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1961 - Gedanken zur Modernisierung von Filmtheatern

von H. TÜMMEL, Zeiss Ikon, Kiel aus der KINO-TECHNIK Nr. 10/1961

Die gegenwärtige Situation zwingt die Inhaber von Filmtheatern, Maßnahmen zu ergreifen, mit denen die Rentabilität des Betriebes gesichert werden kann. Mit den folgenden Überlegungen wird der Versuch gemacht, einige Hinweise, besonders für kleinere Theater, zu geben. Sicher wird nicht jede Anregung überall durchführbar sein, und zweifellos gibt es noch andere, hier nicht erwähnte Möglichkeiten, die für manches Filmtheater nützlich sind.
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Analysen und Gründe zum Niedergang des Kinos ......

Für den Leiter eines Filmtheaters sind heute zwei Aufgaben vordringlich, nämlich die Besucherzahl wieder zu steigern und die Unkosten (also die Kosten !!!) zu senken. Der Besucherrückgang ist in erster Linie auf Fernsehen, allgemeines Unterhaltungsangebot und Motorisierung als Hauptursachen zurückzuführen.

Anmerkung : Das stimmte vor 1960 nur bedingt und wurde von interesierten Kreisen immer wieder wiederholt. Wissenschaftlich nachgewiesen wurde ganz allgemein der Wohlstand und nicht das Fernsehen.

Wenn nun recht häufig die Behauptung aufgestellt wird, daß die "schlechten" Filme schuld seien und daß die Produzenten doch endlich mal gute Filme machen sollten, so darf darauf hingewiesen werden, daß es sicher keinen Produzenten gibt, der sich vornimmt, einen schlechten Film herzustellen.

Wie bei jeder künstlerischen und schöpferischen Arbeit, fällt das Ergebnis mal mehr und mal weniger gut aus. Bedenklich wäre die Situation nur, wenn bei einem Angebot von einigen hundert Filmen jährlich die statistische Verteilung ausweist, daß vorwiegend „schlechte" Filme zur Verfügung stehen.

Die Praxis beweist aber, daß es immer wieder gute Filme gegeben hat und geben wird, und daß sich die Filmproduktion bemüht, den veränderten Verhältnissen und dem Zeitgeschmack gerecht zu werden. Es sei auch darauf hingewiesen, daß nicht jedes Fernsehprogramm ungeteilten Beifall findet, daß hier also für die Produktion dieselben Probleme bestehen wie für die Filmproduktion.
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Die Einflußnahme der Betreiber der Kinos

Trotzdem wäre es verfehlt zu sagen, am Filmprogramm könne der Leiter eines Filmtheaters nicht viel ändern. Es gibt immer noch viele Menschen, die entweder keinen Fernsehempfänger haben oder nicht davor sitzen wollen. Das letzte trifft vorwiegend für die große Zahl der Jugendlichen zu, die sieh mit Gleichaltrigen außerhalb des Elternhauses treffen wollen, Unterhaltung wünschen und nicht Gaststätten besuchen möchten.
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Die Statistik über die Besucher von Filmen

Sehr aufschlußreich ist eine Statistik*), welche die Besucher nach Altersgruppen einteilt (Tab. I).
*) Gesellschaft für Marktforschung, Hamburg - „Der Kinobesuch in der Bundesrepublik", Juni 1961, erstellt Im Auftrag des Fachverbandes Film- und Diapositiv-Werbung e. V., Hamburg
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Tab, I. Häufigkeit des Kinobesuchs bei verschiedenen Altersgruppen

Nr. Häufigkeit 16-17 Jahre 18-24 Jahre 25-34 Jahre 35-44 Jahre 45-54 Jahre 55-65 Jahre
1 mehrmals in der Woche 7% 6% •% 1% 1% 0%
2 einmal in der Woche 31% 21% 10% 6% 4% 4%
3 ein- bis dreimal im Monat. 40% 37% 970/ 19% 14% 11%
4 seltener als einmal im Monat 15% ¦) --. i > 30% 35% 33% 23%
S nie 7% '1% 31% 311% *8% 62%
- Insgesamt 100% 100% 100% 100% 100% 100%

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Auswertung und Betrachtung der Statistik :

Die graphische Darstellung dieser Tabelle (Bild 1) zeigt die Abnahme der Besuchshäufigkeit mit zunehmendem Lebensalter.

Faßt man die Besuchshäufigkeit der Nr. 1 bis 3 zusammen, so ergibt sich die stark ausgezogene untere treppenförmige Kurve, die bei 78% der 16 ... 17jährigen beginnt und bei 15% der 55 ... 65jährigen endet.

