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überarbeitet von Gert Redlich ab Feb. 2014 - Eigentlich sprechen wir von einer Gazette - Es sind gigantische Textmengen (Buchstaben-Wüsten), die die Autoren der "FI" in den 58 Jahren zusammen getragen haben. Damit das überhaupt vernünftig zu lesen ist, haben wir die Inhalte in jährliche Themengebiete aufgeteilt, die aber nicht in jedem Jahr gleich sind. - Sehr wichtig ist, es wurden alle Informationen, die Texte und die Erkenntnisse genau in der jeweils benannten Woche aufgeschrieben und nicht später ergänzt oder korrigiert.

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FI-1951 / 1.Juli-Ausgabe - Deutschland
Die ersten Empfängerpreise liegen um 1.500 DM.

Problematik der Prognosen. - Eine erste Übersieht über die neue Fernsehempfänger-Produktion bringt die Industrieausstellung Berlin.

Auf einer Pressekonferenz in Hamburg erklärte Graf von Westarp (Chef von Philips Deutschland), daß ein brauchbarer Fernsehempfänger in den ersten Jahren nicht unter 1000,- DM auf den Markt kommen werde. Wenn auch der Material- und Arbeitsaufwand gegenüber einem Rundfunkgerät vier- bis fünfmal so groß sei, könne doch damit gerechnet werden, daß bei grösseren Serien später niedrigere Preise erzielt werden können, als die heutigen Schätzungen, die um 1.500.-DM liegen. Graf Westarp wies auf die hohen Kosten für einen Fernsehdienst hin, wobei er die Sendeminute mit 200.- DM ansetzte und die Gesamtinvestierungen in Westdeutschland in den ersten fünf Jahren mit fast 50 Mill. DM ansetzte.

Er schloss wörtlich:

  • "Eines allerdings sollte man sich und jedermann immer wieder klar machen: auch ein technisch vollkommenes Fernsehen wird niemals den Rundfunk ersetzen. Der hohe Preis je Sendeminute wird es selbst bei größter Teilnehmerzahl nicht ermöglichen, ein so tagesfüllendes Programm zu machen, wie dies der Rundfunk tut. Zudem werden viele Darbietungen keineswegs durch die gleichzeitige Bildübertragung gewinnen, und endlich wird bei der Vielzahl der Aufgaben eines Fernsehempfängers eine so hochgezüchtete Tonqualität, wie sie der Rundfunkapparat heute besitzt, beim Fernsehempfänger kaum erzielbar sein ......"

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Anmerkung der Fernseh-Informationen :
Wir sind im Hinblick auf die Qualität der kommenden Fernsehempfänger nicht so zurückhaltend in der Beurteilung wie Graf Westarp und können uns auch manchen anderen Andeutungen, wie z.B. über die Programme und die Kosten, seinen Worten NICHT anschliessen. Sie sind von einer Vorsicht bestimmt, die abwägend kaufmännische Gesichtspunkte in den Vordergrund stellt; das ist verständlich, aber z.B. die UKW-Entwicklung hat vor nicht langer Zeit ähnliche Prophezeihungen als unrichtig erwiesen .

Aus gut unterrichteten Kreisen hören wir, daß Philips in seiner Krefelder Fabrik seine erste Serie auflegt, die wahrscheinlich 1.00 Stück umfassen wird. Bis zum Jahresende, oder Frühjahr nächsten Jahres werden etwa 4.000 bis 5.000 Fernsehempfänger auf dem Markt sein.

Ausblick auf die kommende Fernsehschau in Berlin

Einen ersten Überblick wird man auf der Deutschen Industrie-Ausstellung in Berlin gewinnen können, auf der neben einem Studiobetrieb des NWDF (Hamburg und Berlin) auch eine Fernsehstraße zu sehen sein wird. Es steht noch nicht genau fest, welche Firmen sich daran beteiligen werden.

In Frage kämen : Lorenz, Philips, Siemens, Telefunken, Grundig, Graetz, Loewe Opta, Nora, Mende, Metz, Te-Ka-De, Schaub, Saba, Kroebel, AEG sowie Blaupunkt und Krefft (Gevelsberg).

Es wird nicht zuletzt von dieser Schau abhängen, ob sich anschliessend das Interesse weiterhin nur auf den NWDR-Hamburg oder auch auf einen Betrieb des NWDR-Berlin konzentrieren wird.

Gerüchte von 2 Stunden Fernsehprogramm pro Tag

Wir hörten ferner einige Stimmen aus Industriekreisen, die von einem täglichen zweistündigen Fernsehdienst in Hamburg sprachen. Wir könnten uns eher vorstellen, daß der NWDF-Hamburg ab Herbst auf einen täglichen 1 bis 1 1/2 stündigen Programmdienst übergehen müsste, um ein reibungsloses und allen späteren Anforderungen gewachsenes Zusammenspielen aller Kräfte zu erzielen.

Das Festsetzen der Termine muß in den Händen der Programmgestalter liegen, die die Voraussetzungen, für einen Zusammenklang von technischer Bildgüte und Bildinhalten schaffen müssen. Sie haben allerdings keine Zeit mehr zu verlieren, wenn sie ihre Aufgabe erfüllen wollen.

FI-1951 / 1.Juli-Ausgabe - Deutschland
"Fernsehen" - Eine Betrachtung von Theodor Graf von Westarp
Geschäftsführer der Deutschen Philips G.m.b.H.

"Ein weites, technisch wie kommerziell ausserordentlich interessantes Gebiet tut sich damit für uns alle auf."

Der Name "Fernsehen" an sich ist irreführend, treffender vielleicht wäre "Bildradiofunk" oder "Radiokino". Aber er ist schon geschickt gewählt. Die Ferne, die jeden Menschen reizt, weil man in ihr die drückende Enge der Nähe nicht sieht, und Sehen, das immer ein wenig an Sehnen anklingt ....

