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Artikel, Zitate und Infos stammen aus der Funk-Technik, der Funkschau, den RTMs, Kameramann, der FKT, den Schriften von Philips und Zeiss Ikon und Anderen. Mehr über die verfälschten historischen Informationen ab 1933 über 1945 bis weit in die 1980er Jahre.

aus der FUNK-TECHNIK Nr. 01/1951 (Jan Heft)
Das Editorial

Nr. 1 /1951 - 6. JAHRGANG - CHEFREDAKTEUR CURT RINT

Rundfunktechnik und Rundfunk-Wirtschaft 1950/51

„Deutschlands Radio Wirtschaft und -technik scheinen uns einer Rakete gleich aus dem Nichts emporgestiegen zu sein. Für uns ist es unfaßbar, wie dem totalen Zusammenbruch des Jahres 1945 eine solche Blüte folgen konnte . . ."
Das sagte mir ein sehr prominenter Radiofachmann im Herbst vergange­nen Jahres in einer skandinavischen Hauptstadt. Er fügte hinzu: „Zumindest auf dem Gebiet der Empfängertechnik sind Sie in die europäische Spitzenklasse gerückt - und wer weiß, wie lange es dauern wird, bis Ihre Firmen im Fernsehen die gleiche Stellung einnehmen werden..."

Man muß sich in der Tat gelegentlich vom geschäftigen Ge­triebe des Tages absetzen und sich das „Deutsche Wunder" einmal von jenseits der Grenzen betrachten. Schließlich sind erst 2 1/2 Jahre ins Land gegangen, seitdem dieser so rasche Aufschwung eingesetzt hat. Dürfen wir doch den Beginn der Nachkriegsentwicklung getrost mit dem Tag der Währungs­reform im Sommer 1948 ansetzen. Vorher humpelte unsere Kompensationswirtschaft inmitten der Schwemm-Mark an den Krücken der totalen Bewirtschaftung dahin, mehr schlecht als recht vorwärtskommend. Ich konnte meinem Gesprächspartner natürlich nicht in allen Punkten zustimmen; sein Optimismus in Bezug auf Ferns­ehen in Ehren . . ., aber da fehlt doch noch mehr als er ahnt. Immerhin: die deutsche Radiowirtschaft genießt im Ausland wieder einen sehr guten Ruf, der verpflichtet!

Wo stehen wir?

Selten war es so schwer wie heute, unsere Lage genau zu bestimmen. Die Entwicklung überstürzt sich, getrieben von den politisch-wirtschaftlichen Erschütterungen des Herbstes und Winters. Der Techniker vermißt die klaren Richtlinien, die ihm der Wirtschaftler für die Weiterentwick­lung zu geben hätte . . ., aber der Kaufmann weiß selbst nicht, welcher Strom ihn im Frühjahr und Sommer und weiter in der neuen Saison tragen wird. Unsicherheit und Vorbehalte sind keine tragende Grundlage für weitreichende Entschlüsse.

Das mag pessimistisch klingen, aber es soll nur umreißen, wie die Dinge wirklich sind: Rohstoffknappheit, Mangel an Kohle und Stahl, völlig unübersichtliche Preisentwicklung und drohende Wolken am politischen Horizont. Täglich können Bestimmungen und Anordnungen neue Schwierigkeiten auf­tun. Dabei verändert sich die Lage so schnell, daß selbst gewiegte Fachleute nur zögernd Vorhersagen für einen größe­ren Zeitraum wagen.

Dergestalt bis zum Rande mit Unsicherheitsfaktoren belastet, stellt sich unsere Radiowirtschaft dar. Wir wollen nicht ver­gessen, daß sie nur ein Zweig der Elektro Wirtschaft und daher nur ein kleiner Ausschnitt aus der westdeutschen (und Westberliner) Gesamtwirtschaft ist und dieser verhaftet bis zur letzten Schraube und bis zum letzten Stück Papier für ein Prospektblatt. Es ist gut, sich an diese unlösbare Ver­bindung zu erinnern.

Wo also stehen wir?

Versuchen wir eine technisch-wirtschaft­liche Zergliederung der Lage.

Rundfunkempfänger

Die große Montagehalle der Grundig-Radio-Werke, Fürth. Im Oktober und November 1950 ver­ließen je 45.000 Geräte das Grundig Werk.

Der Herbst 1950 brachte den Höhepunkt der Fertigung inner­halb der Empfängerfabriken. Die rd. 40 maßgebenden Firmen in Westdeutschland dürften im Jahre 1950 ziemlich genau die vorhergesagten 2 Millionen Geräte hergestellt haben. siehe *1) Hinzu gesellen sich etwa 400.000 Empfänger aus den Westberliner Fabriken. Damit liegt Deutschland mit Abstand an der Spitze aller europäischen Länder und wird in der Welt nur noch - und das ist ganz selbstverständlich - von den USA über­troffen.

