Teil einer Lebens-Biografie von Curt Riess
Der Journalist, Reporter, Auslandskorrespondent und Schriftsteller Curt Riess (1902-1993) hat in dieser in 1956/57 verfassten biografischen Zusammenstellung der Ereignisse in Berlin von 1945 bis 1953 eine Art von Roman-Form gewählt und sehr viele Daten, Personen und Einzelheiten aus der Film- und Kino-Welt untergebracht. Eigentlich ist es eine erweiterte Biografie aus seinem Leben. Sonst ist es ist es leider (im gedruckten Original) eine reine - nicht besonders lesefreundliche - Buchstabenwüste.
Zur Geschichte der Berliner Kinos gehört natürlich auch das Ende des 2. Weltkrieges in Berlin und die politische Entwicklung danach. Die einführende Seite beginnt hier.
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Dritter Teil
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WIEDER IM SCHEINWERFERLICHT
ICH war, als sich die letzten Ereignisse abspielten, nicht mehr in Berlin. Ich war, zum erstenmal seit Kriegsende, in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt, um Ferien zu machen und um ein Buch zu schreiben, in dem die Propagandamethoden von Joseph Goebbels zum erstenmal analysiert und entlarvt werden sollten.
Während ich es schrieb, wurde mir erst klar, in welchem Maße die Russen diese Propagandamethoden von Goebbels übernommen hatten - soweit dieser sie nicht von ihnen übernommen hatte.
Es ist kein Zufall, daß ich um die gleiche Zeit einen Artikel über den russischen Schriftsteller Ilja Ehrenburg schrieb, während des Krieges und nachher der wichtigste Propagandist der Sowjetunion.
Der Artikel erschien ursprünglich in Frankreich und in der Schweiz und wurde dann von der amerikanischen »Neuen Zeitung« in Berlin nachgedruckt, was mir von nun an den Titel eines »Agenten der Wallstreet« in den kommunistischen Blättern eintrug.
24. Januar 1948
Ich war nicht in Berlin, als die Russen am 24. Januar 1948 zum erstenmal einen britischen Militärzug an der Zonengrenze anhielten und zwei Wagen mit deutschen Reisenden abhängten; oder als zwei Wochen später der amerikanische Militärzug angehalten wurde, um deutsche Reisende zu kontrollieren, was gegen die getroffenen Vereinbarungen verstieß.
Ich war nicht in Berlin, als zahlreiche Ausfallstraßen von den Russen aufgerissen wurden, so daß nur noch wenige benutzbar waren; nicht, als im Februar und März sich die Gerüchte mehrten, die Russen würden eine Blockade über Berlin verhängen.
Solche Hinweise erhielten die Amerikaner, Briten und Franzosen hundertfach von Berlinern - und die Berliner erhielten dafür nichts als ein mitleidiges Lächeln. Niemand glaubte ihnen.
20. März 1948
Ich war nicht in Berlin, als am 20. März die sowjetische Delegation den Kontrollrat verließ; als am 1. April Marschall Wassilij Sokolowsky an die Generale Clay und Robertson ein Schreiben richtete, worin verlangt wurde, daß sowjetische Militärpolizei den alliierten Verkehr von und nach Berlin in den Militärzügen und auf der Autobahn kontrollieren dürfe.
5. April 1948
Ich war auch noch nicht in Berlin, als am 5. April ein sowjetisches Jagdflugzeug mit einem britischen Militärflugzeug über Berlin zusammenstieß und beide abstürzten.
Hunderte von Augenzeugen bestätigten, daß der sowjetische Pilot Schuld hatte. Knapp eine Stunde nach der Katastrophe telefonierte denn auch Marschall Sokolowsky an General Robertson, drückte ihm sein Bedauern über das Vorkommnis aus und schlug eine gemeinsame Untersuchung des Vorfalls vor.
Vierundzwanzig Stunden später aber schrieb er an Robertson einen Brief, in dem er »gegen das provokatorische Verhalten der Westpresse«, die dem sowjetischen Piloten die Schuld gab, Protest einlegte und feststellte, daß nach den Erhebungen der sowjetischen Untersuchungskommission die Schuld bei den Briten liege, die die Flugvorschriften verletzt hätten.
Eine Untersuchungskommission, bestehend aus den vier Besatzungsmächten, lehnte er ausdrücklich ab.
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Frühjahr 1948 in Paris und Zürich
Damals war ich in Paris und Zürich. Ich sprach mit europäischen Politikern und mit Redakteuren großer Zeitungen. Ich war erstaunt und erschüttert über den allgemeinen Pessimismus. Es war ein offenes Geheimnis, daß die Russen »einer dieser Tage« ganz Europa besetzen würden.
Es hing ganz davon ab, wann sie Lust dazu verspürten. Ein Widerstand des Westens kam überhaupt nicht in Frage.
