Historisches Wissen aus Heften, Zeitschriften, Magazinen
Artikel, Zitate und Infos stammen aus der Funk-Technik, der Funkschau, den RTMs, Kameramann, der FKT, den Schriften von Philips und Zeiss Ikon und Anderen. Mehr über die verfälschten historischen Informationen ab 1933 über 1945 bis weit in die 1980er Jahre.
aus der FUNK-TECHNIK Nr. 15/1949 (1. Aug. Heft)
Das Editorial
Nr. 15/1949 - 4. JAHRGANG
Teilzahlung - das A und O des Radiofachgeschäftes
Es erscheint unmöglich, die vielfältigen Probleme der Teilzahlungsfinanzierung ohne einen Blick auf die Gesamtlage zu behandeln. Sie sind unlösbar verknüpft mit jenen Erscheinungen, die unter den Bezeichnungen Kreditrestriktionen, Investitionskredite, Käuferzurückhaltung und Absatzstockung die Themen der Gespräche der letzten Monate bildeten.
Seitdem die Waren - und in unserem speziellen Fall die Rundfunkgeräte - den Verkäufern nicht mehr aus der Hand gerissen werden, beginnt der Geschäftsmann über das Verhältnis von Löhnen und Preisen auf der einen und den dringenden Nachholebedarf auf der anderen Seite nachzudenken.
Wenn wir 1936 gleich 100 setzen, dann erhöhten sich die Preise für alle lebenswichtigen Güter auf etwa 180, während es die Löhne nur auf rd. 120 brachten. Nahrungsmittel sind noch teurer geworden.
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Ziehen wir die Bilanz:
Die Statistik behauptet, daß der Lohn- und Gehaltsempfänger in den Westzonen nicht mehr als 7% seines Einkommens für Neuanschaffungen aufwenden kann. Ohne großzügige und dabei vorsichtige und überlegte Teilzahlungsfinanzierung geht es nicht nach Ansicht der Kaufleute und der meisten Verbraucher, denn der Hinweis auf „erst sparen, dann kaufen" zieht nicht. Die Meinung führender Bankkreise und auch der Bank deutscher Länder ist bisher weniger positiv. Aus Berichten der Finanzierungsinstitute geht immer wieder hervor, wie wenig das TZ-Geschäft als ein sozialpolitisches Problem erster Ordnung anerkannt wird.
Teilzahlung, eine geschickte Finanzierungsart im Ausland - Beispiele . . .
In anderen Ländern hat man das schon lange erkannt, selbst dort, wo die wirtschaftlichen Verhältnisse nicht so unbedingt nach TZ-Verkäufen rufen. Man hat es dort verstanden, diese Finanzierungsart außerordentlich geschickt und für alle Beteiligten befriedigend einzusetzen.
Ende April 1949 beliefen sich die TZ-Außenstände des Handels in den USA auf 15 Milliarden Dollar, und das Jahr 1948 brachte etwa 45 Milliarden TZ-Umsätze. Inzwischen hat man es in den Vereinigten Staaten gelernt, das Instrument „TZ" geschickter zu handhaben. Man ist von geringen Anzahlungen und übermäßig langen Abzahlungszeiten abgegangen und setzte kürzlich die „Regulation WT" in Kraft.
Dieses Gesetz erhöht die vorgeschriebene Anzahlung auf 20% bei Großstücken (wie Möbel und Autos) und sonst auf 33% und reduziert gleichzeitig die Anzahl der Monatsraten von früher maximal 48(!) auf jetzt 15. Ähnliche Verhältnisse werden aus der Südafrikanischen Union berichtet. In diesem Land mit knapp 2 Millionen weißen Einwohnern erreichten die TZ-Umsätze im letzten Jahr 30 Millionen "südafrikanische" £. Die bestehenden gesetzlichen Regelungen setzen die Anzahlung zwischen 25 und 33% fest und erlauben höchstens 24 Monatsraten.
In der Schweiz werden Rundfunkgeräte ebenfalls auf 24 Monatsraten mit 3/4% TZ-Zuschlag pro Monat verkauft. - Wir könnten die Reihe interessanter Beispiele beliebig fortsetzen und würden immer wieder bestätigt finden, daß das TZ-System selbst in Ländern mit einem extrem hohen Lebensstandard außerordentliche Erfolge hat.
Wir armen Schlucker, die von der Hand in den Mund leben.
Wenn die Erfolge in den genannten Ländern so groß sind, wie brennend notwendig ist das TZ-Verfahren bei uns armen Schluckern, die wir von der Hand in den Mund leben müssen! Trotz aller mehr oder weniger absichtlichen Hemmung des TZ-Verfahrens seitens der Bankinstitute, beispielsweise durch den Nichtankauf von Wechseln usw., beweisen die vielen und oftmals unzulänglichen Versuche einer TZ-Finanzierung seitens großer Radiofabriken, einzelner Bank- und Kreditkauf-Institute unsere These von der Notwendigkeit einer großzügigen, systematischen Förderung des TZ-Wesens.
