Ein Artikel aus der Telefunken Hauszeitschrift 1950
Diese Telefunken Hauszeitschrift war natürlich ein Werbeorgan der Firma Telefunken. Vieles würde schön geredet und aufgehübscht, insbesondere die Zeit der 12 Jahre des NS-Regimes im 3. Reich.
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Die technische Entwicklung und Forschung bei Telefunken während des 2.Krieges (nach 1939)
Nach Mitteilungen und Aufzeichnungen zahlreicher Mitarbeiter zusammengestellt und bearbeitet von H. Lux
Angesichts der Bedeutung, welche die Hochfrequenztechnik im zweiten Weltkrieg erlangte, ist es nur selbstverständlich, daß Telefunken als ältestes und größtes funktechnisches Unternehmen in Deutschland sich mit zahlreichen Forschungs- und Entwicklungsaufgaben auf diesem Gebiete zu befassen hatte.
Die behördlich gelenkte Aufgabenstellung brachte es mit sich, daß manche von Telefunken bis zum Kriegsausbruch gepflegten Arbeitsgebiete, wie der Rundfunkempfängerbau, in den Hintergrund treten mußten und andere, vor allem das Fernsehen, überhaupt nicht weiter bearbeitet werden durften, während wieder andere Zweige der Hochfrequenztechnik, z. B. die Rückstrahlmeßtechnik (die Radar-Technik), stärker in Erscheinung traten.
- Anmerkung : Das ist eine sehr mehrdeutige aufgehübschte Beschreibung, daß von nun ein Reichsminister hier das Sagen hatte und jegliche Freiheiten verboten waren. Alle Führungspersonen, die nicht mitmachten, wurden von ganz oben "elemeniert".
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Vorhandenes wurde verbessert
Ein Teil der Entwicklungsarbeiten bezweckte lediglich die Schaffung neuer Geräte, wie Sender, Empfänger, Verstärker und Peiler, mit bestimmten elektrischen und mechanischen Eigenschaften, die keine grundsätzlichen Neuerungen enthielten und von denen deshalb im folgenden nicht die Rede sein soll, wenngleich sie in der Gesamtfertigung einen breiten Raum einnahmen und auch zu zahlreichen an sich interessanten Sonderlösungen führten.
Die nachstehenden Ausführungen befassen sich mit denjenigen Gebieten, welche über den bei Kriegsausbruch erreichten Stand der Technik und Forschung hinaus in Neuland vorstießen und zu Ergebnissen führten, die nunmehr einer friedensmäßigen technischen Entwicklung zugrunde gelegt werden können.
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Die Entwickler saßen in Berlin-Zehlendorf
Der Schwerpunkt der Geräteentwicklung bei Telefunken lag in dem Hauptwerk in Berlin-Zehlendorf. Weitere Geräteentwicklungsabteilungen befanden sich in Berlin teils in betriebseigenen Gebäuden und in gemieteten Räumen, teils in Bunkern, die von den Behörden zur Verfügung gestellt worden waren, und außerhalb Berlins, vor allem in Erfurt, Leubus und anderen Orten in Ost- und Mittel-Deutschland.
Für die Untersuchung von Ausbreitungsvorgängen und Antennen und für die Erprobung von Flugbordgeräten standen Versuchsstellen in der Mark Brandenburg und auf der Insel Rügen zur Verfügung.
Die Röhrenentwicklung wurde in Berlin an verschiedenen Stellen, hauptsächlich im Röhrenwerk Sickingenstraße, durchgeführt; daneben befanden sich Entwicklungsabteilungen vor allem in Liegnitz und Bad Liebenstein.
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Durch den Krieg sind fast alle Doku's verloren gegangen
Die Einrichtungen sowie die technischen Unterlagen aller dieser Dienststellen sind durch die Kriegs- und Nachkriegsereignisse, durch Zerstörung und Ausräumung der Betriebsstätten, nahezu völlig verlorengegangen.
Zur Durchführung von Forschungsarbeiten, insbesondere für die Lösung theoretischer und rechnerischer Aufgaben, wurden vielfach Hochschulinstitute und freie Wissenschaftler zur Mitarbeit gewonnen, die ihre Tätigkeit an ihrem jeweiligen Aufenthaltsort ausübten.
Die schriftlichen und zeichnerischen Unterlagen dieser Arbeiten sind ebenso wie die in der Kriegszeit entwickelten Geräte und Röhren selbst bis auf wenige Einzelstücke verlorengegangen, so daß über die geleisteten Arbeiten nur noch aus der Erinnerung der an der Entwicklung beteiligten Mitarbeiter berichtet werden kann.
Während des Krieges konnten über diese (Anmerkung : kriegswichtigen) Arbeiten aus verschiedenen Gründen keine Veröffentlichungen erscheinen. Teils standen einer Veröffentlichung behördliche Geheimhaltungsvorschriften im Wege, teils fehlte den Bearbeitern die Zeit und Ruhe, um druckreife Abhandlungen auszuarbeiten.
Nach dem Zusammenbruch sind jedoch im In- und Ausland Veröffentlichungen erschienen, z. B. Auszüge aus deutschen Patentanmeldungen, Fiat Field Reports und Fiat Review of German Science, sowie Aufsätze in Fachzeitschriften, welche über Ergebnisse von Entwicklungsarbeiten, die bei Telefunken während des Krieges durchgeführt worden waren, berichten.
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Röhren-Forschung und -Entwicklung
Die Arbeiten von Telefunken auf dem Gebiet der Röhren-Forschung und -Entwicklung mußten während des Krieges und auch schon in den vorangehenden Jahren vorwiegend auf die Bedürfnisse der Deutschen Wehrmacht ausgerichtet werden und lassen sich zwei Gesichtspunkten unterordnen:
Eine sehr stark unter dem unmittelbaren Einfluß der deutschen Wehrmacht- Behörden stehende Entwicklungsrichtung, die im wesentlichen auf die Schaffung von bestimmten Ausführungsformen von Norm-Röhren abzielte, und eine durch technische Notwendigkeiten bedingte und durch eigene technische Initiative ausgezeichnete Entwicklungsrichtung, welche verschiedene neue technische Gebiete erschloß und zu wertvollen technischen Einzelergebnissen führte.
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1. Die Entwicklung der deutschen Wehrmacht-Norm-Röhren.
Seit Beginn einer eigenen Wehrmachtröhren-Entwicklung im Jahre 1933 stand die Schaffung von sogenannten wehrmachteigenen Röhrenformen im Vordergrund des Interesses, da die technischen Wehrmacht-Dienststellen glaubten, die Verwendung von Rundfunkröhren in Wehrmachtgeräten ablehnen zu müssen, und besondere Forderungen hinsichtlich schneller Auswechselbarkeit, Schüttelfestigkeit, Klingfreiheit u.dgl. stellten.
Eine wechselnde Aufgabenstellung an die Industrie und das Bestreben der einzelnen Wehrmachteile (Heer, Marine, Luftwaffe), Sonderwünsche durchzusetzen, statt sich auf gemeinsame Richtlinien zu einigen, führte schließlich zu einer Vielzahl von Röhrentypen, die zwar im Innenaufbau keine Besonderheiten aufwiesen, aber sich in der äußeren Ausstattung, den Abmessungen, Kolbenformen, der Sockelung und den dazugehörenden Fassungen voneinander und von den gängigen Rundfunkröhren beträchtlich unterschieden.
Die Uneinheitlichkeit und Mannigfaltigkeit der Typen bedingte eine starke Belastung der deutschen Röhrenfabriken und verminderte deren Lieferfähigkeit während des Krieges erheblich.
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Erst 1940 wurde vereinheitlicht
Eine Besserung und in gewissem Sinne auch ein guter Abschluß dieser Entwicklungsrichtung kam Anfang der vierziger Jahre dadurch zustande, daß in Zusammenarbeit zwischen Industrie und Wehrmacht die Entwicklung einer Normreihe mit einer beschränkten Typenzahl und einer einheitlichen, für sämtliche Wehrmachtteile verbindlichen äußeren Form eingeleitet wurde, die einen Ausgleich zwischen den technischen Anforderungen und dem Herstellungsaufwand darstellte.
Vertreter dieser Entwicklungsrichtung sind beispielsweise die Typen LV 3 und LV 13, während die Type LS 50 als ein in diese Richtung weisender Vorläufer bewertet werden kann. Ein besonderes Merkmal dieser Norm-Reihe ist die einendige Ausführung (Anordnung sämtlicher Elektrodenanschlüsse an einer Kolbenseite), welche von Telefunken im Jahre 1937 mit der Telefunken-Stahlröhren-Reihe erstmalig in der Welt systematisch eingeführt worden ist.
