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AUGUST 1973
Philips Informationen für Fachhandel, Werkstätten und Techniker

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  • Inhalt
  • SEITE 10
    Für die Tieftonwiedergabe mit kleinen Lautsprecherboxen wurde von Philips das „Motional-Feedback-Verfahren" entwickelt. Es arbeitet mit einem keramischen Beschleunigungswandler, der ein Signal zur elektronischen Korrektur der Konusbewegungen liefert. Endverstärker und Lautsprecher sind in einem gemeinsamen Gehäuse untergebracht.
  • SEITE 22
    Das vor Jahresfrist erstmalig bekanntgegebene Philips VLP-System zur Wiedergabe von farbigen, auf einer Langspielplatte gespeicherten Bildern wird mit technischen Einzelheiten vorgestellt.
  • SEITE 28
    Auf der Funkausstellung 1963 in Berlin stellte Philips den ersten Cassetten-Recorder der Welt vor. Aus dem kleinen Tonbandgerät mit der handlichen Compact-Cassette hat sich inzwischen das weltweit verbreitete kompatible Philips Compact-Cassetten-System entwickelt.
  • SEITE 38
    Das drahtlose Fernsteuern von Helligkeit, Lautstärke, Farbsättigung und Kanalwahl sowie Netz-Ein-Aus geschieht bei Farbgeräten mit K9-Chassis auch durch eine Digitalsteuerung mit Ultraschall-Frequenzen.
  • SEITE 44
    Das CCH, Hamburgs neues Kongreßzentrum von internationalem Zuschnitt, wurde mit umfangreichen elektro-akustischen Anlagen und Beleuchtungseinrichtungen ausgestattet, die zu einem Großteil von Philips geliefert wurden.

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AUSSERDEM:

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Seite 1 Internationale Funkausstellung 1973
Seite 2 50 Jahre Rundfunk
Seite 6 Musik aus vier Kanälen
Seite 14 Rückblick in die Fernseh-Jugendzeit
Seite 16 Farbfernsehen mit neuer Technik
Seite 20 Fernseh-Neuheiten ausgestellt in Berlin
Seite 32 VCR - heute
Seite 37 5. European Contest - Endrunde in London
Seite 48 Elektronik und Laufschrift
Seite 50 Herde und Backöfen zum Einbau
Seite 52 Eins-drei, zwei-vier, von Mono bis Quadro
Seite 56 Parken unter Flutlicht
Seite 58 Rasiererfertigung an modernen Arbeitsplätzen
Seite 60 Kurzberichte
Seite 62 Service-Praxis
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Zum Titelbild:

Das Foto zeigt einen Blick in das Chassis des VLP-Plattenspie-lers, in dem als Lichtquelle ein Helium-Neon-Laser verwendet wird, der ein rotes Lichtbündel erzeugt (s. auch S. 22-27). Der Rücktitel gibt ein Motiv aus dem Heimbereich wieder.

Internationale Funkausstellung 1973 Berlin:
50jähriges Funkjubiläum steht im Mittelpunkt
(Das ist fast nur der fertige Text der Messegesellschaft !!!)

„Achtung, Achtung! Hier ist Berlin auf Welle 400." So lautete am 29. Oktober 1923 zum ersten Male eine Ansage aus dem Vox-Haus in der Potsdamer Straße 4. Damit hatte vor 50 Jahren der offizielle Rundfunk in Deutschland seine Tätigkeit aufgenommen.

Die in diesem Jahr wieder durchgeführte Internationale Funkausstellung in Berlin findet in einem Jubiläumsjahr und an einem gewissermaßen historischen Platz statt. Dies gilt in engerem Sinne auch für das Messegelände am Funkturm, auf dem (wo) sich schon 1924 in einer Halle die junge Funkindustrie mit einer Ausstellung präsentierte.

253 Aussteller aus 24 Ländern

Die vom 31. August bis 9. September stattfindende „Internationale Funkausstellung 1973 Berlin" stellt die größte Präsentation der Unterhaltungselektronik in Europa dar, denn das gesamte Messegelände Berlin mit rund 88.000qm überdachter Fläche in 23 Hallen und 3 Pavillons sowie rund 40.000qm Freifläche werden für die Ausstellung genutzt.

253 Aussteller offerieren Produkte von 371 Firmen aus 24 Ländern, darunter von 147 ausländischen Unternehmen. Ausgestellt wird alles, was in weitem Sinne Unterhaltungselektronik bedeutet.

Gliedert man das umfassende Angebot in elf Gruppen, so zeigt es sich, daß HiFi-Geräte und HiFi-Anlagen in diesem Angebot durch die höchste Zahl an Firmen vertreten sind. Mit geringem Abstand folgen Rundfunkempfänger der anderen Gerätesparten und elektroakustische Bauteile. Bedenkt man, wie verhältnismäßig jung noch das Gebiet der Audiovision ist, so erstaunt der Umfang des Angebots an audiovisuellen Geräten; auch soft-ware wird selbstverständlich präsentiert.

Farbfernsehen ist angesichts des noch großen Absatzreservoirs selbstverständlich ein Blickpunkt besonderen Akzents. Dank der für alle Beteiligten ebenso wirtschaftlichen wie zuverlässigen Modultechnik und eines hochentwickelten Bedienungskomforts hat sich ein Empfängerjahrgang angekündigt, der internationalerWertschätzung sicher sein darf.

Zu den bekannten Farbbildschirmgrößen werden sich nun auch Farbfernseh-Portables mit kleinerem Bildschirmformat und zu interessanten Preisen gesellen. Dies alles im Verein mit einer noch immer aktiven und technisch ausgeklügelten Schwarzweiß-Fernsehgeräteofferte.

Zum Auftakt „Funkturmmelodie"

Es beginnt bereits am Vorabend des ersten Ausstellungstages, wenn in der über 2.000 Plätze fassenden Halle 1 des Messegeländes Berlin die über Eurovision ausgestrahlte Eröffnungssendung der ARD und des ZDF unter dem Titel „Funkturmmelodie" den Auftakt gibt für die große Präsentation heutiger Unterhaltungselektronik und zugleich Erinnerungen weckt an die Anfangsjahre des deutschen Rundfunks.

