Historisches Wissen aus Heften, Zeitschriften, Magazinen
Artikel, Zitate und Infos stammen aus der Funk-Technik, der Funkschau, den RTMs, Kameramann, der FKT, den Schriften von Philips und Zeiss Ikon und Anderen. Mehr über die verfälschten historischen Informationen ab 1933 über 1945 bis weit in die 1980er Jahre.
aus der FUNK-TECHNIK Nr. 11/1949
Das Editorial
vom Redakteur Karl Tetzner:
Gedämpfter Optimismus in Hannover
Die "Technische Exportmesse" in Hannover hatte einen ungleich größeren Erfolg als die "Allgemeine Exportmesse". Man zählte 375.000 Inland- und etwa 5.000 Auslandbesucher. Leider wurden auch diesmal keine genauen Abschlußzahlen bekanntgegeben, so daß man weitgehend auf Schätzungen angewiesen ist. Man rechnet mit etwa 90 Millionen DM Auslandsaufträgen, woran die Elektromesse mit 16% beteiligt ist, während sie von dem Auslandumsatz von rd. 60 Millionen DM 20% erreichte.
Exportgeschäft schwach
Trotz aller optimistischen Äußerungen der Messeleitung war das Exportgeschäft in Rundfunkgeräten begrenzt. Man hörte von einem Auftrag über 26.000 Dollar nach der Türkei und über 45.000 Dollar nach Schweden. Spanien und der Iran kauften für 6.000,- DM. Außerdem sprach man von einer etwas mysteriösen Order über 400.000 DM auf Radiogeräte nach England, angeblich für eine Firma in Nordrhein-Westfalen.
Solange der Umrechnungskurs von 30 Cent je DM besteht, wird die deutsche Radioindustrie gut daran tun, ihre Exporthoffnungen zurückzustellen. Das gilt zumindest für fertige Empfänger und eine größere Anzahl von Zubehörteilen, während manche Spezialeinzelteile dank der zähen Arbeit ihrer Fabrikanten und des technischen Personals jener Fabriken ganz langsam im Ausland an Boden gewinnen.
Soviel über den Export.
Man darf nun nicht glauben, daß es an Gesprächsstoff gemangelt hat. Die Lage der Radio Wirtschaft sowie die Situation in Berlin und in der Ostzone waren Grund genug, darüber zu sprechen und - auf einigen der vielen, vielen Sitzungen der Wirtschaftsorganisationen - Empfehlungen zu verkünden, die dann vielleicht eingehalten werden, vielleicht auch nicht.
Warum diese Skepsis?
Nun, einige Zeit vor der "Technischen Exportmesse" waren führende Empfängerfabriken zum Entschluß gelangt, anläßlich dieser Ausstellung keine UKW-Geräte auf den Ständen zu zeigen. Als wir am ersten Tag durch die Halle III gingen, fanden wir sie, die FM-Super usw. Daher also!
Man sprach von Berlin und dem Plan, im Herbst eine Funkausstellung in den Hallen am Kaiserdamm zu veranstalten. Die Berliner Firmen und Organisationen sind dafür und hoffen auf Beteiligung der Radiofabriken der Ostzone, deren Produktion anläßlich der Frühjahrsmesse in Leipzig einen guten Eindruck hinterlassen hatte. Maßgebende westdeutsche Firmenvertreter beharren dagegen auf ihrem Entschluß, in diesem Jahr keine Funkausstellung abzuhalten, weder in Berlin noch in Düsseldorf noch sonst irgendwo. Aber solche Ent- oder Beschlüsse sind nur Empfehlungen (siehe oben).
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Angemeldet, aber nicht gekommen.
Einige westliche Radiofirmen hatten sich zur "Technischen Exportmesse" angemeldet, waren aber nicht erschienen. Das war bedauerlich, denn die Schau der Radioindustrie in Halle III gab wirklich einen umfassenden überblick über diesen in letzter Zeit so sehr umstrittenen Wirtschaftszweig.
Die Stände machten durchweg einen hervorragenden Eindruck, und die gezeigten Geräte haben in Bezug auf Ausstattung, technische Qualität und Preisgestaltung einen beachtlichen Standard erreicht. Die Preise sind so stark ermäßigt worden, daß mancher Hersteller mit Freuden eine Gelegenheit ergreifen würde, sie wieder etwas heraufzusetzen. Wir behandeln dieses so wichtige Problem an anderer Stelle noch ausführlicher.
