Historisches Wissen (Kino) aus den Jahren 1954 bis 1958
Diese Artikel stammen aus den Blütejahren des deutschen Kinos etwa ab 1952 bis 1958, als das neue deutsche ARD Fernsehen (schwarz/weiß) die ersten Gehversuche startete und die bereits farbige Kinowelt einen neuen Konkurrenten entdeckte.
Die Filmbildkamera
Die Filmbildkamera dient zur Belichtung der Bewegungsphasenbilder des Handlungsablaufes. Ein perforierter Filmstreifen läuft in einem Filmkanal absatzweise an dem Bildfenster vorbei. Das Objektiv entwirft das verkleinerte reelle Bild des Aufnahmegegenstandes auf die Emulsionsebene. Jedesmal, wenn der Film zum Stillstand gekommen ist, gibt eine vor dem Bildfenster umlaufende Flügelblende den Lichtweg frei, und es erfolgt eine Momentaufnahme der Bewegungsphase. In der Dunkelperiode, d. h. sobald die Flügelblende den Lichtweg zwischen Objektiv und Bildfenster gesperrt hat, wird der Film um eine Bildhöhe weiter transportiert.
Im einzelnen weist die Filmkamera folgende technische Merkmale auf:
- Der Triebwerkmechanismus muß Filmvorschub und Bildfensterabdeckung synchron und phasenstarr koppeln. Die Nichterfüllung dieser Bedingung bewirkt eine vertikale Verwischung des Bildinhaltes (>Ziehen<).
- Die Genauigkeit des Transportgreifers muß eine Bildstandschwankung von weniger als 0,2 Prozent garantieren; dies entspricht einer Toleranz von 0,04 mm für die Bildhöhe von 18 mm. Besonders präzise arbeiten Justier oder Sperrgreifer. Der horizontale Bildstand wird durch seitliche Andruckschienen gewährleistet, die den Film gegen eine feststehende Schiene des Filmkanals drücken.
- Im Bildfenster muß die Emulsionsebene des Films zuverlässig in der Schärfeebene der Optik (Einstellebene) liegen. Einige Kameras sind mit Pendelandruckfenster ausgerüstet, die beim Vorschub abheben und den Film nur in der Belichtungsphase an das Bildfenster andrücken.
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Sucher und Optiken
Die Bildschärfe ist von der verwendeten Linsenoptik abhängig. Es werden heute Spezialobjektive für jeden Verwendungszweck und optimale Scharfstellmöglichkeiten hergestellt. Für die Benutzung von Objektiven verschiedener Brennweiten werden vielfach Objektiv-Revolver verwendet.
Der zur Filmkamera gehörige Sucher vermittelt dem Kameramann die Kenntnis des Bildausschnitts und möglichst auch der Bildschärfe.
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Anfänglich diente dem Kameramann das vom Objektiv auf den Film entworfene Bild in Durchsicht-betrachtung zur Kontrolle. Mit dem Aufkommen immer dickerer und dichterer Emulsionen wurde das Bild indessen zu lichtschwach.
Die vom Strahlengang der Filmaufnahme unabhängigen Fernrohrsucher und Kastensucher sind mit Parallaxenfehlern behaftet, die bei Nahaufnahmen falsche Bildausschnitte ergeben.
Neuerdings führt sich eine Reflexsucheranordnung (Anmerkung: wir schreiben 1956) ein. Sie benutzt wieder das von der Aufnahmeoptik selbst entworfene Bild, in dem sie deren Strahlengang während der Vorschub-phase des Films in das stark vergrößernde Sucher-System ablenkt. Mit einer solchen Anordnung ist eine einwandfreie Beurteilung von Bildausschnitt und Schärfe bei genügender Helligkeit möglich.
Alle professionellen Berufskameras besitzen heute einen elektromotorischen Antrieb. Je nach Verwendungszweck ist dieser synchron und vom Netz gespeist oder in der Drehzahl regelbar zum Anschluß an Batterien. Netzbetriebene StudioKameras besitzen Kassetten mit einem Fassungsvermögen von 300 m Film und ermöglichen da mit die geschlossene Aufnahme von Szenen bis zu 10 Minuten Dauer.
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Der Ton und der Tonfilm
Wegen der Anwesenheit von Mikrophonen in unmittelbarer Nähe müssen Studiokameras so geräuscharm laufen, daß ihr Laufgeräusch in 1m Entfernung nicht lauter als 25 bis 28 phon ist.
Hand- bzw. Reporter-kameras werden freihändig oder mit leichten Schulter Stativen benutzt. Für die Atelierkamera wird ein schweres, standfestes Stativ benötigt. Der Stativkopf, auf dem die Kamera befestigt wird, ist als allseitig schwenkbarer Panoramakopf ausgebildet, der oft zur Erzielung einer gleichförmigen Kamerabewegung mit einstellbaren Friktionshemmungen oder mit einer Schwungmassendämpfung versehen ist. Dolly-Fahrwagen erlauben die kontinuierliche Veränderung der Kamera- Einstellung von der Frosch- bis zur Vogelperspektive. Für Kamera-Fahrten werden Trickwagen mit oder ohne Schienen benutzt.