Weiter geht es im Verlauf der Ausstellung in Halle 18 und im Freigelände (ARD), in Halle 7 und im Freigelände (ZDF) und in Halle 1 (ARD und ZDF) mit einer Fülle von Hörfunk-und Fernsehsendungen, die in eigens eingerichteten Studios produziert werden. Sie zeigen dem Ausstellungsbesucher den für solche Produktionen notwendigen umfangreichen technischen Apparat, und einige rufen ihn direkt zur Mitarbeit auf. Mehr als zehn Abendsendungen des Fernsehens werden live von Berlin über die Bildschirme gehen.

In Halle 10 erläutert die Bundespost ihre unverzichtbare Arbeit im Dienst der Nachrichtentechnik. Symbol der Halle ist ein „Super-Weltraumohr". In drei Laboratorien werden Ausschnitte aus der Arbeit der Post gezeigt, und überall haben die Besucher die Möglichkeit, den Posttechnikern zuzuschauen und mitzumachen.

Verschiedene Organisationen nutzen die durch die Internationale Funkausstellung gegebene Gelegenheit, ihre Tätigkeit einer breiteren Öffentlichkeit nahezubringen und neue Freunde zu gewinnen.

So u. a. der Deutsche Amateur-Radio-Club und mit einer Musterwerkstatt der Zentralverband des Deutschen Elektrohandwerks (ZVEH). Kein Besucher der Ausstellung sollte es versäumen, in das Rundfunk-Museum zu Füßen des Funkturms hineinzugehen, denn hier bekommt er einen komprimierten Überblick über 50 Jahre deutschen Rundfunks. In neu gestalteten Räumen werden in lebendiger Form die wesentlichen technischen Errungenschaften der Unterhaltungselektronik im Laufe der Zeit dargestellt.

Die Antennenstraße

Betritt der Besucher die Internationale Funkausstellung in Halle 3, so hat er vorher eine „Antennenstraße" passiert. Diese Gemeinschaftsschau des Fachverbandes Empfangsantennen hat ihn gewissermaßen schon auf die Ausstellung eingestimmt. Kommt der Besucher dagegen durch die Halle 19 hinein, kann er sich an einer großen Multivisionswand informieren. An mehreren Eingängen stehen Computer-Terminals, die jedem Besucher individuelle Auskünfte über die Ausstellung geben, so daß er seinen Hallenrundgang entsprechend einrichten kann.
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1923-1973 Fünfzig Jahre Deutscher Rundfunk
(Auch dieser Text ist aus dem Messekatalog !!)

Wie es mit dem Rundfunk damals begann ...

„Ob längere Ätherwellen, welche das Auge nicht mehr wahrnimmt, ununterbrochen um uns her in Tätigkeit sind, haben wir bis vor kurzem niemals erforscht. Aber die Untersuchungen von Heinrich Hertz in Deutschland offenbaren uns eine fast unbegrenzte Fülle von Äthererscheinungen oder elektrischen Strahlen, deren Wellenlängen Tausende von Meilen bis zu wenigen Fuß betragen.

Hier öffnet sich uns eine neue, wunderbare Welt, von der wir schwerlich annehmen können, daß sie nicht auch die Möglichkeit der Übertragbarkeit von Gedanken enthalten sollte. Ich nehme dabei an, daß man Apparate erfinden wird, welche durch Drehung einer Schraube oder durch Änderung der Länge eines Drahtes so geregelt werden können, daß sie zur Aufnahme von Wellen verabredeter Länge geeignet sein würden. Wären sie etwa auf 50m eingestellt, so würde der Empfänger nur Wellen von vielleicht 45 bis 55m aufnehmen und für alle übrigen unempfindlich sein ..."

Professor William Srookes schrieb das damals 1892

Diese vorausahnenden Gedanken schrieb vor mehr als achtzig Jahren der englische Professor William Srookes in einem Artikel nieder, der in der „Fortnightly Review" vom Februar 1892 erschien.

Sie deuteten bereits, wenn auch noch unvollkommen und tastend, das beginnende Zeitalter der Funktechnik und des Rundfunks an. Die folgenden Jahrzehnte waren angefüllt mit Experimenten, um die genialen Ideen zahlreicher großer Forscher und Erfinder zu verwirklichen. Jeder Versuch, jedes Experiment war ein Schritt zur weiteren Vollkommenheit und technischen Reife.

Mit der zunächst leichter zu realisierenden Funkentelegrafie sammelte man wertvolle Erfahrungen und konnte nach Erfindung der Elektronenröhre dann auch die ersten Ausstrahlungen von Sprache und Musik auf hochfrequentem Weg vornehmen.

Erster lizensierter Rundfunksender der Welt mit regelmäßigem Programm war übrigens die holländische Station PCCG in Den Haag (1919), für die Philips damals drei Elektronenröhren hergestellt hatte. Es folgte 1920 die amerikanische Station KDKA in Pittsburg, die in ihrer ersten Sendung die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen verkündete. In Deutschland strahlte der Sender Königswusterhausen im selben Jahr ein großes Instrumentalkonzert aus, das fast in ganz Europa gut empfangen werden konnte.

Im darauffolgenden Jahr übertrug man sogar erstmalig eine Oper, und zwar „Madame Butterfly" live aus der Berliner Staatsoper. 1923 wurde auch das bisher noch bestehende Rundfunkempfangsverbot für Private aufgehoben und im Berliner Funklaboratorium der Reichspost im Vox-Haus in der Potsdamer Straße ein Sender eingerichtet. Er arbeitete auf der Welle 400 m mit einer Leistung von 250 W. Am 29. Oktober 1923 schließlich wurde der deutsche Unterhaltungsrundfunk offiziell eröffnet.

Kommentare und Pressestimmen aus jenen Tagen

Interessant sind zweifellos die Kommentare und Pressestimmen aus jenen Tagen, geben sie doch einen kleinen Einblick in die Pionierzeit, in der dieGrundlagen unserer heutigen Rundfunk- und Fernsehepoche entstanden. Die Berichte und Darstellungen auf den ersten Seiten dieses Heftes sind daher diesem Thema gewidmet und wurden einer Philips-Zeitschrift des Jahrgangs 1929/30 entnommen. Der deutsche Rundfunk war damals also gerade wenige Jahre jung, hatte 3,2 Millionen angemeldete Hörer und stand damit an zweiter Stelle in der Welt hinter den USA.