Nun, eine spröde Geliebte, nach der man sich jahrelang sehnen konnte, ist das Fernsehen schon gewesen, über 15 Jahre liegen zwischen dem Beginn der ersten öffentlichen Versuche und der bevorstehenden offiziellen Einführung des Fernsehbetriebes.

Dafür tritt aber jetzt das Fernsehen als eine fertige ausgereifte Sache in unseren Kreis. Ganz anders als seinerzeit der Rundfunk, der - stark gefördert durch den Bastler - mit Detektor und Kopfhörer begann und sich dann, statt zum technischen Gegenstand wie das Telefon, zur Zierde der guten Stube entwickelte. Wie würde sich wohl einer der ersten braven Detektoren beim Anblick seiner Nachfahren, einem 15-Röhren-Super mit vier Wellenbereichen wundern, wenn er diesen in einen Klubsessel, Schnapsschrank oder gar in einer Lampe eingebaut sähe.

Das waren bislang alles nur Betrachtungen

Vielleicht werden Sie sagen, das sind ja Betrachtungen, die wir hier an dieser Stelle garnicht lesen wollen. Wir erwarten technische Unterlagen, Angaben über Zahl der Sender, Empfänger, welche Preise, welche Sendezeiten.

Aber ich halte diese Betrachtungen gerade für die, die sich mit der Verbreitung des Fernsehens werden beschäftigen müssen, wie sie es bisher mit dem Rundfunk getan haben, für durchaus wertvoll. Tatsächlich ist durch den irreführenden Namen bei vielen Menschen eine falsche Vorstellung entstanden und vielleicht wird es gut sein, an diese Vorstellung über das Fernsehen - an die große Welt draussen und an die Ferne - anzuknüpfen, um das bestehende starke Interesse des Publikums wachzuhalten.

Diese Frage wollte ich Ihnen einmal zum Nachdenken vorlegen, ehe ich zu dem eigentlichen Thema, das Sie beschäftigt, übergehe. "Was wird in der nächsten Zeit geschehen?"

An die Kosten denken

Abgesehen von technischen Problemen, die nicht so sehr im Prinzip als in der Zweckmässigkeit liegen, bestehen auch sonst eine ganze Reihe anderer Fragen, die hemmend auf die Einführung des Fernsehens gewirkt haben. Ich spreche nicht von dem kriegsbedingten völligen Stop der Entwicklung, sondern von den ungemein hohen Kosten, die sowohl auf der Sender- wie der Programmseite auftreten. Einmal vermag ein Fernsehsender nur die verhältnismässig kleine Fläche von ca. 50km im Umkreis zu bedecken, zum andern kommen dazu die hohen Kosten der Sendung pro Minute, die man heute nach einigem Hin und Her auf DM 200.- beziffert.

Allein auf der Senderseite werden bei den heutigen Plänen für ein Programm von etwa 2-3 Sendestunden pro Tag über 50.000.000 DM als Anfangsinvestierung notwendig sein, die sich frühestens ab 1952 amortisieren werden.

Es wird deutlich mehr Sender geben

Nun, vorläufig gehen alle beteiligten Stellen mit großem Optimismus an dieses Problem heran und es ist folgendes beabsichtigt:

Als erster wird ein stärkerer Sender von zunächst 2kW im Herbst in Hamburg regelmässige Fernsehsendungen aufnehmen. Der jetzige schwache Sender von 0,2kW wird auf 1,5m Wellenlänge umgebaut und kommt dann nach Hannover, ein weiterer 2 kW Sender wird in Köln errichtet, ebenso ist vom Südwestfunk ein Sender für Frankfurt a. Main (wirklich ?) bestellt worden. Diese vier Sender werden durch Dezi-Strecken, die die Post augenblicklich ausbaut, miteinander verbunden. Sind diese Anfangsversuehe einmal durchgeführt, so werden die 2kW-Sender wiederum durch stärkere (10kW-Sender) ersetzt werden, die ebenfalls bereits in Bestellung gegeben sind. Durch Freiwerden der früheren Sender wird sich das Sendernetz im Bereich des NWDR immer mehr verdichten. Ausserdem werden die übrigen Sendegesellschaften nach Massgabe ihrer vorhandenen Mittel dieser Bewegung folgen.

Und die Empfänger ?

Wie sieht die Sache nun auf der Empfängerseite aus? In dieser Beziehung können wir sehr zuversichtlieh sein. Es sind zehn Firmen in Deutschland, die voraussichtlieh schon in diesem Herbst mit Empfängern herauskommen werden, deren Preis allerdings schwerlieh unter DM 1000.- bis DM 1200.-liegen dürfte. Es scheint, als wenn eine viereckige Bildröhre von etwa 40cm Seitenlänge sich durchsetzen wird. Ob und wann es zu dem in der Presse immer wieder behaupteten Heruntergehen der Preise auf etwa DM 600.- kommt, hängt natürlich in erster Linie davon ab, welche Serienfabrikation die Nachfrage und Senderdichte gestattet.

Die Geräte werden ähnlich wie der Rundfunkempfänger einfach zu bedienen sein. Auch die Teilnehmergebühr dürfte vermutlich nicht allzu hoch sein, wahrscheinlich die gleiche wie die Rundfunkgebühr.

Was werden die Zuschauer sagen ?

Nun kommt für uns alle die interessante Frage, wie sich das Publikum dieser Neuerung gegenüber einstellen wird. Zunächst hat sich in allen Ländern, die bereits Fernsehen haben, - Amerika, England, in kleinem Umfange auch Frankreich - gezeigt, daß das Publikumsinteresse ausserordentlich groß war. Wie eingangs bereits erwähnt, waren es vielleicht falsche Vorstellungen, die zu dieser schnellen Ausbreitung des Fernsehens führten. Zweifelsohne ist das gegenwärtig auch bei uns der Fall, aber das hat auch wieder sein Gutes, denn, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Trotz der Geldknappheit und des hohen Preises eines Fernsehgerätes wird, wenn der starke Wunsch besteht, einen solchen Empfänger zu besitzen, dieser Wunsch Befriedigung finden - und sei es auch auf dem Wege der Teilzahlung.

