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Atze Brauners Biografie - "Mich gibt's nur einmal" (1976)

Rückblende eines Lebens

von Gert Redlich im April 2025 - Sehr ähnlich zu Eduard Rheins - Ein Jahrhundertmann - ist das ein reißerischer Titel. Fast alle Menschen gibts nur einmal, auch den Atze. Jedoch ist er ein besonderes Exemplar unserer Gattung. Er hat alle Höhen und Tiefen des Leben durchmachen müssen, und zwar schon in ganz jungen Jahren zum Beginn des Krieges des 3. Reiches als Jude in Polen. Das prägt und formt für ein ganzes Leben.
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Und Artur Brauner träumte schon als Bub vom Schauspielen und vom Film. Von den Filmen hatte er in seiner Jugend ganz ganz viele gesehen, in den Kinos in Lodz. Und dann kamen die Deutschen und alles war zuende. Die NS-Vernichtungsmaschine hat er überlebt und 1945 seine Traumfrau gefunden und sich in Berlin ein neues Leben aufgebaut. Von vielen geachtet und genauso oft beneidet, hat er die CCC Studios an der Havel zum größten deutschen Filmproduzenten gemacht.

Und in 1975/76 hat er seine Lebensbiografie geschrieben. Während Heinrich Fraenkel und Curt Riess die Filme und die gesamten Filmbranche in 4 dicken Wälzern aus der Sicht der Aussenstehenden beschrieben haben und Will Tremper das wiederum aus einer ganz anderen Sicht, der Sicht des Eingeweihten gnadenlos beschrieben hatte, hat Artur Brauner seine Erfahrungen und Erkenntnisse aus seiner Sicht des Produzenten "formluliert."

Auch er schreibt viel über die Hintergünde der Glitzerwelt der Filmsternchen und Premieren und läßt auch (fast) nichts aus. Seinen Kritiker Will Tremper erwähnt er (wie auch Curt Riess in seinen Büchern) mit keinem Wort, auber auch Riess und Fraenkel erwähnt er nicht.
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Artur Brauner ist 100 Jahre alt geworden.

Er - geboren 1918 (†2019) - hat seine Biografie aus 1976 um über 40 Jahre überlebt. Und da gäbe es ganz sicher noch viel viel mehr zu erzählen. Das hatte dann seine Tochter in 2001 niedergeschrieben, was alles nach 1976 noch dazu kam.

Hier kommt somit die "erste Hälfte" seines Schaffens. Im Internet findet man so manche abweichende "Interpretation" (oder Kritik) seiner Arbeit und seiner Werke. Doch auch da ist Brauner in seinen Texten sehr direkt, wenn er von seinen "Trallala-Filmen" spricht, die wir auch hier so heftig kritisiert haben. Nach meiner Meinung (ich bin Baujahr 1949) haben die bei uns auch zum Niedergang des Kinos beigetragen. Doch das ist nicht die alleinige Wahrheit, es kamen zu viele Gründe und Ereignisse und Umwälzungen zur Mitte der 1950er Jahre zusammen.
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Artur Brauner war der "Produzent" seiner Filme .....

Wie an anderer Stelle beschrieben, braucht es für einigermaßen erfolgreiche Filme - ob fürs Kino oder fürs Fernsehen - nicht nur geeignete Schauspieler und eine einigermaßen gute Story und einen Kopf mit Visionen sowie einen Regisseur, es braucht auch jemanden, der das Geld verwaltet und zusammenhält und die Produktion im Griff hat. Später kommt noch der geschickte Filmverleih (oder die Fernseh-Anstalt bzw. die Fernseh-Firma) - oft ist das dann auch der Finanzier - dazu.

Atze Brauner war nicht nur der Produzent am Schreibtisch, er baute sich auch zwei riesen große Filmstudios auf der Havel Insel und und betrieb und beschäftigte die Studio- Mannschaft seiner CCC Filmstudios. Die allermeisten Produzenten mußten fremde Studios anmieten, er nicht.
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Brauners Lebensphilosophie = "Ohne Fleiß kein Preis"

Artur Brauner hatte neben viel Pech auch viel Glück gehabt. Er fand in seiner Frau eine sehr attraktive und dazu schöne Mitmacherin, die ihn zeitlebens unterstütze und ihm dazu 4 Kinder schenkte, auf die er sehr stolz war. In seinem Buch beschreibt er die vielen geplatzten Partnerschaften (gemeint sind die Ehen), deren Storys bzw. Katastrophen er mitbekam.

Es beschreibt auch, daß zum Erfolg der Mut zum Risiko dazugehörte. Was er sehr gepflegt nicht erwähnt, daß er um diesen Erfolg im immer noch nationalsozialistisch vererbten Nachkriegsdeutschland natürlich beneidet und angefeindet wurde. Er war "schließlich" ein Jude, seine Frau auch. Das änderte sich erst sehr sehr spät, als selbst seine härtesten Konkurrenten seine genialen Fähigkeiten anerkannten. Und er bekam wirklich nichts geschenkt, er mußte es sich erarbeiten.

