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Frankfurt im 3. Reich - von 1933 bis zum Untergang 1945

von Gert Redlich im April 2021 - Auch in dieser Publikation des Frankfurter Presseamtes von 1986 habe ich nach den Frankfurter Kinos gesucht und nichts gefunden. Das ist natürlich schade, denn in der Zeit von 1933 bis 1938 lebten die Kinos im gesamten Europa kräftig auf, selbstverständich vom Göbbels-Ministerium für Propaganda extrem stark gefördert. Göbbels wußte sehr genau um die Macht der bewegten Bilder und jeder Deutsche und auch die vereinnahmten Europäer sollten den Führer bewundern können.

Nun ja, Hitler - der von allen geliebte Führer des 1.000 jährigen Reiches - versprach den Berlinern, "Gebt mir nur etwas Zeit und ihr werdet Berlin nicht mehr wieder- erkennen".

Hat ja auch funktioniert. Und nicht nur Berlin konnte man nicht mehr wiedererkennen, Frankfurt, Offenbach, Hanau und Mainz und Darmstadt und all die anderen deutschen grösseren Städte neben denen in Rhein Main waren nicht mehr wiederzuerkennen - im April 1945. Ich bin der festen Überzeugung, weder Hitler noch Rudolf Hess hatten sich das wirklich so vorgestellt.

April 2021 - Eine nachdenkliche Vorbemerkung zu dem nachfolgenden Text : Tauschen Sie im Text einfach "Führer"/"Hitler" gegen den "Sultan von Istanbul" und "NSDAP" gegen die "AKP-Regierung" und Sie erkennen auf Anhieb völlig identische Denk- und Handlungsweisen.

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Frankfurt von 1933 bis 1945 - eine Broschüre aus 1986

Von der NS-Machtergreifung bis zur Zerstörung der Stadt - 28 Seiten im Format A4.
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Eine notwendige Vorbemerkung (des oder der Herausgeber)

Anfang 1933 und Ende im April 1945

Die Auseinandersetzung mit jüngerer Geschichte ist nicht immer leicht. Erst der zeitliche Abstand läßt den Blick leidenschaftslos werden. Auch ordnet sich aus der Distanz ein bestimmter Zeitabschnitt leichter in einen größeren Zusammenhang ein.

Wenn dies für Geschichtsbetrachtung insgesamt gelten mag - um wievielmehr trifft es auf unsere Betrachtung der NS-Zeit zu. Dabei kommt zum immer noch geringen zeitlichen Abstand die direkte Betroffenheit vieler heute noch lebender Menschen hinzu. Der Versuch, über den Nationalsozialismus in Frankfurt zu informieren, muß auch unter solchen Voraussetzungen gesehen werden.

In diesem kleinen Heftchen können allein schon wegen des geringen Umfanges nicht alle offenen Fragen beantwortet werden. Vieles wird man vermissen, manches könnte anders gewichtet werden, und im einen oder anderen Fall mag man auch mehr Präzision wünschen. In der Kürze sind diese berechtigten Forderungen jedoch nicht zu erfüllen.

Wer sich also tiefer unterrichten möchte, der muß auf andere, umfangreichere Literatur zurückgreifen, der muß das Frankfurter Historische Museum oder das Frankfurter Stadtarchiv konsultieren oder ältere Frankfurter als Zeitzeugen befragen.

Auf dem Balkon des Frankfurter RÖMER am 1. Mai 1933

Ein Weg zur Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit

„Frankfurt 1933-1945" soll Anregungen geben, Diskussionen bewirken und Schlaglichter werfen. Es soll ein Weg zur Auseinandersetzung mit der jüngeren Vergangenheit sein, nicht diese Auseinandersetzung selbst.

Um den Zugang zum Thema zu erleichtern, wurde viel Bildmaterial aufgenommen. Die reichliche Illustration soll jene 12 Jahre der NS-Herrschaft direkter veranschaulichen, als dies lange Texte vermögen.

Auch hier muß um Verständnis gebeten werden. Zu Terror und Widerstand in der NS-Zeit etwa gibt es kaum Bildmaterial, von den Großaufmärschen und NS-Symbolen dagegen sind genügend Fotos überliefert; der Text zum Antifaschismus konnte daher nicht in gleichem Maße visualisiert werden. Dies sei nur angemerkt, um jedem falschen Eindruck vorzubeugen.

Es ist aber auch nicht der Zweck dieser Veröffentlichung, ausschließlich oder überwiegend die Gegenkräfte zum Nationalsozialismus in Frankfurt darzustellen.

Trotz des begrenzten Raumes sollen möglichst viele Facetten gezeigt werden: das Propagandasystem, die tiefgreifende Militarisierung des gesamten Lebens, die Verabsolutierung der nationalen Idee, der Mißbrauch der Jugend, der Antisemitismus, der Alltag in jener Zeit und schließlich die Auswirkungen des Krieges als Konsequenz der NS-Herrschaft.

Wenn es gelingt, ein wenig von alldem zu vermitteln und wenn sich daraufhin möglichst viele Frankfurter mit diesem dunklen Kapitel aus der Geschichte unserer Stadt auseinandersetzen, hat dieses Heft seinen Zweck erfüllt.
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Im Mai 1933 gab es noch keinen indirekten Zwang zur Teilnahme an solchen Jubel-Veranstaltungen

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Der Weg in den NS-Staat

Hier schon mal ein Blick auf das Ende dieses "Staates"

Frankfurt am Main gehörte nicht zu jenen von der NS-Führung bevorzugten Städten wie etwa Berlin, München oder Nürnberg. Diese Geringschätzung war keineswegs etwa darin begründet, daß die Nationalsozialisten in Frankfurt auf nur geringe Resonanz gestoßen wären: bei den Märzwahlen 1933 hatte fast jeder zweite Frankfurter für die NSDAP gestimmt.

Vielmehr war es die mit der Stadt verbundene liberale Tradition und ihr hoher Bevölkerungsanteil jüdischer Bürger, besonders auch das Image der Stadt als Handels- und Finanzmetropole, das ja zu erheblichen Teilen von jüdischen Bankiers mitgeprägt worden war.

Zwar zeigten sich die lokalen Parteigrößen bemüht, den Ruf der Stadt zeitgemäß aufzupolieren und der „Stadt der Frankfurter Zeitung und Mayer Amschel Rothschilds" einen neuen Leumund zu verschaffen, der sich in das völkisch-rassistische Weltbild des Nationalsozialismus einpassen ließ; so wurde Frankfurt etwa zur Hauptstadt des Gaues Hessen-Nassau erklärt. Dennoch blieb Frankfurt während des „Dritten Reiches" eher eine zweitrangige Provinzstadt.

Die sogenannte Gleichgeschaltung

Man beachte : Beschwerde möglich unter "Ausschluß des Rechtsweges" - so fing damals alles an

Der öffentliche Dienst wird „gleichgeschaltet". In der Frankfurter Stadtverwaltung werden Beamte, Angestellte und Arbeiter entlassen, mit der Begründung, sie böten „nach ihrer bisherigen Betätigung nicht die Gewähr dafür", jederzeit „rückhaltlos für den nationalen Staat" einzustehen.