Hatten nicht prominente Amerikaner erklärt, Europa könne bestenfalls jenseits der Pyrenäen verteidigt werden? Es gelang mir nicht - und es ist mir seither nie gelungen - festzustellen, welche prominenten Amerikaner wann und wo eine solche Äußerung getan hatten.
Aber es war ja gleichgültig, ob dergleichen gesagt worden war. Wenn die Russen damals hätten marschieren wollen, hätte nichts sie daran hindern können, bis zum Kanal, zum Atlantischen Ozean oder auch zu den Pyrenäen vorzustoßen. Nichts - außer Berlin.
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In ganz Europa gab es auf einmal Angst
Ich saß in einem Zürcher Cafe und las die Schweizer, Pariser, Londoner, Brüsseler Zeitungen und die aus Berlin oder besser, aus Westberlin. Und mir schien, daß nirgends ein wirklich entschiedener Ton gegen die Russen angeschlagen wurde, außer in den Berliner Zeitungen.
Sie, deren Redakteure und Mitarbeiter nur einige Kilometer von den Russen entfernt leben und abends nie wissen konnten, ob sie nicht im Verlaufe der Nacht von den Russen gefangengenommen werden würden, riskierten zu sagen, genau zu sagen, was sie von den Russen dachten.
Die Leute, die ich in Zürich sprach - in der Halle des Baur au Lac, im Savoy, in dem herrlichen Hotel Dolder auf dem Zürichberg, in der Schifflände Bar, in der Pfauenbar, sagten, wenn die Amerikaner Berlin räumten, dann würden sie selbst sich nicht eine Sekunde länger der Illusion der Sicherheit hingeben. Sie würden sich so schnell wie möglich Visen für Südamerika besorgen. Denn Europa wäre dann verloren. »Warum ist Europa dann verloren?« fragte ich.
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Engländer und Franzosen waren überhaupt nicht wichtig
»Wenn die Alliierten, oder sagen wir ruhig, wenn die Amerikaner, die ja die anderen mit sich ziehen, Berlin aufgeben, dann bedeutet das, daß sie Europa aufgeben«, sagten mir meine Freunde.
»Wir zweifeln nicht daran, daß die Amerikaner irgendwann einmal Europa wieder befreien werden, aber wir ziehen es vor, diesen Tag in Buenos Aires oder Rio de Janeiro zu erleben anstatt auf einem Friedhof in Zürich!«
An diesem Tag begriff ich zum erstenmal, daß Berlin mehr war als eine Stadt.
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Berlin war Europa geworden.
Und in einer dieser Nächte telefonierte ich mit dem Botschafter Robert Murphy, der damals politischer Berater für General Clay in Berlin war. Murphy oder, wie wir ihn nannten, »Bob«, war ein alter Freund, und ich hielt ihn -halte ihn immer noch - für einen der wenigen Menschen, die man Politiker nennen kann.
Ich erzählte ihm nicht, daß ein paar tausend reiche Schweizer, Franzosen, Italiener sich nach Südamerika begeben würden, falls Berlin von den Westmächten aufgegeben würde. Ich wußte, daß es nichts gab, was ihn weniger interessiert hätte.
Ich sagte vielmehr: »Bob, Sie wissen, wenn wir Berlin heute verlassen, wird morgen die Hälfte der Bevölkerung Europas der kommunistischen Partei beitreten!«
Eine lange Pause entstand. Ich wußte genau, was Bob jetzt dachte, nämlich, daß die Russen jedes Gespräch abhörten, das mit Berlin geführt wurde.
Schließlich antwortete Murphy: »Sie haben doch nicht unsere Verabredung vergessen, nicht wahr? Sie kommen zum Lunch?«
»Natürlich«, sagte ich. Am nächsten Morgen stieg ich ins Flugzeug.
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Juni 1948 - Um elf Uhr war ich wieder in Berlin.
Um diese Zeit war Berlin zwar noch nicht endgültig von Westdeutschland abgeschnitten, aber der Güterverkehr und die Binnenschiffahrt waren bereits »vorübergehend« eingestellt.
Deutsche mit gültigen Interzonenpässen wurden an der Zonengrenze zurückgewiesen, wenn sie keine Einreisegenehmigung in die sowjetische Zone hatten.
Am 12. Juni 1948 wurde die Elbbrücke bei Hohenwarthen, über die sich der gesamte alliierte Autoverkehr zwischen dem Westen und Berlin abspielte, wegen »dringend erforderlicher Reparaturen« gesperrt.
Noch konnten wir nach Berlin und aus Berlin heraus, aber wir mußten einen enormen Umweg machen. Vier Tage später wurde uns mitgeteilt, daß wir nachts nicht mehr im Auto nach Berlin fahren könnten.
