 Millionen Francs gegenüber 7.010 Millionen Francs im Vorjahr. Die Erhöhung wird in der Hauptsache mit den Gehaltssteigerungen begründet und den Ausgaben für den Fernsehfunk.
Die Zahl der bis jetzt erfassten Fernseh-Empfangsapparate beträgt 10.000 gegenüber 3.000 im Vorjahr. Von dem Gesamtetat entfallen nach den Ausführungen des Informationsministers Gazier 517 Millionen auf den Fernsehfunk. An der hohen Definition von 819 Zeilen werde auf alle Fälle festgehalten, daneben erfolgen noch bis 1958 Sendungen mit der alten Zeilenzahl von 414 für die Besitzer der alten Apparate.
Die Sparkassen sollten beim Finanzieren helfen
Da die Television eine unendlich stärkere Wirkung ausübe als das Radio, müsse sie dem grossen Publikum leicht zugänglich gemacht werden. Der Bau eines Fernsehsenders koste 300 bis 400 Millionen Francs. Man müsse daher eventuell einen Appell an die Sparkassen ins Auge fassen, zumindest in den grösseren Städten, um zusätzliche Finanzierungsquellen für den Ausbau des Fernsehens zu erschliessen.
Zur Zeit erfordern Ausbau und Verbesserung der Programme noch ganz erhebliche Zuschüsse. Die Einnahmen aus den Televisions-Empfänger-Gebühren dürften noch mehrere Jahre lang nicht ausreichen und es werden staatliche Zuschüsse erforderlich sein, ohne dass dafür dem Funk Mittel entzogen werden dürften. Das Parlament sollte sich darüber aussprechen, ob vielleicht Reklamesendungen doch zuzulassen seien (im Gegensatz zum Radio, für das die Redner jede Reklame und deren Einflüsse scharf ablehnten).
Mit dieser Frage wird sich die parlamentarische Pressekommission eingehend befassen, erklärte deren Vorsitzender.
-P.E.-
FI-1951 / 2.April-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
Versuchsanlagen von Lausanne nach Basel
Wir berichteten bereits in der 1. April-Ausgabe der "Fernseh-Informationen", dass die gegenwärtig in Lausanne aufgestellten und dort erfolgreich arbeitenden Versuchsanlagen der Firma Philips im kommenden Herbst nach Basel verlegt werden. Da die Sendungen mit der gleichen Norm erfolgen wie die Versuchsprogramme in Deutschland, wird man die Basler Fernsehsendungen im Herbst auch auf badischem Gebiet empfangen können, wenn im badischen Empfangsbereich Fernseh-Empfangsapparate bis dahin verfügbar sind. Zur Propagierung des Fernsehens wäre es zweckmässig, wenn die deutsche Fernsehindustrie zu gegebener Zeit dem Handel im dortigen Gebiet für Demonstrationszwecke einige Empfangsapparate verfügbar machen würde. Südbaden dürfte jedenfalls über den Baseler Versuchssender das erste Gebiet Süddeutschlands sein, das Fernsehsendungen empfangen kann.
FI-1951 / 2.April-Ausgabe
AUSLANDSÜBERBLICK und ANREGUNGEN - England
Jetzt ca. 703.000 Fernseh-Anmeldungen
Die Zahl der angemeldeten Fernseh-Teilnehmer in England erreicht, wie wir
von BBC-London erfahren, im Februar 1951 rd. 703.000 gegenüber 316.700 vor einem Jahr. Die Zahl der britischen Fernsehteilnehmer hat sich damit im Lauf des letzten Jahres mehr als verdoppelt. Bis Ende dieses Jahres dürfte sich die Teilnehmerzahl auf eine Million erhöhen.
FI-1951 / 2.April-Ausgabe
AUSLANDSÜBERBLICK und ANREGUNGEN - England
Eröffnungsfeier mit englischem Königspaar
Am 3. Mai wird das britische Festjahr feierlich eröffnet werden. Vor der Eröffnungsfeier nimmt das englische Königspaar an einem Festgottesdienst in der St.Pauls-Kathedrale teil. Um 12 Uhr treten der König und die Königin aus dem Westportal der Kathedrale, und von dort wird dann König Georg die Eröffnungsansprache halten. Die am Südufer der Themse gelegenen Ausstellungsgelände werden am nächsten Tag geöffnet werden. Der Wagen des Königs, von den anderen Wagen gefolgt, verlässt um 10.30 Uhr den Buckingham-Palast.
31 Berichterstatter werden die Fahrt und den Gottesdienst, der durch den Rundfunk übertragen wird, den in- und ausländischen Hörern auf englisch und in anderen Sprachen schildern. Fernsehkameras werden die offenen, von Kavallerie flankierten Wagen, die geistlichen Würdenträgern und hohen Staatsbeamten aufnehmen, sodass der Zug von Millionen Menschen zu Hause auf dem Bildschirm der Fernseh-Empfänger gesehen werden kann.