Gehen müssen die Mitglieder der Arbeiterparteien, aber auch Liberale und Parteilose, ebenso alle jüdischen Mitarbeiter, vom Amtsleiter bis zum Straßenkehrer. An ihrer Stelle zogen rund eintausend „alte Kämpfer" der NSDAP und der SA in die Frankfurter Stadtverwaltung ein.

Mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler hatte der alte greise Präsident der Weimarer Republik den Weg in den NS-Staat geebnet. Nun begann die „Machtergreifung" der Nationalsozialisten auf allen Ebenen des politischen und gesellschaftlichen Lebens, begleitet vom offenen Terror durch die SA, die Parteiarmee der NSDAP.
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In Berlin ging's los, gleich nach der Reichstags-Wahl

Die neue Reichsregierung löste sofort den Reichstag auf, und in Preußen - zu dem auch Frankfurt gehörte - verfügte der Kommissarische Innenminister Hermann Göring die Auflösung der Gemeindevertretungen.

Durch Neuwahlen erhoffte sich die NSDAP eine absolute Mehrheit der Sitze im Reichstag und in den Kommunalparlamenten, die der Diktatur einen legalen Anstrich gegeben hätte.

Ein Protest der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung gegen ihre Auflösung blieb wirkungslos. Mit der Absetzung des sozialdemokratischen Polizei-Präsidenten Ludwig Steinberg hatte sich die NSDAP die Frankfurter Polizei - sie galt als republiktreu - gefügig gemacht; SA-Männer fungierten nun zudem als Hilfspolizei.

Im Wahlkampf wurden vor allem die Arbeiterparteien SPD und KPD massiv behindert. Dennoch erbrachten weder die Reichstagswahlen am 5. März 1933 noch die Kommunalwahlen am Sonntag darauf der NSDAP die erwartete absolute Mehrheit.

Am Tag nach der Frankfurter Kommunalwahl

Wer waren alle diese Frankfurter "Bürger" ?

Am Tag nach der Kommunalwahl setzte der Wiesbadener Regierungspräsident den Nationalsozialisten Friedrich Krebs als Oberbürgermeister in Frankfurt ein. Der noch amtierende Oberbürgermeister Ludwig Landmann trat zurück und verließ die Stadt, gerade noch rechtzeitig, um seiner Verhaftung zu entgehen.

Die sozialdemokratischen und kommunistischen Stadträte wurden „beurlaubt", der sozialdemokratische Bürgermeister Karl Schlosser verhaftet. Am Römer wurde die Hakenkreuzfahne aufgezogen - die ersten Schritte zur „Machtergreifung" in Frankfurt waren vollzogen.

Bei den Reichstagswahlen am 5. März 1933 erhielten die Nationalsozialisten in Frankfurt 44,1 Prozent der Wählerstimmen, 0,2 Prozent mehr als im Reichsdurchschnitt. Knapp einhundertsiebzigtausend Frankfurter hatten der NSDAP ihre Stimme gegeben.

Bei der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung erhielt die NSDAP sogar 47,9 Prozent der Stimmen; ein einziger Sitz fehlte ihr zur absoluten Mehrheit im Stadtparlament.

Die Aufmärsche beginnen

Am Römer wird erstmals die Hakenkreuz- Fahne gezeigt

Drei Tage nach der Reichtagswahl, vier Tage vor der Kommunal wähl: die NSDAP inszeniert einen pompösen Aufmarsch, beginnend mit einer Flaggenparade am Frankfurter Polizeipräsidium.

Die Straßen werden von „Hilfspolizisten" der SA abgesperrt; am Straßenrand drängen sich die Zuschauer, die beim Vorbeimarsch der SA — und „Stahlhelm"-Kolonnen den Arm zum Hitler-Gruß heben (Bild rechts). Wenig später wird am Römer erstmals die Hakenkreuzfahne gehißt (Bild oben).

Der organisierte Terror gegen die jüdische Bevölkerung begann mit einer Boykottkampagne gegen jüdische Geschäftsleute, Ärzte und Anwälte.

Von jetzt an wurden die Juden ins Visier genommen

Boykottposten der SA vor dem Kaufhaus Wronker auf der Frankfurter Zeil.

Am Vormittag des 1. April 1933 zogen in der Frankfurter Innenstadt und in den Außenbezirken uniformierte SA-Kommandos auf. Sie postierten sich vor den Eingängen der jüdischen Geschäfte, um die Kunden am Betreten zu hindern.

„Kauft nicht bei Juden", lautete die Parole. Einige nichtjüdische Geschäftsleute nutzten diese Situation aus und warben mit Zetteln für ihr eigenes Geschäft.

Ziel des Boykotts war es, die jüdischen Firmen in den wirtschaftlichen Ruin zu treiben. Allein im Jahre 1933 mußten in Frankfurt über fünfhundert jüdische Geschäfte abgemeldet werden.
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Der Kampftag der Arbeiterbewegung, der 1. Mai

Massenaufzug auf dem Opernplatz am 1. Mai 1933: der Kampftag der Arbeiterbewegung wird für das nationalsozialistische Regime vereinnahmt. - und dann nach 1945 war es keiner gewesen.

Der Kampftag der Arbeiterbewegung, der 1. Mai, wurde als „Tag der nationalen Arbeit" für die nationalsozialistische „Volksgemeinschafts"-Ideologie vereinnahmt. So wurde denn am 1. Mai 1933 der „Willen zur Volksgemeinschaft" demonstriert, wie es die Frankfurter NSDAP in ihren „Richtlinien für den 1. Mai in Groß-Frankfurt" propagiert hatte: durch Vereine, Verbände, Organisationen, vom Sportverein bis hin zu den studentischen Verbindungen.

Am Tag darauf besetzte die SA das neue Gewerkschaftshaus in der heutigen Wilhelm-Leuschner-Straße und das „alte Gewerkschaftshaus" in der Allerheiligenstraße, verhaftete Funktionäre und Mitglieder.

Die Organisation der Arbeiter wurde zerschlagen und durch eine staatliche Zwangsorganisation, die „Deutsche Arbeitsfront" (DAF), ersetzt.

Nunmehr gebot der Unternehmer als „Führer des Betriebes" über Arbeiter und Angstellte als seiner „Gefolgschaft". Die Arbeiterparteien KPD und SPD wurden verboten; die anderen Parteien lösten sich selbst auf. Der Schritt zum Einparteienstaat war vollzogen. Die NSDAP hatte die Macht übernommen.

Das neue Kulturverständnis des Nationalsozialismus

Ein flammendes Symbol ! - Auch das war später keiner gewesen !

Am 10. Mai 1933 demonstrierten Studenten und Professoren, unterstützt von der SA, öffentlich das Kulturverständnis des Nationalsozialismus.

„Die akademische Jugend errichtete auf dem Römerberg einen Scheiterhaufen und verbrannte marxistische und undeutsche Literatur. Ein flammendes Symbol !" bejubelten die „Frankfurter Nachrichten" diesen Akt kultureller Barbarei. (Zeitungsausschnitt rechts.)

