Das TV-Symposium 75 in Montreux - ein Tiefschlag für AMPEX
Im Tonband-Museum hatte ich es bereits vor Jahren bildlich ausgemalt, wie schwer es Willi Studer 1986/87 getroffen hatte, als ihm der SONY Chef Akio Morita seine brandneue DAT- Entwicklung zur Messe mitgebracht - geschenkt hatte. Ich vermute, es hatte ihn beinahe der Schlag getroffen.
Genauso muß es im Mai 1975 den gut gelaunten - auf ihrem Quadruplex Monopol sitzenden - AMPEX- Verkäufern in Montreux 75 ergangen ein, als sie am ersten Messetag ein paar Stände weiter die ebenfalls brandneue BOSCH / Fernseh 1" Videomaschine BCN 40 gesehen hatten. Und dann gab es ja auch noch den Messestand von Arvin/Echo, ein Ampex- Ex-Mitarbeiter. Der KO-Schlag hatte gesessen. Nicht mehr AMPEX war das Messethema, nein, diese neue 1" Maschine aus West-Germany war der absolute Power-Hit.
Um Ihnen mal zu demonstrieren bzw. zu verdeutlichen, was das für Auswirkungen für die Firma AMPEX und auch für die Video-Abteilung der RCA hatte, die ja beide diese großen 2" Videorecorder sehr erfolgreich und hochpreisig am Weltmarkt angeboten hatten, schauen Sie hier weiter unten in die AMPEX-Preislisten von 1974/1975 rein.
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Diese 1975er Preislisten waren überhaupt nicht geheim .......,
genauso wie die Preislisten von BOSCH / BTS, die uns auch zugespielt worden waren. Es gab ja nur ganz wenige Exemplare, weil es in Deutschland zum Beispiel nur vielleicht 20 oder maximal 30 Ansprechpartner im Einkauf der ARD Anstalten und des ZDF gab. Der private Fernsehsender von Dr. Thoma, RTL aus Luxemburg, startete erst zum Ende 1984 und wir befinden uns hier in 1975.
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"AMPEX
Informationspreise" für prof. Videogeräte April 1974
Ampex_Model | Preis_in_DM | |
ACR-25 | komplett bestückt mit 2 Videoheads Mk XX | |
Auto Chroma Velocity Compensator Auto Tracking Automatic Playback Adjustment Dropout Compensator / Editor Color-framing Schwarzweiß-Monitor | 661.726,- | |
AVR-1 | komplett bestückt mit 1 Videohead Mk XX | |
Auto Chroma Velocity Compensator Auto Tracking Dropout Compensator Editor/Editec Color framing SchwarzweiB Monitor | 488.064,- | |
HS-100 | Zeitlupenmaschine mit Clean Air Kit | 282.472,- |
VR-3000 | ohne Kamera | 169.415,- |
RA-4000 | automatisches Schnittsteuergerat für 2 Maschinen | 79.670,- |
3 Maschinen | 94.240,- | |
4 Maschinen | 117.025,- | |
5 Maschinen | 131.595,- | |
6 Maschinen | 146.165,- | |
Time_Code | Generator | 13.175,- |
Time_Code | Readout | 12.245,- |
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Anmerkung :
Die AVR 1 für fast 500.000 DM war bis zu dieser Messe alternativlos. RCA war zwar auch mit im Boot und auch die Fese aus Darmstadt verkaufte "ein paar" BCM 40 Maschinen, doch der Marktführer in der ganzen Welt war AMPEX.
