Filmgeschichte(n) und Filmchronik(en) - Von 0 bis 1957
überarbeitet, korrigiert und kommentiert von Gert Redlich im Juli 2016 - Hier findenSie die bislang umfangreichste und detailierteste Historie der weltweiten Entwicklung des Films, der Filmwirtschaft (und des Kinos). Der Deutsch-Engländer Heinrich Fraenkel (geb. 1897) war hautnah dabei gewesen und beschreibt 1956/57 zwei weltweite Epochen des Films : Es beginnt mit -- Teil I -- "Von der Laterna Magica bis zum Tonfilm" und geht weiter mit -- Teil II -- "Vom Tonfilm bis zum Farbfilm"
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Ereignisse aus dem Jahr [1953]
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In seinem 78. Lebensjahre stirbt Carl Froelich, einer der Pioniere des deutschen Films, der schon vor dem ersten Weltkrieg für Oscar Messter Regie führte. Als einer der erfahrensten Könner auf jedem technischen Gebiet der Filmproduktion dient er jahrzehntelang mit unvermindertem Erfolg der künstlerischen Entwicklung des Films und den organisatorischen Interessen der deutschen Filmindustrie.
[12. II. 1953]
Die im Laufe des Jahres von der FSK geprüften 1.826 Streifen umfassen 109 deutsche und 361 ausländische Spielfilme, 138 Kurzspielfilme, 435 Kulturfilme, 443 Werbevorspanne, 280 Werbefilme und 60 Schmalfilme.
[31. XII. 1953]
Die Zahl der ortsfesten Filmtheater im Bundesgebiet hat sich im Laufe des Jahres um 264 (5,4%) auf 5.117 erhöht. Für das Bundesgebiet einschließlich West-Berlin gibt es jetzt 40,5 Sitzplätze für 1.000 Einwohner. Eine überdurchschnittliche Platzdichte ist in West-Berlin, den Hansestädten und den Ländern Hessen und Nordrhein-Westfalen zu verzeichnen. Die in der Bundesrepublik verkauften Eintrittskarten sind auf 680,2 Millionen gestiegen, was einem Durchschnitt von 13,2 Kinobesuchen pro Kopf der Bevölkerung entspricht.
[31. XII. 1953]
In dem von Vittorio deSica inszenierten Selznick-Film "Rom - Station Termini" spielt Jennifer Jones die Rolle einer Amerikanerin im Konflikt zwischen ihrer hemmungslosen Liebe zu einem jungen Italiener und ihrem Pflichtgefühl für den daheim wartenden Ehemann. In anderen Hauptrollen: Montgomery Clift und Gino Cervi. Buch: Cesare Zavattini. Kamera: Aldo Graziati.
[1953]
Unter der Regie von Chester Erskine entsteht nach dem Bühnenstück von Bernard Shaw der Gabriel Pascal-Film "Androkles und der Löwe". In den Hauptrollen Jean Simmons, Alan Young, Victor Mature, Robert Newton, Maurice Evans und Elsa Lanchester.
[1953]
In dem von Victor Vicas inszenierten West-Film "Weg ohne Umkehr" spielen Ivan Desny, Ruth Niehaus, Rene Deltgen und Karl John die Hauptrollen.
[1953]
Nach einer in Ceylon spielenden psychoanalytischen Liebesgeschichte von Robert Standish inszeniert William Dieterle den Film "Elephant Walk". Ursprünglich soll Vivien Leigh die Hauptrolle spielen, sie erkrankt jedoch auf dem Düsenflug London-Ceylon-Hollywood, und ihre Rolle wird von Elizabeth Taylor übernommen. Andere Hauptrollen: Peter Finch, Dana Andrews.
[1953]
Die Defa verfilmt, mit Curt Bois in der Titelrolle Bertolt Brechts Bühnenstück "Herr Puntila und sein Knecht". Der Film wird in Wien unter der Regie von Alberto Cavalcanti hergestellt, der freilich durch seine mangelnden deutschen Sprachkenntnisse daran verhindert ist, die subtileren Nuancen des (für ihn ins Französische übersetzten) Brechtschen Dialogs zu verstehen.