Außer durch die Schaffung der Norm-Reihe fand die unglückliche Zersplitterung in der Wehrmachtröhren-Entwicklung auch noch dadurch einen ausgleichenden Abschluß, daß um die Mitte des Krieges die Verwendung von Rundfunkröhren in Wehrmachtgeräten gestattet wurde und sich in der Folgezeit in erheblichem Umfang durchsetzte.
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2. Sonderentwicklungen.
Das Fortschreiten der Hochfrequenztechnik zu neuen Arbeitsaufgaben und zu immer kürzeren Wellen schuf ein technisches Bedürfnis nach neuartigen Röhren. Entsprechend den dabei auftretenden Schwierigkeiten war der Behördeneinfluß auf die Lösungsformen verhältnismäßig gering und es wurden Ergebnisse erzielt, von denen angenommen werden darf, daß sie einen wesentlichen Beitrag zum Fortschritt der Hochfrequenztechnik darstellen.
Während auf einzelnen dieser Teilgebiete eine parallele Entwicklung im Auslande nicht stattgefunden zu haben scheint, konnte auf anderen festgestellt werden, daß die in Deutschland eingeschlagenen Wege und verfolgten physikalischen Grundgedanken sich mit denen der ausländischen Entwicklung sehr gut deckten.
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Ein paar Beispiele
Unter diesen Sonderentwicklungen sollen hier nur folgende erwähnt werden:
a) Metall-Keramik-Röhren. Die von Telefunken entwickelte Metall-Keramik-Röhre ist dadurch gekennzeichnet, daß die Anschlüsse aller Elektroden, deren wirksame Oberflächen die Gestalt von flach gewölbten Kugelschalen haben, aus rohrförmigen Metallteilen bestehen und mit röhr- oder scheibenförmigen Bestandteilen der Kolbenwand aus keramischer Masse vakuumdicht verlötet sind.
Während Kathode und Anode nach entgegengesetzten Richtungen aus dem Vakuumgefäß herausgeführt sind, ist das Gitter an einem zylindrischen Metallteil der Kolbenwand befestigt. Dies gibt die Möglichkeit, diese drei Elektroden unmittelbar an koaxiale Hohlleiter anzuschließen.
Mit diesen Metall-Keramik-Röhren wurde eine Idealform einer durchstimmbaren Dezimeterwellenröhre gefunden, die bis in den Zentimeterwellenbereich hinein brauchbar ist und es ermöglichte, Dezimeterwellengeräte mit einer Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit zu schaffen, die mit der hochentwickelter Kurzwellengeräte vergleichbar sind.
Die Metall-Keramik-Röhren fanden in dem angegebenen Wellenbereich in eigen- oder fremderregten Sendern, in Empfangsüberlagerern und für Wellen von mehr als 40 cm Länge auch als Hochfrequenzvorverstärker Verwendung.
b) Sperröhren. Die sogenannten Sperröhren, mit deren Entwicklung im Jahre 1940 begonnen wurde, sind gas- oder dampfgefüllte Entladungsgefäße mit der Aufgabe, Empfänger, die an dieselbe Antenne wie ein Sender angeschlossen waren, gegen das Eindringen hoher Spannungen vom Sender her zu schützen.
Eigentümlich für die von Telefunken entwickelten Sperröhren war eine für den Dezimeterwellenbereich bestimmte elektrodenlose Ausführung (Nullode) mit ringförmigem Vakuumgefäß, das sich in eine koaxiale Energieleitung einschieben läßt.
Da die entsprechenden Empfänger in der Eingangsstufe mit Dioden ausgestattet waren, war einerseits ein verhältnismäßig kleines Sperrverhältnis zulässig und dieses wiederum ermöglichte andererseits eine breitbandige Charakteristik. Da eine Diode geringere Anforderungen an die Zündsicherheit stellte als etwa ein Kontaktdetektor, konnte man sich zur Vermeidung des Zündverzuges auf die Anbringung von Spuren radioaktiver Stoffe beschränken.
Wenn im Zentimeterwellenbereich die Eingangsstufe des Empfängers mit einem Kontaktdetektor arbeitete, mußte die auf sie vom Sender auftreffende Spannung auf niedrigere Werte begrenzt und ein sicherer Entladungseinsatz gewährleistet werden. Dies führte zu einer frequenzselektiveren Ausführungsform mit hohem Sperrverhältnis, die mit Innenelektroden und Hilfsentladungsstrecke ausgestattet war.
c) Hochleistungsröhren mit Thoriumkathode. Zu beachtlichen Ergebnissen führte die Entwicklung von Hochleistungssenderöhren mit Thoriumkathode. Letztere eignet sich infolge ihrer großen Emissionsreserve besonders für Röhren mit Anodenspannungsmodulation und gestattete, sehr hohe Trägerwerte auszunutzen.
Durch konzentrische Elektrodendurchführungen konnten die Röhren für sehr breite Durchstimmbereiche brauchbar gemacht werden. Eine Spitzenleistung in dieser Richtung stellte die wassergekühlte Senderöhre RS 564 dar, mit der anodenmodulierte Sender mit einer Trägerleistung von 100 kW für einen ohne Umschaltung durchstimmbaren Wellenbereich von 14 bis 80 m erstellt werden konnten.
d) Laufzeitröhren. Während die Metall-Keramik-Röhren mit entsprechend kleinerem Wirkungsgrad bis herunter zu Wellenlängen von weniger als 10cm verwendbar waren, mußten für noch höhere Frequenzen Laufzeitröhren eingesetzt werden.
Hierfür sind in erster Linie bereits vorhandene Magnetfeldröhren weiterentwickelt worden. Aus den ursprünglichen mit vier Anodenschlitzen versehenen Typen entstanden solche mit acht Schlitzen und schließlich das sogenannte Radmagnetron, die nicht nur das Arbeiten mit sehr hohen Frequenzen (Zentimeterwellenbereich), sondern auch mit sehr hohen Leistungen (für Impulsbetrieb) zuließen. Auch die Entwicklung von Klystronröhren war während des Krieges angelaufen.
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Nachsatz
Wegen weiterer Einzelheiten über die von Telefunken im Bericht-Zeitraum entwickelten Röhrentypen kann auf die Beiträge von H. R u k o p und F. W. G u n d I a c h im Buche „Elektronenemission, Elektronenbewegung und Hochfrequenztechnik" (Band 15, Teil I des Werkes „Naturforschung und Medizin in Deutschland 1939-1946", Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung) verwiesen werden.
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Weitere Entwicklungen 1939-1944
Sender großer und mittlerer Leistung
1. Längstwellensender.
Zu den Entwicklungsarbeiten, die kurz vor dem Zusammenbruch (April 1945 ??) abgeschlossen, aber nicht mehr in die Fertigung übergeleitet werden konnten, gehörte ein fahrbarer Telegrafiesender mit einer Trägerwellenleistung von 20 kW für einen Wellenbereich von 4000 bis 20 000 m (entsprechend einem Frequenzbereich von 75 bis 15 kHz), der für Ein- und Austastung der Trägerschwingung und für Frequenzumtastung eingerichtet war.
Die Trägerfrequenz sowie die um ±60 Hz von ihr abweichenden Telegrafierfrequenzen für den Frequenzumtastbetrieb wurden durch Mischung einer festen Frequenz von 6 kHz ±60 Hz mit einer veränderbaren Frequenz von 21 bis 81 kHz erzeugt, von denen die erste aus einer kristallstabilisierten Stufe und die zweite aus einem eigenerregten Schwingungserzeuger abgeleitet wurden. Um eine bessere Frequenzkonstanz zu erzielen und Kombinationstöne zu vermeiden, wurden die genannten Frequenzen mittels Frequenzteilung aus höheren Frequenzen gewonnen.
Für die Frequenzteilung wurden besondere Schaltungen mit RC-Gliedern im Anodenkreis entwickelt, die einen größeren Mitnahmebereich als die in der Gleichwellen-Technik üblichen LC-Glieder aufwiesen.
Von besonderer Eigenart war die Antenne dieses Senders mit einem von der AEG entwickelten Hubschrauber als Träger und einer Höhe von 1000 m. Der Hubschrauber bestand im wesentlichen aus zwei gegenläufigen Luftschrauben, deren Motor mit Drehstrom von 300 Perioden, 2500 V und 90 Amp. angetrieben wurde.
Die drei für die Zuführung der Drehstromphasen erforderlichen Seile verliefen längs der Kanten eines gleichseitigen Pyramidenstumpfes, dessen Dachfläche eine Seitenlänge von 15 m und dessen Grundfläche eine solche von 50 m hatte, und dienten gleichzeitig als Antenne. Sie waren für die Hochfrequenz durch Kondensatoren parallelgeschaltet und wurden am Fußpunkt über eine Verlängerungsspule, die für den Drehstrom dreiphasig ausgeführt war, mit Hochfrequenz gespeist. Als Blitzschutzvorrichtung waren Löschfunkenstrecken vorgesehen.