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AMPEX PREISLISTE für die AVR-2 - April 1974
Position | Preis_in_DM | |
Pos. 1 | Komplette Maschine mit Tape Transporteinheit, einem Videokopf | 199.276,- |
Mk XV, der Elektronikeinheit einschließlich Time Base Corrector. 1 Tonkanal, ohne Monitorausrüstung, ohne Kompressor, aber mit eingebautem Sync Generator fur 625/50 Highband 220V/50 Hz. Sämtliche Zusätze Pos. 4-10 sind möglich. | ||
Pos. 2 | Wie Position 1 nur untergebracht in einer speziellen Konsole. | 202.356,- |
Pos. 3 | Monitorbrucke in Standardausführung mit Conrac Schwarzweiß Bildmonitor, Waveform-Monitor von Tektronix und Kontroll-Lautsprecher. | 10.780,- |
Pos. 3a | Anstelle des Conrac Monitors einen Schwarzweiß Monitor von Tektronix. Zusätzlich zu Pos. 3 | 555,- |
Pos. 3b | Anstelle des Conrac Monitors einen Farbmonitor 651 von Tektronix. Zusätzlich zu Pos. 3 | 6.770,- |
Pos. 3c | Zusätzlich ein Vektordisplay von Tektronix. Zusätzlich zu Pos. 3 | 3.388,- |
Pos. 4 | Editor/Editec II Zusatz. | 15.400,- |
Pos. 5 | Dropout Kompensator (PAL) | 7.700,- |
Pos. 6 | Auto Chroma/Velocity Kompensator, nur als Kombination erhältlich | 23.100,- |
Pos. 7 | Aufo Tracking | 9.240,- |
Pos. 8 | Stereo/Dual Audio | 9.240,- |
Pos. 9 | Kompressoreinheit | 2.310,- |
Pos. 10 | Sync Generator mit stabilisiertem Takt für Sendezwecke | 1.540,- |
Pos. 11 | 1 Satz Spezialwerkzeuge, (empfehlenswert für die erste Anlage | 3.840,- |
Pos. 12 | 1 Ersatzvideokopf Mk XV, je nach Wunsch 10 Mil oder 5 Mil Kopfspaltbreite | 10.626,- |
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Alle Preise verstehen sich "cif" Empfangsstation und beinhalten die Installation der Maschine durch Ampex-Personal. Diese Preisliste gilt nicht als Angebot!
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Anmerkung :
Sie sehen, es ging da um ganz erkleckliche Beträge. Wie mir die Zeitzeugen von Radio Bremen erzählten, kamen damals 1960 zu den 400.000 DM für das nahezu erste AMPEX Modell, - es war eine VR 1000 - noch runde 100.000 DM für die Installation (von Siemens) im MAZ-Raum dazu und dann nochmals etwa 100.000 DM für eine ganz intensive mehrwöchige Einweisung des Bedien-Personals. Es war ja eine völlig neue Technik, die hier in Europa noch nie jemand in der Realität gesehen hatte. Die ersten AMPEX MAZen wurden übrigens von SIEMENS Karlsruhe ausgeliefert und installiert.
Auch beachtenswert ist, daß in 1975 ein Ersatz-Scanner mit 10.000 DM zubuche schlug. Ein wiederaufgearbeiteter 2" Quadruplex- Scanner (da wurden im Ampex-Werk die 4 Magnetköpfe ausgetauscht und eingemessen) kostete mit Fracht nach USA (und zurück) ca. 6.000.- DM und diese Scanner waren nach ca. 150 Betriebsstunden verschlissen, die Köpfe waren dann "runter". Die ab jetzt konkurrierenden beiden BCN40 und 50 Recorder wurden anfänglich mit garantierten 1.000 Betriebsstunden angeboten.
Und wie gesagt, es gab bis zum Mai 1975 keine Alternative !!!
Und dann kam völlig überaschend diese 1" Maschine aus Darmstadt und die AMPEXER standen Kopf. Als sich auch noch herum"geschwiegen" hatte, daß die Kopf-Standzeit - so nennt man die Lebensdauer eines Scanners (jetzt nur noch mit mit 2 Magentköpfen) - bei der BCN 40 inzwischen satte 1.500 Stunden betragen würde, brach bei den bei den 2" Anbietern die Welt zusammen.
Daß die Euphorie bei der BOSCH / Fernseh nur etwa 1 1/2 Jahre anhielt, sollte auch nicht vergessen werden. Denn die Ampexer - jetzt mit dem Rücken zur Wand - setzten Himmel und Hölle in Bewegung, um mit ihrer Technik schnellstens auch eine 1" Maschine "endlich" zum Laufen zu brigen. Das klappte aber erst in Zusammenarbeit mit SONY, die den sogenannten Schwabbelkopf auf Piezo-Basis erfunden hatten. Das war dann das so benannte C-Format, das den Höhenflug der Darmstädter schnell wieder "normalisierte".
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