Der allererste "SchauBogen" Nummer 1 von 1950/1951
Herausgeber: Universum-Verlagsanstalt Berlin.
Redaktion: Verlag „FILM", Erbach/Ootfenwald. Gestaltung: Jo Müller-Dalheuser, P. Wywiorski. HABRA-DRUCK, Erbach/Odw. - Berlin-Tempelhof - "Schaubögen" werden für alle Zweige der Wirtschaft herausgebracht. -
Für Sammler ist ein Verzeichnis der Schaubogen beim Verlag erhältlich.
FILM - Vom Drehbuch zur Premiere
Wenn sich vor den im Lichter- und Scheinwerferglanz erstrahlenden Film-Palästen die erwartungsvollen Menschen- massen stauen und drängen, um kurz darauf in bequemen, weichen Polstersesseln der Premiere eines neuen Filmes beizuwohnen, findet eine langwierige und keineswegs leichte Arbeit ihren Abschluß.
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Der Beifall am Ende der Vorstellung, die mit Blumen überschütteten, sich verneigenden Hauptdarsteller, das frohe Lachen oder die tiefe Ergriffenheit in den Gesichtern der Besucher sind die Krönung mühevollen Schaffens, über das sich noch viele Menschen eine falsche Vorstellung machen.
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Planungen, Vorbereitungen, Besprechungen
Wohl die wenigsten Filmfreunde wissen um die wirkliche Fülle der Planungen, Vorbereitungen, Besprechungen, Sorgen, Abänderungen und Schwierigkeiten, die dem Entstehen eines neuen Filmes vorangehen. Es ist keineswegs so, daß eine Idee oder ein kurzes Expose als Unterlage für einen neuen Film genügen.
Wer sich einmal eingehend mit der Materie eines Drehbuches befaßt, wird bald erkennen, wieviel ungeheure Einzelarbeit und Geduld dazu gehören, die ersten Grundlagen für einen Film zu schaffen.
Das Drehbuch
Ein Drehbuch enthält nicht nur die Inhaltsangabe und den Ablauf der Handlung. Es muß im Gegensatz zum Bühnenstück jede einzelne Szene ausarbeiten, jeder Schritt, jede Bewegung des Schauspielers ist festgelegt. Ebenso die Einstellung der Kamera, ihr Schwenken und Gleiten.
Hier und da lasen die Freunde des Filmes von Kulissen und wunderten sich, warum nicht einfach alle Aufnahmen in der freien Natur gemacht werden. Sie vergessen dabei, daß viele Szenen sich im Atelier billiger drehen lassen, weil die Fahrt- und Hotelkosten für das Ensemble eingespart werden können und man außerdem nicht vom Wetter abhängig ist.
Die Szene im Atelier
Man wird infolgedessen jede nur mögliche Szene im Atelier drehen. Es sei denn, der Regisseur will absichtlich die Natur und ihre vielfältigen Stimmungen als Hintergrund. Über die rein technische Abwicklung und Entstehung des Filmes bringen wir an anderer Stelle unseresSchaubogens eine graphischillustrierte Darstellung, so dafh es sich erübrigt hier näher darauf einzugehen. Wichtig scheint uns jedoch zu betonen, daß jeder werdende Film ein Kunstwerk ist, dem Regisseur, Darsteller, Techniker und alles andere Filmpersonal mit emsigen Fleiß dienen.
Die Filmproduktion nach 1945
Die deutsche Filmproduktion hat nach dem Zusammenbruch 1945 mit vielen Mühen und in aufopfernder Arbeit die Voraussetzungen für den neuen deutschen Film geschaffen, von dem wir hoffen, daß er dereinst wieder Weltgeltung bekommen wird.
Der Kreis der Filmfreunde in Deutschland wird immer größer und gerade darum scheint es angebracht, einmal mit diesem Schaubogen einen kleinen Überblick zur Entstehung des Filmes zu geben.
Die Idee
Mit der Idee beginnt es. Der Filmschriftsteller gestaltet seinen Stoff nach dem Verstand. Er muß jede Szene bildlich vor den Augen haben, wenn er will, daß sein Manuskript den Beifall des Dramaturgen und der Regie finden soll.