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2. Deutschlandsender.
Eine der umfangreichsten Arbeiten der Abteilung für Großsender-Entwicklung stellte die Entwicklung des neuen Deutschlandsenders in Herzberg a. d. Elster dar, von dem die erste Ausbaustufe im Frühjahr 1938 fertiggestellt und dem Betrieb übergeben worden war, während die Entwicklung der Ausbaustufen 2 und 3 zwar durch den Krieg verzögert wurde, aber doch sehr weit vorangetrieben werden konnte.
Der Deutschlandsender hatte in der fertigen ersten Ausbaustufe einen Wellenbereich von 1200 bis 2000 m (entsprechend einem Frequenzbereich von 250 bis 150 kHz) und eine Trägerleistung von 500 kW, die durch Parallelschalten von drei Stufen mit je 170 kW erzielt wurde.
Der hohe Trägerwirkungsgrad von 75 bis 78% der Endstufe wurde durch Anodenmodulation erreicht. Der Wirkungsgrad der Gesamtanlage einschließlich der Kathodenheizung und der Hilfsanlagen, z. B. der Wasserpumpen, betrug 35% bei unmoduliertem Träger und 40% bei 100%iger Modulation.
Der Klirrfaktor dieses Senders war für Frequenzen zwischen 200 und 2500 Hz bei 90%iger Modulation kleiner als 3,5% und stieg für Frequenzen zwischen 30 und 200 Hz sowie zwischen 2500 und 10000 Hz auf den l,5fachen Betrag an.
Die Hochfrequenz- und die Niederfrequenzendstufen waren mit je zwei wechselstromgeheizten Röhren von 200 kW Nennleistung in Gegentaktschaltung ausgestattet. Als Antenne diente ein frei schwingender, oben durch eine Scheibe von 25m Durchmesser elektrisch verlängerter Eisengittermast von 325m Höhe, der über eine Rohrleitung von 30 Ohm Wellenwiderstand gespeist wurde. Als Blitzschutzeinrichtung wirkte eine Funkenstrecke mit Vorzündung.
Die für diese Anlage erforderlichen Fußpunkt- und Hängeisolatoren und die Antennendurchführungsisolatoren wurden in enger Zusammenarbeit mit den Keramik-Firmen Hescho und Stemag entwickelt. Besonders hervorgehoben zu werden verdient dabei der Fußpunktisolator mit einer Überschlagspannung von 100 kV in beregnetem Zustand und mit einer Bruchlast von 500 t sowie der Gurtband-Gehängeisolator, dessen Grenzfläche längs elektrischer Kraftlinien verläuft, um bei einem Mindestaufwand an Gewicht ein Höchstmaß von Spannungsfestigkeit zu erzielen.
Die Spannungsprüfung an diesen Isolatoren wurde im eigenen Hochspannungslaboratorium durchgeführt. Nachdem dieses einem Luftangriff zum Opfer gefallen war, wurde der Bau einer neuen Hochspannungsanlage in Angriff genommen.
Als zweite - in der Entwicklung steckengebliebene-Ausbaustufe war eine Antennenanlage vorgesehen, die mit einer Wellenlänge von 1570 ±80 m eine schwundfreie Rundstrahlung in etwa 300 km Umkreis zu liefern hatte. Zu diesem Zweck sollten um den bereits vorhandenen Antennenmast herum 10 weitere Mäste von je 350 m Höhe an den Eckpunkten eines regelmäßigen Zehnecks von 2x Durchmesser errichtet werden.
Mit einer solchen Antenne läßt sich ein Strahlungsdiagramm erzielen, das im Bereich der für den Nahschwund kritischen Erhebungswinkel zwei nahe beieinanderliegende Nullstellen besitzt und dadurch die schädliche Raumstrahlung praktisch völlig unterdrückt.
Voraussetzung hierfür ist die amplituden- und phasenrichtige Speisung der Außenmaste in bezug auf den Mittelmast, welche in diesem Falle die Zuführung einer Leistung in der Größenordnung von 10 kW zu jedem Mast erfordert. Die Außenmaste, deren Stromphasen bei dieser Strahlungsart stets untereinander gleich sein müssen, sollten von einer besonderen Senderstufe gespeist werden, in deren Zuleitung ein Phasendrehgerät eingebaut werden sollte, das die Phase der Antennenströme im Bereich von 0 bis 360° beliebig einzustellen gestattet.
Hierdurch wird erreicht, daß die Phasendrehung für alle Außenmaste gemeinsam bei einer Hochfrequenzleistung von nur wenigen Kilowatt vorgenommen zu werden braucht, während etwaige Abweichungen von der Gleichphasigkeit, die durch Ungleichmäßigkeiten der Außenmaste bedingt sind, durch Nachstimmung derselben ausgeglichen werden können.
Eine Phasendrehung kann bei einer Durchgangsleistung von mehreren kW nur mit praktisch verlustlosen Gliedern durchgeführt werden. Diese wurden deshalb aus Leitungsersatzgliedern verschiedener elektrischer Länge gebildet, welche je nach der gewünschten Phasendrehung aneinander gereiht wurden und so gewählt waren, daß sich jeder Phasenwinkel in Stufen von 5° herstellen ließ.
Zur Überwachung der Stromphasen der Außenmaste in bezug auf den Mittelmast war ein direkt zeigendes Phasenmeßgerät vorgesehen. In diesem wurde die in ihrer Phase einem Außenmast bzw. dem Mittelmast entsprechende Sendefrequenz mit je einer kristallstabilisierten Frequenz gemischt, die um 60 Hz voneinander abwichen.
Dabei bleibt die Phase der Senderfrequenz erhalten, während die Phasenmessung mit einem direkt zeigenden niederfrequenten Phasenmesser bei 60 Hz vorgenommen werden konnte. Ein Mustergerät in vereinfachter Ausführung wurde übrigens auch für den Rundfunksender Luxemburg geliefert.
Die dritte Ausbaustufe sollte eine Erhöhung der Trägerleistung auf 5000 kW bringen mit der Möglichkeit einer Richtstrahlung nach beliebigen Azimut Richtungen bei einer Energiebündelung von 1 :10. Zu diesem Zweck sollte jeder der zehn Außenmaste einen Sender von 500 kW Trägerleistung erhalten, während die Phasen der Antennenströme von einer Zentralstelle aus eingestellt und überwacht werden sollten.
Die sich im Zusammenhang damit ergebenden Arbeiten waren zum Teil schon in Angriff genommen worden bzw. weit vorgeschritten. In Entwicklung war u. a. eine Hochfrequenzstufe, die im gesamten Rundfunkwellenbereich eine Trägerleistung von 500 kW abgeben und anodenmoduliert werden konnte. Diese Stufe sollte mit zwei ebenfalls schon in Entwicklung befindlichen Röhren von 600 kW Nennleistung bestückt werden.
Telefunken entwickelte die Modulationseinrichtung und berechnete auch die dazu gehörenden Modulationstransformatoren, die in der AEG-Transformatorenfabrik gebaut wurden.
Sodann wurden grundlegende Arbeiten über die wellenunabhängige Transformation von Widerständen durchgeführt, wie sie zur Anpassung von Belastungswiderständen an den Innenwiderstand von Röhren, zur Anpassung von Antennenwiderständen an den Wellenwiderstand von Kabeln oder zur Parallelschaltung von Sendern oder Antennen verwendet werden können.
Im einzelnen wurden Transformationsglieder entwickelt
- a) für Rundfunkwellen (200..2000m) bis 500 kW in Form von unsymmetrischen Kettengliedern aus konzentrischen Spulen und Kondensatoren,
- b) für Wellen von 2 .... 100m und 100 kW in Form von homogenen Leitungsstücken und als Exponen-tialleitung,
- c) für Dezimeterwellen als Meßleitung in Form von homogenen Leitungsstücken.
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3. Große Kurzwellensender.
Eine wesentliche Aufgabe auf diesem Gebiete war der Bau von Kurzwellensendern mit 200 kW Oberstrichleistung für den Wellenbereich von 12 ... 70m. Die Forderung eines möglichst raschen Wellenwechsels bedingte einen Verzicht auf Nachstellung der Neutralisation, weshalb Röhren (Blindröhren) von derselben Type wie die Arbeitsröhren als Neutrodyne-Kondensatoren eingesetzt wurden.
