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1937 - Das Deutsche Museum stellt "Fernsehen" aus.

Eine Fernsehausstellung 1 Jahr nach den Olympischen Spielen 1936

Die Begleitbroschüe für 50 Reichspfennige erläutert dem Publikum mit 24 handfesten Beispielen und 30 Bildern, wie das Fernsehen funktioniert bzw. was es damit auf sich hat.

(4) Betriebsfähige Fernsehanlagen

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a) Personenabtaster und Großbildempfänger von Professor Karolus

Diese Anlage gibt auf einer 1qm großen Fläche, die mit 3.000 Glühlampen besetzt ist, den Kopf der vor dem Sender sitzenden Person überlebensgroß wieder. Sie eignet sich daher besonders für große Versammlungsräume um die Schallverteilung mittels Lautsprecher durch das weithin sichtbare Bild des Redners zu ergänzen.

Abb. 26: Abtaster mit Photozellenzeile

Die Arbeitsweise der Abtastung

Die vor dem Abtastgerät sitzende, kräftig beleuchtete Person wird durch ein Objektiv in der Zerlegerebene 2 abgebildet (Abb. 26).

Von diesem Bilde fällt jeweils ein zeilenbreiter Streifen auf 50 kleine, dicht nebeneinander liegende Photozellen. Das prismatische Spiegelrad 1 bewegt das Bild 50mal in der Sekunde über die Zellenzeile hinweg.

Die gleichzeitig ausgelösten Bildströme einer Zeile werden getrennt verstärkt und gelangen auf 50 Leitungskanälen an die gleichgelegene Zeile der Lampentafel, welche dann augenblicklich den abgetasteten Bildstreifen als Helligkeitsverteilung getreu wiedergibt.

Abb. 27: Verteilung der Bildströme auf die zugeordneten Glühlampenreihen

Werden nun durch einen Stromverteiler (Abb. 27) im Gleichlauf mit der optischen Abtastung sämtliche Verstärkerausgänge an die 60 dicht übereinander liegenden Glühlampen angeschlossen, so erscheint auf der Lampentafel das flimmerfreie, alle Bewegungen sofort wiedergebende Fernsehbild.

Bei einer Betrachtung aus etwa 50m verwischt bereits die Mosaikstruktur des Bildes.

b) Fernseh-Tonfilmsender II) (Dreikanalverfahren)

Abb. 28: Schema des Tonfilmsenders nach dem Dreikanalverfahren

Der stetig durch das Fenster laufende Film (Abb. 28) wird durch eine Scheibe mit 90 konzentrischen Löchern (Umdrehungszahl 3.000) 50mal in der Sekunde mit je 180 Zeilen abgetastet. Die durch den Film modulierten Lichtstrahlen fallen auf eine Photozelle, die in einer Brückenschaltung liegt. In dieser Brücke werden die in der Photozelle entstehenden Bildströme der in einem besonderen Röhrengenerator erzeugten Trägerfrequenz (1.300 kHz) überlagert. Dadurch wird der bei der Abtastung entstehende Frequenzbereich von 0-500 kHz in den für die Übertragung auf Kabel günstigeren, weil prozentisch schmaleren Bereich von 800 - 1300kHz transponiert.

Hier die technischen Details

Diese modulierten Träger gehen über den Trägerfrequenzverstärker durch Kanal 1 zum Modulationsgerät des Senders. Dort findet eine Gleichrichtung der Impulse, dann Gleichstromverstärkung und Aussiebung des Trägers statt. Die gleichgerichtete, nach aufwärts gehende Modulation steuert über einen Gitterwiderstand den Sender. An das gleiche Modulationsgerät gelangen auf zwei weiteren Kanälen die Bildfolge- und die Zeilen -folgeimpulse. Die Bildfolgeimpulse (f=25) werden durch eine auf der Achse der Abtastscheibe sitzende zweite Scheibe erzeugt, im Bildfolgeverstärker verstärkt und dann über Kanal II dem Modulationsgerät zugeführt. Hier findet wieder Verstärkung, Gleichrichtung und Aussiebung des Trägers statt.

noch mehr technische Details

Die Impulse für die Zeilenfolge (f = 25 x 180 = 4.500) entstehen durch Unterbrechung eines auf eine Photozelle fallenden Lichtstrahls durch die Filmabtastscheibe. Sie gehen durch den Zeilenfolgeverstärker und gelangen durch Kanal III an das Modulationsgerät. Nach Gleichrichtung wird aus der Sinus-Halbwelle ein schmaler Impuls in Rechteckform herausgeschnitten und dieser dem Gitterwiderstand des Bildsenders zugeführt.