Das Drehbuch ist die Grundlage eines jeden Filmes. Auf ihm baut sich der Ablauf, d. h. die technische Durchführung auf. Die einzelnen Szenen werden gespielt, aufgenommen und gedreht, ohne daB dabei auf den eigentlichen Verlauf des Filmes geachtet wird.
Wenn z. B. ein Zimmer sowohl zu Beginn wie auch am Ende des Filmes im Bild erscheint, so werden die dort abspielenden Szenen hintereinander aufgenommen und erst später die dazwischen liegenden Ereignisse. Fast jede Szene muß mehrfach gedreht werden, ehe sie die restlose Anerkennung des verantwortlichen Regisseurs findet.
Der Schnitt
Wenn später die Aufnahmestreifen beschnitten und miteinander verbunden werden, um dann mit der Tonaufnahme in Einklang gebracht zu werden, ist ein Großteil der Arbeit bereits getan. Bis es aber soweit ist, vergehen Wochen. Monate, ja manchmal Jahre.
Der Weg zur Premiere
Der Weg zur Premiere ist weit und mühevoll. Man sollte daran denken, wenn man frohgestimmt in einem der großen neuen Filmpaläste der Uraufführung eines deutschen Filmes beiwohnt. Zwei Stunden Unterhaltung nur für den einzelnen - und dennoch eine lohnende Arbeit, weil Millionen Menschen in Deutschland auf diese zwei Stunden in der Woche warten.
Hinter dem heiteren oder ernsten, erregenden Geschehen, das im Filmtheater reibungslos vor uns abläuft, steckt ein immenser Kraftaufwand, eine mosaikartig zusammengesetzte, mühsame Kleinarbeit, die bis ins Letzte durchdacht und organisiert ist.
Wer nicht selbst einmal die Gelegenheit hatte, in die Ateliers hineinzuschauen, kann sich kaum eine Vorstellung davon machen, welch ein ermüdend weiter Weg von der Geburt einer Filmidee bis zum fertigen Streifen zurückzulegen ist.
Der Produktionsprozeß
Versuchen wir einmal, diesen Produktionsprozeß zu verfolgen, soweit er sich in kurzen Worten wiedergeben läßt. Bei diesem chronologischen Durchgehen der einzelnen Entwicklungsstadien ist zu bedenken, daß die ganze Fabrikation auf einer dreifachen Grundlage beruht, die auch, was die Filmberufe angeht, zu unterscheiden ist:
- einer wirtschaftlichen,
- einer künstlerischen und
- einer technischen.
Natürlich lassen sich diese verschiedenen Wertungen nicht streng voneinander trennen, zumindest geht Kunst und Technik oft Hand in Hand. Schon die Kunst der Fotografie, die bereits den halben Wert des Films ausmacht, beruht auf technischer Fertigkeit.
Die künstlerische Idee
Aber kehren wir zum Ausgangspunkt zurück, zur Filmidee. Ein Schriftsteller hat also eine solche Idee. Er stellt davon eine Expose von einigen Schreibmaschinenseiten her, das heißt eine Kurzgeschichte, in der ein Handlungsablauf in gedrängter Form wiedergegeben ist.
Dieses Expose schickt er dann einer Filmfirma, in der es zunächst in der Dramaturgie landet. Dort wird es meist von mehreren Dramaturgen oder Lektoren gelesen, und wenn es bei ihnen Gnade findet, wird es dem Produktionschef vorgelegt, der als Verantwortlicher an der Spitze des ganzen Unternehmens steht.
Der Produktionschef aber kann bei der Auswahl der Filmstoffe nicht nur nach seinem Geschmack gehen. Er muß für jedes Jahr ein bestimmtes Produktionsprogramm aufstellen, das natürlich möglichst vielseitig sein muß. Er hat zu entscheiden, wieviel Lustspiele und ernste Filme gedreht werden, ob historischer oder Gegenwartsstoff, biographische oder erfundene Themen.
Sicher spielen hierbei auch Zweckgründe eine Rolle: die finanziellen Mittel, die technischen Möglichkeiten und die Eigenart der zur Verfügung stehenden Künstler.
Wenn die Idee akzeptiert wurde
Nehmen wir an, die vorgeschlagene Idee paßt in die Planung hinein, dann wird der betreffende Schriftsteller aufgefordert, seine Kurzgeschichte mit eventuell vorgeschlagenen Änderungen zu einer Novelle von 50 bis 100 Seiten auszuarbeiten.
