Filmgeschichte(n) und Filmchronik(en) - Von 0 bis 1957
überarbeitet, korrigiert und kommentiert von Gert Redlich im Juli 2016 - Hier findenSie die bislang umfangreichste und detailierteste Historie der weltweiten Entwicklung des Films, der Filmwirtschaft (und des Kinos). Der Deutsch-Engländer Heinrich Fraenkel (geb. 1897) war hautnah dabei gewesen und beschreibt 1956/57 zwei weltweite Epochen des Films : Es beginnt mit -- Teil I -- "Von der Laterna Magica bis zum Tonfilm" und geht weiter mit -- Teil II -- "Vom Tonfilm bis zum Farbfilm"
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Ereignisse aus dem Jahr 1915 (1.Krieg)
Im San Fernando-Tal, südöstlich von Los Angeles eröffnet Carl Laemmle die Ateliers seiner Universal-City.
[15. III. 1915]
Die Kinokop-Wochenschau des Müncheners Martin Kopp stellt ihr Erscheinen ein. Die deutsche Kriegsberichterstattung im Film wird jetzt ausschließlich von der Messter-Woche besorgt.
[Mitte 1915]
Chaplin geht bei der Firma Essanay unter Vertrag.
[1915]
Oberregierungsrat von Glasenapp und Prof. Dr. Brunner übernehmen im Berliner Polizeipräsidium die Leitung der Theater- und Filmreferate.
[1915]
Die in Boston neugegründete Technicolor Motion Picture Corporation, die von Kalmus, Comstock und Westcott betrieben wird, zeigt ihren ersten erfolgreichen Farbfilmversuch "The gulf between".
[1915]
In Berlin wird die Eichberg-Film GmbH, gegründet.
[1915]
In New York gründet Martin Quigley als größtes amerikanisches Fachblatt den "Motion Picture Herald".
[1915]
Dem Chef der (dänischen) Nordisk, Ole Ohlsen gelingt es, Gunnar Tolnaes der Stockholmer Svenska wegzuengagieren. Mit ihm und Waldemar Psylander hat er die beiden erfolgreichsten männlichen Stars unter Vertrag.
[1915]
Messter baut eine halbautomatische Fliegerfilmkamera, die sich bei Aufnahmen aus dem Flugzeug bewährt.
[1915]
Die Badener-Film, Ideal-Film, Harmonia-Film und Astra-Film (Kopenhagen) werden der Deutschen Bioskop angegliedert.
[1915]
Mit der berühmten Opernsängerin Geraldine Farrar in der Titelrolle und Wallace Reid als Jose inszeniert Cecil B. de Mille die erste groß angelegte Verfilmung von „Carmen".
[1915]
Nach der Trennung von Ernst Reicher beginnt Joe May eine neue Serie von Detektivfilmen mit Max Landa als „Joe Deebs". Reicher setzt seine Stuart-Webbs-Serie selbständig fort.
[1915]
Nach langjähriger erfolgreicher Arbeit an der Kamera bekommt Carl Froehlich von Messter die Regiechance und inszeniert den Dreiakter „Der Schirm mit dem Schwan" mit der Porten und Junkermann in den Hauptrollen.
[1915]
Zur Herstellung von Gesangsfilmen wird die deutsche Firma Delog gegründet. [1915]
Lotte Neumann und Rudolf Klein-Rhoden spielen die Hauptrollen in dem von der Deutschen Mutoskop & Biograph hergestellten Detektivfilm „Der rote Faden". [1915]
In dem Viggo-Larsen-Film „Scheven contra Festenberg" (ein „Gesellschaftsdrama") spielen Viggo Larsen und Wanda Treumann die Hauptrollen.
[1915]
Im Auftrage des Kaiserlich österreichischen Hauptquartiers dreht Graf Sascha Kolowrat einen patriotischen Film „Wien im Kriege".
[1915]
Valy Arnheim ist Hauptdarsteller der Harry-Hill- Sensations-Film-Serie mit den Titeln: „Aus tausend Meter Höhe", „Im Hundert-Kilometer-Tempo", „Der Prozeß Worth". Er führt auch die Regie und spielt die Rolle des Hill in „Maske 74" und in „Die dreihundert PS Vollgas".
[1915]
Mit Maria Carmi in der Titelrolle wird in Italien „Therese Raquin" verfilmt.