Längerfristig nur wenige Stunden am Tag

Wahrscheinlich auf recht lange Zeit wird das Fernsehprogramm auf einige Stunden am Tage beschränkt sein. Zum andern wird man aus preislichen Gründen beim Fernsehempfänger das Hauptgewicht auf die Bildseite legen und nicht durch einen hochgezüchteten Tonteil das Gerät unnötig verteuern. Weiterhin erfordert der hohe Preis der Sendeminute, das Fernsehprogramm zur Hauptsache nach bildmässigen Gesichtspunkten auszurichten.

Ein Wort zum Farbfernsehen

Schliesslich noch ein Wort über das Farbfernsehen : Auch dies wird eines Tages kommen. Ich glaube beinahe, es wird noch länger dauern als es das Fernsehen selber gebraucht hat. Jedenfalls muß aber zur Zeit noch niemand fürchten, daß es schnell kommen und seinen etwa jetzt gekauften Fernsehempfänger damit wertlos machen wird. Hier sind noch alle Wege offen und die besten technischen Köpfe der ganzen Welt sind damit beschäftigt, ein Farbfernsystem zu erfinden, das entweder die leichte Adaptierung der bisherigen Fernsehempfänger oder wenigstens ihre weitere Verwendung als Schwarz-Weiß-Empfänger gestattet.

Anmerkung in 2014

Das war eine erstaunlich weise Voraussicht von Theodor Graf von Westarp, die dann ja auch eingetroffen ist. Das Farbfernsehen startete bei uns erst 1967. Unsere Hochachtung gilt diesem Mann und seiner Fachkenntnis.

Auf der anderen Seite war er (n dem Absatz ganz oben) sehr pessimistisch, was den guten Ton oder Klang eines Fernsehempfängers - in der Zukunft - angeht.

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Und über den Service

Auch die gesamte Service frage befindet sich in eifriger Bearbeitung. Seitens des Handels sind Gremien gebildet, die in den einzelnen Orten Kurse zur Einarbeitung der Service-Leute abhalten und die nötigen Vorbereitungen treffen, um für die Abnehmer einen gleich guten Service sieherzustellen, wie dies auf dem Rundfunkgerätegebiet der Fall ist. Ein Engpass wird freilich zu überwinden sein, und der liegt bei der Beschaffung der nötigen Messgeräte. Dieser Engpass, der auch bei den Erzeugern von Fernsehgeräten bis jetzt noch vorliegt, wird sich erst in einiger Zeit beheben lassen, doch wird aueh hieran fleissig gearbeitet. Der Beirat der Fachabteilung 14 (Funk) hat Herrn Dr. Vox von der Firma Siemens gebeten, die Einarbeitung des Handels industrieseitig zu unterstützen und zu fördern.

Alles für einen reibungslosen Start

Sie sehen also: Auf allen Gebieten sind Kräfte am Werk, um den Start des Fernsehens glatt und reibungslos zu gestalten. Ein weites technisch wie kommerziell ausserordentlich interessantes Gebiet tut sich damit für uns alle auf. Unser aller Interesse und Hauptaufgabe jedes Einzelnen ist es, danach zu streben, daß die Einführung des Fernsehens auf allen Gebieten möglichst reibungslos erfolgt. Hierzu gehört in erster Linie, daß bei den Abnehmern falsche Vorstellungen beseitigt und sie darüber unterrichtet werden, daß das Fernsehen nicht schlagartig, sondern erst allmählich einsetzen wird. Ferner wird es gut sein, immer wieder auf die Grenzen hinzuweisen, die dem Fernsehen gezogen sind, und die es sicher erscheinen lassen, daß das Rundfunkgerät unverändert seine Bedeutung behalten wird.

Das war eine Betrachtung von Theodor Graf von Westarp
(Geschäftsführer der Deutschen Philips G.m.b.H.)

FI-1951 / 1.Juli-Ausgabe - Deutschland
Fernsehversuche am Niederrhein - Nachtrag.

Kein "Husarenstreich", sondern ernst zu nehmende Forschungs- und Entwicklungsarbeiten. Düsseldorf, Mitte Juli 1951

In der ersten Juni-Ausgabe 1951 der "Fernseh-Informationen" veröffentlichten wir unter dem Titel "Geheimnisvolles Fernsehen am Niederrhein" einen auf privaten Informationen aus Krefeld beruhenden Bericht über interessante Fernsehempfangsversuche im niederrheinisehen Gebiet.

Hierzu teilt uns nun die Opta Spezial G.m.b.H., Rundfunkgerätefabrik in Düsseldorf-Heerdt als ein an diesen Versuchen beteiligtes Unternehmen mit, daß es sich bei diesen Arbeiten nicht um einen "Husarenstreich" oder um eine "Zunutzemachung der Forschungsarbeiten der Konkurrenz", sondern um ernst zu nehmende Forschungs- und Entwicklungsarbeiten handelt. Über den zeitliehen Ablauf dieser Arbeiten werden uns von der Opta-Spezial G.m.b.H. folgende Daten übermittelt:

"Am 11. November 1950 wurde uns von Herren der N.V. Philips, Eindhoven, mitgeteilt, daß in Eindhoven ein Fernseh-Versuchssender in Betrieb sei. Genauere Unterlagen über Sendezeiten, Frequenzen und nähere Einzelheiten wurden uns von der N.V. Philips bereitwillig mitgeteilt, da auch die Firma Philips an Erfahrungen über Ausbreitungs- und EmpfangsVerhältnisse sehr interessiert war. Daraufhin wurden von uns in unserem Werk Düsseldorf zunächst Feldstärkemessungen mit einem Spezial-UKW-Empfänger durchgeführt, die zeigten, daß der Empfang in Düsseldorf durchaus möglich sein müsste. Anschliessend wurden im Düsseldorfer Werk Fernseh-Empfangsversuche durchgeführt, die ergaben, daß zwar ein Bildempfang möglich sei, dieser aber für irgendwelche Untersuchungen kaum ausreichte. Daraufhin bemühten wir uns um eine günstig gelegene Empfangsstelle und fanden diese in einer alten Windmühle bei Hinsbeek, nahe an der holländischen Grenze. Die ersten Empfangsversuehe wurden dort am 15. 2. 1951 durchgeführt und dauern seitdem ununterbrochen an.

