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Ein historischer Rückblick auf die Entwicklungen von

Schall, Optik, Foto, Film und die moderne Technik. Viele Daten sind sehr sauber recherchiert bzw. aneinander gereiht, manche Daten stimmen aber doch nicht und manche Daten/Zeiten sind an der falschen Stelle. Doch insgesamt sind die Kapitel angenehm zu lesen und beeindruckend illustriert.
Der 1. Teil steht im Hifi-Museum, der 2. Teil beginnt hier im Fernseh-Museum.

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Die Filmtechnik mausert sich

1839 war das Schicksalsjahr der Fotografie. Die großen Entscheidungen der Filmtechnik bahnen sich im Jahre 1895 an - auf vielen Wegen zugleich, so daß es schwerfällt, von einem ganz bestimmten Erfinder zu sprechen.

Daß aus dem Spielzeug Laufbildfilm eine Industrie, eine Weltmacht wurde, die unser Dasein, unser Denken und Fühlen entscheidend beeinflußte, war indessen nicht jenen Experimentatoren zu verdanken, die, zumeist in nationalem Überschwang, nachträglich zu „Filmerfindern" hochstilisiert wurden, sondern den Brüdern Lumiere. Sie bauten das erste kombinierte Filmaufnahme- und -vorführgerät, das sich in der Praxis bewährte.

Der geheimnisvolle Monsieur Le Prince

Louis Aime Augustin Le Prince (1842-1890) studierte in Leipzig Chemie und Physik, nahm dann einen Posten als Ausstellungsleiter an, kümmerte sich als Schüler Daguerres um die neue Kunst der Fotografie und reiste einigermaßen plan- und ziellos in der Welt umher, bevor ihn die Aufgabe, einen Aufnahme- und Projektionsapparat für Laufbildfilme zu konstruieren, zu fesseln begann.

Das war in New York, wo Le Prince zu Beginn der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts lebte. Seine Frau arbeitete als Lehrerin am Institut für Schwerhörige in Washington Heights. Über die Frage, was Le Prince wann und mit welchem Erfolg erfunden hat, hat es endlose Diskussionen gegeben.

Seine erste Arbeit war offenbar ein mit Platten arbeitender Projektionsapparat, der mit sechzehn Linsen ausgerüstet war. Aber schon um 1885 scheint sich Le Prince mit dem Celluloid-Laufbildfilm befaßt zu haben. Jedenfalls behaupteten das nachträglich mehrere Zeugen, so die Tochter des Erfinders.
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Mehrere Patente für Le Prince und Frederick Mason

1886 beantragte Le Prince ein amerikanisches Patent, das sich aber nur auf den Sechzehn-Linsen-Apparat bezog.

1888 folgte ein britisches Patent für eine Konstruktion, die einer der Mitarbeiter von Le Prince, der ehemalige Holzarbeiter Frederick Mason aus Leeds, 1931 folgendermaßen beschrieb:

  • „Die Kamera besitzt zwei Linsen, die eine dient zur Aufnahme, die andere als Sucher. Der Sperrmechanismus hinter der Linse ist so konstruiert, daß er den Film während der Belichtung festhält, um ihn dann im richtigen Moment freizugeben, ohne daß er zerkratzt wird. Diese ruckartige Bewegung wird durch einen Greifer bewirkt, der in einen Vorsprung an der Seite der oberen Filmspule eingreift, wodurch der Film durch die Sperre gezogen und aufgespult wird.
  • Die seitlich der Kamera befindliche Kurbel betreibt den Mechanismus über Zahnräder. Ein Verschluß aus Messing mit einer verstellbaren Blende dreht sich vor der Linse. Das Drehen der Kurbel ermöglicht die Aufnahme der Bilder in der gewünschten Geschwindigkeit."

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Zwei Projektor-Typen aus Le Prince's Werkstatt

Was die Projektoren betraf, so gingen aus der Werkstatt von Le Prince nach dem Zeugnis seines Sohnes Adolphe gleich zwei unterschiedliche Projektor-Typen hervor, nämlich ein dreilinsiger aus dem Jahre 1888 und ein einlinsiger von 1889, der schon mit einem Malteserkreuz als Vorrichtung für das ruckartige Weiterbewegen des Filmes ausgerüstet war.

