Philips »Kontakte« 50/1980
Zum Fünfzigsten
Als vor nunmehr 15 Jahren mit der ersten Ausgabe der Philips-Kontakte ein neues Bindeglied zwischen dem Unternehmen und seinen Kunden entstand, waren sich die Initiatoren sicher, mit dieser Publikation zugleich eine Informationslücke geschlossen zu haben.
Man wollte damit das immer breiter werdende Angebot an Technik und Technologie auf der einen sowie Marktwissen und Produktkunde auf der anderen Seite noch gezielter und wirksamer an die Partner in Handel und Handwerk sowie im Bereich der Schulung und Ausbildung herantragen.
Diese Zielsetzung gilt auch für die zukünftigen Ausgaben dieser Zeitschrift unverändert. Allerdings hat sich innerhalb des Ihnen jetzt vorliegenden 50. Heftes etwas getan, um dieser Aufgabe noch besser gerecht zu werden.
Eine andere Schrift bringt etwas mehr Lebendigkeit in das Zeilenbild hinein und ist nach Expertenmeinung auch noch besser lesbar als die bisherige, die wir aber für bestimmte Rubriken und für die Bildunterschriften beibehalten haben. Das neue Papier trägt mit seiner matten, kaum noch reflektierenden Oberfläche ebenfalls zum besseren Lesekomfort bei.
Neu ist auch die beigefügte Antwortkarte, mit der Sie bei Bedarf weitere Informationen anfordern können. Die Schwerpunkt-Themen dieser Ausgabe hängen mit der kürzlich stattgefundenen DOMOTECHNICA zusammen. Sie stammen aus den Bereichen Hausgeräte/Haustechnik/ Licht und beschäftigen sich mit Solarien und den neuen UV-Strahlungsquellen sowie mit Mikrowellenherden. Die Unterhaltungs-Elektronik ist ebenfalls mit mehreren Beiträgen aus den Bereichen Audio und Video vertreten, von denen z.B. der Blick in die Fernsehzukunft vielleicht den kommerziell und die Funktion des Computer-Suchlaufs beim HiFi-Cassettendeck wahrscheinlich den technisch orientierten Leser mehr ansprechen wird.
Für unser »Jubiläums«-Titelbild mit dem bunten Lichterstrauß hoffen wir natürlich auf Zustimmung aus allen Leserkreisen!
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Redaktion »Kontakte«
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Zum Titelbild:
Erst mit Hilfe von Licht- und Farbeffekten entsteht die eigentliche, sehr spezielle Disco-Atmosphäre. Philips hat hierfür kürzlich eine sogenannte Discolampe auf den Markt gebracht, die als Reflektorlampe mit durchsichtiger, farbiger Lackschicht und einer Stromaufnahme von 40 W für die Anwendung in Discospots, Lichtshows und Lichtorgeln entwickelt wurde. Sie ist in den Farben Blau, Gelb, Grün, Rot, Orange und Violett zu erhalten und kann im professionellen ebenso wie im privaten Bereich eingesetzt werden. Die neue Discolampe ist in einer attraktiven Schachtel verpackt, deren Design auf das Anwendungsgebiet abgestimmt ist.
Kurz berichtet
TV-Recorder
Die Auslieferung der ersten Philips Videorecorder vom Typ VR 2020 steht unmittelbar bevor. Näheres über den Termin sowie die Gründe für den gewählten Zeitpunkt steht auf Seite 27 in diesem Heft.
TV-Verkaufserfolg
Im September 1977 startete Philips mit der Produktion einer neuen Familie von Schwarzweiß-Fernsehgeräten. Inzwischen sind mehr als eine Million dieser mit dem »TX«-Chassis ausgerüsteten Geräte in den Philips Fabriken auf Taiwan und in Lowestoft (England) hergestellt worden.
Diese Produktionszahl macht deutlich, daß sich auch heute noch Schwarzweiß-Fernsehgeräte mit Erfolg verkaufen lassen, wenn ihr technisches Konzept auf die Marktbedürfnisse abgestimmt ist: Tragbare Geräte für Netz- und Akku-Betrieb, Bildschirmgröße 31 bis 36 cm, kompakte und stabile Gehäuse in ansprechenden Farben und natürlich attraktive Preise. In Deutschland sind bis heute rund 200000 Geräte der »TX«-Serie verkauft worden.
