Es geht natürlich um die Fernseh-Welt - streng genommen - um die Welt der professionellen Studio-Geräte Anbieter.

Die Magnetbandmaschine vom Typ "BCN" kam 1974/75 auf den Markt und räumte 2 Jahre so gut wie alles ab. Doch dann war die Karenzzeit oder Schonzeit abgelaufen und die Firmen SONY und AMPEX hatten (mit "Gewalt") ein konkurrierendes 1" Bandformat (endlich) fertig - das war das "C-Format" - und der lange Abstieg begann - anfänglich fast unmerklich langsam.

Eine äußerst "unglückliche" Kooperation mit Thomson (das digitale Interface für die BCN 52) machte nämlich der Kamera-Entwicklung in Darmstadt das Leben schwer und die neu entwickelte KCM 125 kam - nach der Erkenntnis, von Thomson ausgetrickst worden zu sein, und dem lange überfälligen Bruch mit Thomson - viel zu spät auf den Markt. Und 2 lange Jahre untätigen Herumsitzens in dieser schnellebien Zeit waren bei diesen gewaltigen technologischen Veränderungen eine lange und nicht mehr aufzuholende Verzögerung.

1985/86 wurde es der Konzernmutter BOSCH dann zu bunt - zu unerfolgreich war die Tochter geworden - und sie verkauften die Hälfte (nein, zuerst 30%) der Fernseh GmbH an den viel zu oft unterlegenen Wettbewerber - an Philips in Holland. Es gab angeblich auch bereits die Option, später 50% und dann den Rest zu kaufen.

Die Zeit von 1987 bis 1990, als Philips dann wirklich den gesamten Rest übernahm, war ziemlich turbulent - das ist eine wohlwollende Umschreibung von nationaler eifersüchtiger Konkurrenz, hartem internen Abteilungs-Wettberwerb, aber auch erfreulicher Kollegialität - und am Ende mündete es in eine mühsame Zusammenarbeit.
.

Hier im Anschluß wird der 80 seitige, schmale Produkt-Flyer der BTS in Englisch vom Jan. 1988 dargestellt und soweit das Wissen reicht, auch kommentiert.

Dazu muß man rekapitulieren, daß inzwischen bei Philips in den Kamera-Labors von Breda junge Physiker und Ingeniere an den neuartigen Halbleiter- Bildaufnahme-Chips gearbeitet hatten und bei der Bosch Fese in Darmstadt die alten Doktoren verbissen an der Plumbicon- Röhrentechnologie festgehalten hatten.

So haben sie in Darmstadt den Zug der Zeit verpaßt, obwohl durchaus Anstrengungen gemacht wurden, aufzuschließen. Doch der Chef ganz oben war ein deligierter Bosch Mann und der hatte nicht das Gespür für den Weg, der machbar war. Professor Hausdörfer hatte mir erzählt, daß er mehrfach die Kooperation mit SONY (er hatte dort einen japanischen Freund gewonnen) nicht nur angeregt sondern auch gefordert hatte. Die Entwickler bei hätten das KnowHow bei diesen CCD Chips und bei anderen wichtigen Kamera-ICs, das hier in Darmstadt fehlte.
.

Doch der Chef ging seinen Weg. Einen eigenen Fese-RCA Chip von oben herab einfach zu befehlen, war zum Scheitern verurteilt. Auch mit dem Scheckbuch war das Versäumnis nicht mehr aufzuholen, denn Bosch hatte anscheinend die PINs und die TANs bereits gesperrt.

Der neue Joint Venture Partner (das war aber vormals ein Wettbewerber) hatte das Know-How ja bereits, also dann .... Aber der neue Partner Philips hatte in Europa im Profifernsehbereich bislang ein schlechtes Image und das wurde auch wieder den BOSCH Konzern-Interessen untergeordnet.
.
Es lag viel im Argen bei dieser neuen "Joint Venture"-Konstellation. Bei uns Aussenstehenden roch es immer nach "adventure" = Abeteuer.
.