Zwei Filmfragmente, die mit diesen Projektoren vorgeführt worden sein sollen, blieben erhalten. Eines davon zeigte den Betrieb auf der Brücke von Leeds und entstand 1888.

Zu Beginn des Jahres 1890 war ein neuer, größerer Projektor fertig, den Le Prince dem Generalsekretär der Pariser Oper vorzuführen gedachte. Diese Demonstration sollte eine Art Startschuß für die kommerzielle Auswertung des Verfahrens sein - fünf Jahre vor Lumiere.

Am 16. September 1890 bestieg Le Prince, bepackt mit seinem neuen Projektor und dem Filmmaterial, in Dijon den Zug, um nach Paris zu fahren. Dort jedoch ist er niemals angekommen. Trotz eifriger Nachforschungen der Polizei fand sich nicht die geringste Spur von Le Prince oder seinem Gepäck. Das Rätsel um sein mysteriöses Verschwinden wurde niemals gelöst.
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Von Friese-Greene bis Skladanowsky

Noch niemand hat präzise erforscht, wie groß die Zahl der Bastler, Mechaniker, Techniker und Erfinder war, die sich zu Beginn des letzten Jahrzehnts des 19. Jahrhunderts mit filmtechnischen Experimenten befaßten. Waren es dreißig, fünfzig, achtzig ?

Apparate mit abenteuerlichen Bezeichnungen wurden vorgestellt und verschwanden ausnahmslos wieder in der Versenkung, so das Chronophotographoskop und das Klondikoskop, das Vileocigraphoskop und das Counterfivoskop.

Einer der Filmvorläufer nannte seinen Bilderkasten sogar Getthemoneygraph (Bring-das-Geld-Schreiber), aber obwohl er damit ganz ehrlich bekannte, worauf es ihm in Wirklichkeit ankam, scheint das große Geld ausgeblieben zu sein. Jedenfalls hat man nie wieder etwas von ihm gehört.
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Der Engländer William Friese-Greene

Der Engländer William Friese-Greene konstruierte diesen Stereofilmapparat, ehe er sein zuvor erfundenes Film verfahren zur Praxisreife bringen konnte.

Ob das von dem Engländer William Friese-Greene (1855-1921) erfundene Verfahren jemals eine praktische Rolle gespielt hat, ist unbekannt. Friese-Greene, der eigentlich Willie Green hieß, seinem Namen aber den seiner deutschen Frau voranstellte und des besseren Klangs wegen auch noch ein e an Green anhängte, orientierte sich an den Arbeiten von John Arthur Roebuck Rudge, der ein Biophantaskop herausgebracht hatte.

Zunächst arbeitete Greene mit Papierfilm, stieg dann aber 1889 auf Celluloidfilm um. Seine aus diesem Jahr stammende Kamera nahm zehn Bilder in der Sekunde auf. Jeder Film enthielt bis zu 300 Bilder.

Schon vorher hatte er versucht, von ihm projizierte Filme mit Musik aus Edisons Phonographen zu untermalen. Er versuchte alles und erreichte nichts. Von seinen allein in England zwischen 1889 und 1921 angemeldeten 78 Patenten wurde keines in nennenswertem Umfang verwirklicht. Er starb als 76jähriger während einer Rede vor Filmfachleuten.
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Der Amerikaner Jean Aime Le Roy

Worin das eigentliche Verdienst des Amerikaners Jean Aime Le Roy (1854-?) um die Filmtechnik bestanden hat, ist nicht eindeutig geklärt. Er befaßte sich zunächst mit einem verbesserten Phenakistiskop mit Phasenbildern, kaufte sich Edisonfilme und gründete eine Filmgesellschaft mit dem ehemaligen Edison-Angestellten Eugene Lauste als Mitarbeiter.

Zu Beginn des Jahres 1894 führte er in New York erstmals Laufbilder vor. Aus dem Jahre 1895 ist ein Programmzettel erhalten geblieben, der für den 22. Februar (vier Wochen vor der ersten geschlossenen Veranstaltung der Lumieres) Vorführungen mit einem „Kinematographen" ankündigte. Auf diese Bezeichnung kamen die Lumieres erst später zurück.