TV-Weltmarkt
Im Jahre 1979 wurden weltweit rund 30 Mio Farbfernsehgeräte verkauft. Mit einem Absatz von 10,3 Mio Geräten ist Europa heute der größte Markt für Farbfernsehgeräte. In den USA wurde ein Absatz von rd. 10 Mio Geräten registriert, während der japanische Markt 4 bis 5 Mio Farbfernsehgeräte aufnahm. In den restlichen Ländern und Kontinenten belief sich der Absatz auf etwa 5 Mio Geräte. Im genannten Zeitraum hat Philips seinen Anteil am Farbfernsehgeräte-markt insgesamt vergrößern können.
Amerkung : Dennoch ist der Abstand zu Grundig gewaltig. Zum Glück kauft Grundig fast nur Valvo Bildröhren ein.
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TV-Kabelprojekte
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau hat Bundespostminister Kurt Gscheidle gebeten, das für einen Kabelfernsehversuch vorgesehene Dortmunder Stadtgebiet zügig durch die Bundespost verkabeln zu lassen.
In dem fünf Jahre dauernden Versuch sollen die Möglichkeiten eines Breitbandkabelnetzes für zusätzliche Fernseh- und Hörfunkprogramme, der Ausstrahlung von speziellen Wunschprogrammen, eines Abrufs vielfältiger Einzelinformationen aus Datenbanken und der Datenübertragung erprobt werden.
Die Verlegung des Breitbandkabels und die Installation der entsprechenden Abschlüsse werden etwa zwei Jahre in Anspruch nehmen.
Auch 20.000 rheinland-pfälzische Haushalte werden vom 1. Januar 1983 an zwischen etwa 30 Programmen wählen können. Zu diesem Zeitpunkt beginnt im Raum Ludwigshafen ein dreijähriger Modellversuch mit neuen Kommunikationstechniken wie Kabelfernsehen und lokalem Rundfunk.
Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel gab das Konzept der Landesregierung dafür schon im November 1979 bekannt. Vogel schloß ein negatives Versuchs-Ergebnis nicht aus, wies aber darauf hin, daß die technische Entwicklung und die internationale Wettbewerbsfähigkeit den Versuch dennoch verlangten.
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TV-Stereoton (1980)
Wie die Technische Direktion des ZDF mitteilt, werden die Fernsehsender des ZDF ab Funkausstellung 1981 mit zwei Tonkanälen für Stereo- bzw.
Zweisprachen-Übertragung ausgerüstet. Versuchssendungen dieser Art fanden im Vorjahr in den Bereichen München, Hannover und Stuttgart statt und werden demnächst im Raum Hamburg und Dortmund durchgeführt. Die ARD hält bisher noch am Termin »1983« für die Zweikanal-Tonabstrahlung fest.
TV-Recordermarkt
In Westeuropa wird nach einem Absatz in 1979 von insgesamt 420.000 Video-Recordern für das Jahr 1980 ein Anstieg auf 500.000 Geräte erwartet.
Philips will 1980 in seinem Wiener Werk bereits 200.000 Geräte des Video-2000 Systems herstellen. Die Jahresproduktionskapazität wird 750.000 Geräte betragen, wenn das Produktionszentrum in Wien endgültig fertiggestellt ist.
Philips Jahresschallplatte
Weltpolitische Ereignisse von großer Tragweite, innenpolitische Wandlungen und Entwicklungen, aber auch das kulturelle und wirtschaftliche Geschehen im vergangenen Jahr sind Gegenstand einer Jahreschronik im Medienverbund, die Philips nun bereits zum 4. Mal den Gymnasien, Internatsschulen, pädagogischen Hochschulen und den deutschen Schulen im Ausland zur Verfügung stellt. Die Chronik besteht aus einer Schallplatte mit Originaltönen und verbindenden Texten, einem 16seitigen Bildteil und einer synchron-optischen Jahresübersicht auf sechs Doppelseiten.
Das Jahr 1979 stand im Zeichen des 30jährigen Bestehens der Bundesrepublik und eines Wechsels im Präsidentenamt. Beide Ereignisse boten den führenden Politikern des Landes die Möglichkeit, den Weg der Bundesrepublik in eine freiheitliche demokratische Ordnung darzustellen.
Auf der Jahresschallplatte 1979 ist dieser Thematik breiter Raum gewidmet. Sie eignet sich damit besonders zur Unterstützung des Gemeinschaftskunde Unterrichts.