Die Sendungen sind dort sehr gut zu empfangen und die Bilder sind von ausreichender Klarheit und Schärfe. Seit Anfang dieser Versuche stehen wir sowohl mit den massgebenden Herren von N.V.Philips, Eindhoven, wie mit den Herren von Philips, Hamburg in einem engen Erfahrungsaustausch. Wir erhalten laufend die genauen Unterlagen über Programm und Sendezeiten und geben unsererseits Berichte über die Empfangsverhältnisse. Dass keine Geheimhaltung dieser Versuche vorliegt, ergibt sich auch daraus, daß eine Reihe von Augenzeugen vorhanden ist, die bei dem Empfang haben zugegen sein können, unserem Werk aber nicht angehören."


Die dankenswerten Mitteilungen der Firma Opta Spezial G.m.b.H. in Düsseldorf ermöglichen nun die Feststellung, daß es sich bei den Fernseh-Empfangsversuchen am Niederrhein nicht um ein "geheimnisvolles" Fernsehen oder um eine "Zunutzemachung der Versuchsarbeiten der Konkurrenz" handelt, sondern um eine erfreuliche Zusammenarbeit grosser und bekannter Firmen auf dem Gebiet der technischen Vorarbeiten für die Einführung des Fernsehens am Niederrhein.

FI-1951 / 1.Juli-Ausgabe - Deutschland
Der Süddeutsche Rundfunk und das Fernsehen.

Der Intendant des Süddeutschen Rundfunks - Stuttgart, Dr. Fritz Eberhard, teilt uns mit:
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  • "Der Süddeutsche Rundfunk beabsichtigt, sobald die technischen Voraussetzungen geschaffen sind, ebenfalls Fernseh-Sendungen durchzuführen. Als Voraussetzungen sind zu nennen: Die Schaffung der Übertragungswege von Sender zu Sender und die Liefermöglichkeiten von Fernsehsendern grösserer Leistung durch die deutsche Industrie.
  • Um mit dem Aufbau eines Fernseh-Sendernetzes sofort beginnen zu können, sobald die genannten technischen Voraussetzungen erfüllt sind, wird von den Sendegesellschaften der amerikanischen Zone zusammen mit dem Rundfunktechnischen Institut in Nürnberg bereits jetzt eine Netzplanung durchgeführt. Da die zur Verfügung stehenden Frequenzen für Fernsehsender beschränkt sind, erfordert diese Planung viel Sorgfalt, um gegenseitige Störungen von Fernsehsendern und Störungen der empfangenen Bilder beim Empfänger durch Reflexionen an Bergen u. dergleichen nach Möglichkeit auszuschalten"

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FI-1951 / 1.Juli-Ausgabe - WIR SAHEN und HÖRTEN
Einladung vom RIAS Berlin nach USA geflogen

Auf Einladung der Informationsabteilung des amerikanischen Hohen Kommissariats sind der Chefingenieur des RIAS-Berlin, Albert Posniker, der Intendant des Hessischen Rundfunks Eberhard Beckmann und der Justitiar des Südwestfunks - Dr. Carl Haensel, zu einem einmonatigen Studium des amerikanischen Fernsehfunks nach den USA geflogen.

FI-1951 / 2.Juli-Ausgabe - DEUTSCHLAND
Betrachtungen über Rundfunk und Fernsehen
von Hans Bredow

Von Staatssekretär a.D. Dr.hc. Hans Bredow, dem Organisator des Rundfunks in Deutschland, ist soeben im Kurt Vowinckel-Verlag (Heidelberg) eine Broschüre "Vergleichende Betrachtungen über Rundfunk und Fernsehen erschienen". Wir veröffentlichen nachstehend eine Reihe der wichtigsten Bemerkungen über das Fernsehen:

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  • "Für die Öffentlichkeit kann es nicht entscheidend sein, ob der Fernsehbetrieb einige Monate früher oder später kommt. Die Hauptsache ist, alle Vorbereitungen bei der Industrie und beim Rundfunk so sorgsam zu treffen und so mustergültige Einrichtungen zu schaffen, daß das Publikum von Anfang an zufriedengestellt werden kann und keine Rückschläge eintreten, die das Fernsehen diskreditieren können."
  • "Der Fernsehteilnehmer ist nur anfangs unersättlich. Später wächst sein kritischer Geist. Aber im Gegensatz zum Rundfunkhörer, der schon oft seinen Apparat zu Beginn gelangweilt abdreht und dadurch manche wertvolle Sendung versäumt, bleibt der Fernsehteilnehmer fast immer gefesselt. Er mag über ein Programm begeistert oder verärgert sein, aber er wartet bis zum Ende und diskutiert dann über das Gesehene."
  • "Die oft vernommene Meinung, das Fernsehen käme nur einer finanziell gehobenen kleinen Schicht der Bevölkerung zugute, ist irrig. Das beweisen Statistiken aus USA und England. Dabei ist noch zu bedenken, daß das Interesse an den Fernsehdarbietungen bei den wohlhabenden Kreisen geringer ist, als in Familien mit niedrigerem Einkommen. Für diese ist es eine Quelle sonst unerreichbarer Unterhaltung, Belehrung und Information.