»Eines Tages werden die Russen entdecken, daß die gesamte Strecke von Berlin nach Helmstedt reparaturbedürftig ist und werden sie sperren«, sagte ich zu Robert Murphy, »und dann sitzen wir in der Falle.«
Es kam schneller, als ich gedacht hatte.
Am 18. Juni wurde in den Westzonen (relativ überraschend) die Währungsreform durchgeführt. Je zehn Reichsmark wurden zu einer deutschen Mark, genannt D-Mark, abgewertet.
Die Russen schlossen daraufhin ihre Zone hermetisch ab, verboten ausdrücklich die Einführung der neuen D-Mark nach Berlin und kamen vier Tage später, am 22. Juni, ihrerseits mit einer neuen (Ost-) Mark heraus, die nichts anderes war als die alte mit aufgeklebten briefmarkenähnlichen Gebilden. Sie erklärten, diese neue Mark habe in ganz Berlin Gültigkeit, auch in den westlichen Sektoren.
24. Juni 1948 - die D-Mark gilt in West-Berlin
Wiederum zwei Tage später, am 24. Juni, führten die westlichen Kommandanten die neue westliche D-Mark in Westberlin ein. Im gleichen Augenblick begann die Blockade.
Die Russen verboten, daß Waren aus dem Ostsektor Berlins in die Westsektoren geschafft würden. Sie stellten die Kohlenlieferungen von Ost- nach Westberlin ein, ebenso die Auslieferung von Lebensmitteln, Milch sowie von elektrischem Strom.
Und, wie nicht anders zu erwarten war: der Güter- und Personenverkehr auf der Strecke Berlin - Helmstedt wurde völlig eingestellt, und zwar »infolge einer technischen Störung«.
Aber der zuständige »Generalmajor Kwaschnin war dabei, alle notwendigen Anordnungen zu erlassen, um die Strecke schnellstens wieder in Ordnung zu bringen«.
Die Russen mußten die Schlappe der SED Wahl auswetzen
Die Russen hatten viele Gründe dafür, Berlin zu blockieren, und sie waren nicht unschwer zu erraten. Da war vor allem die Schlappe, die sie am 20. Oktober 1946 erlitten hatten, die irgendwie ausgewetzt werden mußte.
Aber es war den Russen unmöglich, die Berliner Bevölkerung auf die Knie zu zwingen, solange diese einen zumindest moralischen Rückhalt in den drei westlichen Besatzungsmächten besaß. Nicht nur aus diesem Grunde war ihnen die Anwesenheit der Westmächte in Berlin peinlich.
Solange diese in Berlin waren, konnten sie sich jederzeit ein richtiges Bild über die Verhältnisse der sowjetischen Zone und darüber hinaus über die Vorgänge hinter dem Eisernen Vorhang machen.
Die russische Erkenntnis der mangelnden Überzeugungskraft
Fernerhin wußten die Russen um diese Zeit schon, daß es ihnen nicht gelingen würde, in absehbarer Zeit ganz Deutschland in der von ihnen gewünschten Form zu »demokratisieren«.
Also gab es nur die klein-deutsche Lösung. Das heißt, die Russen mußten versuchen, ihre eigene Zone hermetisch vom Westen abzuschließen und völlig zu bolschewisieren.
Aber wenn es schon schwer fiel, aus den Deutschen, die nun einmal keine Revolutionäre waren, Bolschewisten zu machen, mußte die Aufgabe unlösbar sein, solange die Bewohner der Ostzone, vor allem die Bewohner Ostberlins, an Ort und Stelle den Unterschied feststellen konnten zwischen wahrer Demokratie und dem, was sich die Russen darunter vorstellten.
Schließlich und endlich aber handelte es sich hier um eine Kraftprobe ganz allgemeiner Art, um eine, die nach menschlichem Ermessen für die Russen gar nicht zu verlieren war. Sie jedenfalls konnten sich nicht vorstellen, daß die Amerikaner, Briten und Franzosen es darauf ankommen lassen würden, zweieinhalb Millionen Menschen - die Einwohnerschaft von Westberlin - dem Hungertod preiszugeben. Eher würden sie abziehen.
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Die Russen wollten ein Exempel statuieren
Und dies mußte in Berlin selbst, in ganz Deutschland, ja, in ganz Europa, einen tiefen Eindruck hinterlassen.
Überall würden die Menschen begreifen, daß Amerika nicht gewillt oder nicht in der Lage war, sich schützend vor eine Stadt oder ein Land zu stellen, wenn die Russen beschlossen hatten, diese Stadt oder dieses Land zu besetzen.
Überall würden die Menschen daraus die Konsequenz ziehen, das heißt, in die kommunistische Partei eintreten. Kurz, für die Russen schien die Blockade Berlins ohne jedes Risiko. Sie mußte mit einem sowjetischen Sieg enden.