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Neues vom Bildschirmtext
Die niederländische Post will ab August 1980 zunächst probeweise für ein Jahr einen Bildschirmtext-Dienst einführen. Er basiert auf dem Viewdata-System der britischen Post, soll aber in Holland den Namen »Viditel« erhalten.
Für das Probejahr werden 3.000 bis 5.000 Abonnenten und etwa 100 bis 150 Informationsanbieter erwartet. Der Informationsbestand soll einschließlich Werbung aus etwa 150.000 Seiten bestehen. Bereits Mitte November 1979 startete die Postverwaltung der Schweiz (PTT) ihren ersten
Bildschirmtext-Pilotversuch.
Zeitungsmeldungen zufolge können bis Ende 1981 über eine sechsstellige Telefonnummer insgesamt 4000 Seiten Informationen abgerufen werden. Die PTT beansprucht 1.000 Seiten für sich, 3.000 Seiten werden während des Versuchs privaten Informationslieferanten zur Verfügung gestellt.
Wichtigster Interessent ist die Swiss Information Provider Association (Swipa), der Verlagshäuser, Reise- und Transportunternehmen sowie Handelshäuser angehören.
Neues von Videotext
In Österreich begann Anfang 1980 das Versuchsprogramm »Teletext«, das ein Jahr lang als Gemeinschaftsunternehmen des österreichischen Rundfunks und Fernsehens ORF und des Verbandes österreichischer Zeitungsherausgeber von einem Redaktionsteam der Austria Presse Agentur (APA) zusammengestellt wird.
»Teletext« (bei uns als Videotext bekannt) vermittelt aktuelle Informationen an etwa 100 Testpersonen und 300 ausgewählte Prominente aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in Wien. Das Programm sendet täglich von 8.30 Uhr bis Sendeschluß 63 Seiten aktuelle Informationen: Auskünfte über das ORF-Programm, Zeitungsberichte aus dem In- und Ausland sowie aus dem Wirtschaftsleben und dem Sport.
Besuch aus China - Hamburg und Kassel besucht
Eine Delegation des Ministeriums für Metalle der Volksrepublik China besuchte nach dem Hamburg-Meiendorfer Werk für Meßtechnik auch das "Supply Center" des Philips Unternehmensbereichs Elektronik für Wissenschaft und Industrie in Kassel. Vorausgegangen waren zwei in China abgehaltene Seminare, in denen die Leistungsfähigkeit und das Know-how des Unternehmens im Bereich Stahl/Eisen vorgeführt wurde. Die bisherige Zusammenarbeit hat bereits zu interessanten Aufträgen geführt.
Ausstellung in China
Philips wird kommenden Mai in Wuhan, der Hauptstadt der Provinz Hupeh in der VR China, eine Fachausstellung eröffnen. Es werden u. a. Apparaturen für den industriellen, medizinischen und schulischen Anwendungsbereich sowie zur Informationsübermittlung gezeigt.
Während der Ausstellung gibt Philips auch eine Zeitschrift in chinesischer Sprache heraus. Das Unternehmen rechnet mit regem Besuch eines interessierten Fachpublikums.
Ausstellung in Japan
Rund 250.000 Personen besuchten vom 17. - 24.10.1979 den Philips-Stand auf der »Audio-Fair« in Tokio. Im Mittelpunkt der Philips-Präsentation standen das neue TV-Recordersystem Video 2000, das VLP-System und die ebenfalls nach dem optischen System arbeitende neue Compact-Schallplatte.
Die Besucher waren sehr davon angetan, europäische Produkte sehen zu können und zeigten sich an Technik und Technologie wesentlich interessierter als das westliche Publikum. Philips war übrigens das einzige Unternehmen aus Europa, das sich an dieser bedeutenden Ausstellung im »HiFi- und Video-Land« Japan beteiligte.
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- Anmerkung : Ich habe hier im Museum mehrfach bemängelt, daß Max Grundig keinen seiner Direktoren oder leitende Entwickler zu diesen Audio Fairs nach Tokio geschickt hatte, um mal zu evaluieren, wie weit die Japaner wirklich waren.
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1980 - VWD meldete:
Die Entscheidung der Siemens AG (Berlin/München) für das Video-System 2000, das von Philips und Grundig gemeinsam entwickelt worden ist, kann auf die europäische Unterhaltungselektronik durchaus Signalwirkung haben.