[1915]
Mit dem nach dem gleichnamigen Gedicht von Henrik Ibsen bearbeiteten Film "Terje Vigen" hat Viktor Sjöström einen großen Erfolg. Kamera: Julius Jänzon. Hauptdarstellerin: Edith Erastorf.
[1915]
In England erscheint eine Ultus-Serie von Abenteurer-Filmen, die von George Pearson, London, hergestellt wird.
[1915]
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Filme aus dem Jahr 1915
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- DIE AUGEN DER MUMIE MA
Projektions A.G. Union. Regie: Ernst Lubitsch. Manuskript: Hanns Kräly. Darsteller: Pola Negri, Emil Jannings, Harry Liedtke. - Ein deutscher Maler verliebt sich in eine ägyptische Tempeltänzerin und wird von dem Priester der streng religiösen Sekte verfolgt, der das Mädchen angehört. - Nach einigen Lustspielen im Konfektionsmilieu ist dies Lubitschs erster anspruchsvoller Film und der Start großer Karrieren für den Drehbuchautor und die Hauptdarsteller.
[1915] - FATTYS VERFOLGUNGSJAGD
Keystone. Regie: Mack Sennett. Darsteller: Roscoe Arbuckle („Fatty"), Mabel Normand, Ford Sterling. - Die erste einer Serie von ein- und zweiaktigen Grotesk-Komödien. Die drei genannten Darsteller beginnen noch im gleichen Jahr ihre (außerordentlich erfolgreiche) Mitarbeit an einer Serie von Chaplin-Filmen.
[1915] - APOSTEL DER ARMEN
Nordisk-Film. Hauptdarsteller: Waldemar Psylander. Länge: 1.050m. - Ein verwöhnter Sohn reicher Eltern bereut sein früheres leichtsinniges Leben und gelobt Besserung.
[1915] - THE BIRTH OF A NATION
Epoch-Film. Regie: Dr. W. Griffith. Regieassistent: Erich von Stroheim. Buch: Frank Woods (nach dem Roman von Thomas Dickson). Kamera: G. W. Bitzer, Karl Brown. Darsteller: Henry B. Walthall, Myriam Cooper, May Marsh, Lilian Gish, Maxfield Stanley, Ralph Lewies, Eimer Clifton. - Mit dem Hintergrund des amerikanischen Bürgerkrieges und der Sklavenbefreiung verherrlicht die Liebesgeschichte die grausamen „Heldentaten" des Ku-Klux-Klan. - Der Film hat eben dieser Tendenz wegen starken politischen Widerspruch gefunden, wurde aber trotzdem zum größten und jahrzehntelang anhaltenden Kassenerfolg der Filmgeschichte. - Der erste wahre „Großfilm", dessen Herstellung von der Idee (Ende 1913) bis zur Premiere (Februar 1915) Tausende von Menschen beschäftigt. Der Film hat jahrzehntelang immer wieder Neuaufführungen erlebt.
[1915]
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Ereignisse aus dem Jahr 1916 (1.Krieg)
Die bisher unbeschränkte Filmeinfuhr wird von der amtlichen Genehmigung des Reichskommissars für Aus- und Einfuhrbewilligung abhängig gemacht.
[Ab 25. II. 1916]
Die Firma Ernemann zeigt vor der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft „Isis" in Dresden ihre neukonstruierte „Zeitlupe" (eine Zeitlupenkamera), mit der 500 Bilder pro Sekunde aufgenommen werden können.
[30. III. 1916]
41 Filmverleiher schließen sich zum Zentralverband der Filmverleiher Deutschlands e.V. zusammen.
[XI. 1916]
Die Porfen-Filme erscheinen im National-Filmverleih.
[1916]
Emil Jannings und Henny Porten spielen in dem Messter-Film: „Die Ehe der Luise Rohrbach".
[1916]
Der Chefkonstrukteur der Firma Ernemann, Dr. Lehmann, erzielt eine erhebliche Verbesserung der Projektionstechnik.
[1916]
Richard Oswald verfilmt das Leben von E. T. A. Hoffmann. Unter den Darstellern: Erich Kaiser-Tietz, Ferdinand Bonn, Friedrich Kühne, Werner Krauß, Alice Hechy, Kurt von Wolowski sowie auch Lupu Pick, der bald als Regisseur berühmt wird. Die Bauten sind von Manfred Noa, der ebenfalls an der Schwelle einer Regiekarriere steht.