Rundfunksorgen vor 50 Jahren

„Ich lasse es dahingestellt, ob die jetzige Zeit... für Einführung solcher Neuerungen gerade günstig gewählt ist, zumal, wenn dazu behördliche technische Anlagen benützt werden. Jedenfalls ist diese Seite der Angelegenheit nicht ganz außer acht zu lassen; denn es wird, namentlich gegen die Einrichtung von Funkempfangs-Apparaten bei Privaten, die sicher außerordentlich teuer zu stehen kommen, mit Recht der Einwand erhoben werden, daß sich derartiges nur die reichen Leute leisten können; es liegt auf der Hand, daß der Gegensatz zwischen reich und arm dadurch aufs neue verschärft wird ..."

(Kernsätze aus einem Schreiben vom 13. 2. 1923 des Bayerischen Staatsministeriums des Inneren an den damaligen Reichspostminister Dr. Schätzel)

Einige weitere Streiflichter aus jener Zeit:

77% aller Hörer wohnten in der Nahzone der Sender; 1585 Künstler waren 1929 fest für den deutschen Rundfunk angestellt; als Honorar wurden 1929 ca. 5,6 Millionen Mark für nicht dauernd beschäftigte Mitwirkende ausgegeben (gegen ca. 2,9 Millionen im Jahre 1926); wöchentlich gingen bei den Rundfunkgesellschaften etwa 15.500 Briefe ein.

61 Funkzeitschriften erschienen; rd. 15.000 Meldungen von Rundfunkstörungen wurden im ersten Vierteljahr 1930 durch die Funkhilfen behandelt. Durch den Rundfunk wurden etwa 125 Millionen kW-Stunden jährlich mehr Elektrizität verbraucht, entsprechend dem ganz beachtlichen Wert von damals 31 Millionen Mark.

Der Reichsrundfunkkommissar Dr. Hans Bredow sagte

Und zur Eröffnung der „Deutschen Funkausstellung und Phonoschau 1930" sagte der Reichsrundfunkkommissar Dr. Hans Bredow u. a.: „Im achten Jahre des deutschen Rundfunks legt die Industrie Rechenschaft über ihre Entwicklungsarbeit ab, eine Entwicklung, wie sie in Umfang und Stärke unerreicht ist. Der Rundfunk hat für die durch Grenzen, Rassen, Klassen und Weltanschauung zerrissene Menschheit eine Plattform geschaffen, auf der sie sich zum gemeinsamen Erleben zusammenfindet. Die Funkindustrie hat aus dem anfänglichen technischen Wunder in überraschend kurzer Zeit einen Gebrauchsgegenstand gemacht, eine Leistung, die nicht nur volkswirtschaftlich, sondern auch kulturpolitisch bedeutungsvoll geworden ist. Der Wettbewerb der Funkausstellung ist eine Notwendigkeit geworden, die nicht mehr zu entbehren ist."

Dann hatte Prof. Albert Einstein das Wort

Als zweiter Redner nahm dann Prof. Albert Einstein das Wort zu einer kurzen Ansprache. Als Urquell aller technischen Errungenschaften bezeichnete Einstein „die göttliche Neugier und den Spieltrieb des bastelnden und grübelnden Forschers und nicht minder die konstruktive Phantasie des technischen Erfinders". Er forderte auf, dankbar der namenlosen Techniker zu gedenken, welche die heutige Vollkommenheit vorbereitet haben.

Guglielmo Marconi

Guglielmo Marconi, der 1897 als erster die praktische Verwendung der drahtlosen Telegraphie demonstrierte: „Wenn man mich nach der Zukunft der Radiotechnik fragt, dann nimmt meine Phantasie keine Flügel an, um nach anderen, Millionen Meilen entfernten Planeten zu fliegen. Warum sollte ich mit solchen Ideen meine Zeit vertrödeln, wo ich sie anders viel nützlicher verwenden kann?

 Anstatt zu versuchen, mit dem Mars in drahtlose Verbindung zu kommen, halte ich es für viel vernünftiger, die Betriebskosten unserer heutigen Einrichtungen zu vermindern. Welch unermeßliches Anwendungsgebiet würde sich dem drahtlosen Telegramm eröffnen, wenn wir an Stelle der jetzigen 500 Worte etwa 10.000 pro Minute über den Ozean senden könnten, oder wenn wir unsere großen und unvollkommenen Apparate durch kleinere, bessere und billigere ersetzen könnten.

Der Durst des Publikums nach neuen Wundern wird niemals gestillt, und so hören wir denn auch von den merkwürdigsten Dingen, die uns die Funktechnik in nächster Zukunft bringen soll.

So erzählt man schon, daß Flugzeuge ohne Piloten kommen sollen, d. h. solche, die mit Hilfe gerichteter Wellen gesteuert werden und die sich ganz allein durch die Luft bewegen. Es wäre falsch, solche Gedanken als wertlose Gedankenträume zu verwerfen. Ich wäre der letzte, der dies täte, zumal ich mich noch sehr gut der Zeit erinnere, wo ich wegen meiner Experimente als Phantast angesehen wurde. Man ist schon auf dem besten Wege, diese neuen Wunder, von denen die Allgemeinheit soviel erwartet, zu erreichen.

Ich will nicht sagen, daß das Fernsehen für die Praxis unbrauchbar ist, denn eines Tages wird man auch seine Probleme lösen. Aber ich bin nicht der Meinung, daß Fernsehen den Film verdrängen wird. Fernsehen und Radio werden uns Tagesereignisse aus der Ferne übermitteln, doch wer gern mal ein besonderes Schauspiel oder Musikstück erleben will, der wird auch später noch ins Theater gehen oder wie jetzt, seine besonderen Schallplatten spielen lassen.

Der Rundfunk wird sich in der Zukunft zweifellos immer weiter entwickeln. Viele bisher unbekannte Gebiete dieser Wissenschaft werden erschlossen werden. Aber wenn auch der menschliche Gedanke immer schneller und schneller von einem Erdteil zum anderen getragen wird und sich alle Ereignisse viel schneller abspielen, so weiß ich doch nicht, ob die Menschen mit diesen technischen Fortschritten auch glücklich werden.

Alles, was ich weiß, ist, daß die Menschheit stets nach Neuem strebt und daß sie einen unlöschbaren Durst nach Erkenntnis und Fortschritt zu haben scheint. Und aus diesem ursprünglichen Triebe heraus arbeite ich denn schließlich auch nur."