Offenbar war Le Roy in erster Linie Organisator. Ob er auch selbst einen Projektor herausbrachte, ist unbekannt.
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Jetzt kamen die Schausteller

Die Brüder Max (im Bild) und Emil Skladanowsky führten 1895 ihre ersten kurzen Filmstreifen mit dem Bioskop öffentlich vor. Damit nahmen sie die Priorität für den Kinematografen für sich in Anspruch. Der Projektor enthielt zwei 50 Millimeter breite Filmschleifen, die nacheinander projiziert werden konnten.

Die als „deutsche Filmpioniere" oft überbewerteten Brüder Max (1863-1939) und Emil Skladanowsky (1859-1945) waren von Hause aus Schausteller. Sie hatten schon gemeinsam mit ihrem Vater „Nebelbilder" vorgeführt, befaßten sich frühzeitig mit Reihenaufnahmen auf Eastman- Celluloidfilm und brachten 1895 ihr Bioskop heraus, einen Doppelprojektor für 50 Millimeter breiten Film, den sie mit Schuh-Ösen verstärkten Perforationen versahen.

Ein Schneckenradgetriebe, auf das sie 1895 ein Patent erhielten, besorgte den ruckweisen Transport. Außerdem hatte das Bioskop eine Abdeckblende mit umlaufender Scheibe. In den Projektor wurden zwei Filmschleifen eingelegt, von denen jeweils eine vorgeführt wurde. Da technisch vom Bioskop keine Entwicklungslinie zu den späteren Aufnahme- und Projektionsgeräten führt, blieb die „interessanteste und amüsanteste Erfindung der Neuzeit", wie die Zeitungen das Bioskop nannten, ohne Nachwirkung.
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Die Brüder Lumiere und ihr Kinematograf

Diese erste Konstruktion der Brüder Auguste und Louis Lumiere war Aufnahmekamera, Kopiergerät und Projektor in einem. Auf den Zeichnungen ist im oberen Filmspulenkasten eine zweite Welle zu sehen, die einen unbelichteten Film für die Kopie aufnehmen konnte.

Die Lumieres, Louis Jean (1864-1948) und Auguste Marie Louis Nicolas (1862 bis 1954), waren keine Bastler, sondern Fachleute. In der Lyoner Filmfabrik ihres Vaters hatten sie mit Filmherstellung und -bearbeitung reichhaltige Erfahrungen gesammelt. Hier gelang ihnen auch, wie oben schon berichtet, die Verwirklichung des ersten brauchbaren Farbfoto-Verfahrens.

Als sie 1894 an die ersten Überlegungen gingen, ein praktikables Verfahren für Filmaufnahme und -wiedergabe zu entwickeln, taten sie das von vornherein mit der Zielrichtung einer industriellen Produktion. Das unterscheidet sie von allen Vorläufern auf diesem Arbeitsgebiet.

Was die Lumieres am 13. Februar 1895 zum Patent anmeldeten, war ein Apparat, mit dem man Filme sowohl aufnehmen als auch vorführen konnte. Der zuerst verwendete Name, "Kinetoscope de projection", deutet noch auf Edison hin, er wurde bald in Cinematographe geändert (trotz heftiger Proteste und zahlreicher Prozesse).

Von Edison übernahmen die Lumieres das Format, den 35mm breiten Eastman-Film, ferner die Perforation und den Greifer, der das Filmband ruckweise transportierte.

Am 22. März 1895 in der Rue de Rennes in Paris

Die erste geschlossene Vorführung fand am 22. März 1895 in der Rue de Rennes in Paris statt. Den staunenden Mitgliedern der Societe d'Encouragement pour l'Industrie nationale (der französischen Industrieförderungs- Gesellschaft) führten die Lumieres den ersten von ihnen in Lyon gedrehten Film vor.

Er trug den Titel „La Sortie des Ouvriers de l'Usine Lumiere" (Arbeiter beim Verlassen der Lumiere-Werke). Weitere Veranstaltungen folgten, zunächst noch immer vor Fotofachleuten und der Presse.

