Historisches Wissen (Kino) aus den Jahren 1954 bis 1958
Diese Artikel stammen aus den Blütejahren des deutschen Kinos etwa ab 1952 bis 1958, als das neue deutsche ARD Fernsehen (schwarz/weiß) die ersten Gehversuche startete und die bereits farbige Kinowelt einen neuen Konkurrenten entdeckte.
Der Film in der Kopier-"Anstalt"
Der in der Kamera belichtete Film wird in der Kopieranstalt fotochemisch bearbeitet. Ihre Aufgabe ist es, den Film zum Negativ zu entwickeln, die Musterkopien herzustellen, das Bildnegativ nach der geschnittenen Arbeitskopie einzurichten und davon zusammen mit dem ebenfalls eingerichteten Tonnegativ die kombinierten Theater-Kopien zu "ziehen". Heute wird ausnahmslos maschinell entwickelt.
In der Entwicklungsmaschine wird der Film in aufeinanderfolgenden Schlaufen langsam und kontinuierlich über Transport- und Leitrollen durch die einzelnen chemischen Bäder hindurch gezogen. Nach der Schlußwässerung durchläuft er einen Trockenschrank mit staubfreier, angewärmter Luft und wird am Ende auf einer Spule aufgewickelt. Temperatur und chemische Zusammensetzung der Bäder werden bei modernen Anlagen automatisch konstant gehalten.
Die Gamma Korrektur
Mit Hilfe sensitometrischer Methoden werden die Bedingungen festgelegt und überwacht, nach denen eine bestimmte Emulsionstype zu entwickeln ist. Auf eine Reihe von Proben des benutzten Filmmaterials wird ein logarithmisch abgestufter Graukeil aufbelichtet. Die Proben werden verschiedenen Entwicklungsdauern unterworfen und aus den Schwärzungsabstufungen der Graukeil-Negative die Abhängigkeit der Gradationskurven bzw. der Gammas von den Entwicklungsbedingungen ermittelt.
Umgekehrt erhält man aus den Ergebnissen die für ein gewünschtes Gamma einzuhaltenden Entwicklungsbedingungen. An Hand solcher Graustufenproben, die zusammen mit dem aus der Kamera kommenden Film entwickelt werden, läßt sich die Konstanz des Bearbeitungsvorganges laufend überwachen. Alle heute in der Schwarz-Weiß-Filmtechnik verwendeten Bildnegativ-Materialien werden zu einem Gamma von 0,65 bis 0,70 entwickelt.
Die Gammakennlinie hat bei diesem Wert einen relativ langen geradlinigen Teil, so daß ein großer Kontrastumfang untergebracht werden kann. Aus dem entwickelten Film werden alle nicht benötigten Teile ausgeschieden; anschließend folgt die "Lichtbestimmung" für die einzelnen Szenen. Hierbei wird abhängig vom Bildinhalt und der mittleren Dichte des Negativs subjektiv das erforderliche Kopierlicht festgelegt.
Die so ermittelten Kopierwerte werden durch Einkerbungen am Filmrande markiert und zur Herstellung eines Licht-Steuerbandes für die Kopiermaschine verwertet. Die Kopierlichtbestimmung setzt viel Erfahrung voraus und hat sich bisher noch nicht automatisieren lassen.
Von der Schnittkopie zum Tonpositiv
Die Entwicklungsdaten für den Positivfilm werden durch das Negativ-Gamma einerseits, die Goldberg-Bedingung (y neg • y pos = 1) andererseits bestimmt. Die erste "Kopierung" der Negative ergibt die Arbeitskopie für den künstlerisch gestaltenden Filmschnitt. Nach der Arbeitskopie wird das Bildnegativ eingerichtet. Aus den mitkopierten Randnummern der Arbeitskopie läßt sich die Zugehörigkeit der einzelnen Stücke zum Negativ feststellen.
Gleiche Nummern von Kopie und Negativ werden, übereinandergelegt und beide Filme bis zur nächsten Klebestelle über eine gemeinsame Zackentrommel abgerollt. An der Schnittstelle wird das folgende Negativ nach der Randnummer herausgesucht und mit Nummerndeckung angeklebt. Dieses Bildnegativ bildet die Schnittkopie genau nach und muß nun mit dem angelieferten Lichttonnegativ zu einer kombinierten Theaterkopie vereinigt werden.
Ein besonderes Problem stellt die Entwicklung und Kopierung des Lichttonstreifens dar. Bei den Zackenschriften müssen form- und flächengetreue Abbildungen der gegen Verzerrung besonders empfindlichen hohen Frequenzen angestrebt, also Überstrahlungen der Konturen durch Reflexion und Streuung des Lichtes in der Emulsionsschicht vermieden werden. Bei den Sprossenschriften verformt eine falsche Gradation die Amplitudencharakteristik und führt zu nichtlinearen Verzerrungen.
Wenn die Entwicklungs und Belichtungsbedingungen für das Tonnegativ und das Tonpositiv passend auf einander abgestimmt werden, so läßt sich auch für die Tonfotografie ein einwandfreies Endprodukt erreichen. Außerdem müssen die Kopierbedingungen des Tonstreifens der vom Bild her bestimmten Gradation des Positivfilmes angepaßt werden, damit für das Endprodukt, bei dem Bild und Ton auf einem einzigen Positivfilm vereinigt sind, eine einwandfreie Tonqualität resultiert.
Der Farbfilm
Die Kopiertechnik von Farbfilmen ist insofern schwieriger als von Schwarz-Weiß-Filmen, als durch die Variation der Lichtfarbe des Kopierlichtes noch die Farbabstimmung der Kopie beeinflußt werden kann. Eventuelle Mängel der Farb-Negative infolge falscher Belichtung oder falscher Ausleuchtung der Szene lassen sich im Kopiervorgang weitgehend ausgleichen.