Die Nr. 4 kann man dabei unberücksichtigt lassen, da Kinobesuch weniger als einmal im Monat letzten Endes für eine derartige Betrachtung uninteressant ist. Das Gegenstück bildet die obere Treppenkurve, die zeigt, daß von den 16 ... 17jährigen nur 7% nie ins Kino gehen, während es bei den 55 ... 65jährigen bereits 62% sind, die überhaupt nicht das Filmtheater betreten.

Die Mehrzahl der Besucher sind also junge Menschen. Ferner besuchen ledige Personen viel häufiger als Verheiratete das Filmtheater. Danach sollte sich die Programmauswahl des Filmtheaters (trotz Blockbuchens) richten.

Das Filmtheater kann im Vergleich zum Fernsehen dem Besucher ein großes Bild bieten. Wenn also vereinzelt noch die aus früheren Zeiten stammenden kleinen Bildschirme vorhanden sind, so sollten sie auf die "heute üblichen" Größen umgestellt werden.

Weiterhin kann das Filmtheater im Gegensatz zum Fernsehen Farbfilme bieten. Davon sollte häufiger Gebrauch gemacht werden. Voraussetzung allerdings ist, daß die Wiedergabe von Farbfilmen einwandfrei ist, also keine Farbverfälschungen auftreten und mit genügender Helligkeit projiziert wird.

Die Annehmlichkeit das Fernsehprogramms zuhause

Ein weiterer Hinderungsgrund, das Kino zu besuchen, ist - besonders bei Personen mit eigenem Haushalt - die Annehmlichkeit, das Fernsehprogramm von einem bequemen Sessel aus zu betrachten.

Auf diesem Gebiete ist, besonders bei den kleineren Filmtheatern, früher etwas (Anmerkung : viel zu lange) gesündigt worden. Man findet sehr häufig unbequemes Holzgestühl, die Stühle zu schmal, die Reihen zu eng, so daß es in der Tat manchmal qualvoll ist, zwei Stunden so sitzen zu müssen.

Man hat sehr häufig bei dem Bestuhlungsplan alle Möglichkeiten (Anmerkung : gemeint sind die oberen Grenzen - ein Beispiel war die Saalgröße für maximal 300 Personen) ausgenutzt, die die Lichtspieltheater-Verordnung vom März 1937 zuläßt.

Danach mußte die Breite eines Sitzes mindestens 50cm, die Tiefe der Sitzreihen bei Klappsitzen mindestens 80cm und die freie Durchgangsbreite zwischen den einzelnen Sitzreihen mindestens 45cm betragen.

Die vordersten Sitzplätze mußten mindestens 3m von der Bildwand entfernt sein. Diese Verordnung war zu einer Zeit erlassen worden, als es noch oft ausverkaufte Vorstellungen gab und jeder Platz benötigt wurde (Anmerkung : und jede Mark an zusätzlichem Eintrittsgeld willkommen war).
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Das ist in 1960 alles nicht mehr zeitgemäß.

Wenn aber heute selbst die bestbesuchte Abendvorstellung vielleicht nur 50% Ausnutzung der Plätze bringt, bietet es sich von selbst an, den Bestuhlungsplan zu ändern, um den Besuchern ein bequemes Sitzen zu ermöglichen und außerdem "Gebühren" (gemeint sind örtlich Abgaben) zu sparen, die von der Zahl der Stühle abhängen.

Es hat auch keinen Zweck, die erste Stuhlreihe zu dicht an der Bildwand zu lassen. Bild 2 zeigt einen Bestuhlungsplan, wie er im Prinzip häufig anzutreffen ist, nämlich Reihenabstand 80cm, Abstand der ersten Stuhlreihe vom Bildschirm etwa 3m, 22 Reihen, Platzzahl 616.

Durch Vergrößern des Reihenabstandes auf 110cm ließe sich erreichen, daß die Besucher bequem, auch mit übereinandergeschlagenen Beinen sitzen können und daß Nachzügler bereits sitzende Besucher nicht übermäßig stören.