Zur „undeutschen Literatur" zählten die Werke von Heinrich und Thomas Mann, von Stefan Zweig, Alfred Döblin und Lion Feuchtwanger, von Kurt Tucholsky, Bertold Brecht und von Sigmund Freud, dem Träger des Frankfurter Goethepreises. „Das war ein Vorspiel nur, dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen", hatte einer der verbrannten Dichter, Heinrich Heine, dereinst geschrieben.

Mai 1933 - Der kulturelle Kahlschlag

Das Denkmal für Friedrich Ebert an der Paulskirche wurde beseitigt

Die nationalsozialistische Stadtführung holt zum kulturellen Kahlschlag aus. Wegen ihrer politischen Überzeugung, ihrem künstlerischen oder wissenschaftlichen Verständnis oder einfach wegen ihrer jüdischen Abstammung wird ein großer Teil der Mitarbeiter in den kulturellen Einrichtungen der Stadt - in den Theatern, den Museen und Stiftungen, in den Kunstgalerien - entlassen, ebenso an den Schulen und an der Universität. Viele von ihnen, wie etwa die Mitarbeiter des „Instituts für Sozialforschung", emigrieren ins Ausland.

Die Entlassungen an den Frankfurter Theatern etwa werden begründet: beim Intendanten der Oper, Josef Turnau, sei dessen „undeutsche Spielplangestaltung und seine Personalpolitik" maßgebend, Oberspielleiter Graf wurde wegen seiner „undeutschen künstlerischen Gestaltung der Opernaufführungen" entlassen, außerdem sei er jüdischer Abstammung.

Zu den Entlassungen am Schauspielhaus heißt es: „Intendant Dr. Kronacher ist Jude. Schauspielregisseur Dr. Buch ist wegen seiner Neigung zur kommunistischen Weltanschauung beurlaubt worden".

Der Schauspieler Katsch sei „Jude (polnischer Staatsangehörigkeit) mit kommunistischer Denkungsweise", und bei „Schauspieler Rewalt (Jude), der zwar Kriegsteilnehmer an der Front war, bildet seine internationale Denkungsweise ein Hindernis für die Weiterbeschäftigung".

Der Generaldirektor der städtischen Museen, Professor Dr. Georg Swarzenski, war entlassen worden, weil er den „guten Galeriebesitz des Städels mit einer Menge fremdrassiger und kulturbolschewistischer Machwerke" durch den Erwerb von Bildern Beckmanns, Baumeisters und Klees „zersetzt" und es versäumt habe, „zeitgenössische Werke, die das Herauswachsen aus dem Frankfurter Mutterboden bekunden, im Stadel einzufügen".
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Die Nationalsozialisten brauchten Devisen

Später wird die zeitgenössische Abteilung der Städel-Galerie geschlossen, ihre Sammlung expressionistischer Maler, aber auch die Werke von Corinth, Gaugin, van Gogh, Munch, Matisse werden beschlagnahmt und für Devisen ins Ausland verkauft.

In der Stadt wurde jede Erinnerung an die demokratischen und liberalen Traditionen und an die kulturellen Leistungen jüdischer Frankfurter „ausgemerzt".

Das Denkmal für Friedrich Ebert an der Paulskirche wurde beseitigt (Bild oben drüber), ebenso das Denkmal Heinrich Heines. Im Bauamt durchforstete der Straßenbenennungsausschuß das Frankfurter Straßenverzeichnis nach jüdischen, liberalen, demokratischen und sozialistischen Namensgebern.

Namen wie Ludwig Börne, Leopold Sonnemann oder Käthe Kollwitz verschwanden - der eine, weil er Jude war und sich „in Wort und Schrift gegen das Deutschtum vergangen" habe, der andere, weil er ein „scharfer Verfechter des Liberalismus" gewesen sei; die Künstlerin Käthe Kollwitz schließlich habe sich „in kommunistischem Sinne" betätigt.
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Und viel zu viele hatten mitgemacht

Auch so mancher Frankfurter Bürger fühlte sich bemüßigt, seinen Beitrag zur Ausmerzung der Juden aus dem öffentlichen Bewußtsein zu leisten. Ein Frankfurter fragte beim Oberbürgermeister an, warum es noch eine Emil-Claar-Straße gebe. „Daß der Indentant (!) unserer Theater nur mit seinem Theater-Namen Emil Claar hieß, wußte ich schon vor 40 Jahren. Sein richtiger Familien-Namen (!) war Rappaport, war Jude aus Lemberg. Also, weg damit!"

Als Hiter die neuen Autobahnen als seine Idee ausgab ....

Der Führer baut die Autobahn - doch wo waren die Autos ?
und alles Freiwillige ???????
die "freiwillig" fast ohne Bezahlng schufteten

Das Projekt eines ganz Deutschland überdeckenden Netzes von Autostraßen, das sich die Nationalsozialisten an die eigenen Fahnen hefteten, war schon in den Zwanziger Jahren geboren und in Frankfurt maßgeblich mitgestaltet worden.

„Auch aus dem ersten Jahre des neuen Reiches besitzt Frankfurt eine Gedenkstätte, die an den Beginn eines gewaltigen Werkes des Dritten Reiches erinnert.

Am südlichen Mainufer zwischen Niederrad und Schwanheim, wo die Reichsautobahn Frankfurt- Darmstadt den Main überquert, ist ein Gedenkstein errichtet an der Stelle, an der der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler am 23. September 1933 den ersten Spatenstich zum Bau der Reichsautobahn tat und den Befehl gab:

,Deutsche Arbeiter fanget an!'" (Aus einer städtischen Publikation über „Frankfurter Gedenkstätten" aus dem Jahre 1939.)

Der 1926 in Frankfurt gegründete „Verein zur Vorbereitung der Autostraße Hamburg-Frankfurt-Basel" - kurz „Hafraba" - hatte die Nord-Süd-Strecke bereits bis zur Baureife ausgearbeitet — die späteren „Straßen des Führers" lagen weitgehend konstruktionsfertig in den Schubladen der „Hafraba".
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  • Anmerkung : Es wurde aber von der reichsdeutschen Propaganda kein Wort darüber verloren, daß die jungen 18 bis 20jährigen Buben und Männer zwangsweise für mindestens 1 Jahr zum Reichsarbeitsdienst freiwillig eingezogen wurden und für 1 lächerliche Reichsmark pro Tag diese Autobahnen bauen durften.
  • Unser Vater Redlich verdiente damals 1938 bereits 0,80 Reichsmarkt pro Stunde in der Werft in Hamburg. Er war schier begeistert von des Führers Gnade, "seine" Autobahnen bauen zu dürfen. Und er hat es bis zu seinem 98. Lebensjahr nicht vergessen.

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Frankfurt wurde ein neues Image angedichtet bzw. "verpaßt"

Die Römerberg-Festspiele

Die Randständigkeit Frankfurts im NS-Staat bereitete der nationalsozialistischen Stadtführung einigen Kummer. Sie versuchte, der als „Neu-Jerusalem am fränkischen Jordan" diffamierten Stadt ein neues Image durch einen offiziellen Beinamen zu verschaffen. Die Benennung als Messestadt mußte verworfen werden; Frankfurt hatte seine Spitzenposition als Handelsmetropole eingebüßt.