Während für die Speicherung des Bildes die Momentfotografie von in gleichen Zeitabständen aufgenommenen Einzelphasen des Handlungsablaufes ausreicht, müssen zur Speicherung des begleitenden Tones alle Momentanwerte des Schalldruckes eines Schallereignisses festgehalten werden. Die Mittel hierzu entsprechen grundsätzlich denen in der Rundfunktechnik. Da die Mikrophone häufig mit der Schallquelle, z. B. dem durch die Dekoration gehenden Sänger, mit bewegt werden müssen, benutzt man, abweichend von der Rundfunktechnik, fahrbare Mikrophon- Stative oder auch Mikrophongalgen, ähnlich wie auch in der Tontechnik des Fernsehens. Bei gewissen Galgenkonstruktionen läßt sich das am Ende kardanisch aufgehängte Mikrophon in weiten Grenzen und mit großer Leichtigkeit verschieben, schwenken und drehen.
Die von den Mikrophonen abgegebene Tonfrequenzspannung wird, ähnlich wie in der Tontechnik des Rundfunks, weiter verstärkt. In der Tonfilmpraxis sind die Mikrophonkanäle in noch stärkerem Maße als beim Rundfunk mit Vorrichtungen zur Beeinflussung des Klangbildes ausgestattet, um ungünstige akustische Verhältnisse bei der Aufnahme ausgleichen zu können (Geschmacksentzerrung).
Mischregler und Verstärker sind zusammen mit dem Aussteuerungsmesser in einem kleinen Pult vereinigt, das heute oft in unmittelbarer Nähe der Szene vom Tonmeister bedient wird. Er hört das Klangbild über Kopfhörer am Ausgang des Mischverstärkers ab. Die auf Normalpegel gebrachte Tonfrequenzspannung wird über einen Aufsprechverstärker dem Aufzeichnungsgerät zugeleitet.
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Die Tonaufzeichnung
Die Tonaufzeichnung erfolgt heute in den meisten Tonfilmstudios nach dem Magnetton-Verfahren (Anmerkung: wir schreiben 1956). Die hierfür verwendeten Geräte entsprechen zwar physikalisch den Magnetbandgeräten der Rundfunktechnik, verwenden aber als Schallträger einen perforierten Magnetfilm (auch Cord genannt), der - von Zackenrollen angetrieben - mit derselben Geschwindigkeit abläuft wie der Film in der Bildkamera. Zur Vermeidung von Tonhöhenschwankungen darf die Gleichlaufschwankung der Filmbewegung 0,15 Prozent nicht übersteigen. Die Geräte sind daher mit komplizierten Beruhigungssystemen aus Schwungmassen und Federrollen ausgerüstet.
Magnetfilmläufer (Cordläufer) werden sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Aufbauweise verwendet und sind zur Aufnahme von 300 m bis 600 m Magnetfilmspulen eingerichtet. Ihr Antrieb erfolgt durch Synchronmotoren, die den Gleichlauf zwischen Bildkamera und Tonläufer sicherstellen. Die Anwendung des Magnetton-Verfahrens mit Hochfrequenz-Vormagnetisierung hat die frühere Lichttonaufzeichnung in den Ateliers völlig verdrängt. Es bietet neben erhöhter Ton-Qualität noch den Vorteil, daß die Aufzeichnung schon während oder sofort nach der Aufnahme abgehört und begutachtet werden kann. Das Lichtton-Verfahren wird heute nur noch zur Herstellung des Tonnegativs für die endgültige kombinierte (Film-) Theaterkopie benutzt, wobei der Ton von dem bearbeiteten Magnettonfilm umgespielt wird.
Die Lichttonkamera ähnelt in ihrem Aufbau dem Magnetfilmläufer, nur mit dem Unterschied, daß der Filmpfad im Dunkeln verläuft. Zur Aufzeichnung des Tones dient ein von den Tonfrequenzströmen beeinflußtes Lichtsteuerorgan, das denTonnegativfilm an der Tonspur belichtet. Die Abzweigung eines Teiles des gesteuerten Lichtstromes gestattet zwar mit Hilfe einer Fotozelle eine gewisse Überwachung des Aufzeichnungsvorganges, erlaubt aber kein Urteil über die wirkliche Aufzeichnung. Dies kann erst - mehrere Stunden später - nach Vorliegen des entwickelten Tonnegativs gewonnen werden.
Lichttonkameras werden meistens in vertikaler Bauweise verwendet. Sie besitzen Anzeige und Regelgerät für die Größe des modulierten Lichtstromes, eine Anzeige für das Arbeiten des mechanischen Gleichlauffilters und Filmmeßwerke, die den Füllungsgrad der Kassetten anzeigen.
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Soweit die Beschreibung aus den Jahren 1954 bis 1958.
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