FI-1951 / 2.April-Ausgabe
AUSLANDSÜBERBLICK und ANREGUNGEN - Schweden
Schweischer UKW Sender stört englisches Fernsehen
Der neue schwedische Versuchs-UKW-Sender auf dem Mosebacke, der auf dem 7-Meter-Band sendet, hat teilweise zu empfindlichen Störungen des TV-Empfanges in England und sogar in Amerika geführt. Englische und amerikanische Fernsehteilnehmer empfingen verschiedentlich die Bildsendungen ihrer TV-Sender mit einem ihnen meist unverständlichem schwedischen Text.
Die Einführung des Fernsehens in Schweden stosse, wie Direktor Erik Esping vom Telegrafenwerk (Stockholm) unserem Korrespondenten mitteilte, vorerst noch auf große wirtschaftliche Schwierigkeiten. Zur Finanzierung eines schwedischen Fernsehfunks sei nicht nur die Einziehung von Lizenzgebühren erforderlich, sondern man müsse vermutlich auch Reklame Sendungen in das Programm aufnehmen.
FI-1951 / 2.April-Ausgabe
AUSLANDSÜBERBLICK und ANREGUNGEN - Italien
Der Turiner Fernsehsender wurde in der letzten Märzwoche auf die neue europäische Norm umgestellt. Die wichtigsten Daten sind folgende: Bild 82,25 MEz, Tonsender 87,75 MHz, Bildzerlegung 625 Linien, 25 Bilder pro Sekunde, im Zeilensprungverfahren, totale Bandbreite 7 MHz. Der Turiner Fernsehsender kann auch zum Teil in der Schweiz, und zwar in manchen Gebieten des Süd-Tessins empfangen werden.
FI-1951 / 2.April-Ausgabe
AUSLANDSÜBERBLICK und ANREGUNGEN - Österreich
Spezialisten besuchen Paris und dann die BBC
Zehn leitende Ingenieure der österreichischen Radio- und Hochfrequenz-Industrie unternehmen Anfang Mai eine l0tägige Studienreise nach Paris, um sich mit dem Stand der französischen Television vertraut zu machen. Im Herbst dieses Jahres wollen dieselben Techniker das Fernsehen bei der BBC in London studieren.
FI-1951 / 2.April-Ausgabe
AUSLANDSÜBERBLICK und ANREGUNGEN - Österreich
Neue Erkenntnisse aus Frankreich
Der österreichische Fernseh-Experte Ing. J. Sliskovic, der von einer Europareise zurückgekehrt ist und den Stand des Fernsehens in England, Frankreich, Holland und Deutschland studiert hat, erklärte unserer Wiener Korrespondentin, dass nach seinen Eindrücken Deutschland in der europäischen Fernsehtechnik wieder führend sei.
Insbesondere bei der Fernseh-GmbH in Darmstadt sei die Entwicklungs- und Vervollkommnungsarbeit auf dem Gebiet der Fernsehtechnik soweit fortgeschritten, wie sonst nirgends in Europa.
FI-1951 / 2.April-Ausgabe
AUSLANDSÜBERBLICK und ANREGUNGEN - Frankreich
Neue Fernsehsender in Frankreich
Auf einer Pressekonferenz der eben beendeten Film-Festspiele in Cannes führte, wie uns unser Pariser Mitarbeiter unter dem 26.4.1951 berichtet, der französische Informationsminister Gazier (Sozialist) über den Ausbau der Television in Frankreich aus, dass die beschleunigte Aufstellung der neuen für Lyon, Marseille, Toulouse, Strassburg und Bordeaux vorgesehenen Fernseh-Sender, die alle mit der Definition von 819 Zeilen ausgestattet werden, von dem Erfolg einer demnächst aufzulegenden Anleihe abhängig sei. Den Filmproduzenten gegenüber betonte er, dass die Television zu ihrer Entwicklung den Film nötig habe und auf keinen Falle eine Konkurrenz werden solle, wie auch das Radio die öffentlichen Konzerte und Theater nicht ausgeschaltet habe.
FI-1951 / 1.+2. Mai-Ausgabe - DEUTSCHLAND
Der Aufbau des Fernsehens in den Niederlanden.
(Von unserem Hamburger Mitarbeiter) Wgf. Hamburg, Mitte Mai 1951
Programm-Austausch mit Westdeutschland
Zwei Delegationen niederländischer Rundfunkfachmänner, die vor längerer Zeit die Fernsehdienste in England und Frankreich besichtigt hatten, unterrichteten sich bei einem mehrtägigen Besuch nun auch über den Stand und die Planungen des Fernsehdienstes des NWDR. Die eine Gruppe umfasste den Verwaltungsrat der Niederländischen Rundfunksender-Gesellschaft NOZEMA N.V., die zweite Abordnung setzte sich aus führenden Mitgliedern der Rundfunkgesellschaft VARA zusammen.