Die Endstufe wurde im Gegentakt geschaltet mit je einer Arbeits- und einer Blindröhre auf jeder Seite. Um eine für diesen Zweck geeignete Röhre zu besitzen, wurde die Wasserkühlröhre RS 564 mit Thoriumkathode geschaffen. Die Antenne wurde über einen einstellbaren kapazitiven Spannungsteiler angekoppelt, an dem die Energieleitung unmittelbar angeschlossen war.
Die für Rundstrahlung eingerichtete Antenne bestand aus einem erhöht aufgestellten lamda/4-Strahler mit stetiger Anpassung des Fußpunktwiderstandes an den Wellenwiderstand des koaxialen Kabels durch ein lamda/4-Transformationsstück, das gleichzeitig mit der Länge des ausziehbaren Mastes verändert wurde. Zur Symmetrierung wurde als Ersatz für den früher verwendeten Phasentransformator ein neues Glied, der sogenannte Potentialtransformator geschaffen, der aus einer Symmetrierschleife und einer Widerstandstransformationsschleife besteht. Diese beiden Schleifen liegen unmittelbar aufeinander und können durch gemeinsame, nur an der Außenseite der Leitungen angreifende Schieber abgestimmt werden. Ein solcher Potentialtransformator hat den Vorteil, geradzahlige Oberwellen zu unterdrücken, und läßt sich bei Wasserkühlung des Innenleiters mit verhältnismäßig kleinen Abmessungen herstellen.
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4. Kurzwellensender mittlerer Leistung.
Für den Einsatz als Schiffsfunkstation sowie als kleinere ortsfeste oder fahrbare Landfunkstelle wurden folgende Geräte entwickelt und serienmäßig gebaut:
a) Kurzwellensender für Wellenlängen von 13 . .. 100 m und Leistungen von 200 und 800 Watt,
b) Grenzwellensender für Wellen von 40 .. . 200 m und einer Leistung von 200 und 800 Watt,
c) Senderverstärker für Wellenlängen von 13... 100 m mit einer Oberstrichleistung von 20 kW.
Diese Geräte waren mit durchstimmbaren Steuersendern ausgerüstet, für die eine hohe Frequenzkonstanz durch Ausgleich mechanischer und thermischer Einflüsse im frequenzbestimmenden Schwingungskreis mittels keramischer Baustoffe erzielt wurde.
Zwecks schnellen und einfachen Wellenwechsels wurden die Sender direkt in Frequenzen geeicht und die verlangte Ablesegenauigkeit durch Projektion einer Skala auf eine Mattscheibe gewährleistet. Die mit dem Steuersender direkt verbundene Frequenzskala wurde auf fotografischem Wege in mikroskopischer Kleinheit (bis 15 Teilstriche je mm) mit Hilfe einer optisch-elektrischen Eichmaschine hergestellt. Dadurch war es möglich, jede gewünschte Frequenz mit einer Genauigkeit von ±2-10-5 mittels eines einzigen Drehknopfes einzustellen, obgleich der Frequenzbereich der Kurzwellensender mehr als 20 000 kHz umfaßte.
Die Sender waren für alle Betriebsarten wie Telegrafie, Telefonie, Fernschreiben usw. geeignet. Die kleinen Sender waren für Modulation am Bremsgitter einer Pentode eingerichet, während dem Senderverstärker für Telefoniebetrieb zwecks voller Ausnutzung der Endröhrenleistung ein Anodenmodulator gleicher Größe zugeordnet wurde, der auf einem besonderen Fahrzeug untergebracht war. Die hohe Klanggüte der Anodenmodulation erlaubte den Einsatz dieser Geräte als fahrbare 20-kW-Rundfunksender.
Die zum Betrieb des Senders erforderlichen Gleichspannungen wurden bei den kleineren Typen mit Hilfe von Selen-Trockengleichrichtern hergestellt, während bei den größeren Typen Röhrengleichrichter Verwendung fanden.
Bei der Entwicklung dieser Geräte wurde auf kleinsten Raumbedarf besonders geachtet. So wurde es möglich, selbst den 20-kW-Sender einschließlich Gleichrichter und Vorstufe in einem einzigen Kraftwagen unterzubringen. Dies wurde vor allem durch Verwendung von Pentoden, die zu einer geringen Zahl von Vorverstärkerstufen führen, und von luftgekühlten Endstufentrioden erreicht.
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5. Meßgeräte für Großsender.
a) Abstimmgeräte.
Um die Abstimmung von Antennen oder von Hochfrequenzsiebkreisen der Rundfunksender zu erleichtern, wurden besondere Abstimmgeräte geschaffen, die ein rasches Abstimmen mit Hilfe von Zeigerinstrumenten ermöglichen. Die Wirkungsweise dieser Geräte beruht darauf, daß die Ströme zweier gekoppelter Kreise um 90° in der Phase verschoben sind.
Jedem dieser Kreise wird über Wandler je eine Meßspannung entnommen, aus denen z. B. in einer Brückenschaltung die Summe und Differenz gebildet wird. Bei Resonanz des zweiten Kreises mit der Frequenz der aufgedrückten Spannung ist dann die Summe gleich der Differenz und die aus einer Gegenein-anderschaltung der Summen- und Differenzspannung resultierende Spannung gleich Null, während eine Verstimmung auch dem Sinne nach angezeigt wird.
b) Leistungs- und Anpassungsmesser.
Die Betriebssicherheit von Großsenderanlagen verlangt eine dauernde Überwachung des Anpassungszustandes der Energieleitung und möglichst auch eine Überwachung der durch sie übertragenen Leistung. Zu diesem Zwecke wurde ein besonderer Leistungs- und Anpassungsmesser entwickelt.
An einem beliebigen Punkt der Leitung werden zwei Wechselspannungen gewonnen, welche den an dieser Stelle herrschenden Werten von Wechselspannung und Wechselstrom verhältnisgleich sind. Aus ihnen werden mit Hilfe von linearen Gleichrichtern und Brückenschaltungen Gleichstromgrößen gewonnen, deren Produkt unmittelbar die Durchgangsleistung und deren Quotient die Welligkeit ergibt.
Beide Größen werden an einem besonderen Kreuzzeigerinstrument abgelesen. Geräte dieser Art sind für kleine Leistungen von einigen Watt im Ultrakurzwellenbereich bis zu großen Leistungen von einigen hundert Kilowatt im Kurz-und Mittelwellenbereich gebaut worden.
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Dezimeterwellen -Technik
Die Eigenschaften, welche die Dezimeter- und Zentimeterwellen von den längeren Wellen hauptsächlich unterscheiden, nämlich die Begrenzung der Reichweite durch die optische Sicht, die starke Bündelungsfähigkeit mittels kleiner Strahler und die Störungsfreiheit, begründen ihre Eignung für besondere Dienste des Nachrichtenverkehrs, insbesondere als Kabelersatz.
Die überbrückung größerer Entfernungen erfordert die Hintereinanderschaltung von vielen Geräten auf langen Relaisstrecken und eine sehr hohe Zuverlässigkeit und Stabilität aller im Gerät vorhandenen Teile. Die Dezimeterwellentechniik, in der im Gegensatz zur Zentimeterwellentechnik mit ihren Hohlrohren als Leitungselemente durchwegs eine metallische Rückleitung des Stromes vorgesehen wird, wurde so weit durchgebildet, daß in weitem Umfange genormte Bauteile verwendet werden konnten, z.B. Verbindungsstücke zwischen zwei Leitungen verschiedenen Querschnittes, aber gleichen Wellenwiderstandes, die die Anpassung erhalten, Isolierstützen für den Innenleiter von Energieleitungen, Schalter, Kniestücke, Verzweigungen und Transformatoren.
Bei allen Bauelementen wunde eine Verwendbarkeit für breite Frequenzbänder angestrebt. Bei Antennen ist es zwar nicht möglich, beliebig breite Frequenzbänder zu übertragen, jedoch gelingt es immerhin, durch dicke Strahler und durch kompensierende Schaltelemente die Durchlaßbereiche gegenüber nicht sorgfältig durchgebildeten Ausführungen wesentlich zu erweitern. Beispielsweise wurden für kompensierte Einzeldipole Bandbreiten von ± 20% erreicht.
Die Geräte :
Für Dezimeter-Richtverbindungen wurden folgende Arten von Geräten entwickelt:
1. Das kleine Gerät.
Dieses war für Linien mit schwachem Verkehr und als Zubringer für Stammlinien mit starkem Verkehr gedacht und zur Übertragung eines Fernsprech- und eines Fernschreibkanals ausgerüstet. Es besaß eine Breitbandantenne mit 3 X 4 horizontal polarisierten Dipolen vor einer Reflektorwand, die im Wellenbereich von 53 bis 61 cm einen Wirkwiderstand von 70 Ohm darstellt.