Lee de Forest meinte 1939 :

Lee de Forest, Erfinder der steuerbaren Radioröhre, für die er 1907 das Patent erhielt, meinte: „Im Jahre 1920 noch ruhte das Rundfunkproblem in den Händen experimentierender Bastler, die sich mit dem neuen 'Spielzeug der Technik' die Zeit vertrieben. Festere Formen nahm es dann zunächst in den USA an, da Europa damals noch sehr unter den Nachwehen des (1. Welt-) Krieges zu leiden hatte.

Von allen Seiten wurde der jungen Technik größtes Interesse entgegengebracht, und über Nacht entstanden Fabriken für komplette Empfangsapparate oder zugehörige Einzelteile. Die Ansprüche wurden größer, der Detektor genügte nicht mehr, und die Elektronenröhre trat ihren Siegeszug durch die Radiotechnik an. Die Nachfrage war kolossal. Dauernd wurden neue Typen erprobt und herausgebracht, so daß uns heute für jeden Sonderzweck eine Speziairöhre zur Verfügung steht, von der einfachsten Dreielektroden-Verstärkerröhre bis zur kompliziertesten Schirmgitter- sowie Mehrfachröhre. Dies über die Wandlungen der ersten zehn Jahre.

Was werden wir nun im Jahr 1940 antreffen? Wird sich bis dahin ebensoviel wieder ändern wie bisher oder wird die Entwicklung langsamer vor sich gehen?

Die Antwort darauf muß lauten, daß die Radiotechnik noch viele unentdeckte Geheimnisse enthält, die Wissenschaft und Praxis in den kommenden zehn Jahren lösen werden. An Stelle des normalen Tonrundfunks (Musik, Sprache) wird im Jahre 1940 das Fernsehen vorherrschen. Anstatt eines Konzertes werden wir abends einen Tonfilm oder eine Oper in unserem Empfangsgerät sehen und hören können. Neue verbesserte Röhren werden auf dem Markte sein. Die Apparate selbst werden wesentlich vereinfacht.

Große Verbreitung wird die elektrische Schallplattenwiedergabe finden. Es ist zu erwarten, daß der Radioapparat der Zukunft ein kleines Theater für sich sein wird, bestehend aus Empfänger für Musik und Sprache, aus Fernsehgerät zum Empfangen von Bildern aller Art, aus Filmapparat zum Vorführen von Tonfilmen und schließlich noch aus Grammophon zur elektrischen Schallplattenwiedergabe.

Sehr wichtig wird es auch sein, daß es der Radioindustrie gelingen wird,
ihre Erzeugnisse zu wesentlich billigeren Preisen anzubieten. Wenn die Apparate so klein sind, daß sie sich, ähnlich einem Photoapparat, transportieren und leicht handhaben lassen, dann werden sie im täglichen Leben jedes einzelnen eine wichtige Rolle spielen. Vielleicht sind wir im Jahre 1940 so weit, daß ein Radioapparat im Haushalt ebensowenig vermißt werden kann, wie jetzt eine Uhr oder Zeitung."

Ratschläge zum Radiohören gab's auch:

Zwei Dinge sind es vor allem, die für die Verbreitung des Rundfunks in kurzer Zeit sorgten: Seine interessante technische Neuheit und sein hoher kultureller Wert. Zu Beginn der Rundfunkentwicklung war es vor allem ersteres, das die meisten interessierte. Die zweite Triebfeder des Funks, sein hoher kultureller Wert, der ihn als billigen und einfachsten Kunst-, Bildungs- und Unterhaltungs-Vermittler populär machte, wurde in seiner ganzen Bedeutung erst später erkannt.

Zunächst ein Beispiel, wie man nicht Radio hören soll: Der Apparat wird morgens eingeschaltet und muß bis zum Schluß des Tages durchspielen. Ein gewisses Interesse für die Programme ist oft vorhanden, aber meist ist es nur mäßig. Da wird z. B. eine wirklich erstklassige Opernaufführung gesendet, für die derselbe Hörer, der zeitungslesend und aus vollen Backen kauend Radiomusik „genießt", im Theater für einen guten Platz eine Menge Geld ausgeben würde. Auf diese Weise verpufft für solche Hörer die beste Radioaufführung, und der geistige Nutzen, der mit dieser Aufführung erreicht wurde, ist praktisch gleich Null.

Wie soll man nun richtig Radio hören? Wohl jeder Funkfreund hat Gelegenheit, die Radioprogramme der Woche vorher aus irgendeiner Zeitung oder Zeitschrift kennenzulernen. Er soll die geringe Mühe nicht scheuen, diese Programme in aller Ruhe gründlich durchzulesen und alle jene Vorträge, musikalischen Aufführungen oder Hörspiele, die ihn interessieren, anstreichen und danach auswählen. Ebenso, wie man beim Theaterbesuch innerlich geistig gerüstet sein muß, sollte man dies auch bei jeder Radioaufführung sein, die über den Charakter der gewöhnlichen Unterhaltungsmusik hinausgeht.

Manchem Menschen wäre es zwar angenehm, während der Radiomusik ein schönes Buch zu lesen oder sich dabei zu unterhalten, aber dann wird es völlig unmöglich, die Radiodarbietungen richtig zu verstehen. Wer durch solche Konzentration und Vorbereitung das Radio als vollwertiges Kulturinstrument betrachtet, wird erst richtige Freude am Rundfunk erlangen und diese modernste technische Erfindung richtig kennenlernen.

Der Philips Empfänger T 2511 von 1929

Auf dem Gebiet der Rundfunktechnik gab es in den zwanziger Jahren bereits eine ganze Reihe von wesentlichen Fortschritten. Zu ihnen gehörte u. a. das ohne Heizakkumulator und Anodenbatterie arbeitende Radiogerät für Netzbetrieb und Grammophonverstärkung.

Die folgende zeitgenössische Beschreibung eines derartigen Empfängers vermittelt einen aufschlußreichen Einblick in die Technik des Jahrgangs 1929.

