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Wiesbadener Kruhaus 1945

Ab Mai 1945 gab es keine Filme mehr . . .

auch nicht im wenig zerstörten Wiesbaden, denn es funktionierte ja fast nichts mehr. Das Wiesbadener Kurhaus (rechtes Bild) und das Wiesbadener Theater und viele Kinos in der Innenstadt hatten etwas abbekommen. Auch in den Vororten fielen ein paar wenige Bomben. Doch es blieben nach dem April 1945 auch einige Wiesbadener Kinos intakt.

Die guten intakten Gebäude
wurden hier bei uns im eigentlich wenig zerstörten Wiesbaden sogleich vom amerikanischen Militär für deren Truppenbetreuung übernommen, man nannte das auch "besetzt" oder "requiriert" oder "konfisziert".

Und so wurden Varietés, Musikveranstaltungen, Schauspiel und Sketche - die Vorläufer der Komödien und des Kabaretts - in die verbleibenden (kleinen) Kinos geholt. Bei Familie Huthmann in Wiesbaden Dotzheim wurde in einem alten Leitz-Ordner zum Glück solch altes Material gesammelt und aufgehoben.

Irgendwer dort hatte das glückliche Händchen
, bei dem anfänglich zaghaft aufkeimenden Wirtschaftswunder der 1960er die "Spuren der Vergangenheit" nicht sofort zu elemenieren.

Das Plakat vom November 1945 hat sicher schon gelitten, aber es ist noch da !!! (Wir schreiben jetzt den März 2010 !!)
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Dez. 1945 - Also organisierte Herr Huthmann Theater und Spiele

Vermutlich war das gesamte Gemeinschaftswesen (fast in ganz Europa) bis etwa Dezember 1945 auf die Suche nach Essbarem reduziert. Die ersten Handzettel auf billigstem dünnen Papier gedruckt, stammen vom Dezember 1945. Der Weihnachtsgruß auf der Rückseite (links) ist eindeutig.
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Heinz-Schenk-1988

Und da steht auch schon "unser" hessischer Heinz Schenk drauf, der große "Humorist und Filmparodist".


Dieses Programmheftchen (oben und unten drunter) für sage und schreibe 20 (Reichs-) Pfennige wurde von Hand ausgebessert. So viele wurden anscheinend nicht davon "verkauft".

Lesen Sie Namen wie Heinz Rühmann, Hans Moser und Theo Lingen bei den Parodien.
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Obige Zettel aus Dez. 1945 ????

Der Autor Gert Redlich wurde jetzt mehrfach gefragt, woher er weiß, daß obige Programm-Zettel aus Dez. 1945 seien. Die Antwort finden Sie weiter unten auf dem Programmzettel "Eröffnungs-Programm 1946" mit "Lachende Artisitik" .

Dort steht geschrieben: Erinnern Sie sich an unser Dezember-Programm "Variete ganz groß !"? Es muß also im Dez. 1945 angekündigt worden sein.
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Der Zettel rechts war sogar noch komplett . . . .

mit der uralten Schreibmaschine geschrieben und ist vermutlich noch ein paar Wochen älter als die oben gedruckten Heftchen, vermutlich aus Oktober oder November 1945.

Schreibaschinen waren auch nach dem Kriegsende immer noch Luxus. Wer davon eine gerettet hatte und sie ich den Amerikanern abgeben mußte, der hatte ein Goldstück im Haus ....... und konnte solche Zettel tippen.
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Ende 1945 - "Froh und Heiter"
Und dieser Text steht im Heftchen :

So einfach und selbstverständlich, wie diese drei Worte hier stehen, so fremd sprechen sie uns doch an. Wie lange liegt es denn schon zurück, daß wir einmal so richtig froh und heiter waren"?

Nun, jeder Mensch hat bestimmt im Leben schon oft etwas wieder lernen müssen, was er vergessen hatte und warum wollen wir nicht auch wieder lernen, „froh und heiter" zu sein?