Außerdem verbessern sich die Sicbtbedingungen. Der Abstand der ersten Stuhlreihe vom Bildschirm läßt sich gegenüber früher fast verdoppeln. Die Reihenzahl geht durch diese Maßnahme auf 14 und die Platzzahl von 616 auf 390 zurück. Den neuen Bestuhlungsplan zeigt Bild 3.
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Und jetzt ein dummer Vorschlag : Raucher im Kino

Man sollte auch versuchen, Raucherlogen einzurichten. Zu Hause vor dem Fernsehapparat kann ja auch geraucht werden, und mancher Besucher möchte auch im Filmtheater nicht darauf verzichten.
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Möglichkeiten, die Besucherzahl zu steigern

Sicher gibt es von Fall zu Fall noch weitere Möglichkeiten, die Besucherzahl zu beeinflussen. Bei der Umsatzsteigerung darf der Warenverkauf nicht unerwähnt bleiben, der zum Beispiel in den USA große Formen angenommen hat, da dort (wo) außer Eis und Süßwaren auch kalte und warme Getränke, Popcorn und Lebensmittel angeboten werden.
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Nun zur Kostensenkung.

Sicher läßt sich gelegentlich schon beim Filmabschluß in bezug auf Verleih"gebühren" und Vergnügungssteuer einiges berücksichtigen. Wesentlich sind aber heute die Personalschwierigkeiten, besonders in kleinen Häusern.

(Gebühren sind Entgelte für hoheitliche Aufgaben !!!!)

Hier, wenn der Inhaber oft selbst vorführt, ist die Umstellung auf moderne Vorführgeräte sehr nützlich, da der Vorführer dann nicht ständig an den Projektoren stehen muß und weil auch das Arbeiten für den Aushilfsvorführer (am freien Tag oder als Urlaubsvertretung) sehr erleichtert wird.

In erster Linie seien hier die Gasentladungslampen (Xenon, Quecksilberdampf) erwähnt, die während der Vorführung keinerlei Aufmerksamkeit oder Bedienung erfordern. Sicher sind die Anschaffungskosten für diese modernen Lichtquellen für kleinere Filmtheater nicht unbedeutend. Aber die Ausgaben machen sich bald bezahlt, wie der Einsatz von Tausenden dieser Lampenhäuser in der Praxis beweist. Seit einiger Zeit stehen auch Einbau-Xenonblocks zur Verfügung, die man in das vorhandene Lampenhaus einsetzen kann (Bild 4).
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Die Automatisierung der Vorführung

Ein weiterer Schritt in dieser Richtung ist die Automatisierung der Vorführung. Man kann dies in kleinerem Umfang tun, indem nur die Überblendung automatisch durchgeführt wird (Bild 5).

Man kann aber auch alle im Verlauf einer Filmvorführung erforderlichen Funktionen, wie Betätigen der Projektoren, des Vorhangs, der Abdeckmasken, des Saal- und Rampenlichts und vieles andere, vollautomatisch steuern. Wichtige Voraussetzungen für den automatischen Vorführbetrieb sind die Verwendung von Sicherheitsfilm, bedienungslos arbeitende Lichtquelle (vorwiegend also Gasentladungslampe) und schließlich Filmtrommeln und Spulen mit 1.800m Fassungsvermögen, so daß ein zweistündiges Filmprogramm in den zwei Bildwerfern untergebracht werden kann.

Auch der Verkauf von Eintrittskarten kann durch Automaten erfolgen. Die oft sehr große Anzahl von Preisgruppen in Filmtheatern kann sicher in den meisten Fällen reduziert werden, um die Zahl der erforderlichen Automaten zu verringern.

Als 1954 die (erste) Gasentladungslampe in die Kinotechnik eingeführt wurde, war es ein Experiment. Heute hat die Umstellung ihren Höhepunkt erreicht, Tausende von Lampen sind bereits installiert. Auch die Automation im Filmtheater wird, nachdem nun der Anfang gemacht ist, mehr und mehr Anwendung finden, so wie ja auch die Automation im täglichen Leben bei vielen Geräten schon Tatsache geworden ist.
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geparkt :

Bild 1. Häufigkeil des Kinobesuchs, nach Altersgruppen aufgeschlüsselt

Bild 2 (rechts). Atter Bestuhlungsplan, Reihenabsland 30 cm. Der Abstand der ersten Sitzreihe von der normalbrerten Bildwand beträgt nur 3 m

Bild 3 (links). Neuer Bestuhlungsplan. Reihenabsland 110 cm. Die erste Sitzreihe befindet sich nach dem Umbau 5,5 m vor der Breitwand

Bild 4. Xenon-Einbaublock für die Umstellung vorhandener Lampenhäuser auf Xenon-Licht

Bild 5. Der Überblen-dungsautomat ist der erste Schritt zur vollständigen Automatisier rung der Filmvorführung

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