Die Bezeichnung „Stadt der Römerbergfestspiele" wurde gleichfalls verworfen - die Initiatoren der Freilichtaufführungen waren Juden gewesen. So verfiel man auf die Benennung „Stadt des deutschen Handwerks".

Die Römerbergfestspiele (Bild rechts) zählten zu den kulturellen Attraktionen im Frankfurt der Dreißiger Jahre; sie lockten jeden Sommer Tausende von Touristen in die Stadt. Das nationalsozialistische Frankfurt schmückte sich gerne mit den „Freilicht-Aufführungen... auf dem Römerberg, Frankfurts unvergleichlich schönem Rathausplatz".
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Juni 1935 - ein Telegramm aus Berlin

Freilich waren die Römerbergfestspiele bereits 1932 erstmals abgehalten worden. Ihre Begründer, Schauspielintendant Alwin Kronacher und Stadtrat Max F. Michel, waren von den Nationalsozialisten in die Emigration getrieben worden.

Von höchster Stelle genehmigt (Bild rechts), besaß Frankfurt nunmehr also eine offizielle „Tradition", die freilich kaum geschichtliche Referenzen aufzuweisen hatte :

In Frankfurt hatte das Handwerk nie eine so bedeutende Rolle gespielt, daß es die Stadt in besonderer Weise geprägt hätte.

Die Namen von jüdischen, liberalen, demokratischen und sozialistischen Persönlichkeiten waren von den Straßenschildern entfernt worden.

Auf neuen Straßenschildern erschienen nunmehr die Namen der NS-Prominenz: „Adolf Hitler Anlage" (die heutige Gallusanlage), „Adolf Hitler Brücke" (die Untermainbrücke), „Hermann Göring Ufer" (das Untermainkai); der Börsenplatz wurde in „Platz der SA", der Rathenauplatz in „Horst Wessel Platz" umbenannt.

Schmierereien an einem jüdischen Geschäft

Und jetzt wurden die Juden in Frankfurt regelrecht verfolgt

Aus der demagogisch propagierten „Volksgemeinschaft" war die jüdische Bevölkerung — in Frankfurt etwa 26.000 Menschen — von vornherein ausgeschlossen; Schritt für Schritt wurden die Juden nun aus dem öffentlichen und beruflichen Leben gedrängt.

Jüdische Ärzte, Richter, Anwälte, Lehrer erhielten Berufsverbot, in nichtjüdischen Geschäften durften jüdische Bürger nicht einkaufen, aus Vereinen und Organisationen wurden sie ausgeschlossen.

Juden durften keine der kulturellen Veranstaltungen besuchen, ihre eigenen Vereine wurden aufgelöst. In den Schulen wurden die jüdischen Kinder von ihren Mitschülern getrennt, und „arische" Eltern verboten ihren Kindern, mit „Judenkindern" zu spielen.

Jeder Schritt aus der Wohnung bedeutete für die jüdischen Bürger die Konfrontation mit Verboten, bedeutete Diskriminierung und Anfeindung - sie lebten in einem Ghetto ohne Mauern.

„ ... Wir Frankfurter müssen uns ja vor den die Stadt besuchenden Fremden schämen, daß hier die Judenhetze in einer so gehässigen und geschmacklosen Weise betrieben wird, während gerade Frankfurt seinen jüdischen Mitbürgern für eine Fülle von Schenkungen und Stiftungen zum Wohl der Stadt dankbar sein müßte ..." (Aus einem Brief des Botanikers Professor Dr. Martin Möbius an den Frankfurter NS-Oberbürgermeister Krebs.)
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In der Nacht zum 9. November 1938 ......

Die brennende Synagoge am Börneplatz in der Nacht zum 9. November 1938.

In der Nacht zum 9. November 1938 hatte die NSDAP in ganz Deutschland ein Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung inszeniert. In der „Reichskristallnacht", wie der Terrorakt mit bitterem Sarkasmus genannt wurde, zogen Schlägertrupps der NSDAP und der SA durch Frankfurt und demolierten jüdische Geschäfte, brannten die Frankfurter Synagogen nieder, mißhandelten und verschleppten jüdische Bürger.

Propagandaminister Joseph Goebbels, der Hauptdrahtzieher des Pogroms, hatte erwartet, daß sich die „arische" Bevölkerung spontan am Terror der Partei- und SA-Kommandos gegen die Juden beteiligen würde.

Jedoch verhielt sich die Bevölkerung sowohl in Frankfurt als auch in anderen Städten eher passiv und reagierte zum Teil sogar mit verhaltenem Widerwillen - der Versuch der NSDAP, in der Bevölkerung „kochende Volksseele" anzuzetteln, war fehlgeschlagen.

„Dann aber kamen, sich überstürzend, die grausigen Geschehnisse des 9. November 1938. Die Feuerbrände der Synagogen Deutschlands, die zum Himmel lohten, die Konzentrationslager ..., die Beschlagnahmung fast aller jüdischen Vermögen, die Enteignung jüdischen Besitzes, auch des Besitzes der Gemeinden, wiesen nur einen Weg, den Weg fort aus diesem mit Grauen und Entsetzen erfüllten Lande", schrieb Caesar Seligmann, Rabbiner der Israelitischen Gemeinde in Frankfurt, nach seiner Emigration nach England.
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Vielen Juden wurden das Eigentum und das Leben gestohlen .....

Dennoch hieß es im „NS-Gaudienst Hessen-Nassau" in demagogischer Verdrehung: „Sämtliche Frankfurter Synagogen fielen der allgemeinen und von allen Bevölkerungsschichten getragenen, mitreißenden Demonstration zum Opfer!"

Man beschuldigte sogar die Juden selbst der Brandstiftung an ihren Gebäuden. Weitere Schikanen folgten und schnürten das Leben der jüdischen Bürger immer weiter ein. Es wurden Ausgehverbote verhängt, Juden durften keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr benutzen, keine Handelsgeschäfte mehr betreiben, keinen Handwerksberuf mehr ausüben; sogar Lebensmittel wurden ihnen vorenthalten - Eier, Milch, Fleisch.

Die Frankfurter Jüdische Gemeinde wurde zum Verkauf ihrer Liegenschaften gezwungen; das Gelände der niedergebrannten Synagogen, das Jüdische Krankenhaus, das Philanthropin, die jüdischen Schulen, die vier Friedhöfe der Gemeinde gingen auf diese Weise in städtischen Besitz über.

Tausende von Juden wanderten aus, viele wurden in den Selbstmord getrieben. Im Frankfurter Bauamt hinterließ die Vertreibung der jüdischen Bürger die Sorge, daß „die freiwerdenden Judenwohnungen" in den nächsten Jahren „auf den Wohnungsmarkt drücken" könnten.
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Brotsammlungen des Jungvolks

Sehen Sie ein einziges Gesicht lächeln oder lachen ?

Schon ab 1936 roch es nach Krieg - aber gegen wen ?

verordnetes Eintopfessen

Mit ständigen, meist sozial verbrämten Sammelaktionen, zu denen vor allem die Jugendorganisationen der NSDAP heran- gezogen wurden, nötigte das NS-Regime fortwährend zur Loyalitätsbekundung, etwa mit den Sammlungen für das Winterhilfswerk (WHW) oder mit Brotsammlungen des Jungvolks (Bild oben).

