Historisches Wissen aus Heften, Zeitschriften, Magazinen
Artikel, Zitate und Infos stammen aus der Funk-Technik, der Funkschau, den RTMs, Kameramann, der FKT, den Schriften von Philips und Zeiss Ikon und Anderen. Mehr über die verfälschten historischen Informationen ab 1933 über 1945 bis weit in die 1980er Jahre.
Resume: Über den Export im Jahr 1954
Schaut man durch den Ärger des Tages und die vielerlei Unruhe unserer Branche auf das Wesentliche, so stellt man fest: 1954 war ein erfolgreiches Jahr. Es brachte hohe Umsätze bei auskömmlichen Verdiensten und gute Aussichten für die kommenden „Jahre des Fernsehens". Zu den erfreulichsten Erscheinungen aber zählen die ständig steigenden Exporte in Radio- und Fernsehempfängern sowie in Elektronenröhren und Tonbandgeräten.
1954 sind ungefähr 750.000 Rundfunkempfänger und annähernd 25.000 Fernsehgeräte exportiert worden. Das bedeutet bei Rundfunkgeräten eine Zunahme um fast 75% gegenüber 1953, während Fernsehgeräte 1953 mit 3.400 Stück erst im Anlaufen waren. Das Schwergewicht der Ausfuhr von Rundfunkempfängern liegt noch immer in Europa; Belgien, die Niederlande, die Schweiz und Schweden, Italien und Griechenland liegen an der Spitze der Abnehmer. Elektronenröhren erreichten wertmäßig annähernd 20 Millionen DM; vor allem wurden Bildröhren zunehmend ausgeführt, und fast alle alten Abnehmergebiete aus der Vorkriegszeit konnten zurückgewonnen werden. 1954 wurden außerdem etwa 76.000 Reise- und 41.000 Autoempfänger ins Ausland verkauft; das ist jeweils knapp ein Drittel der gesamten Fertigung.
Diese Erfolge - und noch manche andere - fallen dem deutschen Unternehmer nicht wie reife Äpfel in den Schoß. Wie überall müssen auch hier viele günstige Faktoren zusammentreffen. Der aufnahmefähige innerdeutsche Markt ist die Grundlage für eine kostensparende und damit preissenkende Massenfertigung als Voraussetzung der Konkurrenzfähigkeit im Ausland. Die UKW-Technik gibt dem deutschen Gerät überall dort, wo UKW im Aufbau ist, eine deutliche Überlegenheit, und die durch UKW ausgelöste Entwicklung zum klangschönen Gerät ist die beste Visitenkarte. Das gilt auch für elektronisch so leistungsfähige Gebiete wie die USA. Dort finden deutsche Empfänger in zunehmendem Maße Interesse, ohne natürlich die Produktion des Landes (rund 10 Millionen Geräte pro Jahr) irgendwie zu beeinträchtigen. Insofern sind die Rufe nach Zollerhöhung seitens amerikanischer Firmen nicht berechtigt.
In Übersee ist das deutsche Rundfunkgerät ebenfalls im Kommen, obwohl hier die Konkurrenz besonders hart ist. In Afrika, Ostasien, Südamerika und in anderen Überseegebieten gilt die Kurzwellenleistung eines Empfängers als Maßstab für den Erfolg. Aber auch diese Klippe wird von der Serie deutscher Übersee-Empfänger mit weit gespreizten Kurzwellenbereichen überwunden. „Tropikalisierte" Geräte für alle Betriebsarten - von der Trockenbatterie über Zerhacker bis zum Allstromnetzanschluß - erfüllen jegliche Ansprüche.
Das geschmeidige Einsteilen auf spezielle Wünsche ist vielerorts die Voraussetzung für die Exportlieferung. Einige Fabriken bauen „Vierstandard"-Fernsehempfänger für die merkwürdigen Normen im belgisch-französischen Raum und für Nordafrika - andere Firmen liefern nicht nur Exportmusikschränke, sondern sogar Spezialkoffergeräte für die Ausfuhr. Zwanzig Überseemodelle enthält die Liste der größten Spezialfabrik! (Grundig ??)