Wenn er sie abgeliefert hat, wird er bezahlt und hat fortan keinen Einfluß mehr auf die weitere Entwicklung seines geistigen Kindes. Er wird meistens, wenn er sich den fertigen Film ansieht, seine zugrundeliegende Idee kaum wiedererkennen.
Die Drehbucharbeit, die jetzt beginnt, wird in den seltensten Fällen von dem eben angeführten Schriftsteller oder Dichter vorgenommen. Oft sind mehrere Leute daran beteiligt, und auch der Regisseur hat hier schon ein Wort mitzureden. Viele Regisseure sind zugleich Drehbuchautoren.
Solch ein Drehbuch sieht recht merkwürdig aus, und wer noch nie eines gesehen hat, wird sich nicht ohne weiteres darin zurechtfinden. Dort sind auf jeder Seite Bild und Ton, das Sichtbare und das Hörbare, getrennt aufgezeichnet, dazu in Fachausdrücken, die dem Laien natürlich nicht verständlich sind.
Die technische Arbeit
Mit der Fertigstellung des Drehbuches ist der erste Hauptteil der Entstehung eines Filmes abgeschlossen. Dann folgt die Dreharbeit in den Ateliers oder im Freien. Der wichtigste Mann neben dem Regisseur ist der Produktionsleiter, der Hauptverantwortliche für die Herstellung eines ihm anvertrauten Films. Er sucht die Kameraleute, die Aufnahmeleiter, die Schnitt- und Tonmeister, die Architekten und gemeinsam mit dem Hauptspielleiter die Hiifsregisseure, Schauspieler und Komponisten aus.
Er muß die Atelierräume aussuchen, die nötigen Bauten besprechen und vor allem alle Kosten berechnen. Auf Grund seiner Berechnungen macht er der Produktionsgesellschaft einen Voranschlag und legt einen Dispositionsplan fest, in dem die Atelierräume und Drehtage sowie der jeweilige Einsatz der Schauspieler verzeichnet sind.
Die Reihenfolge der Szenen (Takes)
Die einzelnen Szenen eines Films werden nie in der endgültigen Reihenfolge gedreht, sondern jeweils die Bilder hintereinander, die in der gleichen Szenerie spielen.
Dieses Durcheinander verlangt besonders vom Schauspieler eine starke geistige Konzentration und die Fähigkeit, in Mimik und Geste schnell umzuschalten, also den gegensätzlichen Gemütsbewegungen ohne Übergang beredten Ausdruck zu verleihen.
Dazu kommt, daß zunächst etliche Probeaufnahmen gemacht werden müssen und eine Szene immer wieder von neuem gedreht werden muß, bis sie vorführungsreif ist.
Da hat sich eine Dekoration verschoben, die Einstellung der Kamera erweist sich als unwirksam oder die Perücke des Liebhabers ist bei der stürmischen Liebesszene verrutscht. Von der Atelierromantik, die noch in der Vorstellung vieler Kinobesucher herumspukt, ist wenig zu spüren.
Architekten, Requisiteure, Dekorateure
Härteste Arbeit und höchste Nervenanspannung beherrscht den Raum, der von Architekten, Requisiteuren, Dekorateuren und deren Helfern, den Maurern, Zimmerleuten und Maiern, milieugerecht ausgestattet wurde.
Alle Hirne und Hände müssen konzentriert ihre Arbeit verrichten, angefangen vom Regisseur, Kameramann und Star bis zu der Garderobiere, dem Beleuchter, Mechaniker und den Statisten.
„Achtung, Aufnahme!"
Wenn über der Tür des Ateliers das rote Licht aufflammt und eine Tafel mit der Aufschrift „Achtung, Aufnahme!" erscheint, ist keinem mehr der Zutritt gestattet, und auch in den umliegenden Büro- und Laborräumen muß jeder störende Lärm verstummen.
Während der Dreharbeit werden Bild und Ton mit verschiedenen Apparaten aufgenommen. Der Stand der Bildkamera ist je nach Einstellung verschieden, die Tonkamera ist in der Tonkabine untergebracht, im Reich des Tonmeisters und seiner Assistenten. Das Mikrofon hängt an einer fahrbaren Hebelstange als „Galgen" über den Sprechern.