[1916]
In einem von dem Produzenten selbst inszenierten Delmont-Film „Die Töchter des Eichmeisters" spielen Anna von Palen und Theodor Burgardt. Es handelt sich um eine Dreiecks-Tragödie, in die zwei Schwestern verwickelt sind.
[1916]
Paul Wegener und Lyda Salmanowa erscheinen in einem Märchenfilm „Rübezahls Hochzeit".
[1916]
Das Betriebskapital der Nordisk in Kopenhagen wird auf 10 Millionen Kronen erhöht.
[1916]
Im Reichstag veranlaßt der Abgeordnete Dr. Stresemann den Stellvertreter des Reichskanzlers zu einer Stellungnahme in der Frage der Filmeinfuhr, besonders von der Nordisk. Es werden Schutzmaßnahmen für die heimische Produktion gefordert.
[1916]
Die Filmzensurstelle der Kasseler Polizeidirektion erläßt eine Verordnung, wonach der Kinobesuch für Jugendliche unter 18 für strafbar erklärt wird.
[1916]
Essanay verhandelt erfolglos mit Max Linder, um ihn an Stelle von Charlie Chaplin zu verpflichten (dessen neue Honorarforderungen der Firma zu hoch sind).
[1916]
Chaplin scheidet bei Essanay aus und geht bei Mutual unter Jahresvertrag.
[1916]
In dem Bolten-Baeckers-Film „Lehmanns Brautfahrt" und einer Serie ähnlicher Zweiakter hat Arnold Rieck (Star des Berliner Thalia-Theaters) großen Erfolg.
[1916]
Richard Oswald, der bisher bei der Pagu gearbeitet hat, dreht unter dem Titel „Zirkusleben" seinen ersten Film als selbständiger Produzent.
[1916]
Die Entwicklung des deutschen Kinotheater-Gewerbes in den 10 Jahren seit 1906 ergibt sich aus folgenden Ziffern:
- München 32 Theater mehr;
- Frankfurt/M. 18 Theater mehr;
- Nürnberg 7 Theater mehr;
- Leipzig 3 Theater mehr;
- Bayreuth 2 Theater mehr;
- Bielefeld, Lübeck und Spandau unverändert.
[1916]
In einer Verleiherversammlung in Hamburg wird scharf dagegen protestiert, daß gewisse Kinobesitzer willkürliche Ausschnitte vornehmen und dadurch die Länge der gemieteten Filme beeinträchtigen.
[1916]
Der Richard-Oswald-Film „Das eiserne Kreuz" (mit Hanni Weiße in der Hauptrolle) wird von der deutschen Zensur verboten.
[1916]
Mit Gunnar Tolnaes hat die Nordisk den ersten Teil des Films „Die Lieblingsfrau des Maharadscha" fertiggestellt; der Kassenerfolg übertrifft alle Erwartungen.
[1916]
In dem Richard-Oswald-Film „Fünf unheimliche Geschichten" (nach Edgar Allen Poe) hat die Tänzerin Anita Berber ihr Filmdebüt.
[1916]
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Filme aus dem Jahr 1916
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- CHAPLIN AUF DER WALZE
Originaltitel: "Chaplin the vagabond". In diesem Mutual-Film hat Chaplin zum erstenmal mit Edna Purviance als Partnerin sowie dem älteren Charakterdarsteller Henry Bergman, der dann in fast allen Chaplin-Filmen Episodenrollen spielt und später (von Chaplin finanziert) „Henrys", das berühmteste Restaurant von Hollywood, eröffnet.
[1916] - DIE RACHE DES HOMUNKULUS
Deutsche Bioscop. Regie: O. Reinert. Buch: Robert Neuss u. Artur Rippert. Kamera: K. Hoffmann. Darsteller: Olaf Fönss, Aud Egede Nissen, Friedrich Kühne, Theodor Loos. Bauten: R. Dietrich. - Eine phantastische Geschichte vom „künstlichen Menschen". Ein Serienfilm in fünf Teilen von je vier Akten.
