"Ku'damm 63" Der UFA-Fiction Dreh in Berlin im Metropol Haus
Im August 2020 wurden einige Szenen des 3 Dreiteilers "Ku'damm 63" in dem seit einiger Zeit wieder geschlossenen Berlin-Schöneberger Veranstaltungshaus (und ehemaligem Konzerthaus und dann Kino) Namens "METROPOL" ergänzt. Dieser Dreiteiler ist die Folge der ersten beiden Trilogien Ku'damm 56 und Ku'damm 59.
Die Handlungen spielen natürlich auch wieder in Berlin und jetzt in den Jahren 1962 und 1963, wobei bei einer fiktiven Eurovisions Vorauswahl in einem großen Veranstaltungssaal unsere historischen 1964er Fernsehkameras gefragt waren.
Die waren bei den Aufnahmen zu Ku'damm 59 auch dabei und mehrere Minuten in dem eigentlichen Film und dazu in allen "Vorspännern" zu sehen. Doch jetzt sind wir wieder 4 Jahre weiter und noch ist das bundesdeutsche Farbfernsehen in weiter Ferne. Diese Kamera-Type der FESE KOD und KOE sowie KOF wurde bis etwa 1967/68 eingesetzt.
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Beinahe einen dicken Flop gelandet - die Stative beinahe zu groß
Nach mehreren Befragungen der beinahe letzten lebenden Zeitzeugen aus jener Zeit, teilweise 84 und 86 Jahre alt, waren diese Schwarz-weiß- Röhrenkameras der Darmstädter Robert Bosch Fernseh GmbH in den Studios und auch bei Außenübertragungen in den Konzerthallen und bei großen Veranstaltungen bereits auf den sogenannten Vinten-Pumpen montiert.
Die alten bekannten Holzstative samt dreirädrigem Dollywagen von Max Killi aus München waren nur noch selten auf den glatten Böden dieser Häuser im Einsatz, im Studio schon gar nicht mehr.
Also versuchte ich mehrfach, den Requisiteur und die Regisseurin davon zu überzeugen, daß wir in 1962/63 von den Holzstativen abgehen sollten (um den zeitlichen Kontrast oder Fortschritt zu 1959 darzustellen) und mit diesen schweren großen und beeindruckenden Vinten-Stativen agieren sollten.
Doch wurde aus mannigfaltigen Gründen zugunsten der älteren Holzstative entschieden und ich baute diese vor dem Transport bei uns in Wiesbaden nochmal zusammen mit den Kameras auf.
Bei Ausladen im Hof des METROPOL war die Welt noch in Ordnung und die Kameras saßen auf den Stativen bombenfest drauf und die Dollywagen ließen sich wunderbar rollen.
Doch dann kam es knüppeldicke. Dieses METROPOL Haus hatte und hat nur einen einzigen klitzekleinen Aufzug, einen Versorgungs- und Lastenaufzug von etwa 1 (ein) Quadratmeter Fläche. Entsprechend klein waren die Aufzugstüren auf beiden Seiten und die bereits zusammengebauten Kameras mußten in den ersten Stock, das ist der große Saal und das dortige Erdgeschoß.
Es waren wirklich nur 0,5cm Spiel auf einer Seite und das beim ganz besonders sorgfältigen Hereinrollen in diesen Aufzug, der dann auch noch mit allen Tricks in Bewegung gesetzt werden mußte.
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Die Vinten Pumpen hätten gar nicht befördert werden können.
Und das wäre extrem peinlich gewesen, denn das wußten weder der Requisiteur noch ich, daß es dort solche logistischen Schwächen gibt.
Bei meiner Vorabrecherche im Internet über das METROPOL Gebäude und die Park- und Anfahrtmöglichkeiten war mir aber bereits vorher aufgefallen, daß in diesem Haus seit 30 Jahren mehrere (oder sogar alle) Betreiber oder Pächter hintereinander gescheitert waren (Pleite gemacht hatten). Das ganze METROPOL Gebäude ist heutzutage nicht mehr zeitgemäß zu bewirtschaften.
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Ganze Artbeit der Bühnen- und Kulissenbauer samt der Beleuchter
Da nach jeder Pleite sich die Eigentümer oder Verwalter erst mal die Augen reiben und erstmal gar nichts mehr machen, ist das ganze Haus verrottet oder versifft. Und mit geschickter Beleuchtung kann man da wunderbar darüber hinweg täuschen.
Die Innen-Beleuchtung im Sichtbereich der beiden Kameras mitsamt der blauen Vorhänge auf der Bühne strahlten wie neu und es sah wieder richtig authentisch aus.
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- Wenn der Film zum ersten Male im Fernsehen gelaufen ist, kommen noch ein paar weitere Fotos.
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Hier ein Blick auf den "Tross", der zum Film-Dreh gehört
Die Motzstraße war ausgehend vom Nollendorfplatz und dem Drehort METROPOL auf beiden Seiten mit recht großen Fahrzeugen aller Art gefüllt und selbst das war schon knapp.
Wegen der Vorsichtsmaßnahmen bezüglich der Corona Pandemie waren wir vom Team alle mit Masken "verkleidet". Und 3 Wochen später kann ich sagen, zumindest ich habe keine Krankheits-Symtome mitgebracht.
Die ganzen Vorsichtsmaßnahmen waren zwar durchaus lästig und unbequem und wenig komfortabel - dafür aber erfolgreich.
Zwei Catering-Fahrzeuge versorgten etwas mehr als 80 Personen. Mehr als die Hälfte davon waren die angeheuerten Komparsen in ihren historischen "Klamotten" (Kostümen).
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Für die Gesangsveranstaltung kam das fiktive Fernsehen
Die ganze aufgebaute und ins Jahr 1962 zurück datierte Show-Veranstaltung war eine fiktive Interpreten-Auswahl mehrerer Gesangsdar- bietungen mit einer kleinen 7 Mann Combo.
Da durfte das Fernsehmuseum natürlich nicht fehlen. Und wie bei dem letzten Dreh in 2017 in den CCC BRAUNER FIlmstudios in Spandau an der Havel, es muß alles so echt wie möglich aussehen.
Die Kameramänner, also die angestellten Komparsen, haben natürlich während des Drehs ihre Masken abnehmen müssen, danach aber sofort wieder aufgesetzt.
Auch das dicke rote 50m Original- FESE Kamer- kabel hatte ich quasi in letzter Minute aus Bremen mitgebracht. Dort wurde es von den dortigen Radio-Bremen Museums-Kollegen fast schon verbissen vor dem Entsorgen gehütet. Die fast 50 Kilo sind zwar sehr sehr schwer, doch verbessert das die Authentizität der trägen Kamerbewegungen und dafür sind wir hier in Wiesbaden sehr dankbar.
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"Gedreht" wurde wieder mit 2 richtigen E-Kameras
Selbstverständlich waren das modernste elektronische digitale Studiokameras. Von "Drehen" kann da jetzt wirklich keine Rede mehr sein, da dreht sich (fast) nichts.
Mit ferngesteuerten Stativen und Schwenk- und Neigeköpfen und allen anderen hilfreichen Tricks wurden die Szenen recht zügig aufgenommen und der Regisseurin quasi live an den 16:9 Kontroll- monitoren sofort vorgespielt.
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Wie gesagt - weitere Bilder kommen nach der Erst-Aufführung / Erst-Ausstrahlung im März 2021
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