Die Gäste hatten Gelegenheit, die Sende- und Studio-Einrichtungen zu besichtigen, an Sendungen teilzunehmen und ausführliehe Unterhaltungen über die Aufgaben und Möglichkeiten des Fernsehens mit leitenden Mitgliedern des NWDR zu führen. Es wurden dabei nicht nur Fragen besprochen, die den Fernsehdienst des NWDR betreffen,
sondern darüber hinaus Gedanken, die sich für eine Programmgemeinschaft in Westdeutschland und einen späteren zwischenstaatlichen Programmaustausch ergeben könnten.
Die Besucher aus den Niederlanden erklärten, dass trotz der bescheidenen Grösse des Senderaumes, trotz einer noch unvollständigen technischen Ausstattung, aber mit begeistert und gut zusammenarbeitenden Mitwirkenden sich die Möglichkeit erweist, ein Programm zu bieten, das berechtigten Ansprüchen entspricht.
Fernsehen muß kulturellen- und bildenden Einfluss haben
Zugestimmt wurde der Auffassung des NWDR, dass das Fernsehen nur dann eine Berechtigung hat, wenn es einen kulturellen- und bildenden Einfluss ausüben kann.
Was in dieser ersten Entwicklungsperiode geleistet wurde, die hohe Auffassung des NWDR über die Programme und die Pläne für die Ausdehnung des Fernsehens über Westdeutschland rechtfertigen die Erwartung, dass Deutschland in wenigen Jahren auf dem Gebiet des Fernsehens von grosser Bedeutung sein wird.
Die Organisation des holländischen Fernsehdienstes
Die Niederlande sind eines der alten europäischen Rundfunkländer. Die einmalige, besondere Organisation ihres Rundfunkdienstes - er wird von einzelnen Hörervereinigungen finanziert und gestaltet -, erlaubt es zwar, auf einem guten Boden einen kommenden Fernsehdienst aufzubauen, stellt die Planer aber auch vor eine Reihe nicht leicht zu lösender Fragen. Es wird notwendig sein, dass sich die vier grossen und einige kleinere Sendegesellschaften zu einer gemeinsamen Arbeit unter Wahrung ihrer besonderen Interessen zusammenfinden.
So ergab sich etwa folgendes Bild
Aus einer Reihe von Gesprächen ergab sich etwa folgendes Bild: Die Niederlande haben zurzeit rund 2 Millionen Rundfunk- und Drahtfunkteilnehmer; es wird geschätzt, dass in den ersten beiden Jahren ein Fernsehdienst mit vielleicht 40.000 Teilnehmern rechnen kann. Vorgesehen ist eine Gebühr von 30 Gulden im Jahr (die Rundfunkgebühr beträgt 12 Gulden). Auf zwei Jahre soll ein Betrag von je 600.000 Gulden für den Programmdienst ausgeworfen werden, der über den Sender Loopik, der mit 5kW arbeitet, verbreitet werden soll. Sein 225m hoher Turm wird erlauben, etwa drei Viertel der Bevölkerung zu erreichen, dabei besonders die Großstädte wie Amsterdam, den Haag, Utrecht, Rotterdam usw.
Ein Studio ist in Bussum bei Amsterdam vorhanden, in einem Jahr werden Senderäume in Hilversum zur Verfügung stehen. Ein Empfangsgerät mit einer 20cm-Röhre dürfte 650 Gulden kosten, ein Gerät mit einer 30cm-Röhre 1.000 Gulden und zusätzlichen Ausgaben für Antenne, Installation usw.; als Vergleichszahl sei das monatliche Durchschnittseinkommen eines Arbeiters genannt, das mit 240,- Gulden angesetzt werden kann.
Regelmässige Versuchssendungen ab Juli 1951
In den Niederlanden ist die Leitung der Fernsehversuche der Dachgesellschaft NQZEMA (Nederlandsche Omroep-Zendermaatschappij N.V.) übertragen worden, die in Zusammenarbeit der Rundfunkgesellschaften, der Post und der Industrie erfolgt.
Es wird angenommen, dass die regelmässigen Versuchssendungen im Juli dieses Jahres beginnen werden. Eine Hauptfrage, die heute schon gestellt wird, lautet, kann eine Garantie (evtl. von staatlicher Seite) gegeben werden, dass selbst bei unzureichender Eigenfinanzierung nach 2 Jahren der Fernsehdienst weiterläuft ?