In dieselbe Richtung zielte das verordnete Eintopfessen (Bild rechts). Beim öffentlich veranstalteten Eintopfessen präsentierte sich vorzugsweise auch die örtliche Parteiprominenz, um sich volkstümlich zu geben.

Das in den Familien mit den billigeren Eintopfgerichten „eingesparte" Geld wurde von Hitlerjungen oder BDMlerinnen, die mit ihren Sammelbüchsen von Tür zu Tür zogen, eingesammelt. Der Zwang zur öffentlichen Loyalitätsbezeugung zeigte sich auch unverhüllter (Abbildung unten).
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Nationalsozialismus im Alltag
Göbbels machte kurzen Prozess - mit den Medien

Binnen weniger Monate hatten die Nationalsozialisten den Staat und seine Institutionen, die Presse, den Rundfunk, das Bildungswesen „gleichgeschaltet"; zugleich setzten sie alles daran, auch das alltägliche Leben in Schule und Beruf, in Freizeit und Familie zu durchdringen und zu reglementieren, wobei die Nazi-Ideologie mit ihrem autoritären Führerprinzip und ihrem übersteigerten Nationalismus vor allem im konservativ gesinnten Bürgertum bereitwillige Aufnahme fand.

  • Anmerkung : Daß das Radio bzw. der Rundfunk erwähnt wurde, ist normal, daß die Kinos und die Filme nicht erwähnt wurden, obwohl die gewaltig gefördert wurden, ist aus unserer Sicht schade.

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Überall und immer - „Heil Hitler"

Fahnenappell bei einem Jungvolk-Zeltlager, Oktober 1934.
Manche Zeitegnossen hatten den Arm stundenlang herumschlenkern lassen, bis er endlich ausgeleiert war, es hatte aber nichts genutzt.

Nunmehr grüßte man nicht mehr mit einem „Guten Tag", sondern mit „Heil Hitler"; wer den Hitler-Gruß verweigerte, setzte sich dem Verdacht aus, dem „nationalen Staat", dem NS-Re-gime ablehnend gegenüberzustehen.

Die Uniformen der verschiedenen Parteigliederungen, vom „Jungvolk" bis zur SS, gehörten ebenso zum Bild des Alltags wie die allgegenwärtige Hakenkreuzsymbolik: nicht nur auf den Fahnen und amtlichen Drucksachen, sondern auch auf Gegenständen des täglichen Gebrauchs - etwa auf Tassen, Tellern und Krügen, auf Ringen, Manschettenknöpfen oder Krawattennadeln, was hinter vorgehaltender Hand als „nationaler Kitsch" bezeichnet wurde.

Rechts : Hitler-Figur mit beweglichem Arm. Der „Führer und Reichskanzler" als sechs Zentimeter große Spielzeugfigur erschien den NS-Gewaltigen denn doch als zu wenig ehrfurchtgebietend: der Verkauf der Hitler-Figuren wurde untersagt.

Der Kult um den „Führer" wurde schon den Schulkindern eingetrichtert; die Unterrichtsstunde begann und schloß mit einem lauten „Heil Hitler", in den Schulbüchern wurde unverhüllt Propaganda betrieben, und der Unterricht selbst hatte sich an der „völkischen" Ideologie, an ihrem Nationalismus und Rassismus auszurichten.

An Frankfurter Schulen begann oder endete die Unterrichtswoche mit Morgenappell und Flaggenhissung auf dem Schulhof, und an „nationalen" Feiertagen hatten die Schüler in HJ-Uniform zu erscheinen. Auch im häuslichen Milieu hatte der Nationalsozialismus Einzug gehalten. In vielen Wohnzimmern hing das „Führer"-Bild an der Wand, in manchem Bücherregal stand Hitlers Buch „Mein Kampf" - meist ungelesen. Über das Rundfunkgerät - den „Volksempfänger" - erreichte die Nazi-Propaganda nahezu jede Familie.
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  • Anmerkung : Inzwischen ist (auch) aus der Familie des Autors Gert Redlich bekannt, daß die alten Männer - speziell unser Hamburger Opa väterlicherseits - durchaus mit Hitler liebäugelten, weil endlich wieder Zucht und Ordnung "herrsche" und er in der Famile (als ältestes Oberhaupt) wieder "etwas zu sagen hatte." Bei den Berliner Großeltern mütterlicherseits war es konträr umgekehrt. Unser Opa und unsere Oma konnten mit dem plärrenden "Schreihals" aus Braunau überhaupt nichts anfangen, zumal unser Opa aus Pilsen stammte und nach wie vor einen tschechischen Paß hatte und darum nicht zum Militär eingezogen worden war.

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Und "alle" mußten oder sollten mitmachen

Eine Frankfurter Familie im trauten Heim, fotografiert um 1937. Die beiden Mädchen tragen die Uniform des „Bundes Deutscher Mädel11 (BDM). - Auch der Weihnachtsbaum wird mit dem Hakenkreuz behängt.

Die NSDAP hatte die Bevölkerung mit einem dichten Netz von Organisationen überzogen, mit dem sie versuchte, die verschiedenen Berufs- und Altersgruppen in all ihren Lebensbereichen zu „erfassen" und für die nationalsozialistische Politik gefügig zu machen.

Die sechs- bis zehnjährigen Kinder kamen in die Kindergruppen der „NS-Frauenschaft", die Zehn- bis Vierzehnjährigen zum „Jungvolk".

Daran schloß dann die „Hitlerjugend" (HJ) und der „Bund Deutscher Mädel" (BDM) an, schließlich der „Reichsarbeitsdienst" und, für Männer, der Wehrdienst.

Hatten sich in den NS-Jugendorganisationen anfänglich noch Reste der ungezwungeneren Lagerromatik aus der Zeit der „Wandervogel"-Bewegung und der „Bündischen Jugend" erhalten, so wurden Jungvolk und HJ bald zu staatlichen Zwangsorganisationen für die Zehn- bis Achtzehnjährigen erklärt, in der die Jugendlichen mit straffer Disziplin und militärischem Drill auf den kommenden Krieg vorbereitet wurden.
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Die Zeit der Volks-"Bünde"

Im Berufsleben wurden Männer und Frauen von der „Deutschen Arbeitsfront" (DAF) „erfaßt". Hinzu kamen die Verbände einzelner Berufsgruppen wie etwa der „NS-Ärztebund" oder der „NS-Lehrerbund"; nicht berufstätige Frauen waren in der „NS-Frauenschaft" zusammengeschlossen.

Im öffentlichen Dienst, in den kulturellen Einrichtungen, im Bildungswesen hatten sich nicht nur in den leitenden Positionen „Pgs" - „Parteigenossen" - etabliert; manch einer war auch aus Opportunismus der NSDAP beigetreten, weil die Parteimitgliedschaft die Aussicht auf beruflichen Aufstieg verbesserte.
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  • Anmerkung : Als das mt den "Genossen" war nicht das Privileg der Russen, Kommuinisten und der Ostzone, das gab es auch in der NS-Diktatur.