[1953]
In dem F.A.Mainz-Europa-Film "Vergiß die Liebe nicht" führt Paul Verhoeven die Regie. Hauptdarsteller: Paul Dahlke, Luise Ullrich und Will Quadilieg. Kamera: Franz Weihmayr. Das Buch (von Juliane Kay) behandelt den Konflikt einer zwischen ihrem Berufsehrgeiz und ihrem Familienleben schwankenden Frau, die schließlich doch in der Familie ihr Glück wiederfindet, ohne ihren künstlerischen Ehrgeiz aufgeben zu müssen.
[1953]
Unter dem Titel "Nanga Parbat" erscheint bei Deutsche London der Film der Deutsch-Österreichischen Himalaja-Expedition. Der in Agfacolor unter der Leitung von Hans Ertl bearbeitete Film zeigt den Expeditionsleiter Karl Herrligkoffer und seine Mitarbeiter, Peter Aschenbrenner, Walter Frauenberger, Kuno Rainer, sowie die Bergsteiger Hermann Buhl, Otto Kempter und Hermann Köllensperger. Der Regisseur Hans Ertl ist in diesem Film sein eigener Kameramann.
[1953]
Es werden in der Bundesrepublik 15 Farbfilme hergestellt. Seit dem ersten Nachkriegsfarbfilm "Schwarzwaldmädel" (im Jahre 1950) beträgt die Gesamtziffer 30.
[1953]
Unter dem Titel "Der Komödiant von Wien" gestaltet Karl Paryla als Regisseur und Hauptdarsteller das Lebensbild des Schauspielers Alexander Girardi. In anderen Hauptrollen: Christi Mardayn, Angelika Hauff.
[1953]
Für seine Verdienste um das deutsche Filmschaffen wird Peter Ostermayr mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
[1953]
Unter der Regie von Wolfgang Liebeneiner spielen in dem Prisma-Film "Die Stärkere" die Hauptrollen Gertrud Kückelmann, Hans Söhnker, Antje Weisgerber, Maria Sebaldt, Harald Juhnke, Paul Henckels, Tilla Durieux. Das Buch (Walther v. Hollander) behandelt den Seelenkonflikt einer durch einen Unfall gelähmten Sängerin, die dem geliebten Mann keine Kinder mehr schenken kann. Musik: H. O. Borgmann. Kamera: Igor Oberberg.
[1953]
Mit Benutzung des (im Jahre 1945 von den Russen appropriierten Agfacolor-Verfahrens inszeniert Wolfgang Staudte für die Defa den nach Wilhelm Hauff bearbeiteten Märchenfilm "Die Geschichte vom kleinen Muck". Hauptdarsteller: Thomas Schmidt, Johannes Maus, Trude Hesterberg, Werner Peters, Friedrich Richter. Kamera: Robert Baberske.
[1953]
Unter dem Titel "Gehetzt" erscheint ein von Fritz Lang inszenierter United Artists-Film, der die Schwierigkeiten eines Vorbestraften schildert, sich ein neues Leben aufzubauen. Hauptdarsteller: Sylvia Sidney, Henry Fonda, Barton MacLane.
[1953]
Nach einer Novelle von W. F. Fichelscher schreibt Wolfgang Liebeneiner das Drehbuch für den von ihm selbst inszenierten Capitol-Prisma-Film "Das tanzende Herz", das Märchenthema einer dem Urbild eines jungen Mädchens ähnlichen Puppe, die zu scheinbarem Leben erweckt wird. Hauptdarsteller: Gertrud Kückelmann, Paul Hörbiger, Gunnar Möller, Paul Henckels, Maria Fris. Musik: Norbert Schultze. Kamera: Igor Oberberg.
[1953]
Nach einer starken Produktionsstockung zu Beginn des Jahres werden bis zu 80 Millionen für weitere Bundesbürgschaften zur Verfügung gestellt, so daß es im Laufe des Kalenderjahres immerhin zur Produktion von 100 Filmen kommt. In Bayern und Niedersachsen bevorzugt man Landesbürgschaften. In Hessen arbeitet man gemeinsam mit dem Bund, zumal die Bundesbürgschafts-Gesellschaft in Frankfurt ihren Sitz hat.