- Anmerkung : Hier wird nach 50 Ausgaben erstmalig bestätigt, daß Grundig an der Entwicklung der Video 2000 Technik maßgeblich beteiligt war, ebenso an der VCR Technik, was aber in den Philips Kontakten bislang gekonnt und gezielt verschwiegen wurde.
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Bedeutende europäische Anbieter auf diesem Gebiet, wie Blaupunkt (Bosch-Gruppe), Nordmende (Thomson-Brandt-Gruppe) oder die Telefunken Rundfunk und Fernseh GmbH haben sich in den beiden letzten Jahren für den Vertrieb japanischer Video-Recorder entschieden, sich damit aber keineswegs auf die Dauer festgelegt.
In Kreisen der deutschen elektronischen Industrie hält man es für denkbar, daß die genannten Firmen sich bei einem nachhaltigen Markterfolg von Video 2000 an der Etablierung eines europäischen Standards auf diesem Gebiet beteiligen.
Philips »Kontakte« 50/1980
"Die Zukunft ist hell, aber auch kompliziert"
Unter obigem Titel brachte die Funkschau in Heft 24/79 ein Interview ihres Chefredakteurs Prof. K. Tetzner mit F. Tielens, dem kommerziellen Direktor der Hauptindustriegruppe Video des Philips-Konzerns. Mit freundlicher Genehmigung des Verlags bringen wir dieses aufschlußreiche Gespräch nur wenig gekürzt auch unseren Lesern zur Kenntnis.
Der Vorspann begann mit den Sätzen: Es mag kaum einen anderen Platz in der Welt geben, wo soviel technischer Sachverstand und Kenntnisse der Situation, was das Fernsehen angeht, zu finden sind wie in der Zentrale des Philips- Konzerns, der rund 50% seines 30-Mrd.-DM-Umsatzes direkt oder indirekt mit Unterhaltungselektronik tätigt. Dort ist man angehalten, über lange Zeiträume vorauszudenken.
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• In Ihrem Vortrag, Herr Tielens, beim Vorstellen des Videosystems 2000 in Eindhoven fiel das Wort, daß Philips der größte Hersteller von Fernsehgeräten der Welt ist. Wieviel Geräte sind verkauft worden ?
Etwa 55 Millionen Stück, wenn man Schwarzweiß- und Farbempfänger zusammenzählt. Aufgeteilt sind es rd. 35 Millionen SW- und 20 Millionen Farbfernsehempfänger.
• Bei soviel Erfahrung darf man Sie fragen, wie Sie die Zukunft des Fernsehempfängers einschätzen. Bisher ist dieses Gerät vornehmlich ein Heimkino, aber man spricht zunehmend davon, daß das Fernsehgerät eine neue Aufgabe als Heimin-formations- und Textübertragungszentrum mit allerlei peripheren Geräten bekommt. Ist diese Behauptung global richtig oder sehen wir das Ganze zu sehr mit unseren westlichen Augen? Diese Änderung des Gebrauchs spielt sich aber doch sicherlich zunächst nur in der westlichen Welt und Japan ab, schwerlich bereits in den Entwicklungsländern, wo das Fernsehen zunehmend eine bedeutende Rolle übernimmt.
Absolut richtig. In den Entwicklungsländern befindet sich das Fernsehen exakt in dem Zustand, wie es vielleicht vor 15 Jahren bei uns war, mit einem noch deutlicheren Akzent auf Information und Erziehung. Fernsehen ist dort fast immer Schwarzweiß, und Sachen wie Viewdata und Teletext kommen sicherlich zehn Jahre später - das schon wegen der geringen Kaufkraft in diesen Ländern.
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• Das heißt aber, daß das Schwarzweiß-Gerät noch lange seine Bedeutung behalten wird.
Stimmt genau. Wir hatten das klar erkannt und trennten in unserer Hauptindustriegruppe schon vor zwölf Jahren die Aktivitäten in Europa und Übersee, weil außerhalb unseres Kontinents die Entwicklungen viel langsamer verlaufen werden. Diese Annahme stimmte, wir verkaufen heute außerhalb Europas sehr viele Großbild-SW-Empfänger, wir haben außerhalb Europas in fast allen Ländern einen sehr großen Marktanteil bei SW-Empfängern, was eben dazu beiträgt, daß wir die meisten Fernsehgeräte insgesamt in der Welt liefern. In den meisten Ländern der Erde heißt Fernsehen: ein brauchbares Bild zu einem angemessenen Preis. Features werden nicht verlangt; alles, was die Geräte teuer macht, wird noch nicht geschätzt.