[1916] - INTOLERANCE
Regie: D. W. Griffith (Assistent: Erich von Stroheim). Buch: D. W. Griffith. Kamera: G. W. Bitzer, Karl Brown. Darsteller: Lillian Gish, Constance Talmadge, Douglas Fairbanks, Eimer Clifton, Erich von Stroheim, Frank Bennett, Mae Marsh. - Drei Episoden, die das Leben Christi, das Blutbad der Bartholomäusnacht und den Fall von Babylon darstellen, sind mit einer modernen Episode dramaturgisch verbunden, die einen Lohnstreik behandelt. Im Epilog zeigt Griffith den Krieg der Zukunft, die Bombardierung von New York und schließlich die Befreiung der unterdrückten Menschheit und den Beginn des Weltfriedens durch die Kraft der Liebe. - Einer der bedeutendsten Griffith-Filme, aber kein geschäftlicher Erfolg.
[1916] - MEINE FRAU, DIE FILMSCHAUSPIELERIN
Union-Film. Regie: Ernst Lubitsch. Hauptdarstellerin: Ossi Oswalda. Länge: 1.200m. Ein Baron hält Ossi, den Filmstar, für ein Bauernmädel, als das sie ihm im Atelier begegnet. Er verliebt sich trotzdem in sie, sieht sie später im Kino und macht sie zur Baronin. - Für Lubitsch ein „Nebenwerk", aber erwähnenswert als Sprungbrett für Ossi Oswaldas Karriere.
[1916] - ODETTE
Italienischer Film. Buch nach Victor Sardou. Hauptdarstellerin: Francesca Bertini. Länge: 1.700m. - Gräfin Odette wird als Ehebrecherin aus ihrem Hause gewiesen; nach Jahren unsteten Lebens begegnet sie ihrem Kinde, das die Mutter nicht mehr erkennt. Verzweifelt macht sie ihrem Leben ein Ende.
[1916]
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Ereignisse aus dem Jahr 1917 (1.Krieg)
Douglas Fairbanks gründet seine eigene Firma und produziert eine Serie von höchst erfolgreichen Filmen, in denen sein akrobatischer Charme und seine Fechterkunst, wie z. B. in den „Drei Musketieren", zur Geltung kommt.
[1. II 1917]
Ludwig Klitzsch übernimmt die Leitung der Deutschen Lichtspielgesellschaft e. V., die später unter dem Namen Deulig bekannt wird.
[II 1917]
Die in einigen deutschen Ländern schon bestehenden Lichtspieltheater- besitzerverbände schließen sich in Berlin zu einem gemeinsamen Reichsverband zusammen.
[VII. 1917]
Einer der ersten Filme, in denen Hans Albers (mit Ria Jende als Gegenspielerin) mitwirkt, ist der Lung-Film „Der Fürst". Regie: Paul Leckband. Es ist ein Detektivfilm in einer Serie, 1.700 m lang.
[1917]
Nach Conan Doyles berühmten Roman „Der Hund von Baskerville" macht Richard Oswald bei Vitascop den ersten Sherlock-Holmes- Film.
[1917]
Von den dänischen Filmen, in denen Asta Nielsen in der Kriegszeit spielt, kommen „Das Liebes-ABC" und „Dora Brandes" auch in Deutschland zur Aufführung.
[1917]
Der Patte-Film "J'accuse" - ein „Drama" aus dem Kriegsmilieu - ist dadurch bemerkenswert, daß der später sehr hervorragende Regisseur Abel Gahce zum erstenmal Regie führt.
[1917]
Bei Metro in Hollywood erscheint der erste Rudolf-Valentino-Vilm: „Die vier apokalyptischen Reiter".
[1917]
Die „Kameliendame" von Dumas wird abermals verfilmt, und zwar mit Erna Morena und Harry Liedtke in den Hauptrollen.
[1917]
In dem Film „Im Reiche der Flammen" von Heinz Karl Heiland für die Frankfurter Film-Ges. geschrieben und inszeniert, spielt neben dem Regisseur Carl Auen auch Ellen Richter, die sich bald zum „Star" entwickelt.
[1917]
Weil sein Name in der Vorreklame nicht genannt wird, klagt Hubert Marischka gegen die Wiener Kunstfilm. Im Gegensatz zu früher ist es seit einigen Jahren üblich, die Darsteller in der Presse, in Plakaten und auch auf dem Vorspann des Films selbst zu propagieren.
[1917]
Das von Pathe-Freres erbaute Literia-Atelier in Berlin-Tempelhof, Oberlandstraße, als „Riesenglashaus" bekannt, wird von Messter erworben, weil es in der Nähe seines eigenen Ateliers liegt; seine Größenmaße sind 20 x 40m und 12m Höhe. Die Anlage wird später erweitert.