Philips Empfänger T 2511, das preisgekrönte Wechselstrom-Vollnetz-Empfangsgerät

„Keiner der Besitzer des Philips Empfängers T 2511 (Bild 1) zweifelte an dem Ausgange des Empfänger-Wettbewerbs in der Olympia Radioausstellung in London, "wo" diesem der erste Preis zuerkannt wurde als dem besten der ausgestellten Empfangsgeräte in der Kategorie der Apparate bei weniger als 5 Röhren.

Die diesem Empfänger zugekommene Ehrung war laut Beurteilung der Zeitschrift „The Wireless World" vollkommen verdient, denn der T 2511 war das erste 4-Röhren-Netzanschlußgerät, welches, in einen Metallkasten zwecks Abschirmung eingebaut, den modernen Anschauungen der Massenerzeugung angepaßt wurde.

Die hervorragende Ausstattung und die bemerkenswerte Leistung haben Bewunderung und Begeisterung bei den Amateur-Kritikern hervorgerufen. Das Äußere des Apparates verrät von der inneren Ausstattung beinahe nichts, doch schon der Blick auf die Verteilung der Proportionen des Metallkästchens mit Füllungen aus „Celoron" und abgerundeten Ecken belehrt urrs von der Feinheit der Gefühle des Konstrukteurs.

Wir vermissen das Übermaß der üblichen Knöpfe und Hebel, welches bei der Type 2511 auf das geringste Maß von zwei Knöpfen praktisch an den Seitenwänden des Kastens beschränkt wurde, so daß mancher zu der Annahme geführt werden kann, kein Rundfunkgerät vor sich zu haben. Die Bedienung dieses Empfangsgerätes ist sehr einfach und beschränkt sich auf das Drehen eines Abstimmknopfes, wogegen mit dem anderen Knopfe die Lautstärke geregelt wird. Mittels des Schalthebels wird der Apparat in Betrieb gesetzt und das kurze oder lange Wellenband bzw. die Grammophon-Wiedergabe eingeschaltet. Hier ist auch außer dem angeführten Umschalthebel ein Schloß mit Schlüssel, mittels welchem der Apparat abgeschlossen werden kann.

Der obere Deckel des Apparates kann nur dann geöffnet werden, wenn wir den Hebel auf „ausgeschaltet" stellen.

Was ist unter dem Deckel zu sehen ?

Übrigens, warum sollten wir den Deckel öffnen? Wenn wir den Deckel heben, ist sowieso nicht viel darin zu sehen. Wir stellen nur fest, daß hier zwei Schirmgitterröhren E 442, eine indirekt netzgeheizte Detektionsröhre E 424, eine Hochleistungsröhre Penthode C 443, deren Anode 300 Volt Spannung bekommt, und eine Röhre T 506, die Gleichrichterröhre des Eliminators, versenkt eingebaut sind. Außer diesen "Lampen" ist alles abgeschlossen und versiegelt.

Eine solche Auskunft würde selbstverständlich keinen Amateur zufriedenstellen, und es bleibt nichts anderes übrig, als in die Werkstätte zu schauen, "wo" Gelegenheit gegeben ist, die halb zusammengesetzten Apparate zu sehen und so einen Blick in den Innenbau zu gewinnen (Bild 2).

Drei Abstimmkondensatoren auf einer gemeinsamen Welle bedürfen nur einer kleinen Kompensation zum Ausgleiche verschiedener Kapazitäten in den angeschlossenen Selbstinduktionen. Diese Feineinsteilung wird durch 3 Schrauben bewerkstelligt, deren Köpfe aus der Abschirmung herausragen; gegen das Drehen sind sie durch einen Tropfen Siegellack gesichert. Mittels dieser Schrauben werden die Hilfskondensatoren eingestellt, parallel angeschlossen zu den Abstimmkondensatoren, und zwar so, daß die Eichkurven der Abstimmungs-Kapazitäten gegenseitig übereinstimmen.

Bild 1 Philips Radio T2511 mit Meister-klang-Lautsprecher.
Bild 2 Chassis des T2511.

Eine einfache Prüfung mittels Wellenmesser ....

...belehrt uns darüber, daß die Eichkurven logarithmisch sind. Die Selbstinduktion vermitteln Torriodspulen, die so angeordnet sind, daß immer eine Kurzwellenspule konzentrisch im Innern der Langwellenspule angebracht ist. Die Form und die Unterbringung der Spulen sind scheinbar nicht günstig, aber der Konstrukteur muß die Sache von vielen Standpunkten aus betrachten, und es ist notwendig, alle Ansprüche betreffend die Einfachheit in der Bedienung, Vollkommenheit in der Musikwiedergabe und den stabilen Gang der Apparate, im Auge zu behalten.

Die Spulen sind so hintereinandergeschaltet, daß nach außen hin bloß 3 Leitungen auslaufen. Es handelt sich hier um sehr wirkungsvolle Schaltungen mit Resonanzkreisen in der Anode. Die Spulen sind in Bakelit-Gehäusen untergebracht und in Metallkästen abgeschirmt. Der Übergang von einem Wellenbereich zum anderen wird mittels Kurzschluß bzw. durch Einschaltung von Langwellenspulen ermöglicht.

Der Apparat ist in seiner Funktion sehr stabil

.... obwohl er auf eine große Leistung eingestellt ist. Die Stärke-Regulierung erfolgt durch Wechseln der Gittervorspannung auf den Gittern der Schirmgitterröhren. Jede Verstärkerstufe, wie auch das Audion und die Endverstärkerstufe, haben ihre eigenen abgeteilten Kondensator-Garnituren, Trenn- und Regulier-Widerstände, mittels welchen entweder die höhere Spannung auf die entsprechende niedere Spannung verteilt wird oder verhindert wird, daß die hochfrequenten Schwingungen durch die Zuleitungen in andere Abteilungen wandern. Auf ähnliche Weise erzielt man eine passende Vorspannung direkt aus der Anodenquelle.

Alle Anschlüsse sind versenkt, die Endverstärkerröhre ist mit einem Ausgangstransformator verbunden; bei Öffnen des Gerätes wird ein Stromschalter automatisch in Bewegung gesetzt, was verhütet, daß die bedienende Person mit der Hochspannung in Berührung kommt. Der Empfänger T 2511 ist also vollkommen gegen Unfälle durch elektrischen Strom gesichert.