[1953]
In dem von Harald Braun nach einem Buch von Jochen Huth inszenierten NDF-Film "Solange du da bist" spielt O. W. Fischer die Rolle eines berühmten Regisseurs, der aus der Lebensgeschichte einer Komparsin (Maria Schell) einen Film macht, in dem Schein und Wirklichkeit verquickt werden. In anderen Hauptrollen: Hardy Krüger, Brigitte Horney, Mathias Wieman. Musik: Werner Eisbrenner. Kamera: Helmut Ashley.
[1953]
Die französisch-italienische Co-Produktion "Die letzte Etappe" wird von Robert Siodmak inszeniert. Hauptdarsteller: Gina Lollobrigida, Jean Claude-Pascal, Raymond Pellegrin, Peter van Eyck. Musik: Georgesde Parys.
[1953]
Für den von Hans Deppe inszenierten Berolina-Film "Wenn der weiße Flieder wieder blüht" schreiben Eberhard Kleindorff und Johanna Sibelius das Drehbuch nach einer Novelle von Fritz Rotter. Hauptdarsteller: Magda Schneider, Willy Fritsch, Hertha Feiler, Paul Klinger, Albert Florath; in der Rolle von Magdas „Filmtochter" ihre richtige Tochter Romy Schneider, die hier in ihrem allerersten Film spielt, und zwar noch unter dem Namen Romy Schneider-Albach. Musik: Franz Doelle. Kamera: Kurt Schulz.
[1953]
In einem Remake des berühmten Bergner-Films und unter Benutzung des alten Drehbuches von Carl Mayer und Paul Czinner inszeniert Josef von Baky den Fama-Europa-Film "Der träumende Mund". Maria Schell spielt die Rolle der Frau, die im Seelenkonflikt ihres Mitleids für den kranken Ehemann und ihrer Liebe für den faszinierenden Violin-Virtuosen keinen Ausweg mehr sieht; die beiden Männer werden von O. W. Fischer und Fritz van Dongen gespielt.
[1953]
Nach den Motiven der gleichnamigen Seemanns-Komödie schreiben Heinz Pauck und Per Schwenzen das Drehbuch für den von Helmut Käutner inszenierten Allianz-Film "Käpt'n Bey-Bey". Hauptdarsteller: Hans Albers, Lotte Koch, Rudolf Fernau und Renate Mannhardt. Musik: Norbert Schultze. Kamera: Friedel Behn-Grund.
[1953]
In dem von Hans Schweikart inszenierten NDF-Schorcht-Film "Muß man sich gleich scheiden lassen ?" spielen Ruth Leuwerik, Hardy Krüger, Hans Söhnker, Fita Benkhoff, Gustav Knuth, Therese Giehse, Paul Bildt die Hauptrollen. Im Mittelpunkt der Handlung steht das Erlebnis eines Rennfahrers, der nach einem Irrweg mit einer anderen Frau wieder zu der eigenen zurückfindet.
[1953]
Im Milieu der unmittelbaren Nachkriegszeit in Oberitalien spielt der von Josef v. Baky inszenierte Magna-Film "Tagebuch einer Verliebten", mit Maria Schell und O. W. Fischer in den Hauptrollen.
[1953]
In dem von Henri Verneuil nach eigenem Drehbuch inszenierten Film "Der Bäcker von Valorgue" spielt Fernandel die Titelrolle des eigensinnigen Bäckers, der den Mitbürgern des Dorfes ihr tägliches Brot verweigert, bis ein Familienkonflikt zur allgemeinen Zufriedenheit geklärt ist.
[1953]
In eigener Produktion inszeniert Hans Domnick unter dem Titel "Der goldene Garten" einen farbigen Dokumentarfilm von den Naturschönheiten sowie der technischen Wunderwelt Kaliforniens.
[1953]
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Filme aus dem Jahr 1953
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- DAS GEWAND (>The Robe<)
Centfox. Regie: Henry Koster. Buch: Philip Dünne (nach Lloyd C. Douglas und Gina Kaus). Hauptdarsteller: Richard Burton, Jean Simmons, Victor Mature, Michael Rennie, Jay Robinson, Ernest Thesiger. Musik: Alfred Newman. Kamera: Leon Shamroy. - Thema des Films ist der Weg nach Golgatha; die entsprechend großzügige Ausstattung und Besetzung versteht sich also von selbst. Seine filmgeschichtliche Bedeutung hat das Werk jedoch dank der erstmaligen Verwendung des Cinemascope- Breitwandverfahrens in einem abendfüllenden Spielfilm.