Die zwei Millionen hergestellter Geräte (wie viele davon noch auf den Lagern des Handels liegen, dürfte die Erhebung des Deutschen Radio-Fachverbandes und des VERG in aller Kürze sagen können) haben einen Herstellungswert von rd. 300 Millionen DM und einen Verkaufswert von weit über 600 Millionen DM. Damit dürfte die Radiogeräte-Industrie einen Stand erreicht haben, der im laufenden Jahr 1951 mit Sicherheit nicht überschritten werden kann. Die Möglichkeiten einer nochmaligen Fertigungssteigerung bei den Zulieferanten (Einzelteile, Röhren, Gehäuse, Verpackung usf.) sind nicht nur gering... sie würden gegebenenfalls von vorsichtigen Geschäftsleuten auch abgelehnt werden.

Wir deuteten oben an, daß sich von der Rohstoffseite her Schwierigkeiten stärker bemerkbar machten. Allein deswegen findet das Streben nach nochmaliger Kapazitätserweiterung rasch seine Grenzen. Dar­über hinaus wäre es unklug, aus der bis Weihnachten unver­mindert guten Nachfrage auf viele Jahre ähnlich guter Geschäfte zu schließen. Wir rücken der Sättigung bedenklich näher, wenn auch das Ersatzgeschäft nach wie vor große Möglichkeiten birgt. Um es kurz zu machen: man erwartet von diesem Jahr zwar gute Umsätze, glaubt aber niemals an noch höhere Fertigungsziffern wie im zweiten Halbjahr 1950. Die Ausfuhr konnte ab Mitte 1950 befriedigen. Teilweise bestellte das Ausland so viel, daß der Disponent in der Fabrik abbremsen mußte, wollte er nicht den Inlandsumsatz gefähr­den. Mancher stand vor der schweren Entscheidung: hier flüssiger Absatz im Inneren mit verhältnismäßig promptem Geldeingang - dort Ausfuhr mit umständlichem Verfahren und allerlei Mühen.

1)*Die Zahlen für November und Dezember 1950 lagen noch nicht vor, so daß die genaue Fertigung des Jahres 1950 noch nicht bekannt ist.


„Export tut not...", aber mehr als einmal wurde dieser Ruf überhört
und den bequemeren Inlands­umsätzen der Vorzug gegeben. Trotzdem gingen große Mengen deutscher Geräte ins Ausland. Hauptabnehmer waren der Vordere Orient, aber auch Indien und Pakistan und einige europäische Länder (Schweiz, Holland, Belgien, Portugal) kauften befriedigend.

Die Preisgestaltung ist noch zu gut bekannt, so daß nicht viel zu sagen ist. Große Fertigung und scharfer Konkurrenzkampf, Druck ausländischer Ge­räte auf dem deutschen Markt und noch einige Faktoren mehr ließen jene Sensa­tion „Radio billiger als vor dem Kriege" reifen, mit der das staunende Publikum zur Funkausstellung in Düsseldorf über­rascht wurde. Lange hat die Industrie in den letzten Monaten versucht, sich gegen Preiserhöhungen zu wehren, die die sprunghaft steigenden Rohstoffnotierungen aufzwangen.

Im Dezember wurde schließlich die Lage unhaltbar. Immer mehr Empfängerpreise gingen in die Höhe - kein Wunder, wenn beispiels­weise das Kilogramm Elektrolytkupfer von DM 2,50 auf DM 5,- (und noch höher) kletterte, wenn sich die Arbeits­löhne um 10% erhöhten und Trafo­bleche nur noch gegen Überpreise auf dem Grauen Markt zu haben waren. - Wahrscheinlich dürfte es lange dauern, bis wir unsere Rundfunkgeräte wieder einmal so billig wie im Herbst 1950 ver­kaufen können! Einmal mehr wurde be­wiesen, daß die Radiowirtschaft nur ein Teil der Gesamtwirtschaft ist und deren Preisentwicklung nicht ungestraft zuwiderhandeln kann.