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  • "Segen oder Gefahren aller grossen technischen Errungenschaften hängen ausschließlieh von ihrem Gebrauch ab. Die BBC zeigt einen Weg, der das Fernsehen zu einer wirklichen Bereicherung unseres Lebens werden lässt. Man kann erwarten, daß das Wort des Präsidenten des Direktionsrates des europäischen Kulturzentrums, Salvador de Madariaga, sich verwirklichen lässt, der davon überzeugt ist, daß das Fernsehen sehr bald auch in Europa das großartigste Werkzeug geistigen, wissenschaftlichen und politischen Wirkens sein wird, über das man jemals verfügt hat"
  • "Der deutsehe Rundfunk als der zukünftige Träger des deutschen Fernsehens hat bewiesen, daß er eine ethisch einwandfreie Programmgestaltung garantieren kann, die dem deutschen Kulturbedürfnis entspricht und auch im Ausland Anerkennung finden wird. Das letztere ist deshalb wichtig, weil mit der Zeit sich eine europäische Fernseh-Zusammenarbeit zwangsläufig entwickeln wird. Schon aus kulturpolitischen Gründen wird Deutschland sich bei seiner zentralen geopolitischen Lage hierbei einen Platz sichern müssen."
  • "Das Sehwarz-Weiss-Bild wird beim Fernsehen noch lange das Feld beherrschen, wie es auch im Film der Fall ist. Deutsche Farbfilme sind bereits schon vor 10 Jahren gezeigt worden, amerikanische Kopien schon 6 bis 8 Jahre vorher. Trotzdem hat man niemals davon gehört, daß die Filmindustrie seitdem die Produktion von Schwarz-Weiss-Filmen vertagt oder gar eingestellt hätte."

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  • "Bei der Einführung des Rundfunks war eine Tatsache besonders hemmend aufgetreten. Länder und grössere Städte, für die aus wirtschaftlichen oder technischen Gründen keine eigene Rundfunkorganisation oder ein Studio vorgesehen werden konnte, hatten sich benachteiligt gefühlt und mit allem Nachdruck hauptsächlich aus Prestigegründen weitgehende Ansprüche erhoben. Die sofortige Erfüllung hätte zu einer unwirtschaftlichen Zersplitterung und zur Senkung der Leistungen geführt, die im Interesse der Allgemeinheit nicht verantwortet werden konnte. Wenn Ansprüche dieser Art - mögen sie noch so berechtigt scheinen - auch jetzt wieder bei Einführung des Fernsehens auftreten sollten, so ist dem entgegenzuhalten, daß allein der Hauptgedanke der baldigen Einführung eines leistungsfähigen Fernsehens ausschlaggebend sein kann."
  • "Man kann mit Sicherheit unterstellen, daß die neue Möglichkeit des Fernsehens auch in Deutschland freudig aufgenommen wird, vorausgesetzt, daß die laufende Belastung durch Gebühren niedrig gehalten wird. Bei Beginn des Rundfunks hatte sich erwiesen, daß die zuerst erhobene Monatsgebühr von 5.- Mark zu hoch war und erst die Herabsetzung auf 2.-Mark den vollen Erfolg brachte. Eine zu hohe Fernsehgebühr würde ein schwerer psychologischer Fehler sein."
  • "Von einigen Stellen wird der Standpunkt vertreten, daß die Rundfunkteilnehmer kein Interesse daran haben, mit einem Teil der von ihnen aufgebrachten Gebühren sich an einer Vorfinanzierung des Fernsehens zu beteiligen. Hierbei wird anscheinend vergessen, daß das Fernsehen eine zusätzliche Leistung für die Rundfunkhörer darstellt."

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  • "Der zu Ungunsten des Fernsehens ausfallende Vergleich der Kosten eines Rundfunk- und Fernsehprogramms gleicher Dauer dürfte nicht ausschlaggebend sein. Vielmehr ist die Frage zu prüfen, ob der Rundfunk der Bundesrepublik die vermehrten Kosten solange aus seinen laufenden Mitteln aufbringen kann, bis die von den Fernsehteilnehmern zu erhebenden Gebühren eine fühlbare Entlastung herbeiführen."
  • "Man wird allerdings wohl darauf verzichten müssen, die dezentrale Programmarbeit des Rundfunks unverändert auf das Fernsehen zu übertragen, denn es wäre wirtschaftlich nicht zu verantworten, wenn von jeder einzelnen Rundfunkanstalt die tägliche Herstellung eines eigenen Fernsehprogramms verlangt würde. Eine oder zwei mit den modernsten Einrichtungen ausgerüstete Produktionsstätten für die Herstellung eines auf alle Sender zu übertragenden Fernseh-Hauptprogramms werden vorläufig genügen müssen."
  • "Das Fernsehen wird wahrscheinlich eine heute noch unübersehbare Produktion spezieller Fernsehfilme zur Folge haben, deren Umfang und Kosten durch die Tatsache gegeben sind, daß das Fernsehen im Gegensatz zur Filmindustrie fast täglich eine Erstaufführung zu veranstalten hat. Es ist anzunehmen daß neben der Fernsehfilm-Produktion des Rundfunks sich noch eine private Industrie für die Herstellung spezieller Fernsehfilme entwickeln wird, um dem Fernsehbetrieb Material für seine Programme zu liefern."
  • "Um die freudige Mitwirkung aller Rundfunkanstalten bei der Zusammenarbeit zu sichern und ihnen das Gefühl einer Abhängigkeit zu nehmen, wäre es vielleicht zu erwägen, die Hauptproduktion für das Fernsehen in einer Gemeinschaftsorganisation zusammenzufassen. Wenn eine "Deutsche Fernsehgemeinschaft" die Kapitalaufwendungen und die laufenden Kosten für die Hauptproduktion sowie für die Weiterentwicklung unter dem Gesichtspunkt eines gerechten Lastenausgleichs unter den Mitgliedern der Gemeinschaft aufteilt, könnten die heute bestehenden wirtschaftlichen Bedenken in den Hintergrund treten."