[1953] - DIE WÜSTE LEBT (>The Living Desert<)
Walt Disney. Buch und Regie: James Algar. Musik: Paul Smith. Kamera: N. Paul Kenworty und Robert H. Crandall. Ein Dokumentarfilm mit ungewöhnlich anschaulichen Bildern aus Flora und Fauna von Kalifornien, Texas, dem „Todestal" in Nevada und dem Rio Grande. - Filmgeschichtlich bemerkenswert, weil Disney hier zum ersten Mal seine bisher nur dem Zeichentrickfilm gewidmete Arbeit in den Dienst der Dokumentarfilm-Produktion stellt.
[1953] - EIN HERZ UND EINE KRONE (>Roman Holiday<)
Paramount. Regie: William Wyler. Buch: Ian McLellan Hunter. Hauptdarsteller: Gregory Peck, Audrey Hepburn, Eddie Albert, Harcourt Williams, Tullio Carminati, Margaret Rawlings, Hartley Power. Musik: Georges Auric. Kamera: Frank F. Planer. - Bei einem Staatsbesuch in Rom entweicht eine junge Prinzessin dem Hofzeremoniell und gerät an einen amerikanischen Journalisten, der sich der „Obdachlosen" annimmt, ohne zunächst zu ahnen, wer sie ist. Die beiden erleben ein liebenswürdig sentimentales Idyll, aus dem die Prinzessin zu ihren höfischen Pflichten und der Journalist zu den seinen zurückkehrt. Für die Hepburn ist dieser Film der Durchbruch zum Weltruhm.
[1953] - GELIEBTES LEBEN
Filmaufbau Göttingen. Buch und Regie: Rolf Thiele. Hauptdarsteller: Ruth Leuwerik, Carl Raddatz, Albert Lieven, Karl Ludwig Diehl. Musik: Norbert Schultze. Kamera: Kurt Hasse. Ein Film, der im gutbürgerlichen Milieu in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg beginnt und über fast ein halbes Jahrhundert bis zu der wirren Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg das Leben einer deutschen Familie schildert.
[1953] - ICH UND DU
F.A. Mainz-Emelka. Regie: Alfred Weidenmann. Hauptdarsteller: Hardy Krüger, Lieselotte Pulver, Lucie Mannheim, Doris Kirchner, Claus Biederstaedt, Ursula Herking, Hans Hermann Schaufuß. Kamera: Franz Weihmayr. Der Film spielt im Milieu der Nachkriegszeit und behandelt den durch wirtschaftliche Schwierigkeiten entstandenen, aber schließlich doch glücklich gelösten Ehekonflikt eines jungen Paares.
[1953] - KÖNIGLICHE HOHEIT
Filmaufbau Göttingen. Regie: Harald Braun. Buch: Georg Hurdalek und Erika Mann (nach dem Roman von Thomas Mann). Hauptdarsteller: Ruth Leuwerik, Dieter Borsche, Lil Dagover, Mathias Wieman, Paul Henckels, Heinz Hilpert, Curt Vespermann. Kamera: Werner Krien. Bauten: Walter Haag. Hier ist Thomas Manns Jugendroman von dem mit einer amerikanischen Milliardärstochter verlobten Kronprinzen eines finanzschwachen Duodezstaates (ein extrem kleiner Zwergstaat) zu einer filmischen Gestaltung gelangt, der es weder in der Milieuschilderung noch in der Menschendarstellung an dem liebenswürdig ironischen Humor fehlt, der das Buch zu einem der Meisterwerke seines Schöpfers macht.
[1953] - PÜNKTCHEN UND ANTON
Rhombus-Ring-Herzog. Regie: Thomas Engel. Buch: Maria Osten-Sacken (nach dem gleichnamigen Roman und Theaterstück von Erich Kästner). Hauptdarsteller: Paul Klinger, Hertha Feiler, Heidemarie Hatheyer, Sabine Eggerth, Peter Feldt, Jane Tilden, Hans Putz, Annie Rosar. Musik: Herbert Trantow. Kamera: Franz Weihmayr. - Der Film hält sich an Kästners berühmte Geschichte von den beiden Kindern, deren echte Menschlichkeit soziale Schranken überbrückt und eine zerrüttete Ehe rettet.
[1953]
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