Ende 1895 schien die Zeit reif zu sein für öffentliche Vorführungen. Sie begannen am 28. Dezember im "Indischen Salon" des "Grand Cafe" am Boulevard des Capucines in Paris.

Der Eintrittspreis betrug einen Franc. Der Premierentag erbrachte nur 35 Francs Einnahme, aber es dauerte nur drei Wochen, bis der Kinematograf zum Tagesgespräch von Paris wurde.

15 Filme in 15 Minuten für einen Franc

Alle halbe Stunde fand eine Vorführung statt, jede dauerte fünfzehn Minuten. Das Programm bestand aus fünfzehn Kurzfilmen.

Einer davon ging als erste Slapstick-Komödie in die Filmgeschichte ein. In „L'Arroseur arrose" (Der begossene Begießer) wässert ein Gärtner die Blumen mit dem Wasserschlauch. Ein Junge tritt auf den Schlauch, das Wasser bleibt aus. Also betrachtet der Gärtner die Schlauchmündung. Weil der Junge den Schlauch freigibt, spritzt dem Gärtner nun das Wasser ins Gesicht. Der Junge wird verprügelt.

Auch der Film „Demolition d'un Mur" (Abbruch einer Mauer) gehörte zum Programm. Er zeigte das Einreißen einer Mauer bei Umbauten der Lumiere-Fabrik. Irgend jemand kam auf den Gedanken, den Film rückwärts laufen zu lassen, so daß die Mauer Stein auf Stein wiedererstand. Damit war eine der beliebtesten Tricktechniken, der Rücklauf, erfunden.

Schon 1896 gab es in vielen französischen Städten Kinematografen-Theater, bald aber auch in England und Amerika, Spanien und Serbien, Rußland und Rumänien.
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1896 - Das erste Kinematografen-Theater in Köln

Da immer mehr Theater für die Vorführung von Filmen eingerichtet wurden, zunächst in Frankreich, bald aber auch in anderen Ländern, sahen sich die Brüder Lumiere gezwungen, einen reinen Projektionsapparat zu konstruieren. Dieses Gerät stammt aus dem Jahr 1897. Die Vorrichtung über dem Objektiv diente der Aufnahme verschieden großer Filmspulen.

Am 20. April 1896 fand die erste Vorstellung in Köln statt. Gekrönte Häupter interessierten sich für den Film, sie äußerten sich wohlwollend und waren die beste Reklame für die Lumieres.

Die sensationellen Anfangserfolge ermutigten die Lumieres zu neuen Taten. Sie schickten Filmreporter aus, die längere aktuelle Reportagen zu drehen hatten. Dabei wurde auch schon der Filmschnitt als Gestaltungsmittel eingesetzt.

Es folgten historische Filme, im Freien vor Kulissen aus Holz und Pappe gedreht: über Robespierre und Karl XII., Marat und den Herzog von Guise und andere. Insgesamt dürften bei den Lumieres und in deren Auftrag rund 1.400 Filme gedreht worden sein.

An ihrem Verkauf (und am Absatz der Apparate) war gutes Geld zu verdienen. Die Brüder Lumiere wollten weitere Risiken nicht eingehen und gaben die Filmproduktion um die Jahrhundertwende auf. Das Patent auf den Kinematografen verkaufte Louis Lumiere 1897 an Charles Parthé.
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Der Weg für die Filmindustrie war jetzt frei

Die Lumiere-Erfindung machte der Filmindustrie den Weg frei. Die beiden Brüder erlebten noch mit, was aus ihrer Idee wurde:

Louis starb 1948 als 84jähriger, Auguste 1954 im Alter von 91 Jahren. Sie hatten noch eine ganze Reihe Erfindungen erprobt oder verwirklicht.

Ihre Spannweite reichte von Versuchen mit dem plastischen Film über das Photorama mit einer Projektion, die den ganzen Horizont umfaßte, bis zu einem Lautsprecher für den Phonographen, der die Tonqualität wesentlich verbesserte, zu Heizapparaten für Flugzeuge, die im Ersten Weltkrieg eine Rolle spielten, und zu Prothesen für Kriegsversehrte.

Die Anfänge der Filmindustrie

Schon die Lumieres kamen auf die Idee, Reporter mit Filmkameras zur aktuellen Berichterstattung auszuschicken.