[1917]
In Marseille wird mit einem Kapital von einer 1 Million Franken die Phocea-Film Comp, gegründet, die später zur AG umgewandelt wird und im Geschäftsverkehr mit deutschen Firmen steht.
[1917]
In dem Film „Anna dreht Granaten" spielt Anna Müller-Lincke für die Firma Ledermann die Hauptrolle. Es handelt sich um die Erlebnisse eines Bauernmädchens in einem kriegswichtigen Betrieb.
[1917]
Die Deutsche Lichtspiel Ges. bringt „Baroneßchen auf Strafurlaub", in dem Hans Albers seine erste größere Filmrolle spielt. Mitwirkende: Jenny Marba, Ferry Sikla, Paul Westermeier, Hanne Brinkmann.
[1917]
In dem Film „Die dicke Berta" spielt Anna Müller-Lincke eine Köchin, die bei einer Privatvorstellung für Kriegsverletzte als Tanzstar herausgestellt wird und einen älteren Lebemann abweist, um ihrem feldgrauen Bräutigam treu zu bleiben. - Ein thematisch für die Produktion der Kriegszeit typischer Film.
[1917]
Bei Messter spielt Viggo Larsen die Detektivrolle in dem Film „Die Edelsteinsammlung".
[1917]
In dem Lustspiel „Die Geliebte des Verbrecherkönigs" spielen Leo Peuckert, Sabine Impekoven, Herbert Paulmüller die Hauptrollen. Thema: Ein Erbonkel wird durch eine vorgetäuschte „Verbrecherkneipe" dazu bewogen, ein Detektivbüro zu finanzieren.
[1917]
Die Deutsche Bioskop firmiert zeitweise als Bioskop Film GmbH und gliedert sich eine Bioskop Film-Verleih GmbH an.
[1917]
Im Auftrag des österreichischen Armeeoberkommandos produziert Emil Justitz für seine eigene Firma einen „Maria-Theresia"- und einen „Beethoven"-Film.
[1917]
In dem von Rudolf Bieberach inszenierten Messter-Film „Die Schuld" spielt Henny Porten eine junge Frau, die Selbstmord begeht, als ihr Mann entdeckt, daß sie als Studentin einem Bildhauer Modell gestanden hat.
[1917]
In "The Adventurer" spielt Chaplin einen aus dem Gefängnis entflohenen Sträfling. Seine Partnerin ist Edna Purviance, und auch Henry Bergman ist (wie in fast allen frühen Chaplin-Filmen) unter den Darstellern.
[1917]
Henny Porten hat in dem Film „Die Faust des Riesen" ihren bisher größten künstlerischen Erfolg. Es ist ein Messter-Film nach einem Roman von Rudolf Stratz.
[1917]
In Berlin wird die Robert-Reinert-Monumental-Film G.m.b.H. gegründet, die später mit der Münchener Lichtspielkunst A.-G. eine Interessengemeinschaft eingeht.
[1917]
Charles Chaplin erhält bei der First-National eine Jahresgage von einer Million Dollar und ist damit der höchstbezahlte Filmdarsteller.
[1917]
Gründung des Reichsverbandes der Lichtbildtheaterbesitzer sowie des Filmfabrikanten-Verbandes.
[1917]
Unter Leitung von Ludwig Klitzsch wird die Deutsche Lichtbildgesellschaft e.V. (Deulig) gegründet.
[1917]
Unter dem Titel „Es werde Licht" macht Richard Oswald seinen ersten „Aufklärungsfilm, dem zwei weitere Vierakter mit gleichem Titel und zum gleichen Thema „Geschlechtskrankheiten" folgen.
[1917]
Kurz nach dem Eintritt Amerikas in den Krieg macht Chaplin einen sehr amüsanten Film „Der Auswanderer". Charlie spielt einen Immigranten, der den Behörden allerlei Kummer macht. Es ist Chaplins letzter Film bei der Mutual. [1917]
Paul Davidson hat durch die Union den Ausbau seines U.T.-Konzerns erheblich erweitert und verfügt jetzt im gesamten Reichsgebiet über 56 Theater.
[1917]
Beim Berliner Polizeipräsidium wird im Laufe des Jahres ca. 800.000m Filmmaterial geprüft.
[1917]
Allgemeines Einfuhrverbot für ausländische Filme, nachdem in den letzten Jahren nur vereinzelt Einfuhrbewilligungen, zumeist für dänische Filme der Nordisk, gegeben wurden.