Sind die Aufnahmen eines Tages beendet, dann werden von den Aufnahmestreifen, den „Bild-" und „Tonmustern", in der Kopieranstalt Positivkopien angefertigt.
Der Schnittmeister
Diese einzelnen Muster werden der Spielleitung vorgeführt, die besten ausgesucht und schließlich vom Schnittmeister, dem „Cutter", in sorgfältiger Arbeit zusammengesetzt. Vom Schneiden des Films, dem Korrigieren und Zusammenstellen der einzelnen Szenen hängt zu einem nicht geringen Teil der Erfolg des Filmwerkes ab.
Das Fingerspitzengefühl und die künstlerische Einfühiungskraft, die zu diesem wichtigen Beruf nötig sind, machen Frauen dafür besonders geeignet.
Es gibt drei Arten von Übergängen :
- den „Schnitt", wenn ein Bild unmittelbar dem anderen folgt,
- die „Überblendung", wenn es allmählich ins nächste übergeht, und
- das „Abblenden", wenn ein leerer, dunkler Zwischenraum den Abschluß eines Handlungsabschnittes andeutet.
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Bild und Ton werden getrennt aufgenommen.
Durch die getrennte Aufnahme von Bild und Ton hat man die Möglichkeit, den Schauspielern fremde Stimmen zu verleihen. Das ist besonders wichtig für die Synchronisation fremdsprachiger Filme. Auch Geräusche und vor allem die musikalische Untermalung werden nachträglich eingefügt.
Der Komponist muß mit der Stoppuhr nach dem Szenenablauf seine Begleitmusik komponieren. Die Geräusche, vom Vogelgezwitscher bis zum Kanonendonner, werden aus dem Geräuscharchiv geholt, in dem die Tonstreifen alphabetisch angeordnet sind.
Sind alle Freilicht- und Atelieraufnahmen abgeschlossen, die Muster kopiert, synchronisiert, geschnitten und zusammengesetzt, dann wird der textuelle Vorspann, der von Graphikern angefertigt wird, dazugefügt und der fertige Film dem Verleih übergeben, der für die Propaganda durch Presse und Plakatwerbung sorgt und den Uraufführungstermin festlegt.
Dr. G. (wer war das ??)
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MOSAIK FILMISCHER KLEINIGKEITEN von 1950
Daß sich der Film Augen und Herzen eroberte und in kürzester Zeit verstand sich so durchzusetzen, daß ihn niemand mehr missen möchte, ist heute (1950/1951) selbstverständlich und unbestreitbar.
Nach einer Statistik der Spio (Spitzenorganisation der deutschen Filmwirtschaft in Wiesbaden) besitzt z. B. das deutsche Bundesgebiet, d. h. Westdeutschland 3.895 Filmtheater (180 davon in West-Berlin).
Über 1,5 Millionen Sitzplätze werden Abend für Abend von Filmfreunden besetzt. Der Bestand der Kinotheater hat sich im Jahre 1949 um ca. 10 Prozent seit 1948 erhöht und nimmt auf Grund der Gewerbefreiheit laufend zu.
Der Umsatz betrug im vergangenen Jahre rund 500 Millionen D-Mark. Jeder Kinoplatz erbrachte demnach durchschnittlich einen Jahresumsatz von 35.- DM. Jeder Deutsche im Bundesgebiet besuchte durchschnittlich im Jahre 1949 elfmal ein Filmtheater.
Welche Filme wurden meistens gespielt? Meldungen aus verschiedenen deutschen Städten ergaben folgendes Bild:
Filmverteilung in Prozenten
Amerik. | Deutsch | Repriesen | Engl. | Österr. | Franz. | sonstige | |||
Berlin ca. | 36 | 28 | 10 | 15 | 4 | 5 | 2 | ||
Hamburg ca. | 30 | 32 | 10 | 14 | 8 | 4 | 2 | ||
Frankfurt ca. | 30 | 29 | 16 | 12 | 6 | 4 | 3 | ||
München ca. | 31 | 25 | 16 | 11 | 10 | 3 | 4 |
Noch hat die deutsche Filmproduktion nicht in der Menge und auch nicht in der Qualität ihre alte Höhe erreicht. Einer der Gründe hierfür liegt in der Überfremdung des deutschen Spielplans durch ausländische Filme. Auf jeden neuen deutschen Film kommen durchschnittlich vier ausländische.