Der Empfänger Philips T 2511 ist wirklich ein sehr interessanter und wirkungsvoller Typ von Radiogeräten, welche ausschließlich vom Netz gespeist sind. Es ist mithin kein bloßer Zufall, daß gerade dieser Empfänger bei einer Reihe von ausländischen und inländischen Wettbewerben den ersten Preis unter ehrbarer Konkurrenz erzielte!"

Notitzen von damals .........

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Taubheit als Folge?

Ein englischer Ohrenspezialist, Dr. Hamwell, vertritt die Meinung, daß die modernen Radioapparate mit ihrer starken Lautwiedergabe auf unsere Gehörorgane einen sehr ungünstigen Einfluß ausüben. Neben Erfahrungen aus seiner Praxis gründet er diese Meinung auf die Berichte der englischen Fernsprecherämter. Hier werden nämlich öfters Klagen der Abonnenten über schlechtes Verstehen bei weiten Verbindungen laut, während diese Klagen früher bei Verbindungen mit geringer Intensität nur vereinzelt vorkamen.

Keine Werbung für Künstler

Die British Broadcasting-Company hat bekanntgegeben, daß bei Sendespielen in Zukunft die Namen der Darsteller weder in den Programmen noch bei der Ansage bekanntgegeben werden. Die BBC ist der Meinung, daß die Sendespiele als solche auf den Hörer wirken müssen und nicht die Tatsache, daß bekannte Künstler die Sendespielfiguren sprechen.

Rundfunkstörer vor Gericht

Ein Radiohörer in Bad Tölz stellte gegen die Besitzerin eines Hochfrequenzapparates wegen Rundfunkstörung durch den Apparat beim Amtsgericht in Tölz Klage. Das bemerkenswerte Urteil lautet für jeden Übertretungsfall auf 100 RM Geldstrafe oder 5 Tage Haft sowie Tragung sämtlicher Kosten. In der Begründung ging man davon aus, daß der Rundfunkempfang kein Luxus, sondern vielmehr durch die Verbreitung von wirtschaftlichen und politischen Nachrichten, Reden und Vorträgen auf den Gebieten von Wissenschaft und Kunst, besonders auch für die Provinz, eine wichtige soziale Funktion sei.

Übertragungen aus dem Reichstag?

Die „Berliner Funkstunde", eine der deutschen Rundfunkgesellschaften, versucht die Genehmigung zu erhalten, um von Zeit zu Zeit Übertragungen aus dem Reichstag zu veranstalten. Daß man diesem Plan wohlwollend gegenübersteht, geht daraus hervor, daß Reichstagspräsident Lobe bereits seine Zustimmung zu derartigen Übertragungen erteilt hat. Mit den Mitgliedern des Reichstages hat man jedoch bisher noch keine Einigung erzielen können.

Rundfunkhörer werden befragt

Die Rundfunkhörer in Deutschland haben von der Reichspost eine Karte erhalten, worin gefragt wird, ob sie mit dem Rundfunk zufrieden sind. Gefragt wird, welche Sender am meisten gehört werden, ob der Empfang störungsfrei ist usw. Die Antworten, welche hierauf eingehen, sollen bei der Aufstellung von Plänen zur weiteren Ausgestaltung des deutschen Sendernetzes berücksichtigt werden.

Lautsprecher als Kündigungsgrund

Ein Hausherr hatte einem seiner Mieter, der bis 10 Uhr abends das Programm von Radio Wien im Lautsprecher abspielen ließ, gekündigt, nicht nur deshalb, weil dadurch Passanten und Zuhörer angelockt wurden und die Gehbahn verstellten, sondern weil auch den anderen Hauseinwohnern durch den Lärm des Lautsprechers das Wohnen im Hause verleidet würde. In der Folge bestritt der Beklagte, daß das Halten eines Lautsprechers keinen „Lärm", sondern ein gutes, volksbildendes Programm von Darbietungen in Wort und Musik wiedergebe. Das Bezirksgericht hob die Kündigung als unwirksam auf, da der Lautsprecher, den der Richter selbst angehört hatte, nicht von einer derartigen Stärke sei, daß sie als unerträglich empfunden werden müsse.

Ein Radio-Wunder

Vor einiger Zeit soll es vorgekommen sein, daß Spaziergänger, die spät abends an einer Kirche in Viktoria in Britisch-Kolumbia vorbeikamen, plötzlich bemerkten, daß in der Kirche eine Fuge von Bach gespielt wurde, während nirgends im Gebäude Licht zu sehen war. Bei näherer Untersuchung ergab sich außerdem, daß sich auch kein Organist in der Kirche befand. Man konnte nicht mit Sicherheit sagen, wo die Musik herkam. Als der geheimnisvolle Fall am nächsten Tag näher untersucht wurde, stellte es sich heraus, daß das Dach der Kirche ganz aus Kupfer bestand, so daß ein Kondensator gebildet wurde, der das ausgesandte Programm einer nahen Sendestation „mitsang".

Amerikanische Programm-Neuheit

In den Vereinigten Staaten schiebt man gegenwärtig in die Rundfunk-Programme allerlei Attraktionen ein - eine immer origineller als die andere! Augenblicklich ist der Fallschirmspringer in der Mode, der in einer Höhe von 4000 bis 5000m aus einem Flugzeug abspringt und während des Fallens nach der Erde über seine Erlebnisse drahtlos berichtet. Der erste Versuch erfolgte unter Leitung der NBC und soll binnen kurzem für eine größere Zahl Sender wiederholt werden.

Paolino - Schmeling im Radio

In Camaguey auf Kuba hat man mit dem Philips Kurzwellenempfänger 2802 auf hervorragende Weise der Übertragung des Boxkampfes Paolino gegen Schmeling durch eine amerikanische Kurzwellenstation folgen können. In einem Raum waren ungefähr 250 Hörer beisammen, die alle über die ausgezeichnete Leistung des Apparates entzückt waren.

Eigentümlicherweise wollte anfangs niemand glauben, daß mit einem so kleinen und einfach zu bedienenden Empfänger, wie es der Philips 2802 ist, so gute Ergebnisse erreicht werden können. Man ist nämlich dort noch der Ansicht, daß ein Empfänger, um gut zu sein, große Außenmaße und viele Abstimmknöpfe besitzen muß.
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Alsbald 500.000 Hörer in Berlin

Aus einer soeben veröffentlichten Statistik geht hervor, welche wichtige Rolle die Stadt Berlin im deutschen Rundfunk spielt. Danach gab es im März 1924 im ganzen 619 Rundfunkteilnehmer, eine Zahl, die schon im September des gleichen Jahres auf über Hunderttausend gestiegen war. Im Winter des Jahres 1924/25 war eine gewaltige Aufwärtsentwicklung zu verzeichnen.

