Artikel 2 - Fernsehmuseum in Berlin - Juli 2007 (von HK)
Beim Besuch der Hauptstadt wird der pensionierte Fernsehstudio- Mensch unwillkürlich vom vor etwa einem Jahr errichteten Fernsehmuseum am Potsdamer Platz angezogen. Der ist schon mal eine Reise wert. Eine der vielen Veranstaltungen dort nennt sich "Film- und Fernsehmuseum". Also nix wie hinein. Aufwärts in den 3.Stock. Der erste Eindruck ist eher ein Spiegel Museum. Nicht die Zeitschrift, sondern wohin man beim Rasieren hinein schaut.
Da wird also mehrheitlich die Deutsche Film- geschichte mit ihren Stars und Sternstunden abgehandelt. Oft recht eindrucksvoll mit selten zu sehenden stillen und bewegten Bildern. Es gibt echte Devotionalien der Filmgrößen, die Pässe von Lang und Lubitsch, die schönen Klamotten der "Schönen Marlene".
Die Leute vor und hinter der Kamera, die Kameras selbst, Technicolor lässt grüßen. Doch von den großen Filmpalästen, in der Stummfilmzeit mit eigenem Orchester, dem großen Fassungsvermögen, der opulenten Ausstattung: Davon ist weniger zu sehen. Schade.
Das Herz des Kinos - hinter den Zuschauern mit der aufwendigen Projektions- Technik - davon sieht man gar nichts. Also auf ins Fernsehmuseum. Eine Liftfahrt höher. Die Spiegel haben's den Leuten angetan. Alles verspiegelt. Sehr fein. Das multipliziert ein paar Fernseher in Hunderte.
Fernsehmuseum Berlin lohnt nicht.
Denn eine Galerie von Daten und kleinen Bildern zeigt zwar den Werdegang des Mediums. Doch die Sternstunden des Mediums, die nicht das Medium gemacht hat, sondern die das Leben geschrieben hat, die kommen nicht hervor.
Die weltweite Bedeutung, die unvorstellbare Verbreitung in aller Welt, die Masse der Zuschauer, der Einfluss, die Wirkung des Fernsehens kommt (zumindest beim Betrachter) nicht rüber.
Die tägliche Arbeit vor, aber noch mehr hinter der Kamera, die Organisationen, die großen Studios, die aufwendige Technik, das alles wird nicht präsentiert.
Das Sendernetz, die Satellitentechnik gehören einfach dazu. Manches würde zwar den Besucher überfordern, aber gezeigt werden sollte es schon: Zumindest in Ansätzen.
Mit der Lupe ist da vielleicht etwas zu finden. Eine Lounge mit Sofas und Monitoren bietet eine Anzahl alter Fernsehsendungen zum Anschauen. Die Anzahl ist wohl durch Urheberrecht oder den Willen der Fernsehsender begrenzt. Das Alles zusammen ist etwas mager.
"Fernsehmuseum Berlin lohnt bisher nicht" ist das Fazit. Wir brauchen ein richtiges Fernsehmuseum mit Geschichte und Aktionen. Wiesbaden ruft. DIE aber arbeiten noch dran.
hk
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