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Terror und Widerstand

Das war die Fahrkarte in ein KZ

Hinter der Fassade der „Volksgemeinschaft" stand das Terrorsystem des NS-Regimes: die „Geheime Staatspolizei" (Gestapo), die SS, Gefängnisse, Konzentrationslager, eine Justiz, die sich willfährig in den Dienst des NS-Staates gestellt hatte.

Die Gestapo überwachte das öffentliche Leben ebenso wie die private Meinungsäußerung — schon Witzereißen war gefährlich. Die Frankfurter Gestapo hatte ihren Sitz zunächst im Polizeigefängnis, dann im Dachgeschoß des Siemenshauses in der Gutleutstraße.

Im Frühjahr 1941 zog sie in die Lindenstraße 27 um. Im Keller des Gebäudes befanden sich die Haftzellen; dort wurden die Gefangenen verhört und gefoltert. SA und SS hatten sich eigene Folterkeller eingerichtet: in der „Perlenfabrik" in der Ginnheimer Landstraße, in der Mörfelden Landstraße 166, in der Gabelsbergerstraße, im alten Bockenheimer Krankenhaus, in der Klingerschule.

Berüchtigt war auch das Untersuchungsgefängnis in der Hammelsgasse, ebenso das Polizeigefängnis in der Klapperfeldstraße.
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Viele Orte hatten eine sehr "unrühmliche" Vergangenheit

Lindenstraße 27 - in diesem Gebäude im Frankfurter Westend hatte die örtliche „Geheime Staatspolizei" (Gestapo) seit 1941 ihren Sitz.

In Diensten der Frankfurter Gestapo standen etwa 120 Angestellte, achtzig Schreibkräfte und einhundert Mann Wachpersonal. Außerdem standen auf ihren Lohnlisten mehr als hundert Spitzel, die die Bevölkerung bis in die Lebensmittelgeschäfte hinein zu überwachen hatten. Sie bezogen im Monat zwischen 25 und 500 Reichsmark; hinzu kamen Sonderzuteilungen von Lebensmitteln und Schnaps.

Jeder der Gestapospitzel hatte monatlich mindestens einen Bericht über ein getarntes Postfach in der Hauptpost auf der Zeil an den Leiter der Gestapo-Abteilung II N, zuständig für „Nachrichten (Spitzel)", abzuliefern.

„Schutzhaftbefehl" der Frankfurter Gestapo: „Schutzhafft bedeutete die Einweisung in ein Konzentrationslager, die von der Gestapo willkürlich, ohne ein gerichtliches Urteil, für unbegrenzte Zeit verhängt wurde.

Das Preungesheimer Gefängnis - fast so bekannt wie Bautzen

Das Mahnmal für die Opfer

Das Preungesheimer Gefängnis war eine der zentralen Hinrichtungsstätten der nationalsozialistischen Terrorjustiz. Hier das Mahnmal für die Opfer und im Hintergrund die Gedenktafel.

In der Haftanstalt Preungesheim wurden die Todesurteile der Sondergerichte aus den Oberlandesgerichtsbezirken Frankfurt, Kassel und Darmstadt, zeitweise auch aus den Bezirken Köln, Düsseldorf, Hamm, Bamberg, Bayreuth, Würzburg und Aachen vollstreckt, ebenso Urteile des „Volksgerichtshofes" und der Kriegsgerichte. Zahlreiche Frankfurter Widerstandskämpfer wurden in Preungesheim hingerichtet.

Die Zahl der Hinrichtungen in Preungesheim ist nicht bekannt; bei Kriegsende waren die Akten von der NS-Justiz verbrannt worden.
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  • Anmerkung : Auch hier wieder der berechtigte Verdacht, die Richter von der Reichs-Justiz hatten Dreck am Stecken und sie wußten es, genau wie bei der STASI, die während der Wende auch versucht hatten, noch schnell alles an Unterlagen zu schreddern.

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Alle Andersdenkenden wurden verboten

Der faschistische Terror richtete sich vor allem gegen die erklärten Gegner des Regimes: gegen Sozialdemokraten und Kommunisten, gegen Gewerkschafter, gegen bürgerliche Liberale, gegen (Anmerkung : sicherlich echte) Christen.

Parteien, Gewerkschaften, Organisationen wurden verboten, ihre Gebäude, ihre Druckereien und ihr Vermögen beschlagnahmt, viele ihrer Mitglieder in den Gefängnissen und den Konzentrationslagern eingesperrt oder umgebracht. Allein im ersten Jahr der NS-Herrschaft - 1933 - wurden über zweihundert Frankfurter wegen „Vorbereitung zum Hochverrat" verurteilt.

In großen Teilen der Bevölkerung war die Politik des NS-Regimes mit seinen propagandistisch lautstark ausgemünzten „Erfolgen" auf Zustimmung gestoßen; viele, obschon nicht überzeugte Anhänger des Nationalsozialismus, hatten sich den politischen Machtverhältnissen angepaßt, hatten sich mit dem NS-System arrangiert.
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Der Widerstand in Frankfurt

Dennoch stieß der Nationalsozialismus auch auf Widerstand, der den Schein allgemeiner Zustimmung durchbrach. In Fabriken, Behörden und Ämtern, in Wohnvierteln bildeten sich Gruppen von Widerstandskämpfern, die trotz größter Gefahr hinter der tönenden Propaganda und dem zur Schau gestellten Glanz des „Dritten Reiches" die Wirklichkeit der „Volksgemeinschafts"-Ideologie, ihre alltägliche Gewalt, ihren systematischen Terror gegen Andersdenkende, sichtbar zu machen suchten: mit Flugblättern und Zeitschriften, die entweder in Frankfurt selbst auf Druckmaschinen oder Vervielfältigungsapparaten hergestellt oder durch Kuriere aus dem Ausland herbeigebracht wurden.

Wohnungen, Geschäfte oder Gaststätten dienten als konspirative Treffpunkte, größere Zusammenkünfte mußten als Ausflug ins Grüne als „geselliger Abend" getarnt werden. So gab es neben individuellem Widerstand und persönlicher Hilfe für Verfolgte auch in Frankfurt den organisierten Widerstand aus den verschiedensten politischen Richtungen, insbesondere von Seiten der Arbeiterbewegung her.
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Was bei der STASI der IM war, waren hier die GESTAPO Spitzel

Die Gestapo versuchte mit Hilfe ihrer Spitzel, die organisierte Opposition zu zerschlagen; immer wieder wurden Widerstandskämpfer verhaftet, gefoltert und verurteilt.

Während des Krieges verschärfte sich der Terror durch Polizei und Justiz noch weiter; in Frankfurt wurden in den Kriegsjahren mindestens 308 Menschen wegen ihrer Widerstandstätigkeit verhaftet; vierundzwanzig von ihnen wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Dennoch gelang es auch in Frankfurt nicht, den organisierten Widerstand ganz zu ersticken. Viele Frankfurter, die aus Deutschland flüchten konnten, unterstützten den Widerstand vom Ausland her.