• In Ihrem schon erwähnten Vortrag in Eindhoven sagten Sie, Herr Tielens, den Satz: »Die Mono-Produktstruk-tur, die heute noch das Videogeschehen auf dem Ver-bra u ch ersektor bes timm t, muß durch systemorientierte Produkte ersetzt werden, die interaktiv aufeinander abgestimmt werden müssen.« Was ist damit gemeint?
Wir meinen, daß die Wandlung des Fernsehempfängers zum Heimdisplay eintreten wird, weil zusätzlich zu den frei empfangbaren Fernsehprogrammen allerlei periphere Programmlieferanten hinzukommen wie Teletext, Viewdata, VCR, VLP-Bildplatte, Heimcomputer, Videogames etc.
Dieser Wandel geschieht aber sicherlich nicht dadurch, daß der Interessent sich das alles auf einmal kauft und dann eine komplette Heiminformationszentrale mit Kontrollpult für die zentrale Bedienung hat. Vielmehr nehmen wir an, daß all das nacheinander gekauft werden wird - dann muß es aber zusammenpassen! Außerdem müssen Teileinheiten entwickelt werden für die jetzt in der Welt betriebenen rd. 250 Millionen Farb- und 200 Millionen SW-Fernsehempfänger.
Man denke nur daran, daß einmal in einer Wohnung VCR, VLP und Fernsehempfänger fernbedient werden, da könnte es rasch zu einem Durcheinander kommen. Auch muß die Vielfalt der zu erwartenden Geräte vom Styling aufeinander abgestimmt sein, in ihrem Input-Output- Verhalten selbstverständlich auch. Sicherlich kommt ein verbesserter
Fernsehton, evtl. in Stereo, den der Gerätebesitzer dann über seine HiFi-Anlage wiedergeben möchte.
• Das verlangt aber viel Nachdenken in Ihrem Haus...
... sehr, und vor allem eine enge Koordination zwischen Audio und Video, zwischen den VCR-Leuten und den Fernsehgeräteentwicklern. Und wenn, was wir glauben, noch die kleinen Keyboards der Heimcomputer anzuschalten sind, dann muß wirklich verlangt werden, daß alles eine Einheit bildet. Meine rein persönliche Meinung ist, daß die Zeit des Verkaufs von kompletten Systemen mit fast allen erwähnten Einzelgeräten noch weit weg ist, daß es aber schon bald Interessenten gibt, die diese oder jene separate Funktion separat abdecken wollen. Beispiel: Das Fernsehgerät ist für Videotext eingerichtet, und später einmal schaltet der Besitzer einen Drucker an. Er wird alles nacheinander kaufen und wäre dann sehr enttäuscht, wenn es nicht zusammenpaßt. Wahrscheinlich gibt es später auch billige Monitoren, um separate Funktionen zu erfüllen, ohne das Heim-Fernsehgerät damit zu beanspruchen.
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Langfristige Vorausplanung der Gerätekonzeption
• Wenn in einer größeren Familie air die peripheren Geräte Einzug halten und jedes Familienmitglied damit seine eigenen Interessen verfolgt, müssen weitere Monitoren - Fernsehgeräte oder spezielle Displays - her.
Richtig - denken Sie an Audio: In kaum einer Wohnung gibt es zentrale Lautsprecheranlagen - man kauft sich eine entsprechende Anzahl von Kofferradios, die man dort benutzt, wo man sich aufhält. Es ist schwer vorstellbar, daß das heutige Heim-Fernsehgerät alle die erwähnten Funktionen erfüllen kann. Diese zu erwartende Entwicklung ist natürlich Stimulans für Zweit- und Drittgeräte, deren Bildgröße wahrscheinlich kleiner sein wird oder für Monitoren, Displays bzw. intelligente Home-Terminals.
Eine Revolution der Bildqualität?
• Sind Sie der Meinung, daß wir eines noch fernen Tages die Bildqualität verbessern können, ohne an den heutigen Übertragungsnormen etwas zu ändern, was ja nur mit Zustimmung der Sendeanstalten möglich und fast ein Politikum wäre ?