Natürlich geht das nicht von heute auf morgen, das ist ja auch gar nicht nötig, aber schließlich muß man bei allen Dingen einen Anfang machen.

Eigentlich wäre heute dazu gleich die beste Gelegenheit, was meinen Sie dazu? Vor allem müssen Sie das kleine Wörtchen „Ärger" in Ihrem Sprachschatz streichen!

Leider gibt es ja Menschen, die können ohne den Ärger gar nicht leben, die ärgern sich sogar, wenn sie sich mal nicht ärgern können! Ist sowas nicht ärgerlich? Wenn ich ganz ehrlich sein soll, ärgere ich mich ja auch manchmal, ich merke das nur nie, und darüber bin ich sehr froh.

Doch sprechen wir nicht mehr vom Ärger, denn wir wollen ja „froh und heiter" werden, und dazu soll Ihnen unser Programm ein kleiner Wegweiser sein. Wie weit das Ziel entfernt ist, das wird an jedem selbst liegen. Der eine läuft schnell, der andere langsam, die Hauptsache ist nur, daß man es überhaupt erreicht!

Doch ich will nicht mehr viel Worte machen, schließlich ist das ja ein Programm und kostet nur 25 Pfg. Und nun überlegen Sie sich mal, wie Sie am schnellsten „froh und heiter" werden können! Sollten unterdessen die Darbietungen beginnen, so können Sie ja einstweilen das Nachdenken unterbrechen und nach der Vorstellung fortsetzen, so lange, bis auch Sie wirklich „froh und heiter" sind.
Viel Erfolg wünscht Ihnen dazu HEIN RIEMER.

Im Januar 1946 war wirklich Optimismus angesagt, jedenfalls in Wiesbaden. Mainz war nahezu völlig dem Erdboden gleich.

Herr Huthmann hatte den Wiesbaden-Dotzheimer Kino-Saal und dort war noch alles heil. Die Bomben waren fast alle im Innenstadtbereich gefallen, jedenfalls die paar, über die die uralten Wiesbadener heute noch (2010) dumm "tratschen". Alleine ein Blick nach Mainz oder Rüsselsheim oder Frankfurt oder Darmstadt hätte sie zu betretenem Schweigen und zu Zurückhaltung mit dem ewigen Jammern veranlassen müssen.

Auf der linken Seite lesen Sie etwas vom Rückblick auf das (1945er) Dezember Programm und vom Eröffnungsprogramm 1946 mit dem "Schau"-orchester (also noch nicht dem "Show"- Orchester) mit seinen 12 Solisten.

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Der Angriff auf die Lachmusken beginnt (Jan 1946)

Sie sehen und hören und lachen Träne über Heinz Schenk, den bekannten Humoristen. Es nennt sich jetzt schon "Heinz Schenk Gastspiele". (p.s. wir haben 2010 - er lebte noch - gestorben in 2015 mit über 85 Jahren.)
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Es gab natürlich noch andere Wiesbadener Künstler.

Es war das Dezember 1945 / Januar 1946er Programm von Hans Rogulla

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Ein sehr agiler "Macher" war anscheinend Hans Rogulla. Von ihm gibt es sehr viele Programmheftchen in dem Ordner.
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Und hier im Januar 1946 spielte Paul Kuhn in jungen Jahren für den schwierigen Broterwerb

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Alle öffentlichen Veranstaltungen unterlagen seit Kriegsende zwangsweise der absoluten Erlaubnis der Militärverwaltung.

Das war nicht nur seit dem Einmarsch der Amerikaner so, das war auch in den anderen besetzten Zonen so geregelt. Die alliierten Militärs wollten zu allererst jedes gewaltlüsterne Zusammenrotten der Besiegten - aber noch keinesfalls geläuterten Deutschen - verhindern.

Aber davon mehr auf den folgenden Seiten.

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