Die Brüder Lumiere hatten die technischen Voraussetzungen für die (von ihnen zweifellos nicht vorhergesehene) Entwicklung des Films zu einem Massenunterhaltungs- und Informationsmittel geschaffen. Nun ging der Film bald eigene Wege.

arzustellen, unter welchen Voraussetzungen es zur internationalen Filmindustrie mit Schwerpunkten in Frankreich, England, Deutschland, Italien und den USA kam, ist nicht Sache dieses Buches.

Ebenso müssen filmgestalterische und -künstlerische Probleme ausgeklammert bleiben. Aber auf filmtechnischem Gebiet sind noch einige Vorläufer und Pioniere zu nennen, deren Namen zum großen Teil vergessen sind.

Professor Reynaud und die bewegten Zeichnungen

Eigentlich gehört der Professor der Naturwissenschaften Emile Reynaud (1844-1918) gar nicht in die Reihe der Filmpioniere. Von einem fotografierten Film wollte er nämlich überhaupt nichts wissen. Sein hohes Ziel war es, der Kunst zu dienen — und das konnte man nach seiner Meinung nicht mit Fotos, sondern nur mit Zeichnungen.

Schon 1877 hatte Reynaud sein Praxinoskop geschaffen, eine verbesserte Wundertrommel. 1882 gelang es ihm, dieses Verfahren in Verbindung mit einer Laterna magica zur Projektion von kolorierten Glasbildern einzusetzen. Ab

1888 verwendete er dann perforierte Bildbänder aus Gelatinefolien mit farbigen oder schwarzweißen Zeichnungen im Format 4x5 Zentimeter. Die Zeichnungen stammten von ihm selbst. Sie waren gut gemeint, aber beileibe keine künstlerischen Leistungen.

1889 erhielt er ein Patent auf dieses Verfahren, das er Theatre Optique (optisches Theater) nannte. Die erste öffentliche Vorführung fand am 28. Oktober 1892 im Musee Grevin am Boulevard Montmartre zu Paris statt. Jeder Film dauerte bis zu 15 Minuten und hatte maximal 700 Bilder. Das Geschäft lief erstaunlich gut. Die Leute gingen auch dann noch ins Musee Grevin, als in den ersten Kinotheatern längst „richtige" Filme liefen.

Bis 1900 fanden im Musee Grevin 12.800 Vorstellungen statt, die von einer halben Million Menschen besucht wurden. Ihnen gefielen die kleinen Geschichten, die Reynaud ihnen erzählte. Sie waren zum großen Teil farbig (was der fotografierte Film erst viele Jahrzehnte später schaffte) und wurden sogar von Geräuschen begleitet, die Reynaud elektrisch auslöste.
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Der Zeichentrickfilm kam später

Der Erfinder des Zeichentrickfilms war Reynaud nicht. Dieses Wort bezeichnet einen Film, bei dem die einzelnen, gezeichneten Bewegungsphasen fotografiert werden. Aber Reynaud war mit seinen „bewegten Zeichnungen" doch einer Entwicklung auf der Spur, die sich erst viel später manifestierte.

Bei etwas mehr geistiger Beweglichkeit hätte er einen erfolgreicheren Weg einschlagen können. So blieb er zeitlebens ein unzufriedener und unglücklicher Mann.

In einem Anfall von Schwermut versenkte er 1910 den größten Teil seiner Apparate und Filme in der Seine. Kurz darauf mußte er in eine psychiatrische Anstalt in Ivry gebracht werden, in der er 1918 starb.
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Illusion um jeden Preis: Georges Melies

Ein Hansdampf in allen Gassen muß er gewesen sein, der Mechaniker, Schauspieler, Karikaturist und Bühnenarchitekt Georges Melies (1861-1938), Allround-Produzent von rund 4.000 Filmen, bei denen er fast alles allein machte - nach seiner eigenen Aufzählung werkelte er als Zeichner, Bühnenbildner, Tricktechniker, Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller.