Eine Betrachtung von Staatssekretär a. D. Dr. hc. Hans Bredow im Juni 1951

FI-1951 / 2.Juli-Ausgabe - DEUTSCHLAND
Die Einführung des Fernsehens in Bayern.

Aufnahme des Versuchsbetriebes im nächsten Jahr. - Senderbauten in München und Nürnberg. - Grössere finanzielle Mittel für das Fernsehen. München - Mitte Juli 19951

Der Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks beschäftigte sich in seiner Sitzung am 16. Juli mit der Vorbereitung der Einführung des Fernsehens in Bayern. Intendant Rudolf von Scholtz, der von einer Reise aus USA zurückgekehrt ist und, wie er erklärte - dort auch alle erreichbaren Fernsehprogramme gesehen hat, hob hervor, daß die Fernsehplanung in Bayern sich vorerst auf zwei Gebiete erstrecken müsse:

1. auf die Schaffung der technischen Möglichkeiten für eine Programmausstrahlung der Sender, und
2. auf die Vorbereitung einer ausreichenden Produktion von Fernsehprogrammen.

Nachdem der Rundfunkrat bereits aus den Mitteln des Haushalts 1950/51 einen vorläufigen Betrag von 300.000 DM für die Beschaffung von Aufnahmeapparaturen bewilligt hat, sollen voraussichtlich im September, im Vorgriff auf das kommende Haushaltsjahr, grössere Mittel für die Schaffung von Sendeanlagen, für den Aufbau und die Ausgestaltung von Fernsehstudios und für die weiteren Erfordernisse zur Verfügung gestellt werden.

2 Sender in Aussicht genommen

Unter der Voraussetzung, dass die vom RTI, dem Rundfunktechnischen Institut in Nürnberg durchgeführten Studien über die Wellenausbreitungsverhältnisse in Bayern bis dahin abgeschlossen und die bei der Industrie in Auftrag zu gebenden Aufnahme- und Sendeeinrichtungen - die heute lange Liefertermine erfordern - geliefert worden sind, sei mit der Aufstellung und Inbetriebnahme des ersten Fernsehsenders in Bayern im nächsten Jahr zu rechnen. Dann könne mit Versuchssendungen begonnen werden. Dieser Sender werde in München erstellt werden. Ein zweiter Sender sei gegebenenfalls für Nürnberg in Aussicht genommen. Beim weiteren Ausbau des Fernsehens werde man sich auch auf das UKW-Netz stützen können.

Sorgfältige Vorbereitungen seien vor allem für die Aufstellung guter Fernsehprogramme notwendig, die mit bedeutenden Kosten verknüpft seien, wobei auch im Interesse einer Kostendegression auf ein "europäisches Fernsehen" hingearbeitet werden solle. Bei der Gestaltung der Fernsehprogramme sollten auch die Kapazitäten der Filmanlagen in Geiselgasteig genutzt werden, zumal in USA ein "wahrer Hunger" nach Fernsehprogramm-Material bestehe. Die Finanzierung des Fernsehprogrammes bei uns müsse auf anderen Voraussetzungen beruhen als in den USA. Dort erfolge sie ausschliesslich auf "kommerzieller Basis" was nach europäischen Auffassungen zu einer unmöglichen Programmgestaltung führe.

Geld aus dem Rundfunk-Etat

Die Mittel für die Vorbereitung des Fernsehens müssten, wie dies auch in anderen Ländern geschehe oder geplant sei, aus den Rundfunkhörer-Gebühren bestritten werden. Nach Aufnahme eines regelmässigen Programmdienstes könne man im Anfang damit rechnen, dass 10% der Programmgestaltungskosten aus den einzuführenden Fernseh-Gebühren hereinkommen würden. 80 bis 90% der Programmkosten müssten "auf irgend eine andere Weise" gedeckt werden.

Den viel erhobenen Vorwurf, dass der Bayerische Rundfunk mindestens um ein Jahr zu spät die Fernsehvorbereitungen aufnehme, zumal gerade die Programmvorbereitungen eine sehr lange Zeit in Anspruch nehmen werden und auch die Lieferfristen für die Apparaturen sehr viel länger geworden sind, glaubte Intendant von Scholtz mit der Bemerkung paralysieren zu können, dass man dafür jetzt modernere Apparate erhalten werde.

Fernsehen sei eine unaufhaltsame Erscheinung

Der Vorsitzende des Rundfunkrats, Staatssekretär a.D. Dr. Dieter Sattler, hob hervor, dass die Hauptaufgabe des gegenwärtigen Rundfunkrates die Einführung und Entwicklung des Fernsehens in Bayern sei. Das Fernsehen sei eine unaufhaltsame Erscheinung von grosser Tragweite. Bayern müsse hierfür seinen Beitrag leisten und dürfe nicht hinter der allgemeinen Entwicklung herhinken. Er schlug vor, in den nächsten Monaten einen genauen Finanzplan für die Fernsehaufgaben herzustellen, der eine sorgfältige Ausführung der unaufschiebbaren Aufgabe gewährleiste.

Auch der Programmdirektor des Bayerischen Rundfunks, Schneider-Scheide, sprach sich entschieden für eine intensive Inangriffnahme des Fernsehproblems in Bayern aus, wenn Bayern auf diesem zwar "gefährlichen", aber auch sehr aussichtsreichen Gebiet der grossen publizistischen Möglichkeiten nicht von Norddeutschland und anderen Ländern "überfahren" werden und nicht "katastrophal ins Hintertreffen" geraten solle.