Diese nüchternen Angaben mit ihren Zahlen dürfen nicht über die unendliche Mühe und Kleinarbeit hinwegtäuschen, die im Exportgeschäft aufgewendet werden müssen. Wie lange dauert es, bis berichtet werden kann: „Wir liefern nunmehr nach 124 Ländern der Erde und buchten 1954 einen Exportumsatz von über 40 Millionen DM" oder „Fünf Weltausstellungen des vergangenen Jahres in drei Erdteilen sind mit unseren Ela-Anlagen ausgestattet worden". - Vor uns liegt eine Sammlung von Zeitungsausschnitten und Vertreter-Hauszeitschriften einer großen deutschen Radiofabrik. In englischer, holländischer, portugiesischer und französischer Sprache werden 3-D-Empfänger in fünf Erdteilen angeboten und besprochen; es gibt Händlervereinigungen, die aus Deutschland nur dieses Fabrikat führen und sich zu einem Klub zusammenfanden (mit Jahresbericht und großem Diner bei dessen Herausgabe). Wieviele Reisen der Exportsachbearbeiter, wieviele Fehlschläge bei der Vertreterauswahl, welche Belastung der Verkaufs- und Werbeabteilung mögen dahinterstecken . . . ?
Es war ein mühsamer, arbeitsreicher und doch stolzer Weg zu den heutigen Exporterfolgen der Radioindustrie. Sie fügen sich würdig in den Rahmen der deutschen Elektroindustrie ein, die 1954 für rund 1,6 Milliarden DM ausführen konnte und mit ihrer Gesamtproduktion die 7-Milliarden-DM-Grenze überschritt.
K. T.
Die Rundfunkwirtschaft des Monats
Das Kalenderjahr 1954 schloß mit einer Produktion von etwa 2,86 Millionen Rundfunkempfängern ab. Diese große Menge teilt sich wie folgt auf: 2.000.000 Geräte wurden im Inland verkauft bzw. auf Lager genommen, knapp 800.000 Empfänger exportiert und rd. 70.000 Autosuper direkt an die Kraftwagenfabriken zum Einbau geliefert. Immerhin bedeutet die runde Zahl von 2 Millionen Geräten ein um annähernd 150.000 Stück geringeres Inlandsangebot als im Jahr 1953. Damit ist der leichte Rückgang im Rundfunkgerätegeschäft gekennzeichnet. Er war erwartet und von mancher Seite auf noch größer geschätzt worden.
Dieser stückzahlmäßig geringere Umsatz wurde jedoch vom Handel je nach örtlicher Lage und dem Geschick des Einzelnen zu einem guten Teil durch erhöhte Umsätze in Musiktruhen und Musikvitrinen (mit eingebautem Plattenspieler, ohne Rundfunkteil) ausgeglichen oder sogar überkompensiert. Hinzu kam das Fernsehgerätegeschäft und eine bedeutende Zunahme auf dem Phonosektor, so daß die wertmäßigen Umsätze des Handels im Jahre 1954 den Erhebungen des Statistischen Bundesamtes zufolge um rund 10% über den Zahlen des Jahres 1953 lagen. Die Spitze wurde im November erreicht; im Dezember flaute das Geschäft merklich ab, so daß sich kein ausgesprochenes Weihnachtsgeschäft einstellte. Diese Beobachtung charakterisiert den großen Durchschnitt und gilt nicht für örtlich bedingte Sonderbewegungen.
Der Trend der Heimempfänger ist eindeutig: Einkreiser fielen stark ab, Geräte der Preisklasse 200.- bis 320.- DM hielten sich gut, und große Tischgeräte der oberen Preisklassen erfüllten schwerlich die Erwartungen einiger Fabriken. Dagegen wurden, wie erwähnt, Musikschränke und -Vitrinen flott gekauft. Trotz des schlechten Sommerwetters zogen Kofferempfänger an, desgleichen Autosuper.