[1917]
Durch obersten Gerichtsentscheid in Washington wird die Motion Picture Patent Company (MPPC) aufgelöst, ein Trust, der seit 1914 ziemlich bedeutungslos war. Die dem aufgelösten Trust nie angegliederten jungen und selbständigen Unternehmer wie Zukor, Lasky, Goldwyn, Laemmle, Fox, L.B. Mayer, Loew gewinnen dadurch an Bedeutung und wachsen durch Fusionierung bald ihrerseits zum Format von Trusts. (Anmerkung : Trusts sind in den USA verbotene Kartelle.)
[1917]
Bei der Nordisk in Kopenhagen erscheint „Der tanzende Tor" mit Waldemar Psylander. Es ist der letzte Film des berühmten Stars, der 36jährig, plötzlich stirbt.
[1917]
Der Nordische und Messter-Konzern sowie die Pagu schließen sich mit ihren Untergruppen zur Universum-Film-A.G. zusammen und wählen den Direktor der Deutschen Bank, Emil Georg von Stauß, zum Vorstand des Aufsichtsrates. In diesem sind auch die Direktoren Wassermann und Guttmann von der Deutschen Bank vertreten, sowie Dr. Cuno von der Hapag, Stimming vom Norddeutschen Lloyd und Mamroth von der AEG. Die neue, mit 25 Millionen (Reichs-) Mark Aktienkapital ausgestattete Firma wird später unter der Schutzmarke "UFA" weltberühmt.
[18. XII. 1917]
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Filme aus dem Jahr 1917
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- CHARLIE ALS SOLDAT (Originaltitel: "Shoulder Arms")
Darsteller: Charlie Chaplin, Edna Purviance, Henry Bergmann, Lloyd Bacon. - In diesem berühmt gewordenen Film parodiert Charlie den Krieg, indem er, als Baumstumpf getarnt, die Fronten verwechselt, durch eine junge Französin zu unglaublichen Heldentaten inspiriert wird und schließlich sämtliche Heerführer des Feindes ganz allein gefangen nimmt. - [1917]
- DAS MÄDCHEN VOM MOORHOF
Svenska. Regie: Victor Sjöström. Hauptdarstellerin: Grete Almroth. - Die Liebesgeschichte eines Mannes, der zwischen zwei Frauen steht. - Eines der bedeutendsten und innerlichsten Werke aus der Frühzeit des Schwedenfilms.
[1917] - DER MÜDE THEODOR
Oliver. Regie: Paul Heidemann. Darsteller: Marie Grimm-Einödshoier, Georg Schubert, Fritz Lion, Fritz Spira. - Um die Gesangsstunden seiner Frau zu bezahlen, arbeitet der deshalb stets „müde" Theodor als Nachtkellner in einem Hotel, in dem sein Doppelleben entdeckt wird.
[1917] - DER TROMPETER VON SÄCKINGEN
Eiko. Regie: Franz Porten. Darsteller: Joseph Klein, Leonore Oppermann, Paul Hartmann. - Der Aufstand der Hauensteiner Bauern bildet den Hintergrund dieses Gesangsfilms.
[1917] - DIE DAME, DER TEUFEL UND DIE PROBIERMAMSELL
Messter. Regie: Rudolf Biebrach. Bauten: Ludwig Kainer. Hauptdarstellerin: Henny Porten. Der Film enthält Verzauberungen, ein Fegefeuer und Visionen, die mit für diese Zeit schon beachtlichen Tricks gestaltet sind.
[1917] - LIEBLINGSFRAU DES MAHARADSCHA
Nordisk. Darsteller: Gunnar Tolnaes, Lilly Jacobsen. - Dieser in drei Teilen von je fünf Akten erscheinende Film behandelt die aufregenden Verfolgungen, denen die weiße „Lieblingsfrau" eines indischen Nabob ausgesezt ist. - Der Film bricht alle Kassenrekorde und macht Tolnaes zu einem der in Deutsdiland beliebtesten Stars.
[1917]
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Ereignisse aus dem Jahr 1918 (1.Krieg)
Die erst sechs Monate alte Ufa gründet in schon ziemlich großem Stil ihre Kulturabteilung, die bald unter Ernst Kriegers Leitung vorbildliche Programme von Kultur-und Lehrfilmen sowie von Dokumentarfilmen herausbringt.