Es ist ohne Zweifel ein Problem, einen Fernsehdienst aufzubauen in einer Zeit, da auf wirtschaftlichem Gebiet Unsicherheit herrscht und ständig Hinweise erfolgen, dass die persönlichen Ausgaben eingeschränkt werden müssen. Es kann andererseits nicht bestritten werden, dass die Rundfunkhörer für das Fernsehen sehr aufgeschlossen sind und einen Programmdienst ebenso gespannt erwarten wie begrüssen. Die technischen Voraussetzungen für die 625-Zelien-Norm, die die Niederlande angenommen haben, sind ausgezeichnet und die Lage des Landes im europäischen Raum ist sehr günstig, wenn z.B. an einen Programmaustausch gedacht wird.
FI-1951 / 1.+2. Mai-Ausgabe - AUSLAND - Schweiz
Schweizer Fernsehen in der Entwicklung
(Von unserem Schweizer Mitarbeiter) - Bern, Anfang Mai 1951
Die ersten Empfangskonzessionen werden erteilt.
Am 26. April erliess die Generaldirektion der PTT-Verwaltung eine Mitteilung an die Presse, in der sie folgendes ausführte: "Im Herbst 1939 hat die Radio Italiana in Turin einen Fernsehversuchsbetrieb eröffnet. Die Emissionen können stellenweise im Kanton Tessin empfangen werden, und so haben sich immer wieder Interessenten gemeldet, die diese Sendungen aufnehmen möchten. Aus verschiedenen Gründen hat unser Land jedoch mit der Erteilung von Empfangskonzessionen zugewartet.
Die Radio Italiana, mit der die zuständige schweizerische Verwaltung in freundnachbarlichem Einvernehmen zusammenarbeitet, hat von Anfang an darauf aufmerksam gemacht, daß die technischen Gegebenheiten dieser noch etwas spärlichen Versuchssendungen nur provisorisch seien und warnte daher stets vor der Einrichtung privater Empfangsanlagen. Die Schweiz muss darauf bedacht sein, daß die technische Einheit des künftigen Heimfernsehens unter allen Umständen gewahrt bleibt.
Nach einer Mitteilung der Radio Italiana sind nunmehr die technischen Daten des Turiner Versuchsbetriebes in diesen Tagen dem internationalen Fernseh-Standard angepasst worden, welcher der gleiche ist, der auch in der Schweiz zum Einsatz gelangen wird. Damit sind die bisherigen Gründe des Zuwartens dahingefallen. Die Kommission für Fernsehfragen befasst sich gegenwärtig mit der Erteilung der erforderlichen Konzessionen. Interessenten können sich an die Telefondirektion Bellinzona wenden."
Die von der Schweiz angenommene internationale Norm 625 Zeilen ist die gleiche, die auch in Deutschland eingeführt wird.
Die Fernsehversuche in Lausanne.
Unterdessen gehen die Fernsehversuche in Lausanne mit steinendem Erfolg weiter. Es ist erstaunlich, wie es den wenigen Technikern und Programm-Mitarbeitern von Radio-Lausanne gelungen ist, mit Hilfe von Studenten der Lausanner Technischen Hochschule ein zwar bescheidenes, aber ansprechendes und abwechslungsreiches Programm dreimal wöchentlich in der Dauer von je einer Stunde zu gestalten. Das Studio ist behelfsmässig in einem kleinen Kellerraum untergebracht. Zur Verfügung stehen eine Ikonoskop-Kamera und ein Mikrophon.
Trotzdem gelingt es, in rascher Folge Interviews, bunte Kabarett- und Variete-Szenen, Chöre, Instrumental-Solisten und Tanzgruppen vorzuführen. Auch kurze einaktige Theaterstücke werden gesendet, wobei es dem Regisseur und Kameramann gelingt, mit der einzigen Kamera bis zu vierzig verschiedene Einstellungen im gleichen Spiel zu zeigen und dadurch eine reiche Abwechslung zwischen Nah- und Gruppenaufnahmen zu erreichen. Zur Zeit der Sendungen sind die an verschiedenen öffentlichen Plätzen aufgestellten Empfangsgeräte von einer dichten Menschenmenge umlagert.
Auch Genf will ein Fernseh-Studio.
Anlässlich einer Pressekonferenz von Radio Geneve führte der Präsident der "Fondation Radio Geneve", Nationalrat Andre Guinand, aus, dass auch in Genf die Arbeiten für ein künftiges Fernsehstudio eifrig weitergeführt werden. Der Erweiterungsbau des Genfer Radiostudios soll die erforderliehen Räume für Fernsehsendungen erhalten. Die Geldmittel sollen von den Genfer Behörden aufgebracht werden. Allerdings wird zwischen Lausanne und Genf vorerst eine Einigung über die Aufteilung des westschweizerischen Fernsehprogramms zustande kommen müssen, doch sind Verhandlungen in diesem Sinne bereits eingeleitet worden.
