Historisches Wissen (Kino) aus den Jahren 1954 bis 1958
Diese Artikel stammen aus den Blütejahren des deutschen Kinos etwa ab 1952 bis 1958, als das neue deutsche ARD Fernsehen (schwarz/weiß) die ersten Gehversuche startete und die bereits farbige Kinowelt einen neuen Konkurrenten entdeckte.
Die Filmaufnahme in den Ateliers
Die modernen Filmherstellungs- Komplexe weisen kaum mehr eine Ähnlichkeit mit den Dachateliers der ersten Filmjahre oder den Glashäusern der früheren Stummfilmzeit auf. Sie unterscheiden sich in Anlage und Umfang beträchtlich voneinander, liegen aber überwiegend in lärmfreien Gegenden des Stadtrandes. Dem funktionellen Ablauf der Filmherstellung entsprechend gliedern sich die Produktionsstätten in: die eigentlichen Ateliers, die technischen Arbeits- und Nebenräume, die Werkstätten und Magazine zur Herstellung der Dekorationsaufbauten und Verwahrung ihrer wiederverwendbaren Elemente (Requisiten, Fundus), den Bereich der künstlerischen Mitwirkenden (Produktionsleiter, Regisseure, Darsteller, Musiker usw.) und den Bürokomplex.
Die eigentlichen Ateliers - für eine wirtschaftliche Arbeitsweise meist zwei oder mehr - bilden das Herz der Produktionsstätte. Es sind allseitig geschlossene, lichtdichte und schalldämmende Hallenbauten mit Grundflächen bis zu 3000 m2 und lichten Höhen von 8-15m. Die Anforderungen an eine aufwendige Schallisolation sind nicht ganz so streng wie bei Rundfunk- und Fernsehstudios. Der Grund hierfür liegt darin, daß sich im Gegensatz zu den Live-Produktionen eine etwa durch Außengeräusche gestörte kurze Szene leicht wiederholen läßt. Die erwünschte starke akustische Dämpfung großer Ateliers ist schwierig und kostspielig; außerdem werden die raumakustischen Verhältnisse durch Form und Material der Dekorationsaufbauten stark und meist ungünstig beeinflußt.
Der Fußboden besteht vielfach aus einem nagelbaren, knarrfreien Holzbelag, an dessen Ebenheit keine extremen Forderungen gestellt werden, weil die Kamerafahrten üblicherweise auf Schienen erfolgen. Moderne Ateliers besitzen geräuschlose Klimaanlagen zur Abführung der durch die Beleuchtung erwärmten Luft. Sie sind vor allem wichtig bei Farbfilm-Produktionen mit ihrem besonders hohen Lichtbedarf. Andererseits arbeitet die Filmtechnik mit kurzen Einzeleinstellungen, so daß im Gegensatz zu Fernseh- Produktionen die hohe Lichtleistung nur kurzzeitig benötigt wird.
Zur Ausleuchtung der Szenen werden neben Glühlampenscheinwerfern auch Bogenlampen (Anmerkung: wir schreiben 1956) verwendet. Sie werden teils von Stativen getragen, teils an Beleuchterbrücken montiert. Die erforderliche Beleuchtungsstärke hängt von der Filmempfindlichkeit ab und bewegt sich bei Schwarz-Weiß-Film zwischen 1500 und 2000 Ix, bei Farbfilm um 3500 Ix. Im Durchschnitt ist mit einem Installationswert für die Beleuchtung von 0,8 bis 2 kW pro m2 oder mit 800 kW für eine 1ooo m2 Halle zu rechnen.
Die Dekorationsbauten werden unter Verwendung von meist genormten Sperrholzblenden und bemaltem Stoff, unter Umständen mit zerlegbaren Praktikabeln hergestellt. Im Hinblick auf Groß- und Nahaufnahmen werden an die Qualität der Dekoration größere Anforderungen gestellt als im Theater. Daher verfügen die Filmproduktionszentren über großzügige Werkstattbetriebe (Schreinerei, Schlosserei, mechanische Werkstatt, Malerei, Stukkateuratelier, Schneiderei) und Magazine sowie Entwurfateliers für den Bühnenbau. Für die Darsteller stehen Einzel und Komparsen-Garderoben nebst Räumen für Friseure, Maskenbildner usw. bereit.
Auf dem Ateliergelände befinden sich für die Weiterbearbeitung der aufgenommenen Filme die entsprechenden Vorführ- und Schneideräume, sowie ein oder mehrere Studios für die Nachsynchronisation. Schließlich ist meist ein ausgedehntes Freigelände vorhanden. Es dient für Dekorationsaufbauten und Aufnahmen, die über die Kapazität des Ateliers hinausgehen.