Stieg doch die Zahl der Rundfunkhörer bis zum April 1925 auf beinahe 300 000. Seit jener Zeit ist die Entwicklung ruhiger, aber regelmäßiger vor sich gegangen. Am Anfang des Jahres 1928 hatte Berlin ungefähr 485.000 Radioteilnehmer. Obwohl für das letzte Jahr noch keine endgültigen Ziffern vorliegen, wird man doch mit rund einer halben Million Berliner Radioteilnehmer rechnen können.

Aufruf gegen die Lärmplage

Um die Lärmplage, welche in den Sommerfrischen und Kurorten durch nächtliche Sprechmaschinenkonzerte hervorgerufen wird, zu vermindern, wäre es sehr angezeigt, wenn sich die einzelnen Spitzenverbände des Sprechmaschinenhandels in einem öffentlichen Aufruf, den sie allen Zeitungen zusenden, an das Publikum wenden und die Benutzer von Sprechmaschinen ermahnen, in den Abendsendungen nur Pianissimo- und Leise-Spiel-Nadeln zu verwenden!
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RÜCK-BLICK IN DIE FERNSEH-JUGEND-ZEIT

Nicht nur der Rundfunk kann auf ein 50jähriges Bestehen zurückblicken, auch der Beginn des Fernsehens ist in jener Zeit zu suchen. Wie weit die technischen Belange Ende der zwanziger Jahre waren, wird aus den folgenden zeitgenössischen Berichten deutlich.

Der Stand des Fernsehens

Hierüber hielt Professor Dr. Gustav Leithäuser 1930 auf einem Empfang des Allgemeinen Deutschen Fernsehvereins einen Vortrag, aus dem wir auszugsweise zitieren:

„Im vergangenen Jahre sind zahlreiche Versuche innerhalb der einzelnen Laboratorien vorgenommen worden, um den technischen Stand des Fernsehens soweit zu fördern, daß ein praktischer Einsatz der Geräte an dem Rundfunkempfänger erfolgen kann. Insbesondere sind von den deutschen Firmen, die sich mit der Radio-Industrie beschäftigen, weitgehende Arbeiten geleistet worden, um die Qualität der empfangenen Bilder zu steigern.

Wenn es auch zunächst bei der Einführung des Fernsehens nicht zu erreichen ist, daß Bilder von höchster Qualität in Sicht kommen, von einer Qualität, wie sie bereits der deutsche Rundfunk heute besitzt, so ist doch damit zu rechnen, daß bei einfacher Handhabung der Geräte Darbietungen Zustandekommen, die das Auge befriedigen und das Interesse wachhalten. Es wird sich wahrscheinlich die Darbietung in einer Weise steigern, daß zunächst nur Fernsehfilme gegeben werden, daß die Darbietungen untermischt werden von Einzeldarstellungen von Personen und daß endlich der Tonfilm als gleichzeitiges Fernsehen mit verbundenem Ton dem Publikum dargeboten wird.

Es setzt aber voraus, daß man zwei Sender zur Verfügung hat, von denen der eine das Bild, der andere den Ton übermittelt. Es ist zwar theoretisch möglich, mit einem einzigen Sender beide Darbietungen zu bringen, allein die Praxis ist mit den Versuchen hierüber noch nicht weit vorangekommen. Um ein baldiges Einführen des Fernsehens zu ermöglichen, sind für die allernächste Zeit Versuchs-Serien geplant.

Da das Reichspostzentralamt in Berlin täglich Versuchssendungen veranstaltet, können innerhalb der Großstadt an verschiedenen Stellen Empfangsanordnungen eingesetzt werden, die in ihrer Wirkungsweise Aufschluß geben können über die Störungen beim Empfang.

Über die Empfangsapparaturen

Über die Empfangsapparaturen selbst kann folgendes gesagt werden:

Die einfachste Anordnung hier ist zweifellos die Verbindung der rotierenden Nipkow-Scheibe mit einer Glimmlampe. Die Nipkow-Scheibe, bekanntlich eine Scheibe, welche eine spiralförmige Anordnung einer Lochreihe aufweist, ist durch einfaches, gleichlaufendes Umlaufen mit der Senderscheibe in der Lage, die einzelnen Bildpunkte nacheinander dem Auge zuzuführen, wo sie sich zu einem Gesamtbild zusammensetzen.

Die Schwierigkeiten des Gleichlaufens sind auch mit einfachen Mitteln zu beheben; wenn man beispielsweise die Nipkow-Scheibe mit einem kleinen Elektro-Motor antreibt, so kann man durch einfaches Abbremsen mit der Hand das zu sehende Bild ohne weiteres im Gesichtsfeld festhalten. Eine sehr praktische Herstellung des Gesichtsfeldes ist aber auch mit Hilfe der sogenannten Zeilenfrequenz möglich. Diese Zeilenfrequenz ist durch die Lochzahlen der abtastenden Nipkow-Scheibe bedingt. Benutzt man diese zur Steuerung eines örtlichen Taktgebers, so lassen sich hohe Grade des Gleichlaufs erzeugen.

Es ist ferner nicht uninteressant, daß auch mit absolut ruhenden Empfangssystemen bereits Versuche gemacht worden sind. So ist die Braunsche Röhre mit ablenkbaren Kathodenstrahlen wohl geeignet, gut sichtbare Bilder von ausreichender Helligkeit zu geben. Man muß nur dafür sorgen, daß das Kathodenstrahlbündel sowohl vertikal wie auch horizontal im richtigen Rhythmus abgelenkt wird."
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Neue Fernsehmethode in USA

Der amerikanische Professor Dr. Vladimir Zworykin hat mit einer neuen Erfindung auf dem Gebiete des Fernsehens die lästigen und schwer zu handhabenden Nipkow-Lochscheiben verlassen und eine neue Methode ausgearbeitet, bei der "wo" Bild- und Steuersignale in einem einzigen Apparat empfangen werden können, ohne daß für die Synchronisierung an Sende- und Empfangsapparaten ein besonderer Mechanismus notwendig ist.