[VI. 1918]
Chaplin schließt einen Vertrag mit der First-National und erhält sein eigenes Atelier in der La Brea Avenue am Sunset-Boulevard in Hollywood.
[VII. 1918]
Der dänische Friedensfilm "Pax aeterna", bisher in Deutschland verboten, wird durch den Fortfall der Zensur freigegeben; bei seiner Vorführung werden die Verstitel rezitiert und mit Musik begleitet. Buch: Ole Ohlsen. Regie: Holger Madsen.
[XI. 1918]
Die in Freiburg ansässige Expreß-Film-Ges. bringt unter dem Titel „Der Tag im Film" die ersten deutschen kinematographischen Tagesberichte, sowie auch eine französische Fassung ("Express-Journal") und eine englische ("The day in the film").
[Ab 15. XI. 1918]
Der dänische Schauspieler Oskar Marion darf nach Kriegsende wieder in Deutschland arbeiten. Er wird für die Titelrolle in dem Wanda-Treumann-Film „Oberst Chabert" verpflichtet.
[XII. 1918]
"The Great European War", ein Kriegsfilm von George Pearson kommt in London zur Vorführung.
[1918]
In eigener Firma stellt Erna Morena einen Film aus „1001 Nacht" her; sie selbst spielt die Scheherezade und Hans Albers den Kalifen.
[1918]
Nach einer Erzählung von Hauff inszeniert R. Leffler für Bioskop den Film „Der Mann im Mond" mit Carl de Vogt in der Hauptrolle.
[1918]
In dem Meinert-Film „Opium", einem hochdramatischen Stoff mit Mord aus Eifersucht und chinesischen Opiumkneipen spielen Werner Krauß, Eduard von Winterstein und Hanna Ralph. Regie. R. Reinert.
[1918]
Die Luna-Film besorgt die erste Verfilmung des damals besonders populären „Alraune"-Romans von Hans Heinz Ewers.
[1918]
Unter der Regie von Erich Schönfelder und mit Paul Heidemann in der Hauptrolle erscheint bei Teddy-Film & Co. der Lustspielfilm „Der Kammerdiener seiner Frau".
[1918]
Ihre erste größere Filmrolle spielt Käte Haack in dem Film „Fräulein Mutter", von C. Neusser für die Macht-Filmgesellschaft inszeniert.
[1918]
Victor Karl Plagge („Karlchen") wird von Peter Heuser für eine Bioskop-Serie von „Karlchenfilmen" verpflichtet, gründet aber bald seine eigene Gesellschaft.
[1918]
In dem von der National Film verliehenen Porten-Film „Irrungen" geht es um das soziale Thema der Beziehungen zwischen Arbeiter und Unternehmer.
[1918]
Nach dem Roman „Kean" von Dumas spielt Friedrich Zelnik die Titelrolle in dem Film „Leichtsinn und Genie".
[1918]
Nach dem Zobeltitz-Roman inszeniert Carl Froelich das Lustspiel „Klapperstorchverband" für Maxim. Hauptdarstellerin: Lotte Neumann.
[1918]
In dem nach Motiven des Marquis de Sade hergestellten Richard-Oswald-Film „Dida Ibsens Geschichten" spielen Conrad Veidt und Anita Berber die Hauptrollen. - Der Film wird später von der Zensur verboten.
[1918]
Um die Besetzung kleiner Rollen und das Engagement von Komparserie zu erleichtern, organisieren die beiden Filmfabrikanten-Verbände die „Filmbörse". [1918]
Mit Teda Bara in der Titelrolle bringt American Co. einen Dubarry-Film unter der Produktionsleitung von J. Gordon und unter der Regie von Edwards C. Fox. Teda Bara ist filmgeschichtlich bemerkenswert, weil sie den Typ des „Vamp" kreiert hat.
[1918]
Otto Rippert, damals einer der bedeutendsten deutschen Regisseure, inszeniert für die Decla den Kriminalfilm „Die Frauen des Josias Grafenreuth" mit Ressel Orla in der Hauptrolle.
[1918]
In dem Film „Um Krone und Peitsche" spielt Fern Andra in ihrer ersten großen Rolle eine junge Gräfin, die aus Trotz gegen ihre Schwiegermutter zum Beruf der Zirkusreiterin zurückkehrt.
