Über das Studio an der Havel :
Am nächsten Morgen eine Fahrt durch Grüne Wälder
Vom Hotel in Spandau bis zum Studio in der Havel-Allee am Rand von Charlottenburg sind es nur 3 Kilometer. Unter "Havel-Allee" darf man sich aber keine Allee mehr vorstellen, das ist vermutlich 100 Jahre her.
Die beiden Studios liegen direkt am Wasser an der Havel in einer einsamen und verkehrsmäßig sehr ruhigen Gegend, und damit akustisch natürlich ideal für Innen und Außenaufnahmen - auch für reinen Ton. Das Ambiente ist prädestiniert für Filmschaffende, es ist einfach schön hier, richtig schön, eigentlich eine kleine versteckte Idylle. Man könnte dabei fast das Arbeiten vergessen.
Die Studios und Gebäude haben eine längere illustre Geschichte . . .
Die derzeitige Studioleiter ist der sympatische Jonathan, der uns so ein bißchen erzählte, was es dort schon alles zu erleben gab. Mein Cousin in Berlin kennt die Geschichte (ergänzend) etwas anders. Ganz früher war es ein Tanzsalon für die Berliner Oberklasse, die sich privat weit "vom Schuss" und vor allem ganz ungezwungen "vergnügen" wollte und hier auch konnte.
In Paris wäre es das vergleichbare Etablissement "Molin Rouge", hier eben ein weit abgelegener "Tanzsalon", die Historie spricht lediglich von einem "Ausflugslokal" mit einem 600qm Tanzsaal. Innen in diesem großen Studio erkennt man noch die ehemals riesigen Fenster, inzwischen zugemauert und alles komplett schwarz angemalt bzw. ausgemalt.
In der ebenerdigen Keller-Etage gibt es mehrere sehr große Räume, fast Säle, für die Schauspieler und Komparsen und die Requisiten usw.. Nebenan steht eine Verwaltungsvilla und etwas weiter ab das etwas kleinere (Ton-) Studio 2.
Ein in der privaten Fernsehbranche sehr bekannter ehemals Wiesbadener Fernseh- oder Unterhaltungs- "Macher" hatte nach seinem Start mit der "VideoThek TV Programm Gesellschaft" in Wiesbaden, später dann Mainz- Kastel und dann in Berlin, diese beiden Studios gemietet und wollte den Film- und Fernsehmarkt so richtig aufrollen. Dazu hatte er sogar einen 4 Kamera Fernseh-Ü-Wagen mit sehr aufwendigem 52kanaligem Stereomischpult bauen lassen. Der Konkurs des Überfliegers kam 2002 und der Berliner Bezirk blieb auf erheblichen (Miet-) Schulden sitzen. - Inzwischen werden kleinere aber solide Brötchen gebacken und der Größenwahn ist ausgebremst.
Im Studio war es zum Aufbauen bereits "angenehm" warm.
An diesem ersten Tag haben wir versucht, unsere Kameras auf die "Stative" - das sind unsere Vinten-Pumpen - zu setzten und die drei weiteren Pumpen (aus dem Fundus des unterkellerten Studios) überhaupt mal zusammen zu bauen. Englische Zollschrauben sind im Moment (auch bei uns) wirklich rar und die braucht man unbedingt, wenn man Vinten Neigeköpfe auf Vinten Pumpen schrauben soll oder muß. Damit war der Vormittag fast rum und alle 4 Kameras sahen richtig gut aus. Daß davon nur eine Kamera wirklich brauchbare Bilder geliefert hatte (also brauchbar im Sinne echter Studio Qualitäts-Norm), kam dem Regisseur sogar gelegen.
Beim Aufbau wurden mit vielen Scheinwerfern "probe-ge-leuchtet" und auf einmal wurde es richtg warm im Studio. Jetzt wurde auch deutlich spürbar, daß dort mit Kilowatt an Lichtleistung gewaltig geklotzt wurde. Im Laufe der nächsten 4 Tage war dann auch für den Laien einfach zu erkennen : Das Licht macht die Stimmung und das Ambiente und der Film (also nicht nur das Fernsehen) braucht auch heute immer noch viel Licht.
An unserem ersten Tag wußten wir auch noch nicht, wozu denn dieses große Gerüst aufgebaut worden war, daß uns so viel Mühe gemacht hatte. Es war der Ständer für eine riesige leuchtend grüne Plane einer sogenannten "Green-Box". Manche alten Fernsehleute mögen sich noch an die allererste "Blue-Box" erinnern, mit der man - jedenfalls beim Fernsehen - einen xbeliebigen Hintergund hinter zwei Gesprächspartner "zaubern" (besser gesagt: einblenden) konnte.
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Hier wird der Strom gemacht, also der Strom, der eben nicht aus der Steckdose kommt.
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