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Der Ostberliner Fernsehturm

ein verbotenes Foto des Turmbaus von 1966

Daß die Ostzone (oder DDR) immer klamm war und mit wenigen imageträchtigen Bauten das zu übermalen suchte, war ganz offensichtlich und wurde mir in den beiden Büchern von Gerhard Ronneberger und Alexander Schalck Golodkowski nachträglich bestätigt.

Abseit der gesponserten Stalinallee sah es vor und nach 1961 sogar bis nach der Wende aus wie 1946 direkt nach dem Krieg, teilweise noch verfallener als bei Kriegsende. Es war eben kein Geld mehr da.

Natürlich wurden wir Wessis da nie gezielt hingeführt, aber auf den Spuren der Wohnung unserer Mutter, Oma und Opa (sie wohnten bos zu den Bombenächten ind er Tieckstrasse) fuhren wir schon mal mit unserem Opel Rekord 1700 ratternd durch die vergammelten Vorkriegs- Kopfsteinpflaster- Straßen in Berlin Mitte - und erschraken. In 2007 habe ich solche - aber künstlich nachgebauten - Häuserfronten nochmals in Babelsberg gesehen, als tolle authentische Filmkulissen.
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Fernsehturm am Alexanderplatz - zur Zeit etwa 30m hoch - wird 365m werden - Stand 15. Mai 1966

Und dann um 1965/66 war es so weit, die Regierung der DDR beschloß und begann einen gigantischen Fernsehturm, der weit über die Grenzen Gesamt-Berlins die Fortschritte des Sozialismus demonstrieren sollte. Höher und schöner als alles, das aus dem verteufelten Westen der Stadt herüber leuchtete. Es war nämlich (vom Westen aus) extrem deutlich zu sehen, daß im Osten kein Geld und damit auch kein Strom für Neonreklamen vorhanden war. (Der Strom wurde in den Westteil der Stadt verkauft.) Es war drüben (hinter der Mauer) einfach nur dunkel.

Wie mir später die Nachbarin unserer Oma in Berlin Karow klar machte, war es sogar verboten, die riesige Baustelle zu fotografieren (miliärisches Sicherheitsgebiet stand da dran ????).

Eigentlich war in Ostberlin alles Fotografieren verboten - wie in der NS Zeit vor 1945. So gut wie alles war irgendwie militärisch zuzuordnen, vor allem die 1961er Grenzanlagen mit den hohen Mauern, den Minenstreifen und Schussaparaturen. Und überall standen gelangweilte Stasi Leute herum und paßten auf, daß kein normaler Bürger mehr das Land verläßt.

Im Buch von Gerhard Ronneberger "Deckname Saale" beschreibt er ganz genau, wie er Abends oder Nachts im Volvo über die bayerische Grenze "gefahren wurde" und dort im Mercedes abgeholt worden war. Es war eben kein Normalbürger.
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Irgendwann war er dann fertig - der Fernsehturm Ost ....

und wurde mit riesem Getöse und Bremborium eingeweiht, alles im Sinne des Sozialismus. Und natürlich ohne Gottes Segen, das war drüben in Ost-Berlin nicht üblich.

Geflissentlich verschwiegen wurde dabei auch, daß die Ost-Berliner Ingenieure ziemlich bald dahinter kamen, daß der Beton "made in the Ossiland" nicht die erforderliche Qualität hatte und man verschämt und heimlich Westhilfe erfragen und erbitten mußte, um den Protzbau fertig zu stellen und um damit eine Katastrophe zu verhindern.

Es kam dennoch raus und wird (heute noch) in offiziellen Berichten und der wikipadia übergangen oder gänzlich tot geschwiegen.Und nicht nur das wurde totgeschwiegen, es war auf Westseite wie auf Ostseite noch viel mehr unterdrückt und vertuscht worden. Lesen Sie mal im Spiegel Nr. 45 von 1969. - Auch hier steht Einiges aus 1969.

Aber die Einweihung ohne einen Priester oder Pfarrer - egal welcher weltanschaulichen Richtung - rächte sich fürchterlich, ganz und gar fürchterlich.
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Die Kugel war mit westdeutschen Edelstahlplatten verkleidet.

Ein neueres Bild aus Wikipedia - doch deren Text dort nebendran ist Wunschdenken

Das war genial geplant - aber nie simuliert worden. Als er fertig war - der tolle sozialistische Turm als Mahnmal des Sieges des Sozialismus über den Kapitalismus - prunkte in hellem Sonnenlicht ein weithin sichbares richtiges ........

christliches Kreuz

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auf der Kugel.
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Von da an hieß er nur noch "Die St. Ulbrichts Kathedrale"

und alle Dissidenten freuten sich diebisch und der Westen lachte monatelang über das weithin sichtbare absolut genial gelungene Eigentor der Ost-Sozialisten.
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Aber das war ja noch nicht alles.

Dort oben wurde ja auch noch ein drehendes Restaurant geplant und gebaut und eröffnet. Und das war für das Politbüro in Ost-Berlin das absolute Killer-Problem.

Man - also jeder inländische und ausländische Besucher - konnte ab der Dämmerung und natürlich Abends und Nachts - beim "drehenden" Speisen - so richtig genüsslich die hell erleuchteten westberliner Stadtteile mit jeder Menge Leuchtreklame und die dunklen trüben Zonen der ostberliner Stadtteile - ganz besonders eindrucksvoll und kontrastreich unterscheiden und erleben.

Besucher aus Russland und/oder anderen sozialistischen Bruder-Staaten, die die Ost-West Teilung Berlins noch gar nicht verstanden hatten, sollen sich sehr positiv über den hell erleuchteten Fortschritt des Sozialismus gegenüber dem weit zurück- gebliebenen Rückstand des Kapitalismus geäußert haben.

Doch dunkel wars in Ostberlin und es kam raus, daß Ostberlin nun mal nicht im Westen lag und es stand angeblich ein Artikel darüber in einer Moskauer Zeitung. Das war natürlich absolut fatal, das "Ding" musste wieder weg oder einfach geschlossen werden, sodaß man nach ganz kurzer Zeit den "Laden" stark reglementierte (oder fast dicht machte).

Aus gut "gewöhnlich unterrichteten" Kreisen wurde mir nach der Wende zugetragen, daß die immer wieder publizierten 4 Millionen Besucher (bis 1989) reines Wunschdenken der Ostberliner SED-Administration waren.
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