Fernsehen in Zürich.
In der letzten Generalversammlung der Radiogenossenschaft Zürich am 28.April 1951 berichtete der neugewählte Präsident der Genossenschaft und verdiente schweizerische Fernsehpionier, Prof. Dr. Franz Tank, über die bevorstehende Einrichtung des Fernseh-Versuchsbetriebes in Zürich, der im Frühjahr 1952 eröffnet werden soll. Wie Prof. Dr. Tank betonte, liegt es in der Natur der Sache, dass sich die maßgebenden Organe des Radio mit dem Fernsehen befassen und es steht ebenfalls ausserhalb jeder Diskussion, dass auch Radio Zürich mitwirken muss und wird.
Das Fernsehen ist aber in erster Linie eine finanzielle Frage und man wird für seine Einführung die tatkräftige Unterstützung der Behörden brauchen. Der Fernsehversuchsbetrieb in Zürich bietet die günstigsten in der Schweiz erreichbaren Vorbedingungen, da der Sender auf dem Uetliberg etwa eine Million Einwohner erfassen wird.
Prof. Dr. Tank kam auch auf die kulturellen Bedenken zu sprechen, die gegen das Fernsehen vorgebracht werden. Er erinnerte an die Anfangszeiten des Radio, bei dem die Programme gleichfalls nicht vorwiegend aus Glanzleistungen bestanden, während heute der Rundfunk einer der wichtigsten Kulturträger geworden ist. Es gilt daher, auf dem Gebiete der Programmgestaltung eine schweizerische Lösung zu finden und an der Förderung der gewaltigen neuen Errungenschaft unserer Zeit mitzuarbeiten, damit sie der Menschheit zum Segen werde.
Schwierigkeiten in Basel.
Wie bereits bekannt ist, beabsichtigte Radio-Basel, die gegenwärtig in Lausanne in Betrieb stehende Philips-Fernseh(sende)station für einen kurzfristigen Versuchsbetrieb nach Basel zu verlegen. Leider muss dieser Sender jedoch für andere Demonstrationen verwendet werden, weshalb Radio Basel neuerlich in Verhandlungen getreten ist, um einen Sender zu entleihen. Man hofft jedoch, den geplanten Versuchsbetrieb noch im kommenden Herbst aufnehmen zu können.
Der Arbeiter-Radio-Bund der Schweiz nimmt Stellung zum Fernsehen.
Es seheint, daß die Einführung des Fernsehens in vielen Ländern mit den gleichen Vorurteilen zu kämpfen hat. Auch in der Schweiz gibt es Kreise, die der Meinung sind, das Fernsehen werde nur einer kleinen, besonders finanzkräftigen Schicht der Bevölkerung zugänglich sein, obwohl die bisherigen Erfahrungen in Amerika, Groß-Britannien und Frankreich zur Genüge gezeigt haben, daß das Fernsehen gerade die Angestellten und Arbeiter in breitem Masse zu erobern beginnt. Nur aus dieser unrichtigen Einstellung ist es zu erklären, wenn die letzte Präsidentenkonferenz des "Arbeiter-Radio-Bundes der Schweiz" die Auffassung vertrat, "daß für die Fernsehversuche keine Radiohörergelder verwendet werden sollen; für die Finanzierung der geplanten Fernsehversuche sei die Privatwirtschaft heranzuziehen." Es steht aber bereits heute fest, dass diese Haltung von weiten Kreisen der Arbeiterschaft nicht geteilt wird.
P.Bellac
FI-1951 / 1.+2. Mai-Ausgabe
AUSLANDSÜBERBLICK und ANREGUNGEN - Türkei
Die zuständigen türkischen Ministerien prüfen zurzeit ein Angebot von USA-Firmen, die sich bereit erklärten, in Ankara und Istambul Fernsehsender zu errichten.
und dazu noch Ägypten / Frankreich
Die Hochzeit König Faruks mit der hübschen 17jährigen Narriman Sadek brachte auch den Start des Fernsehens in Ägypten. Unter Leitung französischer Ingenieure wurden in Kairo ein Fernsehsender und ein Studio errichtet. Am l. Mai wurde ein erstes Versuchsprogramm gesendet. Ein Priester sprach Suren des Korans; orientalische Tänze und ein Ping-Pong-Kampf wurden gezeigt. Am königlichen Hochzeitstag waren an 20 Plätzen der Stadt Kairo Fernsehempfänger aufgestellt, die die Zeremonien übertrugen.