Ich kann mir durchaus Speichervorrichtungen vorstellen, die das vom Sender kommende Bild aufnehmen und einem speziellen Prozeß unterwerfen, der die Bildqualität entscheidend verbessert. Das ginge dann also ohne Änderung der Sendenorm. Hier eröffnen sich in einigen Jahren beträchtliche Aussichten, etwa in Richtung High Definition oder Unterdrückung von Geisterbildern. Denken wir auch an die Möglichkeiten des Ausdruckens von Einzelbildern (Hardcopy).
• Derlei Überlegungen haben doch sicherlich auch bei der Entwicklung von Video 2000 eine Rolle gespielt?
Absolut, denn wir wollten ein System - nicht ein Einzelgerät - schaffen, das alle in einer überschaubaren Zukunft sich anbietenden Möglichkeiten abdeckt. Wir wollten das vermeiden, unter dem die Japaner zur Zeit mit ihren Videorecordern leiden, daß sie nämlich ständig ihre Geräte nachentwickeln müssen, um diese oder jene Möglichkeiten (lange Spieldauer, Standbild, Zeitlupe) nachträglich in bestehende Geräte hineinzunehmen.
• Weil wir gerade bei der Zukunft sind: Wann, so glauben Sie, werden wir einen Videorecorder bekommen, der keine bewegten Teile mehr hat?
Ohne bewegte Teile - meinen Sie Festkörperspeicher oder ähnliches? Dann sage ich, daß das noch zehn Jahre dauern wird. Aber der Übergang wird fließend sein. Wenn wir an die Möglichkeiten der Digitaltechnik denken, dann können wir vielleicht schon in fünf Jahren einen Videorecorder bauen, der mit ganz wenigen bewegten Teilen auskommt.
Also: Die Mechanik soll zunächst, ehe sie in ferner Zukunft ganz verschwindet, sehr vereinfacht werden. Aber diese Entwicklung dürfte sich teilweise im Rahmen des vorgegebenen Standards Video 2000 abspielen - an dem wird sich in den nächsten Jahren nichts ändern. Das möchten wir unseren Abnehmern sehr deutlich sagen. Überhaupt ist das mit sprunghaften Entwicklungen in der Technik so eine Sache.
Ein Beispiel: Der Verbrennungsmotor unserer PKW ist an sich eine unmögliche Konstruktion, schon weil er die Auf- und Ab-Bewegungen der Kolben verlustbehaftet in Drehbewegungen umwandeln muß. Als der Wankelmotor kam, dachten viele, daß dieser Kreiskolbenläufer die wahre Lösung ist, aber die intensive Weiterentwicklung des Otto-Motors hat dessen Überlegenheit trotz vieler prinzipieller Mängel gesichert.
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• Welche Schlüsse ziehen Sie daraus für den Videorecorder?
Heute spricht man viel von den Vorzügen der Longitudinalaufzeichnung, die man sicherlich noch weiterentwickeln wird. Aber auch die Arbeiten an der Schrägspuraufzeichnung ruhen nicht, und hier gibt es sicherlich noch viele Verbesserungen, siehe u. a. die Spursteuerung bei Video 2000.
• Man kann die Vergleiche doch noch weiterziehen - etwa Stichwort flacher Bildschirm.
Ja, wir überlegen uns hier alle paar Monate, wie es denn nun
mit dem flachen Bildschirm weitergehen wird. Wie viele Angriffe auf die Schadow-Mask hat es schon gegeben, aber außer dem Trinitron als einzige Abweichung hat sich nichts durchgesetzt, einfach wegen der ständigen intensiven Weiterentwicklung der Farbbildröhren in Richtung Lichtausbeute, Durchlässigkeit der Maske, neue Ablenksysteme usw.
Wenn Sie mich fragen, wann denn nun eine große flache, farbtüchtige Bildröhre kommt, dann muß ich sagen, daß ich heute weniger Aussichten dafür sehe als vor fünf Jahren!
Wir haben, beispielsweise, jahrelang an der Indexröhre als Alternative zur heutigen Maskenröhre gearbeitet. Für Kleinbildschirme könnte man das Prinzip schon heute anwenden, aber es ist einfach nicht wirtschaftlich wegen des Aufwandes mit Fotozellen usw. Die letzten Entwicklungen unserer Farbbildröhre haben alle Hoffnungen auf andere Systeme überholt.