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Mein Freund Karl Schwarz hatte es "gerochen"
Mein Freund Karl Schwarz, der um diese Zeit immer noch einer der leitenden Männer in dem sowjetisch lizensierten Nachrichtenbüro ADN war, hatte die Blockade Schritt für Schritt kommen sehen.
Er erkannte früher als alle anderen, wie raffiniert Oberst Tulpanow die Angriffe der kommunistischen Presse und des kommunistischen Rundfunks gegen die Amerikaner von Tag zu Tag steigerte, und daß kaum noch ein Tag verging, ohne das General Clay als »Obergangster« angegriffen wurde.
Schwarz' Stellung brachte es mit sich, daß die Russen ihm gegenüber gelegentlich aus der Schule plauderten, obwohl ihr Vertrauen nicht unbegrenzt war, denn schließlich war er ein Deutscher.
Über seinen Schreibtisch liefen alle Nachrichten, die mit der Blockade zusammenhingen, über sein Telefon die meisten Gespräche, in denen die sowjetischen Presseoffiziere auseinandersetzten, wie man die Blockademaßnahmen den Lesern der Ostpresse schmackhaft machen müsse.
Und dann traf ich ihn - natürlich heimlich
Und jetzt, nachdem die Blockade eine vollendete Tatsache war, traf ich Schwarz in einem abgelegenen Cafe, und er berichtete:
»Von Anfang an war das Wort >Blockade< bei den Russen verpönt. Die ersten Schwierigkeiten wurden als >strengere Kontrolle des illegalen Handels< bezeichnet. Wir mußten Nachrichten lancieren, daß aus dem Westen Hamsterer in die Ostzone kämen, um die dortige Bevölkerung >auszuplündern<. Wir entdeckten, daß Westberliner ganze Lastwagen voll Möbel, Textilien und Eßwaren nach Westberlin >verschleppen< wollten. Kurz, es war eine richtiggehende wirtschaftliche Ausplünderung der >sowjetischen Besatzungszone< im Gange! Ende März, also rund zwei Monate vor Beginn der Blockade, fuhr ich zu Major Faktorowitsch. Ich traf ihn im Gespräch mit Schenja Kazewa, einer hübschen jungen Dame aus Leningrad, die innerhalb des sowjetischen Nachrichtendienstes seine rechte Hand war und im Privatleben die Freundin General Kotikows sein sollte. Ich sagte: >Ich möchte von Ihnen Richtlinien haben, wie wir uns gegenüber den fortgesetzten Verleumdungen der Westpresse über eine angebliche Abschnürung Westberlins durch die sowjetischen Behörden verhalten sollen.<
Sie sehen, ich wählte eine typisch kommunistische Formulierung.
Eine typisch kommunistische "Formulierung"
Man mußte es tunlichst vermeiden, die Dinge beim rechten Namen zu nennen ... Faktorowitsch überlegte seine Antwort eine ganze Zeit. Dann erklärte er:
>Die sowjetischen Behörden haben natürlich das Recht zu einer genauen Kontrolle der Zonengrenze, Genosse Schwarz. In Westberlin hat sich nun eine Agentur der westlichen Imperialisten unter Führung Clays und Howleys eingenistet. Sie wollen von Berlin aus den demokratischen Aufbau in unserer Zone stören. Sie entsenden Spione, und sie rauben Westberlin aus. Nun, wir haben die Westmächte nicht nach Berlin gelassen, um ihnen zu gestatten, von hier aus das deutsche Volk gegen die Sowjetunion aufzuhetzen. Wir haben sie nach Berlin kommen lassen, damit sie gemeinsam mit uns ein friedliches, fortschrittliches, entmilitarisiertes und demokratisches Deutschland aufbauen. Sie haben aber seit Monaten gesehen, wie Clay das sabotiert. Die Westmächte haben überhaupt kein Recht mehr, sich in Berlin aufzuhalten. Ihre Anwesenheit ist eine Provokation!<
In diesem Augenblick mischte sich auch Frau Kazewa ins Gespräch.