FI-1951 / 1.Juni-Ausgabe - AUSLAND - Schweiz
Eine zweite Fernseh-Kommission in der Schweiz
4 Millionen sfr. für Fernseh-Versuchsbetrieb beantragt. -Bc-, Bern, Anfang Juni 1951
Bundesrat Escher als Chef des Post- und Eisenbahndepartementes veranstaltete eine Pressekonferenz in Bern, in der auch Fragen des Fernsehens besprochen wurden. Wie Bundesrat Escher ausführte, hat die von der schweizerischen PTT vor einem Jahr eingesetzte Kommission für Fernsehfragen einen Bericht über den geplanten Versuchsbetrieb in Zürich fertiggestellt. Das Post- und Eisenbahndepartement wird demnächst den Entwurf einer Botschaft an die Bundesversammlung dem Bundesrat zugehen lassen. Sie wird die Bewilligung der nötigen Kredite beantragen, die sich insgesamt auf 4 Millionen Franken belaufen.
Ausserdem soll auf Anregung der Presse eine zweite Fernsehkommission geschaffen werden, die sich neben der bereits bestehenden, mehr technisch eingestellten "Kommission für Fernsehfragen" in erster Linie mit Programmangelegenheiten zu befassen hat. Ihr sollen Vertreter der Kirchen, des Erziehungswesens, der Kunst, Literatur, der Presse, der politischen Parteien und der Frauen angehören, die vom Bundesrat gewählt werden.
FI-1951 / 1.Juni-Ausgabe
AUSLANDSÜBERBLICK und ANREGUNGEN Dänemark
Entwicklung des Fernsehens in Skandinavien
Auf einer in Kopenhagen veranstalteten Tagung der Telegraph-Unternehmen, an der auch schwedische Telegraphen-Leute teilnahmen, wurde auch eingehend die Entwicklung des Fernsehens in Skandinavien erörtert. Es wurde die Möglichkeit einer Zusammenarbeit Dänemark-Schweden auf dem Gebiet der Fernsehentwicklung ins Auge gefasst.
FI-1951 / 1.Juni-Ausgabe
AUSLANDSÜBERBLICK und ANREGUNGEN Belgien
Die belgische Rundfunkorganisation INR beschloss eine interne Fernsehanlage für Versuchszwecke und zur Ausbildung von Fachpersonal einzurichten.
FI-1951 / 1.Juni-Ausgabe
AUSLANDSÜBERBLICK und ANREGUNGEN Tschechoslowakei
Die tschechische Rundfunkorganisation Czechoslovensky Rozhlas hat in Prag einen Femseh-Versuchssender eingerichtet.
FI-1951 / 1.Juni-Ausgabe
AUSLANDSÜBERBLICK und ANREGUNGEN Polen
Polskie-Radio sieht in einem 6-Jahresplan die Errichtung von 2 Fernsehsendern in Warschau und Kattowitz vor. Gleichzeitig sollen die Sende- und Empfangsbedingungen im ganzen Land für die Planung eines Fernsehnetzes untersucht werden.
FI-1951 / 2.Juni-Ausgabe - AUSLAND
Fernsehversuche in Basel.
Empfang wird auch in Südbaden möglich sein. Von unserem Schweizer Mitarbeiter - Bc-Bern, Mitte Juni 1951
Anlässlich der 25-Jahr-Feier der Radiogenossenschaft Basel am 16. Juni 1951 gab der Präsident der Genossenschaft, Dr. Willie Joerin, bekannt, dass die geplanten Fernsehversuche vom Studio Basel nunmehr gesichert sind. Die erforderlichen Mittel werden vom Kanton Basel-Stadt zur Verfügung gestellt. Voraussichtlich werden die Versuche Anfang Dezember aufgenommen werden können. Für die Sendungen wird eine moderne Anlage der PHILIPS A. G. mit zwei Super-Iconoscope-Kameras beigestellt. Man wird die Basler Fernsehprogramme auch in den angrenzenden Gebieten Badens empfangen können, da für die Sendungen die auch in Deutschland angenommene Norm 625 Zeilen angewendet wird.
FI-1951 / 2.Juni-Ausgabe - AUSLAND
"Explosive" Ausbreitung des Fernsehens im Ausland.
Einer Zusammenstellung der Schweizerischen Rundspruch-Gesellschaft entnehmen wir die folgende übersichtliche Darstellung der Ausbreitung des Fernsehens im Ausland:
Seit etwa einem Jahr beginnt sich eine Entwicklung abzuzeichnen, die überraschend schnell fortschreitet. Das Fernsehen breitet sieh ebenso explosionsartig aus wie der Rundfunk vor 30 Jahren.
FI-1951 / 2.Juni-Ausgabe - AUSLAND - England
Sender
Gegenwärtig stehen zwei Sender in London und Sutton Cold-field (bei Birmingham) in Betrieb. Bis 1954 sollen fünf Grossender mit einer Leistung bis 50kW fertiggestellt sein. Wegen des erhöhten Aufwandes der Industrie für Rüstungszwecke musste dagegen der Bau von weiteren 5 kleinen Sendern, die das Grossendernetz ergänzen sollen, vorläufig zurückgestellt werden. Dank der guten Reichweite der Grossender wird ihre Errichtung vielleicht überhaupt überflüssig sein. Der Fernsehdienst wird ca. 85% der Bevölkerung versorgen.