Die Technik brachte uns den Sieg der Ultrakurzwelle auf der ganzen Linie. Unseren Lesern ist die Entwicklung in allen Einzelheiten bekannt. Man darf heute schon sagen, daß die Zeit der UKW-Einsätze vorbei ist, und daß wir ab August 1951 ausschließlich AM/FM-Empfänger vorfinden werden. Die Empfindlichkeit des UKW-Teiles im AM/FM-Gerät darf nicht zu gering ge­halten werden, denn die Abneigung gegen umfangreiche Antennengebilde auf dem Dach oder im Wohnzimmer ist überaus heftig. Der Hörer will UKW genau so ohne Strippen und ohne ver­wickelte (und teure ...) Luftleiter empfangen wie die Mittel- und Kurzwellen. Weil dem so ist, wird die UKW-Behelfs­antenne Trumpf bleiben; sie muß so unsichtbar wie möglich sein - einge­baut als Behelfsdipol oder in Form der Netzzuleitung (Grundig!) ist sie be­sonders beliebt.

Die Niederfrequenz dürfte der verbesser­ten Klanggüte weiter angepaßt werden, so daß die Entwicklung billiger Breit­bandlautsprecher neue Impulse erhält. Die Ablehnung des Preßstoffgehäuses durch das pp. Publikum war eine der unliebsamen Überraschungen der ver­gangenen Monate. Allerdings übertreiben manche Kreise die Kalamitäten, denn immerhin konnten sich solche Geräte mit Preßstoffkassette halten, die aus­gesprochene Schlager waren.

Grundig berichtete Anfang Dezember, daß das Zulieferwerk das 100.000. Gehäuse für die Typen 165 und 196 ablieferte - ein Preßstoffgehäuse!! Auch Telefunken erklärte, daß beim Vertrieb des „Ca­priccio 50" und der „Operette 50" in Preßstoff keine Schwierigkeiten aufge­treten sind. - Trotz dieser erfreulichen Ausnahmen läßt sich eine deutliche Hin­neigung zum Holzgehäuse erkennen. Die Fabriken trugen dem Rechnung und brachten alle Geräte, die zum Schluß des Neuheitentermins (31.10.1950) noch auf den Markt kamen, in Holz heraus, und zwar in der bevorzugten Preisklasse zwischen 280,- und 320,- DM.

Stetige UKW-Entwicklung

Über alle Tagespolemik hinweg muß festgestellt werden, daß der Aufbau der UKW-Sender flüssig voranschreitet. Jeden Monat vermehrt sich ihre Zahl, wenn auch das Tempo im Winter aus naheliegenden Gründen geringer als in der warmen, baugünstigen Jahreszeit ist. Der NWDR verlängerte die Sendezeiten seiner beiden UKW-Sendergruppen auf rund 12 Stunden täglich und bietet damit dem Handel die Möglichkeit, UKW wäh­ren der Hauptgeschäftszeit vorzuführen.

Alle süddeutschen Sendegesellschaften (mit Ausnahme des Südwestfunks) haben sich zum Zweiten Programm über UKW durchgerungen und kündigen große Senderbauten an . . . . man müßte eigentlich zufrieden sein. Man ist es natürlich nicht, denn vielen geht alles nicht schnell genug. Ungeduldig erwartet man den Tag, an dem ganz Westdeutschland überall in seinem Territo­rium eine UKW-Feldstärke von 1 bis 2 Millivolt messen kann. Dann erst ist die UKW-Deckung vollständig. Bis dahin werden sicherlich noch 18 Monate oder viel­leicht noch etwas mehr ver­gehen.

In Westdeutschland sind zur Zeit etwa 600.000 Hörer in der Lage, die UKW-Sendun­gen aufzunehmen, mehr AM/FM-Super- bzw. UKW-Vor- und Einsatzgeräte gibt es noch nicht. Weil sich die Zahl der UKW-Hörer in der
kommenden Zeit als Folge der beinahe restlosen „Umschaltung" der Industrie auf Vierwellenbereich-Geräte sprungartig erhöhen wird, muß der Pro­grammgestaltung auf dem 3m Band mehr Sorgfalt als bisher gewidmet werden. Den Ungeduldigen sei gesagt, daß zwar die trostlosen Empfangsverhältnisse auf Mittelwellen in diesem Winter das Aus­weichen auf UKW zwangsläufig ge­macht haben, daß aber eine solche generelle Umrüstung Zeit erfordert . . . Zeit für die Sendegesellschaften und be­sonders auch für die Hörerschaft, die nur nach und nach UKW-Empfangs­anlagen anschaffen kann.