Ein kurzer Blick auf die Spielzeiten von 1934, 1948/49 und 1949/50 beweist dies:
1934 | 1948/49 | 1949/50 | |
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Deutsche Produktion | 129 | 43 | 89 |
USA | 41 | 64 | 145 |
Groß-Britannien | 8 | 42 | 50 |
Frankreich | 8 | 47 | 50 |
Österreich | 9 | 18 | 39 |
Die deutsche Filmwirtschaft hat sich zum Ziel gesetzt, im nächsten Verleihjahr in den Filmtheatern der westdeutschen Bundesrepublik jeden dritten Spielfilm zu stellen. Wieweit sie nach Beseitigung der Kapitalschwierigkeiten das Vorhaben ausführen kann, bleibt abzuwarten.
Was kostet die Herstellung eines deutschen Filmes?
Darüber mag sich schon mancher Filmfreund Gedanken gemacht haben. Durchschnittlich kann man die Gesamtkosten etwa auf 700 000 DM kalkulieren. Die Aufteilung dieser Summe wird etwa wie folgt vorgenommen:
- Für Filmrechte und Manuskript . . 5%
- Für Gagen (Produktionsstab, Regiestab etc.sowie Darsteller und Musik)..........40,1%
- (Davon entfallen auf alle Darsteller allein ca. 22,8 °/o)
- Für Atelier und Ausstattung . . . 21,5%
- Für Außenaufnahmen......11,4 %
- Für Reisekosten und Sonderaufwendungen ........5%
- Für Filmmaterial und seine Bearbeitung.......... 7,2%
- Für Versicherungen und allgemeine Spesen..........9,8%
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Was verdient der Kinobesitzer ?
„Ein Kinobesitzer ist noch nie verhungert." Dies häufig gebrauchte Wort von Besuchern könnte den Eindruck erwecken, als verdiene der Besitzer eines Filmtheaters sein Geld ohne große Mühe. Die Wirklichkeit sieht ein wenig anders aus.
Nehmen wir z. B. einmal ein Lichtspielhaus mit 300 bis 400 Plätzen, das einen Jahresumsatz von rund 100.000 DM hat.
Von dieser Summe gehen außer den 3% Umsatzsteuer 25% Vergnügungssteuer vom Umsatz (Netto-Be-trag) ab.
Ferner 38-43 % Filmleihmiete, 2% für die Wochenschau, ca. 10% für Raummiete, etwa 16% für Gehälter und Löhne, rund 5-6% Werbungskosten und ca. 16% für allgemeine Unkosten, einschließlich Strom und Heizung.
Der nunmehr verbleibende Rohüberschuß muß Unternehmergewinn, Kapitalabschreibung, Verzinsungen und Neueinrichtungen decken. Eine kleine lehrreiche Übersicht, die beweist, daß auch ein Kinobesitzer sein Geld nicht leicht verdient.
Das größte Freilichtkino der Welt
Dem im Juni 1950 in Berlin auf dem Gelände der früheren Dietrich-Eckart-Bühne eröffneten „größten Freilichtkino der Welt" folgten in verschiedenen Städten des westdeutschen Bundesstaates neue Gründungen, die zwar nicht 25.000 Zuschauer, wohl aber auch einer großen Anzahl im Sommer Freilicht-Filmveranstaltungen bieten.
Wenig bekannt ist, daß die Idee Filme unter freiem Himmel zu zeigen, immerhin schon 25 Jahre alt ist. Sie wurde erstmals in Italien verwirklicht. In den USA und auch der UdSSR erfreuen sich Freiluftkinos großer Beliebtheit.
Über die Lage des Films
Einem Bericht der UNESCO zufolge, der über die Lage des Films in der Welt herausgegeben wurde, produziert Amerika jährlich 432 Spielfilme, es folgen Indien mit 250, Japan mit 123, Frankreich mit 106, Mexiko mit 84 und England mit 71 Filmen.
Wie das Moskauer Filmministerium bekannt gab, hat sich der Fond der sowjetischen Verleihorganisation seit 1940 um das 35fache vergrößert.