Der Sender (11) besteht aus drei Stufen, einer Generatorstufe, einer Frequenzverdopplungsstufe und einer Leistungsverstärkerstufe. Er ist auf die Frequenz 44,3 MHz (x = 6,77m) abgestimmt und besitzt eine Leistung von 20 Watt, von der zur Speisung der im gleichen Raum aufgestellten Empfänger jedoch nur wenige Prozent ausgenützt werden.

Die Welle des Senders ist also dreifach moduliert, nämlich aufwärts durch die Bildströme und abwärts bis auf Null durch die der Gleichlaufregelung dienende Bildfolge und die Zeilenfolgeimpulse.

Das Lichttongerät des Kinoprojektors liefert die Sprechströme, die über den Tonverstärker unmittelbar auf den Tonsender mit Quarzsteuerung (42,5 MHz Welle 7,05m) übertragen werden.

c) Elektronen-Bildfängeranlage von Telefunken (1)

Der nach dem Prinzip des Ikonoskops gebaute Bildfänger ist in die Kamera eingebaut, welche im vorigen Jahre während der Olympischen Spiele zur Übertragung der Wettkämpfe aus dem Stadion eingesetzt wurde. Die Kamera ist mit mehreren Objektiven, darunter einem Teleobjektiv von 160cm Brennweite ausgerüstet, um aus Entfernungen zwischen 5 und 150m scharfe Bilder im Format 9 x 12 auf die Photoschicht zu bringen.

Der innere Aufbau der 1936er Olympia-Kamera.

Abb. 29: Elektronen=Bildfänger (Olympia=Kamera) von Telefunken 1936

In Abb. 29 sieht man links oben die Glaskugel des Bildfängers mit der Impulsplatte, darunter den Bildvorverstärker; unten in der Mitte befindet sich die Ablenkstufe (Kippgeräte) und die Schaltung zur Austastung (Helligkeitssteuerung). Darüber ist das Fenster für den Winkelspiegel erkennbar, in welchem der Kameramann das aufzunehmende Bild auf der Photoschicht beobachten und es danach durch Betätigung eines Handrades unter dem Gehäuse scharf einstellen kann.

Die Höhenstellung wird durch die Wiege, die seitliche Schwenkung durch eine Drehscheibe und zwei Handkurbeln bewirkt. Durch zwei Kabel werden der Kamera die Betriebsspannung für das Ablenkgerät und den Vorverstärker sowie die Zeilen- und Bildimpulse zur Steuerung des Kippgerätes, die Anoden- und Konzentrationsspannung des Strahlerzeugers zugeführt. Die gewonnenen Bildströme werden nach Vorverstärkung über ein konzentrisches Kabel dem Hauptverstärker zugeführt und zugleich mit den Gleichlaufimpulsen im Einkanal-Mischgerät einer Trägerfrequenz (1300 kHz) aufgeprägt und schließlich über ein Kabel dem Funksender oder einem Kontroll-Fernsehempfänger zugeführt. Der durch das Mikrophon aufgenommene Ton geht über einen Tonverstärker auf den Lautsprecher.

1937 - Blick auf Personen und die Landschaft / Isarbrücke

In der Sonderschau kann die Kamera sowohl auf die Isarbrücke als auch auf den Kopf eines durch Scheinwerfer hell beleuchteten Besuchers gerichtet werden. Es zeigt sich dann in den angeschlossenen Empfängern klar und deutlich; der Verkehr auf der Brücke oder das Mienenspiel des Besuchers.

Diese Vorführungen des unmittelbaren, von allen räumlichen Einschränkungen und jeder Zeitverzögerung befreiten Fernsehens, das durch den Wegfall der Motore auch vollkommen geräuschlos vor sich geht, wirken auf Fachmann und Laien verblüffend.

d) Fernseh-Projektionsempfänger (1)

Abb. 30: Projektions- Empfängerröhre von Telefunken

Um die zur Projektion des Schirmbildes einer Braunschen Röhre erforderliche Leuchtkraft zu erreichen, mußte die der Röhre zugeführte elektrische Energie entsprechend erhöht werden. Zu diesem Zweck wurde in der Projektionsröhre von Telefunken die Anodenspannung von 5.000V auf 20.000V erhöht, der Strahlstrom von 150 uA auf 1,5 mA.

Die Strahlleistung stieg also auf das Vierzigfache. Der Kolbenboden wurde eben ausgebildet, damit ein gewöhnliches photographisches Objektiv zur Projektion verwendet werden kann. Um dem äußersten Luftdruck zu widerstehen, mußte man das Glas an dieser Stelle 8mm dick machen (Abb. 30).

Da bei der höheren Anodenspannung und der größeren Geschwindigkeit der Elektronen ein stärkeres Magnetfeld zur Ablenkung des Strahles erforderlich ist, mußte in den Projektionsempfänger noch eine zusätzliche Verstärkerstufe eingebaut werden.