Der selbsterregte frequenzmodulierte Sender lieferte mit einer Röhre LD 1 eine Leistung von etwa 1 Watt. In dem Wellenbereich von 54 bis 60 cm ließen sich 16 durch Rastenschalter einstellbare Hochfrequenzkanäle unterbringen. Der Empfänger war als Überlagerungsgerät gebaut und besaß eine Empfindlichkeit von 120 kT.
Die Zwischenfrequenz betrug 650 kHz, die Bandbreite im Zwischen-frequenzteil + 70 kHz und reichte im Niederfrequenzteil von 0,3 bis 10 kHz. Der Fernsprechkanal war in dem Bereich von 0,3 bis 5,5 kHz untergebracht, während der Fernschreibkanal mit den Frequenzen 7,2 und 8 kHz arbeitete.
Die Reichweite des Gerätes war durch die optische Sicht begrenzt. Bei überbrückung von 100 km ergab sich bei guter optischer Sicht ein Störabstand von 5 Neper. Um das Gerät unbeaufsichtigt arbeiten lassen zu können, war es empfangsseitig mit selbsttätiger Sucheinrichtung, selbsttätiger Nachstimmung und einem Niederfrequenzpegelregler ausgestattet.
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2. Das große Gerät.
Dieses Gerät war für sogenannte Stammlinien mit großer Gesprächsdichte bestimmt und für die gleichzeitige Übertragung von neun Fernsprechkanälen eingerichtet, deren jeder im Bedarfsfalle mit drei Fernschreibkanälen belegt werden konnte. Die Antenne bestand aus 2 X 5 vertikal polarisierten Dipolen und hatte im Bereich von 45 ... 50 cm Wellenlänge Breitbandeigenschaften. Es war zwar die Möglichkeit einer Parallelschaltung von acht solcher Antennen vorgesehen, jedoch wurden gewöhnlich nur zwei Antennen angeschlossen.
Der mit einer Triode ausgestattete Sender lieferte im Bereich von 45 ... 50 cm, in welchem 20 mittels Rastenschalter wählbare Nachrichtenkanäle untergebracht werden konnten, eine Leistung von 8 Watt.
Der Überlagerungsempfänger arbeitete mit einer Zwischenfrequenz von 650 kHz und wies im Zwischenfrequenzteil eine Bandbreite von 100 kHz und im Niederfrequenzteil eine solche von 0,3 bis 63kHz auf. Zur Bedienungserleichterung waren die Geräte mit selbsttätiger Sucheinrichtung, selbsttätiger Scharfnachstimmung und Pegelregelung mittels eines über die ganze Strecke laufenden Steuertones ausgerüstet.
Die Reichweite war auch bei diesem Gerät durch die optische Sicht begrenzt und betrug bei einem Störabstand von 5 Neper und mit zwei parallelgeschalteten Antennen am Sender und Empfänger etwa 60 km. Geräte dieser Art ließen die Zusammenschaltung zu transkontinentalen Verbindungen zu. Bis Kriegsende wurden über 10 000 km solcher Richtverbindungsstrecken geliefert und eingesetzt.
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3. Impulsmodulationsverfahren.
Im Laboratorium wurde ein Verfahren zur Nachrichtenübertragung ausgearbeitet, bei welchem als Träger der Nachricht eine Folge von kurzen Hochfrequenzimpulsen diente und der Nachrichteninhalt durch eine dem Augenblickswert der Modulationsgröße entsprechende Verschiebung des Aussendezeitpunktes des Impulses zum Ausdruck gebracht wurde (Impulsphasenmodulation).
In den Lücken zwischen aufeinanderfolgenden Impulsen lassen sich Impulse für weitere Nachrichtenkanäle unterbringen, so daß man auf diese Weise zu einer Mehrkanalübertragung gelangt. Diese kann nicht nur mit einer energetisch und bandbreitenmäßig gleichartigen frequenzmodulierten Verbindung hinsichtlich der Störungsfreiheit erfolgreich in Wettbewerb treten, sondern kommt auch wegen des Impulsbetriebes der Senderöhren deren Eigenschaften im Gebiete kürzester Wellen entgegen.
Bei Telefunken wurde eine nach diesem Verfahren arbeitende Versuchsanordnung zur gleichzeitigen Übertragung von 50 Ferngesprächen mit Rundfunkqualität eingerichtet, bei welcher der Kanalverteiler aus einer Braunschen Röhre bestand, von deren Schirm die Impulse der einzelnen Gesprächskanäle durch Photozellen abgenommen wurden. Daneben wurde eine Betriebsanlage für 7 Gesprächskanäle gebaut, die mit einem Elektronenstrahlschalter als Kanalverteiler arbeitete. In diesem traf ein auf einer Kegelmantelfläche umlaufender Elektronenstrahl nacheinander Auffangelektroden, aus denen Sekundärelektronen ausgelöst wurden, die sich wegen ihrer geringen Geschwindigkeit leicht durch die niedrigen Spannungen eines Fernsprechnetzes steuern ließen. Die dadurch erhaltenen amplitudenmodulierten Impulse wurden sodann durch eine Multivibratoranordnung in phasenmodulierte Kurzimpulse umgewandelt.
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Funkmeßtechnik (= „Radar") - der Sender
Funkmeßtechnik bedeutet dasselbe wie der angloamerikanische Ausdruck „Radar" (Radio Detection and Ranging), nämlich die Gesamtheit der Verfahren zur Bestimmung der Richtung und des Abstandes ferner Ziele mit Hilfe von Funkwellen, die von dem angestrahlten Ziel zurückgeworfen werden.
Die räumliche Peilung und die Abstandsmessung mit Hilfe von ultrahochfrequenten Impulsen von etwa 600 MHz wurde von Telefunken schon vor dem Kriege gründlich bearbeitet und zu einer beachtlichen Höhe entwickelt.
Die für Funkmeßzwecke gebauten Sender waren zunächst mit der Senderröhre LS 180 bestückt, einer hochtastfähigen Triode mit einer Impulsleistung von etwa 10 kW und einer Grenzwellenlänge von etwa 50 cm; in einigen Fällen wurden auch zwei dieser Röhren in Gegentaktschaltung verwendet.
Größere Impulsleistungen bis 90 kW und kürzere Grenzwellen bis zu 10 cm herunter ließen sich später mit Metall-Keramik-Röhren erzielen. Zur Impulstastung dieser Sender wurden besondere Tastgeräte geschaffen. Anfangs wurde die Senderöhre gitterseitig getastet durch Impulse, welche durch Umformung einer sinusförmigen in eine mäanderförmige Spannung und anschließende Differenzierung gewonnen worden waren.
Schon zu Beginn des Jahres 1939 wurde jedoch die Anoden-tastung eingeführt, für welche leistungsfähige Tasttransformatoren entwickelt wurden, mit denen in der Folgezeit Impulsleistungen bis zu 1500 kW mit Spannungen bis 32 kV und einer Impulsdauer bis herunter zu 0,4 /as bewältig wenden konnten. Zur Vereinfachung dieser Tastgeräte wurden Funkenstrecken durchgebildet, zunächst als Gasentladungsröhren, dann als umlaufende Funkenstrecken mit Laufzeitkette.
Der Radar Empfänger
Im Empfänger wurden für Wellen von 1,5 m Länge und darüber Hochfrequenzverstärkerstufen vor der Mischdiode benutzt, bis etwa 20 cm herunter Mischdioden onne Vorstufe und für noch kürzere Wellen Mischdetektoren. Sehr gründlich wurden Anordnungen durchgearbeitet, die imstande waren, Empfangsimpulse unmittelbar nach dem Ende des Sendeimpulses aufzunehmen und anzuzeigen.
Für kleinere Senderleistungen wurden Dioden-Eingangsschaltungen so ausgeführt, daß sie an dieselbe Antenne wie der Sender angeschlossen werden konnten, indem sie die Senderspannung aushielten und während des Sendeimpulses verriegelt wurden. Später wurden Sperröhren entwickelt, die in die Empfängerzuleitung eingeschaltet, durch den Sendeiimpuls gezündet wurden und dadurch die Empfängerleitung an einer passenden Stelle kurzschlössen.
Als Richtstrahler diente im allgemeinen ein Rotationsparabolspiegel, in welchem zur räumlichen Peilung ein exzentrisch angeordneter Dipol mit einer Umlauffrequenz von 20 ... 70 Hz um den Brennpunkt rotierte. Ein Ausweichen des angestrahlten Zieles aus der Spiegelachse äußerte sich dann in einer Modulation der Empfangsamplitude mit dieser Umlauffrequenz.