>Ihre Aufgabe, Genosse Schwarz, besteht darin, der deutschen Öffentlichkeit klarzumachen, daß es im Interesse der Deutschen selbst liegt, daß die Amerikaner und die Briten aus Berlin verschwinden. Die Sowjetunion sieht Berlin als die Hauptstadt eines geeinten Deutschlands an. Die Imperialisten dagegen sind nur hierhergekommen, um Deutschland zu spalten. Das deutsche Volk darf sich das nicht bieten lassen. Und ich sage Ihnen, die Amerikaner werden von hier verschwinden !<
Nun wußte ich, was die Glocke geschlagen hatte. Als die Nachricht kam, daß die letzten Eisenbahnverbindungen mit dem Westen abgebrochen waren, rief ich Major Faktorowitsch an. >Was sollen wir melden?< Faktorowitsch, am anderen Ende der Leitung, lachte. >Aber ganz einfach, Genosse Schwarz, schreiben Sie von vorübergehenden Verkehrsschwierigkeiten. Es sind seit langem Reparaturen notwendig. Kwaschnin kann die Reparaturen nicht mehr aufschieben.<
So entstand aus einem Telefongespräch zwischen einem russischen Presseoffizier und einem deutschen Redakteur die >historische Formulierung< der Blockade von zweieinhalb Millionen Menschen als >Verkehrsschwierigkeiten<«, beendete Schwarz seinen Bericht. An dieser Formulierung hielten die Russen dann auch während der ganzen Blockade fest.
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23. Juni 1948 . der Tag vor der Blockade
EINEN Tag vor Ausbruch der Blockade, am 23. Juni, war es im Stadthaus, wo die Berliner Stadtverordneten zusammentraten, zu unbeschreiblichen Szenen gekommen.
Dies Stadthaus lag tief im sowjetischen Sektor, und diesen Umstand benutzten die Russen, um die Vertreter Berlins zu terrorisieren.
Sie luden Tausende von jungen Menschen auf Lastwagen, fuhren sie bis vors Stadthaus und ließen sie dort Krach schlagen. Viele drangen in den Sitzungssaal ein und machten eine Zeitlang jede geordnete Arbeit unmöglich.
Als der Tumult gefährliche Aspekte annahm, ging eine Frau auf die Tribüne. Sie war klein, schmal, zerbrechlich.
Unter stark ergrautem Haar sah man ein kluges, gütiges Gesicht, intelligente Augen hinter einer etwas zu großen Hornbrille. Die Frau war einfach, vielleicht ein wenig zu spießbürgerlich angezogen. Sie wirkte ernst und gefaßt, aber keineswegs nervös. Und es wurde ganz still im Saal.
Diese Frau war Louise Schroeder
Diese Frau war Louise Schroeder, die amtierende Oberbürgermeisterin von Berlin in dieser Zeit, der nicht einmal ein Mann gewachsen war. Man hatte ihr das nicht an der Wiege gesungen.
Nach relativ ereignisloser Jugend, die sie in Hamburg als Tochter eines Arbeiters verbrachte, trat die Zweiundzwanzigjährige, die unverheiratet war und es bleiben wollte, in die Sozialdemokratische Partei ein. Sie wollte sich ganz der öffentlichen Wohlfahrt widmen.
Aber sie drang genügend tief in den inneren Kreis der Partei ein, um nach dem Ersten Weltkrieg in die Nationalversammlung gewählt zu werden, die in Weimar tagte. Von da ab saß sie in jedem deutschen Reichstag. Doch meldete sie sich selten zum Wort.
Als Hitler kam und den Reichstag auflöste, flohen viele ihrer persönlichen Freunde ins Ausland oder kamen in Konzentrationslager. Ihr selbst geschah nichts; außer daß sie unter Polizeiaufsicht gestellt wurde. Sie mußte sich also täglich zweimal bei der Polizei melden.
Da sie sich ernähren mußte, arbeitete sie in einem Kolonialwarengeschäft, dann in einer Bäckerei, dann in einem Warenhaus in Hamburg. Im Kriege ging sie wieder nach Berlin zurück, denn in der großen Stadt konnte man leichter untertauchen und anonym bleiben. Zweimal wurde sie ausgebombt und verlor das Wenige, das sie sich zusammengespart hatte.
1945 nach dem Krieg war sie wieder dabei
Als Kurt Schumacher 1945 die Sozialdemokratische Partei neu gründete, war sie wieder dabei. Und sie gehörte zu jenen Berliner Sozialdemokraten, die sich von den Russen nicht einschüchtern ließen und mit den Kommunisten nicht gemeinsame Sache machten.
Im Juni 1947, als Ernst Reuter zum Bürgermeister gewählt wurde, wurde sie zum stellvertretenden Bürgermeister gewählt, und da Reuter sein Amt nicht antreten durfte, rückte sie automatisch auf.
Aus Tagen wurden Monate
Zuerst glaubte sie, es handele sich nur um ein paar Tage oder Wochen. Aber da General Kotikow sich stets von neuem weigerte, Reuter anzuerkennen, und die Stadtverordneten sich weigerten, an Reuters Stelle einen anderen Bürgermeister zu wählen, wurde aus der provisorischen Lösung eine Dauerlösung.
Die Tatsache, daß sie nun Bürgermeister von Berlin war, änderte nichts an ihrem Leben. Sie wohnte nach wie vor in einem möblierten Zimmer bei einer Freundin, deren Wohnung keineswegs in einem guten Stadtteil lag.