Bayerischen Ehrgeiz entwickeln

Bayern habe hinsichtlich des Fernsehens nicht nur gegenüber der Entwicklung beim NWDR aufzuholen, sondern es sollte auch den Ehrgeiz haben, sich an die Spitze der Fernsehentwicklung in Deutschland zu setzen. Was er bei einem Studienaufenthalt in Hamburg beim NWDF an Programm und Bildgestaltung gesehen habe, sei noch "schauderhaft".

Er schlug, vor, in München ein Fernseh-Team zusammenzustellen, das mit zur Verfügung zu stellenden Mitteln Studienreisen nach Paris, London und den Vereinigten Staaten unternimmt, um die Voraussetzungen für eine wirkungsvolle Fernsehgestaltung zu studieren.

Schneider-Scheide unterstrich auch die Möglichkeiten, die sich für die (Gestaltung eines Münchener Fernsehprogramms aus dem Vorhandensein von Geiselgasteig ergeben, verwies darauf, dass sich hier eine aussichtsreiche Fernsehfilm-Produktionsstätte entwickeln lasse und schlug gegebenenfalls auch eine Gemeinschafts-Produktion Fernsehen und Film in München vor.

Der Vorsitzende des Rundfunkrats, Dr. Sattler, schloss die Erörterungen mit dem Hinweis, dass er hoffe, dass im September die für den Aufbau des Fernsehens in Bayern erforderlichen Mittel im Rundfunkrat bewilligt würden. Landtagspräsident Dr. Hundhammer, der Vorsitzende des Verwaltungsrats, warf hierbei ein: "Aber nicht in übertriebenem Rahmen ..... Dr.Sattler erwiderte darauf, dass von solchen "Übertriebenheiten im bayerischen Fernsehen" bisher noch nichts zu bemerken gewesen wäre.

FI-1951 / 2.Juli-Ausgabe - DEUTSCHLAND
Dr. Vogel schiesst vor den Bug.

Bonn, Ende Juli 1951 - Der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Presse, Rundfunk und Film, Dr. Rudolf Vogel, der nach USA geflogen ist, warnte in einem Interview mit dem Washingtoner DPA-Korrespondenten vor einer überstürzten Entwicklung des Fernsehens in Deutschland. Dr. Vogel, der zur Zeit in USA die Frage der Rückgabe der Funkhoheit an Deutschland erörtert und sich dort auch über die amerikanische Filmindustrie und Probleme der Fernsehentwicklung unterrichten will, erklärte, man solle in Deutschland mit der Einführung des Fernsehens so lange warten, bis man mit dem Farbfernsehen beginnen kann. Nach Rücksprache mit amerikanischen Sachverständigen habe er den Eindruck gewonnen, dass dem Farbfernsehen die Zukunft gehöre. Zurzeit sei es für Deutschland wichtiger, die Umstellung auf den Ultrakurzwellenfunk zu beenden. Das Fernsehen könnte sich einstweilen in Deutschland nur ein kleiner Personenkreis leisten .....

Diese Erklärungen Dr. Vogels kommen für diejenigen nicht überraschend, die wissen, wie wenig Zeit der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Presse, Rundfunk und Film bisher in Deutschland gefunden hat, um sich mit den Aufgaben und der Entwicklung des Fernsehens zu befassen. Bemerkenswert ist, dass er während eines kurzen Trips nach USA plötzlich auf diesem Gebiet zu tiefen Einsichten gelangt ist und nun von Washington aus seinen Stop-Schuss vor den Bug des bereits in Fahrt befindlichen deutschen Fernseh-Schiffes zu setzen versucht.

Viel Wind um Nichts

In Bonner parlamentarischen Kreisen ist man der Ansicht, dass die Erklärungen Dr. Vogels vor allem mit gewissen Bonner Zielsetzungen bei der angestrebten Neuordnung der "Funkhoheit" in Deutschland in Zusammenhang stehen. Man möchte "in Bonn" vermeiden, dass die Rundfunkanstalten inzwischen im Fernsehen ein "fait a compli" schaffen ... und möchte Zeit gewinnen. Dass dem Farbfernsehen die Zukunft gehören dürfte, ist bisher kaum von irgend einer Seite angezweifelt worden. Es besteht aber keine Notwendigkeit mit der Einführung des Fernsehens so lange zu warten, bis man auch in Europa mit dem Farbfernsehen beginnen kann. Wir würden dem Vorsitzenden des Bundestagsausschusses Dr. Vogel auch empfehlen, von den diesbezüglichen Erarbeitungen und Feststellungen Kenntnis zu nehmen, die in der Entschliessung der deutschen Fernsehtagung in Hamburg am 12.3.1951 niedergelegt worden sind.

Welche Absichten Dr. Vogel mit seinem Interview in Washington auch immer verfolgt haben mag, Tatsache ist, dass auch der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Presse, Rundfunk und Film die Entwicklung und Ausbreitung des Fernsehens in Deutschland nicht mehr aufhalten kann. Dazu ist es bereits viel zu spät!

FI-1951 / 2.Juli-Ausgabe - DEUTSCHLAND
Westfalen kann im Frühjahr fernsehen.

Der Funkreferent der Oberpostdirektion Münster, Postrat Dipl. Ing. Thörner, teilte mit, dass man in Westfalen voraussichtlich im kommenden Frühjahr fernsehen könne.
"FM-Türme" sollen im Bereich der Oberpostdirektion Münster auf dem Höxberg bei Beckum (40m hoch), der Hünenbürg bei Bielefeld (50m) und dem Jakobsberg bei Minden errichtet werden. Diese Türme sind Glieder der Fernseh-Ubertragungslinie Hamburg-Köln, Hauptstützpunkte für die zukünftigen Dezimeter-Fernsprechlinien und dienen als Stützpunkte für den beweglichen Strassenfunk. Die Baukosten eines solchen Turmes werden mit einer halben Million DM veranschlagt.