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Eine mehr philosophische Frage
• Ich darf Ihnen eine mehr philosophische Frage stellen, weil Ihr Haus weltweit arbeitet und dementsprechende Erfahrungen hat: Könnten sich in Deutschland die Sehgewohnheiten der Fernsehteilnehmer beträchtlich ändern, wenn wir einmal dank Kabel- und Satellitenfernsehen, Bildplatte und bespielter VCR-Kassette ein Vielfaches des heutigen knappen Fernsehprogramm-Angebotes haben?
Wir haben da Erfahrungen in Amerika. Dort wird in vielen Familien der Fernsehempfänger morgens ein- und abends ausgeschaltet. Dort wird kaum,
wie bei uns, eine Programmzeitschrift konsultiert, und man setzt sich auch wenig vor das Gerät, um ein bestimmtes Programm zu sehen - das Fernsehgerät läuft wie das Radio im Hintergrund.
• Keine schöne Aussicht für uns...
Hier wird das VCR-Gerät viel helfen, um aus einem vermehrten Programmangebot für späteren Konsum etwas Passendes auszuwählen und aufzuzeichnen. Wir haben hier in Eindhoven sieben Programme,
das reicht. Die Art, wie in Amerika ferngesehen wird - diese Gewohnheit sollte nie nach Europa kommen. An der spezifisch amerikanischen Art, am Fernsehen teilzunehmen, hat natürlich auch die ständige Unterbrechung durch die Werbung schuld.
Sich richtig vor das Gerät zu setzen, das geschieht in Amerika nur noch bei ganz wichtigen Programmen, etwa Baseball am Montagabend oder so - sonst läuft man vorbei, guckt einmal hin, sitzt wohl auch fünf Minuten. Aber das Gerät läuft und läuft - und das wirkt sich aus auf Lebensdauer und Reparaturhäufigkeit der Geräte.
Die entsprechenden Zahlen stimmen zwischen USA und Europa überhaupt nicht überein. Wenn ein Fernsehempfänger, wie vielfach in Amerika üblich, 14 Stunden täglich läuft - bei uns aber nur zwei oder drei, dann muß sich ja ein Unterschied ergeben. Daß da Klagen über die Güte der Geräte in Amerika häufiger als bei uns zu hören sind, ist nur zu verständlich.
Neue Sehgewohnheiten bei mehr Programmen als heute?
• Viele Programme verlangen viele gute Produktionen - wo nimmt man diese her?
Nun, wenn wir schon dabei sind: Meiner ganz persönlichen Meinung nach werden wir vielleicht schon in zehn Jahren gänzlich andere Sehgewohnheiten haben. Dann ist die Verkabelung mit extrem breitbandigen Lichtleitern weit fortgeschritten, so daß es durchaus möglich sein wird, sich anhand eines Kataloges per Knopfdruck-Bestellung Programme für den Abend, die man gerne sehen will, aus einer Zentrale herauszuholen.
Man ist dann nicht mehr auf das angewiesen, was die Sender direkt oder per Satellit oder Kabel anbieten. Diese Auswahl kann ich schon morgens treffen, denn mein Videorecorder, entsprechend eingestellt, zeichnet das angelieferte Programm für den abendlichen Konsum auf.
Für die Fernsehsender bleibt dann nur noch das Aktuelle wie Sport, Politik usw. übrig - die Unterhaltung wird nicht mehr Sache der Fernsehsender sein! Sogenannte Haupt-Sehzeiten - die Amerikaner nennen es "prime time" - gibt es auch nicht mehr, die »Zeitmaschinen«, also die Videorecorder, werden das ändern.
Auch Hollywood muß reagieren. Zwar ist man dort noch sehr sicher. Dort wurde kürzlich gesagt, in den späten 1980er Jahren wird es zwar in den USA 18 Millionen Videorecorder geben, aber etwa 180 Millionen Fernsehgeräte, also was soll das alles. Ich glaube das jedoch überhaupt nicht, dann wird es nämlich in Amerika 40 oder 50 Millionen Videorecorder geben!
• Vielleicht sind für die breite Einführung der Glasfaserkabel, die ja die skizzierte Umänderung der Seh-Gewohnheiten ermöglichen, zehn Jahre ein zu kurzer Zeitraum?
Ja, da bin ich letztlich Ihrer Meinung, aber es kommt doch der Zeitpunkt, da die optische Übertragung per Lichtleiter diese Veränderungen des Fernsehens erwirkt. Es muß aber nochmals betont werden, daß das Aktuelle die Domäne des Fernsehens bleiben wird. Denken Sie an Sport - ich bin nicht am nachträglichen Anschauen eines Fußballspieles interessiert, von dem ich vorher schon weiß, wie es ausgegangen ist.