Drastische Preissenkungen und Teilzahlungsgeschäft
Die geschäftliche Lage wurde „gedämpft optimistisch" beurteilt. Es ist einem Großteil der Fachhändler gelungen, die Bestände an Geräten abzustoßen, nicht zuletzt mit Hilfe drastischer Preissenkungen und dem wieder anlaufenden Teilzahlungsgeschäft, um das sich einige größere Fabriken besonders bemühen, zum Teil mit neuen Methoden (Telefunken-Sparkauf).
Die neuen Geräte sind äußerlich schöner geworden, sie kosten weniger und leisten mehr als die bisher gelieferten Typen, so daß der Kaufanreiz stärker ist. Der UKW-Rummel ist abgeklungen, und wir wollen hoffen, daß es dabei bleibt. Es erscheint daher verständlich, wenn maßgebende Kreise der Radiowirtschaft die Hoffnung aussprechen, den Tiefpunkt der Krise überschritten zu haben, zumal die Inlandumsätze in Hannover besser als erwartet waren.
Seit Beginn dieses Jahres sind so viele neue Rundfunkgeräte auf dem Markt erschienen, daß die Lage beginnt bedenklich zu werden, und immer mehr Fachleute nach einem „Neuheitentermin" rufen.
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Sperrzeiten für Neuheiten ?
Dem Vernehmen nach hat man sich auf einer Sitzung der Fachabteilung 14 FUNK im Verband der elektrotechnischen Industrie geeinigt, 1950 vom 1. März bis 31. Juli eine Sperrzeit für das Herausbringen neuer Typen einzuführen. Schön wäre es - und der Handel zumindest würde von ganzem Herzen zustimmen.
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Ein Wort noch zum UKW-Problem:
Nachdem die ersten Sender stehen und ihre Zahl in Kürze vermehrt werden dürfte, nehmen die Gespräche um die Praxis des Empfanges zu. Deutlich gliedern sich die Auffassungen in zwei Extreme. Die eine Gruppe ist mehr technisch eingestellt und verlangt, daß die künftig auf den Markt kommenden UKW- Vorsatz- oder -Einsatzgeräte sofort alle Vorzüge der Frequenzmodulation hinsichtlich Störfreiheit und Weite des Frequenzbandes ausnutzen sollen. Nach Möglichkeit solle man auf Vorsatzgeräte überhaupt verzichten und nur hochwertige FM/AM-Super bauen, die alle Frequenzen zwischen 30 und 15.000 Hertz unter Ausnützung der großen Dynamik abstrahlen usw.
Die zweite Gruppe argumentiert etwa wie folgt: wir können damit rechnen, daß in absehbarer Zeit auf dem UKW-Band zwischen 87 und 100 MHz zusätzliche Programme ausgestrahlt werden. Wenn wir diese Darbietungen nur mit der gleichen Qualität wie bisher die AM-Sendungen auf Mittelwellen hören können, sind wir schon zufrieden (fürs erste); außerdem nützt uns das weite Frequenzband und die große Dynamik der FM nichts, denn unser nachgeschalteter Rundfunkempfänger kann damit aus bekannten Gründen nichts anfangen. Und für einen neuen und gewiß sehr teuren Spezial-FM-Super langt das Geld vorerst noch lange nicht. Später werden wir weiter sehen.
Wir neigen durchaus der zweiten Meinung zu. Sie ist realistisch und entspricht den wirtschaftlichen Gegebenheiten (sprich Geldmangel) der Gegenwart und der nahen Zukunft.
Anmerkung:
Und einer tanzte wieder aus der Reihe, Max Grundig. Er traute dem "gemeinen Volk" schon zu, sich von der möglichen Qualität der UKW Sender ein Bild zumachen und er baute von sofort an hochwertige UKW Qualitäts-Radios. Alle anderen bauten die alte Mittelwellen Qulität weiter und bekamen von den Konsumenten die lange Nase. Mit UKW begann der unaufhaltsame Aufstieg der Grundig Werke, dem die anderen alle nur noch hinterher hecheln konnten.
Über das Herausgeben einer Zeitschrift im Jahr 1949
Es geht nur bzw. noch immer nur mit Genehmigung der französischen Militärregierung
Aus dem Impressum:
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