Trickreiche Illusionen lernte er beim besten Zauberkünstler seiner Epoche, Eugene Robert-Houdin, einem Mann, der erstmals alle Tricks bei voller Beleuchtung zeigte (darunter den berühmten Flaschentrick, bei dem einer „leeren" Flasche unzählige Gläser voll der unterschiedlichsten Getränke entlockt wurden), der im Abendanzug auftrat und vor Kaisern, Königen und Päpsten zaubern durfte.

Das Theätre Robert-Houdin übernahm Melies 1888 in eigene Regie. Schon sein Vorgänger hatte viel von technischen Tricks gehalten. Melies wollte nun die neuen Verfahren der Brüder Lumiere in das Programm einbauen.

Vater Lumiere wollte die Patente nicht verkaufen

Er reiste nach Lyon und versuchte, Vater Lumiere zum Verkauf der Patente seiner Söhne zu überreden. Aber daraus wurde nichts. Melies fuhr wieder nach Paris zurück, entschlossen, selbst etwas zu unternehmen.

Fortan entfesselte der vielseitige Melies einen Tatendrang ohne Beispiel. Vor allem fand er schnell heraus, welche tricktechnischen Möglichkeiten das Film verfahren bot : In seiner Firma „Geo. Melies Star Film" zauberte er den Zuschauern Dinge vor, die ihnen die Haare zu Berg trieben.

Bei Melies gab es die erste Doppelrolle: Melies unterhielt sich mit Melies. Er produzierte 1899 den ersten Kriminalfilm („L'Histoire d'un Crime") und 1902 den ersten Science-Fiction-Film („Le Voyage dans la Lune" nach Jules Vernes Roman „Die Reise zum Mond"), und er wagte sich auch schon an den ersten Ausstattungs-Prachtschinken heran, den 1907 entstandenen Film „La Prophetesse de Thebes".

Ein gelernter Illusionist

Trotzdem blieb Melies stets ein gelernter Illusionist. Von einer beweglichen Kamera hielt er ebensowenig wie von einer raffinierten Einstellungs- und Schnittechnik.

Was er abbildete, spielte sich sozusagen auf der Bühne ab, und folgerichtig hielt Melies auch an einer Einteilung in einzelne Schaunummern fest, die er Tableaux nannte. An Phantasie hat ihn kaum ein anderer Produzent übertroffen.

Seine Filme sind noch heute interessant anzusehen: als Kuriositäten, nicht als gestalterische Meisterwerke. Seiner Firma ging die Luft aus, als kurz vor dem Ersten Weltkrieg die ersten Filmdramen und -epen herauskamen. 1913 meldete er Konkurs an und verschwand für lange Zeit von der Bildfläche.

In den dreißiger Jahren fand ein Pariser Theaterdirektor den gealterten Melies wieder - als Bonbonverkäufer auf dem Bahnhof Montparnasse. Melies erlebte eine späte Rechtfertigung. Seine Filme wurden wieder hervorgekramt, Zeitungen und Fachblätter berichteten über ihn, Charlie Chaplin nannte ihn öffentlich einen „Alchimisten des Lichts".

D. W. Griffith erklärte: „Ihm schulde ich alles", und Jean Cocteau verbrachte viele Stunden mit der Betrachtung alter Melies-Filme. Endlich gelang es, dem Altmeister eine kleine Rente zu sichern. Von ihr hatte er nicht mehr viel. 1938 starb er.
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Robert William Paul: Auf Edisons Spuren

Was Robert William Paul zur Filmaufnahmetechnik beisteuerte, war ein Spezialstativ, das bessere Aufnahmen bewegter Objekte erlaubte.

In England war Edisons Kinetoskop patentrechtlich nicht geschützt. Das herausgefunden zu haben, ist das Verdienst (wenn auch ein fragwürdiges) des britischen Optikers Robert William Paul (1869-1943).

Zwei interessierte griechische Unternehmen bewogen ihn, Edisons Apparate nachzubauen. So geschah es auch. Allerdings ging Paul einen Schritt weiter und baute gleich ein Projektionsgerät, den Theatrographen, mit dem er 1896 im Finsbury Technical College die ersten Vorführungen veranstaltete.

Die Filme dazu bestellte er unbekümmert bei Edison in West Orange. Als Edison ihm auf die Schliche kam und weitere Filmlieferungen verbot, warf sich Paul mit Vehemenz auf eigene Filmproduktionen. 1899 hatte er schon ein eigenes Studio in New Southgate.

