Edy Dengel und seine frühen Filme ab 1918
Sie sind hier auf den Seiten eines ganz frühen Filmpioniers, der bereits 1918 mit 17 Jahren einen ersten 35mm Kinokrimi produziert hatte. Es war in dem kleinen selbständigen Städtchen Biebrich am Rhein - später ein Vorort südlich von Wiesbaden.
Diese Aufarbeitung des deutschlandweit einmaligen Engagements eines 17jährigen ist mit einer Menge originaler Unterlagen aufgearbeitet und hier nach Jahreszahlen aufzufinden.
Am besten beginnen Sie auf der einführenden Seite hier.
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Der 1987 gestorbene Edwin Georg (Edy) Dengel, der Opa und Vater der heutigen Dengels, wäre 100 geworden.
Und natürlich ist das Jubiläum einen Artikel wert, mal 100 Jahre zurück zu blicken, was es denn damals alles so gab.
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Samstag, 3. Februar 2001 - FEUILLETON
„Devils Hood" in der Weinbergstraße
Vor 100 Jahren wurde der Wiesbadener Filmpionier Edy Dengel geboren.
Programm am Sonntag - Von KURIER-Redakteur Gerd Klee
Der erste in Wiesbaden (falsch : in der selbständigen Stadt Biebrich am Rhein!) gedrehte Spielfilm wurde von ihm produziert. Er erfand den Detektiv Fred Repps und spielte ihn auch.
In der Biebricher Weihergasse betrieb er die AXA Film ..... ab hier ist der Text unleserlich.
Dem Film bleibe ich mein Leben lang verbunden. Edwin Dengel - von allen nur Edy genannt - einmal gesagt, er ist dieser Devise bis zu seinem Tod 1987 treu geblieben. Und seiner Heimatstadt Wiesbaden (falsch, er sprach immer nur von Biebrich, auch als er später in Wildsachen wohnte, sagte mir sein Enkel). Als er mit zwanzig Lenzen mit seinen ersten Filmen nach Berlin reiste und dort das Angebot bekam, doch in der Metropole zu bleiben und weiterzuarbeiten, lehnte er ab und kehrte zurück. Eine Entscheidung, die er selbst später bereut hatte.
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Angefangen hatte alles in Biebrich, in der Gibb ....
in der Weihergasse. Mit einem primitiven Filmapparat - ein Weihnachtsgeschenk -, der schließlich von Hand seines Vaters, eines Kohlehändlers, zu Bruch ging, der von dem Hobby seines Sohnes überhaupt nicht angetan war, überzeugt, er habe sich doch endlich mit den ernsten Dingen des Lebens auseinanderzusetzen.
- Anmerkung : Leider auch grundfalsch. Nach den Aussagen seines Enkels war es eine einmalige Überreaktion, weil er nicht irgendwas für die Schule lernen wollte, sondern gespielt hatte. Sein Vater hat ihn zeitlebens mit viel Geld unterstützt und wohnen durfte er auch zuhause, sodaß er seinem Arbeitstrieb nachgehen konnte. Edy war so lange fleißig, fast besessen, solange er mit Spaß dabei war und das war er fast sein ganzes Leben lang.
Doch vergebens ?? : Als 15-Jähriger organisierte Edy Dengel gegen Eintritt - zwei Pfennig pro Person. "Kinder und Militär die Hälfte" - erste Filmvorstellungen mit einem „Edison"-Vorführgerät, das er irgendwo aufgegabelt hatte. Doch das war nur das Vorspiel.
1919: (Falsch, es war 1918) Dengel - er ist gerade einmal 18 Jahre alt - macht Biebrich zur „Filmstadt". Aus diesem und den folgenden Jahren stammen dann all die Geschichten, die so schön sind, dass man sie immer wieder erzählen kann.
- Anmerkung : Das ist ja das gefährliche an dem immer wieder Weitertratschen, es wird immer wieder falsch zitiert und nie korrigiert.
Also: Klappe für „Das Schloß des Schreckens", Film ab für ein Abenteuer des Detektivs Fred Repps. Der gleichermaßen filmbesessene wie einfallsreiche Dengel widmete für Außenaufnahmen die „Villa Germania" in der Weinbergstraße in „Schloß Devils Hood" um, in dem sich sehr merkwürdige Dinge ereigneten - nicht unbedingt zur Freude der vorab nicht informierten Eigentümer, die nach der Uraufführung des Films nicht wenig erbost waren.
- Anmerkung : Er war nie in diesem Haus drinnen, er hatte die Szenen "vor" deren imposantem schlossähnlichen Hauseingang - auf der Straße - gedreht.
Die Bachgasse wurde zur „Bowery Street", der Rhein zum „Hudson River", darauf „Sokrates", das Motorboot der Badeanstalt Ezelius, und am Bahnübergang an der Hammermühle kam es zu einer nervenaufreibenden Verfolgungsjagd mit dem Auto - und mit dem Fahrrad.
Vieles gäbe es zu erinnern, von den Filmen „Im Newyorker Scheunenviertel", Bob Shelton, der Ansiedler" oder "Strandonkel Tom", eine Geschichte aber muss noch erzählt werden:
In „Der Mann mit der Todesmaske" sah das Drehbuch vor, dass ein Verbrecher mit der Straßenbahn flüchtet. Regieanweisung: „In letzter Sekunde erreicht er die Bahn, springt auf und entkommt." Natürlich spielt der Film wieder in Amerika. Leider hatte der Kameramann übersehen, dass auf der Straßenbahn deutlich zu lesen stand:
„Nach Mainz mit Anschluß nach Kostheim". Das Publikum nahm es gelassen und applaudierte wie verrückt.
Doch nicht nur Spielfilme sind Edy Dengel zu verdanken, vor allem als Dokumentarfilmer hat er viele wichtige Zeugnisse der Zeit- und Heimatgeschichte hinterlassen:
Aufnahmen von Versuchen mit einem „Raketenauto" auf dem Nürgring, von Pferderennen auf der ehemaligen Rennbahn in Erbenheim, vom zugefrorenen Rhein im Jahr 1929. Da schießt sich der Lebens- und Arbeitskreis des Mannes, der den Berliner Angeboten entgegenhielt: „Ich bin Wiesbadener
möchte weiter in Wiesbaden arbeiten."
- Anmerkung : Das ist leider auch falsch, er sprach immer von Biebrich - er war ein Biebricher Bub aus der Gibb - und nicht von Wiesbaden. So wird eine Legende oder ein Mythos zementiert, die andere immer wieder der Filmstadt Wiesbaden "zuschanzten".
Zum 100. Geburtstag von Edy Dengel zeigt Uwe Schriefer, der mit Harald Schleicher und Meinold Schmitz 1987 "Das Schloß des Schreckens" rekonstruiert hat (auch dies ist alleine eine Eigenaussage der beiden Erstgenannten, eigentlcih war das eine Arbeit der Fred Dengel Filmproduktion), in der Biebricher Turnhalle am Rathenauplatz 13 am Sonntag, 4.2.2001, um 17 und 20 Uhr Arbeiten des Wiesbadener Filmpioniers.
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„Der Rhein in Eisfesseln": Edy Dengel bei Dreharbeiten zu seinem Dokumentarfilm auf dem zugefrorenen Fluss im Jahr 1929