Das hatte er mit seinem Kritiker Will Tremper gemeinsam, der sich auch alle seine Erfolge - auch gemischt mit Mißerfolgen - hart erarbeiten mußte. Es ist so schade, daß die beiden nie Freunde geworden waren.
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Im Original-Text fast nicht lesbar

Leider ist auch diese Biografie eine große Buchstabenwüste und muß darum deutlich überarbeitet werden, also lesefreundlich gestaltet werden.
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Der Umschlagseitentext - die Kurzform des Buches

Sie nennen ihn »Atze«. Wer? Na, beispielsweise die Palmer, die Schell und die Leuwerik, Rühmann, Jürgens, Fröbe und Buchholz, Peter Alexander und die Bardot. Und all die anderen, die dazugehören, wenn es um die Traumfabrik Film geht.

Atze war und ist ihr Zaubermeister, der versierte Puppenspieler, der die Stars und Sterne an den Schnüren und Drähten seiner Finanzierungen tanzen und agieren läßt.

Atze - Artur Brauner - ist Filmproduzent. Und was für einer! Vom »Schwejk« über »Teufel in Seide«, »Die Ratten« und »Mädchen in Uniform« bis zu »Old Shatterhand« und »Dschingis Khan« - es gibt kaum einen großen deutschen Filmerfolg der 19fünfziger und 19sechziger Jahre, an dem Brauner nicht produzierend oder coproduzierend beteiligt war.

Ein Mann mit einer Nase für die richtigen Stoffe; ein Mann mit Wagemut, mit Witz und Herz. All das erzählt er nun, noch keineswegs auf dem Altenteil, in der Geschichte seines bewegten Lebens und seines Lebenswerkes, der legendären CCC-Filmgesellschaft, mit der er sage und schreibe 200 Filme produziert und Filmgeschichte gemacht hat.

Mit schöner, durchaus berechtigter Bescheidenheit nennt er sein Erinnerungsbuch »Mich gibt's nur einmal«. Es ist ein einziger Geschichten-Katarakt geworden. Mit Engagement und Verve, herzhaftem Humor, schnoddrigem Witz und einer gehörigen Portion Selbstironie schöpft er aus einer Fülle von amüsanten und absonderlichen Erlebnissen und läßt sie alle, seine Stars, Regisseure, Drehbuchautoren, aber auch die ihm nahestehenden Menschen, Revue passieren.

Brauner geht nicht immer schonend mit ihnen um, und ihre Schwächen und Eitelkeiten, das Menschlich-Allzumenschliche hinter der Glamour-Fassade kommt zum Vorschein. »Mich gibt's nur einmal« ist ein hervorragend lesbares, Kritik und Analyse nicht aussparendes Buch über alles, was sich hinter den Kulissen des deutschen Films seit 1945 abgespielt hat.

Darüber hinaus ist Brauners Buch ein Protokoll des deutschen Nachkriegsfilms in Wort und Bild und nicht zuletzt ein packendes Stück Zeitgeschichte in der Autobiographie eines Mannes, der dem Tod als junger Mensch mehrmals mit Courage, Einfallsreichtum und Energie entkam - Eigenschaften, die ihn in seinem späteren - zweiten -Leben als Filmproduzent sehr zustatten kamen.

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Inhaltsverzeichnis

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9  Die Kuh meiner Träume
11 Schach dem Jürgens und kein Zobel für O. W. Fischer
22 Heinz Rühmann wird hinters Licht geführt und Vicki Baum zerstört eine Legende
31 König Salomo, hausgemachter Horror und Gary Cooper rettet mir das Leben
48 Der Mann, der Goebbels ohrfeigte
57 Maria Schell, die Ratten und der große Bluff
68 Wir drehen einer Stadt den Strom ab und werden von sibirischen Scharfschützen beschossen
77 Der Bierdeckelvertrag, Mario Lanza zersingt ein Weinglas und Mussolini geht durch den Raum
88 Hans Albers und die Neger
97 Warum Peter Alexander starb und Tarzan beschattet wurde
113 Sean Connery putzt Klinken und Elke Sommer zeigt, was sie hat
119 Sophia Lorens Paradiesvogel oder die verpaßte Chance
128 Sonja Ziemann verklagt mich, Grethe Weiser will mehr Geld und Hans Moser spielt Eisenbahn
139 Fritz Lang kehrt zurück und Brigitte Bardot trägt dick auf
158 »Erst ein Haus, dann einen Sohn«, sagt die beste Ehefrau der Welt 172 Nadja Tiller, der verhinderte Weltstar, und der bestohlene Ungar
187 Berlin, die Stadt meiner Träume
205 Wie ich den polnischen Staat verklagte
218 Einmal im Leben . . .
223 1946 bis 1976: 30 Jahre CCC-Filme (einschließlich Coproduktionen)
268 Namensregister
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