Einige Berichte sprechen von erheblichen Lagerbeständen zum Jahresbeginn. Jedoch scheint die Lage gesichert zu sein, denn die Industrie verzichtete auf Neuheiten per 31. Dezember. Diese brachten, wie erinnerlich ist, im Vorjahr eine große Unruhe in das Frühjahrsgeschäft. Von dieser Seite sind keine Störungen zu befürchten; Lagergeräte behalten ihren Wert bis zum Neuheitentermin. Noch wichtiger ist es aber, daß die Industrie entschlossen ist, ihre Produktion bis Februar einschließlich (bis zum Ende dieses Monats sind die Planungen bekannt) um rund 15% unter den Zahlen des Vorjahres zu halten. Es hat also den Anschein, daß bei allseitig vernünftigem Verhalten Schwierigkeiten durch Lagerüberdruck vermeidbar sind.
Auch der Absatz von Fernsehgeräten litt im Dezember. Der Januar brachte nur kleines Geschäft, so daß eine gewisse Unsicherheit zu bemerken ist. Wenn es dem „Deutschen Fernsehen" gelingen würde, in die verkaufsschwachen Monate bis September einige Programmhöhepunkte durch die Übertragung wirklich repräsentativer Sportereignisse zu legen, so könnte das Interesse des Publikums angeregt werden. Fußball steht natürlich im Vordergrund des Interesses, aber nicht jedes Jahr beschert eine Weltmeisterschaft mit deutschem Sieg . . .
Auf die Dauer wird es aber nicht zu vermeiden sein, daß Fernsehgeräte ebenso wie Rundfunkempfänger in der zweiten Jahreshälfte am stärksten gekauft werden. Dieses Zusammenklingen beider Umsatzspitzen ist für Industrie und Handel gleichermaßen unerfreulich.
Die für 1954 mit 140.000 Fernsehempfänger vorhergesagte Produktion dürfte erreicht worden sein; für 1955 werden je nach Temperament und Mut des Propheten zwischen 300.000 und 400.000 Geräte erwartet. Sie stellen an Produktionskapazität und finanzielles Vermögen der Hersteller große Anforderungen, vor allem wegen "dem" soeben erwähnten "Zusammendrängen" der Umsatzspitzen in Herbst und Winter. Selbst bei einem weiteren leichten Abschwächen des Verkaufs von Rundfunkempfängern im Inland zwingt nämlich die erneut zu erwartende Exportsteigerung weiter zu hoher Produktion dieser Geräte.
Einige Beobachter befürchten von der geplanten deutschen Wiederaufrüstung gewisse Beeinträchtigung der Rundfunkwirtschaft, vor allem der Produktion. Als mögliche Störfaktoren werden genannt: Abzug von Arbeitskräften, speziell von qualifizierten Technikern (Prüfer, Mechaniker), die bereits heute knapp sind; Verteuerung einiger Rohstoffe, etwa der Chassisbleche durch die sich abzeichnende Preissteigerung am Kohle- und Eisenmarkt - und die direkte Kapazitätseinengung durch den hohen Bedarf an elektronischen Geräten, der modernen Streitkräften eigentümlich ist. Es ist zur Stunde unmöglich, die Lage und Geschehnisse richtig vorherzusagen, so daß wir uns auf vorstehende Zeilen beschränken möchten.
Über den Export der Radioindustrie ist im Leitartikel dieser Ausgabe berichtet worden. Ergänzend sei erwähnt, daß neben einigen Firmen, die dank ihrer Publizierfreudigkeit die Öffentlichkeit über ihre Erporterfolge unterrichten, auch andere deutsche Unternehmen erhebliche Fortschritte auf dem nordamerikanischen Markt erzielen. In Mittel- und Südamerika, Indonesien und einigen anderen Teilen der Welt errichteten deutsche Firmen Montagewerkstätten zum Zusammensetzen der aus Zollgründen in Teilen angelieferten Geräte.