Jeder Film aus der sowjetischen Produktion wird nach dieser Mitteilung mit 1.500 bis 2.000 Kopien gezogen. Alle großen Filme der Produktionen von der Elbe (also der Ostzone) bis zum Fernen Osten werden in zahlreichen Sprachen synchronisiert. Einen ganz besonderen Erfolg sollen die DEFA-Filme der (ost-) deutschen Produktion haben.
Das größte Kino der Welt
Das größte Kino der Welt ist zweifellos die MUSIC HALL in New York. Alles in ihm ist von Riesenformat.
Das Kino kann in jeder Vorstellung 6.200 Besucher erfassen. Das sind im Jahr runde 7 Millionen. Die Music Hall ist eine kleine Stadt für sich. Sie beschäftigt ca. 6.000 Personen.
Zur Ausrüstung dieses größten Kinos der Welt gehören u. a. 14 Projektionsapparate, ein Foyer von 20m Höhe, ein Proszenium von 35m Breite, eine 46m tiefe Bühne und eine Leinwand, die 23 x 13 Meter mißt.
Der Stromverbrauch kommt dem einer Stadt von 10.000 Einwohnern gleich. 25.000 Glühlampen sind in Betrieb und 206 Scheinwerfer. Bestimmte Erfolgsfilme brachten eine Wocheneinnahme von nahezu einer Million D-Mark.
Die Hollywood-Filme
Hollywood-Filme beherrschen nach wie vor die wichtigsten Märkte der Welt. Eine französische Fachzeitschrift brachte hierüber einen aufschlußreichen Überblick, der andererseits jedoch beweist, daß der amerikanische Film - außer in Italien - überall an Absatz verliert.
Die folgenden Zahlen geben eine wertvolle Übersicht:
Amerikanische Filme im Ausland:
1947 | 1948 | 1949 | |
% | % | % | |
Italien | 70 | 71 | 74 |
Argentinien | 68 | 58 | 57 |
Frankreich | 55 | 64 | 48 |
Japan | - | 60 | 44 |
Mexiko | - | 68 | 60 |
Spanien | 56 | 50 | 49 |
Schweden | 65 | 57 | 57 |
Deutschland | - | 40 | 21 |
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Deutlich zeichnet sich hierin die Tatsache ab, daß die Filmwirtschaftskrise sich auch in Hollywood stärker als zuvor bemerkbar macht.
Von Interesse für den Filmfreund ist es ebenfalls, zu wissen, wieviel ausländische Filme in den USA gezeigt wurden und in welchem Maße die deutsche Produktion sich durchzusetzen vermochte.
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Ausländische Filme in den USA
1947 | 1949 | |
Filme | Filme | |
Mexiko | 81 | 84 |
Italien | 47 | 47 |
England | 41 | 77 |
China | 36 | 47 |
Frankreich | - | 31 |
Ungarn | 19 | - |
CSR | 15 | ,_ |
Kanada | 14 | _ |
Argentinien | 14 | - |
Spanien | 13 | 21 |
Schweden | 12 | __ |
Deutschland | - | 20 |
Österreich | 23 | - |
Rußland | 11 | - |
Ägypten | 11 | - |
Polen | 5 | - |
Griechenland | 2 | - |
Über 44 Millionen Kinoplätze gibt es in allen Ländern der Welt.
Die stärkste Konzentration ist in Europa mit rund 19 Millionen Plätzen, dann folgt mit 15 Millionen Nordamerika, danach Asien mit rund 4,2 Millionen und Südamerika mit 3,6 Millionen Sitzplätzen.
Die Produktion der deutschen Werbefilme ist erst seit etwa Mai 1949 angelaufen und dennoch schon wieder auf dem besten Wege zum Vorkriegsstand. Damals hatte der deutsche Werbefilm unbestreitbar ein hohes Niveau.
Wenngleich auch die heutige Produktion mit verhältnismäßig bescheidenen Mitteln arbeiten muß, so muß doch gesagt werden: Die an sich nicht billige Filmwerbung ist durch ihre Wirkung auf die Kinobesucher äußerst erfolgreich. Es kann mit Bestimmtheit angenommen werden, daß die neuen Werbefilme auch beim Publikum großen Anklang finden werden.
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Dies war ein langer Artikel aus dem Jahr 1950/51
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