Später wurde in Anpassung an kürzere Wellenlängen eine Reine von anderen Antennenformen untersucht und verwendet, insbesondere Dipolwände mit Reflektor, Hornstrahler, dielektrische Antennen (Stielstrahler) und Schlitzstrahler.
Zur Anzeige der Höhen- und Seitenabweichung des Zieles von der Strahlungsachse dienten bei den ersten Geräten zwei Dynamometer, denen einerseits der gleichgerichtete Empfangsstrom und andererseits eine von einem synchron mit dem Strahler umlaufenden Generator erzeugte Wechselspannung zugeführt wurde. In der Folgezeit wurden die empfangenen Impulse auf dem Leuchtschirm von Braunschen Röhren sichtbar gemacht.
Die in dieser Weise ausgebildeten Flakzielgeräte hatten Reichweiten von 30 ... 40 km, eine Seiten- und Höhenpeilgenauigkeit von 1/10° sowie eine Entfernungsmeßgenauigkeit von 5 ... 10m und gestatteten es, die Bewegung eines Flugzeuges mit der angegebenen Genauigkeit zu verfolgen.
Im späteren Verlauf des Krieges verlagerte sich das Frequenzgebiet auch der deutschen Funkmeßtechnik nach englisch-amerikanischem Vorbild) in das Gebiet der Zentimeterwellen.
Das Eindringen in dieses Gebiet wurde durch das Studium von Beutegeräten erleichtert und gefördert. Nachdem zunächst durch Nachbau solcher Geräte Erfahrungen gesammelt worden waren, setzte sehr rasch eine eigene Entwicklung ein, welche eine Anpassung dieser Technik an die anders gearteten Bedürfnisse der deutschen Luftwaffe (Such- und Zielgerät für die Nachtjagdflugzeuge) bezweckte und beispielsweise hinsichtlich der Entwicklung von hochgetasteten Empfängern mit reinem Wechselstrombetrieb eine durchaus eigenartige Prägung aufwies.
Es wurde ein Bordsuchgerät geschaffen, um Nachtjägern das Auffinden von Flugzeugen zu erleichtern; dieses hatte eine Reichweite von 3 ... 4 km, eine Entfernungsmeßgenauigkeit von der Größenordnung hundert Meter und lieferte eine direkte Anzeige der Höhen- und Seitenablage.
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Funknavigation
Auf dem Gebiete des Peilwesens mit Mittel- und Langwellen wurde der Rahmenpeiler weiterentwickelt und zu hoher Vollkommenheit gebracht. Für das deutsche Heer wurden kleine tragbare Geräte mit aufgesetztem Peiler geschaffen.
In Flugzeugen bereitete der Einbau des gewöhnlichen Drehrahmens Schwierigkeiten. Es wurden daher Peilrahmen mit Masseeisenkern entwickelt, die in eine Vertiefung in der Außenhaut des Flugzeugrumpfes eingebaut oder mit einer windschnittigen Verkleidung versehen werden konnten, so daß kein zusätzlicher Luftwiderstand entstand.
Die Rahmen hatten ein Gewicht von etwa 4 kg, eine Bauhöhe von rund 7cm und dieselbe wirksame Höhe wie ein Luftwindungsrahmen von 35cm Durchmesser; sie konnten mittels eines Motorfernantriebes gedreht werden. Als Hilfsantenne diente eine Metallbelegung auf der Plexiglasverkleidung des Rahmens.
Für Flugzeuge wurden außerdem Zielflugschaltungen (Flimmerpeiler) mit Hör- und Sichtanzeige entwickelt, darunter eine solche für Ultrakurzwellen im Bereich von 36 ... 42 MHz mit feststehendem Einwindungsluftrahmen von etwa 25 cm Durchmesser. Für die deutsche Kriegsmarine mußte der sonst allgemein benutzte Drehrahmen verlassen werden. Zum Peilen mit fest verspannten Kreuzrahmen wurde ein Goniometer mit Masseeisenkern durchgebildet, das bei fester Kopplung des Suchkreises an die Rahmenkreise eine hohe Winkelgenauigkeit besaß.
Die Adcock-Peiler wurden mit großer Gründlichkeit bearbeitet, so daß die physikalischen und technischen Bedingungen völlig beherrscht und der Nachteffekt bei hoher Empfindlichkeit über breite Frequenzbereiche wirksam unterdrückt wurde.
Für Wellen über 10m wurden U-Adcock-Peiler durchgebildet, während der H-Aufbau nur bei Drehpeilern für Ultrakurzwellen beibehalten wurde. Beide Ausführungen wurden in großen Stückzahlen geliefert.
Sämtliche Adcock-Peiler enthielten Einrichtungen für die Enttrübung und Seitenbestimmung. Die Peilgenauigkeiten betrugen etwa 2°. Die Größenverhältnisse reichten von großen Langwellenpeilern mit vier 30m hohen Masten in 60m Diagonalabstand bis zum transportablen Kurzwellenpeiler mit sechs Masten von 7,5m Höhe und 7m Diagonallänge, während der drehbare Ultrakurzwellen-Adcock-Peiler mit Dipolstäben von 1,2m in einer Diagonal-Entfernung von 3m ausgestattet war.
Außer den Peilgeräten selbst wurde die Meßtechnik zum Aussuchen geeigneter Aufstellungspunkte im Gelände und zur Vermeidung der verbleibenden Restfehler zu hoher Vollkommenheit entwickelt.
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Weitere Kapitel werden übergangen
Piezoelektrische Kristalle
Hochfrequenzwärmetechnik
Forschungsarbeiten allgemeiner Art
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Niederfrequenztechnik und Elektroakustik
Wenngleich diese beiden Gebiete während des Krieges im Vergleich mit der Hochfrequenztechnik eine verhältnismäßig untergeordnete Rolle spielten, so ist auf ihnen bei Telefunken manches erarbeitet und vorwärts getrieben worden, wofür einige Beispiele Zeugnis ablegen sollen.
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1. Mikrofone.
Um mit einem für Kommandozwecke zu verwendenden kleinen und leichten dynamischen Mikrofon einen damals üblichen Verstärker aussteuern zu können, mußte seine Empfindlichkeit besonders hoch getrieben werden. Der hierbei verhältnismäßig geringe Abstand zwischen Mund und Mikrofon wurde durch den Einbau der Mikrofonkapsel in einen Handapparat in Form der im Fernsprechbetrieb üblichen Mikrofon-Telefone erzwungen.
Kehlkopfmikrofone konnten durch Entwicklung eines besonderen Magnetsystems hinsichtlich der Sprachverständlichkeit soweit vervollkommnet werden, daß die hohen Frequenzen wesentlich besser gebracht wurden als bei den bis dahin üblichen Kohlekapseln. Eine zusätzliche Erweiterung des Frequenzbereiches nach oben wurde durch Zusammenfassung mit einem Kristallmikrofon erreicht in Verbindung mit einer elektrischen Weiche, die vom Kehlkopfmikrofon nur die tiefen und vom Kristallmikrofon nur die hohen Töne brachte.
Zur Übertragung aus lärmerfüllten Räumen wurden Luftschall-Mikrofone mit 2 Kristall-Doppel-Klangzellen gebaut, die unter »der Bezeichnung „Gerafon" (Abkürzung für geräuscharmes Mikrofon) viel in Gebrauch kamen.
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2. Lautsprecher.
Telefunken erhielt und löste die Aufgabe, einzelne Lautsprechersysteme zu bauen, die mit 1 kW belastet werden konnten, um u.a. vom Flugzeug aus Nachrichten zu verbreiten. Die hohe Belastbarkeit wurde einerseits durch die Versteifung der Membrane und andererseits durch Luftstromkühlung der Antriebsspule erzielt.
Mit einem eingebauten Gebläse gelang es z. B., die thermische Belastbarkeit eines 25-W-Systems auf den 6fachen Betrag zu steigern. Durch gasdichten Abschluß des Lautsprechersystems gegen den Außenraum mittels passender Kunststoffmembrane gelang es, Lautsprecher so auszubilden, daß sie auch in Räumen verwendbar waren, in denen explosive Gasgemische auftreten konnten und jede Möglichkeit einer Zündung durch zufällige Funkenbildung an fehlerhaften Lautsprechersystemen vermieden werden mußte.
Neben praktisch-konstruktiven Aufgaben der vorerwähnten Art wurden aber auch akustische Fragen von allgemeiner Bedeutung bearbeitet. Um Lautsprecher miteinander vergleichen zu können, wurde nach einem Maß gesucht, das an die Stelle des für die Praxis erst in zweiter Linie wichtigen Wirkungsgrades treten sollte.