Die Vegetarische Gaststätte im Steinweg war einer jener getarnten Treffpunkte Frankfurter Widerstandskämpfer. Von Mitgliedern des „Internationalen Sozialistischen Kampfbundes" (ISK) war das Restaurant eingerichtet worden, auch zur Finanzierung der antifaschistischen Widerstandsarbeit.

Die Gestapo kam hinter den eigentlichen Zweck des Lokales; die Betreiberin der Gaststätte, Anna Beyer, konnte gerade noch rechtzeitig ins Ausland fliehen.

Die Adresse „Firma A. Holz, Frankfurt, Zeil 25" dagegen war lediglich fingiert. Post, die an diese Scheinadresse gerichtet war, gab der Briefträger Karl Rüb an die Frankfurter Wider Standskämpfer in Lore Wolf weiter.

Sie traf sich mit Rüb jeden Tag an einer anderen Stelle, wo ihr der Briefträger unauffällig die illegale Kurierpost aushändigen konnte. Die Gestapo entdeckte diesen heimlichen Kurierdienst: der Briefträger Rüb wurde verhaftet und zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt.
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Ein kleine Hedernheimer Zeitung hatte es gewagt ....

Die Organisatoren der "Heddernheimer Käwwern" hatten es gewagt, den „Führer und Reichskanzler" auf dem Titelblatt ihrer „Käwwern-Zeitung" unter der Narrenkappe zu präsentieren.

Die Behörden reagierten auf den harmlosen Scherz prompt und empfindlich: die Zeitung wurde beschlagnahmt.

Der Drucker und der Redakteur des Käwwern-Blattes wurden festgenommen und vier Wochen lang inhaftiert.
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Von der Kriegs-Vorbereitung zum Kriegsbeginn

Die Kindersoldaten

Bis 1936 lag Frankfurt (noch) in der entmilitarisierten Zone; im März des Jahres 1936 wurde Frankfurt wieder Garnisonsstadt. Die neuen Garnisonstruppen der Wehrmacht zogen „durch das dichte Spalier der Bevölkerung" in die Stadt ein.

„Schlagartig hallt in die Parademusik des Trompeterkorps das ,Sieg Heil' der Menschenmenge auf den Führer, der nun auch Frankfurt wieder seine Soldaten zurückgegeben hat", schrieb das „Frankfurter Volksblatt".

Eine Woche später: „Zum erstenmale ... hatten die Frankfurter seit dem Weltkriege Gelegenheit, Soldaten im Paradeschritt auf den Straßen ihrer Stadt zu sehen". Bei jeder Gelegenheit präsentierte sich die Wehrmacht in der Öffentlichkeit: bei den Paraden am „Heldengedenktag", an „Führers Geburtstag", am 1. Mai, 1936 bei Wehrmachtskonzerten, bei Sammlungen für das Winterhilfswerk.
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Luftschutzkeller bereits 1934 ......... wozu eigentlich ????

Die Kanone, die die „Pimpfe" gebastelt haben, ist nur eine Attrappe. Bald werden sie mit echten Kanonen schießen.

Die Kriegsvorbereitungen griffen spürbar in den Alltag ein. Bereits 1934 waren erste Luftschutzkeller eingerichtet worden, im Jahr darauf 1935 waren es bereits 780.

Mit Sammlungen von Altstoffen und öffentlichen Eintopfessen sollte die Bevölkerung an Kriegsbedingungen gewöhnt werden.

1937 konnte die Obermainbrücke nicht mehr renoviert werden, weil alles verfügbare Eisen in die Rüstungsindustrie ging.
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  • Anmerkung : Irgendwie hatten sie da oben in Berlin doch alle die Angst, da könnte vielleicht etwas "Unvorhergesehenes" geschehen. - Übrigens das Gleiche geschah in der Wehmacht. Bereits in 1936 wurden die bekannten und später von den Alliierten so gefürchteten 8,8 FLAK Geschütze (Flug-Abwehr-Kanonen) in Auftrag gegeben. Wofür brauchte man bereits 1936 "Flug-" Abwehrkanonen, wenn man nichts Böses vor hat und niemanden "ärgert" oder angreifen will ?

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Metallspende zu „Führers Geburtstag" am 20. April 1940: Die Bevölkerung wird zur Abgabe von Altmetall und von metallenen Gebrauchsgegenständen aufgerufen. Vom alten Offizierssäbel bis zur metallenen Kaffeekanne - alles wird der Rüstungsindustrie zugeführt.
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Die ersten Kriegsjahre .....

Am 1. September 1939 überschritt die deutsche Wehrmacht die polnische Grenze; mit dem Überfall (besser Angriff) auf Polen (Polen hatt nachweislich einen ernsthaften Verdacht) hatte der Zweite Weltkrieg begonnen.

Wie überall in Deutschland trat nunmehr auch in Frankfurt die Verdunkelungsverordnung in Kraft: alle Fenster mußten lichtundurchlässig abgedeckt werden. Nachts blieb die Straßenbeleuchtung abgeschaltet, zugleich wurde die Überwachung der Straßen verschärft.

In den Kellern wurden Notausgänge durchgebrochen, die „Hausgemeinschaft" "mußte" Löschwasserbehälter, Schaufeln, Äxte und Sandkisten bereitstellen, Löschübungen wurden abgehalten.

Lebensmittel gab es nur noch auf Bezugskarten, und für die Rüstungsindustrie wurde zu Metallspenden aufgerufen.
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Im Juni 1940 fielen erstmals Bomben auf Frankfurt .....

Frankfurt gehörte zu den Luftschutzorten der I. Ordnung. Ende 1940 wurde in Frankfurt mit dem Bau von öffentlichen Luftschutzräumen begonnen.

Es entstanden insgesamt 38 Schutzbunker; hinzu kamen acht Bunker der Reichsbahn sowie je ein Bunker im Krankenhaus Höchst und im Städtischen Krankenhaus Frankfurt Main-Süd, außerdem 24 unterirdische Verbandsräume.

Im Juni 1940 fielen erstmals Bomben auf Frankfurt; noch war die Zahl der Opfer verhältnismäßig gering.
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Was noch nicht verboten war, wurde erneut verboten

Verboten war das Hören ausländischer Radiosender, der Umgang mit Kriegsgefangenen, Urteile ergingen wegen „Feind-Begünstigung", „Wehrkraftzersetzung", „Hochverrat" - die Mordjustiz lief auf vollen Touren.

In einem Lagebericht des Generalstaatsanwalts vom September 1942 heißt es:

„Anläßlich der letzten in Frankfurt am Main vollzogenen Todesurteile läßt sich feststellen, daß die öffentlichen roten Anschläge über den Vollzug ... bei der Bevölkerung so gut wie keine Beachtung finden. Die Erscheinung mag vielleicht damit begründet sein, daß die Bevölkerung im Kriege mit ihren Gedanken anders beschäftigt ist, womöglich ist aber die Ursache darin zu suchen, daß bei der auch im hiesigen Bezirk sich mehrenden Zahl von Todesurteilen dem einzelnen Fall nicht mehr die Bedeutung wie früher beigemessen wird."
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Die Heimat wird zur „Front" erklärt.