Er filmte die rauhe See bei Dover und den Endspurt des Derbys von Epsom. Seine Streifen beeindruckten so, daß er einen mehrjährigen Vertrag mit dem Schautheater Alhambra abschließen konnte. In jeder Vorstellung zeigte er mehrere Kurzfilme, die insgesamt 15 Minuten dauerten.

50 Filme pro Jahr

Fortan drehte er alljährlich etwa 50 Filme, darunter Trick- und Geisterfilme, Abenteuerfilme und Comics. Zwar konnte er es mit Melies an Einfallsreichtum nicht aufnehmen, aber auch bei Paul geschahen unwahrscheinliche Dinge - so fuhren Autos bis in die Wolken hinauf und umrundeten die Sonne, stürzten Spielzeugeisenbahnen in Schluchten, geisterte ein Skelett durch die Szene.

Offensichtlich war Robert William Paul der erste, der auch Propagandafilme drehte. Ab 1900 entstanden in seinem Studio zwanzig Filme mit dem Titel „Das Leben in der Armee". Sie zeigten die Ausbildung britischer Soldaten. Das Kriegsministerium bestätigte ihm ausdrücklich den hohen Wert seiner Streifen für kommende Rekrutierungen.
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Der erste Kino-Zar: Charles Pathe

Ein Name wurde auf dem jungen Filmmarkt, der bald von heftigen Konkurrenzkämpfen geschüttelt wurde, schnell zum Begriff: Charles Pathe (1863-1957). Er wuchs in Chevry-Cossigny und in Vincenes als Sohn eines Fleischers auf und erlernte lustlos das väterliche Handwerk.

Zwei Jahre lang trieb er sich in Argentinien herum, fand aber nicht das große Glück und kehrte, vom Gelbfieber vertrieben, ohne einen Sous in der Tasche nach Frankreich zurück.

Als 31 jähriger sah er in Vincennes die ersten Edison-Vorführungen und rechnete sich schnell aus, daß ein Schausteller, der mit diesen Apparaten durch die Lande reiste, in ein paar Stunden mehr verdiente als er in einer ganzen Woche.

Nicht ohne Mühe trieb er 2.000 Francs auf und eröffnete in Monthety ein Edison-Theater. Er selbst erzählte später, daß er dabei alles auf eine Karte gesetzt hatte.

Wenn die Sache schief gelaufen wäre, hätte er nicht einmal mehr genug Geld gehabt, um nach Vincennes zurück zu fahren.

Aber sie lief hervorragend. Ein Jahr später schon konnte er es sich leisten, gemeinsam mit dem Erfinder Marie Henry Joseph Joly eigene Apparate zu konstruieren.

1896 wird die Apparatefabrik Pathe Freres gegründet

1896 gründete er gemeinsam mit seinen drei Brüdern Emile, Theophile und Jacques die Firma Pathe Freres als Apparatefabrik, 1897 folgte die Produktionsfirma Pathe Cinema, und im Jahr darauf kam der erste Film heraus, benannt „L'Ar-rivee d'un train de Vincennes", als soundsovielte Verfilmung einer Zugankunft nicht besonders neu, aber immerhin ein Anfang.

„Ich habe das Kino nicht erfunden, aber ich habe es industrialisiert!" bekannte Charles Pathe später. Die Pathe Cinema, 1897 mit 24.000 Francs Kapital gegründet, mußte alle paar Jahre ihr Kapital erhöhen, so schnell wuchsen die Umsätze und so stark stieg das Investitionsvolumen.

1913 schon betrug das Kapital der Gesellschaft 30 Millionen Francs. Mittlerweile gab es kaum einen Filmfreund auf der Welt, der das Pathe-Markenzeichen, den gallischen Hahn, nicht gekannt hätte - und die Pathe-Filme mit Max Linder, dem ersten großen Komiker der Filmgeschichte, gestaltet von einem der ersten professionellen Filmregisseure, dem ehemaligen Music-Hall-Sänger Ferdinand Zecca.