Telefunken führte hierzu den Begriff des Übertragungs-Größen-Maßes (ÜGM) ein. Dieses gibt den Schalldruck an, den ein Lautsprecher bei Erregung mit 1W in einem Abstand von 1m für Frequenzen in der Gegend von 1000 Hz abgibt. Dieses Empfindlichkeitsmaß hat sich bewährt und ist daher allgemein in Gebrauch genommen worden.
Es erwies sich als notwendig, genauere Unterlagen über die Schallausbreitung im Freien zu schaffen. Der Abhängigkeit von Windrichtung, von Windstärke, Bodenbeschaffenheit und Temperaturgefälle wurden eingehende Untersuchungen gewidmet.
Die Prüfung der Verständlichkeit wurde dabei nicht wie sonst üblich durch zusammenhanglose Silben, sondern durch zweistellige Zahlen vorgenommen. Der zu dem der Entfernung umgekehrt proportionalen Schalldruckabfall hinzukommende Abfall lag je nach den Wetterbedingungen und besonders je nach den Windverhältnissen zwischen 0 und 20 db je 100 m.
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Der Hallradius
Für die Akustik von Räumen wurde der Begriff des Hallradius eingeführt, welcher gleich der von der Schallquelle aus gemessenen Entfernung ist, für die zwischen direktem und indirektem Schall Gleichheit besteht. Mit dem Hallradius konnte eine einfache Erklärung der günstigsten Hallzeit eines Raumes gegeben werden. Außerdem gelang es, mit ihm Gesetzmäßigkeiten für den Einsatz der akustischen Rückkopplung aufzustellen.
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3. Akustische Peilanordnungen.
Mit Kriegsbeginn trat ein erheblicher Bedarf an Horchpeilgeräten auf. Mit einem Zweikanalsystem nach dem Prinzip des binauralen Hörens gelang es Telefunken, Peilgeräte mit einer Peilgenauigkeit von 0,5° zu bauen, die teils mit Phasenvergleich, teils mit dem Flimmerpeilverfahren arbeiten und die Ablage der Peilrichtung auf einem Zeigerinstrument angaben.
Für die Peilgeräte wurden besondere Mikrofone (Sonder-Mikrofone, Reflektor-Mikrofone, Mikrofon-Kreisgruppen) geschaffen. Mit solchen Anordnungen konnten noch Lautstärken von -10 Phon unter der Hörschwelle hörbar gemacht werden.
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4. Anlagen-Technik.
Zur Nachrichten- und Befehlsübermittlung wurden tragbare Gegensprechstellen für Zweidrahtbetrieb entwickelt, was nur unter Vermeidung jeder akustischen Rückkopplung möglich war. Man benutzte Kohlemikrofone, die aus nächster Nähe zu besprechen waren, und baute zwecks Rückhördämpfung in jeden Verstärker eine Gabelschaltung ein, wobei die Leitung nur mit Wirkwiderständen grobstufig nachgebildet wurde. Auf den Verbindungsleitungen wurde mit einem Spannungspegel von etwa 1V gearbeitet.
Auch Wechselsprechanlagen wurden in großer Zahl entwickelt; bei diesen wird die akustische Rückkopplung durch Umschalten zwischen Sprechen und Hören vermieden. Die Anlagen dieser Art waren mit Fernsteuerung ausgerüstet. Die Teilnehmerstellen wurden über Rufempfangsrelais mit Impulsen von 25 Hz eingeschaltet. Die zu einer Anlage gehörenden Stationen hatten Abstände bis zu etwa 300 km. In den Fernleitungen lagen Zweidrahtverstärker und Rufumgehungsschaltungen. Die größten Anlagen dieser Art umfaßten eine Hauptstelle, 10 Zwischenstellen und 200 Nebenstellen; sie erstreckten sich über ein Gebiet von etwa 150000 km2.
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Fernsehähnliche Verfahren
Die zivile Fernsehentwicklung war, nachdem noch an Einrichtungen für die Zerlegung des Bildfeldes in 1000 Zeilen gearbeitet worden war, mit Kriegsbeginn eingestellt worden. (Anmerkung : Die sogenannte Fernlenkbombe sollte mit einer Kamera und einem Sender ausgestattet werden, der mit 1000 Zeilen Auflösung das Zielbild zurück zum Bediener übertragen sollte.)
Hingegen gingen Versuche weiter, eine Zellenrastertafel mit Glüh- oder Glimmlampen zur Anzeige der Flugbahn von Luftfahrzeugen zu benutzen; wegen des großen Umfanges solcher Anlagen wurde jedoch von ihnen wieder Abstand genommen. Dafür wurden Flugbahnen von Luftfahrzeugen auf der Schichtfläche eines Speicheroszillografen abgebildet und, von starken Lampen beleuchtet, vergrößert auf Projektionsschirme geworfen.
Dabei konnten Bildströme mit Frequenzmodulation auch über Kabel übertragen werden. Bei Telefunken wurden verschiedene Arten von Speicherröhren mit Kaliumchlorid-Schirm entwickelt und damit eine Reihe von Geräten geschaffen, die für die Nachrichtenübertragung durch Kurzimpulse, für die Anzeige bei Reflexionsmessungen, für Fernsehempfänger u.a.m. geeignet waren.
Zur Übertragung von schriftlichen oder bildlichen Nachrichten vom Flugzeug zur Erde oder zwischen den Flugzeugen entstand ein Gerät mit Leuchtschirmabtaster, das die Nachricht auf dem Leuchtschirm der Braunschen Röhre des Empfängers unmittelbar sichtbar machte.
Zum Einsatz auf Dezimeterwellen-Richtverbindungsstrecken wurden Leuchtschirmabtaströhren und Nachleuchtschirmröhren entwickelt, die dank elektronenoptischer Verbesserungen Bilder mit 2000 Zeilen und vorzüglicher Geometrie zu übertragen erlaubten. Die Übertragungsdauer war von der Größenordnung 1000 Zeilen/s, die Wortleistung in Faksimile-Schrift 6000 W. p. M.
Für die Mehrkanalübertragung mit Impulsphasenmodulation wurden Kathodenstrahlschalter mit Sekundäremissionsausnutzung für 8 und 32 Kanäle entwickelt. In Zusammenarbeit mit fremden Laboratorien wurden schließlich neue Formen von Ikonoskopen, Superikonoskopen sowie Braunschen Röhren mit verbessertem Leuchtschirm herausgebracht.
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Zum Gedächtnis
An der Entwicklung und Herstellung der Anlagen, Geräte und Röhren, von denen in der vorstehenden Abhandlung nur eine Auswahl kurz geschildert werden konnte, hatte eine große Belegschaft Anteil, die gegen Ende des Krieges auf 40.000 Köpfe angewachsen war.
An dieser Stelle sei vor allem derjenigen Mitarbeiter ehrend gedacht, die nicht mehr unter den Lebenden weilen. Der Krieg, aber auch die auf den Zusammenbruch folgende Zeit hat große Lücken in unsere Reihen gerissen.
Viele unserer Mitarbeiter mußten als Angehörige der Deutschen Wehrmacht ihr Leben hingeben, viele wurden in der Heimat Opfer des Luftkrieges. Zahlreiche Angehörige unserer Gemeinschaft, von einfachen Mitarbeitern bis zu Vorstandsmitgliedern, wurden nach dem Kriege gefangengenommen und nach unbekannten Orten verschleppt, über dem Schicksal vieler von ihnen lastet eine drückende Ungewißheit, während andere in der Lagerhaft ein trauriges Ende gefunden haben.
Ihrer aller gedenken wir hier in Achtung und Trauer.
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Wiederaufbau der Firma nach dem Zusammenbruch im Jahre 1945
Zu Beginn des Kalenderjahres 1945 beschäftigte Telefunken etwa 40.000 Angestellte und Arbeiter, die wegen der ständig zunehmenden Luftangriffe zu diesem Zeitpunkt auf fast 400 Betriebsstellen in Deutschland und zum Teil auch außerhalb Deutschlands, verteilt waren.
Die Leitung und der Schwerpunkt der Firma lagen jedoch nach wie vor in Berlin, hier waren auch nahezu 50% der Beschäftigten tätig.
Mit der Zunahme der Luftangriffe und dem Vorrücken der alliierten Armeen über die deutschen Grenzen in den ersten Wochen des Jahres 1945 löste sich nach und nach immer mehr der Zusammenhang der verstreut liegenden Betriebs- und Verlagerungsstellen. Die Werke und Verlagerungsbetriebe außerhalb der Reichsgrenze und in Ostdeutschland gingen verloren.