Fernsehteilnehmer
Die Teilnehmerzahl überstieg im April 1951 700.000. Man erwartet für das erste Viertel des Jahres 1953 1.750.000 Teilnehmer.
Organisation
Der Fernsehdienst wird von der BBC besorgt. Die Fernsehteilnehmerlizenz beträgt 2 Pfund, das ist doppelt so viel als die Radiogebühr, schliesst diese jedoch ein, sodass für den Fernsehdienst 1 Pfund verbleibt.
Finanzierung
Die Gesamtausgaben für Einrichtung und Betrieb betrugen im Finanzjahr 1949/50 1.984.000 Pfund und 1950/51 2.702.000 Pfund. Gegenwärtig widmet die BBC ca. 20% ihrer Einkünfte dem Ausbau und Betrieb des Fernsehdienstes.
FI-1951 / 2.Juni-Ausgabe - AUSLAND - Frankreich
Sender
Gegenwärtig stehen zwei Sender in Paris und ein Sender in Lille in Betrieb. Das Material für den Sender Lyon ist bereits fertiggestellt. Ausserdem sind für die nächste Zeit geplant: Sender in Strassburg und Nizza. Der Plan Monnet sieht die Errichtung von 7 Haupt- und 14 Nebensendern vor.
Fernsehteilnehmer
Die Zahl der offiziell angemeldeten Fernsehteilnehmer betrug Anfang 1951 ca. 10.000, doch nimmt man an, dass ausserdem noch 30.000 bis 40.000 nicht angemeldete Fernsehapparate in Betrieb stehen.
Organisation und Finanzierung
Der Fernsehdienst wird von den Radiodiffusion et Television Fran$aises besorgt. In der letzten Budgetdebatte in der Kammer teilte Informationsminister Gazier mit, dass im Rahmen der Radiobudgets für das Jahr 1951 insgesamt 517 Millionen FFrs. für das Fernsehen bereitgestellt werden. Im einzelnen beanspruchte im Jahr 1950 der Programmdienst 130 Mill. FFrs., der technische Dienst 93 Mill.FFRs. Die Teilnehmergebühr beträgt 3000 FFrs.
FI-1951 / 2.Juni-Ausgabe - AUSLAND - Italien
Versuchssendungen und Vorarbeiten für den Fernsehdienst
Gegenwärtig ist ein Versuchssender in Turin in Betrieb. Wie bekanntgegeben wurde, steht ein Plan zur Diskussion, der vorerst 8 Sender (Mailand, Turin, Genua, Venedig, Bologna, Ferrara, Savoia und La Spezia) in Nord- und Mittelitalien vorsieht, dazu eine unabhängige Station in Rom, die später über Richtstrahlrelais mit Norditalien verbunden werden soll. Der Betrieb des Fernsehdienstes wird von der italienischen Rundfunkgesellschaft RAI besorgt.
FI-1951 / 2.Juni-Ausgabe - AUSLAND - Holland
Versuchssendungen und Vorarbeiten für den Fernsehdienst
In Holland werden schon seit einigen Jahren Versuchssendungen durch die holländische Firma Philips in Eindhoven durchgeführt. Zur Vorbereitung des regulären Fernsehdienstes wurde vom Verkehrsminister und Unterrichtsminister eine Fernsehkommission geschaffen, die die Pläne für einen Versuchsdienst ausarbeitete. Der Versuchsdienst soll zwei Jahre dauern. In Lopik wurde ein Sender gebaut, der eine Bevölkerung von rd. 4 Millionen versorgen kann. Auch ein gut eingerichtetes Studio ist in Laaren bei Hilversum betriebsbereit. Gegenwärtig sind Verhandlungen im Gange, um die Finanzierung sicherzustellen, an der sich die Regierung durch Betrieb des Senders, ferner die Industrie und die Radiogesellschaften beteiligen sollen. Vorläufig soll der Sender Lopik auf Kosten der Industrie betrieben werden.
Planung des regulären Fernsehdienstes
Der für einen regulären Fernsehdienst aufgestellte Plan sieht fünf Sender zur Versorgung des ganzen Landes vor. Für die Kosten des Betriebes sind veranschlagt:
Programm bei 18 Sendestunden pro Woche | 1.250.000 | Gulden |
Studiobetrieb (Personal, Miete, Amortisierung usw.) | 2.007.000 | |
Betrieb der Sender und Richtstrahlverbindungen | 539.000 | |
Verschiedenes | 204.000 | |
Gesamtsumme | 4.000.000 | Gulden |
Die jährliche Fernsehgebühr soll mit 50 Gulden angesetzt werden. Man hofft, nach sechs Jahren einen Stand von 225.000 Teilnehmern zu erreichen. Doch sind bisher die Verhandlungen zur Durchführung des Planes noch nicht abgeschlossen, da die Finanzierung noch offen ist.