Noch wenige Wochen vor Beginn der Blockade war sie jeden Morgen mit der Untergrundbahn oder der elektrischen Straßenbahn ins Stadthaus gefahren, obgleich dem Bürgermeister ein Auto zur Verfügung stand.
Ein Privatleben hatte sie nicht. Abends pflegte sie noch Akten mit nach Hause zu nehmen, traf sich nur selten mit alten Freunden, ging gelegentlich auch einmal ins Theater.
Es mußte eigentlich schiefgehen.
Es war wie eine Ironie des Schicksals, daß diese kleine, ein wenig spießige Frau so populär wurde. Die Berliner sprachen von ihr nur noch als von »Tante Louise«, und ein fünfzig Jahre alter Schlager wurde wieder modern; man sang in Berlin: »O Louise, keine Frau ist so wie diese!«
Ironie des Schicksals in der Tat: nun mußte diese kleine, schmale Frau die zerrissene, korrumpierte, hungernde, zerstörte Stadt Berlin regieren, obwohl sie von der Kunst des Regierens nicht viel wußte; nun sollte sie, die sich Zeit ihres Lebens mit Problemen der Wohlfahrt beschäftigt hatte, sich in dem internationalen Intrigenspiel auskennen, das in Berlin gespielt wurde, sollte an der Spitze eines riesenhaften Verwaltungsapparates stehen.
Aber es ging nicht schief.
Louise Schroeder setzte sich durch. Ironie des Schicksals: daß jetzt, drei Jahre nach Beendigung des Krieges, als das Leben in Berlin langsam wieder normal hätte werden können, diese Stadt zur "anormalsten" Stadt Europas, ja, vermutlich der Welt wurde: zu einer Stadt, durch deren Mitte eine Grenze verlief, die nicht so sehr die Grenze zwischen Ost- und Westberlin war, als vielmehr die zwischen den Vereinigten Staaten von Nordamerika und der Sowjetunion.
Eine Grenze mitten durch das Leben
Diese Grenze ging bald mitten durch das Leben der meisten Berliner, mitten durch die meisten Berliner Behörden; zum Beispiel der Polizei. Unter den größten Schwierigkeiten war sie aufgebaut worden.
Man hatte Beamte entfernen müssen, deren einzige Qualifikation gewesen war, daß sie alles taten, was die Russen von ihnen verlangten, man hatte andere Beamte in die Zuchthäuser zurückbringen müssen, die sie bei Kriegsende verlassen hatten.
Der Berliner Polizei mangelte es an allem. Es gab nicht genug Schreibmaschinen und Telefone und nicht genug Autos und nicht genug Polizisten - rund 3.000 zu wenig.
Der Grund dafür war, daß Nazis nicht (mehr) eingestellt werden konnten, daß die Polizisten nur rund zweihundert Mark, im Monat verdienten, den Gegenwert von zwei Paketen amerikanischer Zigaretten, und daß in den letzten zweieinhalb Jahren über fünfzig Polizisten ermordet worden waren; und nur wenige durften Pistolen tragen und mußten über jeden Schuß Rechenschaft geben.
Dabei wäre es schon für eine normal ausgerüstete Polizei schwer gewesen, unter den in Berlin bestehenden Verhältnissen ihren Dienst zu versehen.
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Eien unmögliche Situation für einen Polizisten
Denn Berlin war eine viergeteilte Stadt, und das bedeutete, daß die Polizisten nur in dem Sektor, in dem sie zuständig waren, ihr Amt ausüben konnten.
Ein Verbrecher konnte sich der drohenden Verhaftung meist durch Flucht in einen anderen Sektor entziehen. In diesem anderen Sektor konnte die Verhaftung erst vorgenommen werden, wenn die betreffende Besatzungsmacht ihre Einwilligung dazugegeben hatte.
Das dauerte mindestens ein paar Stunden, wenn nicht Tage, Zeit genug für den Verbrecher, ein neues Versteck ausfindig zu machen.
Mitten in Berlin - der Potsdamer Platz
Am schlimmsten war es am Potsdamer Platz, der früher einmal eine der verkehrsreichsten Kreuzungen Europas gewesen war, nur zu vergleichen mit der Place de l'Opera in Paris und dem Piccadilly Circus in London.
Jetzt war er ein Trümmerfeld, auf dem Schwarzhändler ihr Unwesen trieben. Aber da mitten auf dem Potsdamer Platz der sowjetische Sektor mit dem amerikanischen und dem britischen zusammenstieß, war es schwer, etwas gegen die Schwarzhändler zu unternehmen.