Fernsehen in seiner ersten Krise

Fernsehen wird sich in Westdeutschland durchsetzen; darüber ist man sich über­all einig. Weniger Übereinstimmung be­steht dagegen über das einzuschlagende Tempo der Entwicklung. Daher geht die Auseinandersetzung ganz munter weiter und wird mit allerlei sachlichen und auch egoistischen Argumenten geführt. Der Rundfunkhörer und mit ihm die Programmpresse und viele Tageszeitungen! sind in ihrer Mehrheit für einen raschen Aufbau des Fernsehens. Sie würden es lieber sehen, wenn die Überschüsse der Sender diesem neuen Kind des Radios zuflössen und nicht den Kultusministe­rien der Länder.

Einige Hörer erklären allerdings - und ihre Stimmen sollen zumindest als Symptom verzeichnet wer­den -, daß das Fernsehen nur etwas für die „Reichen" sei und nicht für sie, so daß sie es ablehnen. Der Rundfunkhandel ist zur Zeit noch nicht direkt betroffen. Er studiert in­zwischen aufmerksam Erfahrungs­berichte aus dem Ausland und beginnt mit dem Studium der Fernseh-Empfänger-Technik. Ihm wird die FUNK­TECHNIK in diesem Jahr reichlich Stoff bieten.

Meinungsunterschiede überall

In der Industrie gehen die Meinungen stark auseinander. Einige Firmen sind mit ihren Mustergeräten schon recht weit, so daß sie Mitte dieses Jahres mit kleineren Serien auf dem Markt er­scheinen könnten. Anderen Unternehmen mangelt es dagegen an Produktions­kapazität. Sie müssen zuerst einmal neue Fertigungsstätten errichten. Das dauert aber seine Zeit, so daß sie den Gang der Ereignisse abzubremsen ver­suchen. Sie tun dies nicht etwa mit dem Ziel, das Fernsehen abzudrehen, sondern wollen es nach Möglichkeit auf 1952 verschieben. Jedenfalls ist die Betriebsam­keit (vorläufig noch hinter den Ku­lissen) sehr groß, und erfahrene Fern­sehspezialisten haben goldene Zeiten.

Der Nordwestdeutsche Rundfunk sitzt in der Kommandozentrale des west­deutschen Fernsehens. Als Träger der vorbereitenden Versuche ist er zugleich ausschlaggebend für die Senderplanung, zumindest in seinem großen Sendegebiet. Das ist in der Tat eine verantwortungs­volle Schlüsselposition, die zugleich hohe Kosten verursacht. Es wundert sich daher niemand, daß sich die Finanz­gewaltigen des NWDR allerlei Gedanken über den Fortgang des Fernsehens machen und nicht geneigt sind, auf lange Sicht gesehen, alle Lasten allein zu tragen. Vielleicht trägt die neue „Fern­sehkommission" der westdeutschen Rundfunkanstalten zur Koordinierung von Wünschen, Anregungen und Ent­schlüssen bei.

Der Rundfunkhörer will es haben, ihn interessieren die finanz­technischen Einzelheiten dieses Tauziehens nur am Rande. Dafür möchte er gern wissen, wann und wo die ersten Fernsehsender errichtet werden. Das wollen aber auch die Firmen der Rund­funkindustrie erfahren, denn ohne Kenntnis der Sender-Baupläne hängt jedes Produktionsprogramm im luft­leeren Raum. Anfang Dezember war leider noch immer nichts Endgültiges bekannt. Offiziell wußte man nur, daß die beiden Zentren Hamburg und Langenberg/Köln mit einer Dezi-Strecke zur Übermittlung der Bildmodulation ver­bunden werden, wobei die Strecken­führung etwa 20km nördlich Hannovers verläuft.

Inzwischen ist der Aufbau der Ham­burger Fernseh-Programmabteilung an­gelaufen. Am 22. November 1950 begannen die öffentlichen Versuchs­sendungen über die 100 Watt Anlage im Hochbunker Heiligengeistfeld/St. Pauli. Das Studio verfügte zu Beginn dieses Jahres über zwei Kameras, zwei Film­abtaster für die pausenlose Vorführung von Spielfilmen und eine Dia-Anlage. Kurszenen und Beleuchtungsversuche bildeten die ersten Schritte auf dem neuen Parkett, daneben rollten normale Spielfilme ab (deren Inhalt für die klei­nen Bildschirme denkbar ungeeignet ist).