FI-1951 / 2.Juli-Ausgabe - DEUTSCHLAND
Der erste Fernsehsender der - Bundespost

(von unserem B*H.K.-Mitarbeiter) - Berlin, Ende Juli 1951

Fast ein Jahrzehnt ist nun seit jenem Tage vergangen, an dem die damalige Deutsche Reichspost ihre Fernsehsendungen im Berliner Bereich einzustellen sich gezwungen sah. Es war ein langes Jahrzehnt voller Mühen und Wirren, das den postalischen Einfluß auf Rundfunk und Fernsehen auf jenes Maß zurückführte, welches den veränderten Verhältnissen und einer zeitgemäßen Auffassung vom Vorrecht staatseigener Institutionen entsprach.

Dort, wo damals die Entwicklung im Taumel des Krieges erstickte, erlebte sie nun einen neuen Beginn: das ewig junge Berlin erhielt den ersten Fernsehsender der Deutschen Bundespost.

Im früheren Reichspostzentralamt

Einen Teil der weitläufigen Räumlichkeiten des früheren Reichspostzentralamtes im amerikanischen Sektor der Stadt haben vor kurzem die Fernsehtechniker und -konstrukteure der Post bezogen. Nahezu alles, was auch von einem regulären Programmbetrieb benötigt wird, wurde beschafft und aufgebaut. Das Kernstück ist der mit 250 Watt Leistung zwar nicht gerade energiestarke, aber auf Grund sorgsamster Laboratoriumsarbeit in Präzision und Aufbau sehr beachtenswerte Bildsender, der erste einer anlaufenden Industrieproduktion. Er wie auch der Tonsender stammen von der Siemens & Halske AG., die beide Anlagen in ihren Berliner Entwicklungsstätten fertigstellte.

Sie arbeiten zunächst - der Bildträger auf 189.25 MHz, der Tonträger auf 194.75 MHz - mit der europäischen Bildnorm von 625 Zeilen Montags - Freitags von 10-12 Uhr und von 14-16 Uhr. Gesendet werden alle für einen Versuchsbetrieb notwendigen Sujets wie Testbilder, Diapositive, Filmaufnahmen und Kurzszenen, nicht aber eigentliche Unterhaltungsprogramme. In der nahen Zukunft schon soll, der Sender auf 1 kW verstärkt werden.

Ein dreifacher Sinn

Der Sinn dieser bemerkenswerten Initiative der Post ist ein dreifacher: Erprobung großstädtischer Ausbreitungs- und Empfangsbedingungen, Untersuchung der technischen Möglichkeiten der Fernsehbrücke Westdeutschland-Westberlin und schließlich die Bereitstellung konstanter Sendungen für die in Berlin beheimatete Empfängerbauende Industrie.

Im Rahmen der Fernsehbrücke Hamburg-Höhbeck/Elbe-Berlin-Nikolassee erfüllt der neue Sender die vorläufige Aufgabe eines Strahlers zur Überbrückung des Anschlußabschnittes zwischen der an der Peripherie Berlins gelegenen Richt-Sende- und -Empfangsstelle Nikolassee und dem eigentlichen Stadtsender. Gerade dieser Versuchsarbeit kommt für den Aufbau des zukünftigen deutschen Fernsehnetzes, das im Wesentlichen auf Dezimeterwellen-Relaisverbindungen, zu einem kleinen Teil auf Koaxialkabeln und nur im Berliner Falle der weiten Entfernung wegen auf einer UKW-Richtverbindung großer Intensität basieren wird, hohe Bedeutung zu.

Angesichts der Inbetriebnahme dieses ersten Post-Fernsehsenders der Nachkriegszeit ist die Frage laut geworden, ob die Deutsche Bundespost mit diesem Schritt den Weg in eine neue Aera postalischer Geltung und Einflussnahme eröffnet, die ihr beim Rundfunk infolge alliierter Willensakte entwunden wurde, beim Fernsehen aber durch zielbewußte Organisation und wirtschaftliche Stärke doch noch zurückzugewinnen sei. Auf die hierbei berührten fernsehpolitischen und rechtliehen Fragen, die für die künftige Gestaltung des Fernsehens in Deutschland von erheblicher Bedeutung sind, werden wir zu gegebener Zeit zurückkommen.

FI-1951 / 2.Juli-Ausgabe - WIE SAHEN UND HÖRTEN
Neuer Rundfunkrat beim SDR

Nach Ablauf der ersten zwei Jahre seiner Amtsperiode hat sich nun der Rundfunkrat des Süddeutschen Rundfunks neu konstituiert und seinen Vorsitzenden und 5 Mitglieder des Verwaltungsrats gewählt. Der bisherige Vorsitzende des Rundfunkrats, Landrat Dr. Valentin Gaa (Schwetzingen) und der 2. Vorsitzende, Oberbürgermeister Dr. Klett (Stuttgart) wurden in dieser Eigenschaft wiedergewählt. In den Verwaltungsrat wurden Prof. Dr. Hermann Backhaus (Karlsruhe), der ehemalige Kultusminister Theodor Bäuerle (Stuttgart), Dr. Dr. Hermann Hagen (Karlsruhe), Handwerkskammerpräsident Robert Sieber (Mannheim) und Wilhelm Müller (Stuttgart) auf die Dauer von vier Jahren gewählt.

Neue Arbeitsgemeinschaft der Zeitungsverlegerverbände

Auf einer Tagung in Wildbad wurde von der Arbeitsgemeinschaft der Zeitungsverlegerverbände der US-Zone ein Arbeitskreis für Presse-Fernsehfragen gebildet. Dem Arbeitskreis gehört eine Anzahl Verleger großer süddeutscher Zeitungen an.

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