Von sachkundiger Seite wurde uns eine Summe von 1... 1,5 Mill. DM genannt, die bisher in die Finanzierung von TZ-Verträgen über Rundfunkgeräte gesteckt wurde. Die gleichen Experten schätzen den Gesamtbedarf des Radiohandels auf rund 7 ... 8 Mill. DM, wenn das TZ-System in vorkriegsmäßigem Rahmen aufgezogen werden soll. Es fehlen also noch etwa 6 Mill. DM, und um diese Summe geht gegenwärtig der Kampf. Optimisten hoffen, sie aus dem Kreditbetrag von 3 Milliarden DM zu erhalten, den Prof. Erhard für das III. Quartal dieses Jahres angekündigt hat...
Vielleicht eine Teilzahlungsbank gründen ?
Vielleicht dürfte es zweckmäßig sein, die Wiedererrichtung von besonderen Finanzierungsinstituten ins Auge zu fassen, die sich ganz speziell mit der TZ-Finanzierung von Radiogeräten zu befassen haben. Früher gab es für diese Zwecke u. a. die GEFI. Derartige Gesellschaften, geleitet von erfahrenen Fächkräften, sind naturgemäß eher in der Lage, bei Kreditverhandilungen ein größeres Gewicht in die Waagschale zu werfen als eine Vielzahl Kreditsuchender, für die das TZ-Geschäft nur einen begrenzten Teil der zu lösenden Aufgabe darstellt.
Die Erfahrungen der Nachkriegszeit und ganz besonders seit der Währungsreform haben viele Erkenntnisse der Jahre vor dem Krieg voll bestätigt. So weisen Sachkenner immer wieder darauf hin, daß der Händler auf einer möglichst großen Anzahlung bestehen soll. 20 ... 25% der Verkaufssumme müssen die untere Grenze bilden, 33% das erstrebenswerte Ziel. Es ist ja auch leicht einzusehen, daß der Kunde mit allen Mitteln versuchen wird, bei auftretenden Zahlungsschwierigkeiten den Vertrag doch noch durchzuziehen, wenn er eine hohe Anzahlung geleistet hat. Außerdem kommt der Händler in jedem Fall auf seine Kosten, sollte der Vertrag nach der ersten oder zweiten Rate notleidend werden.
Zu teuer ? 1% Zinsen pro Monat ?
Die gegenwärtige und auch die zu erwartende Lage auf dem Kreditmarkt verbietet eine zu weite Ausdehnung des Zahlungszieles, wie sie in glücklicheren Ländern, (siehe oben) möglich ist. Sechs bis acht Monate sollten angestrebt werden und zehn müssen die oberste Grenze bilden. Jeder Fachmann weiß, wie selten ein Vertrag mit beispielsweise 6 Monaten Laufzeit wirklich in dieser Zeit abgewickelt wird und wie oft heutzutage zwei oder drei Monate zugegeben werden müssen.
Die Kosten für einen TZ-Vertrag sind naturgemäß heute als Folge der Verteuerung des Geldes etwas höher- als vor dem Krieg. Mit 1% pro Monat auf die Restkaufsumme muß trotzdem noch auszukommen sein, 1,3% dürfte die oberste Grenze darstellen. Manche Firmen verlangen nur 1% pro Monat und erheben auf der anderen Seite 3% Kreditgebühren oder ähnliche Summen. Sehr umstritten sind die Auskunftsgebühren; die Regelung ist noch recht unterschiedlich. Das eine Institut gibt sich mit einer „Selbstauskunft" zufrieden (die der Kunde meist mit recht gemischten Gefühlen ausfüllt), während ein zweites unbedingt eine Auskunft über den Käufer durch eine erstklassige Auskunftei fordert. -
Neu: Telefunken Teilzahlungsfinanzierung
Über den Erfolg des „Sparkaufs" als eine besondere Form der TZ-Finanzierung, etwa in der Art, wie sie Telefunken und die Braunschweigische Landessparkasse einzuführen versuchen, kann vorerst noch wenig gesagt werden. Die bisher gewonnenen Erfahrungen sind noch zu gering. Die TZ-Finanzierung von Rundfunkempfängern steht noch durchaus im Anfang ihrer Entwicklung. Ihr großzügiger Aufbau hängt weitgehend von den Ansichten über Wert oder Unwert einer Konsumfinanzierung ab, wie sie sich in den Kreisen unserer Wirtschaftsführung in Frankfurt bilden.
Karl Tetzner