Durch Flucht auf die andere Straßenseite konnten sie den Polizisten entgehen, die ihnen dorthin nicht folgen durften. Als die Beziehungen der Besatzungsmächte zusehends gespannter wurden, versuchten die Berliner Polizisten, so etwas wie Neutralität zu wahren. Das gelang nicht immer.
Um den Beginn der Blockadezeit herum zum Beispiel verhafteten einige westliche Kriminalbeamte auf Wunsch der sowjetischen Militärregierung russische Deserteure in Zivil und lieferten sie in einer russischen Kaserne ab; dabei wurden sie gleich mit verhaftet.
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Der Polizeipräsident von russischen Gnaden war Paul Markgraf
Ich fragte den von den Russen eingesetzten und in Ostberlin residierenden Polizeipräsidenten Paul Markgraf darüber, ob es oft geschehe, daß die Militärpolizei einer Besatzungsmacht Berliner Polizisten verhafte. Er sah mich starr an. »Diese Frage kann ich nicht beantworten«, sagte er schließlich.
»Und wenn nun der Angehörige einer Besatzungsmacht selbst ein Verbrechen begeht?«, fragte ich weiter. Markgraf zuckte die Achseln.
»Die Berliner Polizei hat kein Recht, einen Ausländer zu verhaften, geschweige denn mit dem Revolver zu bedrohen oder gar auf ihn zu schießen«, sagte er schließlich. »Man kann ihm allenfalls gut zureden, man kann auch die zuständige Militärpolizei verständigen, aber der Missetäter tut einem wohl nicht den Gefallen, zu warten, bis die kommt. Das bedeutet, daß ein gewisser Prozentsatz sämtlicher Verbrechen ungeahndet bleiben muß. Das bedeutet weiterhin, daß ein Berliner Verbrecher, der sich in eine Besatzungsuniform steckt, eine gute Chance hat, zu entkommen.«
»Das konnte auch bedeuten«, sagte ich, »daß man von einem entkommenen Verbrecher, der, sagen wir einmal, in einer russischen Uniform steckte, späterhin behauptete er sei gar kein Russe gewesen, sondern ein Berliner in Verkleidung!«
Darauf antwortete Markgraf nicht.
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Vom Polizeichef kam nur noch Schweigen
Auch über die Verschleppungen wollte er nichts sagen. Die Sache sei die, daß Leute, die von einer Besatzungsmacht verhaftet oder verschleppt würden, in den Akten der Polizei gar nicht als vermißt geführt werden durften.
»Sie sind nur unbekannten Aufenthalts!« Markgraf sagte nicht, daß zu diesen Major Heinrich gehörte, der im Herbst 1945 eine führende Stellung bei der Berliner Polizei inne gehabt hatte. Er war ein glühender Gegner Hitlers gewesen, hatte jahrelang illegal in Deutschland gelebt, um gegen ihn zu kämpfen. Er war demnach der Mann, eine große Rolle in der Berliner Polizei zu spielen, aber aus irgendwelchen Gründen mochten ihn die Russen nicht.
Er wurde im Winter 1945 auf 1946 von ihnen verhaftet, und niemand hatte seither von ihm gehört.
Übrigens befand sich in der Zeit, da ich mit Markgraf sprach, die Berliner Polizei bereits in voller Auflösung.
Eine "neue" Polizei für Westberlin lag in der Luft
Es war nur noch eine Frage von Tagen, bestenfalls Wochen, bis Westberlin sein eigenes Polizeipräsidium hatte. Was aber die Berliner Polizisten anging, die im Osten arbeiteten, so wußte niemand besser als Markgraf selbst, wie wenig verläßlich sie im kommunistischen Sinne waren.
Aus diesem Grunde hatte er sich auch bereits 25.000 Polizisten aus der Ostzone kommen lassen, die nun in den östlichen Vororten bereit standen; Leute, die seit 1946 kommunistisch geschult waren und auf die er sich verlassen konnte, wenn es zu einem Bürgerkrieg innerhalb Berlins kommen würde.
Würde es zu einem Bürgerkrieg kommen? Niemand wußte es damals genau, nicht einmal General Clay. Der General wußte nur, daß er der Erpressung, die die Russen versuchten, nicht nachgeben durfte.
An jenem 24. Juni, an dem sie Berlin abriegelten, erklärte er in Heidelberg: »Die Russen können uns nicht aus Berlin vertreiben, es sei denn durch Krieg!«
Genau vier Tage später landeten die ersten amerikanischen Flugzeuge mit Nahrungsmitteln für Berlin.
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28. Juni 1948 - Die »Operation Vittles« hatte begonnen.