Die Bildplatte
• Die Bildplatte gehört nicht zu Ihrem Aufgabenbereich, Herr Tielens, immerhin, bitte abschließend ein paar Worte.
Nach jahrelanger Vorbereitung und Entwicklungsarbeit kam die von uns geschaffene Bildplatte vom Typ VLP (= Video Long Play) im Vorjahr auf zwei Testmärkten in den USA heraus; der Spieler stammt von uns, die Platte selbst und die Software kommen von MCA, unserem Partner.
Jetzt ist entschieden, daß die VLP Anfang 1981 in Großbritannien als dem ersten europäischen Land ausgeliefert wird. Daß sich jetzt auch der IBM-Konzern an der Einführung und Anwendung der VLP beteiligen wird, begrüßen wir sehr, das ist eine gute Unterstützung für das System.
Das Gespräch wendet sich danach dem Direkt-Satelliten zu; Philips hat auf dem Gebiet des Satelliten-Empfängers viel Entwicklungsarbeit geleistet. Übereinstimmend wurde festgestellt, daß TV-Satelliten, insbesondere wenn sie nicht mehr als drei oder fünf Programme übertragen, für Europa wenig nützlich sein werden, daß aber das ganze Gebiet viele politische und wirtschaftspolitische Konsequenzen hat, die es zu bedenken gilt.
Hingegen sind Direkt-Fernsehsatelliten für Länder wie Indien und VR China von größter Bedeutung, weil sie kostspielige terrestrische Sendernetze mit ihren langen Relaisstrecken ersetzen. Philips hatte sich an den indischen Experimenten beteiligt und viele Erfahrungen gesammelt.
In den genannten großen Ländern, aber auch in Brasilien und Indonesien mit seinen zahllosen Inseln, ist direkter Satellitenempfang von erheblicher Bedeutung.
Philips »Kontakte« 50/1980
Es ist soweit ......
In wenigen Wochen beginnt Philips mit der Auslieferung der neuen Videorecorder nach dem System »Video 2000« an den Fachhandel und an die Fachabteilungen der Warenhäuser.
Damit endet dann die Zeit des Wartens, die wohl manchem Verkäufer und Techniker auf der einen, aber auch vielen Konsumenten auf der anderen Seite vielleicht schon etwas lang geworden ist.
Doch es gibt gute Gründe für die Wahl eines Liefertermins, der relativ weit von der ersten Gerätevorstellung auf der Internationalen Funkausstellung Berlin im Spätsommer 1979 entfernt liegt und der unter der Devise steht, das neue Video-System unter optimalen Bedingungen zu starten.
Als erstes Gerät bringt Philips den Videorecorder VR 2020 auf den Markt.
Im Mai, dem ersten Verkaufsmonat, stehen dem Fachhandel mit diesen Maschinen somit ausgereifte Konstruktionen zur Verfügung.
Mit anderen Worten: zu diesem Termin kann Philips
- 1. den Videorecorder VR 2020 in einer wirklich optimalen technischen Qualität ausliefern,
- 2. eine gute Bild- und Tonqualität bieten und
- 3. Die Versorgung mit Cassetten sicherstellen, d. h. für den Anfang mindestens fünf Cassetten pro Gerät garantieren.
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Mit dem Erscheinen der neuen Philips Videorecorder VR 2020 ist dann auch die Zeit für vielerlei Annahmen und Vermutungen vorbei. Gerade in den vergangenen Monaten wurde über Videorecorder viel berichtet; leider befanden sich auch häufig Informationen darunter, die entweder unvollständig oder durch sehr subjektive Aussagen und vielleicht auch persönliche Ansichten recht einseitig gefärbt waren. Davon blieb auch das neue System »Video 2000« nicht verschont.
Selbstverständlich wird Philips mit dem Start der neuen Videorecorder VR 2020 auch in werblicher Hinsicht klare Informationen in den entsprechenden Medien an den Konsumenten herantragen und dadurch die Bemühungen der Fachhandelspartner um einen guten Verkaufserfolg unterstützen. Hierin eingeschlossen ist auch »Philips Kontakte«, die in der nächsten Ausgabe auch über Video 2000 und VR 2020 berichten wird.