Das 5 x 6cm große Leuchtschirmbild wird durch eine sehr lichtstarke Astrolinse (Öffnungsverhältnis = 1:1,4), 18cm Brennweite, auf eine 2m entfernte Mattscheibe von 1m x 1,2m "geworfen", auf welcher sowohl die drahtlos empfangenen Filmbilder wie auch die durch Kabel übertragenen Ikonoskopbilder bei sorgfältiger Abblendung von Seitenlicht gut zu erkennen sind.

e) Die Fernsehsprechstelle der Deutschen Reichspost

Das Reichspostzentralamt hat sich seit der Inangriffnahme der Entwicklungsarbeiten auf dem Fernsehgebiet mit dem Problem des Fernsehsprechverkehrs eingehend befaßt.

Die ersten im Jahre 1929 gebauten Gegensehstationen mit 30zeiligen Bildern, die auf einer Glimmfläche von wenigen Quadratzentimetern aufleuchteten, befinden sich in der Gruppe „Bildtelegraphie und Fernsehen" des Deutschen Museums.

Gegensehanlage aus 1935 in der Sonderschau

In der Sonderschau ist die im Jahre 1935 vom Reichspostzentralamt erbaute Gegensehanlage, welche bereits 90zeilige Bilder von 18x20cm Größe auf dem Schirm der Braunschen Röhre zeigt, betriebsfähig aufgestellt. Den Abschluß dieser Entwicklung stellt die in der Sonderschau von der Deutschen Reichspost eingerichtete Gegensehanlage für 180 Zeilen Bilder dar. Sie gestattet vorläufig einen Gesprächspartner auf der Gegenstation im Telegrafenamt zu sehen und zu sprechen. Diese Verbindung wird im Laufe des Sommers über Nürnberg, Leipzig nach Berlin erweitert. Die von der Fernseh-AG. erbaute Anlage entspricht im Aufbau und Betrieb den zwischen Berlin und Leipzig eingesetzten Stationen.

Wie sie funktioniert . . . .

Die Abtastung der in einer Dunkelkabine sitzenden Person erfolgt 25mal in der Sekunde in je 180 Zeilen. Hierzu dient eine Nipkowscheibe mit vierfacher Spirale mit je 45 Sechskantlöchern von 0,3mm Durchmesser, die mit 6.000 Umdrehungen in einem durch Wasser gekühlten auf 3 .... 10mm Unterdruck evakuiertem Gehäuse läuft.

Auch die Blendenscheibe, welche die vier Lochspiralen nacheinander freigibt, läuft mit 1.500 Umdrehungen in einem Vakuumgehäuse. Die Beleuchtung des Bildfensters erfolgt durch eine mit 100A brennende Magnasollampe. Die Abbildung des Bildfensters auf die zu übertragende Person bewirkt ein Objektiv von 18cm Brennweite.

Das von den beleuchteten Punkten zerstreute Licht fällt auf zwei großflächige Sekundär-Photozellen, in denen es in die Bildströme umgewandelt wird. Die Photozellenströme werden gleichzeitig mit den an der Abtastscheibe abgenommenen Gleichlaufimpulsen verstärkt und modulieren eine von einer Quarzstufe erzeugte Trägerfrequenz von 1,3 MHz, die dann über ein Breitbandkabel (s. S. 21) der Gegenstation zugeführt wird. Das herausgehende Bild und das Modulations-Oszillogramm können an zwei Braunschen Röhren nachgeprüft werden.

Die von der Gegenstation auf einem zweiten Breitbandkabel ankommenden Bild- und Gleichlaufzeichen werden nach Durchlaufen des Empfangsverstärkers den Kippgeräten bzw. der Braunschen Röhre (Schirm-Durchmesser 30cm) zugeführt, auf welcher der Kopf der auf der Gegenstation abgetasteten Person erscheint. Im Empfangsprüfgestell kann von dem Vorführer das empfangene Bild und das Oszillogramm überwacht werden.
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Fazit:
Man spricht von einem neuen Wunder der Technik

So ermöglicht uns diese Sonderschau, den vielverzweigten Entwicklungsweg des Fernsehens als der letzten Stufe der Übertragungstechnik nachzuschreiten. Sie zeigt uns, welch großen Anteil an dieser Entwicklung deutsche Forscher und Erfinder genommen haben, in großzügiger Weise gefördert durch die von der Deutschen Reichspost gestellten und durchgeführten praktischen Aufgaben.

Noch ist das Erlebnis des Fernsehens wegen des hohen Preises der Empfänger auf einen kleinen Kreis beschränkt; seine möglichst allseitige Einführung im Hause jedes Volksgenossen ähnlich dem Rundfunk ist eine wichtige Forderung der Zukunft. An ihrer Verwirklichung wird auf der ganzen Welt ernstlich gearbeitet.

Das Deutsche Museum will durch Weckung des Interesses diesem neuen Wunder der Technik den Weg bereiten.

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