Historisches Wissen aus Heften, Zeitschriften, Magazinen
Artikel, Zitate und Infos stammen aus der Funk-Technik, der Funkschau, den RTMs, Kameramann, der FKT, den Schriften von Philips und Zeiss Ikon und Anderen. Mehr über die verfälschten historischen Informationen ab 1933 über 1945 bis weit in die 1980er Jahre.
aus der FUNK-TECHNIK Nr. 19/1949 (1. Okt. Heft)
Das Editorial
Nr. 19/1949 - 4. JAHRGANG
Schaufenster der Rundfunkindustrie in Berlin
Die bis zum Jahre 1939 alljährlich abgehaltene „Große Deutsche Funkausstellung Berlin" war der Magnet, der die deutschen Hörer für den Rundfunk begeisterte. Sie hatte also neben ihrem wirtschaftlichen Zweck die wesentliche Werbeaufgabe, neue Hörer für den Rundfunk zu gewinnen und den alten den Wunsch einzupflanzen, ein neues Gerät zu kaufen. Die Berliner Händler verstanden den gewaltigen Impuls dieser Ausstellung gut für sich auszunutzen und veranstalteten anschließend Schaufensterwettbewerbe, große Werbungsaktionen und ähnliches.
In gleicher Weise spurten auch die Fachhändler in allen deutschen Städten. So kam gerade durch die Funkausstellung die „Saison" ordentlich in Gang - und hielt bis zum nächsten Frühjahr an. Dieser Motor zur Ankurbelung fehlt heute.
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Immer noch - der Blick auf Berlin
Man sieht besonders in Berlin, daß das Geschäft nicht so anlaufen will, wie es eben sein muß, wenn eine „Saison" starten soll. Man mag die Gründe dafür sowohl in der allgemeinen Lage als auch in der Tatsache suchen, daß die Berliner Käufer kein Geld haben, damit ändert man aber an der Lage gar nichts. Nachdem jedoch die Berliner Radio-Fachleute und die Industrie sehr günstige Teilzahlungsgrundlagen geschaffen haben, müßte trotz der prekären Wirtschaftslage heute schon mehr in den Radioläden los sein, als es tatsächlich der Fall ist. Man merkt, es fehlt der Start.
Ein paar mutige Geschäftsleute faßten sich ein Herz und griffen den Gedanken der Ankurbelung der Radiowirtschaft auf. Sie sagten sich: man muß die Interessenten in die Läden hereinziehen, wenn sie nicht von selber kommen. Tatenlos zusehen liegt richtigen Männern nicht. Natürlich kostet ein solches Unternehmen Geld und natürlich enthält es ein großes Risiko - ebenso groß sind jedoch auch seine Erfolgsaussichten.
Eine Funkausstellung im Vorkriegsstil kam von vornherein nicht in Frage; denn sie würde viel zu teuer werden und bedürfte langer Vorbereitungen. Eine Funkmesse aber kann man mit Markenartikeln nicht veranstalten, denn Markenartikel sollen ja im Fachgeschäft verkauft werden. Für Markenartikel kommt nur eine "Schau" in Frage. Daher war es richtig, zur Ankurbelung des Geschäftes die
"Berliner Funkschau 1949 im Zoo"
aufzuziehen. Die Ausstellungshallen wären dafür zu groß gewesen. Eine Schau muß möglichst konzentriert sein, wenn sie übersichtlich und gut wirken soll.
Die Apparate bauende Industrie Westberlins hat sich mit erfreulicher Einstimmigkeit hierfür entschieden. Da es eine solche Veranstaltung bisher in unserer Branche noch nicht gegeben hat, mußte das Gremium der Schau ganz neue Wege gehen. Die beiden Hallen in der Budapester Straße 20 liegen im Erdgeschoß und sind mit ihren rund 500m2 Ausstellungsraum geeignet, die Industrieschau unterzubringen. Eine Schau muß schön sein, anziehend und wirksam. Man arbeitet mit ganz anderen Mitteln als bei einer Ausstellung. Im Vordergrund stehen die Apparateserien, um derentwillen ja das Publikum hingeht. Tonmöbel müssen selbstverständlich auch dasein; denn sie erwecken immer großes Interesse.