[1918]
Unter dem Titel „Rache des Banditen" inszeniert Piel Jutzi mit Conny Carstensen in der Hauptrolle seinen ersten Film.
[1918]
Der bald sehr berühmte Tänzer Ernst Matray filmt zum erstenmal in dem Flora-Film „Ticky-Tacky", einem Lustspiel, in welchem er seine Kunst tänzerischer Pantomime entfalten kann.
[1918]
In dem Decla-Film „Harry auf der Hochzeitsreise" spielen Hella Moja und Gerhard Ritterband.
[1918]
Seine allererste Regie führt Friedrich Wilhelm Murnau, später einer der bedeutendsten Regisseure des Stummfilms, in dem Film „Knaben in Blau". [1918]
William Karriol inszeniert für seine eigene Firma mit Marga Köhler in der Hauptrolle „Die Braut auf 24 Stunden", eine Verwechslungskomödie aus dem Geschäftsleben.
[1918]
Der englische Produzent George Pearson bringt einen erfolgreichen Kinderfilm "Kiddies in the Ruins".
[1918]
In dem von Ernst Lubitsch für die Pagu inszenierten Film „Die Puppe" (Buch Hanns Kräly) spielt Ossi Oswalda ihre erste tragende Rolle, neben ihr Gerhard Ritterband.
[1918]
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Filme aus dem Jahr 1918
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- BRÄUTIGAM AUF AKTIEN
Messter-Film. Regie und Hauptdarsteller: Viggo Larsen. Ein verschuldeter Baron markiert vor seinen Gläubigern einen Selbstmorversuch. Gerührt geben sie ihm weiteren Kredit, bis er durch eine reiche Heirat seine Schulden bezahlen kann. Dank einer Erbtante lernt er dann das richtige Mädchen kennen. - CARMEN
Union-Film der Ufa. Regie: Ernst Lubitsch. Buch: Hanns Kräly (nach Prosper Merimees Opernlibretto). Kamera: Theodor Sparkuhl. Darsteller: Pola Negri, Harry Liedtke. - Eine temperamentvolle junge Spanierin wird von ihrem verlassenen Geliebten aus Eifersucht auf ihre Liebe zu einem Stierkämpfer ermordet. - DER RATTENFÄNGER
Union-Film. Regie: Paul Wegener. Darsteller: Paul Wegener, Lydia Salmanowa. - Die alte Fabel vom fahrenden Spielmann, der die Stadt Hameln von ihrer Plage befreien soll; als man ihn um seinen Lohn betrügen will, lockt er mit seiner Flöte alle Kinder aus der Stadt. - DIE NICHT STERBEN DÜRFEN
Münchener Kunstfilm. Regie: Franz Osten. Darsteller: Erich Kaiser-Tietz, Thea Steinbrecher. - Durch die Liebe einer Frau wird ein Mann davor bewahrt, sich aus Reue über ein Verbrechen umzubringen. - {Franz Osten ist das Pseudonym des ältesten der drei Brüder Ostermayr.) - KARLCHEN AUF BRAUTSCHAU
Bioskop-Film. Regie: Viktor Plagge. Darsteller: Viktor Plagge, Curt Wolfram-Kießlich, Guido Schützendorf. Karlchen verliert die im Heiratsbüro empfangene Adresse der ihm empfohlenen jungen Dame; er gerät versehentlich in eine Kaltwasser-Heilanstalt, wo er einer Kur unterzogen wird, die ihm die Lust zum Heiraten nimmt. - LUMPENPRINZESSIN
Nordisk-Film. Darsteller: Gunnar Tolnaes, Clara Wieth. - Eine Komtesse verliebt sich in einen Bankmann, der zur Ordnung ihrer sehr verwirrten finanziellen Verhältnisse auf ihr Schloß deligiert wurde. - UBO THOMSENS HEIMKEHR
Larsen-Film. Regie: Viggo Larsen. Kamera: J. Balting. Darsteller: Viggo Larsen, Frieda Richard, Grete Reinwald. - Schicksal eines jungen Fischers, der seinen Heimathafen für die Hochseefischerei ausbauen will. - VERITAS VINCIT
May-Film der Decla-Bioskop. Regie: Joe May. Darsteller: Mia May, Johannes Riemann, Olga Engl, Hermann Picha, Bernhard Goetzke. Eine in einen kleinen Fürstenhof verlegte Rahmenhandlung, deren Rückblendungen verschiedene historische Parallelen umfassen.
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