Als ich ein paar Wochen später General Clay einmal fragte, ob es wahr sei, was ich in einer amerikanischen Zeitung gelesen hatte, nämlich, daß Washington ihm mitgeteilt habe, er könne über so viele Flugzeuge verfügen, wie er brauche, und daß er darüber »glücklich wie ein kleines Kind« gewesen sei, sagte er:
»Ich zweifle nicht daran, daß man mir so etwas Ähnliches in Washington gesagt hätte. Aber - ich habe Washington gar nicht gefragt. Ich habe gehandelt. Ich habe die Luftbrücke mit dem begonnen, was mir zur Verfügung stand. Ich mußte Washington erst einmal beweisen, daß es geht. Als ich es bewiesen hatte - war es nicht mehr so schwierig, Hilfe zu bekommen.«
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Der Rückblick führt nach Wiesbaden
Die Sache begann an jenem 24. Juni mit einem Telefongespräch General Clays mit dem Generalleutnant des Aircorps Curtis E. LeMay in Wiesbaden. Clay sagte, er brauche fünf- bis siebenhundert Tonnen pro Tag, um Berlin zu halten. Er rechnete mit einer Dauer der Luftbrücke von höchstens drei Wochen, meinte aber, es sei gut, wenn man mit fünf und vierzig Tagen rechne.
Einen Monat später flog General Clay nach Washington. Um diese Zeit war ihm bereits klar, daß er mit der Luftbrücke die westliche Position in Berlin den ganzen Sommer, wenn möglich, auch den Winter über aufrechterhalten könne. Freilich würde Washington mehr Flugzeuge zur Verfügung stellen müssen.
Kalkuliert waren bis zu 4.500 Tonnen pro Tag
Bis zu 4.500 Tonnen pro Tag waren nötig, um die zweieinhalb Millionen Westberliner und die westlichen Garnisonen mit Kohlen, Lebensmitteln und den notwendigen Verbrauchsgütern zu versorgen. Die Briten waren bereit, davon 1.500 Tonnen pro Tag nach Berlin zu schaffen.
General Clay bekam in Washington nicht soviele Maschinen, wie er verlangt hatte. Der Optimismus, den er mir gegenüber an den Tag gelegt hatte, war also nicht ganz gerechtfertigt.
Immerhin, er bekam eine Reihe erstklassiger Fachleute an die Hand, die eine Luftoperation aufzogen, wie sie bis dahin niemand für möglich gehalten hatte, am allerwenigsten die Russen.
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Auch ich betrieb "Indoktrination" in Westberlin
Ich erinnere mich, daß ich um jene Zeit einen Artikel über Clay schrieb, der in der Berliner Wochenzeitung »sie« erscheinen und die Berliner ein wenig ermutigen sollte.
Zu diesem Zweck brauchte ich eine Unterredung mit dem General. Aber ich fand es taktlos, ihn darum anzugehen, jetzt, da er sicher mehr denn je zu tun hatte.
Um so erstaunter war ich, als er sich sofort bereit erklärte, mich zu empfangen. Und als ich mein Erstaunen nicht verheimlichte, sagte er:
»Eigentlich hat sich gar nichts geändert. Es hat ja immer irgendwelche Krisen gegeben, seitdem ich in Berlin bin! Einmal war es eine Lebensmittelkarte, einmal ein Zusammenstoß mit den Russen, einmal handelte es sich darum, diese Stadt nicht einfrieren zu lassen. Diesmal handelt es sich darum, uns nicht erpressen zu lassen. Das bedeutet nicht, daß sich in meinem Leben etwas geändert hat. Wenn jemand mich sehen will, - meine Tür ist immer offen!«
Mir machten diese paar Sätze mehr Eindruck, als alle Rekordziffern, die nun laufend in den Zeitungen veröffentlicht wurden, und die der erstaunten Welt zeigten, daß eine Stadt wie Westberlin mit ihren zweieinhalb Millionen Einwohnern aus der Luft versorgt werden konnte.
Und auch auf die Berliner, die meinen Artikel lasen, wirkten diese paar Sätze Clays so stark, gerade weil sie so bescheiden und unpathetisch waren. Wohin Pathos führt, hatten sie unter Hitler erlebt.
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General Clay und die Berliner - Gemeinsamkeiten
Überhaupt hatten General Clay und der Durchschnittsberliner eine Menge miteinander gemein. Auch der Berliner war gewillt, sich nicht mehr erpressen, sich nicht mehr alles gefallen zu lassen. Er war störrisch geworden.
Und dabei wäre es gar nicht verwunderlich gewesen, wenn die Berliner jetzt die Nerven verloren hätten. Denn es war ja viel, ein wenig zuviel auf sie eingestürmt.
Oder, wie mir die bekannte Schauspielerin Käthe Dorsch damals sagte: »Wir wurden durch und durch umgestülpt, von oben nach unten, von innen nach außen, von vorn nach hinten, von rechts nach links.«
Und nun gab es also wieder einmal einen Kampf um Berlin.
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