Darüber hinaus muß man noch besondere Anziehungsmittel vorsehen - zum Beispiel die allermodernsten Anwendungszweige der Nachrichtentecrinik, wie Autofunk, Großempfangsanlagen für kommerzielle Zwecke, Schallspeichergeräte, Großlautsprecher u. ä. Die sorgfältige Auswahl ist am wichtigsten.
Eine Halle mit „25 Jahre deutsche Radio-Industrie"
Bei der „Berliner Funkschau 1949 im Zoo" wurde das Problem so gelöst, daß die besonderen technischen Attraktionen, die am Rande des Rundfunks liegen, in einer kleineren Halle in Verbindung mit einer historischen Schau: „25 Jahre deutsche Radio-Industrie" gezeigt werden. Der Besucher gewinnt hier einen gedrängten sachlichen Überblick über das Werden des deutschen Rundfunkempfängers - vom Detektorapparat mit Kopfhörern beginnend bis zum neuesten Großsuper mit UKW-Zusatzgerät für die Aufnahme der frequenzmodulierten Ultrakurzwellensendungen. Dieser Raum ist besonders für die Bastler und Techniker unter den Besuchern eingerichtet worden, weshalb auch die deutschen Kurzwellenamateure hier ihre Arbeit zeigen werden.
Die Sender Rias und NWDR werden in der Mitte der beiden Haupthallen ausstellen und dem Besucher ein anschauliches Bild darüber vermitteln, welche Fortschritte auf der Senderseite seit 1939 gemacht worden sind. Die beherrschende Stellung des Magnetofons im modernen Sendebetrieb, die neue Dezimeterverbindung zwischen Studio und Sender, die Raumtonaufnahmen (Anmerkung: eine frühe Version von Stereo ist gemeint) und viele andere Geheimnisse des heutigen Sendebetriebs werden den Besucher davon überzeugen, daß es Zeit ist, den alten Empfänger endlich in Pension zu schicken, weil er nicht mehr in der Lage ist, das Programm so gut wiederzugeben, wie es heute gesendet wird. Es sind besondere Darbietungen der Sender Rias und NWDR auf dem Funkschaugelände vorgesehen.
Natürlich ist es ein Eigeninteresse des Fachhandels
Der Fachhandel hat natürlich an dieser Radioschau das stärkste Interesse; denn es geht darum, den Verkauf zu fördern und das Vertrauen in den Fachhandel ebenso zu wecken wie in die Leistungen der Industrie. Man soll sich überzeugen, daß Berlin nicht hinter dem Westen nachhinkt. An den Händler-Vormittagen werden einige unserer großen Firmen außerordentlich interessante Demonstrationsvorträge spezieil für den Fachhandel bringen, in denen der allerneueste Stand der Technik auch auf solchen Gebieten gezeigt wird, die noch nicht direkt zu verkaufsfähigen Apparaten und Geräten geführt haben.
Der Händler soll sehen, daß seine Arbeit eine große Zukunft hat, daß noch vieles drinsteckt im Radiogeschäft, von dem er heute kaum etwas gehört hat. Der Händler wird den größten Erfolg von unserer Funkschau haben. Aber er muß genau so wie früher nach der Funkausstellung auch energisch nachfassen und die Funkschau sozusagen in seinem eigenen Geschäft verlängern. Seine eigene Werbung muß nachdrücklicher werden, dafür wird er eine solche Menge von Anregungen in der Schau bekommen, daß er in seinem eigenen Interesse nicht nur einmal, sondern öfter hingehen wird.
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Vom 14. bis 23. Oktober sollen "Sie" kommen.
Vom 14. bis 23. Oktober werden die Berliner „ihre" Funkschau besuchen. Der Eintrittspreis ist niedrig, weil eine Schau gerade dadurch ihre besondere Note erhält und sich von einer Ausstellung unterscheidet. Eine vielseitige, umfangreiche Werbung wird die Massen zur Funkschau locken. Jeder, der mit Leib und Seele mit Berlin verbunden ist, wird durch den Besuch wieder einmal davon überzeugt werden, daß Berlin nicht bloß lebt, sondern wirklich eine Zukunft hat und an sie glaubt, und daß sich die Berliner Funkindustrie ebensowenig vor dem Westen zu verstecken braucht, wie unsere Berliner Rundfunk-Fachgeschäfte, unsere Rundfunksender und ihre Programme.
Wir wünschen der „Berliner Funkschau 1949 im Zoo" nicht nur einen guten, sondern einen ganz großen Erfolg. Kpr.