Immer härter schlug der Krieg auf die „Heimat" zurück, die zur zweiten „Front" erklärt wurde. Lebensmittel wurden immer knapper, alle verfügbaren Kräfte wurden für die Rüstungsproduktion eingesetzt.

Nach und nach wurde (auch) der (ältere) männliche Teil der Bevölkerung zur Wehrmacht eingezogen, und so mußten Frauen und selbst Kinder - etwa als Flakhelfer oder bei der Trümmerbeseitigung - an ihre Stelle treten.

Die Hetzpropaganda überschlug sich; mit allen Mitteln wurde versucht, die Bevölkerung über die immer schwerer zu ertragenden Mängel hinwegzutäuschen und für den „totalen Krieg" zu mobilisieren.
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Neue Regeln bei der Sprache .....

Der Regierungspräsident in Wiesbaden etwa ordnete an, „daß das Wort ,Katastrophe' beseitigt wird, da es sich psychologisch und politisch unerfreulich auswirkt. Ich ersuche dafür Sorge zu tragen, daß das Wort ,Katastrophe' sofort aus dem Sprachgebrauch ausgemerzt wird".

Trotz ständiger Siegesmeldungen, mit denen der Propagandaapparat alltäglich auf die Bevölkerung einpeitschte, schwand bei vielen Menschen mehr und mehr der Glauben an einen militärischen „Endsieg".

Die Justiz versuchte mit allen Mitteln, die Zweifel am „Endsieg" mit Terrorurteilen zu ersticken. So wurden Arbeiter der Frankfurter Adlerwerke verurteilt, weil sie im Gespräch mit Kollegen die „Kriegsanordnungen und Kriegsereignisse diskutiert, die Siegesaussichten des nationalsozialistischen Deutschlands, vor allem im Kampfe gegen das bolschewistische Rußland, in Zweifel gestellt und auch sonst gehetzt haben".
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Die Deportation der Frankfurter Juden

Auf allen Gebieten des täglichen Lebens rief der Krieg Beschränkungen hervor; die jüdische Bevölkerung war davon jedoch am härtesten betroffen. Ihr wurde selbst das wenige vorenthalten, das man der „arischen" Bevölkerung noch zugestand.

Zwar unterstützten manche Frankfurter ihre jüdischen Nachbarn so gut es ging und wurden deshalb verurteilt; doch diese Ausnahmen konnten die Not der Frankfurter Juden kaum lindern. Ab Herbst 1941 mußten die Juden in der Öffentlichkeit den gelben Stern auf der linken Brustseite tragen; zugleich begannen die Deportationen in die Ghettos und in die Vernichtungslager.

Aus der Aktennotiz des Frankfurter SA-Standortführers: „Abtransport von 1000 Juden am Sonntag, den 19. Oktober 1941, von Frankfurt/M. nach Ghetto Litzmamn-stadt. Hierzu stellt die SA 250 ordentliche, handfeste SA-Männer... Antreten: Sonntag, den 19.10.1941, vormittags 5.30 Uhr vor dem Haupteingang Palmengarten, Bockenheimer Landstraße... Nach bestimmten Bestandsaufnahmen in den Wohnungen usw. werden die Juden zum Sammelplatz, Keller Markthalle, transportiert. Mitnehmen dürfen selbige 100 RM in bar und einen Zentner Sachwerte; Lebensmittel usw. werden dem WHW (Winter-Hilfs-Werk) übergeben."
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Wie Vieh in die Eisenbahnwaggons getrieben

Die Züge der Opfer, von der SA zusammengetrieben, führten am hellen Tage durch die Straßen der Stadt, vorbei an den Passanten, entweder zur Großmarkthalle oder zur Festhalle; dort wurden die Juden oft noch mißhandelt, bevor sie in Eisenbahnwaggons abtransportiert wurden.

Im März 1943 schrieb ein Gestapo-Beamter in einem Bericht: durch die" „in kurzen Zeitabständen folgenden Abtransporte" sei die „planmäßige Weiterführung" der Kartei der Frankfurter Juden unterblieben, daher habe er rückblickend die „Abwanderung der Juden" - so lautete die Sprachregelung für die Deportationen - in Frankfurt festgestellt.

Er zählte noch 572 Juden, die in Frankfurt lebten. Wenige Monate später verkündete Gauleiter Sprenger, Frankfurt sei nun „judenfrei"; diejenigen, die sich bei der Ausrottung eines ganzen Bevölkerungsteils besonders hervorgetan hatten, wurden dafür mit dem Kriegsverdienstkreuz dekoriert.
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Bei den Behörden akribisch gelistet ........

Die Zahl der deportierten und in den Konzentrationslagern ermordeten Frankfurter Juden ist kaum zu ermitteln; viele Frankfurter wurden von anderen Orten aus deportiert. Rekonstruiert nach den Listen der Frankfurter Gestapo, ergänzt aus den Akten des Polizeipräsidenten, ergibt sich eine ungefähre Übersicht über die Transporte, die von Frankfurt aus abgingen:

Datum Deportations-Ziel Anzahl
     
19.10.1941 Litzmannstadt 1125
11.11.1941 Minsk 1052
22.11. 1941 Riga 992
8.5.1942 nach dem Osten 938
24.5.1942 nach dem Osten 930
11.6. 1942 nach dem Osten 1016
18.8. 1942 Theresienstadt 1020
1.9. 1942 'theresienstadt 554
15.9. 1942 Theresienstadt 1378
24.9. 1942 nach dem Osten 234
1.3.1943 nach dem Osten 11
16.3.1943 Theresienstadt 41
12.4. 1943 Theresienstadt 12
19.4. 1943 nach dem Osten 17
16.6. 1943 Theresienstadt 19
28./29. 10. 1943 Auschwitz 5
  Theresienstadt 3
  Ravensbrück 7
  Buchenwald 5
8.1. 1944 Theresienstadt 56

Eine Bilanz am Ende der NS-Zeit - März 1945

Hitler hatte Recht, Deutschland war nicht wiederzuerkennen
Die ersten amerikanischen Soldaten in Frankfurt

Bei insgesamt 78 Bomben- und 18 Tieffliegerangriffen auf Frankfurt waren 5.559 Menschen ums Leben gekommen, darunter 737 Nicht-Frankfurter.

Achtzehntausend Frankfurter waren an der Front gefallen oder im Lazarett gestorben. Vor dem Krieg zählte Frankfurt knapp 550 000 Einwohner; im März 1945 lebten noch etwa 269 000 Menschen in der Stadt, von denen die Hälfte obdachlos war.

Fast die Hälfte der 176 000 Wohnungen war zerstört, ebenso fast alle öffentlichen Gebäude. Zwölf Millionen Kubikmeter Trümmerschutt bedeckten die Stadt.

  • Anmerkung : Wer Wind säht, wird Sturm ernten.

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Impressum aus 1986 :

Text: Bernd Häußler Layout und grafische Gestaltung: Gerhard Weber -  Originale: Stadtarchiv, Historisches Museum, Stadel Fotos: dpa, Ullstein Bilderdienst, Seitz-Gray, Weber, Wolff & Tritschler Lithos: Lithografik, Offenbach
Herausgegeben vom Presse- und Informationsamt der Stadt Frankfurt am Main (Juli 1986)
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