Der Fortgang aller Arbeiten wird weit­gehend von der Haltung des Verwaltungs­rates des NWDR als der geldbewilligen­den Einrichtung abhängen. Man wird sich in Hamburg bemühen, die Pro­gramm-Minute recht billig herzustellen, wobei „billig" allerdings ein dehnbarer Begriff ist. DM 500,- (laut General­direktor Dr. Grimme) sind zu hoch ge­griffen, aber bei DM 100,- bis 150,- je Minute werden die Ausgaben wohl ankommen, wenn das Programm Niveau haben soll. - Die technischen "Un"-kosten sind dabei (mit Ausnahme der Neu­anschaffungen und Studiobauten) ge­ring. Das Super-Ikonoskop der Fernseh GmbH in den neuen Kameras lebt so lange, daß sich die Betriebsstunde auf etwa DM 20,- einstellt; beim Film­abtaster entstehen nur "Un"-kosten in Höhe von DM 10,- je Stunde; hinzu kommen die Stromkosten und der Ver­schleiß der vielen Verstärker- und Kipp­generator-Röhren usw.

Eine weitere Schwierigkeit bedeutete der Entschluß, die künftigen Bild- und Tonsender entsprechend der neuen euro­päischen Fernsehnorm im Frequenz­gebiet um 200MHz arbeiten zu lassen. Senderseitig ist es nicht einfach, die geforderte Leistung von 5 ... 10kW auf dieser kurzen Welle (1,5m) zu erzeugen: Zur Zeit beschäftigen sich führende deutsche Firmen mit dem Problem und hoffen auf einen günstigen Abschluß der Arbeiten. Die Empfängerkonstruk­teure müssen ebenfalls neue Eingangs­schaltungen entwerfen, wobei die Wahl der passenden HF-Röhren kritisch ist. Man hofft, mit Hilfe von UKW-Doppel­trioden (etwa ECC81) alle Klippen um­schiffen zu können.

Elektronik und Mobil-Radio

Die FUNK-TECHNIK hat sich in stei­gendem Umfange bemüht, das Gebiet der Industrie-Elektronik mit allen Neben­zweigen (u. a. Elektromedizin) be­sonders zu pflegen, so daß unsere Leser mit den Grundzügen der Entwicklung vertraut sind. - Zur Zeit ist Deutsch­land im Begriff, den ausländischen Vor­sprung auf dem Gebiet der industriellen Anwendung von Fotozellen usw. einzu­holen, wobei Zählanlagen und Prüfeinrichtungen für eine Unzahl tech­nischer Erzeugnisse im Vordergrund stehen. Hinzu tritt die elektronische Steuerung von Motoren, so daß sich eine Fülle von Konstruktionsaufgaben bietet, die hier kaum angedeutet werden können.

Gilt es auf diesem Gebiet einiges nach­zuholen, so liegen die Verhältnisse bei der Elektromedizin günstiger. Die deut­schen Erzeugnisse (darunter UKW-Therapiegeräte von C. Lorenz AG., Blau­punkt, um nur einige Rundfunkfirmen zu nennen, die sich diesem Gebiet widmen) erzielen beachtliche Export­erfolge, nicht zuletzt dank der wich­tigen Stellung der Siemens-Reiniger-Werke auf dem internationalen Markt, über das so wichtige und interessante Kapitel „elektronische Hörhilfen" be­richten wir im nächsten Beitrag, so daß wir uns hier auf Erwähnung der Geräte beschränken können.

Sie stehen aus der Inlandsfertigung in ständig steigender Güte und Stückzahl zur Verfügung, wäh­rend die Miniatur­röhren als eigentliches „Herz" der Hörhilfen noch immer aus dem Ausland (Holland, England, USA) bezo­gen werden müssen. Die Zahl der mit Radiotelefonen aus­gerüsteten Kraft­wagen der Polizei, der Feuerwehr und neuer­dings der Regierungs­stellen in Bonn sowie der Zollschutzkutter steigt ständig. Da­gegen liegen nur wenige Anzeichen für ein weiteres Vor­dringen dieser Geräte im zivilen Sektor vor. Zwar gibt es im Gebiet Düsseldorf ein postalisches Radiotelefonnetz für den Privatmann, aber es dient vorzugsweise zur Erprobung des Betriebsdienstes.

Der allgemeinen Ausbreitung dieses auch „Landstraßenfunk" genannten Verstän­digungsmittels stehen zwei Dinge ent­gegen: der Aufbau eines Netzes von Feststationen längs der Autobahnen und Überlandstraßen erfordert einen hohen Kapitalaufwand, dessen Ver­zinsung auf lange Zeit hinaus nicht ge­sichert ist, und zum anderen liegen die Preise für Fahrzeuganlagen sehr hoch. Für eine komplette 10... 15 Watt An­lage sind immerhin zwischen 6.000 und 7.500 DM zu bezahlen - also genau so viel wie für ein gutes Kraftfahrzeug! Solange diese Preise bestehen bleiben, dürfte das Radiotelefon die Domäne der Behörden und einiger Generaldirektoren bleiben.

kt. (karl tetzner)

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