Oskar Meßter und die deutsche Filmindustrie

Verglichen mit dem Frankreich und England der Film-Frühzeit verlief die Entwicklung in Deutschland eher zähflüssig. Was die Skladanowskys ab 1895 mit ihrem Bioskop schon sehr früh eingeleitet hatten, mündete bald in einer Sackgasse.

Einer der wenigen deutschen Filmemacher der Urgeschichte des Films war der Berliner Oskar Meßter (1866-1943), Sohn eines Mechanikers, der zunächst im Betrieb des Vaters lernte, sich mit 19 Jahren selbständig machte und als 26jähriger die väterliche Firma übernahm.

Konstruktionen auf optischem Gebiet waren ihm nicht neu. So beobachtete er die Entwicklung besonders aufmerksam.

1896 - Meßters erster Projektor

Für die Konstruktion seiner Filmprojektoren benutzte Oskar Meßter das Malteserkreuz-Getriebe, um den perforierten Film ruckartig schnell von Bild zu Bild weitertransportieren zu können. Abgebildet das Laufwerk eines Projektors von Meßter um 1900.

1896, nachdem er die ersten Edison-Vorführungen gesehen hatte, besorgte sich Meßter Edison-Filmstreifen und konstruierte innerhalb weniger Wochen harter Tag- und Nachtarbeit einen eigenen Projektor, der sich durch eine Neukonstruktion des bekannten Malteserkreuzes (also nicht durch die Erfindung dieser Vorrichtung, wie manche Quellen behaupten) auszeichnete und sich als überaus brauchbar erwies.

Den ersten Apparat dieser Art lieferte er für 1.900 Mark an einen russischen Schausteller.

Wie Pathe erkannte auch Meßter frühzeitig, daß sich aus der Kinematografie eine Industrie entwickeln könnte. Auf dieses Ziel arbeitete er hin, und zwar mit atemberaubender Geschwindigkeit.
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Meßters erste Aufnahmekamera

Als nächstes baute er eine Aufnahmekamera. Vorrichtungen für das Entwickeln und Kopieren der Filme folgten.

Innerhalb von 17 Jahren, bis 1913, konstruierte Meßter einen Projektor nach dem andern. Schließlich standen 17 Typen auf seinem Programm. Von keinem Modell verkaufte er allerdings mehr als 500 Stück; im Gegensatz zu Pathe, der nur drei Typen herausbrachte, davon aber in kurzer Zeit 70.000 Exemplare absetzte — so Meßters eigene Angaben.

Pathe beobachtete den Konkurrenten aufmerksam und drohte mit einem Prozeß wegen Patentverletzung. Es kam zu einer Einigung: Für die deutschen Pathe-Filialen durfte Meßter künftig deutsche Apparate liefern.

1897 - Meßters erster Filmkatalog

Der erste Filmkatalog Meßters erschien 1897, bestückt mit 84 Nummern, 115 Seiten stark. Auf technischem Gebiet brachte Meßter weitere Neuerungen heraus, so 1897 eine Zeitlupenkamera für maximal 100 Bilder je Sekunde oder 1903 einen Filmprojektor, den er mit einem Grammophon zur Wiedergabe von Musik und Gesang koppelte, das sogenannte Biophon.

Ab 1915 konstruierte er auch Reihenbildkameras für Luftaufnahmen. Vor allem aber war er der Produzent der ersten deutschen Wochenschau, Meßter-Woche genannt.

1917 ging alles in der Universum Film AG (Ufa) auf

Seine Filmgesellschaft, die als ersten deutschen Star Henny Porten weltberühmt machte, ging mit anderen Gesellschaften 1917 in der Universum Film AG (Ufa) auf.

Der Blick nach Hollywood

Mittlerweile meldeten die USA ihre Ansprüche an. Ab 1912 befand sich Hollywood im Aufbau. Die amerikanischen Produzenten Fox, Laemmle, Goldwyn, Lasky und Zukor bauten ihre Imperien auf.

Ab 1915 entstanden die Filme von David Wark Griffith, die heute noch zu den berühmtesten der Filmgeschichte zählen. Und es dauerte nicht lange, bis die Erfindung des Tonfilms dem so schön angelaufenen Stummfilmgeschäft den Garaus machte.

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