FI-1951 / 2.Juni-Ausgabe - AUSLAND - Österreich
In Österreich wurde von der PTT-Verwaltung in Zusammenarbeit mit dem Rundfunk eine Versuchsanlage für Drahtübertragung zur Ausbildung von Personal in Betrieb genommen, da die Besatzungsmächte vorläufig den Betrieb von UKW-Sendern verbieten.
FI-1951 / 2.Juni-Ausgabe - AUSLAND - Schweiz
WestSchweiz wünscht Einführung des Fernsehens.
Wettbewerb zwischen Lausanne und Genf. Ansprechende Fernsehprogramme auch mit bescheidenen Mitteln möglich. - Von unserem Schweizer Mitarbeiter - Bc-Bern, Mitte Juni 1951
Die Schweizerische Kommission für Fernsehfragen versammelte sich am 8.Juni in Lausanne, um unter dem Vorsitz ihres Präsidenten, Dr. Eduard Weber, Generaldirektor der PTT-Verwaltung, Probleme zu behandeln, die mit der Einführung des Fernsehens in der Schweiz im Zusammenhang stehen. Zum Vize-Präsidenten der Kommission wurde Dr. Fritz Rothen, Präsident der Schweizerischen Rundspruchgesellschaft, gewählt.
Anschliessend nahm die Fernsehkommission an einer weiteren Sitzung teil, die von der "Societe romande de Radiodiffusion" und den Lausanner Behörden veranstaltet wurde. Die SrdR ist eine der Mitgliedgesellschaften der Schweizerischen Rundspruchgesellschaft. Sie betreibt das Lausanner Rundfunkstudio und vertritt die Interessen der französischspraehigen Schweiz, mit Ausnahme von Genf, das seine eigene Radiogesellschaft besitzt. Es waren daher auch Vertreter der Regierungen aller westschweizerischen Kantone, mit Ausnahme von Genf, anwesend, um in einer geschlossenen und machtvollen Kundgebung die Initiative der Stadt und des Rundfunkstudios Lausanne zu begrüssen, die mit ihren erfolgreichen Fernsehsendungen den Beweis erbracht haben, dass man auch mit bescheidenen Mitteln ansprechende Programme gestalten kann, die ein dauerndes, ja ständig ansteigendes Interesse in der ganzen Bevölkerung erregt haben.
Alle Kantone wollen das Fernsehen
Sämtliche Kantone sprachen sich für die Errichtung eines Fernsehstudios in Lausanne aus, wobei auch die Hoffnung zum Ausdruck kam, ein zweites, westschweizerisches Studio in Genf zu schaffen. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Teile der an dieser Kundgebung gehaltenen Reden wurde in einer Reportage von Studio Lausanne am 9.Juni über den Sender Sottens gegeben.
In Genfer Kreisen hatte man dadurch die Auffassung, als ob man sich in Lausanne gegen die Projekte eines Genfer Fernsehstudios stellen wollte, weshalb es zu einer Gegenkundgebung vor dem Mikrophon des Genfer Studios am 11. Juni kam, die gleichfalls über den Sender Sottens verbreitet wurde. Leitende Persönlichkeiten des Kantons und der Stadt Genf, sowie der Genfer Radiogesellschaft sprachen sich dabei für die möglichst rasche Schaffung, eines Genfer Fernsehstudios aus, das schon notwendig sein wird wegen der zahlreichen internationalen Organisationen, die in der Rhonestadt ihren Sitz haben.
Kleiner Radiokrieg
Dieser kleine Radiokrieg um das Fernsehen wird zweifellos in freundschaftlicher Weise beigelegt werden. Es wird Sache der beiden Städte sein, die Grundlage für eine gemeinsame Lösung zu schaffen, denn mit der Errichtung von Studiogebäuden allein ist es nicht getan, es müssen auch noch die finanziellen Mittel für den technischen und Programmbetrieb gesichert sein, und dieses schwierige Problem harrt noch der Lösung. Man darf aber annehmen, dass in der französischen Schweiz schon vor Beendigung des mit Bundesmitteln vorgesehenen Züricher Versuchsdienstes bereits ein Ausweg gefunden wird, um eigene Fernsehprogramme auszustrahlen. Jedenfalls haben die Lausanner und Genfer Kundgebungen gezeigt, dass die massgebenden politischen Instanzen in der Westschweiz, gestützt auf weite Kreise der Bevölkerung, die baldige Einführung des Fernsehens begrüssen würden.