Durch Verwendung einer besonderen Kathodenstrahlenröhre ist der Apparat wesentlich einfacher und betriebssicherer geworden, so daß er gegenüber den bisherigen, mit rotierenden Scheiben arbeitenden Systemen ganz erhebliche Vorteile hat. Die neuen Fernsehapparate haben keine beweglichen Teile in sich und arbeiten infolgedessen absolut geräuschlos, ein Vorteil, der von allen Fernsehinteressenten hoch eingeschätzt wird.

Wie es funktioniert ....

Die vom Empfangsapparat aufgenommenen Bilder werden auf einem fluoreszierenden Schirm sichtbar und sind so groß, daß sie gleichzeitig von einer größeren Anzahl Zuschauer betrachtet werden können. Der neue Apparat Zworykins befindet sich zwar noch im Versuchsstadium, aber nichtsdestoweniger wird er doch bereits mit großem Erfolg in den Vereinigten Staaten von einer größeren Anzahl öffentlicher Rundfunkstationen probeweise verwendet.

Die empfangenen Bilder haben normalerweise eine Größe von 4x5 Zoll (10,2 x 12,8 cm) und können durch Erhöhung der angelegten Spannung auf einfache Weise beliebig vergrößert werden.

Obwohl die Kathodenstrahlröhre schon längere Zeit insbesondere wegen ihrer Verwendung in hochempfindlichen Oszillografen bekannt ist, hat sie trotzdem in der Fernsehtechnik bisher noch keine größere Rolle gespielt, abgesehen von einigen erfolglosen Experimenten.

Der Grund dafür liegt wohl darin, daß sich die normale Röhre nicht für solche Zwecke verwenden läßt, sondern daß sie dafür erst besonders ausgebildet werden mußte. Die neue Röhre ist eine Hochvakuum-Glühkathodenröhre und arbeitet im Gegensatz zu den normalen Röhren mit Elektronengeschwindigkeiten, die einer elektrischen Spannung von 3000 bis 4000 Volt entsprechen. Diese Beschleunigung verteilt sich auf zwei Stufen. Die 2. Anode der Röhre dient gleichzeitig dazu, den Elektronenstrahl zu sammeln und in Form eines scharfen Punktes auf den Schirm zu werfen. Da der Strahl an sich unsichtbar ist, muß der Schirm mit einer fluoreszierenden Schicht versehen sein, die unter der Einwirkung des Elektronenstrahles zum Leuchten gebracht wird. Der so sichtbar gemachte Strahl reproduziert auf dem Schirm ein Bild dadurch, daß er sich rasch hin und her bewegt und in der Lichtstärke, entsprechend dem gesendeten Bild, dabei schwankt.

April 1930 - Gleichzeitiges Fernsehen und Fernsprechen

Auf dem Gebiet des Fernsehens wird in den Vereinigten Staaten wie in Europa lebhaft weitergearbeitet. Neuerdings haben die Bell Telephone Laboratories eine Einrichtung zum gleichzeitigen und gegenseitigen Fernsehen und Fernsprechen entwickelt, die sie zwischen dem Gebäude der American Telephone and Telegraph Co., Broadway 195 in New York, und den Bell Laboratories, West Street 463 in New York, erstmalig am 9. April 1930 vorgeführt haben.

In beiden Gebäuden sind besondere Fernsehzellen eingerichtet worden, etwa mit den Abmessungen einer gewöhnlichen Fernsprechzelle. In dieser Zelle sitzt die Person, die ferngesehen werden will, in einem drehbaren Stuhl angesichts eines Rahmens, in dem sie die Person am anderen Ende sieht, mit der Unterhaltung gepflogen wird.

Das Bild erscheint wie ein Kinobild in Schwarz und Weiß auf rötlichem Hintergrund, dessen Tönung durch die wassergekühlte Neonröhre hoher Leistung hervorgerufen wird. Das Bild ist doppelt so groß (etwa 30x30 cm), bedeutend klarer und reicher an Einzelheiten als bei den Versuchen von 1927.

Im Zusammenhang hiermit sei erwähnt, daß die Deutsche Reichspost ein ähnliches System des gleichzeitigen und gegenseitigen Fernsehens und Fernsprechens auf der großen Funkausstellung 1929 vorgeführt hat; diese Apparatur ist jetzt im Deutschen Museum betriebsfertig aufgestellt.

März 1948 - Experimentier-Studio in Eindhoven

„Guten Abend, meine Damen und Herren. Hier ist das Philips Experimentelle Fernsehen mit seiner ersten Sendung."

Mit diesen Worten stellte die hübsche Ansagerin Betty Schaefer am 18. März 1948 erstmalig ein öffentlich ausgestrahltes Fernsehprogramm in Holland vor. Es kam aus dem Experimentier-Studio in Eindhoven und war der Anfang eines Programmdienstes, der bis zum Beginn des öffentlichen Fernsehens durch die Holländischen Sendeanstalten im Jahr 1951 fortgeführt wurde.

Der verwendete Fernsehsender hatte eine Reichweite von rund 60 Kilometern und bestand aus je einem Bild-und Tonsender im Ultrakurzwellenbereich. Die Sendefrequenz des amplitudenmodulierten Bildsenders PAB 3 betrug 63,25 MHz, die des Tonsenders PAG 3 (der sowohl frequenz- als auch amplitudenmoduliert arbeiten konnte) 67,75 MHz. Das Fernsehbild hatte 567 Zeilen, die Rasterfrequenz betrug 50 Hz, es wurde das Zeilensprungverfahren benutzt.

Das Bild aus dem Experimentierstudio (siehe rechts)

Das Bild vermittelt einen Eindruck von der damaligen Atmosphäre im Philips Experimentierstudio, in dem die Grundlagen für spätere, weit vollkommenere Sendungen erarbeitet wurden. Als Wiedergabegeräte verwendete man neben Fernsehempfängern mit relativ kleinen Direktsicht-Bildröhren auch Ausführungen, bei denen das Bild über eine Spezialoptik auf einen flachen Kunststoffschirm projiziert wurde und dadurch wesentlich größer war.

Das Bild oben links zeigt übrigens den Philips Fernsehpionier H. Kerkhof 1927 vor seinem 30-Zeilen-Gerät.

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