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Firmenchaos ab April 1945
Mit dem Zusammenbruch war auch der bis dabin noch aufrecht erhaltene Zusammenhang zwischen den einzelnen Betriebsstellen zerrissen. Von den Berliner Betrieben blieben nur noch das Werk Zehlendorf, ein älteres, ebenso wie Zehlendorf im Eigenbesitz befindliches Fabrikgebäude in Berlin-Schöneberg, Maxstraße 8, sowie das in gemieteten Räumen untergebrachte Röhrenwerk in der Sickingenstraße erhalten.
Alle anderen Berliner Betriebsstätten, soweit sie nicht schon vorher zerstört waren, wurden noch in den letzten Kriegstagen stark beschädigt oder fielen den Kriegseinwirkungen ganz zum Opfer.
Unsere Werke, Verlagerungs- und Vertriebsstellen in Thüringen und Sachsen waren uns zunächst zwar erhalten geblieben, sie wurden jedoch später sämtlich enteignet und als „Volkseigene Betriebe" weitergeführt. In Berlin wurde nach der Besetzung durch die Rote Armee ein großer Teil Einrichtungen der Werke und Laboratorien demontiert. Über 90% des Maschinenparks, der Werkzeuge, der Betriebs- und Geschäftsausstattung, der Lager- und Werkstattbestände gingen während des Krieges und nach der Kapitulation verloren.
Ein Grundstuck für das Röhrenwek in Ulm
Die gesamten Bankguthaben und Geldbestände in Berlin wurden beschlagnahmt. Mit dem Einzug der amerikanischen Besatzung am 1.Juli 1945 wurde das vorher von der russischen Besatzung beschlagnahmte Zehlendorfer Werk für Zwecke der amerikanischen Besatzungsmacht besetzt und ist zur Zeit noch Teil des amerikanischen Hauptquartiers.
In Westdeutschland verblieben uns neben Teilen der dort von jeher unterhaltenen Vertriebsstellen in Hamburg, Herford, Marbach a. N., Dachau und Zwingenberg aus den Beständen der verlagerten Betriebe noch ein Teil der Maschinen, Werkzeuge sowie Lager- und Werkstattbestände, die nicht der Plünderung zum Opfer gefallen waren.
Im Laufe des Krieges war ein Teil des Röhrenwerkes Berlin nach dem Osten verlagert worden. Beim Vorrücken der Roten Armee wurde eine Rückverlegung nach Ulm durchgeführt, ohne daß es jedoch dort bis zum Kriegsende zum Neuaufbau eines Röhrenwerkes gekommen wäre. Der größte Teil der Maschinen blieb uns - wenn auch nicht sofort einsatzfähig - erhalten und bildete so den Grundstock für unser jetziges Röhrenwerk in Ulm.
Telefunken produzierte Feueranzünder
Im Westen waren im übrigen die erhalten gebliebenen Geschäftsstellen und Verlagerungsbetriebe auf sich allein gestellt, da die Verbindung mit Berlin nicht mehr bestand.
Bereits in den Sommermonaten 1945 wurden in Berlin, wo der Wiederaufbau praktisch „aus dem Nichts" beginnen mußte, ausgebrannte bzw. beschädigte Maschinen geborgen und wieder instandgesetzt. Weitere Maschinen konnten aus den Verlagerungsbetrieben, die sich in und bei Berlin befunden hatten, zurückgeholt und somit im kleinsten Rahmen mit der Fertigung begonnen werden, wobei auf der Geräteseite zunächst als „Ausweichartikel" Transportkarren, Feueranzünder und im Röhrenwerk Gläser und sonstige Wirtschaftsartikel gefertigt wurden.
Mitte 1945 beschäftigten die Berliner Betriebe schon wieder etwa 500 Arbeitskräfte, die sich aus alten, eingearbeiteten Mitarbeitern zusammensetzten. Die Verwaltung der Berliner Betriebe wurde wegen der Beschlagnahme des Zehlendorfer Werkes nach einer Zwischenperiode in Lichterfelde, Genfer Weg, zunächst nach Berlin-Schöneberg, Maxstraße 8, verlegt und siedelte später in das eigene Telefunken-Gebäude in Berlin SW61, Mehringdamm 32-34, dem früheren Sitz der Geschäftsstelle Berlin, über, das inzwischen teilweise wieder instand gesetzt war. Der Sitz der Firma befindet sich bis heute (Mitte 1950) in Berlin.
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Konzentration der Verlagerungsbetriebe im Westen
Neben und unabhängig von dem Berliner Aufbau arbeiteten die in Westdeutschland verbliebenen Telefunken-Betriebsstätten, und zwar im Anfang jede einzelne Stelle mehr oder weniger auf sich selbst gestellt, an der Sicherung und Nutzbarmachung des verbliebenen Vermögens.
Zur wirtschaftlichen Zusammenfassung der einzelnen Telefunken-Stellen wurde später für die britische Zone eine Zweigstelle in Göttingen und für die amerikanische Zone eine solche in Stuttgart errichtet. Nach der Vereinigung der beiden Wirtschaftsgebiete löste sich die Zweigstelle Göttingen auf und wurde mit Stuttgart als „Zentrale West" zusammengelegt.
Neben dem Aufbau des Röhrenwerkes Ulm entstand in Hannover-Linden aus den von der Apparatefabrik Huth GmbH pachtweise übernommenen Maschinen und in den von dieser Firma gemieteten Räumen ein Rundfunkgerätewerk. Die in Süddeutschland zerstreut liegenden Verlagerungsbetriebe wurden in Dachau, wohin die Geschäftsstelle München gegen Ende des Krieges verlegt worden war, konzentriert und hieraus entstand das Apparatewerk Bayern, das sich mit der Fertigung von elektro-akustischem Material, Herstellung von Rundfunkgeräten sowie Geräten für den Hochfrequenz- und Anlagenbau befaßte.
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Und alles dauerte seine Zeit
Während in Berlin die Fertigung auf dem eigentlichen Arbeitsgebiet von Telefunken, also an Rundfunkgeräten, Rundfunkröhren, elektroakustischen Geräten und auch Sendern bereits ab 1946/47 wieder in Gang kam, brauchte der Anlauf einer systematischen Röhren- und Gerätefertigung im Westen aus einer Reihe von Gründen eine längere Vorbereitungszeit, die in den Werken in Hannover und Dachau bis zur Währungsreform in erster Linie mit dem Ausschlachten von früherem Wehrmachtsgut überbrückt werden konnte.
Im Röhrenwerk Ulm wurden nach einer Anlaufzeit, in der die geretteten Maschinen einsatzfähig gemacht wurden, zunächst Röhren der Type RV12 P2000 gefertigt und diese Fertigung wieder zur Einrichtung der Herstellung der normalen Rundfunkglasröhre benutzt.
Da der Wiederaufbau der Firma in Berlin und im Westen jahrelang mehr oder weniger unabhängig voneinander bzw. ohne enge Verbindung zueinander erfolgte, wurde es nach der Währungsbereinigung notwendig, auch die Firma als Ganzes auszurichten, die einzelnen Fertigungen zu konzentrieren oder gegenseitig abzustimmen und Preisgestaltung und Finanzierung zu ordnen.
Telefunken zählt heute (Mitte 1950) wieder über 7.000 Beschäftigte, die etwa je zur Hälfte in den Westzonen und in Berlin tätig sind. Nach durchgeführter Rationalisierung und Schwerpunktbildung für die einzelnen Geschäftszweige, die bis Mitte 1950 ihren ersten Abschluß erreicht hat, wird Telefunken wie folgt organisiert sein:
Rundfunkgerätefabrikation: | Hauptwerk Hannover, |
Nebenwerk Berlin. | |
Röhrenfabrikation: | Hauptwerk Berlin, |
Nebenwerk Ulm. | |
Herstellung von Sendeanlagen und Hoch- | |
frequenz-Generatoren : | Hauptwerk Berlin, |
Nebenwerk München-Dachau. | |
Fabrikation von elektro-akustischen Geräten: | Dachau. |
Zentrale Vertriebsabteilungen für | |
Rundfunkgeräte: | Stuttgart. |
Rundfunkröhren: | Ulm und Berlin. |
Sendeanlagen und Hochfrequenz- | |
Generatoren: | Berlin mit Nebenstellen in Frankfurt a. M., |
Hamburg und München-Dachau. | |
Elektroakustik: | München-Dachau. |
Geschäftsstellen: | Berlin, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, |
Hannover, München und Stuttgart. |
Telefunken ist eine zur AEG gehörende Gesellschaft. Das Vermögen von Telefunken wurde infolge der Beteiligung amerikanischen Kapitals an der AEG von der amerikanischen Militärverwaltung im Februar 1946 unter Treuhandverwaltung gestellt. Die Vermögenskontrolle ist im Sommer 1949 beendet und aufgehoben worden.
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